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Nur Mut - Positionierung zahlt sich aus! Wer so ist wie alle anderen, hat so viel – oder so wenig – Erfolg wie alle anderen. Austauschbarkeit ist mit Sicherheit keine gewinnbringende Strategie im heutigen Hotelmarkt. Eine klare Positionierung ist dagegen eine der wichtigsten Grundlagen für erfolgreiches Hotelmarketing – besonders online. Haben Sie den Mut und seien Sie unverwechselbar, einzigartig, anders! Rote und blaue Ozeane Haben Sie schon einmal von roten und blauen Ozeanen gehört? Der Begriff stammt aus der so genannten «Blue Ocean»-Marketingstrategie und beschreibt zwei unterschiedliche Wettbewerbssituationen. In den roten Ozeanen kämpfen viele gleichartige Unternehmen mit ähnlichen Leistungen um dieselben Futterfische bzw. Kunden. Es herrscht ein starker Wettbewerb, in dem jeder jeden zu verdrängen sucht und irgendwann auf den Gedanken verfällt, die Preise zu senken, um die Konkurrenz zu unterbieten. Blut fliesst... Schlaue Unternehmen machen da nicht mit, sondern schaffen sich ihren eigenen blauen Ozean. Sie erfinden sich und ihre Leistungen neu, schaffen sich einen neuen Markt und erschliessen sich neue Kunden – und müssen auch keine Preise senken, um attraktiv zu sein. Situation in der Schweiz Die allermeisten der knapp 4'600 Schweizer Hotels befinden sich heute in einem roten Ozean. Sie kämpfen nicht nur mit anderen Hotels, sondern mittlerweile auch mit Hostels, Ferienwohnungen, Bed & Breakfast-Angeboten und Privatvermietern um einen nicht wirklich wachsenden Pool an Touristen und Gästen. Die noch dazu enorm preisbewusst geworden sind und nicht mehr bereit, gutes Geld zu bezahlen, um genau das Gleiche zu erhalten wie woanders auch. Denn leider sind die allermeisten Schweizer Hotels eben auch ziemlich austauschbar: Schöne Zimmer, herzliche Gastgeber, gutes Essen und ein bisschen Wellness. Kaum ein Hotel ist in der Lage, einem Gast kurz und knackig zu erklären, warum er ausgerechnet hier buchen soll und nicht woanders. Kaum ein Hotel hat wirklich ein eigenes und ganz besonderes Profil, das es aus der Masse heraushebt und unverwechselbar macht. Positionierung versus Preis Diese Unverwechselbarkeit ist aber überlebensnotwendig. Der Hotel-suchende Gast hat heute eine Auswahl, die schon fast an Qual grenzt. Er sucht online und er sucht und sucht und klickt sich von einer Hotelwebseite zur nächsten und wieder zurück. Zu den Kriterien, die ihm bei der Buchungsentscheidung helfen sollen, zählt ausser der Lage sicher auch die Qualität der Bewertungen. Aber was tun, wenn dann immer noch mehrere Hotels mit ähnlich guten Bewertungen und ähnlichem Angebot übrig bleiben? Dann kommt eben das Killer-Kriterium «Preis» zum Einsatz. Und diesem Killer-Kriterium sind austauschbare Hotels völlig ausgeliefert. Klar positionierte Hotels sind viel unabhängiger vom Preis als Entscheidungskriterium, denn sie sind nicht vergleichbar.

Positionierung als Marketing-Grundlage in der Hotellerie

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Nur Mut - Posit ionierung zahlt sich aus! Wer so is t wie a l le anderen, hat so v ie l – oder so wenig – Erfo lg wie a l le anderen. Austauschbarkei t is t mit S icherhei t ke ine gewinnbr ingende Strategie im heut igen Hote lmarkt . E ine k lare Posi t ionierung is t dagegen e ine der wicht igsten Grundlagen für er fo lgre iches Hote lmarket ing – besonders onl ine . Haben Sie den Mut und se ien Sie unverwechselbar , e inz igart ig , anders! Rote und b laue Ozeane Haben S ie schon e inmal von ro ten und b lauen Ozeanen gehör t? Der Begr i f f s tammt aus der so genannten «B lue Ocean»-Marke t ings t ra teg ie und beschre ib t zwe i un tersch ied l iche Wet tbewerbss i tua t ionen. In den ro ten Ozeanen kämpfen v ie le g le ichar t ige Unternehmen mi t ähn l ichen Le is tungen um d iese lben Fut te r f ische bzw. Kunden. Es her rsch t e in s ta rker Wet tbewerb , in dem jeder jeden zu verdrängen sucht und i rgendwann au f den Gedanken ver fä l l t , d ie Pre ise zu senken, um d ie Konkur renz zu un terb ie ten . B lu t f l iess t . . . Sch laue Unternehmen machen da n ich t m i t , sondern schaf fen s ich ih ren e igenen b lauen Ozean. S ie e r f inden s ich und ih re Le is tungen neu, schaf fen s ich e inen neuen Mark t und ersch l iessen s ich neue Kunden – und müssen auch ke ine Pre ise senken, um a t t rak t iv zu se in . S i tuat ion in der Schweiz Die a l le rme is ten der knapp 4 '600 Schweizer Hote ls be f inden s ich heute in e inem ro ten Ozean. S ie kämpfen n ich t nur m i t anderen Hote ls , sondern mi t t le rwe i le auch mi t Hoste ls , Fer ienwohnungen, Bed & Break fas t -Angeboten und Pr iva tvermie te rn um e inen n ich t w i rk l ich wachsenden Poo l an Tour is ten und Gästen . D ie noch dazu enorm pre isbewusst geworden s ind und n ich t mehr bere i t , gu tes Ge ld zu bezah len , um genau das G le iche zu erha l ten w ie woanders auch. Denn le ider s ind d ie a l le rme is ten Schweizer Hote ls eben auch z ieml ich aus tauschbar : Schöne Z immer , herz l iche Gastgeber , gu tes Essen und e in b isschen Wel lness . Kaum e in Hote l i s t in der Lage, e inem Gast kurz und knack ig zu erk lä ren , warum er ausgerechnet h ie r buchen so l l und n ich t woanders . Kaum e in Hote l ha t w i rk l ich e in e igenes und ganz besonderes Pro f i l , das es aus der Masse heraushebt und unverwechse lbar macht . Posi t ionierung versus Pre is Diese Unverwechse lbarke i t i s t aber über lebensnotwend ig . Der Hote l -suchende Gast ha t heute e ine Auswah l , d ie schon fas t an Qua l g renz t . Er sucht on l ine und er sucht und sucht und k l ick t s ich von e iner Hote lwebse i te zur nächs ten und w ieder zurück . Zu den Kr i te r ien , d ie ihm be i der Buchungsentsche idung he l fen so l len , zäh l t ausser der Lage s icher auch d ie Qua l i tä t der Bewer tungen. Aber was tun , wenn dann immer noch mehrere Hote ls m i t ähn l ich gu ten Bewer tungen und ähn l ichem Angebot übr ig b le iben? Dann kommt eben das K i l le r -Kr i te r ium «Pre is» zum E insa tz . Und d iesem K i l le r -Kr i te r ium s ind aus tauschbare Hote ls vö l l ig ausge l ie fe r t . K la r pos i t ion ie r te Hote ls s ind v ie l unabhäng iger vom Pre is a ls Entsche idungskr i te r ium, denn s ie s ind n ich t verg le ichbar .

Mut zur Posi t ionierung zahl t s ich aus. Vie le Hote ls scheuen d ie k la re Pos i t ion ie rung, denn in der Aus tauschbarke i t l ieg t auch e ine vermein t l i che S icherhe i t . Wer g le ich is t w ie a l le anderen, macht ja vermut l ich n ich t s w i rk l ich fa lsch . Wer g le ich is t w ie a l le anderen, kann aber auch n ich t mehr Er fo lg haben a ls a l le anderen. Es b raucht Mut , fü r e twas zu s tehen – und fü r a l les andere n ich t (mehr ) . Dennoch s ind d ie Vor te i le e iner k la ren Pos i t ion ie rung n ich t von der Hand zu we isen: S ie e r le ich te r t n ich t nur den Aufbau der Marke und das On l ine-Story te l l ing , sondern schaf f t auch au tomat ische Re levanz be i Angeboten und Verkaufsargumenten . E ine k la re Pos i t ion ie rung sagt Gästen , was s ie von Ihnen erwar ten können und h i l f t , En t täuschungen zu vermeiden. S ie is t e in Versprechen und schaf f t das fü r e ine Buchung so w ich t ige Ver t rauen in Ih r Angebot . Und s ie g ib t le tz tend l ich den aussch laggebenden Grund, be i Ihnen zu buchen und n ich t be i e inem anderen Hote l . Auch wenn S ie v ie l le ich t sogar e twas teurer se in so l l ten . Voraussetzungen für er fo lgre iche Posi t ionierung Natür l ich is t es wunderbar , wenn man e in Mat te rhorn im H in te rho f ha t oder ehemal ige Gefängn isz immer oder gar e inen Pfah lbau im See a ls Hote l anb ie ten kann. Aber vorhandene Stärken s ind ke ine zw ingende Voraussetzung fü r e ine er fo lg re iche Pos i t ion ie rung. Es g ib t zah l re iche Be isp ie le von Hote ls , d ie es auch ohne so lche Star tbed ingungen geschaf f t haben, e inz igar t ig zu se in . Zum Be isp ie l das Hote l Wi lhe lmshof in Wien , „das e inz ige von Künst le rhand ges ta l te te Hote l Wiens“ . Oder das „Kr im iho te l “ in H i l leshe im in der deutschen E i fe l . Das Märchenhote l in Braunwald oder das B io-Hote l Uc l iva in Graubünden. Und v ie le andere mehr . D ie w ich t igs te Voraussetzung fü r e ine er fo lg re iche Pos i t ion ie rung is t Mut . Mut zum e igenen Pro f i l . Mut zum Andersse in . Mut , s ich bewusst fü r bes t immte Themen zu en tsche iden – und fü r andere n ich t . Den Mut , n ich t mehr a l les fü r a l le se in zu wo l len . Sondern e twas ganz Besonderes fü r ganz bes t immte Gäste . D ie zwe i te w ich t ige Voraussetzung is t na tür l i ch auch das Vorhandense in e ines ausre ichenden Mark tpo ten t ia ls fü r Ih r Thema. E ine k la re Pos i t ion ie rung nü tz t Ihnen wen ig , wenn S ie an Ih rem Standor t n ich t funk t ion ie r t oder S ie dami t zu wen ige Menschen ansprechen. E in d r i t te r Aspekt is t das «KISS-Pr inz ip» : Keep i t shor t and sweet . Und es bedeute t ganz e in fach : Wenn S ie mehr a ls zwe i b is d re i Sä tze brauchen, um Ih re Pos i t ion ie rung zu kommuniz ie ren , haben S ie ke ine . D ie v ie r te Voraussetzung lau te t Authent iz i tä t und Konsequenz. E ine Pos i t ion ie rung is t ke in Mänte lchen, m i t dem man s ich mal eben a ls Rotkäppchen verk le ide t . S ie muss konsequent ge leb t werden, denn s ie is t Ih re Ident i tä t . Wenn S ie a lso k le ine K inder hassen, so l l ten S ie von der Pos i t ion ie rung a ls Märchenhote l d ie F inger lassen. Denn spätes tens vor Or t werden Ih re Gäste merken, dass e twas n ich t ganz s t immt . Und b ie ten S ie b i t te im Märchenhote l auch ke ine F i rmenseminare an - es se i denn S ie können aus den «S ieben Zwergen» e in Team-Bu i ld ing-Event machen.

Vorgehen Wie werden S ie denn nun unverwechse lbar? Entsche iden S ie s ich a ls Ers tes bewusst da für , anders zu se in . Suchen S ie dann nach Ih ren spez ie l len Qua l i tä ten : Was g ib t es in Ih rem Hote l oder in der Umgebung, das nur S ie b ie ten können? Wich t ig : Wäh len S ie e in Thema mi t Mark tpo ten t ia l , das e in fach zu erzäh len is t und im Bet r ieb au thent isch veranker t werden kann. Empfeh lenswer t is t dazu e in Workshop mi t e inem neut ra len Modera tor , der Ihnen he l fen kann, Ih re S tärken zu ident i f i z ie ren und au f ih re Mark t re levanz zu prü fen . Setzen S ie das Thema dann konsequent um, kommuniz ie ren S ie es kohärent und ganz w ich t ig : Ha l ten S ie Ih r Versprechen! Best Pract ice Ein ige Be isp ie le fü r k la re Pos i t ion ie rungen: Hote l Wi lhe lmshof , Wien Hote l Vos teen, Nürnberg Hote l Vez ia , Lugano Teddybärenhote l Pe terho f Märchenhote l Braunwald P i ra tenherberge Beuron Kr im iho te l H i l leshe im Bücherhote l , Gross Breesen Hote l Dre i Raben, Nürnberg Hote l Bernerho f , Gstaad Hote l Restauran t Bad Kyburg Ar t Hote l R iposo, Ascona Hote l Bergergu t , A f ies l Ze i t & Traum Hote l Beatenberg B io -Hote l Uc l iva , Wal tensburg Hote l L ’Aub ie r , Montez i l lon Baumhaus F iesch Hans Br inker Budget Hote l , Amsterdam Mus ikhote l Ton iho f Superbude, Hamburg R ider ’s Pa lace, Laax Sk iho te l Ga lz ig Hote l Schweizerho f , A l t S t . Johann Av iva Hote ls Axe l Hote ls nhow Hote ls

Die Autor in «Hote l ie r» -Fachautor in Gabr ie le Bryant is t Spez ia l is t in fü r On l ine und Soc ia l Med ia Marke t ing fü r d ie Hote l le r ie . Ih re Agentur «B lum,Bryant» be t reu t se i t v ie len Jahren Hote ls in der ganzen Schweiz . Gabr ie le Bryant is t M i tg l ied im Vors tand der SHMA (Swiss Hosp i ta l i ty Marke t ing Assoc ia t ion) sowie Gründer in und Organ isa tor in der Schweizer Hosp i ta l i ty Camps. S ie hä l t Refera te an Hote l - und Tour ismuskongressen und le i te t Workshops und Schu lungen im Bere ich On l ine Marke t ing und Soc ia l Med ia . www.blumbryant .ch Erschienen im Hote l ier , Oktober 2014