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Die Spielregeln werden nie mehr die Alten sein

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Dezentrale Organisation, Chaos-Management und Web passen bestens zusammen. Was das für unser Leben und für unsere netbasierten Möglichkeiten heißt und was der Seestern und die Spinne damit zu tun haben, erarbeitet Hans Schwab, Landesjugendring Niedersachsen e.V. auf einer NETPARTY-Session. Anhand von 10 Regeln für die neue Welt werden die revolutionären Potentiale und Möglichkeiten des Internet sichtbar.

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Der Seestern und die Spinne

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netpartyam

24.04.2009

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Die Spinne Die meisten von uns wissen, dass eine Spinne ein Lebewesen mit acht

Beinen ist, die aus einem Körper wachsen. Mit einer Lupe können wir sehen, dass eine Spinne auch einen winzigen Kopf hat und acht Augen. Der Kopf hält das Heft in der Hand.

Wenn man die Spinne einen Kopf kürzer macht, dann stirbt sie. Sie könnte vielleicht mit einem oder

zwei Beinen weniger auskommen und wahrscheinlich könnte sie auch

ein paar Augen verlieren, aber sie könnte sicherlich nicht ohne Kopf

überleben. Es ist also keine Überraschung, dass man bei einer

zentralistische Organisation zuerst wissen will, wo der Kopf sitzt.

Quelle: Wiley-Verlag 2007Ori Brafman und Rod A. BeckströmDer Seestern und die Spinne

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Der Seestern Im Web 3.0 haben wir es wie idealerweise in der Jugendarbeit von der Idee und Konstruktion her nicht mit einer Spinne zu tun, sondern mit einem Seestern. Auf den ersten Blick weist der Seestern

viele Ähnlichkeiten zu einer Spinne auf. Wie die Spinne hat auch der Seestern ein paar Beine, die

aus einem Rumpf kommen. Aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Der Seestern ist ein

Tier, das den Interessen und Bedürfnissen der Kinder- und Jugendlichen und den Erfordernissen der Jugendarbeit am nächsten kommt – denn der

Seestern ist dezentralisiert.Bei einer Spinne ist alles in etwa so, wie es

aussieht. Ein Rumpf ist ein Rumpf, ein Kopf ein Kopf und ein Bein ist ein Bein. Aber Seesterne sind anders. Der Seestern hat gar keinen Kopf.

Nicht einmal sein Rumpf hat eine Führungsfunktion. Tatsächlich sind in jedem

einzelnen Arm des Seesterns alle seine Hauptorgane in Kopie vorhanden. Wenn man den

Seestern in zwei Hälften schneidet, erlebt man ein kleines Wunder: Das Tier stirbt nicht, sondern

ziemlich schnell muss man sich mit zwei Seesternen rumschlagen.

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Der Seestern als dezentralisiertes NetzwerkSeesterne haben eine unglaubliche Eigenschaft: Wenn man ihnen einen Arm abschneidet, wächst bei den allermeisten ein neuer nach. Und bei manchen Unterarten, wie Linckia, auch der Langarmige Seestern genannt, kann sich das Tier aus einem Stück Arm komplett wieder selbst herstellen. Man kann einen Linckia in ein paar Stücke zerschneiden und aus jedem wird ein kompletter, neuer Seestern entstehen. Sie sind zu dieser märchenhaften Wiederherstellung in der Lage, weil ein Seestern in Wahrheit ein neurales Netzwerk ist – im Grunde genommen ein Netzwerk von Zellen. Anders als die Spinne mit ihrem Kopf, funktioniert der Seestern als dezentralisiertes Netzwerk. Man stelle sich vor: Damit sich ein Seestern bewegen kann, muss einer der Arme die anderen überzeugen, dass es ein guter Plan ist, das zu tun. Ein Arm fängt an, sich zu bewegen, und dann – wie genau das funktioniert, weiß niemand so richtig – ziehen die anderen Arme mit und bewegen sich auch. Das Gehirn gibt kein Hü- oder Hott-Kommando. Es gibt ja in Wahrheit gar kein Gehirn, das dies tun könnte. Der Seestern hat einfach keins. Es gibt keine Befehlszentrale. Die Zoologen fassen sich immer noch an den Kopf, wie diese Kreatur funktioniert, aber in Netzstrukturen gedacht ist es ganz logisch.

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10 Regeln für die neue Welt

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> Regel 1: Größennachteile

> Größe und Macht gehörten zusammen, aber geringe Größe reicht heute auch.

> Klein kann besser sein, wenn ein großes Netzwerk existiert = Flexibilität und Macht.

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> Regel 2: Der Netzwerkeffekt

> Der Wertzuwachs eines Netzwerks ergibt sich durch jedes neue Mitglied.

> Gleichzeitig steigt der Wert des Netzwerks für jedes Mitglied.

> Seesternorganisationen schaffen Gemeinschaften in denen jedes neue Mitglied den Wert des Gesamtnetzwerks vergrößert.

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> Regel 3: Die Energie im Chaos

> Chaotische Systeme verschaffen Freiheit und lassen Luft zum Atmen.

> Seesternorganisationen sind Brutkästen für kreative, zerstörerische, innovative oder verrückte Ideen. Gute Ideen ziehen an.

> Festgelegte Ordnung, starre Systeme und Normierung verhindern Kreativität.

> Wo Kreativität wertvoll ist, muss man Chaos akzeptieren.

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> Regel 4: Wissen an den Rändern

> Das Wissen verteilt sich über die gesamte Mitgliedschaft.

> Das beste Wissen existiert oft an den Rändern einer Organisation (Long Tail)

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> Regel 5: Jeder möchte einen Beitrag leisten

> Alle Menschen in einem Seestern haben nicht nur das Wissen, sondern auch das grundlegende Verlangen, etwas zu teilen und einen Beitrag zu leisten.

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> Regel 6: Vorsicht vor der Hydra

> Dezentrale Organisationen sind Orte der Selbstverwirklichung und Identifikation.

> Wenn man sie (einen Seestern)

angreift, wird man ein blaues Wunder erleben – denn wie die Hydra - schneide den Arm eines Seesterns ab und er wird zum neuen Körper.

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> Regel 7: Katalysatoren sind Klasse

> Wir brauchen Inspirateure, Begeisterer, Ideengeber, Loslasser > und -innen.

> Katalysatoren regen zu gemeinsamen Handlungen an und wissen wann es Zeit ist los zu lassen.

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> Regel 8: Die Werte machen eine Organisation

> Ein Wertesystem, eine Ideologie, ist der Stoff, der dezentralisierte Organisationen antreibt.

> Wenn man die Werte aus ihr entfernt, bricht die Organisation zusammen.

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> Regel 9: Messen, Kontrollieren, Lenken

> Ungefähr das Richtige zu prüfen ist besser, als genau das Falsche.

> Nicht Mitgliederzahlen - sondern Aktivitäten sind der Maßstab.

> Wie aktiv sind die Gruppen / Wie stark ist das Netzwerk verbreitet / wie hoch ist die Unabhängigkeit / welche Verbindungen gibt es …

> Es kommt auf die Menschen an und auf das was sie machen wollen.

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> Regel 10: Flach sein oder flach gewalzt werden

> Auf das neue Spiel einlassen, wenn man das Alte nicht gewinnen kann.

> Sich den Veränderungen in den Weg zu stellen ist im besten Fall unnütz, im schlimmsten Fall kontraproduktiv.

> Die selben Kräfte können zu unglaublichen Leistungen befähigen.

Page 17: Die Spielregeln werden nie mehr die Alten sein

> Dezentrale Organisationen erscheinen auf den ersten Blick unordentlich und chaotisch. Aber wenn wir einmal anfangen ihr volles Potential zu erkennen, erweist sich das, was zunächst bloß wie große Reibungsverluste wirkt, als einer der mächtigsten Antriebe der Menschheit.