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Klausur-Training 1 1 Die Aufgabe Eine Möbelfabrik fertigt Regale (X 1 ) und Schreibtische (X 2 ), wobei der Deckungsbetrag der Regale 200 EUR, der der Schreibtische 300 EUR beträgt. Ein Tischler schafft pro Stunde 6 Regale oder 16 Schreibtische, ein Lackierer schafft 10 Regale oder 5 Schreibtische. Zur Verfügung stehen pro Woche 480 Tischlerstunden und 300 Lackiererstunden. Wieviel Regale und Schreibtische werden produziert, wenn der Deckungsbeitrag maximiert werden soll? Die Lösung: Unser Ausgangstableau: 1. Zielfunktion: DB = 200 X 1 + 300 X 2 -> Maximum! 2. Restriktionen: a) R T = 6 1 X 1 + 16 1 X 2 480 b) R L = 10 1 X 1 + 5 1 X 2 300 3. Nichtnegativität: X 1 , X 2 , DB 0 Unser Simplextableau I. DB - 200 X 1 - 300 X 2 = 0 II. Y 1 + 6 1 X 1 + 16 1 X 2 = 480 III. Y 2 + 10 1 X 1 + 5 1 X 2 = 300 1. Wir starten im Nullpunkt des Koordinatensystems: Die Schlupfvariablen Y 1 und Y 2 betragen 480 bzw. 300. für X 1 = 0 und X 2 = 0. 2. Wir wählen eine Nichtbasisvariable, also aus X 1 oder X 2 . Wir wählen die mit dem höchsten Betrag des Faktors vor der Variable, hier X 2 (weil Faktor = 300). Denn die Erhöhung von X 2 um eine Einheit bewirkt die stärkste Änderung im Zielkriterium, unserer DB. Wir wollen, daß X 2 möglichst groß wird, ohne allerdings die Restriktionen zu verletzen. 3. Wir wählen die Pivotspalte aus. Das ist die Spalte mit der Nichtbasisvariablen, die in die Basis gelangen soll. (In die Basis heißt, daß sie nur mit dem Faktor 1 in unserem Tableau auftaucht!) In unserem Falle ist das X 2 .

Studeo Musterlösung Simplex Algorithmus

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Die Aufgabe Eine Möbelfabrik fertigt Regale (X1) und Schreibtische (X2), wobei der Deckungsbetrag der Regale 200 EUR, der der Schreibtische 300 EUR beträgt. Ein Tischler schafft pro Stunde 6 Regale oder 16 Schreibtische, ein Lackierer schafft 10 Regale oder 5 Schreibtische. Zur Verfügung stehen pro Woche 480 Tischlerstunden und 300 Lackiererstunden. Wieviel Regale und Schreibtische werden produziert, wenn der Deckungsbeitrag maximiert werden soll? Die Lösung: Unser Ausgangstableau: 1. Zielfunktion: DB = 200 X1 + 300 X2 -> Maximum! 2. Restriktionen:

a) RT = 61 X1 +

161 X2 ≤480

b) RL = 101 X1 +

51 X2 ≤300

3. Nichtnegativität: X1, X2, DB ≥ 0 Unser Simplextableau I. DB - 200 X1 - 300 X2 = 0

II. Y1 + 61 X1 +

161 X2 = 480

III. Y2 + 101 X1 +

51 X2 = 300

1. Wir starten im Nullpunkt des Koordinatensystems: Die Schlupfvariablen Y1 und Y2 betragen

480 bzw. 300. für X1 = 0 und X2 = 0. 2. Wir wählen eine Nichtbasisvariable, also aus X1 oder X2. Wir wählen die mit dem höchsten

Betrag des Faktors vor der Variable, hier X2 (weil Faktor = 300). Denn die Erhöhung von X2 um eine Einheit bewirkt die stärkste Änderung im Zielkriterium, unserer DB. Wir wollen, daß X2 möglichst groß wird, ohne allerdings die Restriktionen zu verletzen.

3. Wir wählen die Pivotspalte aus. Das ist die Spalte mit der Nichtbasisvariablen, die in die

Basis gelangen soll. (In die Basis heißt, daß sie nur mit dem Faktor 1 in unserem Tableau auftaucht!) In unserem Falle ist das X2.

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4. Wir wählen nun die Pivotzeile aus. Diese kann nur eine von den Zeilen sein, die unsere Restriktionen darstellen (Zeilen II und III). Es ist jene Zeile mit der engsten Restriktion. Diese ermitteln wir, indem wir alle Variablen außer X2 (unsere Nichtbasisvariable, die wir in die Basis bringen wollen!) = 0 setzen und dann jeweils X2 ermitteln. Jene Zeile mit dem geringsten Wert ist unsere Pivotzeile:

In unserem Falle sieht es so aus:

II. 0 + 61 *0 +

161 X2 =480 7680

III. 0 + 101 *0 +

51 X2=300 1500 -> engste Restriktion, weil wir nur 1500 von X2 erhalten

Unsere Pivotzeile ist demnach Zeile III. 5. Diese kennzeichnen wir besonders. Wir ermitteln nun das Pivotelement. Dies ist der Faktor

vor unserer Nichtbasisvariable X2 im Schnittpunkt von Pivotzeile und Pivotspalte. In

unserem Falle ist das Pivotelement 51 .

6. Wir dividieren die gesamte Pivotzeile III. durch das Pivotelement und erhalten Zeile III.'

III.' 5 Y2 + 105 X1 +

55 X2 = 300*5

Übersichtlicher sieht es so aus:

III.' X2 + 5 Y2 + 21 X1 = 1500

7. Mit Hilfe dieser Zeile III.' bearbeiten wir nunmehr unser Simplextableau: Unser Ziel ist die Eliminierung von X2 in allen anderen Gleichungen außer III.' Wir subtrahieren von oder addieren zu den anderen beiden Zeilen I. und II. die veränderte Pivotzeile, also III.' , so oft, wie es notwendig ist, um X2 in beiden Gleichungen mitsamt Faktor zu eliminieren.

8. Zur Zeile I. sind 300 * X2 zu addieren, d.h. zu Zeile I. muß 300 * III.' ( es muß unbedingt die

neu gewonnene Zeile III., also III' sein! ) addiert werden. Dadurch wäre X2 in der Gleichung I.' eliminiert.

9. In Zeile II. sind 161 * X2 abzuziehen, d.h. von Zeile II muß

161 * III.' (es muß unbedingt die

neu gewonnene Zeile III., also III' sein! ) abgezogen werden. Nun ist X2 in Gleichung II.' eliminiert.

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10. Zum neuen Tableau kommen wir so:

I.' = I. + 300 * III.' DB - 200 X1 - 300 X2 + 300 * 5 Y1 + 300*21 X1+300*X2=0 + 300*1.500

I.' DB - 50 X1 + 1500Y1 = 450.000

II.' = II. - 161 * III.' Y1 +

61X1 +

161 X2 -

161 5 Y2 -

161 *

21 X1 -

161 X2 =480 -

161 * 1500

II.' Y1 +9613X1 -

165 Y2 = 386,25

11. Das neue Tableau sieht so aus: I.' DB - 50 X1 + 1500Y1 = 450.000

II.' Y1 + 9613X1 -

165 Y2 = 386,25 X1 = 2852,3

III.' X 2 + 21 X1 + 5 Y2+ = 1.500 X1 = 3.000

12. Interpretation:

Dieses Tableau beschreibt nun die Situation am Eckpunkt auf der X2-Achse. Dort ist X2=1500 und der DB=450.000. Nun sehen wir aber anhand der Gleichung I', daß sich der Deckungsbeitrag noch weiter erhöhen ließe, indem wir X1 um eine Einheit erhöhen. Dadurch würde sich der DB um 50 erhöhen. Das kommt dadurch zustande, daß sich der DB durch die Erhöhung von X1 um eine Einheit um 200 erhöht, der DB andererseits aber durch die

Reduzierung von X2 um 21 Einheiten (der Faktor vor X1 in Gleichung II.') um

21 *300 = 150

abnimmt. Erläuterung:

Wir erhalten die 21 für X1 aus der Gleichung III.', nicht aus II.', da nur in III.' eine Erhöhung von

X1 eine Reduzierung von X2 erfordert!! 13. Wir bestimmen nun erneut die Pivotspalte: es ist die mit der Nichtbasisvariablen X1. 14. Die neue Pivotzeile ist Zeile II.', wegen X1 = 2852,3 (für X2 = 0 und Y2 = 0), während in III.'

für X2 = 0 und Y2=0 X1 = 3000 wäre.

15. Das neue Pivotelement ist demnach 9613 .

16. Nun durchlaufen wir erneut die gesamte Prozedur der Schritte 6 - 12.

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17. Wir ermitteln die Zeile II.'' indem wir II.' durch 9613 dividieren. Wir erhalten dann folgende

Zeile II.'':

II.'' = II.' *1396 : X1 +

1396Y1 -

1330Y2 = 2852,3

18. Zu Zeile I.' addieren wir 50*II.''.

19. Von Zeile III.' ziehen wir 21 II.'' ab:

Dann erhalten wir folgendes neues Tableau:

I.'' DB + 13700.14 Y1 -

131500Y2 = 592.615

II.' X1 + 1396Y1 -

1330Y2 = 2852,3

III.'' X 2 + 1348Y1 +

1350Y2 = 73,85

Ergebnis: Wir haben nun alle Zielvariablen in die Basis gebracht. Da die Schlupfvariablen Y1 und Y2 jeweils = 0 sind, können wir das deckungsbeitragsmaximale Produktionsprogramm direkt ablesen. Für X1 = 2852,3 und X2 = 73, 83 ist unser Deckungsbeitrag maximal und beträgt 592.615. Eine Kontrollmöglichkeit oder auch ein einfacherer Weg (allerdings nicht für die Klausur zu empfehlen, wenn nach Simplex gefragt wird!!!!!) Aus der graphischen Methode wissen wir, daß unsere Lösung einer der drei Eckpunkte des Lösungsraumes ist. Diese können wir einfach ermitteln: 1. Lösung für Eckpunkt auf der X1 Achse: X1 = 2880 und X2 = 0 2. Lösung für Eckpunkt auf der X2 Achse: X1 = 0 und X2 = 1500 3. Lösung für Eckpunkt = Schnittpunkt der Restriktionsgeraden: einfaches Gleichungssystem

Gleichung 1: 61 X1 +

161 X2 = 480

Gleichung 2: 101 X1 +

51 X2 = 300

Gleichung 2 nach X1 auflösen: => X1 = 3000-2X2

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Einsetzen in erste Gleichung und auflösen ergibt: X2 = 2852,3 daraus folgt: X1 = 73,85 Nun wollen wir aber wissen, welches Programm uns den höchsten DB liefert. Wir setzen unsere Werte für X1 und X2 einfach in unsere Zielfunktion ein und errechnen den jeweiligen DB: Für Lösung 1: DB = 200*2880 + 0*300 = 576.000 Für Lösung 2: DB = 200*0 + 300*1500 = 450.000 Für Lösung 3: DB = 200*2852,3 + 300*73,85 = 592.615 Für Lösung 3 ist unser DB maximal!