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Neue Öffentlichkeiten im Social Web Dr. Jan Schmidt Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation Frankfurt, 25.06.2009

Neue Öffentlichkeiten im Social Web

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Vortrag beim 5. Frankfurter Tag des Online-Journalismus, 25.9.2009, Frankfurt

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Page 1: Neue Öffentlichkeiten im Social Web

Neue Öffentlichkeiten im Social Web

Dr. Jan Schmidt

Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation

Frankfurt, 25.06.2009

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Was verändert sich im Social Web?

Das neue Netz senkt die Hürden für onlinebasiertes…

www.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/

– Identitätsmanagement (Darstellung individueller Interessen, Erlebnisse, Meinungen, Kompetenzen, etc.)

http://flickr.com/photos/mylesdgrant/495698908/

– Beziehungsmanagement (Pflege von bestehenden und Knüpfen von neuen Beziehungen)

http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/

– Informationsmanagement (Selektion und Weiterverbreitung von relevanten Daten, Informationen, Wissen- und Kulturgütern)

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Worüber ich heute spreche

• Weil das Internet die technischen Hürden senkt, Informationen aller Art zu publizieren, gemeinsam mit anderen zu bearbeiten, zu filtern und weiter zu verbreiten, verändert sich das Umfeld für Journalismus und Massenmedien, also das gesellschaftliche System, das institutionalisiert-professionell Öffentlichkeit herstellt:

1. Neue Konkurrenz um Zeit und Aufmerksamkeit, möglicherweise auch um Vertrauen entsteht

2. Persönliche Öffentlichkeiten entstehen, die auf neuen Instrumenten und Mechanismen der Kanalisierung von Aufmerksamkeit und des Zuschreibens von Relevanz beruhen

3. Neue Allianzen werden erprobt, um journalistisch produzierte Inhalte an aktive Nutzer zu vermitteln und von diesen weiter verbreiten zu lassen

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„Welches Medium ist am Besten geeignet,…..“(in %; angegeben sind erste oder zweite Wahl; 12- bis 24-Jährige Internetnutzer)

Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009

n=650 TV Radio Internet Zeitung Zeitschr.nichts davon

Wenn Du Dich informieren möchtest, was in der Welt los ist

60,1 16,7 66,2 47,7 7,8 1,5

Wenn Du Dich ausruhen möchtest. 69,3 48,7 29,3 10,1 24,8 17,8

Wenn Du Informationen zu einem konkreten Problem suchst, das Dich beschäftigt.

26,6 7,1 93,3 27,1 38,2 10,4

Wenn Du erfahren willst, was gerade „in“ oder „out“ ist. 55,3 8,3 71,3 10,2 45,0 10,0

Wenn Du für Dich allein sein willst. 62,6 32,7 55,1 11,2 24,3 14,1

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Verbreitung ausgewählter Anwendungen unter 12-24jährigen (in %)

90,6

70,1

54,8

49,1

39,2

30,2

27

14,4

12,3

2,9

90,3

83,3

60,4

59,5

65,7

9,3

34,4

22,8

11,3

2,6

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Google

YouTube

Wikipedia

ICQ

schuelerVZ

StudiVZ

MyVideo

MySpace

Wer kennt wen

Facebook

Gesamt 15-17

„Zumindest einmal pro Woche“; Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009

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Entstehen persönlicher Öffentlichkeiten

• Für viele Nutzer besteht ein Reiz des Web 2.0 darin, ihre sozialen Beziehungen aus dem „echten Leben“ artikulieren, pflegen und erweitern zu können

• Treten dabei überwiegend mit ihrer „echten“ Identität auf, um auffindbar zu sein und Selbstpräsentation, ggfs. auch Reputation an eigene Person zu koppeln

Web 2.0 ermöglicht es dem Einzelnen, eigene persönliche Öffentlichkeiten zu schaffen – und sich in den persönlichen Öffentlich-keiten anderer zu orientieren

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Persönliche Öffentlichkeiten

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Aggregation von Aktivitäten

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Persönliche Öffentlichkeiten

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Das Beispiel Weblogs

Zwei dominierende Praktiken: Weblogs als Online-Journale und als kommentierte Linklisten

Erneut: „persönliche Öffentlichkeiten“, in denen Nutzer Themen von persönlicher Relevanz mit oft kleinen Publika teilen

Angebote etablierter Medien gehören zu den meist verlinkten Inhalten in der Blogosphäre

Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von www.deutscheblogcharts.de, Februar 2008 (Quelle hierfür: www.technorati.com)

Gilt auch für Für

noch nicht untersucht

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Nur wenig Kritik journalistischer Angebote in Blogs

12,3

80,5

83,1 4,6

11,2 8,2

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Top 20 RedaktionelleAngebote

Top 5 Blogs

Positiv Neutral NegativQuelle: Auswertung von N=1.750 Links von Blogs auf populäre journalistische Online-Angebote (Quelle hierfür: www.technorati.com)

Anteil bewertender Verweise von Blogs auf andere Online-Quellen (in %)

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Social-News-Plattformen

http://rivva.de/

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Quellen von Social-News-Plattformen

Colivia

Newstube

Webnews Yigg Digg

Klassische Massenmedien

36,4 47,7 51,0 38,7 33,5

Portale 22,7 5,5 14,9 16,1 22,0

Weblogs/private Webseiten

27,3 29,5 18,2 40,3 22,2

Kommerzielle Angebote

6,8 11,6 6,3 2,2 10,7

Communities/Foren

2,3 4,5 5,1 1,6 8,8

Sonstige 4,5 1,2 4,5 1,1 2,8

Quelle: modifiziert nach Rölver/Alpar 2008, S. 317

Anteile verschiedener Nachrichtenquellen unter den Topbeiträgen ausgewählter Social-News-Plattformen (in %)

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Distributionswege von Online-Nachrichten (NYT; 2008)

Quelle: Kang 2009

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Journalismus auf neuen Kanälen

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Journalismus auf neuen Kanälen

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Journalismus auf neuen Kanälen

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Fazit

Das neue Netz ergänzt und erweitert Leistungen des professionellen Journalismus und etablierter Medienorganisationen in zweierlei Hinsicht:

1. (Produktion) Entstehen neuer themen- und gruppenspezifischer, nicht-institutionalisierter Öffentlichkeiten (z.B. in der Blogosphäre)

2. (Filtern) „Gatekeeping“, das Beobachten, Selektieren und Aggregieren von Themen für ein Publikum, wird zunehmend auch geleistet von Laien (Nutzer ohne professionelle journalistische Ausbildung und Selbstverständnis)

„soziales Filtern“ Software-Code (Algorithmen einzelner Programme sowie Schnittstellen/Verknüpfungen

zwischen Anwendungen) Neue Publikations-, Filter- und Distributionswege sind mit etablierten journalistischen

Öffentlichkeiten eng verwoben

Doch: Wer kontrolliert und gestaltet die Architektur der neuen Kommunikationsräume?

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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Dr. Jan-Hinrik Schmidt

Hans-Bredow-Institut

Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg

[email protected]

www.hans-bredow-institut.de

www.schmidtmitdete.de

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Weiterführende Literatur

– ARD-ZDF-Onlinestudie 2008:– Van Eimeren, Birgit / Frees, Beate (2008): Internetverbreitung: Größter Zuwachs bei Silver-Surfern.

In: Media-Perspektiven, Nr. 7/2008, S. 330-344.– Fisch, Martin / Gscheidle, Christoph (2008): Mitmachnetz Web 2.0: Rege Beteiligung nur in

Communitys. In: Media-Perspektiven, Nr. 7/2008, S. 356-364.– Boyd, Danah/ Nicole Ellison (2007). Social network sites: Definition, history, and scholarship. Journal of

Computer-Mediated Communication, 13(1), article 11.http://jcmc.indiana.edu/vol13/issue1/boyd.ellison.html

– Kang, Jeong-Soo (2009): Ausgestaltung des Wertschöpfungsprozesses von Online-Nachrichten. Unveröffentlichte Dissertation an der Privaten Universität Witten/Herdecke.

– Renz, Florian (2007): Praktiken des Social Networking. Eine kommunikationssoziologische Studie zum online-basierten Netzwerken am Beispiel von openBC (XING). Boizenburg: Verlag Werner Hülsbusch

– Schmidt, Jan (2008): Was ist neu am Social Web? Soziologische und kommunikationswissenschaftliche Grundlagen. In: Zerfaß, Ansgar; Martin Welker; Jan Schmidt (Hrsg.) (2008): Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Zwei Bände. Köln: Van Halem Verlag

– Schmidt, Jan (2009): Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und Konsequenzen des Web 2.0. Konstanz: UVK. Erscheint voraussichtlich Oktober 2009.

– Schmidt, Jan/Ingrid Paus-Hasebrink/Uwe Hasebrink (Hrsg.)(2009): Heranwachsen mit dem Social Web. Düsseldorf: LfM. Erscheint voraussichtlich September 2009.

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Popularität

363

282

185

171

155

152

151

106

97

87

0 50 100 150 200 250 300 350 400

T-Online Content

MSN

Yahoo

StudiVZ

schülerVZ

ProSieben

Wer-kennt-wen

Spiegel Online

bild.de

meinVZ

Quelle: IVW Online

Die zehn besucherstärksten IVW-verzeicheten Angebote (in Mio visits; 05/2009)

• Netzwerkplattformen gehören zu den meist besuchten Internetportalen in Deutschland (gemessen an PageImpressions sind sie die meist-geklickten Angebote)