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Das Raumschiff im Science Fiction Film. Zur Metaphorik kosmischer Evasion.
Joerg Hartmann, MA Karlsruhe Institute of Technology
Zum Kernbestand der ‚Science Fiction‘ zählen Phantasien vom Aufbruch des Menschen ins
All. In meinem kulturgeschichtlich ausgerichteten Vortrag stelle ich die These zur Diskussion,
dass das Raumschiff, als das technische Vehikel mit dem dieser Fortschritt gelingt, weit mehr
darstellt als die rein technische Verbesserung des Verkehrswesens.
Im Zeichen des ‚Raumschiffes im Sternenmeer‘ konzentrieren sich zwei für die
Kulturgeschichte der westlichen Welt zentrale Themenfelder: die Tradition der Kosmologie
und die der Seefahrt. Erhofft sich erstere Antworten auf Fragen nach der Stellung des
Menschen in Zeit und Raum aus der Betrachtung des Sternenhimmels, so wird zweitere
bereits in den ältesten Erzählungen der Menschheit als Metapher für die ‚Lebensreise‘
verwendet. Im historischen Verlauf potenzieren sich diese beiden Bereiche gegenseitig und
tragen so maßgeblich zur Entstehung des rational geprägten Weltbildes, in der eine Science
Fiction überhaupt erst möglich werden kann, bei. In Fortführung von Hans Blumenbergs
metaphorologischer Untersuchung 'Schiffbruch mit Zuschauer' zeige ich anhand eines
kursorischen Überblicks über 100 Jahre Filmgeschichte, wie sich die Semantik kosmischer
Grenzüberschreitung als Wechselspiel zwischen realer technischer Entwicklung und deren
fiktionaler Antizipation immer wieder neu gewichtet - und als Metapher für Fragen nach der
Legitimität des ‚Fortschritts‘ im 20. Jahrhundert gelesen werden kann.
(194 Wörter)