19
FACHBEREICH KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT Pro-Seminar: Kommunikationsstrategien im Social Web LV-Leiter: Mag. David Röthler Wintersemester 2010 Seminararbeit Arbeitstitel: Crowdsourcing das Outsourcing der Zukunft Benjamin Kaindl Matrikelnummer 0922108 Mario Kogler Matrikelnummer 0822365 Plaikhofweg 29 Staudenweg 79 5440 Golling 5204 Strasswalchen E-Mail: [email protected] [email protected] Abgabedatum …………………………

Crowdsourcing -das_outsourcing_der_zukunft

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

FACHBEREICH KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT

Pro-Seminar: Kommunikationsstrategien im Social Web

LV-Leiter: Mag. David Röthler

Wintersemester 2010

Seminararbeit

Arbeitstitel:

Crowdsourcing – das Outsourcing der Zukunft

Benjamin Kaindl – Matrikelnummer 0922108 Mario Kogler – Matrikelnummer 0822365 Plaikhofweg 29 Staudenweg 79 5440 Golling 5204 Strasswalchen E-Mail: [email protected] [email protected] Abgabedatum …………………………

Page 2: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versicheren wir an Eides statt, dass wir die vorliegende

Seminararbeit Bakkalaureatsarbeit Magisterarbeit

ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel

angefertigt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als

solche kenntlich gemacht haben.

Diese Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form noch bei keiner anderen Prüferin/ keinem

anderen Prüfer als Prüfungsleistung eingereicht.

Uns ist bekannt, dass Zuwiderhandeln mit der Note „nicht genügend“ (ohne Möglichkeit einer

Nachbesserung oder Wiederholung) geahndet wird und weitere rechtliche Schritte nach sich

ziehen kann.

Diese Arbeit wurde neben der gedruckten Version auch auf CD-Rom zur Prüfung der o.g.

Erklärung bei der zuständigen Prüferin/dem zuständigen Prüfer hinterlegt.

______________________ _______________________

(Ort und Datum) (Unterschrift)

_______________________

(Unterschrift)

Page 3: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Gliederung 1. Einleitung

2. Begriffsdefinitionen

2.1.1. Crowdsourcing

3. Crowdsourcing Plattformen

3.1. Forschung & Entwicklung

3.2. Marketing, Design und Ideen-Plattformen

3.3. Kollektive Intelligenz und Prognose-Plattformen

3.4. Innovative Service-Möglichkeiten

3.5. Creative Co-Creation

3.6. Unternehmens-Initiativen

3.7. Peer Production & P2P

3.8. Öffentliches Crowdsourcing – Public Crowdsourcing

4. Fazit

5. Quellen- und Literaturverzeichnis

Page 4: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

1. Einleitung

Das Outsourcing, ein bekanntes Handlungsschema im Wirtschaftswesen bekommt im 21.

Jahrhundert Konkurrenz. Das Crowdsourcing hat sich zum neuen Outsourcing der Zukunft

entwickelt. Möglich macht‟s das Internet mit seinen Web 2.0 Ausprägungen. Der Unterschied

zum Outsourcing ist, dass beim Crowdsourcing das zu lösende Problem oder die zu lösende

Aufgabe an die Öffentlichkeit im Internet ausgegeben wird und nicht nur, wie beim

Outsourcing, an eine Organisation (vgl. Brabham 2008: 75-90). Jetzt meinen sicherlich viele,

diese Methode ähnelt sehr dem “Open-Source-Grundsatz“. Nein! Denn beim Crowdsourcing

wird die Aufgabe von einem bestimmten Auftraggeber initiiert, und nicht von Personen der

Öffentlichkeit, welche beim “Open-Source-Grundsatz“ den Auftrag geben (vgl. ebd.:75–90).

Genau dieser Crowdsourcing Grundsatz ist sehr interessant und hat viele

Anwendungsgebiete, wie z.B. in der Forschung und Entwicklung, Marketing und Design oder

auch innovative Service Möglichkeiten, um nur ein paar zu nennen. Wie man erkennt, ist

man im Internet somit sehr variabel, was die

Aufgabenstellungen und Anwendungsgebiete

betrifft. Darum entschieden wir uns eine Arbeit

mit dem Titel

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der

Zukunft?!

über Crowdsourcing in

Wirtschaftsunternehmen zu schreiben. Ziel

dieser Seminararbeit ist es einen allgemeinen

Überblick über das Thema Crowdsourcing zu

geben. Es werden auch Begriffsdefinitionen

zum Crowdsourcing durchgeführt werden. Des Weiteren sollten Paradebeispiele für die

Anwendungsgebiete angeführt und erklärt werden.

Der Markt für Crowdsourcing-Modelle und –angebote ist riesig und wir [in Deutschland, d.

Verf.] haben noch gar nicht richtig gemerkt, was hier abgeht und müssen aufpassen hier

nicht einen der nächsten Trends nachhaltig zu verpassen. (vgl. Schneider 2010: o.S.) Man

sieht, die gesellschaftliche Relevanz ist mehr als vorhanden und das Interesse steigt.

Abschließend wird ein Ausblick über das Crowdsourcing und deren Zukunft gegeben

werden.

Page 5: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

2. Begriffsdefinitionen

2.1 Crowdsourcing Definition:

„Crowdsourcing is the act of taking a job traditionally performed

by a designated agent (usually an employee) and outsourcing it to

an undefined, generally large group of people in the form of an

open call.“ (Howe 2006: o.S.)

Jeff Howe – Crowdsourcing – YouTube.com http://www.youtube.com/watch?v=F0-UtNg3ots

deutsche Definition:

Unter Crowdsourcing versteht man das Involvieren von einer Gruppe von

Internetnutzern außerhalb der Strukturen des Unternehmens

in einem vorher klar definierten Rahmen (Software, Zeitraum,

Teilnahmebedingungen, Incentivierung) zur Generierung

unterschiedlichster Mehrwerte für einen Auftraggeber

(Unternehmen, Dienstleister, Webplattform, Einzelperson).

(Roskos 2011: o.S.)

Um die Zusammenarbeit der Nutzer im Internet zu ermöglichen, kommen beim

Crowdsourcing vielfältige Mechanismen des Web 2.0 zum Einsatz. Kommentare,

Wertungsmechanismen, Weiterempfehlungen und Verschlagwortungen sind sehr wichtig um

miteinander zu kommunizieren beziehungsweise zu interagieren. (vgl. Roskos 2010: o.S.)

Crowdsourcing ist somit ein Prozess, der auf eigenen Plattformen, aber auch unter der

Nutzung diverser schon vorhandener Web-Plattformen stattfindet. Grundlage dafür ist die

Page 6: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Nutzung des Internet, um den Teilnehmern eine orts- und zeitunabhängige Interaktion zu

gewähren. (vgl. Roskos 2010: o.S.)

Das Crowdsourcing ist ein relativ junger

Baustein, der Begriff wurde erst im Jahre 2006

initiiert, der virtuellen Wertschöpfungskette und

legt Wert auf die Kraft der Vielen – die Kraft, die

Kreativität und die Vielfalt der Personen im

Internet und ihre Ideen, beruflichen

Qualifikationen, kulturellen Backgrounds, und

Erfahrungen sowie ihr Können. (vgl. Roskos

2010: o.S.)

„Jeder kann sich beim Crowdsourcing als wertvoller Bestandteil der Crowdsourcing-

Community mit einbringen.“ (Roskos 2010: o.S.) Mit eigenen Ideen oder als Kritiker, der

seine Meinung in Form von Bewertungen und Kommentaren in konstruktiver Form einbringt.

Oft sind es gerade die sogenannten Amateure, die aber häufig über ein tiefes Fachwissen

verfügen, sowie “Querdenker”, aus ganz fremden Disziplinen, oder diejenigen, die neue

Sichtweisen, Ideen und vorwärtstreibende Denkanstöße einbringen. Die Summe der Ideen,

Erfahrungen und Meinungen führt zu neuen Ergebnissen und Mehrwerten, wie sie bisher

ohne das Internet nicht möglich waren. (vgl. Roskos 2010: o.S.)

Hier ein Paradebeispiel für die Einbringung der eigenen Meinung, die Bewertung von

YouTube-Videos. Man kann die Videos auch mit dem Button „Einbetten“ auf andere oder

auch auf die eigene Plattform wie Homepages, Blogs oder Foren einbinden und somit für

andere und gleichgesinnte zugänglich machen.

Page 7: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

3. Crowdsourcing Plattformen

3.1. Forschung & Entwicklung

„InnoCentive.com [Herv. d.

Verf.] ist ein weltweit tätiges

Unternehmen, das

Organisationen aus Wirtschaft,

öffentlichem Dienst und Non-

Profit-Sektor schnellen Zugang

zu Innovationen verschafft.

InnoCentive nutzt Social Media

und Internet, um drängende

Problemstellungen einem

weltweiten Expertennetzwerk

zugängig zu machen.

InnoCentive ist außerdem

Gründer der ersten globalen Plattform für Open Innovation. Dort können Organisationen oder

so genannte Aufgabensteller ihre komplexen Probleme einstellen und das externe Wissen

der so genannten Problemlöser nutzen. Die Open Innovation Community umfasst aktuell

200.000 Forscher, Ingenieure und Produktdesigner aus 200 Ländern. Darüber hinaus verfügt

InnoCentive über die Möglichkeit, Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter von Unternehmen

anzusprechen. Da InnoCentive mit Partnern wie SAP und Nature kooperiert, erreichen die

Fragestellungen weltweit rund 4 Millionen potenzielle Problemlöser. Rund 50 Prozent aller

erfolgskritischen Aufgaben aus Unternehmen werden über die Ideenplattform von

InnoCentive gelöst.

Aufgrund der gemeinsamen internationalen Basis der Europäischen Union sind europäische

Unternehmen geradezu prädestiniert dafür, über Open Innovation externes Wissen zu

nutzen. Die weltweite Wirtschaftskrise hat diesen Trend verstärkt, da Unternehmen

gezwungen sind, ihre Innovationsmethoden zu überdenken und neue Wege in der

Forschung und Entwicklung zu beschreiten.

Speziell für diesen Markt hat InnoCentive ein neues Produkt entwickelt. InnoCentive@Work

ist eine interne Social Media Plattform, die verschiedene Standorte oder Partner eines

Unternehmens bei der internationalen Zusammenarbeit unterstützt. Diese Web-basierte

Page 8: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Community ermöglicht Mitarbeitern alle unternehmensinternen Lösungsvorschläge und

Ideen für eine Problemstellung zu sehen und gemeinsam daran zu arbeiten. Auf diese Weise

bringen InnoCentive Wissenssilos im Unternehmen zusammen. Kombiniert mit dem Zugang

zu InnoCentives Ideenplattform steht Unternehmen, die im Wettbewerb auf bahnbrechende

Innovationen angewiesen sind, eine effiziente Lösung für Open Innovation zur Verfügung.“

(o.V. 2010: o.S.)

3.2. Marketing, Design und Ideen-Plattformen

Redesignme.com ist ein sogenannter

„Meeting-Place“ für Firmen und Kreative.

Da Firmen immer wieder neue,

innovative Ideen für Vepackungsdesigns,

ihr Corporate Design oder Produktdesigns benötigen, finden sie an diesem Online-Meeting-

Place ab Hilfe. Sie stehen durch diese Online-Plattform zu weltweit 5.600 Mitglieder in

Kontakt und können ihre Problemstellungen oder Aufgabenstellungen in Form von

sogenannten, zeitlich begrenzten, Challenges an die Community abtreten. Die Community

welche aus Studenten, kreativen Konsumenten und Designern besteht gibt ihre „Redesigns“

in Form von Ideen, Konzepten oder gar fix-fertig designten Produkte der Firma preis. Die

hingegen gibt noch einmal Feedback zum upgeloadeten Redesign, damit die Mitglieder ihre

Redesigns verbessern können. Nach einer gewissen Zeitspanne schließt sich das

Zeitfenster der Challenge und die Firma wählt einen Gewinner aus. Jener erhält für seinen

Aufwand entsprechend einen Gewinn in Form von RDM. RDM‟s sind Credits welche im

vorhandenen Online-Shop für MP3 Player, Apple iPads oder auch Amazon-Gutscheine

eingelöst werden können. (vgl. Redesignme.com 2007: Videoquelle)

Redesignme.com-Video – Vimeo.com http://vimeo.com/14477725

Page 9: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

3.3. Kollektive Intelligenz und Prognose-Plattformen

Um bessere Ergebnisse in der Google-Bild-Suche zu

bewerkstelligen, kann man Google mit dem Google Image

Labeler unterstützen. Die Sache funktioniert in Form eines

Spiels mit einem zufällig zugewiesenen Spieler. Beim Spiel bekommt man 2 Minuten lange

Bilder angezeigt. Man assoziiert mit dem Bild verschiedene Schlagwörter, die man dann dem

Bild zuweist. Hat der Gegner dem Bild das gleiche Schlagwort zugewiesen, erhält man dafür

Punkte. Die breite Masse beziehungsweise die Community wird ans Taggen der Bilder

herangezogen und somit kann man in kürzester Zeit 800 Millionen Bilder mit Tags

beziehungsweise Schlagwörtern versehen. Google nutzt hierbei eben nicht eigene

Mitarbeiter sondern die Crowd im Internet. (vgl. Klätzke 2008: o.S.)

Google Image Labeler baut auf

das Schema vom ESP-Game auf

– Google hat sich nämlich die

Lizenzen für dieses Spiel

gesichert und es nun selbst für

eigene Ansprüche verwenden zu

können. (von Ahn 2006: o.S.)

Page 10: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

3.4. Innovative Service Möglichkeiten

Die Plattform Mechanical Turk ging

im November 2005 im Netz online.

Kunden können via Mechanical Turk

einfachste Arbeitsaufgaben an die Community auslagern. Bei diesem Konzept will man

Aufgaben outsourcen, die von einer Software nicht oder nur schlecht erledigt werden können

und für die man keine Praktikanten oder andere Billiglohnkräfte engagieren will. Mechanical

Turk ist die perfekte Plattform um einfachste Arbeiten, die am Computer erledigt werden

können, im Niedriglohnsektor abarbeiten zu lassen. Aufgaben wie Bilderkennungsaufgaben,

das Zuordnen von Texten, einfache Übersetzungs- und Korrekturaufgaben,

Stimmerkennungsaufträge und ähnliches sein. Leider funktioniert dieser Service

beziehungsweise die Auszahlung der erbrachten Leistung nicht in Europa. Ein

amerikanisches Bankkonto ist von Nöten. Ein anderer Lösungsweg ist, sich die Gutschrift auf

das eigene Amazon-Konto gutschreiben zu lassen. Die Gutschrift wird leider nicht auf

amazon.de sondern auf amazon.com angezeigt, deshalb muss man die Ware über die

amerikanische Plattform bestellen, um die Gutschrift einlösen zu können. Dieser Weg ist

extrem umständlich und wird die meisten deutschen potentiellen Interessenten abschrecken.

Insgesamt ist Mechanical Turk super einfach und unkompliziert zu nutzen. Die Hürden sind

niedrig und die Arbeiten für jeden zu erledigen, der es geschafft hat ins Internet zu gelangen.

(vgl. Roskos 2008: o.S.)

Die Entlohnung ist niedrig. Die

Arbeiten werden in „Hits“ (Human

Intelligence Tasks) unterteilt, in

kleinste Teilaufgaben. Für jeden Hit

gibt es eine vorgegebene Summe.

Mal ist das 1 Cent, mal 5 Cent oder

bei größeren Hits auch mal 5 Dollar.

Mechanical Turk funktioniert und

wird schon seit zweieinhalb

Jahren genutzt. Mechanical Turk ist ein kräftiger Beweis dafür, wie effektiv man mit

Crowdsourcing Mehrwerte schaffen lassen kann. Noch dazu ist es bestes Beispiel

dafür, wie man mit Crowdsourcing ein funktionierendes Geschäftsmodell aufbauen

kann. (vgl. Roskos 2008: o.S.)

Page 11: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

3.5. Creative Co-Creation

Deregulierung und Wachstumsmärkte fordern eine neue Form der Regulierung. Die

Konvergenz von Technologie und Industrie und die mittlerweile überall mögliche

Konnektivität haben viele Facetten der Geschäftswelt grundlegend geändert und treiben

diese Entwicklung stetig weiter. Diese Faktoren haben die Natur der Verbraucher geändert.

Heute sind Verbraucher vernetzt, informiert, aktiv und global. Diese Faktoren haben auch die

Natur der Firmen geändert. Heute können Unternehmen ihre Wertkette in Weisen

zersplittern, die vorher nicht möglich waren. Sowohl der physische als auch der nicht

physische Teil der Unternehmen (Geschäfts- und Managementprozesse) können

aufgespalten werden. Diese Tendenzen ermöglichen eine neue Form der Wertschaffung:

Co-Creation. Der Wert wird nicht im Unternehmen geschaffen und dann mit dem Kunden

ausgetauscht, sondern der Wert wird durch das Unternehmen und den Kunden Co-

geschaffen. Der Wert wird also gemeinsam vom Unternehmen und vom Verbraucher

geschaffen. Im traditionellen System, in dem Unternehmen die Produkte und

Dienstleistungen beschließen, die sie herstellen, beschließen sie mittels Implikation, was

dem Kunden von Wert ist. In diesem System haben Verbraucher eine kleine oder gar keine

Rolle in der Wertschaffung. Innerhalb der letzten zwei Dekaden haben Manager Wege

gefunden, einen Teil der Arbeit zu aufzuteilen und an Kunden weiterzuleiten. Sei es Self-

Checkout, die Miteinbeziehung von einem Teil der Kunden zur Produktentwicklung oder eine

Reihe von Varianten dazwischen. Co-Creation geht somit weit über bloße

Kundenorientierung hinaus und bezieht diese als seriöse und sehr wichtige Ideenlieferanten

mit ein. Durch diese gemeinsame Schaffung von Produkten, bewegen wir uns laut Prahalad

eindeutig weg von einer produktzentrierten Sichtweise – hin zu einer erfahrungszentrierten

Sichtweise – zu einer Co-Creation des Wertes. Hochwertige Interaktionen, die einem

einzelnen Kunden ermöglichen, persönliche Erfahrungen mit dem Unternehmen Co – zu

schaffen. Das ist der Schlüssel zu neuen Quellen des Wettbewerbsvorteils. (vgl. Prahalad,

C.K./ Ramaswamy, Venkat, 2004).

Ursprung von Co-Creation:

In den neunziger Jahren veröffentlichten Prahalad und Co-Guru Gery Hamel eine

einflußreiche Therorie der Unternehmensführung. „Core Competence“. Kernkompetenzen

sind die einzigartigen Fähigkeiten und das Know-How, die einem Unternehmen ihren

Wettbewerbsvorteil verschafft.

Page 12: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Schritte in den Co-Creation Prozess:

1) Definieren klarer Ziele für das Projekt.

2) Herausfinden wer die richtigen Kunden zum Einbeziehen in

das Projekt sind.

3) Zusammenarbeiten mit Kunden, um herauszufinden was sie wirklich in einem Produkt

oder einem Service mit eingeschlossen haben möchten.

4) Produkte oder Systeme gemeinsam entwerfen, um jene Kundenbedürfnisse zu erfüllen.

Dieses schließt die Auswahl der Partner mit ein, die im Netzwerk inkludiert sind.

5) Beschließen wie man den Wert teilt.

6) Überwindung internen Widerstandes zur Veränderung – innerhalb der Verkäufer-,

Kunden- und Partnerorganisationen. Das ist ein kritischer Schritt im Sicherstellen, dass

sie den Absatzkanal steuern. (Research-Results, 2010/1, S.24)

Was Co-Creation heute leisten sollte:

Interaktionsplattformen zu schaffen - Co-Creation muss Spaß machen!

Interaktionsförderliche und kreative Prozesse kompetent zu moderieren - Co-Creation

ist ein dialogischer Prozess!

Den Teilnehmern Tools an die Hand zu geben, die sie zur Umsetzung ihrer kreativen

Ideen befähigen.

Neben dem Auszählen expliziter Wünsche („mehr Linux!") auch latente Bedürfnisse

hinter den kreativen Arbeiten zu erkennen und sichtbar zu machen.

Das ganzheitliche Verständnis der Konsumenten zu ermöglichen: Weg von der

Masse und hin zu einer Sichtbarmachung der Teilnehmer. (Research-Results, 2010)

Nachteile und Einschränkungen von Co-Creation:

Märkte, Industrie, Firmen, Systeme und Menschen ändern sich nicht so schnell. So

kann es durchaus einige Zeit dauern, bevor die ganze Welt „co-schafft“.

Zusammenarbeit ist viel härter als Konkurrenz.

Das Konzept stellt viele der Gewohnheiten der Manager infrage. Die Denkweise einer

Firma in dieser Weise zu ändern, in der ein externer Kunde denkt, ist nicht einfach.

Buchhaltungsrichtlinien, die auf dem basieren, was eine Firma „besitzt“, werden auch

infrage gestellt. Buchhaltungsgesetze sind notorisch schwer zu ändern.

(Prahalad, C.K./ Ramaswamy, V., 2004)

Page 13: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

3.6. Unternehmens-Initiativen

Wirtschaftsunternehmen vernetzen sich im gemeinsamen Interesse um Ziele z.B.:

ökonomischer zu erreichen. Das erfordert andere Perspektiven und Praktiken des

Managements. Einerseits sollten Unternehmen Initiativen zeigen hinsichtlich neuer

Praktiken, andererseits sind auch Kollaborationen zwischen Firmen vermehrt in den

Vordergrund gerückt.

Beispiele für die Vernetzung von Unternehmen:

CSR: Corporate Social Responsibility: Stellt einen aus dem Angloamerikanischen

kommenden (normativen) Schlüsselbegriff der Unternehmensethik dar, welcher die Frage

nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen nachgeht. (Lin-Hi, Nick, 2009)

In den letzten Jahren wird Unternehmen immer mehr Verantwortung von Seitens der

Gesellschaft zugeschrieben. Die Herausforderung für die Unternehmensführung besteht

hierbei unternehmerische Akzeptanz dieser Gesellschaft zu erreichen und für Forderungen,

Kritiken und Verbesserungsvorschläge, von außen offen zu sein. Dabei hilft das Themenfeld

CSR u.a. immaterielle und unternehmerische Potentiale wie Glaubwürdigkeit, Vertrauen oder

Integrität aus der Sicht der Kunden aufzubauen. Das führt zu verbesserter

Kooperationsfähigkeit und Differenzierung im Wettbewerb. Weiters ist zwischen CSR als

Wohltätigkeit und CSR als Gewinnmaximierung zu unterscheiden:

Quelle: Wirtschaftslexikon Gabler

Page 14: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Beispiel von Corporate Social Responsibility als Wohltätigkeit:

Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes

Management e.V, - kurz B.A.U.M. Das ist ein Informations- und

Kontaktnetzwerk für Umweltmanagement und nachhaltige

Entwicklung. Dieses Netzwerk an Unternehmen gibt es

immerhin schon seit 1984 und befindet sich im deutschen

Ranking mittlerweile ganz oben.

Beispiel von Corporate Social Responsibility als Gewinnmaximierung:

Business for Social Responsibility (BSR)

Das ist ein Netzwerk von US-Unternehmen, die

sich für Corporate Social Responsibility (CSR)

interessieren.

Referenzen: u.a. Adidas, Ford Motor Company, HP,

IBM, Nike, Philip Morris USA, Procter & Gamble und UPS. (Lexikon der

Nachhaltigkeit, 2009)

3.7. Peer Production & P2P

Der Begriff wurde vom amerikanischen Rechtsprofessor Eben Moglen

1999 erstmals als bemerkenswertes Phänomen Peer Produktion be-

schrieben. Ohne Zweifel hat er auf seine Weise die Welt der Produktion

auf den Kopf gestellt. Spontane und ungezwungene Kooperation

Gleich-berechtigter. Alles funktioniert auf der Basis von Gemeingütern

und freiwillige Kooperation. D.h. beitragen statt tauschen.

Das bekannteste Paradebeispiel dieser Art ist Wikipedia, mit dem bekannten Mitbegründer

Jimmy Donal Wales. Wo jede Person auf der gleichen hierarchieebene steht und freiwillig,

bzw. ohne Bezahlung kollaboriert. Ganz gleich wie bei der Free Software, jeder kann es

nutzen und jeder kann etwas dazu beitragen.

„We are relationally enhancing ourselves“.

(Bauwens, Michael, 2009)

Page 15: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Peer Production als Prozess der Wertschöpfung.

Peer Governance als eine Praxis, die aus der Notwendigkeit entsteht, mit Konflikten

umzugehen, sich gegen Angriffe zu schützen, Regeln zu haben und so weiter.

Peer Eigentum als eine Reihe von rechtlichen und vertraglichen Innovationen, die die

Gemeingüter vor Privatisierung schützen. (Bauwens, Michael, zit. v. Helfrich, Silke

2009)

3.8. Öffentliches Crowdsourcing – public Crowdsourcing

In Zürich wird beispielsweise diese Form der Kooperation schon länger praktiziert, nennt

sich: „Bürgerbeteiligung bei Lösungen öffentlicher Probleme“ und besitzt Ähnlichkeiten mit

dem Begriff Citizensourcing. Durch das Einbeziehen der Bürger in den

Problemlösungsprozess kommt es zu vermehrter Identifikation mit der Stadtverwaltung, zu

mehr Input und somit größere Auswahl von Ideen, was theoretisch bessere Entscheidung mit

sich bringt, vermeintlich kostengünstiger ist und positive Stimmung bei der Bevölkerung

erzeugt. In der praktischen Anwendung funktioniert diese die Kommunikation über eine

zentral

eingerichtete

Website, eine

Plattform, über

diese Probleme

und Anliegen

ausgeschrieben

werden können.

Worauf Bürger mit

Lust und Laune

einen Beitrag

leisten können,

der auch

wahrgenommen

wird. Die Praxis spricht für sich. In der Züricher Stadtverwaltung hat man begriffen, dass es

mit einander in punkto für einander einfach besser funktioniert.

Page 16: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

4. Fazit:

Trendletter - Einschätzung: Crowdsourcing wird sich durchsetzen.

Energie und Ideenreichtum der Massen im Netz zu nutzen gehört in Zukunft zur gängigen

Geschäftspraxis – wenn die ausgelagerten Ideen nichts mit sensiblen Produkten oder

Geschäftsgeheimnissen zu tun haben.

Totlaufen indes wird sich der derzeit verbreitete Ansatz, die Ideen der Nutzer mehr oder

weniger ohne Gegenleistung abzuschöpfen. (Marketing und Trend, 2011)

Das Prinzip von Crowdsourcing ist im realen Leben bereits seit längerem gebräuchlich.

Ideenwettbewerbe oder gezielt angeordnete themenzentralisierte Arbeitsgruppen kamen

schon in vielen Bereichen der Wirtschaft zum Einsatz. Das Besondere ist also nicht der Pool

an sich, der ermöglicht, dass Ideen und „Know How“ zusammenfließen, sondern die

Verbindung mit Social Network. Oder auch kritisch gesagt: Die Ressourcen aus den

Communitys anzuzapfen.

Crowdsourcing wird als „virtuelle Wertschöpfung“ gesehen, was durchaus als legitim

betrachtet werden kann. Durch die Perspektive bzw. das Motiv unterscheiden sich die

mittlerweile unzähligen verschiedenen Versionen der Crowdsourcing-Geschäftsmodelle.

Sehr viele Unternehmen folgen dem Trend und wenden dieses Prinzip auf ihre eigenen

Geschäftsmodelle an. Was meiner Meinung nach, nicht immer zielführend umgesetzt wird.

Es ist keinesfalls ein Allheilmittel. Die große Schwierigkeit liegt im Management und in der

Organisation. Es gilt das umzusetzen, was im sozialen Bereich schon möglich ist und

Crowdsourcing ist jetzt- und wird in Zukunft, ein fixer Bestandteil von Unternehmen und dem

Management sein.

Es sind aber auch andere Strömungen zu beobachten, wie beispielsweise NGO`s mit dem

Prinzip Crowdsourcing umgehen, oder „Public Crowdsourcing“ wo der demokratische Aspekt

ganz klar im Vordergrund steht. Daneben könnte das Prinzip von Open Innovation, Open

Source und eben Crowdsourcing der öffentlichen Hand erhebliche finanzielle Einsparungen

bringen. Hinzu kommen noch einige positive Auswirkungen auf die Partizipationsmöglich-

keiten der Öffentlichkeit und die Motivation für weitere Beteiligungen des Einzelnen an

diversen Problemlösungen.

Im Public Crowdsourcing sehe ich das meiste Entwicklungspotential für die Zukunft. In

diesem Anwendungsbereich könnten die Vorzüge der Vernetztheit, den größten

gesellschaftlichen Wert dieses Prinzips mit sich ziehen. Dennoch gilt nach wie vor: „Die

Technologie ist heute weiter als unsere soziale Kompetenz". (Charles, Savage, 2001)

Page 17: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Ein für mich generell mit Skepsis erfüllter Punkt in Verbindung mit Crowdsourcing ist der

Inhalt. Sind Konkurrenzdruck und ökonomische Aspekte ein wesentlicher Grund zur

Qualitätsminderung? Lance Ulanoff vergleicht unter anderem den abnehmenden

Qualitätsjournalismus mit dem sich ausbreitenden „User generatet Content“ bzw. „User

driven Content“. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage der Wertigkeit. Ist auf

Crowdsourcing basierte Berichterstattung besser als das Altbekannte? (Lance, Ulanoff,

2010) Wird sich der Trend vom professionellen Journalismus weiter wegbewegen? Meiner

Meinung nach wird diese Diskussion erst dann seriös geführt werden, wenn der ganz große

Crowdsourcing-Hype vorüber ist und ein klares Bild unter dem Schleier der Aktualität

hervortritt.

Page 18: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

4. Quellen- und Literaturverzeichnis

Brabham, Daren C. (2008): Crowdsourcing: Overview.

http://www.worldlingo.com/ma/enwiki/en/Crowdsourcing#cite_ref-2 (19.01.2011)

Bauwens, Michael (2009): „Häng „ne Null dran“: Von der Entdeckung der Peer-Ökonomie.

Dt. Fassung: Helfrich Silke. http://commonsblog.wordpress.com/2009/08/11/hang-ne-null-

dran-von-der-entdeckung-der-peer-okonomie/ (17.02.2011)

Howe, Jeff (2006): The Rise of Crowdsourcing.

http://www.wired.com/wired/archive/14.06/crowds.html (13.01.2011)

Kaulartz, Sandro/ Babic, Edvin (2010): Research-Results: Von Myten und Methoden.

Ausgabe 1/2010, Seite 24. http://www.research-results.de/fachartikel/2010/ausgabe-1/von-

mythen-und-methoden.html (17.02.2011)

Klätzke, Toni (2008): Google Image Labeler verbessert Bilder-Suche!

http://www.netznews.org/?p=537 (19.01.2011)

Lexikon der Nachhaltigkeit (2009): Business for Social Responsibility.

http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/business_for_social_responsibility_1033.htm

(12.02.2011)

Lin-Hi, Nick (2008): Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort:

Corporate Social Responsibility. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/5128/corporate-

social-responsibility-v9.html (19.02.2011)

Marketing und Trend (2011): Crowdsourcing: Wo in Zukunft der Rohstoff Wissen

herkommt. Ausgabe: 02/2011. http://www.marketing-und-trend.de/crowdsourcing.php

(19.02.2011)

o.V. (2010): InnoCentive expandiert mit Open Innovation Plattform nach Europa.

http://www.fair-

news.de/news/InnoCentive+expandiert+mit+Open+Innovation+Plattform+nach+Europa-

46201.html (19.01.2011)

Page 19: Crowdsourcing  -das_outsourcing_der_zukunft

Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER

Roskos, Matias (2008): Crowdsourcing im Test: Mechanical Turk von Amazon.

http://www.socialnetworkstrategien.de/2008/06/crowdsourcing-im-test-mechanical-turk-von-

amazon/ (19.01.2011).

Roskos, Matias (2011): Die Crowdsourcing-Definition.

http://www.socialnetworkstrategien.de/2011/01/die-definition-von-crowdsourcing/

(13.01.2011).

Roskos, Matias (2010): Kurzdefinition Crowdsourcing.

http://www.socialnetworkstrategien.de/2010/07/crowdsourcing-mehrwerte-chancen-definition/

(13.01.2011).

Redesignme.com (2007): Video auf redesignme.com. http://vimeo.com/14477725

(19.01.2011)

Schneider, Burkard (2008): Top Ten Crowdsourcing-Trends 2011. http://www.best-practice-

business.de/blog/?cat=28 (13.01.2011).

Prahalad, C.K./ Ramaswamy, V. (2004): Methods Co-Creation.

http://www.12manage.com/methods_prahalad_co-creation_de.html (19.02.2011)

von Ahn, Luis (2007): Human Computation. http://video.google.com/videoplay?docid=-

8246463980976635143# (19.01.2011)