15
1 Standortentscheidungen in einer globalen Welt Inhaltverzeichnis Einleitung 1. Ziel der Arbeit 2. Entwicklung der Standorttheorien und Ansätze 2.2. Standortstheorie von Weber (1909) 2.3. Standortbestimmungslehre von Behrens (1972) 2.4. Standortsystematik wurde von Hansmann (1984) 2.5. Standortfaktorensystematik von BESTAND (2004) 3. Analyse zur Relevanz von Standortfaktoren 4. Bedeutung von einzelnen Standortsfaktoren 4.2. Produktionsfaktoren 4.3. Wirtschaftsfaktoren 4.4. Rahmenbedingungsfaktoren 4.5. Umgebungsfaktoren 5. Fazit 6. Literaturverzeichnis Einleitung Die Standortswahl gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Unternehmens, weil es sämtliche Produktionsprozesse und Entwicklungschancen stark beeinflussen kann. „Die Wahl eines neuen Produktionsstandorts wird durch zahlreiche Einflussfaktoren bestimmt, die sich teilweise im Lauf der Zeit deutlich ändern.“ 1 Moderne Wirtschaft ist durch die Globalisierungsprozesse geprägt. „Globalisierung bedeutet also die Zunahme der Intensität und der Reichweite transnationaler wirtschaftlicher Austauschbeziehungen und dadurch auch die Intensivierung des Wettbewerbs durch eine Vergrößerung der Märkte bis hin zum Entstehen globaler Märkte.“ 2 Es verschwinden Grenzen und Barrieren, die Arbeitskräfte werden immer 1 http://www.mckinsey.de/downloads/publikation/buecher/2006/buecher_hgp_leseprobe.pdf 2 Politik & Unterricht (2003), S.4

Standortentscheidungen in einer globalen welt

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Das ist die Vorlage für die Arbeit zum Thema “Standortentscheidungen in einer globalen welt”, die von unseren Autoren geschrieben wurde! Hinweis: Die obenerwähnte Arbeite wurde extra für unsere Kunden erstellt. Wir haben sie um die Erlaubnis gebeten, diese Arbeit zu posten

Citation preview

Page 1: Standortentscheidungen in einer globalen welt

1

Standortentscheidungen in einer globalen Welt

Inhaltverzeichnis

Einleitung

1. Ziel der Arbeit

2. Entwicklung der Standorttheorien und Ansätze

2.2. Standortstheorie von Weber (1909)

2.3. Standortbestimmungslehre von Behrens (1972)

2.4. Standortsystematik wurde von Hansmann (1984)

2.5. Standortfaktorensystematik von BESTAND (2004)

3. Analyse zur Relevanz von Standortfaktoren

4. Bedeutung von einzelnen Standortsfaktoren

4.2. Produktionsfaktoren

4.3. Wirtschaftsfaktoren

4.4. Rahmenbedingungsfaktoren

4.5. Umgebungsfaktoren

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Standortswahl gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Unternehmens, weil es

sämtliche Produktionsprozesse und Entwicklungschancen stark beeinflussen kann.

„Die Wahl eines neuen Produktionsstandorts wird durch zahlreiche Einflussfaktoren

bestimmt, die sich teilweise im Lauf der Zeit deutlich ändern.“1

Moderne Wirtschaft ist durch die Globalisierungsprozesse geprägt. „Globalisierung

bedeutet also die Zunahme der Intensität und der Reichweite transnationaler

wirtschaftlicher Austauschbeziehungen und dadurch auch die Intensivierung des

Wettbewerbs durch eine Vergrößerung der Märkte bis hin zum Entstehen globaler

Märkte.“2 Es verschwinden Grenzen und Barrieren, die Arbeitskräfte werden immer

1 http://www.mckinsey.de/downloads/publikation/buecher/2006/buecher_hgp_leseprobe.pdf 2 Politik & Unterricht (2003), S.4

Page 2: Standortentscheidungen in einer globalen welt

2

mobiler und IT-Technologien ermöglichen Distanzen überwinden, das kann

Standortswahl wesentlich beeinflussen.

Eine allgemeine Theorie der Standortswahl fehlt bis heute und wird auch in der

Zukunft weiterhin ausbleiben, weil wirtschaftliche Entwicklungen immer neue

Herausforderungen stehlen. Deswegen ist es wichtig, beurteilen inwieweit klassische

Theorien benutzt werden können und ob es ein Bedarf an einem neuen Ansatz

besteht. „Chancen und Risiken von Auslandsinvestitionen mit dem Zielsystem des

Unternehmens in Einklang zu bringen, die verfügbaren finanziellen und personellen

Ressourcen festzulegen und die Veränderungsfähigkeit des Unternehmens

einzuschätzen, sind wichtige Aufgaben des Topmanagements zu Beginn der

Entwicklung einer Globalisierungsstrategie.“3

1. Ziel der Arbeit

Es gibt verschiedene Ansätze und Modelle, die Standortswahlvorgehen anhand von

unterschiedlichen Faktoren beschreiben. Jede Entwicklungsphase der Wirtschaft

von Agrargesellschaft, Industrialisierung bis E-Business-Gesellschaft hat eigene

Theorien und Modelle für Standortswahl entwickelt. In der vorliegenden Arbeit wird

versucht festzustellen, welche Standortsfaktoren sind maßgebend für moderne

Wirtschaft.

Hierzu werden vorerst die klassischen Ansätze, die bei der Standortswahl relevant

sind, erläutert. Anhand von bestehenden Theorien der Standortswahl wird ihr

Zusammenhang mit der Wirtschaftsentwicklung analysiert und es werden die

wichtigsten Faktoren bestimmt, die moderne Standortswahl beeinflussen können.

Der abschließende Teil befasst sich mit den Schlussfolgerungen.

2. Entwicklung der Standorttheorien und Ansätze

2.1. Standortstheorie von Weber

Die erste Beschreibung des optimalen Standortes wurde 1909 von Alfred Weber

erstellt. „Er betrachtet ein Ein-Betriebs-Unternehmen, das nur ein einziges

homogenes Gut unter Verwendung zweier Rohstoffmaterialien produziert.“4 Er sah

ein Unternehmen als ein dreidimensionales System. Erste Determinante -

3 http://www.mckinsey.de/downloads/publikation/buecher/2006/buecher_hgp_leseprobe.pdf

4 Bathelt/Glückler (2002), S.125

Page 3: Standortentscheidungen in einer globalen welt

3

Bestimmung der Transportkosten, zweite - Arbeitskosten und dritte -

Agglomerationswirkungen. Dabei wird angenommen, dass:

1. Die Rohstoffstandorte sind bekannt.

2. Die räumliche Konsums Verteilung ist bekannt.

3. Das Transportsystem ist homogen.

4. Die Verteilung von Arbeitskräften ist bekannt, die Arbeitskräfte sind

unbegrenzt verfügbar bei einen bestimmten Lohnhöhe.

5. Die Einheitlichkeit des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Systems

wird unterstellt.5

Als erster Schritt erfolgt die Bestimmung des Transportkostenminimalpunkts, als

Weiteres – eine optimale Betriebsstandortswahl unter Einbezug von Arbeitskosten.

Weber hat darauf hingewiesen, dass es branchentypische Unterschiede bei der

Standortswahl von Bedeutung sind: „ A. Weber weist auf branchenspezifische

Unterschiede in der Bedeutung der Arbeitskosten für die industrielle Standortwahl

hin. Die Ablenkbarkeit eines Industriebetriebes vom Transportkostenminimalpunkt zu

einem Standort niedriger Arbeitskosten wächst mit steigendem Arbeitskoeffizienten“ 6

Bei der Wahl des Standortes nach Weber spielt das Gewinnmotiv eine

entscheidende Rolle. Der Grundsatz der Theorie von Weber besteht daran, ein

optimales Ort zu finden, an dem das Gesamt-Kilometer-Aufkommen minimal ist.

Diese Theorie eignet sich ausschließlich für Produktionsunternehmen. Aus heutiger

Sicht kann diese Theorie nicht mehr konsequent angewendet werden, weil viele

Annahmen nicht mehr gegeben sind. Die Grundannahme von Webers, dass es ein

einheitliches wirtschaftliches und politisches System vorliegt, ist nicht mehr gültig wie

auch unbegrenzte Verfügbarkeit von Arbeitskräften bei bestimmter Lohnhöhe.

„Von grundsätzlicher Natur ist der Einwand, dass die Theorie A.Webers wegen ihrer

unzureichenden Einbindung in die allgemeine Wirtschaftstheorie keine

wirtschaftliche, sondern nur eine technische Standortbestimmung gibt.“7

5 Schätzl (2003), S.38 6 Schätzl (2003), S.45 7 Schätzl (2003), S.47

Page 4: Standortentscheidungen in einer globalen welt

4

Als Kritikpunkt am Modell von Weber lässt sich nennen, dass hier eine zu einseitige

Betrachtung auf die Kostenseite vorgenommen wird.8 Insbesondere Absatzseite

wurde vernachlässigt.

2.2. Standortbestimmungslehre von Behrens

Aufgrund der Webers Theorie entwickelt Behrens eigenen betriebswirtschaftlichen

Ansatz. Behrens betrachtet Standortsfaktoren als ein System von

mehrdimensionalen Variablen.9 Standortsfaktoren werden in drei Funktionsbereiche

untergeordnet: Beschaffung, Fertigung und Absatz und unter der Berücksichtigung

von Rentabilitätsgrad bewertet, Tabelle 1. Diese Arbeit ist zur empirisch-realistischen

Standorttheorien zu zählen.

Gütereinsatz / Beschaffung

Beschaffungspotential:

Betriebsraum

Anlagegüter

Arbeitsleistungen

Fremddienste

Materialien und Waren

Kredit

Leistungen des staatlichen

Verbandes

Beschaffungskontakte

Transformation/Fertigung

Geologische Bedingungen

Klimatische Verhältnisse

Technische Agglomeration

Absatz

Absatzpotential:

Bedarf

Kaufkraft

Absatzkonkurrenz

Absatzagglomeration

Herkunfts-Goodwill

Staatliche Absatzhilfen

Absatzkontakte

Tabelle 1: Standortsfaktoren nach Behrens10

2.3. Standortsystematik von Hansmann

Eine moderne Standortsystematik wurde von Hansmann erstellt, Tabelle 2. Er teilte

Standortfaktoren auf qualitative und quantitative. Quantitative Standortsfaktoren

können direkt als Beitrag zum Unternehmenserfolg betrachtet werden, qualitative

8 vgl. Bankhofen (2001) 9 vgl. Bea et al. (2004)

10 Jaeck (1972), S.210

Page 5: Standortentscheidungen in einer globalen welt

5

Standortsfaktoren im Gegenteil müssen von den Entscheidungsträgern subjektiv

geschätzt werden.11 Damit betrachtet Hansmann nicht nur die Faktoren, die

feststehen, sondern solche, die für jeden Entscheidungsträger unterschiedlich

ausfallen.

Alle oben genannten Ansätze haben ihre Schwachstellen, sie beschränken sich

hauptsächlich auf den Umfeldfaktoren und vernachlässigen

unternehmensspezifische Prozesse und Netzwerkbedarf.

Tabelle 2: Standortfaktoren nach Hansmann12

Quantitative Standortfaktoren Qualitative Standortfaktoren

- Transportkosten der Produkte vom

Standort zu den Absatzmärkten

- Anschaffungsauszahlungen für

Grundstück einschließlich

Erschließung

- Anschaffungsauszahlung für die

Errichtung des Gebäudes

- Standortsabhängige

Personalauszahlungen

- Beschaffungsauszahlungen für

Materialien

- Standortsabhängige

Finanzierungsauszahlungen

- Regionale Förderungsmaßnahmen

der öffentlichen Hand

(Investitionszuschüsse,

Sonderabschreibungen,

Finanzierungshilfen)

- Grund- und Gewerbesteuer

- Gewinnsteuer

- Grundstück

(Lage, Form, Bodenbeschaffenheit,

Erweiterungsmöglichkeiten,

Umweltauflagen, etc.)

- Verkehrslage des Grünstücks

(Verbindung zum Personen-und

Güterverkehrsnetz)

- Arbeitskräftebeschaffung

(Bevölkerungsstruktur und

Ausbildung, Arbeitskraftreserven,

Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt)

- Absatzbereich (Kaufkraft der Region,

Konkurrenzverhältnisse)

- Allgemeine Infrastruktur des

Standorts (Bankverbindungen,

Wohnraum, Bildungs- und

Kultureinrichtungen, landschaftliche

Lage).

11 vgl. Hansmann (1974) 12 vgl. Hansmann (1974)

Page 6: Standortentscheidungen in einer globalen welt

6

2.4. Standortfaktorensystematik von BESTAND

Die Arbeitsgruppe BESTAND entwickelt eine weitere Standortfaktorensystematik, die

obengenannte Sachgebiete berücksichtigen kann. „Hier wird unterstellt, dass es nicht

möglich ist, nur aufgrund der Produktions- und Marktfaktoren einen Standort richtig

zu bewerten.“13

Die Performancefaktoren bezeichnen die wichtigsten Punkte, die für Erreichung der

strategischen Ziele des Unternehmens von besonderer Bedeutung sind. Die

bestehenden und benötigten Netzwerke und Kooperationen werden unter Kategorie

„Netzwerkbedarf“ aufgelistet. Diese Kategorie zeigt, welcher Aufwand zum Ausbau

der Netzwerke zu leisten ist.

Abbildung 1: Standortfaktorensystematik nach BESTAND 14

„Systematiken zu den Standortfaktoren geben Hinweise, welche

Standorteigenschaften möglicherweise in die taktische Standortplanung einbeziehen

sind.“15

13 http://www.rueckverlagerung.de/Standortfaktorensystematiken.html 14 Kinkel (2004), S.53 15 Zäpfel (2004), S.146

Page 7: Standortentscheidungen in einer globalen welt

7

3. Analyse zur Relevanz von Standortfaktoren

Mit der zunehmenden Entwicklung der Informations- und

Kommunikationstechnologie verlieren viele Standortsfaktoren an ihre Bedeutung.

Besonders geografische Lage und Entfernung spielen immer geringere Rolle. „..die

Geschwindigkeit des Wandels der Wirtschafts- und Wettbewerbsstrukturen hat sich

deutlich erhöht: weltweit fallen Handelsbarrieren, große Handelszonen entstehen,

Güterströme verlaufen global und orientieren sich weniger an nationalstaatlichen

Grenzen.“16 Steigender Datenverkehr fördert die Globalisierung der Wirtschaft.

Standortswahl in der vernetzten Welt wird nicht mehr nur durch traditionelle

Standortsfaktoren bestimmt, obwohl sie auch infolge der historischen Entwicklung

ihre Einflüsse haben. „Die Qualität der Infrastruktur, die Verfügbarkeit von Kapital

oder die Qualifikation und Flexibilität von Arbeitnehmer ist von je her wichtigen

Attributen eines Standortes.“ 17 Aber die Entwicklung der IT-Technologien ist nicht

der wichtigste Grund, die der modernen Standortswahl beeinflusst. In den 80-en

Jahren wurden mehrere Unternehmen ins Ausland verlagert wegen niedriger

Lohnkosten und unternehmensfreundliche Umgebung. Es entstanden inzwischen

hoch spezialisierte Produktionsballungsgebiete. Die Produktionsanlagen für

Elektrotechnik und Maschinenbau in Asien (Korea, Malaysia, Taiwan, Philippinen)

haben einen spezifischen Arbeitsmarkt mit dem hoch differenzierten

Qualifikationsangebot ausgebildet. Es entstanden Wirtschaftsstandorte mit stärkerer

räumlicher Konzentration. “So konzentriert sich das Banken- und

Versicherungssegment auf wenige westeuropäische Städte wie London, Frankfurt

am Main und Paris. In den USA ist das Silicon Valley als Wachstumsregion mit hoher

Dynamik bekannt.“18 Es verdeutlicht, dass internationale Arbeitsteilung auf den

technischen Fortschritt baut.

Moderne IT-Technologie ermöglicht Dienstleistungen, die in der Vergangenheit nicht

international handelbar waren jetzt global anbieten. „Solche Tätigkeiten, die nun oft

aus dem traditionellen Wertschöpfungsgefüge ausgegliedert werden, sind

beispielsweise Ticket-Services, einfache Texterfassungstätigkeiten, Callcenter-

Aufgaben, Übersetzungen und das Erstellen von Bauzeichnungen oder

16 Heng et al (2002), S.3 17 Heng et al (2002), S.4 18 Heng et al (2002), S.4

Page 8: Standortentscheidungen in einer globalen welt

8

Computergrafiken.“19 Das hilft neue unternehmerische Tätigkeitsfelder zu

erschließen und früher vernachlässigte Wirtschaftsstandorte wieder interessant zu

machen. Bei der Verlagerung von Produktionsstandorten ist ein weiterer

Standortsfaktor wie „Enabling Technologies” wichtig. Er zeigt, ob die technische

Entwicklung den Anforderungen des Unternehmens entspricht. Vor allem technische

Infrastruktur soll auf gutem Niveau sein und die Qualifikation der Arbeitnehmer den

Mindestanforderungen entsprechen.

Die Entwicklungsstufe einer Region spielt als Standortsfaktor oft eine entscheidende

Rolle. Dabei sind gute Rahmenbedingungen und Infrastruktur auch von großer

Bedeutung. „In der jüngeren Vergangenheit haben manche Unternehmen ihre

Buchhaltungen, das Setzen und Layouten von Zeitschriften und die Datenerfassung

(z.B. die Schreibarbeiten beim Erstellen von Telefonbüchern) in großem Umfang aus

den Industrieländern nach Indien, China oder Osteuropa ausgelagert.“20

Schwellenländer, die früher aus wirtschaftlicher Sicht wegen ihrer rückständigen

Entwicklung uninteressant erscheinen, können jetzt ihre Chancen verbessern. Als

Hindernis für ökonomischen Entwicklungsprozess werden die institutionellen

Rahmen gesehen, die nur durch langwierige gesellschaftliche und politische

Reformen zu beseitigen sind.

Die verbreitete Annahme, dass für IT-Unternehmen Standortswahl weniger

bedeutend ist, wird nicht durch empirische Daten belegt. „Die meisten Bereiche der

IuK-Technik und der IuK-Dienstleistungen in Deutschland weisen eine relativ hohe

Beschäftigungskonzentration auf. Gut 70% der IuK-Beschäftigten arbeiten in den

zwanzig größten deutschen Ballungsräumen wie München, Berlin, Rhein-Main,

Köln/Bonn oder Stuttgart.“21

Es bestehen zweifelslos Gründe, die moderne Standortswahl starker beeinflussen

als traditionelle Faktoren, wie natürliche Ressourcen und Kapital.

Als wichtigste Voraussetzung für erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit wird

zunehmend Personalfaktor gesehen. Menschliche Ressourcen spielen immer

wichtigere Rolle. Es soll eine Auswahl von entsprechend ausgebildetem Personal auf

19 Heng et al (2002), S.6 20 Heng et al (2002), S.6 21 Heng et al (2002), S.8

Page 9: Standortentscheidungen in einer globalen welt

9

dem Arbeitsmarkt vorhanden sein, um steigende Bedarf des Arbeitsgebers zu

decken.

Ein weiterer Faktor ist, das Fachpersonal einen flexiblen Arbeitsmarkt sucht, dass

Alternativen bieten. Deswegen ziehen Arbeitskräfte in die spezialisierten

Ballungsgebiete.

Universitäten sind zu einem wichtigen Standortfaktor geworden, weil sie nachhaltig

ein hoch qualifiziertes Personal bieten, wie auch günstige Start-ups Beschäftigungen.

Aspekten der Lebensqualität, wie Kultur und Sportangebot spielen bei der

Standortswahl auch eine wichtige Rolle. In moderner Welt bilden Freizeit- und

Vergnügungsmöglichkeiten ein bedeutender Entscheidungsfaktor für junge und

kreative Menschen. „Die Brookings Institution hat für die USA einen starken

Zusammenhang zwischen dem Erfolg städtischer Regionen im Hightech-Sektor und

dem Toleranzgrad des Umfeldes festgestellt.“22 Die Vorteile der Ballungsgebiete

überwiegen bei der Ortswahl oft die Nachteile, wie überlastete Infrastruktur und etc.

Bei der Wahl des Standortes wird auch die Etablierung des Unternehmens

berücksichtigt. Die gut etablierten Unternehmen stellen andere Voraussetzungen als

Start-ups. Die Standortswahl für ein etabliertes Unternehmen ist oft mit dem

Kostsenkungsfaktor verbunden, es können z.B. steuerliche Vorteile sein. Nur wenn

Standortswechsel erhebliche Kostenersparnisse bieten kann, werden enormen

Umzugskosten aufgewogen. Deswegen sind gut etablierte Unternehmen weniger

standortswechselbereit. Start-up-Unternehmen im Gegenteil sind mit Steuer nicht

überbelastet und können sich für eine Standortswahl frei entscheiden.

4. Bedeutung von einzelnen Standortsfaktoren

4.1. Produktionsfaktoren

„Zu den Produktionsfaktoren zählen in erster Linie sämtliche für die Produktion

anfallenden Kosten z.B. für Löhne und Energie, die Infrastruktur, das Humankapital

und der benötigte Arbeitsraum.“23 Menschliche Ressourcen spielen eine zentrale

Rolle in vielen Modellen, aber wenn für die ersten Modelle (Agrargesellschaft,

22 Heng et al (2002), S.8 23 Bodenmann (2005), S.43

Page 10: Standortentscheidungen in einer globalen welt

10

Industriegesellschaft) die Quantität zählte, ist aktuell Qualität von höchster

Bedeutung.

4.2. Wirtschaftsfaktoren

Wirtschaftliches Umfeld kann für Unternehmen sehr große Bedeutung haben. „In der

heutigen Forschung zur regionalen Mikroökonomie und Standorttheorie spielen die

Ansätze zu den Agglomerationsvorteilen, räumliche Cluster und dem Milieuansatz

eine zunehmend wichtige Rolle.“24 Die Agglomerationseffekte geben den

Unternehmen die Möglichkeit externe und interne Ersparnisse zu bekommen. Die

Stückkosten pro Produktionseinheit können in diese Weise gesenkt werden.

Deswegen suchen insbesondere neu gegründete Unternehmen Regionen mit hoher

Konzentration an ökonomischen Aktivitäten. „Damit können unter anderem Kosten

für die Beschaffung, Absatz, Forschung und Entwicklung minimiert werden.“ 25

Die Agglomerationseffekte werden in den ökonomischen Strukturanalysen

berücksichtigt, z.B. in Shift-Share-Analyse. In der Tabelle 3 wird die Bedeutung von

Agglomeration für verschiedene Unternehmen der Dienstleistungsbranche

dargestellt.

Tabelle 3 : Agglomerationsvorteile im Dienstleistungsbranche26

24 Frey et al (2002), S.74 25 Bodenmann (2005), S.46 26 Bodenmann (2005), S.49

Page 11: Standortentscheidungen in einer globalen welt

11

Wenn man die Ergebnisse der Analyse von Tank (sehe Tabelle 3) näher betrachtet,

wird deutlich, dass Agglomerationsbedarf besonders stark bei den regional

orientierten Unternehmen besteht, während international orientierte Unternehmen in

ihrer Standortswahl frei sind. „Zudem hängt der Agglomerationsbedarf von

Unternehmen, und somit der Stellenwert der entsprechenden Standortfaktoren –

stark von der Größe, der Produktion und dem Spezialisierungs- bzw.

Diversifizierungsgrad der Unternehmung ab.“ 27

Auch E-Bussiness Unternehmen sind an wirtschaftliche Agglomerationen gebunden,

es bestätigen die Forschungsergebnisse von Henderson (2003), Rosenthal und

Strange (2003).

Mit der zunehmenden Verbreitung von Internet stellt sich die Frage, ob die

Bedeutung von Distanz mit der Zeit abnehmen wird. „Dohse et al. (2005) führten

hierzu eine empirische Untersuchung in Deutschland durch und stellten fest, dass

eine Marginalisierung der räumlichen Distanz kaum zu erwarten ist.“28

Die sinkenden Infrastrukturkosten bewirken aber räumliche Verlagerung.

• Dienstleistungsunternehmen, die sich mit digitaler Datenverarbeitung

beschäftigen, sind standortsunabhängiger geworden und verlagern ihre

Aktivitäten aus Kostengrunden in billigere Produktionsstandorte, wie China

und Indien.

• High-Tech-Unternehmen sind im Gegenteil an hochentwickelte Industrieorte

gebunden.

Der Einfluss von Distanz wird sich somit verändern – aber nicht bedeutungslos

werden. „Der Einfluss der räumlichen Lage bestehender Netzwerke bezüglich

Lieferanten, Kunden und Beschäftigte wird im Standortwahlverhalten von bereits

bestehenden Firmen gut sichtbar: neue Standorte sind in der Regel nicht allzu weit

vom bestehenden Standort entfernt.“ (Lutter,1980; Sedlacek, 1994 und Pellenbarg,

2005).29

4.3. Rahmenbedingungen

Staatlichen Einfluss auf das Standortverhalten ist sehr bedeutend. Siebert (2000)

nennt in seiner Arbeit zwei Faktoren, die bei der Standortswahl wichtig sein können:

27 Bodenmann (2005), S.48 28 Bodenmann (2005), S.51 29 Bodenmann (2005), S.52

Page 12: Standortentscheidungen in einer globalen welt

12

Steuern und Gesetzgebung. Mehrere wissenschaftliche Studien bestätigen die

Bedeutung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. „Aus der Auswertung von 1025

Rückmeldung lässt sich schließen, dass für Ostschweizer KMUs der Einfluss von

gesetzlichen Rahmenbedingungen, die administrativen Verfahren sowie die

fiskalischen Belastungen am wichtigsten bewertet werden.“ 30

4.4. Umgebungsfaktoren

Es sind Entscheidungsfaktoren, die neulich sehr bedeutsam geworden sind.

Besonders in den letzten Jahren berücksichtigen die Arbeitskräfte neben

Lohnvorteile auch Wohnortsfaktoren. Eine gute Wohnqualität ist besonders für

hochqualifizierte Arbeitnehmer wichtig.

5. Zusammenfassung

Mit der Entwicklung der Informationsgesellschaft verschiebt sich zunehmend die

Bedeutung von klassischen Standortsfaktoren. Wenn im 19. Jahrhundert sprachen

die niedrigen Transportkosten und Verfügbarkeit von Produktionsressourcen für eine

Standortswahl, sind es heute vielmehr menschliche Ressourcen, die im Mittelpunkt

stehen und Entwicklungsstand im jeweiligen Gebiet. Es ist nicht abzusehen, dass

viele Unternehmen nutzen vorhandene Niedriglohnangebote, aber besonders

innovative und komplizierte Arbeitsprozesse werden in naher Zukunft nicht in

Richtung Schwellenländer mit niedrigen Kosten verlegt, sondern werden sich an

bestehenden Ballungszentren konzentrieren. „Insbesondere wissensintensive,

komplexe Wirtschaftsprozesse, die auf intensive Abstimmung der einzelnen

Arbeitsprozesse bauen, werden sich mittelfristig sogar noch stärker als bisher in den

Zentren der hochentwickelten Industrieregionen ballen.“31

Also niedrige Lohkosten sind keines Falls ein entscheidender Faktor bei der Wahl

des Standortes, aber wenn wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Infrastruktur und

menschliche Ressource vorhanden sind, kann es durchaus gute Voraussetzungen

für eine Standortswahl versprechen. „Gleichwohl besteht für fortschrittsfreundliche

Schwellenländer mit einem vertrauenswürdigen institutionellen System und guter

30 Bodenmann (2005), S.54 31 Heng et al (2002), S.11

Page 13: Standortentscheidungen in einer globalen welt

13

technischer Infrastruktur die Chance, rasch näher an hoch entwickelte

Industrieregionen heranzukommen.“32

Eine wesentliche Voraussetzung bei der Standortsplanung ist die Tätigkeit des

Unternehmens. Je komplizierter und rohstoffabhängiger ist Produktion, desto

beschränkter wird die Standortswahl. Im Gegenteil weniger anspruchsvolle

Tätigkeiten können bei der Standortswahl fast weltweites Angebot nutzen. „Vor allem

bei weniger komplexen Prozessen, die über geografische Distanzen hinweg einfach

zu koordinieren sind, ermöglichen moderne IuK-Technologien im

Herstellungsprozess weltweite Lohndifferenziale besser zu nutzen.“ 33

Die Tabelle 4 zeigt die wichtigsten Theorien und Modellen zur Standortwahl von

Unternehmen.

Tabelle 4: Einflussgrößen der Standortswahl von Unternehmen34

Während sich die ersten Theorien noch mit einigen wenigen wichtigen

Standortfaktoren wie Ressourcen, Transportkosten, Markt beschäftigten, zeigen

moderne Ansätze ein strukturiertes Vorgehen. „Seit den Anfängen der

32 Heng et al (2002), S.11 33 Heng et al (2002), S.11 34

Bodenmann (2005), S.36

Page 14: Standortentscheidungen in einer globalen welt

14

Standorttheorie lassen sich verschiedene untersuchte Einflussbereiche der

Standortwahl bezeichnen: i) die Produktionsfaktoren (inkl. Lage- bzw. Grundrente,

Bodenpreis, Humankapital, Produktionskosten und somit der Preis des

Endproduktes), ii) das wirtschaftliche Umfeld (Zentralität, Erreichbarkeit, interne und

externe Agglomerationseffekte), iii) staatliche Eingriffe sowie iv) die Umwelt bzw. die

Wohnqualität.“35 Allgemein ist festzustellen, dass die Einflussfaktoren je nach

wirtschaftlichem Entwicklungsstand und Wirtschaftsgebiet unterschiedlich gewichtet

werden. Es werden zunehmen auch neue Faktoren berücksichtigt, wie Umwelt und

Wohnqualität. Zusammenfassend können alle beschriebenen Faktoren in vier

Gruppen aufgeteilt werden:

• Produktionsfaktoren (Produktionskosten, Ressourcen)

• Wirtschaftsfaktoren (Agglomeration, Infrastruktur)

• Rahmenbedingungen (Recht, Politik)

• Umgebungsfaktoren (Wohnqualität, Umwelt)

Um alle wesentlichen Standortsfaktoren berücksichtigen zu können, werden

entsprechende Variablen und Indikatoren angesetzt, sehe Tabelle 5.

Standortsfaktor Variable Indikator

Produktionsfaktoren Lohnkosten

Ressourcen

Umsatzkosten

Durchschnittliche Einkommen

Rohstoffkosten

Marktpreis

Wirtschaftsfaktoren Infrastruktur

Agglomeration

Entwicklungsstand

Transportkosten

Bevölkerungsdichte

Patentenzahl

Raumbedingungsfaktoren Steuer

Gesetz

Steuersatz

Behandlung Verfahren

Umgebungsfaktoren Wohnqualität

Umweltqualität

Immobilienpreise, Miete

Lärmschutz, etc.

Tabelle 5: Standortsfaktoren, Variablen, Indikatoren

35 Bodenmann (2005), S.35

Page 15: Standortentscheidungen in einer globalen welt

15

Lieteraturverzeichnis

Bankhofen, U. (2001): Industrielles Standortmanagement. Aufgabenbereiche, Entwicklungstendenzen

und problemorientierte Lösungsansätze, Deutscher-Universitäts-Verlag, Wiesbaden

Bathelt, H., Glückler, J. (2002): Wirtschaftsgeographie. 2. Auflage, Stuttgart

Bea, F. X. et al. (2004): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 1. Grundfragen. 9. Aufl., Lucius und

Lucius, Stuttgart

Bodenmann, B. (2005): Modelle zur Standortwahl von Unternehmen. Arbeitsbericht Verkehrs- und

Raumplanung 336, Zürich

Frey, R.L. und S. Schaltegger (2002): AREA Access to Regional Economic Approaches.

Wirtschaftswissenschaftliches Zentrum WWZ, UNI Basel, Basel

Hansmann, K.-W. (1974): Entscheidungsmodelle zur Standortplanung der Industrieunternehmen.

Gabler Verlag, Wiesbaden

Heng, S., Schaaf J. (2002): Economics. Standortwahl in der vernetzten Welt - kein Ende der Distanz,

Deutsche Bank Research, Jg.30, Frankfurt am Main

Jaeck H.-J. (1972): Marketing und Regional Science. Betriebswirtschaftliche Schriften, Heft 58,

Dunckler&Humbolt, Berlin

Kinkel, S. (2004): Erfolgskritische Standortfaktoren ableiten – eine erfahrungsbasierte Auswahlhilfe.

In: Kinkel, Steffen (Hg): Erfolgsfaktor Standortplanung. In- und ausländische Standorte richtig

bewerten, Berlin

Politik & Unterricht (2003): Globalisierung. Aspekte einer Welt ohne Grenze. Jg.29, Villingen-

Schwenningen

Schätzl, Ludwig (2003): Wirtschaftsgeographie 1 Theorie, 9. Auflage, Paderborn

Zäpfel, G. (2004): Taktisches Produktions-Management , 2 Auflage, Oldenburg Wissenschaftsverlag,

Oldenbourg

Internetquellen:

http://www.rueckverlagerung.de/Standortfaktorensystematiken.html. Stand: 22.12.12

http://www.mckinsey.de/downloads/publikation/buecher/2006/buecher_hgp_leseprobe.pdf.