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GEM Suisse 2010 Global Entrepreneurship Monitor Unternehmertum im weltweiten Vergleich Länderbericht Schweiz 2010 Rico J. Baldegger Andreas A. Brülhart Patrick E. Schüffel Thomas Straub

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2010

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M Suisse 2010

Global Entrepreneurship MonitorL’entrepreneuriat en comparaison internationale

Rapport national suisse 2010

Rico J. Baldegger

Andreas A. Brülhart

Patrick E. Schüffel

Thomas Straub

Global Entrepreneurship MonitorUnternehmertum im weltweiten Vergleich

Länderbericht Schweiz 2010

Rico J. Baldegger

Andreas A. Brülhart

Patrick E. Schüffel

Thomas Straub

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2010 Swiss Executive Report 1

Die Autoren bedanken sich bei den Experten, die sich freund-licherweise dazu bereit erklärt haben, uns eine Einschätzung der Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen in der Schweiz zu geben; ebenso bei den 2002 Personen, die an der telefonischen Befragung durch die Gesellschaft für praktische Sozialforschung (gfs) Bern teilgenommen haben.

Dieser Bericht wäre ohne die grosszügige und dankenswer-te Unterstützung der Förderagentur für Innovationen (KTI) nicht realisiert worden.

Für eine Studie in diesem Umfang müssen verschiedene Personen einen ausserordentlichen Beitrag leisten. In erster Linie möchten die Autoren Muriel Berger, Sabine Frisch-knecht und Verena Huber danken, die als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im Institut für Entrepreneurship & KMU die Koordination in effizienter und effektiver Art durchführ-ten, sowie Rudolf J. Merkle und Danièle Rueger für deren konstruktive Durchsicht und Übersetzung.

Danksagung

Die Autoren möchten sich ebenfalls beim Koordinati-onsteam des GEM-Projekts bedanken, insbesondere bei Mick Hancock, Chris Aylett, Niels Bosma, Alicia Corduras und Yana Litovsky sowie den Sponsoren des GEM-Projekts am Babson College, Babson Park, MA (USA) und Universi-dad del Desarollo, Santiago, Chile.

Der vorliegende Bericht übernimmt in einigen Teilen die Ergebnisse folgender globalen Untersuchung: Kelley, D. & Bosma, N. & Amoros, J. E. (2011). Global Entrepreneurship Monitor 2010 Executive Report. Online unter folgender Adresse erhältlich: http://www.gemconsortium.org

Die verwendeten Daten werden vom GEM-Konsortium zentral gesammelt und verarbeitet. Die Autoren tragen die alleinige Verantwortung für die Auswertung und Interpre-tation der Daten.

Rico J. BaldeggerRico Baldegger leitet als Professor für Management und En-trepreneurship an der Hochschule für Wirtschaft Freiburg das Institut für Entrepreneurship & KMU und fungiert als akademischer Verantwortlicher des Masters in Entre-preneurship. Er studierte an der Universität St. Gallen und doktorierte an der Universität Freiburg. Seine Publikationen befassen sich mit unternehmerischen Gründungsprozessen, Internationalisierung von KMU und Neuorientierung von Familienunternehmen.

Andreas A. BrülhartAndreas Brülhart ist Studiengangleiter für den «Master in Entrepreneurship» an der Hochschule für Wirtschaft Frei-burg. Er hat in Freiburg und in Vaduz studiert und disser-tiert momentan an der Universität Liechtenstein. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich «Opportunity Reco-gnition» und «Entrepreneurship Education». Er verfügt über mehrere Jahre Start-up-Erfahrung.

Die Autoren des GEM-Berichts

Patrick E. SchüffelPatrick E. Schüffel arbeitet als Business Developer und Consultant in Zürich und ist Dozent an der Hochschule für Wirtschaft Freiburg. Nach dem Abschluss als Diplom-Kaufmann an der Universität Mannheim hat er an der nor-wegischen Handelshochschule in Bergen den Grad eines Master of International Business erworben und an der Hen-ley Business School, University of Reading, promoviert. Er hat über Entrepreneurship, International Business und Busi-ness Strategy publiziert.

Thomas StraubThomas Straub ist Professor für Strategisches Management und Entrepreneurship an der Hochschule für Wirtschaft Frei-burg. Er studierte am Institut d’Etudes Politiques (I.E.P) der Universität Pierre Mendes France II in Grenoble, Frankreich, und an der Universität Konstanz, Deutschland. Er promo-vierte in Wirtschaft- und Sozialwissenschaften am HEC der Universität Genf. Seine Publikationen umfassen insbesondere die Themengebiete unternehmerische Rahmenbedingungen, Organisationsentwicklung und Wissensmanagement.

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2 2010 Swiss Executive Report

Der sechste Länderbericht Schweiz zum Global Entrepre-neurship Monitor (GEM) diskutiert umfassend die Grün-dungsaktivitäten in der Schweiz. Der GEM ist ein internati-onales Forschungsprojekt, das Ende der 1990er Jahre von der London Business School und dem Babson College (USA) initiiert wurde. Im Rahmen des GEM Global Reports wur-den 2010 rund 175'000 Personen in 59 Ländern befragt, die 52% der Weltbevölkerung und 84% des weltweiten Brutto-sozialproduktes repräsentieren. Der GEM Global Report bildet die Grundlage für den vorliegenden Länderbericht der Schweiz. In der Gegenüberstellung der Schweiz mit den anderen innovationsbasierten Volkswirtschaften (gesamthaft 22 Länder) liegt der Schwerpunkt des Berichts. Darin wer-den die unternehmerischen Einstellungen, Aktivitäten und Ambitionen sowie die gründungsbezogenen Rahmenbedin-gungen deskriptiv erfasst und Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die unternehmerischen Aktivitäten reflektiert.

Unternehmerische Einstellungen und Wahrnehmungen: Die generelle Einstellung der erwachsenen Bevölkerung zu Gründungsaktivitäten und zum Status erfolgreicher Unter-nehmer bewegt sich in der Schweiz über dem Durchschnitt der innovationsbasierten Ökonomien. Dagegen wird die me-diale Aufmerksamkeit gegenüber unternehmerischen Akti-vitäten in der Schweiz als steigerungsfähig eingestuft.

Unternehmerische Aktivitäten: Insgesamt bemühten sich zum Zeitpunkt der Befragung knapp 5% der erwachsenen Schweizer, ein neues Unternehmen zu gründen (werdende Unternehmer) oder waren bereits Inhaber und Geschäfts-führer eines Unternehmens, das noch nicht älter als dreiein-halb Jahre war (Jungunternehmer). Die Total Early-Stage Entrepreneurial Activity (TEA) der Schweiz war leicht un-ter dem Durchschnitt der innovationsbasierten Ökonomien und ist erstmals seit 2005 gesunken. Sehr wahrscheinlich ist dieser Rückgang eine verzögerte Reaktion auf die Finanzkri-se, insofern Personen mit einem unternehmerischen Projekt in einem derartigen ökonomischen Kontext die Sicherheit einer angestellten Tätigkeit vorziehen.

Unternehmerische Ambitionen: Bei den Gründungsaktivi-täten mit hohen Wachstumsabsichten (HEA; 0,6%) befindet sich die Schweiz im Vergleich mit den 22 innovationsbasier-ten Volkswirtschaften auf dem 13. Rang. Interessanterweise sind die Ambitionen stabil, also auf demselben Niveau wie im 2009. Der Innovationsgrad der Gründungen als weiterer Indikator für unternehmerische Ambitionen ist nicht über-durchschnittlich für die Schweiz. Sie befindet sich im Mit-telfeld der vergleichbaren Länder. Dieses eher durchzogene Bild der unternehmerischen Ambitionen wird von einer re-lativ moderaten internationalen Orientierung der schweize-rischen Gründungsaktivitäten abgerundet.

Unternehmerische Rahmenbedingungen: Die unterneh-merischen Rahmenbedingungen in der Schweiz werden von den nationalen Experten besser eingeschätzt als in den an-deren innovationsbasierten Volkswirtschaften. Die Stärken der Schweiz liegen grundsätzlich in der physischen Infra-struktur, im Schutz des geistigen Eigentums, in den Finan-zen, im Wissens- und Technologietransfer sowie im stabilen Binnenmarkt. Als weniger gut beurteilt wird der politische Rahmen bezüglich Regulierung, Steuern, dem politischen Engagement sowie den gesellschaftlichen Werten und Nor-men für unternehmerische Aktivitäten.

Entrepreneurship und die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008-2010: Die wirtschaftliche Entwicklung hat deutliche Spuren im Unternehmertum der Schweiz hinterlassen. Ak-tuell gaben weniger Personen an, unternehmerische Absich-ten zu besitzen, die Anzahl der werdenden Unternehmer sowie der Jungunternehmer sank. Gleichwohl wurden die Karrieremöglichkeiten im Zuge der Krise besser wahrge-nommen als zuvor; ebenso verminderte sich die Furcht vor einem Scheitern.

Prinzipiell wird ‚Notwendigkeit» zunehmend als Grund da-für betrachtet, unternehmerisch tätig zu werden, was aller-dings den Rückgang der TEA nicht aufzufangen vermochte. Darüber hinaus ist kein signifikanter Abfall der Wahrneh-mung von Geschäftsmöglichkeiten in der Schweiz zu ver-zeichnen; er erwies sich im Zeit- und Ländervergleich als äusserst stabil. Als erfreuliche Entwicklung sind die Ein-schätzungen der etablierten Unternehmen hervorzuheben, die ihre Wachstumsperspektiven als vergleichsweise positiv erachten.

Management Summary

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2010 Swiss Executive Report 3

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis 4

Tabellenverzeichnis 5

1 Einleitung 7 1.1 Die Stellung von Entrepreneurship in der Weltwirtschaft 7 1.2 Messung von Entrepreneurship 7 1.3 Wirtschaftliche Entwicklung und Entrepreneurship 7 1.4 Das GEM-Modell 8 1.5 Der GEM in der Schweiz 9

2 Eine globale Sicht des Unternehmertums 2010 10 2.1 Unternehmerische Einstellungen und Wahrnehmungen 10 2.2 Unternehmerische Aktivität 12 2.2.1 TEA 14 2.2.2 Alter und Geschlecht 15 2.3 Unternehmerische Aktivität von etablierten Unternehmen 18 2.4 Unternehmerische Ambitionen 20 2.4.1 Gründungsaktivität mit hohen Wachstumsabsichten 20 2.4.2 Innovationsorientierte unternehmerische Aktivität 23 2.4.3 Internationale Orientierung 24

3 Unternehmerische Rahmenbedingungen 25 3.1 Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich 25 3.2 Finanzielle Rahmenbedingungen 29

4 Entrepreneurship und die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008-2010 31 4.1 Auswirkungen der Krise auf den Entrepreneurship-Prozess 31 4.2 Auswirkungen der Krise auf den Unternehmertypus 33 4.3 Auswirkungen der Krise auf Gründungsaktivität und Wachstum 35

Bibliografie 37

Glossar 38

Länderindex 39

Liste der Experten 40

© Copyright 2011 R. Baldegger, A. Brülhart, P. Schüffel und Th. Straub

Grafikdesign: STLDESIGN - Estelle Hofer-Piguet

Zur besseren Lesbarkeit wird das männliche Genus dem weiblichen vorgezogen, wobei es jeweils beide Geschlechter repräsentiert.

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4 2010 Swiss Executive Report

Abbildung 1: Entrepreneurship-Prozess und die verschiedenen GEM-Messgrössen 8

Abbildung 2: GEM-Modell 9

Abbildung 3: Gründungsaktivität (TEA) der innovationsbasierten Volkswirtschaften, mit 95% Konfidenzintervall, 2010 13

Abbildung 4: Angegebene Gründe zur Aufgabe der unternehmerischen Aktivität in den innovationsbasierten Ländern und der Schweiz, 2009-2010 13

Abbildung 5: Gründung aus Not (TEA) und BIP pro Kopf in USD (Quellen: GEM und IMF), 2010 14

Abbildung 6: Gründungsaktivität (TEA) nach alters- und innovationsbasierten Ökonomien sowie in der Schweiz, 2009-2010 15

Abbildung 7: Gründungsaktivität (TEA) nach Geschlecht in innovationsbasierten Ländern, 2010 16

Abbildung 8: Gründungsaktivität (TEA) von Frauen nach Sektoren, 2010 17

Abbildung 9: Entwicklung der Gründungsaktivität (TEA) von Frauen, 2003−2010 18

Abbildung 10: Aktivität von etablierten Unternehmen in innovationsbasierten Volkswirtschaften mit 95% Konfidenzintervall, 2010 19

Abbildung 11: Unterschiede in den Joberwartungen von werdenden Unternehmern und Eigentümer- Unternehmer in den innovationsbasierten Ländern, 2008-2010 20

Abbildung 12: Ausprägung des Arbeitnehmerschutzes (2004) und der Gründungsaktivität mit hohen Wachstumsabsichten (HEA) (Quelle: GEM und OECD), 2010 21

Abbildung 13: Relative Verbreitung von stark und moderat wachsenden Gründungsaktivitäten, 2008-2010 22

Abbildung 14: Anteil der Gründungsaktivität (TEA) mit neuen Produkten und/oder Märkten, 2008-2010 23

Abbildung 15: Anteil der Gründungsaktivitäten mit internationaler Orientierung, 2008-2010 24

Abbildung 16: Korrelation zwischen Rechtssicherheit und Opportunitäten (TEA), 2010 25

Abbildung 17: Motivation der Unternehmer in innovationsbasierten Ökonomien und der Schweiz, 2009-2010 26

Abbildung 18: Werte für unternehmerische Rahmenbedingungen (Expertenmeinung) nach Ländergruppen und für die Schweiz (ungewichtete Länderdurchschnitte), 2010 26

Abbildung 19: Gesellschaftliche Werte und Normen (Expertenmeinung) in der Schweiz, 2010 28

Abbildung 20: Wissens- und Technologietransfers (Expertenmeinung) in der Schweiz, 2010 28

Abbildung 21: Finanzielle Rahmenbedingungen von Entrepreneurship in der Schweiz, 2010 29

Abbildungsverzeichnis

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2010 Swiss Executive Report 5

Abbildung 22: Anteil der informellen Investoren der 18-64-jährigen Bevölkerung (95% Konfidenzintervall), 2010 30

Abbildung 23: Unternehmerische Einstellung in der Schweiz, 2003-2010 31

Abbildung 24: Unternehmerische Aktivität in der Schweiz, 2003-2010 32

Abbildung 25: Auswirkungen der globalen Wirtschaftsverlangsamung auf die Wahrnehmung von Opportunitäten von Unternehmen 33

Abbildung 26: Wahrgenommene Opportunitäten innovationsbasierter Länder, 2002-2010 34

Abbildung 27: Prozentteil der Gründungsaktivität (TEA), welche eine Unternehmensgründung als schwieriger erachten 35

Abbildung 28: Prozentteil etablierter Unternehmen, deren Wachstumserwartungen geringer sind 36

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Unternehmerische Einstellungen und Wahrnehmungen in den 22 innovationsbasierten Volkswirtschaften (Quellen: GEM und IMF), 2010 11

Tabelle 2: Unternehmerische Aktivität in den 22 innovationsbasierten Ländern, 2010 12

Tabelle 3: Rangfolge für unternehmerische Rahmenbedingungen (Expertenmeinung), 2010 27

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1.1 Die Stellung von Entrepreneurship in der Weltwirtschaft

Politische Entscheidungsträger und Wirtschaftswissenschaf-ter sind sich darin einig, dass Entrepreneurship entscheidend für die Entwicklung und das Wohlergehen einer Gesellschaft ist. Unternehmer schaffen Arbeitsplätze und treiben Inno-vationen voran. Mit ihrem Tun entsteht eine neue Konkur-renzsituation, die direkt auch die Produktivität fördert. Ent-repreneurship ist demnach ein Katalysator für wirtschaftliches Wachstum und nationale Wettbewerbsfähigkeit.

Das Forschungsprojekt GEM (Global Entrepreneurship Monitor) konzentriert sich auf drei Hauptziele:•DieUnterschiedebezüglichdesNiveausunternehmeri-

scher Aktivitäten zwischen den Ländern werden gemessen,•dieFaktoren,diedasNiveauunternehmerischerAktivitä-

ten auf nationaler Ebene beeinflussen, werden eruiert•undallfälligepolitischeBedingungen,dieunternehmeri-

sche Aktivitäten begünstigen, werden identifiziert.

Der GEM basiert hauptsächlich auf drei Prämissen. Erstens hängt das ökonomische Wohlergehen einer Gesellschaft massgeblich von der unternehmerischen Dynamik ab. Dies ist unabhängig vom Entwicklungsstand einer Ökonomie. In innovationsbasierten Volkswirtschaften wie der Schweiz ist «opportunitätsorientiertes unternehmerisches Verhalten» also die Aufnahme einer unternehmerischen Aktivitäten zur Umsetzung einer aussichtsreichen Geschäftsgelegenheit, be-sonders wichtig. Zweitens: Die unternehmerische Kapazität einer Gesellschaft baut auf Individuen mit den nötigen Fä-higkeiten und Motivationen und auf einer positiven Wahr-nehmung von Unternehmertum in der Öffentlichkeit. Un-ternehmerische Aktivitäten mit hohen Wachstumsabsichten sind schliesslich drittens zentral für die Schaffung neuer Ar-beitsstellen. Innovative, grenzüberschreitende unternehmeri-sche Projekte sind überdies sehr bedeutsam für die nationale Wettbewerbsfähigkeit.

1 Einleitung

1.2 Messung von Entrepreneurship

Oberste Zielsetzung des GEM ist die Messung der Mitwir-kung von Individuen in Unternehmensgründungen. Dies unterscheidet den Global Entrepreneurship Monitor mass-geblich von anderen Erhebungen im Bereich Entrepreneur-ship, die vor allem auf offizielle Registereinträge von Unter-nehmensgründungen basieren.

Im Sinne einer Prozesssicht von Entrepreneurship wird un-ternehmerische Aktivität in verschiedene Phasen katego-risiert (Abbildung 1). Die Bezahlung von Salären an eine Person, inklusive an den Eigentümer, über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten wird als Gründung eines Unter-nehmens betrachtet. Personen, die aktiv Ressourcen für eine eigene Gründung bereitstellen, aber noch nicht gegründet haben, werden als «werdende Unternehmer» (Nascent En-trepreneurs) bezeichnet. Individuen, die ein Unternehmen besitzen und managen, aber noch nicht länger als 42 Monate Lohn ausbezahlt haben, gelten als «Jungunternehmer» (New Business Owner-Manager). Die 42 Monate entspringen dem Vergleich zwischen den theoretischen und praktischen Erkenntnissen zur Start-up-Phase von Unternehmen (vgl. hierzu Reynolds, Bosma, Autio et al., 2005). Der Gesamt-umfang der Gründungsaktivität (Total Entrepreneurial Ac-tivity, TEA) ergibt sich aus der Summe von werdenden und neuen Unternehmern. Personen, die länger als 42 Monate Saläre ausbezahlt haben, werden als «Etablierte Unterneh-mer» (Established Business Owner) definiert. Letztlich sind auch Individuen erfasst, die in den letzten zwölf Monaten eine unternehmerische Tätigkeit beendet haben.

1.3 Wirtschaftliche Entwicklung und Entrepreneurship

Seit dem «GEM Global Report 2008» wird für den Länder-vergleich die Klassifizierung des «Global Competitiveness Report» (Porter, Sachs & McArthur, 2002) verwendet. Sie sieht eine Unterteilung der Länder in drei Gruppen vor.

Eine erste Gruppe besteht aus Ländern mit geringer Wirt-schaftskraft, die sogenannten faktorbasierten Ökonomien. Diese Länder wachsen hauptsächlich mittels eines gestei-gerten Einsatzes primärer Produktionsfaktoren (Land, Roh-stoffvorkommen, niedrig qualifizierte Arbeitskräfte). Das

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Wirtschaftswachstum der zweiten Gruppe (effizienzbasierte Ökonomien) fusst vor allem auf einer Effizienzsteigerung, die nicht selten mit ausländischen Direktinvestitionen (z. B. Import von Produktionstechnologien) erreicht wird.

Der dritte Länder-Typus, der die innovationsbasierten Volkswirtschaften umfasst, ist geprägt von höheren Inves-titionen in Bildung, Forschung und Entwicklung, sowohl von staatlicher als auch privater Seite. Soziale Lernprozesse, flache Hierarchien in Organisationen sowie ein reger Aus-tausch zwischen Produzenten und Kunden begünstigen die Entwicklung und Lancierung neuer Produkte und Dienst-leistungen. In diesem Kontext vermögen junge, innovative Unternehmen eine wichtige Rolle spielen.

Die Schweiz zählt zur Gruppe der «innovation-driven» Ökonomien. Von den 59 am GEM 2010 beteiligten Län-dern zählen 22 zu dieser Gruppe. Sie bilden die Vergleichs-gruppe für die Schweizer Daten.

1.4 Das GEM-Modell

Das GEM-Modell (Abbildung 2) zeigt zuallererst den Zu-sammenhang zwischen dem sozialen, kulturellen und politi-schen Kontext sowie den gesamtwirtschaftlichen Rahmen-bedingungen. Für innovationsbasierte Volkswirtschaften ist hierbei vor allem der dritte Block von Belang (Innovation und Entrepreneurship). Die Grundanforderungen an die ef-fizienzsteigernden Rahmenbedingungen bilden in aller Regel

ein solides Fundament. Für die Förderung von unternehme-rischen Aktivitäten, die auf der Erkennung und Umsetzung von vielversprechenden Geschäftsgelegenheiten beruhen, sind diese Bedingungen wohl notwendig, aber nicht hinrei-chend. Entrepreneurship-spezifische Rahmenbedingungen (R&D-Transfer, Verfügbarkeit von Seed- und Venture-Kapital, Offenheit des Binnenmarktes etc.) sind erforderlich, um innovationsorientiertes Verhalten zu begünstigen.

Die Summe der Rahmenbedingungen beeinflusst die unter-nehmerischen Einstellungen, Aktivitäten und Ambitionen von Individuen. Unternehmerische Einstellungen sind Ein-stellungen zu Entrepreneurship. In welchem Mass die Bevöl-kerung glaubt, dass gute Geschäftsmöglichkeiten vorhanden seien, oder welchen Status Unternehmer in der Gesellschaft geniessen, hängt von eben dieser unternehmerischen Ein-stellung ab. Welche Risiken man einzugehen bereit ist oder die Einschätzung der Fähigkeiten, Wissen und Erfahrung in Bezug auf Unternehmensgründung sind weitere wichti-ge Elemente. Unternehmerische Einstellungen beeinflussen unternehmerische Aktivität und werden umgekehrt davon beeinflusst. Unternehmerische Aktivität konstituiert sich variantenreich. Hierbei ist die absolute Anzahl der Unter-nehmen, die von der Bevölkerung gegründet werden, ebenso bedeutend wie die Relation der Gründungen zu den Unter-nehmensschliessungen. Die unternehmerischen Aktivitäten können hinsichtlich etlicher Aspekte kategorisiert werden, etwa nach Branchen, Grösse des Gründerteams oder nach demografischen Kerngrössen wie Geschlecht, Alter oder

Abbildung 1: Entrepreneurship-Prozess und die verschiedenen GEM-Messgrössen

Stilllegung desUnternehmenes

Total Early-Stage Entrepreneurial Activity (TEA)

Konzeption Gründung Bestand

WerdendeUnternehmer:Befassen sichaktiv mit einerGründung

Jungunternehmer:Inhaber undGeschäftsführereines jungenUnternehmens(bis 3.5 Jahre alt)

EtablierteUnternehmer:Inhaber undGeschäftsführereines etabliertenUnternehmens(älter als 3.5 Jahre)

PotenzielleGründer:Opportunitäten,Wissen undFähigkeiten

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Ausbildungsniveau des Gründers. Die unternehmerischen Ambitionen umschreiben den qualitativen Aspekt der Ak-tivität, beispielsweise die Bestrebungen, neue Produkte oder Prozesse einzuführen, internationale Märkte zu bearbeiten, eine neue Organisation aufzubauen oder mit externem Kapi-tal Wachstum zu generieren.

Aus dem Zusammenspiel dieser drei Kerngrössen der Entre-preneurship entsteht produktives unternehmerisches Verhal-ten, das Arbeitsplätze schafft und Wohlstand kreiert.

1.5 Der GEM in der Schweiz

Die Schweiz hat im Jahr 2010 zum sechsten Mal am GEM-Projekt, das seit 1999 besteht, teilgenommen. Die jährliche Teilnahme am GEM-Projekt soll beibehalten werden, um auch für die Schweiz eine solide Datenbasis zum Thema Entrepreneurship zu erheben.

Abbildung 2: Das GEM-Modell

Sozialer,kultureller,poltischerKontext

Grundanforderungen

- Institutionen- Infrastruktur- Makroökonomische

Stabilität- Gesundheit und

Grundschulausbildung

(

Effizienzsteigerer

- Hochschul- undBerufsbildung

- Warenmarkteffizienz- Arbeitsmarkteffizienz- Ausgereiftheit des

Finanzmarktes- Technologische

Bereitschaft- Marktgrösse

Innovation undEntrepreneurship

- UnternehmerischeFinanzierung

- Regierungspolitik- Regierungsprogramm

bezüglichEntrepreneurship

- UnternehmerischeAusbildung

- R&D Transfer- Gewerbliche und

rechtliche Infrastruktur fürUnternehmertum

- Binnenmarkt Offenheit- Physische Infrastruktur

für Unternehmertum- Kulturelle und soziale

Normen

GEM National

Expert Survey(NES)

Von anderen verfügbaren

Quellen

Etablierte UnternehmenNeue Branche,Unternehmens-wachstum

NationalesWirtschafts-wachstum

(Arbeitsplatz-innovationundtechnischeInnovation)

Einstellungen:- Wahrgenommene

Opportunitäten/Gelegenheiten- Wahrgenommene Kapazität

Ambitionen:- Wachstum- Innovation- Schaffung sozialer Werte

Aktivität:- Frühstadium (early-stage)- Persistenz/Ausdauer- Exits

Entrepreneurship

GEM Adult Population

Surveys (APS)

Diese Datenbasis weist ein grosses Auswertungspotenzial auf und bietet gleichermassen eine solide Grundlage für politische und private Massnahmen sowie für weiterführende Studien.

In der Schweiz wurden im Frühling und Sommer 2010 2002 zufällig ausgewählte Personen im Alter von 18 bis 99 Jahren von der Gesellschaft für praktische Sozialforschung (gfs) Bern telefonisch befragt. Zudem wurden 36 nationale Experten zu den Rahmenbedingungen für Entrepreneurship in der Schweiz befragt. Die Projektleitung für GEM Schweiz obliegt dem Institut für Entrepreneurship & KMU der Hochschule für Wirtschaft in Freiburg (www.gem-suisse.ch).

Der diesjährige Bericht enthält neben den Daten zur gene-rellen unternehmerischen Aktivität ein spezielles Kapitel zu den Rahmenbedingungen (Kapitel 3) und Ausführungen (Kapitel 4) zu den Auswirkungen der Finanz- und Wirt-schaftskrise in den letzten Jahren.

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10 2010 Swiss Executive Report

In diesem Kapitel wird aufgezeigt, inwiefern sich die Schweiz bezüglich unternehmerischer Einstellungen, Aktivitäten und Ambitionen positioniert. Die Schweiz wird mit den ande-ren 22 Ländern aus der Gruppe der innovationsbasierten Volkswirtschaften verglichen. Zuerst werden unter 2.1 die unternehmerischen Einstellungen und Wahrnehmungen dargelegt, gefolgt von der Analyse der unternehmerischen Aktivität in der Schweiz (2.2), und zwar aufgeschlüsselt nach Hinderungsgründen, Wirtschaftssektoren, Alter und Geschlecht. Das Kapitel schliessen Ausführungen zu unter-nehmerischen Aktivitäten von etablierten Unternehmen und unternehmerischen Ambitionen in der Schweiz.

2.1 Unternehmerische Einstellungen und Wahrnehmungen

Um in einem Land unternehmerisch aktiv zu sein, sind zwei Elemente notwendig: eine Geschäftsgelegenheit und Personen mit den wesentlichen Kompetenzen, um die ent-sprechende unternehmerische Opportunität zu nutzen. Für Individuen ist daher wichtig, Geschäftsgelegenheiten in der unmittelbaren Umgebung, in der sie leben, wahrzunehmen und abzuschätzen, ob sie über die Kompetenzen verfügen, die unternehmerische Opportunität in eine unternehmeri-sche Aktivität umzusetzen. Anzahl und Art der wahrgenom-menen Geschäftsgelegenheiten sowie die Einschätzung der Kompetenzen für eine unternehmerische Aktivität sind von länderspezifischen Gegebenheiten abhängig. Zu erwähnen sind einerseits das wirtschaftliche Wachstum, das Bevölke-rungswachstum, die Kultur und die politischen Unterstüt-zungsmassnahmen für Entrepreneurship; andererseits spielt die mediale Berichterstattung über Entrepreneurship in ei-ner Region eine wichtige Rolle. Berichte über erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer können motivieren, sodass mehr Personen an die eigenen unternehmerischen Kompetenzen glauben und sich an Gründungsprojekte wa-gen. Dieser Effekt wird zu Zeiten eines positiven wirtschaft-lichen Klimas noch um einiges stärker sein.

Abschliessend muss man hervorheben, dass zwischen den verschiedenen Populationen gewisse Unterschiede bezüglich eingeschätzter unternehmerischer Kompetenzen aufgrund kultureller und sozio-ökonomischer Gründe bestehen.

2 Globale Sicht des Unternehmertums 2010

Wenn eine Person Entrepreneurship gegenüber positiv eingestellt ist, heisst dies nicht zwingend, dass sie eine un-ternehmerische Karriere anstrebt. Bewusst oder unbewusst muss aus verschiedenen Optionen ausgewählt werden. Die erste Frage betrifft die Opportunitätskosten: Es geht darum, die künftig eingeschätzten Erfolge einer unternehmerischen Aktivität mit einer alternativen beruflichen Tätigkeit zu ver-gleichen. Mithin steht in der Schweiz der Vergleich mit einer angestellten Berufstätigkeit im Vordergrund.

Zweitens ist nach dem Risikoverhalten zu fragen, präziser gesagt, nach der Verbindung zwischen dem Risiko und dem erwarteten Erfolg. Selbst wenn die Erfolge einer unterneh-merischen Aktivität massgeblich höher einzuschätzen sind als bei Alternativen, kann das Risiko einer Gründung den-noch als zu hoch veranschlagt werden.

Wenn die individuellen Wahrnehmungen der Risiken beim Übergang von einer angestellten Tätigkeit in eine unterneh-merische Karriere nachweislich bestimmend sind, dann spie-len soziodemografische Faktoren wie Alter und Herkunft ebenso eine Rolle. Zudem beeinflussen rechtliche Bestim-mungen für einen denkbaren Konkurs die persönliche Wahr-nehmung einer Geschäftsgelegenheit.

Die angeführten Elemente können Individuen ermuntern, eine unternehmerische Aktivität zu starten: In der Schweiz wie in allen innovationsbasierten Volkswirtschaften ist «op-portunitätsorientiertes unternehmerisches Verhalten» (Op-portunity Entrepreneurship) dominierend; es steht im Ge-gensatz zum «Unternehmertum aus Not» (Necessity Entre-preneurship) in weniger entwickelten Ländern.

Tabelle 1 vergleicht die Indikatoren für unternehmerische Einstellungen und Wahrnehmungen der Schweiz im Kon-text der innovationsbasierten Volkswirtschaften. In diesen Ländern ist eine relativ positive Einstellung gegenüber En-trepreneurship zu eruieren; sie ist verbunden mit einer eher geringen Intention für unternehmerisches Verhalten. Dies ist der Fall für die Schweiz, wo die Werte eher höher sind für die Wahrnehmung von Geschäftsgelegenheiten, die relevanten Fähigkeiten sowie für die Attraktivität des Unternehmer-berufes. Es scheint, dass der Unternehmer eher bewundert wird, als dass eine eigene unternehmerische Karriere in An-griff genommen wird.

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2010 Swiss Executive Report 11

Die generellen Einstellungen zu Entrepreneurship in der Schweiz wurden anhand dreier Indikatoren gemessen: Ent-repreneurship als gute Karrierechance, Status des Unterneh-mers und Medienaufmerksamkeit für Entrepreneurship. Der erste Faktor beurteilt, inwiefern Entrepreneurship als gute Karrierechance gesehen wird. In stark entwickelten Ländern wird die unternehmerische Karriere als weniger interessant beurteilt. Innerhalb der innovationsbasierten Volkswirt-schaften bewegt sich dieser Indikator für die Schweiz (65%) über dem Durchschnitt, etwa auf der Höhe der USA, Spani-ens, Portugals, Frankreichs und Griechenlands.

Der soziale Status des erfolgreichen Unternehmers ist eben-falls über dem Durchschnitt (70%) der innovationsbasierten Ökonomien. 76% der Befragten in der Schweiz finden, dass der erfolgreiche Unternehmer über einen hohen Status ver-fügt. In Finnland (87%) und Irland (81%) wird der Status höher beziffert, Deutschland, die USA, das Vereinigtes Kö-nigreich und Slowenien weisen mit der Schweiz vergleich-bare Werte auf. Der dritte Indikator evaluiert die mediale Aufmerksamkeit für Entrepreneurship. Dieser Indikator ist weniger positiv für die Schweiz (51%); Länder wie Finnland (71%), Australien (70%), die USA (68%), Island (67%), Nor-wegen (67%), Irland (61%), Korea (61%), die Niederlande (61%) und Schweden (61%) verzeichnen eine höhere Me-dienaufmerksamkeit.

Tabelle 1: Unternehmerische Einstellungen und Wahrnehmungen in den 22 innovationsbasierten Volkswirtschaften (Quellen: GEM und IMF), 2010

Wahrgenommene Gelegenheiten

Wahrgenommene Fähigkeiten

Angst zu scheitern*

Unternehmerische Absichten **

Entrepreneurship als gute

Karrierechance

Hoher Statuts von erfolgreichen

Unternehmern

Medienauf-merksamkeit gegenüber

Entrepreneurship

Australien 46 53 36 9 57 68 70Belgien 40 45 35 8 60 51 46Dänemark 46 41 32 6Finnland 51 40 29 6 46 87 71Frankreich 34 37 40 14 65 68 45Deutschland 28 42 34 6 53 77 49Griechenland 16 52 51 13 66 70 35Island 49 49 34 16 51 61 67Irland 23 49 33 6 52 81 61Israel 35 42 46 14 61 73 56Italien 25 42 37 4 69 69 38Japan 6 14 33 3 28 52 59Korea 13 29 32 10 68 71 61Niederlande 45 46 24 5 85 69 61Norwegen 50 40 27 8 58 71 67Portugal 20 52 30 9 67 71 53Slovenien 27 56 28 9 53 74 56Spanien 19 50 36 6 65 63 41Schweden 66 42 29 9 57 72 61Schweiz 33 44 27 7 65 76 51Vereinigtes Königreich 29 52 30 5 51 77 52Vereinigte Staaten 35 60 27 8 65 76 68Durchschnitt (ungewichtet)

33 44 33 8 59 70 56

* Nenner: 18-64 Bevölkerung nimmt gute Möglichkeiten war ein Unternehmen zu gründen

** Nenner: 18-64 Bevölkerung, welche nicht in unternehmerische Aktivitäten involviert ist

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12 2010 Swiss Executive Report

Im Weiteren wird im Rahmen der Befragung die Angst zu scheitern bei einer unternehmerischen Aktivität erfasst. 27% der Personen, die eine gute Opportunität haben, be-jahen diese Furcht. Dieser Wert liegt unter dem Durch-schnitt (33%) der innovationsbasierten Volkswirtschaften. Innerhalb dieser Gruppe verzeichnen die Niederlande (24%) den tiefsten, Griechenland (51%) den höchsten Prozent-satz. Der Vergleich der internationalen Daten zeigt, dass die Wahrnehmung von Geschäftsgelegenheiten verbessert und die Absicht zur Gründung erhöht werden kann, wenn die Angst vor dem Scheitern reduziert wird. Politische Verän-derungen können die Risikobereitschaft positiv beeinflussen, d. h. steigern. Hierunter fällt etwa in Grossunternehmen die Beseitigung von Vorteilen für die Angestellten in Bezug auf Gesundheits-und Pensionsleistungen, die Verbesserung der Fähigkeiten der Gläubiger und Investoren bei der Beurtei-lung von Gründungsprojekten mit höherem Risiko oder die Verringerung der negativen Folgen des Kündigungsschutz oder Konkursrechts.

2.2 Unternehmerische Aktivität

Tabelle 2 zeigt für die innovationsbasierten Volkswirtschaf-ten in einer Übersicht die unternehmerischen Aktivitäten in unterschiedlichen Stadien des Prozesses. Die wichtigsten Kennzahlen betreffen die Quote der Gründungsaktivität (TEA); spezifisch interessieren die an der Schwelle zum Un-ternehmer stehenden Personen und die Jungunternehmer.

Die Angaben über die sogenannten werdenden Unternehmer geben Auskunft über geplante Unternehmen. Die Quote der Jungunternehmer bezeichnet Unternehmer, die zum Zeit-punkt der Studie seit weniger als dreieinhalb Jahren Löhne bezahlen. Für beide Indikatoren wurden Unternehmen ausge-sucht, deren befragte Leute direkt an der Unternehmensfüh-rung beteiligt sind, ohne dass sie das Unternehmen zwingend zu 100% besitzen würden. Die in Abbildung 3 illustrierte Quo-te der Gründungsaktivität (TEA) ist die Addition der Quoten der werdenden Unternehmer sowie der Jungunternehmer. Die vertikalen Balken repräsentieren den Konfidenzintervall von 95% und indizieren die Genauigkeit der Schätzungen. Die Schweiz liegt mit einer Quote von 5,0% im hinteren Mittel-

Werdende Unternehmer Jungunternehmer

Totale Gründungsaktivität

(TEA)

Etablierte Unternehmer

Stilllegung des Unternehmens

Gründung aus Not - keine andere

Option (% der TEA)

Opportunitätsgründung,Autonomie,

Einkommensverbesserung (% of TEA)

Australien 3.9 4.0 7.8 8.5 2.7 18.5 58.7Belgien 2.3 1.4 3.7 2.7 2.0 9.9 53.5Dänemark 1.8 2.2 3.8 5.6 1.7 8.0 53.8Finnland 2.4 3.4 5.7 9.4 1.8 18.1 54.3Frankreich 3.7 2.3 5.8 2.4 2.5 25.2 56.0Deutschland 2.5 1.8 4.2 5.7 1.5 25.7 48.5Griechenland 2.0 3.5 5.5 14.8 3.4 27.8 38.6Island 7.4 3.3 10.6 7.4 3.4 6.8 68.3Irland 4.4 2.6 6.8 8.6 2.3 30.8 33.1Israel 3.2 2.6 5.7 3.1 3.8 28.8 54.0Italien 1.3 1.0 2.3 3.7 1.6 13.4 54.6Japan 1.5 1.8 3.3 7.4 1.5 36.4 46.9Korea 1.8 4.8 6.6 11.2 1.6 38.9 49.0Niederlande 4.0 3.4 7.2 9.0 1.4 8.4 63.9Norwegen 4.4 3.4 7.7 6.7 2.6 15.4 73.5Portugal 1.8 2.8 4.5 5.4 2.6 21.8 51.8Slovenien 2.2 2.4 4.7 4.9 1.6 16.2 53.8Spanien 2.2 2.1 4.3 7.7 1.9 25.4 42.1Schweden 2.3 2.6 4.9 6.4 2.9 13.4 71.6Schweiz 2.0 3.1 5.0 8.7 2.4 14.1 60.1Vereinigtes Königreich 3.2 3.3 6.4 6.4 1.8 10.6 43.1Vereinigte Staaten 4.8 2.8 7.6 7.7 3.8 28.5 51.5Durchschnittt (ungewichtet)

3.0 2.8 5.6 7.0 2.3 20.1 53.7

Tabelle 2: Unternehmerische Aktivität in den 22 innovationsbasierten Ländern, 2010

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2010 Swiss Executive Report 13

feld der industrialisierten Länder. Bemerkenswert ist, dass die TEA der Schweiz das erste Mal in den letzten Jahren gesun-ken ist (2009; TEA 7,7%).

Personen, die in einem Zeitraum von 12 Monaten vor der Studie ihre unternehmerischen Aktivitäten aufgegeben haben, wurden über die Gründe der Aufgabe befragt. Unter dieser Perspektive unterscheidet sich die Schweiz in drei Punkten

Abbildung 3: Gründungsaktivität (TEA) der innovationsbasierten Volkswirtschaften, mit 95% Konfidenzintervall, 2010

Abbildung 4: Angegebene Gründe zur Aufgabe der unternehmerischen Aktivität in den innovationsbasierten Ländern und der Schweiz, 2009-2010

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InnovationsbasierteÖkonomien 2009

InnovationsbasierteÖkonomien 2010

Schweiz 2009 Schweiz 2010

Im Voraus geplanter Exit

Anderer Arbeitsplatz-/

Geschäftsmöglichkeit

Gelegenheit Unternehmensverkauf

Zwischenfall

Persönliche Gründe

Pensionierung

Finanzierungsprobleme

Unprofitables Unternehmen

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14 2010 Swiss Executive Report

von Ländern mit einer vergleichbaren wirtschaftlichen Struk-tur: In der Schweiz gibt man sein Unternehmen weitaus häu-figer auf, weil man in Pension geht. Weiter werden persönli-che Gründe angeführt, markant weniger oft, weil man eine Anstellung gefunden hat (Abbildung 3). Ist dies der relativ komfortablen finanziellen Situation der Pensionäre geschuldet oder den fiskalischen Fallen, die sich im Vergleich zu anderen Einkünften in der Höhe der ausbezahlten Renten auftun?

Was die Veräusserung von Unternehmen anbelangt, so sieht sich die Schweiz einer bedeutenden Menge von Leuten ge-genüber, die ein Unternehmen besitzen und bald in den Ru-hestand gehen werden. Nun ist aber immer seltener Usus, die Firma innerhalb der Familie zu übergeben; vielmehr wird quasi der Umweg über einen externen Verkauf eingeschla-gen (Halter, Schrettle & Baldegger, 2009). Die unternehme-rische Aktivität aufzugeben, um ein Anstellungsverhältnis einzugehen, ist bei den die Schweiz umgebenden Ländern viel häufiger; dies ist einerseits möglicherweise Zeichen einer grösseren Mobilität im Arbeitsmarkt, andererseits erachtet man Unternehmertum vielleicht nur als einen provisorischen Zustand, währenddessen man eine bezahlte Anstellung zu finden hofft.

Im Vergleich zu 2009 ist auffallend, dass in der Schweiz ver-mehrt eine unternehmerische Aktivität aufgegeben wurde auf-grund von persönlichen Gründen und der mangelnden Profi-tabilität, während der geplante Exit klar rarer erwähnt wurde. Ist dies ein weiterer Hinweis darauf, dass die Finanzkrise in der Schweiz mit einer Zeitverschiebung wirksam wurde?

2.2.1 TEAInteressante Ergebnisse sind ersichtlich, wenn die Bezie-hungen zwischen der nationalen Gründungsaktivität sowie dem kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) und der Kaufkraft pro Einwohner betrachtet werden. Länder mit schwachem Pro-Kopf-Einkommen zeichnen sich durch eine hohe Anzahl sehr kleiner Unternehmen aus. Steigt nach und nach das Pro-Kopf-Einkommen, erlauben die Industri-alisierung sowie Skalenerträge grösseren Unternehmen, den Wachstumsbedarf zu befriedigen und letztlich in der Wirt-schaft an Relevanz zu gewinnen. Eine gewisse politische und wirtschaftliche Stabilität ist wichtig, um Wachstum zu generieren, was nur mit dem Ausbau starker Institutionen sowie einer transparenten und allgemeiner Rechtssicherheit möglich ist. Die stärkere Bedeutung grösserer Unternehmen kann einhergehen mit einer Verminderung der Anzahl Un-

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GhanaGriechenlandGuatemalaKroatienUngarnIrlandIranIslandItalienJamaicaJapanKoreaLettlandMonténégroMazedonienMexikoMalaysiaRumänien

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Abbildung 5: Gründung aus Not (TEA) und BIP pro Kopf in USD (Quellen: GEM und IMF), 2010

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2010 Swiss Executive Report 15

ternehmensgründungen, insofern Leute in ebendiesen grös-seren Organisationen eine Beschäftigung finden. Es wird deutlich, dass die TEA nicht allein eine Funktion der Un-terschiede der sozioökonomischen Entwicklung ist, sondern ebenso von anderen Faktoren beeinflusst wird. Zu erwähnen ist etwa das Bevölkerungswachstum, das einen Effekt auf die Nachfrage oder die Grösse der Gruppe der Entrepreneur hat, die als Modell fungieren können.

Abbildung 5 verdeutlicht die Beziehung der Kaufkraft zur unternehmerischen Tätigkeit aus der Not heraus, womit die diskutierten Befunde bestätigt werden. Die Schweiz, sehr klar in der rechten Hälfte der Abbildung, also wo das BIP höher ist, situiert, befindet sich in der unteren Hälfte, was die TEA aus der Not anbelangt, und zwar leicht unterhalb der Kurve.

2.2.2 Alter und GeschlechtAbbildung 6 setzt auseinander, dass die Gründeraktivität un-abhängig vom Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung der jeweiligen Volkswirtschaft nach Alter differiert. Generell ist die TEA-Quote in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen am höchsten. Es ist ferner abgesehen von den Jüngsten festzu-

stellen, dass der Wille, ein Unternehmen zu gründen, mit dem Alter abnimmt, während insbesondere die hierfür wahr-genommenen und notwendigen Kompetenzen wachsen.

Aus diesem Blickwinkel hebt sich die Schweiz merklich ab, da sie eine markant geringere Anzahl jüngerer Unternehmer aufweist: In den Gruppen der 18- bis 24-Jährigen und der 25- bis 34-Jährigen sind unternehmerisch tätige Personen schwach repräsentiert. Die Gruppe der 35- bis 44-Jährigen verzeichnet unbestreitbar die höchste Gründungsaktivität (8,8%). Die Gründungsaktivität ist im Vergleich mit 2009 sogar gestiegen. Im Jahresvergleich 2009/2010 sind die Ver-änderungen bedeutend und stellen ein Erklärungsgrund für das Absinken der TEA in der Schweiz dar. Die jüngere Be-völkerung verschiebt im Moment offenbar das Gründungs-projekt auf einen späteren Zeitpunkt und verlängert das Studium, sammelt weitere Erfahrungen in der Praxis oder bevorzugt die Familie, um später als zweite oder dritte Karri-ere das eigene unternehmerische Projekt zu realisieren.

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InnovationsbasierteÖkonomien

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InnovationsbasierteÖkonomien

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Schweiz 2010

18-24 Jahre 25-34 Jahre 35-44 Jahre 45-54 Jahre 55-64 Jahre Abbildung 6: Gründungsaktivität (TEA) nach alters- und innovationsbasierten Ökonomien sowie in der Schweiz, 2009-2010

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16 2010 Swiss Executive Report

Abbildung 7: Gründungsaktivität (TEA) nach Geschlecht in innovationsbasierten Ländern, 2010

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Männlich Weiblich

Abbildung 7 vergleicht für jedes Land, das im GEM auf-genommen wurde, die Gründungsaktivitäten zwischen den Geschlechtern. Das Verhältnis von Frau und Mann variiert nach Ländern beträchtlich, was kulturell bedingt sein dürf-te, und zwar gebunden an die generelle Positionierung der Frau in den jeweiligen wirtschaftlichen Aktivitäten. Für in-novationsbasierte Volkswirtschaften ist normalerweise ein 1-zu-2-Verhältnis von Frau zu Mann zu konstatieren. Die Schweiz nimmt hier mit einem Verhältnis von 2 Frauen auf 3 Männern gleich hinter Australien und Island den dritten Platz ein.

Im Vergleich der Entrepreneur-Aktivitäten von Frauen zwi-schen der Schweiz und ihren Nachbarländern sowie ähnli-chen, id est, innovationsbasierten Volkswirtschaften, steht Erstgenannte ausgezeichnet da. Mit 4,5% weiblichen Unter-nehmerinnen befindet sie sich unmittelbar hinter Australien, den Vereinigten Staaten, Island und Frankreich an fünfter Stelle.

Die Schweiz befindet sich überdies in ausgezeichneter Po-sition, wenn man das Verhältnis zwischen Mann und Frau analysiert. Seit 2005 liegt die Marke unternehmerischer Frauen im Vergleich zur Gesamtheit aller Unternehmer mit einer bemerkenswerten Stabilität bei ungefähr 40%. Dieses Verhältnis hat 2010 interessanterweise nicht stark gelitten, vielmehr erwies sich die unternehmerische Aktivität der Frauen als äusserst stabil.

Unternehmerische Frauen sind primär im konsumorientier-ten Tertiärsektor tätig (Abbildung 7). Sie agieren überwie-gend lokal, wobei sie relativ wenige Ressourcen benötigen. Im zweiten Sektor sind Frauen als Entrepreneurs ebenso untervertreten wie im Bereich der Dienstleistungen für Un-ternehmen, obwohl dieser Wert mit Blick auf 2009 gestiegen ist. Laut der Resultate der Untersuchung passiert Entrepre-neurship von Frauen in kleineren Organisationen in den Bereichen Gesundheit, Soziales sowie Bildung. Betrachtet man die Anzahl der Entrepreneurs, die 20 Arbeitsstellen oder mehr schaffen, liegt gewissermassen auf der Hand, dass Frauen in der Minderheit sind (ungefähr 20%).

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2010 Swiss Executive Report 17

Abbildung 8: Gründungsaktivität (TEA) von Frauen nach Sektoren, 2010

Im Folgenden interessiert nunmehr, ob die Höhe des von einem Unternehmer investierten Gründungskapitals den Typ des gewählten Businessbereiches beeinflusst oder ein-fach Zeichen fehlender monetärer Ressourcen ist. Unbese-hen davon, wie diese Antwort ausfällt, ist ersichtlich, dass sich Frauen und Männer auch diesbezüglich unterschieden. Frauen investieren im Durchschnitt nur 45% desjenigen der Männer. Zudem reflektiert das Faktum, dass Frauen für ihre Gründung das hierfür benötigte monetäre Aufkommen für zweimal tiefer erachten.

Weshalb steigen Frauen als Unternehmerinnen ein? Ihre Hauptmotivation ist, ihren männlichen hierin Kollegen ähn-lich, nur leicht ausgeprägter – Unabhängigkeit. Bezüglich der Höhe des eigenen Verdienstes verhält es sich so, dass Frauen weniger als Männer danach streben, ihren Verdienst in der Summe zu halten; gar mehr Geld zu verdienen, scheint über-haupt kein Motivationsfaktor zu sein.

Frauen trachten zudem weniger danach, ihr eigenes Unter-nehmen zu entwickeln. Bezüglich der Schweiz ist bekannt, dass das Wachstum eines Unternehmens oftmals einhergeht mit einer Internationalisierung der Geschäftsaktivitäten. Es überrascht nicht, dass Frauen weniger zur Internationa-lisierung tendieren als Männer. Unternehmen mit hohem Entwicklungspotenzial befinden sich oft im technologisch innovativen Sektor. Daher vermag nicht zu erstaunen, dass Frauen zweimal weniger häufig als Männer vermerkten, sie würden für ihre Produkte und Dienstleistungen neue Tech-nologien verwenden.

Werden die Daten im Zeitraster betrachtet, ist erkennbar, dass die weibliche unternehmerische Aktivität sich im Trend der gesamten Entwicklung der TEA bewegt und folgerichtig die Gründungsaktivität gegenüber dem Vorjahr gesunken ist (Abbildung 8). Die Gründungsaktivität der Frauen erweist sich aber als leicht stabiler und der Rückgang viel relativ ge-sehen geringer aus.

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1. Sektor 2. Sektor 3. Sektor:Businessorientiert

3. Sektor:Konsumentenorientiert

Männlich Weiblich

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18 2010 Swiss Executive Report

Abbildung 9: Entwicklung der Gründungsaktivität (TEA) von Frauen, 2003−2010

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Total Männlich Weiblich

2.3 Unternehmerische Aktivität von etablierten Unternehmen

Geschäftsinhaber, die mehr als 42 Monate Löhne und Ge-hälter ausbezahlt haben, werden wie erwähnt als etablierte Unternehmer bezeichnet. Ihr Geschäft hat die Herausforde-rungen der ersten Phase überwunden, während der die jun-gen Firmen bestehenden Unternehmen gegenüber benach-teiligt sind. Die Nachteile sind oft auf mangelnde interne Effizienz und externe Legitimität zurückzuführen.

Ein grosser Anteil an etablierten Unternehmen ist einerseits ein positives Zeichen für die Rahmenbedingungen bezüg-lich des Überlebens und reflektiert eine hohe Stabilität sowie ein ökonomisch nachhaltiges Geschäftsmodell. Andererseits kann dies auf eine geringe wirtschaftliche Dynamik hinwei-sen, vor allem wenn eine hohe Rate an Etablierten kombi-niert ist mit einer tiefen unternehmerischen Gründungsakti-vität. Die industriellen Rahmenbedingungen sind in diesem Fall von einem Mangel an Wettbewerb gekennzeichnet, was die Einführung von neuen Produkten verlangsamt oder den Eintritt von neuen Anbietern verhindert. Idealerweise sollte eine Volkswirtschaft ständig Umsatz von Start-ups gene-rieren, die neue Ideen in Umlauf bringen und Mehrwerte schaffen.

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2010 Swiss Executive Report 19

Die Resultate von 2010 zeigen, dass die Rate von etablierten Unternehmen in den innovationsbasierten Ökonomien tiefer ist als diejenige in den faktor- oder effizienzbasierten Volks-wirtschaften. Entscheidend ist aber das Verhältnis zur unter-nehmerischen Gründungsaktivität. In den faktor- und effizi-enzbasierten Volkswirtschaften ist die TEA-Anteil höher im Vergleich zu den etablierten Unternehmen. Die Mehrzahl der innovationsbasierten Länder weist im Gegensatz dazu eine Menge an etablierten Unternehmen auf, die höher ist als die TEA-Rate. Dies gilt ebenso für die Schweiz mit einer Quote an etablierten Unternehmen von 8,7% (TEA 5,0%), also mit einem Überhang von 3,7% (Abbildung 10).

Der höchste Level an etablierten Unternehmen weist Grie-chenland mit 14,9% (TEA 5,5%) auf, gefolgt von Korea mit 11,2% (TEA 6,6%), Finnland mit 9,4% (TEA 5,7%) und die Niederlande 9,3% (TEA 7,2%). Am andere Ende der Skala befinden sich beispielsweise Länder wie Frankreich mit 2,4% (TEA 5,8%), Belgien 2,7% (TEA 3,7%) und Is-rael 3,1% (TEA 5,7%), deren Anteil an etablierten Unter-nehmen tiefer ist als die Gründungsaktivität. Das Resultat von Griechenland kann unter anderem mit der Dominanz der Landwirtschaft in der Volkswirtschaft erklärt werden, in Frankreich erklärt die historisch starke Prägung der Ökono-mie durch staatlich geführte Unternehmen die Position.

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Abbildung 10: Aktivität von etablierten Unternehmen in innovationsbasierten Volkswirtschaften mit 95% Konfidenzintervall, 2010

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20 2010 Swiss Executive Report

2.4 Unternehmerische Ambitionen

2.4.1 Gründungsaktivität mit hohen WachstumsabsichtenIn diesem Kapitel werden die unternehmerischen Ambitio-nen der Gründungsaktivitäten präsentiert. Verglichen wird anhand von Indikatoren, die untrennbar mit Unternehmens-wachstum verbunden sind: das erwartete Quantum zu schaf-fender Arbeitsplätze, die Innovation und die internationale Orientierung der Gründungsaktivität. Die markant wach-senden Unternehmen, auch «Gazellen» genannt, werden in der Öffentlichkeit immer stärker beachtet und vermehrt in staatlichen Förderprogrammen berücksichtigt, denn diese Firmen leisten innerhalb der Neugründungen einen über-durchschnittlichen Beitrag für die Schaffung neuer Arbeits-plätze (Autio, 2007; Acs, 2008).

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Werdende Unternehmer (1) Eigentümer-Unternehmer in neuen Firmen (2) Ratio (1) zu (2); Rechte Achse

Abbildung 11: Unterschiede in den Joberwartungen von werdenden Unternehmern und Eigentümer-Unternehmer in den innovationsbasierten Ländern, 2008-2010

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2010 Swiss Executive Report 21

Im Rahmen der Studie wurden alle identifizierten Gründer nach der Anzahl an Arbeitskräften befragt, die sie in den nächsten fünf Jahren einzustellen gedenken. Die Wachs-tumsabsichten der werdenden Unternehmer und der Jungun-ternehmer können mithin anhand der Arbeitsplatzerwartung aufgezeigt werden (Abbildung 11). In den meisten Ländern, ebenso in der Schweiz, haben die werdenden Unternehmer höhere Wachstumserwartungen. Die Schweiz befindet sich erfreulicherweise im vorderen Mittelfeld, insofern 39% der werdenden Unternehmer und 31% der Jungunternehmer mindestens 5 Mitarbeiter in den nächsten 5 Jahren einstellen möchten. Korea, Island, Irland, Dänemark, die Vereinigten Staaten und Slowenien weisen signifikant höhere Werte auf.

Abbildung 12: Ausprägung des Arbeitnehmerschutzes (2004) und der Gründungsaktivität mit hohen Wachstumsabsichten (HEA) (Quelle: GEM und OECD), 2010

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Interessante weitere Erkenntnisse bezüglich der unterneh-merischen Ambitionen sind ersichtlich, wenn die Ausprä-gung des Arbeitnehmerschutzes berücksichtigt und die Gründungsaktivitäten in moderat und stark unterschieden werden. Abbildung 12 setzt die Ausprägung des Arbeitneh-merschutzes in Relation zu den Gründungsaktivitäten mit hohen Wachstumsabsichten (HEA). Der im internationalen Vergleich relativ moderate Arbeitnehmerschutz der Schweiz hat vergleichsweise gesehen geringe Wirkungen auf die HEA. Die HEA (0,4%) der Schweiz bewegt sich auf dem Niveau von Ländern wie Belgien, Deutschland oder Frank-reich, die sich durch einen markant höheren Arbeitnehmer-schutz aufweisen. Der Anteil an Gründungsaktivität mit ho-hen Wachstumsabsichten sollte sich auf ca. 0,8% bewegen.

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22 2010 Swiss Executive Report

Abbildung 13: Relative Verbreitung von stark und moderat wachsenden Gründungsaktivitäten, 2008-2010

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Erwartung: 5-19 Arbeitsplätze Erwartung: 20 oder mehr Arbeitsplätze

Um das Potential der «Gazellen» abzuschätzen, wurden die Erwartungen differenziert (Abbildung 13). Im Detail be-deutet dies, dass 34,7% der unternehmerischen Gründungs-aktivitäten in der Schweiz in den nächsten fünf Jahren Ar-beitsplätze kreieren möchten. Wovon 6,2% der Gründungs-aktivitäten 20 oder mehr Arbeitsplätze beabsichtigen und zu den stark wachsenden gehören und 28,5% fünf oder mehr Arbeitsplätze kreieren wollen. Ein Ländervergleich verdeut-licht die Stellung der Schweiz im Mittelfeld.

Allerdings sind die Ergebnisse für die stark wachsenden Gründungsaktivitäten ernüchternd für die Schweiz und sie belegt die viertletzte Stellen der innovationsbasierten Län-der. Auf einem höheren Niveau zu lokalisieren sind beispiels-weise Irland (18,9%), Israel (17,9%), Island (17,1%), die Ver-einigten Staaten (16,4%) oder Belgien (11,9%) Auch Nach-barländer wie Frankreich (9,7%) und Deutschland (9,5%) weisen höhere Werte auf.

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2010 Swiss Executive Report 23

Abbildung 14: Relative Verbreitung von stark und moderat wachsenden Gründungsaktivitäten, 2004-2009

2.4.2 Innovationsorientierte unternehmerische Aktivität

Innovation und Entrepreneurship sind untrennbar miteinan-der verbunden und wirken auf das Wachstum des Unterneh-mens. Schumpeter (1934) argumentierte, dass Unternehmen das Marktgleichgewicht zerstören, wenn neue Produkt-/Marktkombinationen lanciert werden oder wenn Innovati-onen weniger produktive Firmen aus dem Markt drängen. Einerseits bewertet GEM Innovationen im unternehmeri-schen Kontext, indem werdende Unternehmer, Jungunter-nehmer und etablierte Unternehmer danach gefragt wurden, wie sie den Neuheitsgehalt ihrer Marktleistungen bezogen auf die Kundenerfahrung beurteilen. Andererseits wurde jeder Unternehmer zum Wettbewerbsgrad im jeweiligen Markt befragt, vor allem danach, ob viele, einige oder gar keine Marktteilnehmer mit ähnlichen Produkten oder einem ähnlichem Service wahrgenommen werden.

Der Neuheitsgehalt der Gründungsaktivitäten ist umso in-teressanter, als die Schweiz in letzter Zeit bezüglich Innova-tionsindikatoren ausserordentlich gut abschnitt (European Commission Enterprise and Industry, 2011). Ein Vergleich innerhalb der innovationsbasierten Länder zeigt eine gute Po-sition für die schweizerischen Gründungsaktivitäten bezüglich Innovation, aber keine überragende. Andere Länder weisen ei-nen höheren Prozentsatz an Neuheiten auf, sei es total oder im wichtigen Indikator der Produkt- und Marktneuheit. Spitzen-plätze weisen Länder wie Irland, Frankreich oder Island auf.

Im Detail bedeutet dies, dass rund ein Drittel der Grün-dungsaktivitäten in der Schweiz mit einer Neuheit überzeu-gen wollen, 32,7% mit einer Produkt- und Marktneuheit, 23,7% mit einer Produkt- oder Marktneuheit. Irland weist total 60% auf, wovon 37,3% eine Produkt- und Marktneu-heit repräsentieren und 26,7% eine Produkt- oder Markt-neuheit sind. Frankreich verzeichnet 34,4% an Produkt-/Marktneuheiten und 28,1% in einem neuen Markt oder mit einem neuen Produkt.

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24 2010 Swiss Executive Report

Abbildung 15: Anteil der Gründungsaktivitäten mit internationaler Orientierung, 2008-2010

2.4.3 Internationale OrientierungDer dritte Wachstumsindikator verändert die Situation der Schweiz im internationalen Vergleich bezüglich der Grün-dungsaktivitäten nicht fundamental. Die Schweiz wird wegen ihrer vernetzten Wirtschaft als äussert international orientiert verstanden und Themen wie globale Start-ups, sogenannte Born Globals, werden hier diskutiert. Innerhalb des GEM werden Gründungsaktivitäten, die mehr als 25% der Kunden ausserhalb des Landes ausweisen, als stark in-ternational orientiert definiert; solche mit zwei oder mehr Kunden im Ausland bezeichnet man als moderat internatio-nal orientiert. Die Daten über alle Länder hinweg beweisen, dass normalerweise Länder mit einer grossen Landfläche eine geringere Internationalisierung aufweisen; als Beispiele mögen Indien, Iran, Brasilien, Russland, China und Austra-lien dienen.

Die internationalen Ambitionen der Schweizer Unternehmer können als moderat ambitiös bezeichnet werden (Abbildung 15). Ein Blick auf die anderen innovationsbasierten Länder bezeugt dies. Bei einem Durchschnitt von 58,1% für alle in-novationsbasierten Volkswirtschaften sind nur die unterneh-merischen Aktivitäten in Island (79,4%), Belgien (78,4%) und in den Vereinigten Staaten (75,3%) stärker internatio-nal orientiert als die Schweizer (72,9%). Diese Zahlen sind aber insofern zu relativieren, als nur die starke internationale Gründungsaktivität – mehr als 25% der Kunden ausserhalb des Landes − analysiert wird. In der Schweiz besitzen 19,8% einen ausgesprochen internationalen Fokus, was exakt dem Durchschnitt entspricht. Belgien (39,7%) weist doppelt so viele derartige Aktivitäten auf, Dänemark (31,9%), Sloweni-en (26,8%), Island (26,2%) und Irland (24,7%) sind diesbe-züglich gleichermassen deutlich besser positioniert.

Erklärungen für diese Entwicklung sind mannigfaltig und zum einen in der Person des Unternehmers zu suchen, in-wiefern er internationale Geschäftsgelegenheiten entdeckt, evaluiert und umsetzt; zum anderen kann die internationale Aktivität stark von der Situation der internen Ressourcen und Kernkompetenzen abhängig sein sowie von den natio-nalen und internationalen Rahmenbedingungen.

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Mehr als 25% der Kunden ausserhalb des Landes Zwei oder mehr Kunden ausserhalb des Landes (1-25%)

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2010 Swiss Executive Report 25

3 Unternehmerische Rahmenbedingungen

Die unternehmerischen Rahmenbedingungen spielen erfah-rungsgemäss eine zentrale Rolle und werden neuerlich inten-siver diskutiert. Aktuell werden insbesondere die einzelnen Elemente der Rahmenbedingungen auseinandergesetzt, da-mit die politischen Entscheidungsträger ihre Anstrengungen kanalisieren resp. konzentrieren können (Isenberg 2010). Im Folgenden werden die Rahmenbedingungen differenziert aufgezeigt, indem neben Antworten der befragten Experten Daten der Weltbank in den Diskurs berücksichtigt werden.

3.1 Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich

Der von der Weltbank veröffentlichte «Rechtssicherheit Index» (Rule of Law Index) umfasst mehrere Indikatoren, die messen, inwieweit die Menschen Vertrauen in Gesell-schaftsregeln haben und sie auch respektieren. Dazu gehören die Wahrnehmung der Häufigkeit von Verbrechen, die Wirk

samkeit und Vorhersehbarkeit der Justiz und die Durchsetz-barkeit von Verträgen. Gemeinsam messen all diese Indika-toren den Erfolg einer Gesellschaft bezüglich der Entwick-lung eines Umfelds. Dahinter steht die Ansicht, dass faire und berechenbare Regeln die Basis für wirtschaftliche und soziale Interaktionen bilden und Eigentumsrechte geschützt werden.

Abbildung 16 verdeutlicht die Rechtssicherheit im Ver-hältnis zu verbesserungsorientierten unternehmerischen Gründungsaktivitäten. Das positive Verhältnis unterstreicht die Hypothese, dass unternehmerische Aktivität gefördert werden kann, wenn sich Individuen sicher fühlen, darin vertrauen, dass ihre Verträge durchgesetzt werden und ihr geistiges Eigentum geschützt ist. Je nach länderspezifischer Ausgangslage kann die Rechtssicherheit die einzelne Person beeinflussen.

Verschiedene Länder haben aber Probleme mit einem hö-heren Indikator für Rechtssicherheit, die Personen zu un-ternehmerischen Aktivitäten zu bewegen. Exemplarisch sind Irland oder das Vereinigte Königreich zu erwähnen. Im Gegensatz dazu sind Länder wie die Niederlande, Schwe-den oder Norwegen zu sehen, die überdurchschnittlich den positiven Effekt der Rechtssicherheit auf die unternehme-rische Aktivität legen können. Die Schweiz liegt exakt auf der durchschnittlichen Korrelation wie beispielsweise Aus-tralien.

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Abbildung 16: Korrelation zwischen Rechtssicherheit und Opportunitäten (TEA), 2010

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26 2010 Swiss Executive Report

Abbildung 17: Motivation der Unternehmer in innovationsbasierten Ökonomien und der Schweiz, 2009-2010

Abbildung 18: Werte für unternehmerische Rahmenbedingungen (Expertenmeinung) nach Ländergruppen und für die Schweiz (ungewichtete Länderdurchschnitte), 2010

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2010 Swiss Executive Report 27

Die Rechtssicherheit ist essentiell, wenn in einem Land wie der Schweiz die Unabhängigkeit ein wichtiges Motivati-onselement für eine unternehmerische Tätigkeit darstellt. Abbildung 17 zeigt die Motivation der Unternehmer in innovationsbasierten Ökonomien und in der Schweiz. Die Motivation erhöhtes Einkommen ist seit 2009 zwar auf über 25% gestiegen, befindet sich jedoch nach wie vor unterhalb des Durchschnitts der innovationsbasierten Ökonomien.

Unabhängigkeit als unternehmerisches Ziel ist zwar inner-halb eines Jahrs erheblich gesunken, befindet sich aber mit 35% nach wie vor noch deutlich über dem Durchschnitt vergleichbarer Länder. Die aus Not entstandenen Motivatio-nen liegen beide unterhalb des Durchschnitts vergleichbarer Ökonomien und sind wie in den anderen Ländern innerhalb des Zeitraumes 2009 bis 2010 angestiegen.

In der GEM-Studie sind die Meinungen der Experten der zentrale Baustein, um die Rahmenbedingungen einzuschät-zen. Die Experten wurden nach den folgenden Elementen gefragt: unternehmerische Finanzierung, politische Rah-menbedingungen, Wissens- und Technologietransfer, grün-dungsbezogene Ausbildung, Schutz des geistigen Eigen-tums, Binnenmarkt (Offenheit und Dynamik), gesellschaft-liche Werte und Normen, öffentliche Förderinfrastruktur und physische Infrastruktur.

Abbildung 18 stellt die Rahmenbedingungen nach Entwick-lungsstufen der Länder aufgrund der Einschätzung der nati-onalen Experten dar.

Im Allgemeinen ist erkennbar, dass die Rahmenbedingungen in höher entwickelten Ländern besser beurteilt werden. Dies verifiziert die These, dass analog zur wachsenden Entwick-lung einer Volkswirtschaft die Wichtigkeit der Rahmenbe-dingungen für die politischen Entscheidungsträger steigt.

Die Expertenbefragung auf Abbildung 19 bezüglich der we-niger gut eingeschätzten gesellschaftlichen Werte und Nor-men hebt insbesondere die mangelnde Risikobereitschaft der Schweizer Landesmentalität hervor.

Tabelle 3: Rangfolge für unternehmerische Rahmenbedingungen (Expertenmeinung), 2010

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Rang Wert Wert*/Land Wert*/Land Wert*/Land

Physische Infrastruktur für Entrepreneurship 2 4.44 4.55/Island 4.44/Schweiz 4.41/Finnland

Schutz des geistigen Eigentums 1 4.24 4.24/Schweiz 3.74/Finnland 3.57/Irland

Wissens- und Technlogietransfer 1 3.38 3.38/Schweiz 2.85/Deutschland 2.79/Island

Öffentliche Förderinfrastruktur 2 3.41 3.71/Deutschland 3.41/Schweiz 3.25/Irland

"Gründungsbezogene Ausbildung" 2 3.43 3.76/Deutschland 3.43/Schweiz 3.30/Spanien

Tertiäre Stufe und ausserschulische Ebene 1 3.25 3.25/Schweiz 3.20/Island 3.14/Frankreich

Gesellschaftliche Werte und Normen 5 3.04 3.97/Israel 3.91/Island 3.79/Vereinigte Staaten

Finanzierung 3 2.93 3.15 /Finnland 2.95/Norwegen 2.93/Schweiz

Politik 2: Regulierung und Steuern 1 3.353.35/Schweiz3.35/Island

3.28/Finnland 2.99/Korea

Binnenmarktoffenheit 1 2.88 2.88/Schweiz2.87/ Vereinigtes Köni-

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Politik1: Priorität und Engagement 5 3.01 3.27/Finnland 3.13/Korea 3.10/Deutschland

Gründungsbezogenen Ausbildung - Primäre und sekundäre Stufe

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Binnenmarktdynamik 2 2.33 2.25/Israel 2.33/Schweiz 2.35/Griechenland

«Wert*: Die Werte geben die durchschnittliche Einstufung der Experten zu einer Reihe von Aussagen auf einer Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 5 (vollkommen wahr) wieder. Je höher der Wert. Desto besser wurden die Rahmenbedingungen eingeschätzt. Einzig für die «Binnenmarktdynamik» gilt eine inverse Skala (je tiefer der Wert, desto besser).»

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28 2010 Swiss Executive Report

Abbildung 19: Gesellschaftliche Werte und Normen (Expertenmeinung) in der Schweiz, 2010

Abbildung 20: Wissens- und Technologietransfers (Expertenmeinung) in der Schweiz, 2010

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Die Expertenbefragung hinsichtlich des besonders guten Wissens- und Technologietransfers (Abbildung 20) ergibt hingegen, dass besonders die wissenschaftlichen und tech-nologischen Grundlagen die Schaffung neuer technologie-basierter Unternehmen auf Weltklasseniveau effizient un-

terstützen. Darüber hinaus wird betont, dass vor allem neue Technologien, Wissenschaften oder anderes Wissen von Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen effizient an neue und wachsende Unternehmen transferiert wird.

Page 30: Gem2010 german

2010 Swiss Executive Report 29

3.2 Finanzielle Rahmenbedingungen

Den finanziellen Rahmenbedingungen, also Verfügbarkeit von Fremd- und Eigenkapital für neue und wachsende Un-ternehmen, kommt in innovationsbasierten Volkswirtschaf-ten eine hohe Bedeutung zu. Traditionell bewerten die natio-nal befragten Experten die Verhältnisse für „Entrepreneurial Finance“ in der Schweiz im Vergleich zu anderen Rahmenbe-dingungen als neutral bis positiv. Im internationalen Vergleich schätzen nur die Experten aus Norwegen und Finnland die finanziellen Rahmenbedingungen in ihrem Land besser ein. Innerhalb der finanziellen Rahmenbedingungen (Abbildung 21) wird die Finanzierung seitens Venture-Capital-Geber und Business Angels überdurchschnittlich bewertet.

Unternehmerische Aktivität bedarf finanzieller Starthilfe. Die Verfügbarkeit von informellem Startkapital ist zentral. In der Schweiz, wie von den Experten richtig eingeschätzt und in der Bevölkerungsbefragung bestätigt, kann die Ver-fügbarkeit von privatem Startkapital als zureichend um-schrieben werden.

Nicht selten stellen dem Gründer nahestehende Personen (Family, Friends & Fools) in der Startphase das benötigte Kapital bereit. Die frühen Kapitalgeber bedienen sich in al-ler Regel ihrer Ersparnisse, seltener ihres aktuellen Einkom-mens, um ein Gründungsprojekt zu finanzieren.

In der GEM-Datenerhebung wird die erwachsene Bevölke-rung befragt, ob sie während der letzten drei Jahre Gelder zur Verfügung gestellt haben, um andere gegründete Unterneh-men in der Anfangsphase zu unterstützen. Es handelt sich also um eine geglättete Masszahl. Vorliegende Untersuchung legt für 2010 dar, dass 5,7% der Schweizer Bevölkerung zwi-schen 18 und 64 Jahren in den vergangenen drei Jahren ein Start-up finanziell unterstützt haben (Abbildung 22). Damit liegt die Schweiz bei den innovationsbasierten Ländern an sechster Stelle. 2009, im Jahr unmittelbar nach der Finanz-krise, betrug der Wert nur 4,7% Der Anstieg auf 5,7% kann demnach zumindest partiell mit der Erholung der Finanz-märkte erklärt werden.

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Abbildung 21: Finanzielle Rahmenbedingungen von Entrepreneurship in der Schweiz, 2010

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30 2010 Swiss Executive Report

Abbildung 22: Anteil der informellen Investoren der 18-64-jährigen Bevölkerung (95% Konfidenzintervall), 2010

Die Personen, welche sich finanziell an Jungunternehmen beteiligten, haben im Durchschnitt, über die letzten drei Jahre CHF 68'000 in neu gegründete Unternehmen inves-tiert. 50% der Business Angel haben in der Dreijahresperio-de weniger als CHF 20'000, die andere Hälfte hat über CHF 20'000 in neuen Unternehmen platziert. Mehrheitlich wur-den Freunde und Nachbarn (35%) sowie nahe Familienmit-glieder (33%) unterstützt. In 16 Prozent der Fälle wurde das Investment in eine nicht nahestehende Person mit einer gu-ten Geschäftsidee getätigt. Die restlichen Investitionen ent-fielen auf Arbeitskollegen (8%), entfernte Verwandte (4%) und auf andere (4%). Betrachtet man die investierten Beträ-ge, so präsentiert sich die prozentuale Verteilung durchaus vergleichbar.

In der international vergleichbaren Kategorie der 18- bis 64-Jährigen liegt der Anteil der Business Angels in der Schweiz bei 5,7%. Betrachtet man die gesamte erwachsene Bevölkerung (18 bis 99 Jahre), fällt der Anteil nur unbedeu-tend höher aus. Im Mittelwert ist der Schweizer Kapitalge-ber für Unternehmensgründungen 51 Jahre alt. Knapp darü-ber, bei 52 Jahren, liegt der Median. Zieht man zusätzlich die Summe des investierten Betrages in Betracht, ist der Median das Alter betreffend deutlich höher. Die Hälfte des inves-tierten Kapitals stammt von Business Angels, die älter als 59 sind. 59% der Schweizer Business Angels sind männlich.

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2010 Swiss Executive Report 31

4 Entrepreneurship und die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008-2010

Dieses Kapitel befasst sich mit der Fragestellung, wie sich unternehmerische Einstellungen, Aktivitäten und Ambi-tionen in der Schweiz seit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise entwickelt haben. Zu diesem Zweck wer-den einerseits Daten präsentiert, die exklusiv die Schweiz be-treffen, und solche, welche die Schweiz im Vergleich zu der konsolidierten Gruppe der anderen 22 innovationsbasierten Volkswirtschaften zeigen, fernerhin werden die helvetischen Resultate mit denjenigen der innovationsbasierten Volks-wirtschaften verglichen.

Unter Punkt 4.1. wird zunächst auf den Entrepreneurship-Prozess und damit auf die unternehmerische Einstellung und Aktivität eingegangen. Es wird beschrieben, wie sich beide seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise verän-dert haben. Der folgende Abschnitt 4.2 legt die Auswirkun-gen der Krise auf den Unternehmertypus dar. Das Kapitel schliesst mit Ausführungen zu den Auswirkungen der Krise auf Gründungsaktivität und Wachstum.

4.1 Auswirkungen der Krise auf den Entrepreneurship-Prozess

Bereits im GEM-Länderbericht 2009 wurde auf die Ge-fahren hingewiesen, denen das globale Unternehmertum im Zuge der gegenwärtigen Krise verstärkt ausgesetzt ist. Im Einzelnen wurden verschärfte Kreditkonditionen, re-duzierte Staatsausgaben. geringere Konsumausgaben, dro-hende Inflation, verstärkte Wechselkursschwankungen und Protektionismus genannt (Baldegger, Brülhart, Rossi & Schüffel, 2009). Während begründet anzunehmen ist, dass sich jede einzelne Gefahr potentiell negativ auf das Schwei-zer Unternehmertum auswirkt, haben sich zwischenzeitlich im internationalen Kontext zwei Tendenzen als besonders schwerwiegend herausgestellt. Einerseits leiden schweizeri-sche KMU allgemein unter einer nachlassenden Auslands-nachfrage nach Schweizer Produkten, andererseits sehen sich schweizerische Mittelständler mit einem kontinuierlich steigenden Schweizer Franken konfrontiert (Credit-Suisse & OSEC, 2010).

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Wahrgenommene Gelegenheiten

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Gute KarierremöglichkeitAbbildung 23: Unternehmerische Einstellung in der Schweiz, 2003-2010

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32 2010 Swiss Executive Report

In Anbetracht der Tatsache, dass Schweizer KMU nicht nur 70% aller Arbeitsplätze in der Schweiz stellen (Habersaat, Schönenberger, & Weber, 2001), sondern überdies die Hälf-te aller Schweizer Arbeitsplätze von Exporten abhängig ist (Mayer, 2003), erstaunt nicht weiter, dass weitere Auswir-kungen dieser Krise zu beobachten sind. Für 2010 wurden 6204 Firmenpleiten gemeldet und somit wurde der Vorjah-resrekord, der bei 5000 Firmenkonkursen lag, um 24% über-schritten (Dun & Bradstreet, 2010). Mit dieser Meldung verstetigte sich der Trend von 2009: Auch der Schweizer Mittelstand wurde zunehmend von der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise erfasst.

Dieser Trend spiegelt sich auch in der Entwicklung der un-ternehmerischen Einstellung in der Schweiz über die letzten Jahre. Gaben 2007 noch knapp 10% der Studienteilnehmer an, unternehmerische Absichten zu besitzen, waren dies 2010 noch nicht einmal mehr 8%. Interessant ist allerdings, dass sich diese Einstellung erst 2010 manifestierte, nachdem sich zunächst im Jahr 2009 noch ein Anteil von über 10% der Befragten positiv dazu äusserte, unternehmerische Absich-ten zu hegen. Offensichtlich wirkte sich die Krise in diesem Punkt zeitverzögert aus.

Ebenso wie die geäusserten unternehmerischen Absichten sank die Anzahl der wahrgenommenen unternehmerischen Gelegenheiten. Sagten 2007 noch etwa 35% der Studienteil-

nehmer, sie hätten unternehmerische Gelegenheiten wahr-genommen, sank diese Zahl im Jahr 2010 um zwei Prozent-punkte auf 33%.

Gleichwohl existieren Hinweise dafür, dass die globale Fi-nanz- und Wirtschaftskrise auch positive Auswirkungen auf den Entrepreneurship-Prozess in der Schweiz hatte. So stuf-ten beispielsweise 2010 nunmehr knapp 65% der Studienteil-nehmer die Selbstständigkeit als gute Karrieremöglichkeit ein, während dies im Jahr 2007 noch weniger als 50% so sahen.

Ein weiterer positiver Aspekt ist die nachlassende Angst zu scheitern. Hier wurde mit knapp 31% ein neuer Tiefstwert im Betrachtungszeitraum erreicht.

Weitere interessante Erkenntnisse lassen sich gewinnen mit der Analyse der Entwicklung der Quoten der werdenden Unternehmer wie der Jungunternehmer.

Die Rate der werdenden Unternehmer (Nascent Entrepre-neurs) halbierte sich praktisch von 2009 bis 2010. Während 2009 noch mehr als 4% der Schweizer Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren als werdende Unternehmer bezeichnet werden konnten, waren dies 2010 nur noch weniger als 2%.Die Quote der Jungunternehmer schwankt hingegen seit 2003 in einer engen Bandbreite zwischen ca. 3% und ca. 4%. Dabei erreichte sie 2010 nahezu den Tiefstand von 2007.

Abbildung 24: Unternehmerische Aktivität in der Schweiz, 2003-2010

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Abbildung 25: Auswirkungen der globalen Wirtschaftsverlangsamung auf die Wahrnehmung von Opportunitäten von Unternehmen

Damit können heute ca. 3% der Schweizer Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren als Jungunternehmer (New Business Owner-Manager) bezeichnet werden.

Der Rückgang dieser Quote hat möglicherweise folgende beiden Ursachen. Zum einen ist begründet anzunehmen, dass von dem oben genannten rapiden Anstieg der Firmen-pleiten Jungunternehmen prominent betroffen waren. Zum anderen zeigt – ceteris paribus – ein Abfall der Quote der werdenden Unternehmer zeitversetzt eine Abnahme der Quote der Jungunternehmer.

Hinsichtlich der Motivation, weshalb Personen zu Unter-nehmern werden, fällt auf, dass ‚Notwendigkeit» vermehrt als Grund genannt wird. Begründeten 2009 noch ca. 0,5% den Schritt in die Selbständigkeit mit Notwendigkeit, wa-ren es 2010 ca. 0,7%. Absolut betrachtet ist dieser Wert ver-gleichsweise gering, relativ betrachtet handelt es sich jedoch um eine Steigerung von 40%.

4.2 Auswirkungen der Krise auf den Unternehmertypus

Wie bereits diskutiert, hatte die Finanz- und Wirtschaftskri-se durchaus negative Auswirkungen auf das Schweizer Un-ternehmertum im Allgemeinen. Unterscheidet man zudem zwischen den verschiedenen Unternehmertypen, ergibt sich ein noch differenzierteres Bild dieser Entwicklung. Ausser-dem lassen sich zusätzliche Erkenntnisse gewinnen, wenn die Schweizer Volkswirtschaft innerhalb ihrer Peer Group in Relation zu den anderen innovationsbasierten Ökonomien studiert wird.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass 2010 über sämtli-che innovationsbasierten Volkswirtschaften hinweg alle Un-ternehmertypen weniger Geschäftsgelegenheiten registriert hatten als im Vorjahr. Interessanterweise stemmen sich die Schweizer Unternehmer jedoch gegen diesen Trend: Unter den werdenden Unternehmern hatten über 40% der Befragten mehr Gelegenheiten wahrgenommen als 2009. Weitere 23% meinten, dass sich immerhin etwa gleich viele Gelegenheiten boten. Ca. ein Drittel erkannte weniger Gelegenheiten.

Unter den Schweizer Jungunternehmern war die Stimmung nicht ganz so positiv, aber immerhin gaben deutlich über 50% an, dass 2010 etwa gleich viele Geschäftsgelegenheiten wie 2009 existierten. Weniger Geschäftsgelegenheiten eru-

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Abbildung 26: Wahrgenommene Opportunitäten innovationsbasierter Länder, 2002-2010

ierten etwa ein Drittel der Befragten, mehr nahmen immer-hin knapp 15% der Befragten wahr.

Zu einem gewissen Grad trotzten gleichermassen die etablier-ten Schweizer Unternehmer dem internationalen Trend. Hier gaben weit über 50% der Studienteilnehmer an, dass sich ih-nen 2010 etwa gleich viele Gelegenheiten geboten hätten wie 2009, während ‚nur» wenig mehr als 30% angaben, weniger Geschäftsmöglichkeiten erkannt zu haben. Dies ist quasi eine Verkehrung der Verhältnisse, wie sie sich im internationalen Vergleich darstellten. Weitgehend analog ist hingegen die Aussage der etablierten Schweizer Unternehmer und ihrer in-ternationalen Peers, dass nur wenige der Befragten mehr Ge-schäftsgelegenheiten wahrnahmen. Dies gaben ca. 12% aller etablierten Unternehmer in innovationsbasierten Ökonomien an, ca. 15% der etablierten helvetischen Unternehmer.

Vergleicht man die Schweiz mit anderen innovationsbasier-ten Ländern hinsichtlich der wahrgenommenen Geschäfts-möglichkeiten, ergeben sich ebenfalls interessante Aussagen. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass sich die Schweiz über die letzten Jahre etwa im Mittelfeld hielt, was die Wahrneh-mung von Opportunitäten anbelangte. Dabei hebt sich die Schweiz in ihrer Stabilität deutlich ab von Ökonomien, die in diesem Zeitraum eine «Boom-and-Bust»-Phase durch-liefen wie beispielsweise Irland oder Island (OECD, 2010). Während in der Schweiz im Zeitraum von 2005 bis 2007 etwa 37% der Bevölkerung eine Geschäftsidee identifiziert hatten, waren dies im Zeitraum von 2009 bis 2010 immerhin noch 34%. Im Falle von Irland fiel dieser Wert hingegen von ca. 47% auf 23%, in Island gar von 64% auf 44%. Festzuhal-ten bleibt ergo, dass die Schweizer Unternehmer im inter-nationalen Vergleich zwar in allen untersuchten Zeiträumen nicht sonderlich viele Gelegenheiten wahrnahmen, dass im Gegenzug aber die Volatilität dieser Wahrnehmung relativ gering ist.

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Abbildung 27: Prozentteil der Gründungsaktivität (TEA), welche eine Unternehmensgründung als schwieriger erachten

4.3 Auswirkungen der Krise auf Gründungsaktivität und Wachstum

Die Betrachtung der Gründungsaktivität über alle innova-tionsbasierten Ökonomien hinweg ergibt abgesehen von wenigen Ausnahmen ein eindeutiges Bild. Im Gleichschritt mit der Finanz- und Wirtschaftskrise erlahmten die Grün-dungsaktivitäten. Stellvertretend steht das von der Krise be-sonders gebeutelte Island, wo sich der Level der Gründungs-aktivität fast halbierte. Gleicherweise in Mitleidenschaft gezogen wurde das Schweizer Unternehmertum: Während 2009 immerhin noch eine Gründungsaktivität von 50% zu verzeichnen war, sank dieser Wert 2010 auf lediglich 37%. Besonders interessant an diesem internationalen Vergleich ist die Tatsache, dass sich die Schweiz 2009 etwa im Mit-telfeld unter den innovationsbasierten Ökonomien befand, 2010 deutlich ins untere Viertel bewegte. Einige Länder der südlichen EU-Peripherie wie Spanien und Griechenland schafften es hingegen sogar, ihre Gründungsaktivitäten zu steigern. In der Schweiz entwickelte sich die Krise folglich nicht zu einem Katalysator für Gründungsaktivitäten.

Auf die Frage nach den Wachstumserwartungen, die bei eta-blierten Unternehmen herrschen, ergeben sich erneut inter-essante Einsichten. Mit ‚nur» 40% der etablierten Schweizer Unternehmen indizierten bereits 2009 vergleichsweise we-nig schweizerische Firmen, geringere Wachstumsaussichten zu haben. Dieser Wert sank 2010 erneut. Aktuell meinten ‚nur» ca. 31% der befragten Unternehmen, mit geringeren Wachstumsraten zu rechnen. Dieser im internationalen Ver-gleich geringe Wert deutet darauf hin, dass die etablierten Unternehmen in der Schweiz wohl damit rechnen, dass die Talsohle der Krise nunmehr durchschritten sei. Im starken Kontrast hierzu stehen wiederum die Länder Spanien und Griechenland: rechnen mit 68% bzw. 70% der etablierten Unternehmen erwarten eine weitere Abschwächung ihres Wachstums.

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Abbildung 28: Prozentteil etablierter Unternehmen, deren Wachstumserwartungen geringer sind

Abschliessend ist zu konstatieren, dass die seit 2008 herr-schende Finanz- und Wirtschaftskrise deutliche Spuren im Schweizer Unternehmertum hinterlassen hat. Aktuell gaben weniger Personen an, unternehmerische Absichten zu besitzen, und weniger unternehmerische Gelegenheiten wurden wahrgenommen. Übereinstimmend dazu sank die Anzahl werdender Unternehmer sowie der Jungunterneh-mer. Gleichwohl wurden im Zuge der Krise die Karriere-möglichkeiten besser wahrgenommen als zuvor, gleichwohl war die Furcht vor einem Scheitern schwächer. Allgemein wird ,Notwendigkeit» zunehmend als Grund dafür erachtet, unternehmerisch tätig zu werden. Darüber hinaus ist kein signifikanter Abfall der Wahrnehmung von Geschäftsmög-lichkeiten in der Schweiz zu verzeichnen.

Im internationalen Vergleich hob sich die Schweiz unter verschiedenen Aspekten von anderen innovationsbasierten Ökonomien ab. Nach wie vor werden vergleichsweise viele Geschäftsopportunitäten perzipiert. Die Gründungsaktivität der Schweiz sank jedoch im internationalen Vergleich sig-nifikant. Positiv sind demgegenüber die etablierten Unter-nehmen hervorzuheben, die ihre Wachstumsperspektiven als vergleichsweise positiv einschätzen.

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38 2010 Swiss Executive Report

Glossar

Messgrösse Beschreibung

Unternehmerische Einstellung und Wahrnehmung

Wahrgenommene Gelegenheiten (Perceived Opportunities)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die in ihrem Umfeld gute Gelegenheiten wahrnehmen, um ein Unternehmen zu starten.

Wahrgenommene Fähigkeiten (Perceived Capabilities)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die glauben, über die notwendigen Fähigkeiten für einen Unternehmensstart zu verfügen.

Angst zu scheitern (Fear of Failure) Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die in ihrem Umfeld gute Gelegenheiten erkennen, jedoch von der Angst zu scheitern vom Aufbau eines Unternehmens abgehalten werden.

Unternehmerische Absichten (Entrepreneurial Intention)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die noch nicht unternehmerisch aktiv sind, jedoch in den nächsten drei Jahren eine Gründung beabsichtigen.

Entrepreneurship als gute Karrierechance (Entrepreneurship as Desirable Career Choice)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, welche die Aussage bejahen, dass die meisten Personen in ihrem Land Entrepreneurship als gute Karrieremöglichkeit betrachten.

Hoher Status von erfolgreichen Unternehmern (High Status Successful Entrepreneurship)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die die Aussage bejahen, dass erfolgreiche Unternehmer in ihrem Land einen hohen Status haben.

Medienaufmerksamkeit gegenüber Entrepreneurship (Media Attention for Entrepreneurship)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, welche die Aussage bejahen, dass in ihrem Land in den Medien oft über erfolgreiche Unternehmer.

Unternehmerische Aktivität

Werdende Unternehmer (Nascent Entrepreneurship Rate)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die aktiv in der Vorbereitung oder am Aufbau eines Unternehmens beteiligt sind, das seit maximal drei Monaten Saläre ausbezahlt hat.

Jungunternehmer (New Business Ownership Rate)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die aktiv in der Vorbereitung oder dem Aufbau eines Unternehmens beteiligt sind, das seit mehr als drei Monaten und maximal 42 Monate Saläre ausbezahlt hat.

Gründungsaktivität (TEA) (Early-Stage Entrepreneurial Activity)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die in die Kategorie «Werdende Unternehmer» oder «Jungunternehmer» fallen (wie oben beschrieben).

Etablierte Unternehmer (Established Business Ownership Rate)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die Eigentümer-Unternehmer eines Unternehmens sind, das bereits länger als 42 Monate Saläre ausbezahlt hat.

Stilllegung des Unternehmens (Business Discontinuation Rate)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die in den vergangenen zwölf Monaten aus unterschiedlichen Gründen (Verkauf, Schliessung, Pensionierung etc.) eine unternehmerische Aktivität eingestellt haben. Dies ist keine Messgrösse für gescheiterte Unternehmen.

Gründung aus Not − keine andere Option: relative Verbreitung (Necessity-Driven Entrepreneurial Activity: Relative Prevalence)

Anteil der Gründungsaktivitäten (TEA) in Prozent, die angeben, eine unternehmerische Aktivität aus Not aufgenommen zu haben, ohne eine andere Einkommensoption zu haben.

Opportunity-Gründung − Autonomie, Einkommensverbesserung: relative Verbreitung (Improvement-Driven Opportunity Entrepreneurial Activity: Relative Prevalence)

Anteil der Gründungsaktivitäten (TEA) in Prozent, die angeben, dass sie (a) eine unternehmerische Aktivität aufgrund einer guten Gelegenheit aufgenommen haben und dass (b) die Hauptmotivation eine Einkommensverbesserung (im Gegensatz zur Aufrechterhaltung des aktuellen Einkommensniveaus) oder Unabhängigkeit (c) sei.

Sociale Gründungsaktivität (SEA) (Early- Stage Social Entrepreneurial Activity)

Anteil der Gründungsaktivitäten (TEA) in Prozent, die angeben, eine unternehmerische Aktivität mit einem sozialen Ziel zu haben.

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Unternehmerische Ambitionen

Gründungsaktivität mit hohen Wachstumsabsichten (HEA) (High-Growth Expectation Early-Stage Entrepreneurial Activity)

Anteil der Befragten (18-64 Jahre) in Prozent, die unternehmerisch aktiv (TEA) sind und beabsichtigen, in den nächsten fünf Jahren mindestens 20 Angestellte zu beschäftigen.

Gründungsaktivität mit hohen Wachstumsabsichten: relative Verbreitung (High-Growth Expectation Early-Stage Entrepreneurial Activity: Relative Prevalence)

Anteil der Gründungsaktivitäten (TEA) in Prozent, die beabsichtigen in den nächsten fünf Jahren mindestens 20 Angestellte zu beschäftigen.

Länderindex

AO Angola GH Ghana NL Niederlande

AR Argentinien GR Griechenland NO Norwegen

AU Australien GT Guatemala PE Peru

BA Bosnien Herzegowina HR Kroatien PK Pakistan

BE Belgien HU Ungarn PT Portugal

BR Brasilien IE Irland RU Russland

CH Schweiz IR Iran SA Saudi Arabien

CL Chile IS Island SI Slowenien

CN China IT Italien TN Tunesien

CO Kolumbien JM Jamaica TR Türkei

CR Costa Rica JP Japan TT Trinidad und Tobago

DE Deutschland KR Korea TW Taiwan

DK Dänemark LV Lettland UG Uganda

EC Ecuador ME Montenegro UK Vereinigtes Königreich

EG Ägypten MK Mazedonien US Vereinigte Staaten

ES Spanien MX Mexiko UY Uruguay

FI Finnland MY Malaysia ZA Südafrika

FR Frankreich RO Rumänien

HU Ungarn SE Schweden

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40 2010 Swiss Executive Report

Liste der Experten

Siegfried Alberton, Professor & Deputy Director IRE, SUPSI, Lugano

Doris Albisser, CEO, CLS Communication AG, Zürich

Jean-Marie Ayer, Managing Director, Dartfish, Freiburg

Hans Baumgartner, Head of SME Business, Crédit Suisse, Zürich

Nicolas Berg, Partner & Investment Manager, Redalpine Venture Partners, Langenthal

Silvio Bonaccio, Leiter ETH Transfer, ETH, Zürich

Edgar Brandt, CEO, Edgar Brandt Advisory, Genf

Beatrice Brenner, Editor in Chief, io new Management, Zürich

Thomas Christ, Managing Director, DHL Logistics (Switzerland) AG, Basel

Adrienne Corboud Fumagalli, Vice-President for Innovation and Technology Transfer, EPFL, Lausanne

Julian Cook, Founder & CEO, FlyAfrica, Lausanne

Lucia Döbeli, Leiterin Partner Management, Osec, Zürich

Urs Füglistaller, Professor, Schweizerisches Institut für Klein- und Mittelunternehmen, Universität St. Gallen, St. Gallen

Stephane Garelli, Professor, International Business School (IMD), Lausanne

Peter Heimlicher, Chairman & CEO, Contrinex AG Industrial Electronics, Givisiez

Andreas Hellmann, Investment Management, LGT Capital Partners, Pfäffikon

Heinz Herren, Head of Small and Medium-Sized Enterprises, Swisscom (Switzerland) AG, Liebefeld

Konrad Hummler, Managing Partner, Wegelin & Co. Private Bankers, St.Gallen

Pierre Hemmer, State Secretariat for Economic Affairs, Seco, Bern

Philippe Jeanneret, Swiss Delegate in Industry Comitee, OECD, Bern

Georges Kotrotsios, Geschäftsleiter, CSEM SA Headquarters, Neuenburg

Armand Lombard, Founder & President, Genilem, Genf

Pascal Marmier, Director, Swissnex Boston, Boston, MA

Simon Meier, Investment Director, La Roche AG Roche Venture Fund, Basel

Hans-Jörg Mihm, CEO, Extramet AG, Plaffeien

Jordi Montserrat, Managing Director, Venturelab, Lausanne

Martin Naville, CEO, Swiss-American Chamber of Commerce, Zürich

Claus Niedermann, Inhaber und Geschäftsleiter, Journalistenbüro Niedermann GmbH, Luzern

Alexander Osterwalder, Founder, Osterwalder Strategy Facilitation, Echandens

Hans Ulrich Pestalozzi, President & Coach, Pestalozzi IVE Institute, Freiburg

Faris Sabeti, Head Coach Westschweiz, CTI/Start-up-Förderung und Unternehmertum, Bern

Eric Scheidegger, State Secretariat for Economic Affairs, Seco, Bern

Gerhard Schwarz, Director, Avenir Suisse, Zürich

Olivier Toublan, Chefredaktor, PME Magazine, Genf

Pascale Vonmont, Delegate Advisory Board Venture Kick, Gebert Rüf Stiftung, Basel

Kirstin Wagner, Professorin für Entrepreneurship, HTW Chur, Chur

Christian Wanner, CEO, LeShop.ch, Ecublens

Julia Wingen, Corporate Finance Specialist, Emerald Technology Ventures AG, Zürich

Patrick Zurkinden, Managing Director, Banque Privée Edmond de Rothschild, Freiburg