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1 Handlungsfähigkeit in einer digital vernetzten Welt Vortrag auf dem Fachtag der Thüringer Landesmedienanstalt „Mediennutzung zwischen Kompetenz und Abhängigkeit“ am 13. November 2013 in Gera 13.11.2013 | Fachbereich Humanwissenschaften| Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik | Prof. Dr. Petra Grell

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Vortrag für die Thüringer Landesmedienanstalten "Handlungsfähigkeit in einer digital-vernetzten Welt"

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Handlungsfähigkeit in einer digital vernetzten Welt

Vortrag auf dem Fachtag der Thüringer Landesmedienanstalt „Mediennutzung zwischen Kompetenz und Abhängigkeit“ am 13. November 2013 in Gera

13.11.2013 | Fachbereich Humanwissenschaften| Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik | Prof. Dr. Petra Grell

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I. Erkenntnisse

Gravierende Veränderungen

Perspektiven unterschiedlicher Akteure

II. Herausforderungen Handlungsfähigkeit

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Quelle: Retrevo Gadgetology Studies 2010, March 15

Ja

Nein USA 2010

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Quelle: Retrevo Gadgetology Studies 2010, March 15

USA 2010

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Sehen, erfassen, begreifen und verstehen wir die

Veränderungen, die durch die Veralltäglichung

digital vernetzter Medien entstehen?

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•  „Die Er!ndung hat so viele Mängel, dass es nicht ernsthaft als Kommunikationsmittel taugt. Das Ding hat für uns an sich keinen Wert.“

•  „Der [ Fernseher] wird sich auf dem Markt nicht durchsetzen. Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren.“

http://suite101.de/article/die-groessten-technologieirrtuemer-der-geschichte-a67623

Bild Telefon: Flickr-User: sgroi CC-by-nc-sa http://www.flickr.com/photos/sgroi/4270718615/ Bild TV: Flickr-User: Susan E. Adams CC-by-nc-sa http://www.flickr.com/photos/susanad813/4167385353/

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„Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben wollte.“ !

http://suite101.de/article/die-groessten-technologieirrtuemer-der-geschichte-a67623

Ken Olson, Präsident von Digital Equipment Corp., 1977

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I. Erkenntnisse

Gravierende Veränderungen

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Nutzung von Internet und Onlineangeboten elektronischer Medien in Deutschland ARD/ZDF-Online-Studie 1998: Onlinemedien gewinnen an Bedeutung Von Birgit van Eimeren*, Heinz Gerhard**, Ekkehardt Oehmichen* und Christian Schröter *Arbeitsgruppe ARD Multimedia unter Beteiligung der Medienforschung des BR, hr und SWF; **ZDF-Medienforschung.

Im vergangenen Jahr wurden mit der ARD-Online-Studie 1997 erstmalig repräsentative Basisdaten zur Onlinenutzung in Deutschland zur Verfügung gestellt. In einer eher vorsichtigen Einschätzung gingen die Autoren davon aus, daß "eine Ausweitung des Onlinepotentials in der Bundesrepublik auf einen Anteil von über 10 Prozent in der Bevölkerung wohl nur dann erreicht werden kann, wenn verschiedene Barrieren abgebaut werden. Dazu zählen die leichtere Handhabung (einschließlich einer schnelleren Verfügbarkeit) sowie günstigere Anschaffungs- und Nutzungskosten".

Starker Anstieg der Onlinenutzer in Deutschland Inzwischen muß diese Zurückhaltung aufgegeben werden. Ohne sich von der Euphorie anstecken zu lassen, die Enthusiasten mit der Technologie des Internets verbinden, ist festzustellen, daß innerhalb gut eines Jahres der Anteil der Onlinenutzer in Deutschland um mehr als die Hälfte zugenommen hat. Im Frühjahr 1998 verfügten über 6,6 Millionen Personen -- sei es beruflich oder privat -- über eine Zugriffsmöglichkeit zu Onlinediensten und/oder dem Internet, die 10-Prozent-Grenze ist damit überschritten.

1998 Vor 15 Jahren

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Im Jahr 2012

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Nutzung des Internets / Erwachsene (+14 Jahre)

(N)Onlineratlas 2013

2001 – 37,0%

2013 – 76,5%

ARD/ZDF Onlinestudie 2013 1997 – 6,5% 2013 – 77,2 %

Nur die 14-19-jährigen

2003 über 90%

2010 sind es 100%

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Jugendliche: Wege der Internetnutzung in den letzten 14 Tagen

0 20 40 60 80 100

Computer/Laptop

Handy/Smartphone

99

13

99

29

96

49

2012 2011 2010

13 Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest: JIM-Studie 2012. Jugend, Information, (Multi-)Media Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart 2012.

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Mobil Online 2009 bis 2013

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15 „Always On“ und überall Zugang zu einer Vielzahl von Informationen Auswählen >>Bewerten >> Strukturieren

http://beat.doebe.li/talks/phbern10/

http://www.spiegel.de/video/google-glass-angefasst-testet-die-datenbrille-von-google-video-1276572.html

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Regelmäßige Nutzung von Online-Communities (Angaben in Prozent, n = 1.800, n=1.389)

2011 14-29 J. 30-49 J. 50-69 J. Ab 70 J.

Online-Communities nutzen, mindestens einmal wöchentlich

71% 28% 14% 9%

Quelle: ARD/ZDF Online-Studie 2011 und 2013

2013 14-29 J. 30-49 J. 50-69 J. Ab 70 J.

Online-Communities nutzen, mindestens einmal wöchentlich

76% 38% 13% 7%

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Nutzungsfrequenz Online-Communities Jugendliche (12-19 Jahre)

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.): Jugend, Information (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12-19jähriger. Stuttgart 2011

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Spiele Informationssuche

Internetnutzung Jugendlicher Annähernd die Hälfte der Zeit wird für Kommunikation verwendet (Communities, Messenger, Mails, Chatten)

Kommunikation 44%

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.): Jugend, Information (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12-19jähriger. Stuttgart 2012

Unterhaltung

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Privacy-Option (JIM 2012)

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.): Jugend, Information (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12-19jähriger. Stuttgart 2012, S. 44

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Anzahl der Freunde (JIM 2012)

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.): Jugend, Information (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12-19jähriger. Stuttgart 2012, S. 45

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21 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.): FIM-Studie 2011. Familie, Interaktion & Medien. Stuttgart 2012, S. 62

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225.000.000

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Perspektiven unterschiedlicher Akteure

Praxen von Ki. u. Jgdl.

Medien-Forschung

Wissen-schaftlicher Diskurs

Besorgte Eltern Politischer

Diskurs

Mediendidaktik und E-Learning

Medienpäd. Praxiskonzepte

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Themen ab 2000

Praxen Heranwachsender •  Handy & SMS •  Chaträume und eigene

Homepages •  Computerspiele •  Tabuisierte Inhalte •  Foto- oder Videobeweis des

Tuns und Seins mittels Handy (u.a. Gewalt „Happy Slapping“)

•  Spiel-Gemeinschaften: Gilden & Clans in MMORPG

•  Themen-Austausch: Foren •  Tauschbörsen (Musik,

Kinofilme) •  Communities (schülerVZ,

facebook) •  Youtube-Stars

Besorgte Eltern … •  Kostenfalle •  Narzisstische Selbstentblößung •  Gefahr des sexuellen

Missbrauchs •  Abstumpfung durch Gewalt und

Ego-Shooter •  Verrohung durch Pornographie •  Mobbing & Cyberbullying •  Sucht / Abhängigkeit •  Datenmissbrauch •  Verlust der Privatheit

•  „Verschwendung von Lebenszeit“

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Themen ab 2000

Politischer Diskurs I (Wirtschaft)

•  Computer-kenntnisse als Rüstzeug moderner Arbeitnehmer

•  Urheberrechts-verletzung via Tauschbörsen (Musik- und Filmindustrie)

Politischer Diskurs III (Gefahr)

•  Gefahren des Internets (Cyber-Abwehr-Zentrum)

•  Amoklauf (Gewaltspiel, Internetgeburt)

•  Pädophilie-Netzwerke „Internetsperren“

•  Datenschutz und Datenmissbrauch

•  Hacker-Attacken

Politischer Diskurs II (Demokratie)

•  Erstaunen über Einfluss der „ominösen Netzgemeinde“, Wikileaks, Doktorarbeiten- Plagiate

•  Erstaunen über Instrumente in Demokratie-bewegungen (Iran, Ägypten)

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Herausforderung

Welche Fähigkeiten benötigen Heranwachsende

und Erwachsene, um in einer von digitalen

Medien durchdrungenen Welt verantwortlich

mitgestalten zu können?

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27 4 Themenfelder

•  Informationsverarbeitung und Wissensgenerierung

•  Kommunikation und Kooperation

•  Identität und Orientierung •  Digitale Wirklichkeit und

produktives Handeln

Schelhowe et al. (2009): Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur. Medienbildung für die Persönlichkeitsentwicklung, für die gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit. Berlin. http://www.bmbf.de/pubRD/kompetenzen_in_digital_kultur.pdf

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Reflex ... (oder Reflexion?)

•  „Das braucht kein Mensch!“

•  „Überflüssig, störungsanfällig, vermutlich sogar

schädlich“

•  „Um es nutzbar einsetzen zu können, müsste die

Qualität besser sein.“

Ist es so unvorstellbar, dass bewährte Techniken und Praktiken

durch neue ersetzt werden? Gab es das noch nie?

Ist es so unvorstellbar, dass neue Handlungspraktiken entstehen

können/werden?

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Herausforderung

•  Digital vernetzte Lebenssituation begreifen

»  Mitmenschliches, verantwortliches Handeln

•  Möglichkeitsräume erschließen

»  Technik für menschliche Interessen einsetzen

•  Aufmerksamkeit für gesellschaftliche Transformation

•  Medienbildung! Eine komplexe Aufgabe für alle Akteure.