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festgehalten Die Veranstaltungen der Chemieverbände Rheinland-Pfalz Lernen mit neuen Medien EDITORIAL Die junge Generation verbindet ein Merkmal: Die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Sozialen Medien. Das Leben in der virtuellen Parallele ist Teil dieser Lebenskultur geworden. Dank internetfähiger Smartphones und Tablet- PCs ist auch der Azubi permanent online und nutzt das Internet zur Unter- haltung und zur Kommunikation mit Freunden und Kollegen. Diese neuen Medien, das Internet und die Hardware, sind die Grundlage für eine neue Form der Informationsbeschaffung und Wissensvermittlung – jede Frage kann sofort an Ort und Stelle beantwortet werden. Erste Unternehmen nutzen diese Medienkompetenz und binden die neuen Anwendungen der Sozialen Medien bereits in ihre Ausbildungskonzeptionen ein. Sie haben das Potential, die Wissensvermittlung und das Lernen in Gruppen zu gestalten und wecken beim betrieblichen Nachwuchs Interesse und Begeisterung. In einem eintägigen Workshop der Chemieverbände Rheinland-Pfalz wurde ein Einblick in die Vielfalt der neuen Sozialen Medien gegeben und praktische Anwendungen vorgestellt. Stefanie Lenze | Chemieverbände Rheinland-Pfalz INHALT >> Was sind Soziale Medien? >> Die Rolle des Ausbilders >> Ansatzpunkte zur Umsetzung >> Nachgefragt Moderne Ausbildungskonzepte nutzen – Soziale Medien in der Wissensvermittlung >>

Ausbilden und Lernen mit neuen Medien

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Die junge Generation verbindet ein Merkmal: Die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Sozialen Medien. Das Leben in der virtuellen Parallele ist Teil dieser Lebenskultur geworden. Dank internetfähiger Smartphones und Tablet- PCs ist auch der Azubi permanent online und nutzt das Internet zur Unter- haltung und zur Kommunikation mit Freunden und Kollegen. Diese neuen Medien, das Internet und die Hardware, sind die Grundlage für eine neue Form der Informationsbeschaffung und Wissensvermittlung – jede Frage kann sofort an Ort und Stelle beantwortet werden. Erste Unternehmen nutzen diese Medienkompetenz und binden die neuen Anwendungen der Sozialen Medien bereits in ihre Ausbildungskonzeptionen ein. Sie haben das Potential, die Wissensvermittlung und das Lernen in Gruppen zu gestalten und wecken beim betrieblichen Nachwuchs Interesse und Begeisterung.

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Page 1: Ausbilden und Lernen mit neuen Medien

festgehaltenDie Veranstaltungen der Chemieverbände Rheinland-Pfalz

Lernen mit neuen Medien

EDITORIALDie junge Generation verbindet ein Merkmal: Die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Sozialen Medien. Das Leben in der virtuellen Parallele ist Teil dieser Lebenskultur geworden. Dank internetfähiger Smartphones und Tablet-PCs ist auch der Azubi permanent online und nutzt das Internet zur Unter-haltung und zur Kommunikation mit Freunden und Kollegen. Diese neuen Medien, das Internet und die Hardware, sind die Grundlage für eine neue Form der Informationsbeschaffung und Wissensvermittlung – jede Frage kann sofort an Ort und Stelle beantwortet werden.

Erste Unternehmen nutzen diese Medienkompetenz und binden die neuen Anwendungen der Sozialen Medien bereits in ihre Ausbildungskonzeptionen ein. Sie haben das Potential, die Wissensvermittlung und das Lernen in Gruppen zu gestalten und wecken beim betrieblichen Nachwuchs Interesse und Begeisterung.

In einem eintägigen Workshop der Chemieverbände Rheinland-Pfalz wurde ein Einblick in die Vielfalt der neuen Sozialen Medien gegeben und praktische Anwendungen vorgestellt.

Stefanie Lenze | Chemieverbände Rheinland-Pfalz

INHALT

>> Was sind Soziale Medien?

>> Die Rolle des Ausbilders

>> Ansatzpunkte zur Umsetzung

>> Nachgefragt

Moderne Ausbildungskonzepte nutzen – Soziale Medien in der Wissensvermittlung

>>

Page 2: Ausbilden und Lernen mit neuen Medien

WAS SIND SOZIALE MEDIEN?Soziale Medien ist ein Sammelbegriff für Internetanwendungen, die auf gegenseitigem Austausch und dem Einstellen von eigenem Inhalt basieren. Dank der Smartphones können die Nutzer sich unabhängig von Zeit und Ort in ihrem Netzwerk anmelden.

Studien belegen, dass für die große Mehrheit der Jugendlichen beson-ders soziale Netzwerke wie Facebook eine sehr hohe Alltagsrelevanz haben. Fast 60 Prozent besuchen ihr Netzwerk täglich, und 16 Prozent lassen sich über alle Netzwerk-Neuigkeiten auf dem Handy informieren.

Hier gelten andere Verhaltensregeln und Abläufe als in den klas-sischen Medien wie Zeitschriften, Fachbücher oder Fernsehen. Infor-mationen werden weniger vorselektiert und in Relevanzen geordnet. Jeder Teilnehmer ist Autor und Leser zugleich und bestimmt selbst, was von Interesse ist. Die verschiedenen Anwendungen der Sozialen Medien reichen vom Senden von persönlichen Nachrichten bis zum kollektiven Verfassen von qualifizierten Inhalten in Wikis.

Der Rückgriff auf Informationen im Internet ermöglicht eine ständige Aktuali-sierung der Lerninhalte. Jede Aussage im theoretischen oder praktischen Unterricht ist sofort überprüfbar.

Die Ausbildungsbetreuer müssen ihre Materialien auf dem aktuellen Stand halten. Die unmittelbare Gegenkontrolle und Korrektur durch die Azubis sind aber keine Störung: Reflexion und Teilnahme sind wichtige Eigenschaften.

Statt Frontalunterricht findet interaktive Teamarbeit auch in der Aus bildung immer öfter statt. Das Internet ist zentraler Bestandteil des Arbeitens: als primäre Informationsquelle und als Medium der Kommunikation. Erste Um-setzungen in Mitgliedsunternehmen zeigten: Wenn Azubis Inhalte in Refe-raten erarbeiten, ist das Interesse größer und die Qualität besser.

Die Aufgabe der Ausbilder besteht darin, eine Orientierung in der Fülle der Inhalte zu bieten. Beispielsweise durch Verweise auf vertrauenswürdige Onlinequellen. Ausbilder tragen heute Verantwortung für die inhaltliche Qualität des Lernstoffs.

Es ist Aufgabe der Ausbildungsbetriebe, ihre Azubi-Betreuer in neuen Medien fit zu machen. Es sind die Ausbilder, die den medialen Generationswechsel hautnah erleben. Damit sie ihr Wissen weitergeben können, müssen sie die veränderte Lebenswirklichkeit der Azubis verstehen.

Die Ausbilderqualifizierung muss nicht über externe Schulungen laufen. Im Konzept des »Reverse Mentoring« schult der betriebliche Nachwuchs die älteren Kollegen in den neuen Medien.

HÄUFIGKEIT DER INTERNETNUTZUNGComputer und Internet sind für Jugendliche nicht nur leicht zugäng-lich, sie werden auch intensiv genutzt. Die Nutzung des Internets ist fest im Alltag der Jugendlichen verankert; über die Hälfte googelt, twittert und chattet jeden Tag.

Willkommen in der Zukunft

Studien zum Thema>> JUGEND 2010 von Shell: goo.gl/3wVjs

>> JIM 2011 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs): goo.gl/PSkWJ

>> MEDIA 2020 von Mediacon: goo.gl/0cq73

Lernen mit neuen Medien | Mainz

DIE ROLLE DES AUSBILDERS WIRD SICH VERÄNDERN

Täglich online: 65%

Mehrfach in der Woche:

25%

Einmal in der Woche: 7%

Selten: 3% Nie: 1%

Quelle: JIM Studie 2011, Studie vom mpfs zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger

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Gemeinsam Wissen schaffen

Wikis sind Online-Lexika. Das Vorbild aller Wikis, Wikipedia, konnte in nur elf Jahren über 1,4 Millionen deutschsprachige Artikel bereitstellen (Stand 18.06.12). Der Clou: Alle Inhalte werden von freiwillig arbeitenden Autoren eingestellt. Übertragen auf die Ausbildung heißt das: Einträge können von den Azubis selbst formuliert und korrigiert werden.

Kommunikation und Organisation online stattfinden lassen

Soziale Netzwerke stärken die Identifikation mit dem Azubi-Jahrgang und dem Unternehmen. Auszubildende können sich austauschen, Unterlagen teilen und gemeinsam auf Prüfungen vorbereiten. Für Unternehmen lohnt sich der Zeit- und Kostenaufwand eines eigenen sozialen Netzwerks eher nicht. Besser ist es, auf ein bestehendes Netzwerk auszuweichen.

Aus der Toolbox des Referenten: Die Berichtsheft-App. Mit ihr kann man zum Beispiel unterwegs Berichtshefte verfassen oder sich an Abgabetermine erinnern lassen.

Ein Azubi-Wiki ist auf azubi.net angeboten. Für eigene Wikis gibt es mehrere Softwares auf dem Markt.

Facebook ist zwar in aller Munde, aber nicht die einzige Option. Es gibt auf Unternehmen spezialisierte Netzwerke wie communote und yammer.

ANSATZPUNKTE FÜR DIE UMSETZUNGZu Beginn muss klar sein, was man will. Sollen Unterrichtsmaterialen zum Download angeboten werden? Sollen Materialen ausgetauscht werden können? Soll es Kommunikationsmöglichkeiten geben? Sollen sich die Azubis in Profilen präsentieren und untereinander vernetzen?

Der erste Schritt ist leichter als gedacht: Einfach die Azubis in den Prozess einbinden. Dieses Zeichen der Wertschätzung motiviert. Außerdem wissen sie selbst am besten, welche der zahllosen Ange-bote auf dem Online-Markt die idealen Funktionen bietet. Denn das Wichtigste ist, dass die Auswahl von Sozialen Medien zum Unterneh-men, seinem Ausbildungskonzept und seinen Mitarbeiter passt.

Ausbildungsinhalte online bereitstellen

Das Lernen mit neuen Medien ist »Learning on demand«. Es ist unab-hängig von Ort, Zeit und Gerät. Die veränderten Nutzungs- und Lern ge-wohnheiten können für moderne Ausbildungskonzepte sinnvoll genutzt werden. Inhalte und Lernkontrollen können über ein Intranet genauso bereitgestellt werden, wie über eine geschlossene Gruppe in einem sozialen Netzwerk.

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NACHGEFRAGT

Impressum | HERAUSGEBER: Chemieverbände Rheinland-Pfalz, Bahnhofstraße 48, 67059 Ludwigshafen, Telefon 06 21-5 20 56 -0, Telefax 06 21-5 20 56 -20, [email protected], www.chemie-rp.de, REDAKTION: Stefanie Lenze, FOTOS: Marcel Hasübert, mh-foto.de, GESTALTUNG: [email protected], Köln, DRUCK: prints + forms GmbH & Co. KG, Mannheim, Auflage: 400, Stand: Juni 2012 Die Veranstaltung fand am 19.6.2012 in Mainz statt.

Lernen mit neuen Medien | Mainz

Warum sollten Sozialen Medien in der Ausbildung ein-gesetzt werden?

Soziale Medien sind fester Bestandteil der Kommuni-kation von Jugendlichen. Bisherige Methoden der Wissensvermittlung haben weiterhin Bestand, doch kommen neue Methoden dazu. Besonders soziale Netzwerke erleichtern das Lernen und die kooperative Arbeit der oft räumlich getrennt Lernenden.

Was muss ein Ausbildungsbetrieb bei der Umsetzung beachten?

Die Herausforderung besteht darin, Lust am Lernen und Lehren mit neuen Medien zu gewinnen. Fünf Punkte geben bei der Umsetzung Orientierung.

1. Kosten – Welche Anschaffungen braucht man, um neue Medien in den Ausbildungsalltag zu integrie-ren? Bei einem kleineren Budget kann man auch die Geräte der Auszubildenden verwenden. »Bring your own device« ist eine Strategie, die trotz Ab-stimmungsbedarfs mit der IT sinnvoll ist.

2. Nutzen – Welche Vorteile bieten die neuen Lehr- und Lernformen? Immer und überall zu Arbeiten er-fordert zum Beispiel eigenverantwortliches und selbstorganisiertes Lernen.

3. Technik – Die Auswahl der Geräte und der Social-Media-Anwendungen ist wichtig. Sie ergibt sich aus der Kosten- und Nutzenanalyse.

4. Know-how – Die Qualifizierung der Ausbilder darf nicht vergessen werden. Nur so sind sie nah an der Zielgruppe und können deren Bedürfnisse verste-hen.

5. Kultur – Durch Soziale Medien entsteht ein Kultur-wandel hin zu Transparenz und Offenheit. Ein Aus-bildungsbetrieb kann damit auf dem Bewerber-markt punkten.

www.bibb.de www.mpfs.de www.cyquest.de www.buschbacher.wordpress.com www.youtube.com www.facebook.de www.yammer.com www.slideshare.net www.flickr.com www.communote.com www.wikipedia.de www.azubi.net www.azubister.net http://www.berichtsheftapp.info/

WEBADRESSEN für mehr Informationen

Josef Buschbacher, Social Media-Experte von UP TO DATE