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„Der ganz normale Wahnsinn “ Reinhard Haller

Der ganz normale Wahnsinn | Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller

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Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Reinhard HallerGesundes Lingenau13.4.2012© Dr. Reinhard Haller (2012)

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Page 1: Der ganz normale Wahnsinn | Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller

„Der ganz normale Wahnsinn “

Reinhard Haller

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Zahlreiche „kleine� Belastungen haben oft schwerere Folgen als einmalige große……….

…….konsequente kleine Änderungen in der Lebensführung sind oft viel erfolgreicher als der einmalige große Wurf !

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Der ganz normale Wahnsinn- von alltäglichen psychischen Belastungen, die unser Leben schwer beeinträchtigen:

-  Kränkung -  Eifersucht -  Krise -  Angst -  psychosomatische Leiden -  Stress -  Burnout - Depression

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ÜBERICH Normen, Vorschriften,

Gesetze, Gebote, Sitten, Regeln, Gewissen,

Werte

ICH verlässlich, zwanghaft,

spontan, impulsiv, vermittelnd,menschlich,

verantwortungsvoll

ES Bedürfnisse,

Strebungen, Impulse, Triebe, Wünsche, Lust,

Aggressionen, Delinquenz

Das Instanzenmodell nach Sigmund Freud

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Kränkung

Übermüdung

Depression

Stress Kreativität

Leistung

Engagement

Wettbewerb

Sport Angst

Sucht

Ärger, Gewalt

Umgang mit „innerem Antrieb�

Kunst

Erschöpfung Antrieb

Aggression

Arbeit

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Kränkung = Verletzung eines Menschen in

seinen Gefühlen, seiner Selbstachtung und seiner Ehre

Gekränktsein = emotionale Reaktion auf die

Wegnahme von Rechten, Anerkennung, Zuwendung und Liebe

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Reaktionen auf Kränkungen:

•  Irritierung •  Bitterkeit •  Scham •  Empörung Rachebedürfnis •  Furcht Angst •  Selbstwertzweifel

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Umgang mit Kränkungen

•  erkennen meiner wunden Punkte •  Tatsachen und Meinungen

auseinanderhalten •  Gefühle und Wünsche ansprechen •  in die Schuhe des Kränkers schlüpfen •  „ich entscheide, ob ich gekränkt bin� •  Überlegungen und Emotionen notieren •  den Kränkenden konfrontieren

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Eifersucht - Wortherkunft

Indogermanisch: ai = Feuer Eiver = das Bittere Sucht = Seuche, Krankheit

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Eifersucht…..

„….. ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft��(Franz Grillparzer)

„….. ist Angst vor dem Vergleich��(Max Frisch)

„….. gehört wie der Neid zu den Schamteilen der menschlichen Seele��(Friedrich Nietzsche)

„….. zeugt nicht von Liebe, sondern von Angst

vor dem Verlust der Liebe���(Rolf Merkle)

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Eifersucht - Neid

Eifersucht: = Angst, das zu verlieren, was man braucht oder liebt Neid: = Wunsch, das zu haben, was andere besitzen

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Was tun bei Eifersucht?

1.  Gründe bei sich selbst suchen

2.  Selbstwert stärken („sich selbst lieben�)

3. Unabhängigkeit entwickeln

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.....� �eine gefährliche Entwicklung ..... eine Zuspitzung oder Verschärfung ….. eine Entscheidungs- oder Ausnahmesituation ….. der Höhepunkt eines Konfliktes ….. der entscheidende Moment im Verlauf einer

Erkrankung

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Griechische Medizin: „Wendepunkt zu Gesundheit oder Tod� Chinesische Medizin: Das Doppelzeichen für Krise besteht aus einem für „Gefahr� und einem anderen für „Chance� Moderne Definition: „Eine Herausforderung, deren erfolgreiche Bewältigung mit einem gestärkten Selbstbewusstsein verbunden ist�

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Verlauf der Krise

1.  Schockreaktion (dauert Sekunden bis Tage): Hochgradige Spannung, Abwehr, inneres Chaos, Apathie, Gefühlsausbrüche

2.  Reaktionsphase (dauert Tage bis Monate): Stimmungsschwankungen, Apathie, körperliche Begleitsymptome, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch, Suizidalität

3.  Neuorientierung (dauert Monate bis Jahre): Neue Hoffnung, Wiedererstarkung, Reorganisation, Aufnahme neuer Beziehungen

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Die Krise aus der Sicht des Betroffenen

-  der Selbstwert erleidet schwere Erschütterungen

-  die grundlegenden Überzeugungen werden in Frage gestellt (Orientierungsverlust)

-  zentrale Ziele und Anliegen gehen verloren (Zielblockade)

-  frühere nicht bewältigte Ereignisse werden aktiviert (Retraumatisierung)

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Wovon hängt der Schweregrad der Krise ab?

1.  Von der subjektiven Bewertung des Krisenanlasses: Wie gefährlich wird die Krise eingeschätzt und wie sind die Erfolgsaussichten

2. Von den Ressourcen des Betroffenen

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Selbsthilfe bei Krisen

1.  Krise als „natürliche Warnreaktion� betrachten

2.  Negative Fantasie und Panik vermeiden

3.  Die stabilen und gesunden Anteile in den Vordergrund stellen

4.  Krise als vorübergehende Reaktion betrachten

5.  Krisensituation von neutralem Außenstehenden analysieren lassen

6.  Gelassenheit entwickeln 7.  Bei Notwendigkeit

professionelle Hilfe suchen

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A N G S T

Studien haben nachdrücklich gezeigt, dass die Angst Nummer 1 des Menschen das öffentliche Reden ist.

Angst Nummer 2 ist der Tod.

(Eric Bergman, Kanad. Kommunikationsberater)

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A N G S T =

Erlebens- und Verhaltensweise,

die der Bewältigung äußerer und

innerer Bedrohungen dient.

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F O R M E N D E R A N G S T

1.  Realängste

2.  Verlassenheitsängste

3.  Panikattacken

4.  Phobien

5.  Zwänge

6.  Pathologische Ängste

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Strategien gegen Angst

1.  Die Angst akzeptieren.

2.  Die Angst umwandeln, nicht auflösen wollen (vom Raubtier zum Haustier).

3.  Der Angst einen Namen geben.

4.  Angstauslösende Situationen aufschreiben.

5.  Phantasierten Katastrophenszenarien die Realität entgegenhalten.

6.  Ein Risiko eingehen.

7.  Eine selbstbewusste Körperhaltung einnehmen.

8.  Belohnung und Bestrafung anwenden.

9.  Entspannungsübungen erlernen.

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Psychosomatische Störungen

... sind körperlicher Ausdruck psychischer Probleme ... machen fast die Hälfte aller Leidenszustände aus ... nehmen in der heutigen Zeit dramatisch zu …werden meist zu spät erkannt ... müssen in erster Linie mit psychischen Methoden

behandelt werden

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Die Stirn bieten Etwas nicht mehr sehen können

Die Nase voll haben Verbissen sein

Sein Kreuz tragen

Die Luft bleibt weg Herz-zerreißend

Rückgrat zeigen Im Magen liegen

An die Nerven gehen

Sich gelb und grün ärgern

Unter die Haut gehen

Weiche Knie bekommen

Gänsehaut bekommen

Der Volksmund weiß, wie Organe sprechen...

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Hilfe bei psychosomatischen Leiden

•  sich selbst kennen (Körper u. Seele) •  auf sich hören (körperl., psych., intuitiv) •  Sprache der Organe verstehen •  psychologische Hintergründe suchen •  Störungen ernst nehmen •  Beschwerden ansprechen •  ärztliche Hilfe suchen

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S T R E S S

= Ungleichgewicht zwischen

Arbeitsanforderungen

und den Möglichkeiten,

diese zu bewältigen

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E U S T R E S S

Positive, für das Leben

notwendige Reize und Anregungen

= mit dem Wind segeln

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D I S S T R E S S Schädliche, den Menschen

überlastende Anforderungen.

Löst negative Gefühle wie Angst,

innere Anspannung und

Hilflosigkeit aus

= gegen den Wind segeln

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!  emotionale Belastungen

!  Sorgen in der Familie

!  Partnerschaftliche Spannungen („Ehekrieg“)

!  ständige Kränkungen/Minderwertigkeitsgefühle

!  Mehrfachbelastungen

!  andauernde Verpflichtungen (Pflege)

!  Arbeitsüberlastung

!  schlechtes äußeres und inneres Klima

!  existentielle Sorgen

!  fehlende Rückmeldungen (Lob)

!  Mobbing

Psychische Stressoren

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Psychische Stressfolgen

!  Konzentrationsstörungen, Gedankenkreisen,

Denkblockaden

!  Nervosität, Gereiztheit, Unausgeglichenheit

!  Gefühlsschwankungen, Apathie, Affektlabilität

!  Schlafstörungen

!  Krankheitsgefühl, Gefühl der Ausweglosigkeit

!  Psychosomatische Folgen (“Knödel” im Hals,

Druck auf der Brust, Magenbeschwerden)

!  Burnout, Erschöpfungszustand, Depression

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Depressionen sind jedem bekannt

!  10- bis 12% der Bevölkerung leiden gegenwärtig an Depressionen

!  25% machen in ihrem Leben eine schwere Depression durch

!  Depressionen nehmen heute zu

!  Depressionen gehörten zu den unbekanntesten Krankheiten

!  Depressionen gehören zu den am meisten tabuisierten Krankheiten

!  Depressionen sind die schwerste und schmerzhafteste Krankheit

!  Depressionen lassen sich heilen

Depression und Burnout

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Burnout….. …. ein besonders treffender, anschaulicher Ausdruck

…. eine Modediagnose

…. ein Sammelbegriff für mannigfache Störungen

…. etwas, was jeder kennt

…. der Preis für Hektik und Vergnügen

…. eine (selbst-) heilbare Störung

…. eine Seuche unserer Zeit

…. die Krankheit der Zukunft

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Was ist Burnout?

!  Emotionale Erschöpfung: Gefühl der Niedergeschlagenheit und Ausweglosigkeit, Gefühl der inneren Leere und Schwäche, geringe Belastbarkeit

!  Soziale Erschöpfung: Neigung zu Reizbarkeit und Intoleranz anderen gegenüber, Vorwürfe und Schuldzuweisungen anderen gegenüber

!  Geistig-mentale Erschöpfung: verringerte Leistungsfähigkeit, erhöhte Fehleranfälligkeit; geringe Selbstachtung, fehlendes Kompetenzgefühl

!  Körperliche Erschöpfung: Gefühl der chronischen Müdigkeit, „psychosomatische� Beschwerden wie z.B. chronische Kopf- oder Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Störungen des Magen-Darmtraktes (Gastritis, Reizdarm, ….) erhöhte Infekt-Anfälligkeit usw.

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Phasen des Burnout

!  Enthusiasmus

!  Stagnation

!  Frustration

!  Apathie

!  Burnout

Nur was einmal gebrannt hat, kann auch ausgebrannt sein!!

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Depression = Krankheit der „Losigkeit� (antriebs-, schwung-, initiative-, freud-, lust-, ideen-appetit-, schlaf-, zukunfts-, hoffnungslos usw. ) Charakteristisch sind: Appellationsverhalten Aggressionsverhalten (männlich) Rückzugsverhalten (weiblich)

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Präventions- und (Selbst)Hilfemöglichkeiten

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Möglichkeiten der Selbsthilfe

•  menschliche Urbedürfnisse

•  Bewältigungstyp

•  Maßnahme der Psychohygiene

•  Entwicklung von Gelassenheit

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Welcher Bewältigungstyp sind Sie ?

KÄMPFER: Mehrarbeiten, Weiterbilden, Vermitteln, Ablehnen, Mobben, Streiken, Medikamenteneinnahme FLÜCHTER: Verlängerte Pausen, Krankenstand, Tagträumen, Innere Kündigung, Suchtverhalten

TOTSTELLER: Ignorieren, Verdrängen, Grübeln, Hinunterschlucken, Innere Emigration, Erstarren

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Die psychische Wertigkeit des Menschen

- neugieriges

- sich änderndes

DER MENSCH A L S

W E S E N

- aggressives

- kränkbares

- liebe(n)sbedürftiges

- transzendentales

- sprechendes

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Scheuen Sie auch im Psy-Bereich nicht die professionelle Hilfe!

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ALLE ZEIT DER WELT… und wie man sie besser für sich gewinnt !  Leben Sie rhythmisch

!  Seien Sie ab und zu langsam

!  Warten Sie öfter mal

!  Machen Sie Pausen

!  Gehen oder fahren Sie Umwege

!  Überprüfen Sie die „kleine Siege� Ihres Alltags

!  Vertreiben Sie nicht die Langeweile

!  Beschleunigung ist ein Selbstzweck

!  Managen Sie Ihre Zeit nicht zu sehr

!  Organisieren Sie Ihren Tag, Ihre Woche nach

dem Muster des Schweizer Käses

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  Laut mit sich selbst besprechen

  Erörtern mit anderen

  „Fliegenperspektiven”

  „Zeitungsperspektive”

  „Historische Perspektive“

  Anstrengung und Sport

  Gelassenheit entwickeln

Möglichkeiten der Selbstdistanzierung

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Hilfreiche Bilder in Krisensituationen

„Der Mist, den man gebaut hat, ist der beste Dünger für eine

schöne neue Pflanze�

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„Mitternacht,

der Tiefpunkt der Dunkelheit,

ist immer der Beginn

eines neuen Tages�

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Vielen Dank für

Ihre Aufmerksamkeit