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Vom Overhead-Projektor zum iPad - Eine technische Übersicht

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Kapitel des L3T Lehrbuch (http://l3t.eu)

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2  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T)

1. Einleitung

Hilfsmittel und Geräte die beim Unterricht zumEinsatz kommen gibt es schon lange, aber es gibt siekeineswegs „schon immer“. Eines der ersten Hilfs-mittel waren Schulbücher. Comenius wird so zuge-sprochen, mit dem „Orbis Pictus“ Ende des 17. Jahr-hunderts das erste Schulbuch entworfen zu haben. Indiesem Kapitel haben wir versucht jene Geräte aus-zuwählen, die heute noch in den Ausbildungsräumenanzutreffen sind. Darunter befinden sich die Schul-tafel aber auch viele digitale Endgeräte. Ein Schwer-punkt liegt dabei auf Geräten, die bei der Präsen-tation im Unterricht eingesetzt werden, beispielsweiseKreidetafeln, Whiteboards und Projektoren. Im Aus-blick stellen wir vergleichsweise aktuelle Techno-logien vor, die den Lernenden in die Hand gedrücktwerden können, zum Beispiel Tablets. Bei der Be-schreibung stehen technisch-funktionale Aspekte imVordergrund.

2. Kreidetafel

Die Erfindung der heute bekannten Kreidetafel gehtauf James Pillans (1778-1864) zurück und fand indessen Geographieunterricht 1854 erste Verwendung.Bei ihrer Einführung wollte die Schulaufsicht denEinsatz von Tafeln zunächst verhindern: Im Ver-gleich zum damals üblichen Unterricht, dem Auswen-diglernen von Grammatikregeln und des Kate-chismus, wurden nun „sozial-kommunikative Unter-richtsformen möglich, die […] als subversiv erlebtwurden“ (Wagner, 2004, 170; Petrat, 1979).

Die früher aus Holz und dunkler Farbe gefertigtenTafeln werden heute aus Stahlemaille produziert, einProzess, bei dem Stahl bei 800°C emailliert (einge-brannt) wird. Durch diesen Vorgang erhält man einesehr gute Oberflächenhärte. Schrift wird mittelsKreide auf Tafeln übertragen und ist in unterschied-lichen Farben erhältlich. Um diese zu entfernen ,

werden Schwämme beziehungsweise feuchte Tücherverwendet. Funktional dient die Kreidetafel vor allembei der Kurzzeitspeicherung von visuellen Informa-tionen. Sie unterstützt primär das gesprochene Wortdes Lehrenden durch grafische Darstellungen.

Ein Nachteil dieser Art von Unterrichtstechno-logie besteht darin, dass sich der Lehrende vom Pu-blikum abwenden muss und sich somit Erklärungenund Erläuterungen der Darstellung als sehr schwierigerweisen. Kreidetafeln findet man vor allem inSchulen und Universitäten, wo sie auch aus mehrerenTeilen bestehen und sich individuell verschiebenlassen. Als Vorteil der Kreidetafel wird zum Beispieldas Unterrichtstempo beschrieben, welches an denVorlesungsstoff angepasst ist. Das Schreiben undgleichzeitige laut Nachdenken wird vor allem in denNaturwissenschaften als sehr positiv wahrgenommen(Rojas et. al, 2001).

Die Kreidetafel wird hauptsächlich im klassischenUnterricht eingesetzt, welcher primär durch einenvortragenden Lehrenden und vielen zuhörenden Ler-nenden gekennzeichnet ist.

3.Whiteboards

1990 eingeführt gilt die weiße Tafel, das „White-board“, als Weiterentwicklung der Kreidetafel undwird anstatt mit Kreide mit sogenannten White-board-Stiften, speziellen abwischbaren Filzstiften, be-schrieben. Wie bei der Kreidetafel wird für die Her-

Abbildung  2:    Whiteboard

Als   Vorteil   der   der   Kreidetafel   wird   das   Unterricht-­‐stempo  beschrieben,  welches  an  den  Vorlesungsstoffangepasst  ist.

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Weiterführende   Links   zum   Kapitel   finden   Sie   in   derL3T  Gruppe  bei  Mr.  Wong  unter  Verwendung  der  Has-­‐htags  #l3t  #ipad

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Abbildung  1:    Kreidetafel

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stellung Kunststoff oder Stahlemaille verwendet. BeiVerwendung von Stahlemaille kann ein Whiteboardauch als Magnettafel fungieren. Um Aufschriften aufeinem Whiteboard zu entfernen, wird ein trockenesTuch oder ein trockener Schwamm verwendet. EinVorteil gegenüber der Kreidetafel ist, dass beim Be-schreiben und Löschen der Tafel kein Staub entsteht,jedoch ist das mit Stiften Geschriebene oft schwererfür das Auditorium lesbar.

Nicht direkt als Weiterentwicklung, aber durch dieNamensgleichheit schwer unterscheidbar, ist das „in-teraktive“ Whiteboard. Jenes bezeichnet eineFläche, auf der mittels Projektor ein Bild auf ein voneinem Computer kontrolliertes Koordinatensystemprojiziert wird. Die auf dieser Fläche befindlichenSensoren erfassen jede Interaktion der Finger oderdes Stiftes und übertragen diese auf den Computer.Solche elektronischen Tafeln sind derzeit vor allemim Schulunterricht und großen Unternehmen imEinsatz. Erwähnenswert ist in diesem Zusam-menhang die in Zusammenspiel mit der NintendoWii kostengünstigere „selbstgebaute“ Variante einesinteraktiven Whiteboards, welche von Johnny LeeChung entwickelt wurde. Dabei wird versucht mit-hilfe von Infrarot die Stiftbewegung aufzunehmenund mittels Projektor zu projizieren.

4. Diaprojektoren

Der zu der Familie der Durchlichtprojektoren (Dia-skope) zählende Diaprojektor wurde 1926 von Leitz(Wetzlar) entwickelt. Der Diaprojektor wird ver-wendet, um durchsichtige, unbewegliche und meistdurch Photographie gewonnene Bilder, kurz Diapo-sitive, darzustellen. Diese Bilder haben meist eineGröße von 24 x 36 mm und liegen in einem 50 x 50 mm Diarahmen. Neben den konventionellenDias gibt es auch Diastreifen, auf denen sich mehrereBilder nebeneinander befinden. Trotz verschiedensterHersteller (welche sich in Konstruktion und Leistung

unterscheiden), basieren alle Projektoren auf demPrinzip: „Das von der Lichtquelle (Lampe) ausge-strahlte Lichtbündel wird durch den Kondensor ge-sammelt, durchstrahlt nun als Bündel annähernd par-alleler Lichtstrahlen das zur Projektion bestimmteBild - das Dia - und wird durch das Objektiv auf dieProjektionsfläche geworfen” (Melezinek, 1999, 117).

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen nicht-automatischen, halb- und vollautomatischen Diapro-jektoren. Nichtautomatische Projektoren müssen vonHand bedient werden, während halb- und vollauto-matische Projektoren mit Diamagazinen ausgestattetsind und mittels Fernbedienung bedient werden.

5. Tageslichtprojektor

Der Tageslichtprojektor, auch Overhead-Projektor(Österreich, Westdeutschland), Polylux (Ost-deutschland) oder Hellraumprojektor (Schweiz) ge-nannt, wurde 1960 von der Firma 3M entwickelt. Erprojiziert mittels eines Bildwerfers den Inhalt trans-parenter Folien auf eine Projektionsfläche ohne dassder Raum stark verdunkelt werden muss.

Als Medium dient vorwiegend transparente Folie,in Form von einzelnen Blättern oder als Folienrolle,welche aus Polyacetat, Polyester und ähnlichem be-steht. Auch das Bedrucken von Spezialfolien mitBildern ist möglich. Durch Realobjekte werden Schat-tenprojektionen ermöglicht. Als Weiterentwicklungwird der Einsatz von LC-Displays (Liquid-Display-Displays) angesehen, bei dem ein Bildschirm auf denTageslichtprojektor gelegt und durch dessen Licht-

Abbildung  3:    Tageslichtprojektor

Der   Tageslichtprojektor   bietet   den   Vorteil,   dass   derVortragende   in   ständigem   Blickkontakt   mit   dem   Pu-­‐blikum   bleibt,   Folien   beliebig   ausgetauscht   werdenkönnen  und  die  natürliche  Schreibhaltung  unterstütztwird  (Blömecke,  2005).

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Abbildung  3:    Diaprojektor

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quelle durchleuchtet wird. Durch diese Technikkönnen Inhalte von Computern auf der Projektions-fläche großformatig dargestellt werden.

Der Tageslichtprojektor projiziert mit demgleichen Prinzip wie der Diaprojektor: Der Licht-strom von der Lichtquelle (Lampe) leuchtet übereinen Kondensor (Fresnel-Linse) gleichmäßig die Ar-beitsplatte (Glasplatte) aus und wird durch den aufder Arbeitsplatte aufgelegten Informationsträger hin-durch über den Projektionskopf (zum Beispiel zweiLinsen, Umlenkspiegel) zur Projektionsfläche abge-strahlt. Andere Ausführungen bieten zum BeispielParabolspiegel, bei dem der Objektivkopf zusätzlichdie Lichtquelle beinhaltet.

Tageslichtprojektoren haben auch heute noch einesehr weite Verbreitung und sind vielerorts im Einsatz.

6. Epiprojektoren  (Episkop)

Der episkopische Projektor kann undurchsichtige(opakes) Normalpapier projizieren. Dies ist vor-teilhaft, da man aktuelle Informationen, ohne diese inein Diapositiv oder ein Transparent umzuarbeiten,direkt projizieren kann.

Das Darstellungsprinzip des Epiprojektors istdabei die „Auflichtprojektion“. Die zu projizierendeVorlage wird auf eine Platte am Boden des Episkopsgelegt und mit einer oder mehreren Lampen be-leuchtet. Das von der Vorlage diffus reflektierte Lichtwird über einen Spiegel zum Projektionsobjektiv ge-führt und weiter auf eine Projektionsfläche geworfen.Auf Grund der geringen Lichtausbeute ist es not-wendig, den Unterrichtsraum zu verdunkeln.

Der größte Vorteil dieser Art von Projektion ist,dass die Vorlagen ohne weitere Aufbereitung unterdas Gerät gelegt werden können. Auch Objekte mitÜbergröße sind möglich, da der Kopf des Epipro-jektors abgenommen und über das Objekt bewegtwerden kann.

7. Fernseher,  Videorekorder,  DVD-­‐PlayerDer uns heute bekannte Fernseher geht auf ein

Patent von Paul Nipkow im Jahre 1886 zurück, derden ersten mechanischen Fernsehapparat erfand.Dieser war das erste Gerät, das eine Abfolge vonBildern darstellen konnte. Die früher eingesetzteBildröhre stellt ein Bild dar, indem in einem Vakuumje nach Bildpunkt-Helligkeit Elektronen von einerKathode mittels Hochspannung zu einer Anode hinbeschleunigt werden. Mit dem Fortschritt derTechnik entwickelten sich die Flachbildschirme, dieman heute in LCD-, LED- und Plasma-Flachbild-fernseher einteilen kann. Diese werden von Jahr zuJahr größer und schmäler.

Um Filme aufzuzeichnen und erneut abspielen zukönnen, wurde der Videorekorder entwickelt. Dasverwendete Medium war ein Magnetband, dasmehrere Male verwendet werden konnte (Über-spielen). Mit Einzug der DVD (Digital Versatile Disc)im Jahre 1996, kamen auch die DVD-Player, diedurch eine höher Kapazität und des digitalenFormats Videos in höherer Qualität erlauben. AlsWeiterentwicklung heutzutage gilt die Blueray- Disc.

Das berühmte Zitat der 1960er-Jahre „TV is easyand book is hard“ (Salomon, 1984) ist unweigerlichmit der Einführung des Fernsehgerätes (später inVerbindung mit dem Videorekorder) verbunden.Durch die Einführung von Lehrvideos wurde fälsch-licherweise angenommen, dass ein erhöhter Ler-nerfolg durch alleiniges Betrachten der Filme eintrete.Heute spielt diese Form des Unterrichts eine eher un-tergeordnete Rolle oder findet sich unter demSchlagwort „Multimedia“ (siehe Kapitel #multi-media) wieder.

8. Touchscreen

Die ersten Touchscreens wurden schon 1940 entwi-ckelt und schließlich mit Veröffentlichung derPLATO IV Lernmaschinen 1972 publik gemacht. Bei

Abbildung  6:    TouchscreenAbbildung  5:    Epiprojektor

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Touchscreens interagiert man mit einem Computerdurch Berührung des Bildschirmes. Statt der Be-dienung durch einen mit der Maus bewegten Cursor,wird auf direkte Eingaben mit Finger und Zeigestift(einem sogenannten Stylus) gesetzt.

Früher vorwiegend bei Info-Monitoren, Com-puter-Kiosks und Bankomaten verwendet, finden wirTouchscreens heutzutage in Mobiltelefonen, Tablet-PC, Laptop, MP3-Player und ähnlichem. Man unter-scheidet folgende Funktionsprinzipien:▸ Resistive Touchscreens: Wenn zwei elektrisch

leitfähige Schichten per Druck aneinander geraten,entsteht ein Spannungsteiler an dem der elek-trische Widerstand und so die Position der Druck-stelle gemessen wird. Verwendung findet dieseTechnologie bei Kiosksystemen, Smartphones,oder PDA.

▸ Kapazitive Touchscreens: Bei kapazitivenTouchscreens werden mit Metalloxid beschichteteGlassubstrate oder zwei Ebenen aus leitfähigenStreifen verwendet. Bei der ersten Methode wirdein elektrisches Feld erzeugt, bei dem die elektri-schen Ströme aus den Ecken im direkten Ver-hältnis zur Berührungsposition stehen. Bei derzweiten Methode bilden die zwei Ebenen Sensorund Treiber. Bei Berührung verändert sich dieschwache Kapazität des Kondensators und eingrößeres Signal kommt beim Sensor an. Ver-wendung findet diese Technologie bei den Apple-Produkten (iPhone, iPad, iPod) sowie Mobiltele-fonen von HTC und Samsung.

▸ Induktive Touchscreens: Diese Technologiefindet vor allem bei Grafiktabletts Verwendung.Die Technik basiert auf elektromagnetischer Basisohne direkten Bildschirmkontakt. Ein speziellerStift (Stylus) muss eingesetzt werden um Inter-aktion mit dem Bildschirm zu erkennen. Die unterdem Bildschirm befindliche Sensor-Leiterplattemit vielen Antennenspulen kommuniziert durchdie Abstrahlung von hochfrequenter Energie mitdem Resonanzkreis des Eingabestiftes wodurcheine Positionsbestimmung möglich wird.

▸ Optische Touchscreens: Es kommen Lampenund lichtempfindliche Sensoren zum Einsatz.Wird durch Berührung das Lichtschranken-Gitterdurchbrochen, kann der Punkt der Berührung er-mittelt werden. Diese Technologie ist sehr fehler-anfällig, da Staub auf die Sensoren gelangen undunerwünschte Reaktionen hervorrufen kann. ZumEinsatz kommen optische Touchscreens vor allembei großen Bildschirmen. Als bekanntestes Bei-spiel sei auf das Produkt „Microsoft Surface“ ver-wiesen.

9. Videoprojektoren

Bei Videoprojektoren, umgangssprachlich als Beamerbezeichnet, wird ein Videosignal von, zum Beispieleinem Computer oder DVD-Player, auf einerLeinwand projiziert. Am Beginn der Projektion standdie von Christiaan Huygens 1656 erfundene LaternaMagica (Lat. Zauberlaterne). Bis hinein in das 20.Jahrhundert galt sie als das Projektionsgerät. Es proji-zierte mit Hilfe einer internen Lichtquelle und spe-zielle Linsensysteme in schneller Reihenfolge Bilderdurch das ausfallende Licht.

Mittlerweile gibt es verschiedene Anzeigever-fahren. Die zwei gebräuchlichsten sind:▸ LCD-Projektoren basieren auf Flüssigkristallen

und funktionieren wie Dia-Projektoren. Basierendauf drei unabhängigen Lichtstrahlen, nämlich rotgrün und blau, wird das Licht auf einen dichroti-schen Spiegel zu einem Bild zusammengeführt.Gegenüber anderen Anzeigeverfahren ist dieseMethode sehr preiswert und gut für Text- undGrafikdarstellungen geeignet.

▸ DLP-Projektoren basieren auf „Micromirrors”,kleine integrierte Schaltungen, die für jeden Bild-punkt einen kleinen Kipp-Spiegel besitzen. Wirdeiner dieser Spiegel mit Licht bestrahlt, wird dasLicht in Richtung der Projektionsoptik geworfen.Kontrast und Helligkeit werden durch „pulsieren”dieser Spiegel, also „schnelles Ein und Aus“ ver-ändert. Vorteile dieser Projektoren sind die hoheGeschwindigkeit der Spiegel, der hohe Kontrast

Videoprojektoren   (Beamer)   sind   als   Vortragsmediumanzusehen,   welche   in   Verbindung   mit   einem   Com-­‐puter  die  Projek]on  digitaler  Inhalte  ermöglichen.

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Abbildung  7:    Videoprojektor

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und dass sich keine Bilder in die Linse einbrennenkönnen. Dem gegenüber stehen die lauten Lüfterund eine geringe Lebensdauer der Lampe.

Neben diesen beiden gibt es noch LED- und LCoS-Projektoren. Ein wesentliches Merkmal ist dieLeuchtkraft der im Beamer verbauten Lampe. Durch-schnittlich liegt die Leuchtstärke bei 1000 bis 4500Lumen, diese kann aber durch Kontrast und Hel-ligkeit eingestellt werden. Im Unterricht werden Vi-deoprojektoren vor allem zur Präsentation von digi-talen Unterlagen und Live-Demos verwendet,meistens in Verbindung mit einem Laptop.

10. PC,  Laptop  und  Netbook

Der erste elektronische Computer wurde um 1938- 1945 von Konrad Zuse entwickelt. Damals noch sogroß wie ein ganzer Raum, hat er sich in den letztenJahren zu immer kleiner werdenden Endgeräten ent-wickelt. Der moderne Computer basiert auf der Von-Neumann-Architektur, welche von John vonNeumann in den 1946er Jahren erfunden wurde. DieArchitektur teilt einen Computer in fünf Kompo-nenten auf: Recheneinheit, Steuereinheit, Buseinheit,Speichers sowie Eingabe- und Ausgabeeinheit. Durchmehrere am Markt vorhandenen Prozessorarchitek-turen, wurden im Laufe der Jahre unterschiedlichsteBetriebssysteme entwickelt. Zu den am stärksten ver-breiteten gehöhren Appleʼs Mac OS, MicrosoftWindows und das freie Betriebssystem Linux, dasvon Linus Torvalds im Jahre 1991 entwickelt wurde.Mittlerweile setzen jedoch fast alle Computer-Her-steller auf die x86-Architektur. Der erste Laptop, einmobiler Personal Computer, wurde im Jahre 1975von IBM vorgestellt, der IBM 5100. Dieser wog circa11kg und hatte keinen integrierten Akku. Später, imJahre 1980 kam der erste, wie uns heut bekannte,Laptop heraus (Flip-Form). Im Gegensatz zu früher,kann man Laptops heute mit Stand-PCs vergleichen,da die selbe Leistung auf immer kleineren Raum ge-

bracht werden kann. Die kleinste Version einesLaptops wird heute als Netbook bezeichnet. Dieseshat oftmals nur eine geringe Leistung und wird dahereher als leichter Reisebegleiter verwendet.

PCs und Laptops durchdringen immer mehr dieUnterrichtsräume, die Zunahme an Netbooks kannebenfalls immer mehr beobachtet werden (siehe Ka-pitel #schule). Kritische Stimmen meinten anfangs,dass man nun einen etwas besseren Taschenrechnerhätte, aber die Vielfalt der Möglichkeiten die sich da-durch ergeben, ist heute noch immer eine der wesent-lichen Fragestellungen des Forschungsgebietes vomtechnologiestützten Lehren und Lernen.

11. InteracQve  Pen  Displays

Ein Interactive Pen Display ist ein berührungsemp-findlicher Bildschirm, auf dem man mit einem Stift(auch genannt Stylus) interagieren kann. Es lässt sichsehr gut mit den aufkommenden Tablet-Computervergleichen.

Im Gegensatz zur Kreidetafel, bieten InteractivePen Displays durch den Anschluss an einen Com-puter digitalen Inhalt. Man kann alles speichern, bear-beiten, löschen und kopieren. Der Schreibaufwandden Lehrende und Studierende haben, ist sowohl beider Tafel als auch bei den Interactive Pen Displaysder gleiche.

Ein Einsatzbeispiel ist zum Beispiel: Als Brückezwischen Beamer und Interactive Pen Display fun-giert ein Laptop, auf dem Lehrveranstaltungsfolienpräsentiert werden. Mittels des Bildschirms lassensich nun alle Folien näher beschreiben und mit Infor-mationen (Text / Skizzen) verfeinern. Diese Infor-

Abbildung  9:  Interactive  Pen  Display

Interac]ve  Pen  Displays  erlauben  die  Erweiterung  vonherkömmlichen   Laptops   um   einen   berührungsemp-­‐findlichen  Bildschirm.

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mationen können danach auf eine Online-Plattformgeladen und den Studenten als weiterführende Unter-lagen angeboten werden (siehe Praxisbeispiel).

12. Mobiltelefone

Mit dem Einzug der Smartphones, also Mobiltele-fonen, die mit Funktionalitäten von Personal DigitalAssistents erweitert wurden, und den meist internet-basierten mobilen Inhalten, wurden Mobiltelefoneauch für den Lehrbereich entdeckt. Ausgestattet mithochauflösender Kamera, Internet, GPS-Modulenund Touch-Displays wurden Smartphones vor allemdurch die zur Verfügung stehenden Anwendungen(engl. „applications“, kurz Apps) populär. Das erste

Smartphone wurde 1992 von IBM entwickelt undhörte auf den Namen Simon. Es besaß bereits Funk-tionen wie Terminkalender, E-Mail, Notizbuch, Faxund Taschenrechner.

Neben den typischen Mobiltelefon-Herstellern mi-schen seit Jahren auch Apple und Google am Smart-phone-Markt mit. Die drei derzeit erfolgreichsten Be-triebssysteme für Mobiltelefone sind iOS (Apple),Android (Google) und Symbian (Nokia). Seit Jahrenwird Forschung zum mobilen Lernen („M-Learning“,siehe Kapitel #mobil) betrieben.

13. Weitere  aktuelle  und  zukünVige  Technologien

Eine der wichtigsten Zukunftstechnologien unsererZeit sind die Tablet-Computer. Als derzeitiger Vor-reiter präsentiert sich das Apple iPad. Mit einerMillion verkaufter Geräte binnen 28 Tagen ist es derderzeit erfolgreichste Tablet-Computer am Markt.Basierend auf einem sehr stromsparenden Prozessor(A4) hat es je nach Version auch Wifi, 3G-Internetund GPS-Anbindung. Applikationen lassen sich wiebeim iPhone beim „App-Store“ herunterladen. Der1024 x 768 Pixel große Bildschirm ermöglicht dasSchreiben und Bearbeiten von Dokumenten. MittelsAdapter lässt sich das iPad für Präsentationen aneinen Beamer anschließen.

Verantwortlich für die Usability des iPad ist unteranderem die verwendete Multi-Touch-Technologie

In der Praxis: Einsatz eines Interactive Pen Display im HochschulunterrichtDie   Abbildung   11   zeigt   den   Einsatz   eines   Interac]ve   PenDisplay   zur   Präsenta]on   von   Vorlesungsinhalten.   Das   Sym-­‐podium  (Interac]ve  Pen  Display)  ist  mit  dem  Laptop  der  Vor-­‐tragenden   verbunden   und   erlaubt   die   Interak]on   micelsS]d.   Am   Bildschirm   des   Computers   erscheint   das   gleicheBild,  welches  auch  über  den  Videoprojektor   (Beamer)  proji-­‐ziert  wird.  Durch  eine  Screen-­‐Capturing-­‐Sodware  erfolgt  dieAufzeichnung   der   Inhalte,   welche   später   auf   einer   Lern-­‐plaeorm  publiziert  werden.  Diese  Anordnung  an  der  Techni-­‐schen   Universität   Graz   wurde   im   Jahre   2008   evaluiert   undführte   zu   dem   Ergebnis,   dass   nur   eine/r   von   109   Studie-­‐renden  zukündig  die  Kreidetafel  bevorzugen  würde  (Ebner  &Nagler,   2008).   Als   Hauptgründe   für   das   posi]ve   Urteilwurden   vor   allem   die   bessere   Sichtbarkeit   in   großen   Hör-­‐sälen,   die   bessere   Verwendung   von   Farben   durch   die   Leh-­‐renden   (der   Farbwechsel   gestaltet   sich   einfacher   als   beiKreiden)  und  die  deutlichere  Schrid   (deutlich  größer  als  aufder  Tafel)  genannt.  Der  offensichtlichste  Vorteil,  die  Digitali-­‐sierung  der  Vorlesungsinhalte,  kam  erst  an  fünder  Stelle.  AlsNachteile   wurden   technische   Probleme   und   ein   etwasschnellerer  Vortragss]l  beschrieben.

Abbildung  10:  Einsatz  des  Interactive  Pen  Displays

Abbildung  11:  Mobiltelefon

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beim Touch-Display. Dies ist nichts anderes als einfür mehrere Berührungen gleichzeitig ausgelegter ka-pazitiver oder optischer Touchscreen. Der NameMulti-Touch wurde mit der Entwicklung desiPhones von Apple zum Patent angemeldet. Die For-schung der Multi-Touch-Technologie geht auf diefrühen 1990er Jahre zurück und wurde 2005 zumersten Mal für ein Steuerungspult von Mischpulten,noch vor dem iPhone, eingesetzt.

Im Gegensatz zu früheren Tablet-Modellen, diesich meist aus einem normalen Laptop konstruierenließen, verloren die Tablets mit den Jahren an Be-deutung, aber gewannen an Akkulaufzeit, Usabilityund Portabilität. So wurden sie zu den heute be-kannten „Slates” (Tablet-Computer ohne externeTastatur). Nach und nach bringen nun auch, nebenApple, andere PC-Anbieter wie HP und Dell Tablet-Geräte auf den Markt. Nachdem Microsoft die Ent-wicklung am hauseigenen Tablett eingestellt hat, wirdvorwiegend Linux und Google Android als Betriebs-system verwendet. Viele dieser Geräte punkten mitFunktionen, die das iPad nicht implementiert hat,unter anderem eine eingebauter Frontkamera für Vi-deotelefonie. Viele Anbieter bieten auch kleinereBildschirme an, um das Tablet noch handlicher zugestalten.

14. Fazit

Dieses Kapitel zeigt die Vielfalt an Technologien inden heutigen Unterrichtsräumen auf und auch wasman von ihr erwarten kann. Gemein ist ihnen, dassjede Einführung immer mit großen Schwierigkeitenverbunden war, viel Skepsis ihrer Verwendung entge-gengebracht wurde und trotzdem letztendlich nichtaufzuhalten waren.

Literatur

▸ Blömeke, S. (2005). Medienpädagogische Kompetenz. Theore-tische Grundlagen und erste empirische Befunde. In: A. Frey;R.S. Jäger & U. Renold, U. (Hrsg.), Kompetenzdiagnostik.Theorien und Methoden zur Erfassung und Bewertung von be-ruflichen Kompetenzen. Landau: Empirische Pädagogik, 5, 76-97, URL: http://zope.ewi.hu-berlin.de/institut/abteilungen/di-daktik/data/aufsaetze/2005/medienpaedagogische_Kompe-tenz.pdf [2010-07-01].

▸ Comenius (1658). Orbis sensualium pictus. Die sichtbare Welt. ▸ Ebner, M. & Nagler, W. (2008). Has the end of chalkboard

come? A survey about the limits of Interactive Pen Displays inHigher Education. In: P.A. Bruck & M. Lindner (Hrsg.), Micro-learning and Capacity Building, Proceeding of the 4th Interna-tional Microlearning 2008 Conference, Innsbruck: InnsbruckUniversity Press, 79-91.

▸ Melezinek, A. (1977). Ingenieurpädagogik - Praxis der Ver-mittlung technischen Wissens. Wien: Springer.

▸ Petrat, G. (1979). Schulunterricht. Seine Sozialgeschichte inDeutschland 1750-1850. München: Ehrenwirth.

▸ Rojas, R.; Knipping, L.; Raffel, W-U.; Friedland, G. & Frötschl,B. (2001). Ende der Kreidezeit - Die Zukunft des Mathematik-unterrichts. Berlin: DMV Mitteilungen, 2-2001, URL:http://page.mi.fu-berlin.de/rojas/2001/Kreidezeit2.pdf[2010-07-01], 32-37.

▸ Salomon, G. (1984). Television is easy and print is tough. Thedifferential investment of mental effort in learning as afunction of perceptions and attributions. In: Journal of Educa-tional Psychology, 76, 647–658.

▸ Wagner, W. (2004). Medienkompetenz revisited. Medien alsWerkzeuge der Weltaneignung. München: kopaed.

Überlegen  Sie  darüber  hinaus,  wie  sich  die  Lehre  ver-­‐ändern   könnte,   wenn   man   mit   modernen   Techno-­‐logien  (zum  Beispiel  Touch-­‐Screens)  arbeitet.

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Erstellen   Sie   eine   tabellarische   Übersicht,   in   der   Siedie  Vor-­‐  und  Nachteile  aller  Geräte   im  Lehr-­‐  und  Ler-­‐neinsatz   festhalten.   Beschreiben   Sie   dabei   auch,   inwelchem   Lehr-­‐   oder   Lernarrangements   sie   idealer-­‐weise  zum  Einsatz  kommen.  

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Abbildung  12:  Tablet-­‐Computer