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News-Service 2 | 14 Mai 2014

JP│KOM News-Service 2/14: Werkzeugkasten Investor Relations im Web 2.0

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Investor Relations ist das letzte Kommunikationsfeld, in dem die Nutzung von Social Media noch nicht selbstverständlich ist. Noch vor drei Jahren konnte man sogar IR-Manager treffen, die steif und fest behaupteten: Das interessiert unsere Ansprechpartner nicht, weder heute noch in Zukunft. One-on-ones jetzt und immerdar. Teilweise noch verschämt, aber unmissverständlich signalisieren Analysten und Fondmanager in Befragungen jedoch: Natürlich analysieren und recherchieren sie alles selbst – aber reinschauen in die Plattformen des Web 2.0 tun sie doch, und das immer öfter. Auch wenn bisher überwiegend jüngere Investment Professionals, aktivistische Shareholder und Kleinanleger im Social Web unterwegs sind: In einem Markt, der so stark von Erwartungsmanagement und Koorientierung der Teilnehmer geprägt ist wie der Aktienmarkt, bleibt das wohl kaum ohne Wirkung. So sind inzwischen auch die IR-Manager überzeugt, die IR 2.0 kommt – ob sie es wollen oder nicht (eher nicht). Aber was ist mit der Governance? Was mit der Message Control im Web? Wer darf was? Und wer muss wo aufpassen, dass alles aktuell ist? Nicht mehr als vorgeschobene Gründe, die IR 2.0 doch noch einmal auf die lange Bank zu schieben und an dere vorangehen zu lassen. Eine große Chance, wie andere Kommunikationsfelder zeigen – denn zum Schluss kommt’s doch. Und wer zuerst da ist, hat bekanntlich einen Vorsprung.

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Investor Relations ist das letzte Kommunikations-

feld, in dem die Nutzung von Social Media noch

nicht selbstverständlich ist. Noch vor drei Jahren

konnte man sogar IR-Manager treffen, die steif

und fest behaupteten: Das interessiert unsere

Ansprechpartner nicht, weder heute noch in Zu-

kunft. One-on-ones jetzt und immerdar.

Teilweise noch verschämt, aber unmissverständ-

lich signalisieren Analysten und Fondmanager in

Befragungen jedoch: Natürlich analysieren und

recherchieren sie alles selbst – aber reinschauen

in die Plattformen des Web 2.0 tun sie doch,

und das immer öfter. Auch wenn bisher über-

wiegend jüngere Investment Professionals, akti-

vistische Shareholder und Kleinanleger im Social

Web unterwegs sind: In einem Markt, der so

stark von Erwartungsmanagement und Koori-

entierung der Teilnehmer geprägt ist wie der

Aktienmarkt, bleibt das wohl kaum ohne

Wirkung.

So sind inzwischen auch die IR-Manager über-

zeugt, die IR 2.0 kommt – ob sie es wollen

oder nicht (eher nicht). Aber was ist mit der

Governance? Was mit der Message Control im

Web? Wer darf was? Und wer muss wo auf-

passen, dass alles aktuell ist? Nicht mehr als

vorgeschobene Gründe, die IR 2.0 doch noch

einmal auf die lange Bank zu schieben und an-

dere vorangehen zu lassen. Eine große Chan-

ce, wie andere Kommunikationsfelder zeigen

– denn zum Schluss kommt’s doch. Und wer

zuerst da ist, hat bekanntlich einen Vorsprung.

Editorial

Früher oder später kommt es doch!

Investoren sind IR-Managern in der Social Media-Nutzung voraus

Investoren wissen um die Macht der Meinung

Vertrauen in Social Media-News ist eine Altersfrage

der Investment Professionalshaben eine Investment-Entscheidung auf Basis eines Blogposts getroffen

IR-Manager in den USA

unter 40

27%

40 - 65 über 65

0%

Social Media-Einsatz durch Shareholder-Aktivisten

der Investoren denken, Shareholder-Aktivisten werden Social Media zunehmend nutzen, um Unternehmen zu attackieren.

sehen Unternehmen darauf vorbereitet.

Quellen: ir club/DVFA (2013), Corbin Perception (2013), Brunswick (2014), Marketwired (2013), FTI (2013), Nann/Krauß/Schoder (2011)

80%

11%

der deutschen und europäischen Investment Professionals würden Social Media-Kanäle der Unternehmen nutzen, wenn diese sie anbieten würden.

58%

Akt

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Wer

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409%

Buy and hold-Strategie

SPDR S&P 500 ETF S&P 500

Trading auf Basis von Social Media

Sentiment Analysen

Bewerten/Kommentieren Kontakt Drucken Ansicht vergrößern Nützliche Links Vor/zurück Zurück zur Übersicht VideoLegende:

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Investor Relations 2.0

Den Dialog mit dem Kapitalmarkt in Social Media führenvon Alexander Böhm und Jörg Pfannenberg

Wer hat eigentlich behauptet, dass man über Geld nicht spricht? Immer mehr Investoren diskutieren im Social Web über Aktien und Anleihen von Unternehmen. Wer als IR-Manager die Message Control auch in den neuen Mei-nungsmärkten behalten will, braucht eine klare Strategie. Gemeinsam mit dem Deut-schen Investor Relations Verband (DIRK) haben wir die Toolbox für die IR 2.0 gefüllt.

Seit der Einstellung des neuen Marktes ist es ru-

higer in der Financial Community geworden.

Research Reports sind seltener frei zugänglich.

Analysten und institutionelle Investoren äußern

sich über Unternehmen oft nur noch hinter ver-

schlossenen Türen. Die Finanzmarkt-Öffentlich-

keit erscheint geordneter als früher.

Doch der Schein trügt. Während die traditionel-

len Arenen verstummen, entwickelt sich seit ei-

nigen Jahren ein neuer Meinungsmarkt im Soci-

al Web. Statt Expertenwissen treibt dort der

Schwarm die Meinung – und manchmal auch

die Kurse, wie Untersuchungen belegt haben

(vgl. u. a. Asur et al, 2010; Bollen et al, 2011;

Nann et al, 2013). Die Investment-Community

öffnet sich zögerlich. Twitter ist in das in der Fi-

nanzbranche weit verbreitete Datenterminal

von Bloomberg integriert, die New Yorker Börse

verschickt Sentiment-Statistiken des Social Me-

dia-Monitoring-Dienstes SMA.

IR-Manager brauchen moderne Management-

Tools, um die Message Control im Social Web

zu behalten, von der Analyse über die Strategie,

die Medienentwicklung und die Umsetzung bis

hin zum Controlling.

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AnalyseIR-Manager benötigen ein klares Bild darüber,

welche Akteure über welche Inhalte in welchen

Medien sprechen. Die Investor ID zur Identifizie-

rung von Investoren sollte um eine Influencer ID

ergänzt werden, die die Multiplikatoren in der

Finanzmarktöffentlichkeit auf quantitativer Basis

ermittelt. Die relevanten Stakeholder lassen sich

mithilfe des Arena-Modells nach Renn in Bezie-

hung zueinander setzen. Dadurch zeigt sich,

wer über welche Ressourcen verfügt und wel-

che Ressourcen die IR-Abteilung benötigt, um

im öffentlichen Meinungskampf zu bestehen.

Die relevanten Inhalte der Financial Community

im Social Web können IR-Manager mithilfe von

Online-Tracking-Tools wie Radian6 oder Syso-

mos ermitteln. Das Tracking liefert allerdings nur

Stichworte zu möglichen Themenaspekten der

Stakeholder am Kapitalmarkt. Erst durch syste-

matisches Issue Mapping wird deutlich, welche

übergeordneten Themen dahinter stehen. Wenn

IR-Manager anschließend Akteure und Issues

miteinander kreuzen, legen sie die Informati-

onsbedürfnisse der Stakeholder als Kernfragen

an das Unternehmen offen.

Zuletzt nimmt der IR-Manager die Medien unter

die Lupe. Mithilfe einer Medienportfolioanalyse

lässt sich bestimmen, welche Kanäle für welche

Kommunikationsaufgaben eingesetzt werden

können. Wie groß ist ihr Dialogpotential? Wie

reichhaltig sind sie, also wie gut eignen sie sich

für den Transport komplexer Inhalte? Die Quali-

tät des Portfolios lässt sich auch durch ein

Benchmarking mit den IR-Medien der Wettbe-

werber prüfen.

StrategieDie Ziele der Investor Relations leiten sich aus

den Unternehmenszielen ab, das gilt auch für

die Social Media. Die Zusammenhänge zwi-

schen den Zielen werden im Werttreiberbaum

deutlich.

Unter Einbeziehung der in der Analyse ermittel-

ten Ressourcen sind im nächsten Schritt die stra-

tegischen Hebel zur Zielerreichung zu definie-

ren. Klar ist: Jeder strategische Hebel muss

mindestens ein Ziel unterstützen und jedes Ziel

benötigt mindestens einen Hebel. Sonst kann es

nicht funktionieren.

Die Botschaften an den Kapitalmarkt entlang

zentraler Themenbereiche werden in einer Kapi-

talmarkt-Story zusammengefasst. Als Orientie-

rung dienen die in der Analyse erarbeiteten

Kernfragen der Stakeholder an das Unternehmen.

Um die Strategie operativ umzusetzen, ist in der

Regel eine Aktualisierung des Medienportfolios

notwendig. Diese Aktualisierung umfasst nicht

nur neu einzuführende Medien. Teilweise müs-

sen auch die bestehenden Kanäle an die Heraus-

forderungen des Social Webs angepasst wer-

den, etwa durch ein Upgrade der IR-Website.

Analyse

Strategie

Entwicklung

Umsetzung

Controlling

Influencer IDZiel- und

Mittlergruppen (Arena Modell)

Online-Tracking Issue MappingStakeholder

Informations-bedürfnisse

Medienportfolio (IST) Benchmark-Analyse

Werttreiberbaum Strategische Hebel Kapitalmarkt-Story Medienportolio (SOLL)Implementie-

rungsszenarien

Social Media- Richtlinien

Kapitalmarkt-Storytelling Mashing

Geschäfts-berichterstattung

Messaging Management

Multimediale Earnings Presentation Online-Q&A-Session

Feedback-ToolsMedienevaluation

(IRPIX)Perception ProfilesScorecardRevision der

Kapitalmarkt-Story

Begleitung Hauptversammlung

Themen- und Sentiment-Tracking

Investor ID

Übersicht Toolbox IR 2.0

Online-TrackingOnline-Tracking

Durch Online-Tracking von Keywords relevante Themen identifizieren

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Der Grad der Implementierung der Strategie ist

naturgemäß abhängig von den Ressourcen. Hier

hilft die Leitfrage: Was ist „Must Have“, was

„Nice to Have“ und was „One Step Ahead“?

MedienentwicklungIn der Kommunikation mit dem Kapitalmarkt ist

Governance ein wichtiges Thema. Als roter Faden

für das Verhalten im Web 2.0 dienen Social

Media-Richtlinien dazu, Möglichkeiten und Gren-

zen aufzuzeigen. Die Richtlinie hält rechtliche und

technische Rahmenbedingungen sowie spezifi-

sche Ziele gegenüber den Stakeholdern fest.

Innerhalb der definierten Regeln geht es nun

darum, die Botschaften adressatengerecht auf-

zubereiten. Gerade für komplexe Inhalte wie

Strategie oder Markt bietet sich ein Rückgriff auf

die Methodik des Storytellings an. Statt explizi-

ter „werblicher“ Botschaften entsteht die Ge-

schichte im Kopf des Zuhörers/Lesers.

Dashboards wie Hootsuite, Buffer oder Social-

Sprout helfen beim Messaging Management,

der effizienten und dramaturgisch korrekten

Verbreitung der Inhalte über die Kanäle.

Mashing verknüpft die Kanäle über die Issues,

sodass die Reichweite zunimmt.

UmsetzungDie Digitalisierung bietet für IR die Chance,

ihre Medien grundlegend zu verbessern. Die

Relevanz gedruckter Geschäftsberichte nimmt

ab. Online-Berichte lassen sich als PDF, in

HTML oder als App erstellen. Das Format der

Wahl ist abhängig von der Investorenstruktur,

bestehenden technischen Lösungen und

Image-Faktoren.

Die oftmals sehr technische Quartalsberichter-

stattung bekommt wieder mehr Human Touch,

wenn sie als Multimediale Earnings Presentation

angeboten wird. Dabei ist die Chart-Präsentati-

on mit den Audio- oder Video-Statements der

Unternehmensführung synchronisiert. Durch die

Integration von Twitter oder StockTwits sind zu-

dem Online-Q&A-Sessions mit der Unterneh-

mensführung rund um die Berichterstattung

möglich – ein deutliches Plus an Transparenz.

Der Online-Dialog lässt sich gleichzeitig auf die

Versammlungsöffentlichkeit runterbrechen, etwa

durch Twitterwalls und andere Präsentationsme-

dien zur Begleitung der Hauptversammlung.

ControllingDie in der Strategie ermittelten Werttreiber las-

sen sich entsprechend den Wirkungsebenen

Output, Outcome und Outflow in Scorecards

übertragen. Damit wird deutlich, welche Maß-

nahmen erfolgreich waren und welche opti-

miert werden müssen. Zur Messung der allge-

meinen Wahrnehmung am Kapitalmarkt bieten

sich etwa die IR Perception Profiles der DVFA

als Befragungsinstrument an. Die Qualität der

Medien und ihre Relevanz lässt sich im Investor

Relations Performance Index (IRPIX) in einer

Zahl verdichten. Für eine bessere Datenerhe-

bung sollten IR-Manager auf teilstandardisierte

Feedback-Tools zurückgreifen, die sich teilweise

in die Medien selbst integrieren lassen, etwa

Issue Mapping

Medienportfolio

Story Circle

Issue Mapping

Markt

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Liquidität

Kenntnis des Unternehmens

Management-Erfahrung

Branchen-Expertise

Nachhaltigkeit

Produkt-portfolio

Innovations-kraft

Wachstums-perspektiven

Eigenkapital-quote

Rendite

Umsatz

Cash Flow

Ganzheitliches Denken

Marktpotenzial

Wettbewerbs-intensität Marktdifferen-

zierung Marktgröße

Finanzierungs-möglichkeiten

Staatlicher Einfluss

Rechts-sicherheit

Corporate Governance

Gesellschaftliche Akzeptanz

Kartellregeln   Steuerlast Zyklizität

Corporate Performance

Strategie

Management Rahmenbedingungen

Story Circle

Medienportfolio

Vorträge

Information Bekanntheit

Monitoring

Bindung

Commitment Earnings Webcast

Dialogintensität

Med

ia R

ichn

ess

Geschäfts-bericht (Print)

Quartalsbericht

IR-Website (Klassisch)

Telefon/E-Mail

Haupt-versammlung

Geschäfts-bericht (Digital)

Investors Chat

IR-Blog

Twitter

Finanz-Communities IR-Website

(Multimedial)

Conference Call

One-on-One

Kapitalmarkt-Botschaften über Storytelling in den Formaten ausrollen

Erweiterung und Aktualisierung des Medienportfolios

Mit Issue Mapping übergeordnete Themen herausarbeiten

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Checkboxen, Rating-Optionen oder Drop-

Down-Menüs. Der Aufwand für Feedback ist

hier deutlich geringer als bei Freitextfeldern.

Unabhängig von Befragungen erlauben Monito-

ring-Tools das Themen- und Sentiment-Tracking

der publizierten Inhalte im Social Web. Nach Aus-

wertung dieser Daten muss sich IR regelmäßig

mit ihren Botschaften auseinandersetzen und

eine Revision der Kapitalmarkt-Story prüfen.

Quellen

Asur, Sitaram/Huberman, Bernardo A. (2010): Pre-dicting the Future With Social Media. In: WI-IAT '10 Proceedings of the 2010 IEEE/WIC/ACM International Conference on Web Intelligence and Intelligent Agent Technology - Volume 01. Washington: IEEE Computer Society.

Bollen, Johan/Mao, Huina/Zeng, Xiaojun (2011): Twitter mood predicts the stock market. Journal of Computational Science 2 (1).

Nann, Stefan/Krauss, Jonas/Schoder, Detlef (2013): Predictive analytics on public data: the case of stock markets, European Conference on Information Systems 2013, Utrecht, Netherlands.

MashingMashing

Web 1.0 Corporate Website IR-Website

Interne/externe Links; Content

Curation

URL, QR-Code, Hinweis „Folgen Sie uns auf Facebook“, PPT auf SlideShare

URL, QR-Code Digitale Version von Publikationen

Auslage beim Event

Auf Investorenfeedback eingehen

Links, Curated Content

Plug-Ins/Feed

Verweis auf andere Events

Termin-ankündigungen, Liveticker, Chat,

Bildergalerie

Interne Links

Verweis auf andere Veröffentlichungen

Web 2.0 Eigene SoMe-Kanäle Fremde SoMe-Kanäle

Event HV; Conference Call; Roadshow etc.

Offline Geschäftsberichte Medienberichte

Mashing der Kanäle on- und offline, Web 1.0 und 2.0

Der DIRK IR Guide „Investor Relations im Social Web“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband, und JP | KOM.

Der komplette IR Guide steht als PDF zum Download bereit.

Gern lassen wir Ihnen auch ein gedrucktes Exemplar zukommen.

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Interview mit Kay Bommer

„Social Media lassen das Unternehmen transparent und modern wirken“

Kay Bommer, Geschäftsführer des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband, sieht Social Media auch im Bereich der Investor Relations (IR) auf dem Vormarsch. Er plädiert für eine klare Strategie, um praktische und rechtliche Probleme zu vermeiden.

Herr Bommer, immer mehr IR-Abteilungen nutzen Social Media. Warum sind die

neuen Kommunikationskanäle so wichtig?

Es gibt vieles, was für den Einsatz von Social Media spricht. Die neuen Formate erlauben ganz

andere Möglichkeiten, die Kapitalmarktstory des Unternehmens zu erzählen. Vor allem passt

sich IR damit den veränderten Gewohnheiten einer neuen Generation von Akteuren am Kapi-

talmarkt an, die mit dem Internet aufgewachsen ist. In der Kommunikation mit einer zuneh-

menden Zahl von Zielgruppen lässt die Nutzung von Social Media Unternehmen transparenter

und moderner wirken. Dies kann letztlich die Präferenz für die eigene Aktie stärken.

Sehen Sie auch Risiken?

Es stimmt schon, dass das Web 2.0 das Management und die IR vor neue Herausforderungen

in der Kommunikation stellt. Gerade in Sachen Compliance ist Vorsicht geboten. Das Mehr an

Transparenz darf z. B. nicht dazu führen, dass die Grundsätze der Gleichbehandlung missach-

tet werden. Darüber hinaus müssen IR-Manager darauf achten, dass ihre Botschaften konsis-

tent sind mit den Botschaften in anderen Kommunikations-Kanälen. Ansonsten könnte die

Außendarstellung widersprüchlich werden.

Wie kann IR diesen Risiken begegnen?

Es ist essentiell, im Vorfeld unternehmensintern eine klare Strategie und Regeln zu definieren

und diese konsequent zu implementieren. Es muss festgelegt sein, was IR in den Social Media

dürfen und was nicht. Die Pflichtkommunikation etwa muss – anders als z. B. in den USA –

weiter zuerst über die bewährten Kanäle laufen. Dem widerspricht es aber nicht, derartige

Informationen im Nachgang auch über Social Media-Kanäle zu verbreiten. Darüber hinaus

bietet sich die Möglichkeit, Pflichtveröffentlichungen mit Hilfe von weiteren (auch nicht ma-

teriellen) Informationen in Social Media in einen größeren Kontext zu setzen. Das macht die

Berichterstattung verständlicher.

Im medialen Scheinwerferlicht stehen fast nur die großen Unternehmen. Was raten

Sie vor allem kleineren Emittenten bezüglich des Einsatzes von Social Media?

Hier gilt es nach wie vor, sich nicht durch den mittlerweile häufig sehr professionellen Einsatz

von Social Media durch größere Unternehmen verunsichern zu lassen. Zuhören – Überwachen

– Mitteilen sollte hier der Grundsatz für den Einstieg in und den Ausbau von Social Media-

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Sie stehen im Austausch mit anderen IR-Verbänden auf der Welt. Wie schauen die

auf das Thema Social Media?

Dies ist sehr unterschiedlich. Nach einer Studie der AMO Agenturnetzwerk unter 105 institutio-

nellen Investoren in zwölf Ländern gaben lediglich 10 Prozent der US-amerikanischen Befragten

an, Social Media nie zu nutzen. In Deutschland lag diese Zahl bei 50 Prozent! Daraus resultiert

auch ein im internationalen Vergleich zurückhaltender Umgang mit Social Media in Deutsch-

land. Als Verband beobachten wir die internationale Entwicklung sehr genau und prüfen sorg-

fältig, welche Trends sich unseres Erachtens sinnvoll auf die Besonderheiten des deutschen Ka-

pitalmarktes übertragen lassen. In Form von Studien, Empfehlungen und Best Practice Guides

– wie aktuell dem DIRK Guide „Investor Relations im Social Web“ – unterstützen wir unsere

Mitglieder im täglichen Umgang auch mit dem Thema Social Media. Ein „blindes“ Folgen inter-

nationaler Vorbilder – selbst im gut gemeinten Bestreben, die Zeichen der Zeit nicht zu verpas-

sen – kann nicht die Lösung der Herausforderungen von Social Media für moderne IR sein.

KURZPORTRÄT DIRK

Der DIRK – Deutscher Investor Relations

Verband ist der deutsche Berufsverband für

Investor Relations (IR) und Vertreter kapital-

marktorientierter Unternehmen. Als Sprach-

rohr der IR Professionals vertritt der DIRK die

Belange seiner Mitglieder aktiv im Dialog mit

den Interessensgruppen und Institutionen des

Kapitalmarkts, der Politik und der Öffentlich-

keit. Seinen Mitgliedern bietet der Verband

aktive fachliche Unterstützung und fördert

den regelmäßigen Austausch untereinan-

der sowie mit IR Fachleuten aus aller Welt.

Darüber hinaus fördert er die Entwicklung

des Berufsstandes und setzt mit seinen

über 300 Mitgliedern Qualitätsstandards für

Finanzkommunikation. Die Bandbreite der

im DIRK organisierten Unternehmen umfasst

nahezu sämtliche DAX-Werte sowie das Gros

der im MDAX, SDAX und TecDAX gelisteten

Aktiengesellschaften bis hin zu Unterneh-

men mit geringer Marktkapitalisierung und

solchen, die den Gang an die Börse noch vor

sich haben oder Fremdkapitalinstrumente

emittieren. Zunehmend sind auch an der

Kapitalmarktkommunikation interessierte

natürliche Personen Mitglied im DIRK.

So schaut die Analystenseite auf das Thema Social Media

„Ich bin davon überzeugt, dass Social

Media in einem Unternehmen Chancen

eröffnen. Ich selbst habe bei der DZ

BANK einen Blog, in dem ich zu aktu-

ellen Themen Stellung nehme, und der

ausgesprochen positiv angenommen

wird.“

Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ BANK AG

„Wir bespielen ganz unterschiedliche

Kanäle wie Facebook, LinkedIn, XING,

Slideshare und twitter. (…) Das zeigt

nach außen, dass der Verband aktiv am

Finanzmarkt-Geschehen teilnimmt.“

Ralf Frank, Generalsekretär der DVFA – Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management e.V.

Mehr zum Umgang der DVFA mit Social

Media in ihrem aktuellen Jahresbericht.

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Tools lauten. Das Durchsuchen von Twitter, Facebook, LinkedIn und Youtube nach Nachrich-

ten über das eigene Unternehmen hilft zu erkennen, wer über das Unternehmen „spricht“

und was gesagt wird. Blogs und Analysen lassen erkennen, wer auch hier zu den wichtigen

Multiplikatoren bzw. Einflussnehmern gehört. Gegebenenfalls lassen sich Gegenstimmen

einspielen und Gegenmaßnahmen einleiten. Und letztlich das Mitteilen: Viele Inhalte, die

intern erstellt werden, können einfach über Social Media einen Zusatznutzen entfalten, in-

dem sie einer breiteren Zielgruppe zur Verfügung gestellt werden.

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Investoren sind IR-Managern in der Social Media-Nutzung voraus

Investoren wissen um die Macht der Meinung

Vertrauen in Social Media-News ist eine Altersfrage

der Investment Professionalshaben eine Investment-Entscheidung auf Basis eines Blogposts getroffen

IR-Manager in den USA

unter 40

27%

40 - 65 über 65

0%

Social Media-Einsatz durch Shareholder-Aktivisten

der Investoren denken, Shareholder-Aktivisten werden Social Media zunehmend nutzen, um Unternehmen zu attackieren.

sehen Unternehmen darauf vorbereitet.

Quellen: ir club/DVFA (2013), Corbin Perception (2013), Brunswick (2014), Marketwired (2013), FTI (2013), Nann/Krauß/Schoder (2011)

80%

11%

der deutschen und europäischen Investment Professionals würden Social Media-Kanäle der Unternehmen nutzen, wenn diese sie anbieten würden.

58%

Akt

ien-

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52%Buy-sideInvestmentProfessionals in den USA

18%53%

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11.2

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95%

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409%

Buy and hold-Strategie

SPDR S&P 500 ETF S&P 500

Trading auf Basis von Social Media

Sentiment Analysen

Investor Relations im Web 2.0

Sind Sie bereit für die Zukunft der Finanzkommunikation?

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Welche Plattformen nutzen Investoren am meisten?

Auch im Web zählen harte Fakten ...

Ist Ihre IR-Abteilung fit für die Zukunft?

Sie haben die Ziele der Kommunikation genau im Blick.

Sie kennen Ihre Stakeholder und deren Ressourcen.

Die Issues am Kapitalmarkt sind Ihnen bekannt.

Sie beherrschen die Medien so souverän wie Ihre Stakeholder.

Sie verfügen über die nötigen Ressourcen, um Ihre Ziele zu erreichen.

Ihre Kommunikation im Social Web folgt abteilungsüber-greifend abgestimmten Regeln.

Sie sind bereit, Finanzinformationen webgerecht aufzubereiten.

Durch systematisches Monitoring behalten Sie Stakeholder und Issues im Social Web im Blick.

... und das vor allem auf folgenden Kanälen

Finanz-kennzahlen

Haupt-versammlung

CSR Kooperationen F&E

Quellen: AMO (2014), Köhler (2012)

Regelmäßig

Gelegentlich

Selten

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Investment Foren

LinkedIn Facebook

TwitterFinancial & andere Blogs

Corporate Blogs

Twitter Scribd

Slideshare You Tube

Video/Podcast Webcast

Stock Twits IR Blogs

0 - 2: Ihre IR-Abteilung braucht professionelle Unterstützung. Wir helfen Ihnen gerne!

3 - 5: Sie sind bereits auf einem guten Weg, Ihre Stakeholder online zu erreichen. Es gibt aber noch Verbesserungspotenzial.

6 - 8: Sie sind gut aufgestellt für die Zukunft. Wir unterstützen Sie dabei, dass das auch so bleibt.

Hat Ihr Social Media-Management noch Lücken? Dann empfehlen wir Ihnen den DIRK IR-Guide „Investor Relations im Social Web“.

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Verantwortlich: Alexander Böhm

JP | KOM GmbH

Liebfrauenberg 39,

60313 Frankfurt am Main

Tel: +49 69 921019-49

Kostenloses Abo und Abbestellung

über [email protected].

Bei Änderung Ihrer E-Mail-

Adresse, Anregungen oder Fragen

klicken Sie bitte hier.

JP | KOM ist eine der führenden

Agenturen für Unternehmens-,

Finanz-, B2B- und Healthcare-

Kommunikation in Deutschland.

An den Standorten Düsseldorf,

Frankfurt am Main und Berlin

beschäftigt JP | KOM derzeit 39

feste Mitarbeiter. JP | KOM hat als

Mitglied des International PR

Network (IPRN) weltweit mehr als

40 Kooperations partner.

Abbildungen: JP | KOM,

shutterstock.com, PR Report

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