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Stuttgart: MEIN MOTOR Crowdfunding Mikrofinanzierung Flattr & Co Ein Überblick über neuartige Finanzierungsformen für Kreativprojekte

Crowdfunding, Mikrofinanzierung, Flattr & Co

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Ein Überblick über neuartige Finanzierungsformen für Kreativprojekte.

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Stuttgart:

MEIN MOTOR

Crowdfunding MikrofinanzierungFlattr & CoEin Überblick über neuartige Finanzierungsformen für Kreativprojekte

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Sehr geehrte Damen und Herren,

die Finanzierung eines Kreativ-Projektes ist häufig eineHerausforderung für Unternehmen der Kreativwirt-schaft. Das hat verschiedene Gründe: Benötigte Summen sind in vielen Fällen zu gering, als dass sie für herkömmliche Kreditgeber überhaupt relevant sind.Und Kreativität alleine reicht in Verhandlungen mit Ban-ken als Garantie oft nicht aus, da die Erfolgsaussichteneines Projekts aus der Kreativbranche schwer kalkulier-bar sind. Neue Finanzierungsmodelle sind also gefragt.

Die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart hat sich auf die Suche nach interessantenneuen Ansätzen der Finanzierung von Kreativprojektenund Kreativunternehmen begeben und ist fündig geworden: Crowdfunding, Mikrofinanzierung sowieMikrospendendienste wie Flattr & Co. sind einige derModelle, die aktuell für die Kreativwirtschaft diskutiertwerden und auch für Stuttgarter Unternehmen einennäheren Blick lohnen. Im Rahmen einer Podiums-diskussion im Stuttgarter Rathaus im Juli 2010 konn-ten Experten diese Ansätze daher transparenter ma-chen und den anwesenden Kreativunternehmernkompetent näher bringen. Die vorliegende Broschüreist ebenfalls ein Ergebnis dieser Veranstaltung. Sie richtet sich an die Teilnehmer der Veranstaltung,denen damit eine Dokumentation der verschiedenenAnsätze in die Hand gegeben wird, sowie an alleKreativunternehmen, die sich damit nachträglich informieren wollen.

Fragen zur Funktionsweise, zur üblichen Finanzie-rungshöhe und zur Eignung der verschiedenen Mo-delle für Ihre Unternehmenssituation werden Ihnenauf den folgenden Seiten beantwortet. Mit Sicherheitwird Ihnen dieser Leitfaden bei der Finanzierung ihreskreativen Projekts behilflich sein. Ausdrücklich möchteich Frauke Feuer, Prof. Eckhard Wendling, Rolf Sto-larski, Michael Henke und Jens-Uwe Sauer für ihrefreundliche Bereitschaft danken, einen Beitrag zu dieser Broschüre zu leisten.

Sollten Sie darüber hinaus Fragen dazu haben, wieIhnen die Wirtschaftsförderung der LandeshauptstadtStuttgart dabei behilflich sein kann, Sie beim ErreichenIhrer wirtschaftlichen Zielsetzungen zu unterstützen,treten Sie gerne jederzeit mit uns in Kontakt.

Viel Erfolg wünscht

Dr. Klaus VogtLeiter der WirtschaftsförderungLandeshauptstadt Stuttgart

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Inhalt

• Einführung ........................................................................................................................................................ 4Prof. Eckhard Wendling, Hochschule der Medien Stuttgart

• Mikrofinanzierung ............................................................................................................................................. 6Rolf Stolarski, MONEX Mikrofinanzierung Baden-Württemberg e. V.

• Crowdfunding für Kreativprojekte .................................................................................................................... 9Frauke Feuer, peacefulfish

• Crowdfunding für Startups ............................................................................................................................. 11Jens-Uwe Sauer, Seedmatch

• Microdonations/Mikrospenden mit Flattr ....................................................................................................... 12Michael Henke, Blogger

• Über die Autoren ............................................................................................................................................. 13

• Das Team Kreativwirtschaft bei der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart .......................... 14

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Einführung

von Professor Eckhard Wendling, Fakultät Electronic Media Hochschule der Medien, Stuttgart

„Wenn ein Film Erfolg hat, ist er ein Geschäft. Wenn er keinen Erfolg hat, ist er Kunst.“1

Mittlerweile existiert eine unüberschaubare Anzahl an kreativen Produkten. Die Palette reicht vom klassischen Film über die Videokunst, die Animationen, zu Computer Games, Multimediaanwendungen, Webprojekten, Mobile Content und so weiter Alle diese Produkte entstehen ineinem Spannungsfeld zwischen Kunst, Technik und Ware. Kreativprodukte werden also einerseits unter den Aspekten der Schöpfung und Gestaltung konzipiert, müssen sich aber auch in einem komplexen Markt bewähren, sich hier auswerten und refinanzieren lassen.

Die Anforderungen an erfolgreiche Medien- und Kreativproduktionen, an den audiovisuellen Content, steigen stetig. Die geforderte handwerkliche Qualität in der Umsetzung kostet Geld. Die Produktionsbudgets,bedingt durch technische Innovationen wie die Digitaltechnik, 3-D, High Definition etc., wie auch die „Abovethe Line“-Kosten für die Kreativposten, also für Autoren, Regisseure, Designer und Schauspieler, erfordernimmer größere Summen. Aber es lässt sich zeitgleich auch eine gegenläufige Entwicklung beobachten. Die bisherigen Konsumenten, die Zuschauer, sind selbst zu Produzenten, zu Regisseuren geworden. Die Einstiegs-barrieren in den Bereichen Design, Kamera, Schnitt und letztlich auch in der Distribution sind in bestimmtenSegmenten inzwischen niedrig und für jeden zugänglich. Das Web 2.0, das Mitmach- und Selbermachweb, bietet eine kostenfreie Plattform mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Platzierung und Auswertung von Kreativ-Content für jedermann.

Die Krise der Musikindustrie mit ihren abnehmenden Umsätzen im Verkauf von Tonträgern hat Entwick-lungen vorweggenommen, die so auch auf die Bewegtbild-Produzenten zukommen. Die Ware Film/Video/Animation ist nahezu immer und in jeder Menge und Qualität verfügbar – nur die Bereitschaft der Konsumenten, für diese Ware zu zahlen, lässt merklich nach. Die Grenzen zwischen legal und illegal bleiben weiter verschwommen, zumindest für den sich hier unbefangen bewegenden Nutzer.

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„Wo kommt dann der ganze Content her – und wer will dafür zahlen?“

Da sich die Marktchancen von Kreativ-Content nur schwer vorbestimmen lassen, können Top-Erfolge und Flopsnah beieinander liegen. Durch die vielen Unwägbarkeiten, die darüber entscheiden, was letztlich zum Erfolgwird, ist eine klare Struktur bei der vorausgehenden Finanzierung unabdingbar. Innovative Technologien in derHerstellung müssen ihre Ergänzung in innovativen Finanzierungs- und Erlösmodellen finden, die die klassischenWertschöpfungsketten in komplexe Wertschöpfungsnetzwerke überführen, die das Recoupement für den Pro-duzenten absichern helfen.

Hierzu kann es natürlich keine allgemeingültigen Finanzierungsinnovationen geben, die sich problemlos aufjedes Projekt oder auf jedes Unternehmen übertragen lassen. Aber es lassen sich Ansätze und Modelle finden,die sowohl im Kleinen wie auch im Großprojekt die Chance auf eine tragfähige Finanzierung steigen lassen.Dazu kann das Crowdfunding gehören – ein Finanzierungsmodell, bei dem viele Contentnutzer jeweils einenkleinen finanziellen Obulus leisten. Oder es können private Finanziers eingebunden werden, die sich in der Un-ternehmensgründungphase mit „Seed Money“ einbringen und so neuartige Realisierungschancen eröffnen.

Am Ende dieser Entwicklung kann ein deutscher Kreativproduzent stehen, der sich vom Auftragsproduzentenklassischer Prägung stark unterscheiden wird. Der Produzent wird möglicherweise zum Unternehmertyp ameri-kanischer Prägung mit weit größerem unternehmerischen Risiko und größerer Verantwortung, aber auch mitweit größeren Gewinnaussichten.

1 Diese Zitat wird sowohl Carlo Ponti als auch Jean Gabin (französischer Schauspieler, *17.05.1904; † 15.11.1976) zugeschrieben. Mit über 140 produzierten Filmen war Carlo Ponti (*11.12.1912; † 10.01.2007) einer der erfolgreichsten Filmproduzenten aller Zeiten.

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Mikrofinanzierung

von Ralf Stolarski, Vorstand von MONEX Mikrofinanzierung Baden-Württemberg e. V., Donaueschingen

Geeignet für:

Mikrofinanzierung eignet sich für jedes Unternehmen, für bestehende Klein- undKleinstunternehmen, für junge Unternehmen, aber auch für Unternehmen in der Existenzgründung, selbstverständlich auch für Personen, die ihr Unternehmen im Nebenerwerb betreiben beziehungsweise gründen.

Gerade für Gründungen aus prekären Situationen (wie zum Beispiel der Arbeitslosigkeit oder nach einem Privatinsolvenzverfahren) ist die Mikrofinanzierung eine Finanzierungsmöglichkeit. Dabei wird die Kreditent-scheidung im Wesentlichen auf die Unternehmerpersönlichkeit und nicht auf die Analyse der Unterlagen abgestellt.

Funktionsweise:

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat im Januar 2010 den Mikrokreditfonds Deutschland,als Nachfolger des Mikrofinanzfonds Deutschland, ins Leben gerufen (http://mikrokreditfonds.gls.de/). Die Auszahlung und die Verwaltung der Mikrokredite erfolgt durch die GLS Bank in Bochum (http://www.gls.de/).Für den gesamten Kreditvergabeprozess sind sogenannte Mikrofinanzinstitute (MFI) verantwortlich, die durch das Deutsche Mikrofinanz Institut (DMI) ausgebildet, geprüft und akkreditiert wurden (http://www.mikrofinanz.net/).

Ausschließliche Ansprechpartner für die Kreditkundinnen und -kunden sind die Mikrofinanzinstitute, die auf der Grundlage von eigenen Kreditvergabebedingungen die Mikrokredite der GLS Bank empfehlen. Die GLSBank stellt auf der Grundlage dieser Kreditempfehlungen die Mikrokredite zur Verfügung. Die Mikrofinanz-institute haften gegenüber dem Mikrokreditfonds und der GLS Bank für etwaige Kreditausfälle.

Eines dieser Mikrofinanzinstitute ist MONEX Mikrofinanzierung Baden-Württemberg mit Hauptsitz in Stuttgart und mehreren Geschäftsstellen in Baden-Württemberg.

MONEX wird bei seiner Arbeit durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, den Europäischen Sozialfonds und die L-Bank, Staatsbank für Baden-Württemberg, unterstützt.

MONEX arbeitet in einem Kooperationsmodell mit den verschiedensten Partnern in der Unternehmens-förderung, den Kommunen, den Kammern und Verbänden, Gründungszentren, der Unternehmens- und Steuerberatung, Arbeitsverwaltung und so weiter zusammen. So kann Selbständigen der Zugang zu Kapital ermöglicht werden. Sei es, weil sie „nur“ einen kleinen Kredit benötigen, den sie woanders nicht erhalten, sei es, weil sie ihre „Kreditwürdigkeit“ bei gewöhnlichen Banken verloren haben.

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Übliche Finanzierungshöhe:

Mikro statt Makro

Auf der Grundlage dieser Philosophie haben MONEX-Mikrokredite keine Untergrenze. Es wird jeweils der niedrigste erforderliche Kreditbedarf finanziert. Damit bleibt der Kredit in jedem Fall zurückzahlbar und orientiertsich in der Höhe stets an der aktuellen Unternehmensentwicklung. Über das sogenannte Stufenkreditverfahrenstellt MONEX sicher, dass die MONEX-Kreditfinanzierung mit dem Unternehmen mitwächst und immer einepassgenaue Finanzierung sichergestellt ist.

Die Vorgehensweise bei der Kreditvergabe mag neu klingen. Über 1.000 Unternehmen in Deutschland habenin kurzer Zeit neue und positive Erfahrungen bei der Kreditaufnahme für Auftragsvorfinanzierungen, Investitio-nen, Betriebsmittel oder Warenlager gemacht.

Bei Mikrokrediten geht es nicht nur um die Höhe eines Kredites („Mikro statt Makro“), sondern insbesondereum die Unterschiede in den Methoden und Zielen bei der Kreditvergabe. Diese werden passgenau auf die Menschen und Unternehmen abgestimmt. Warum Zinsen für Geld bezahlen, das heute noch gar nicht gebraucht wird?

Auch bei der Sicherheitenstellung betritt Mikrofinanzierung neue Wege. Auf der Grundlage der Philosophie des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus setzt MONEX hier auf das private und soziale Umfeld derKreditnehmerinnen und Kreditnehmer. Dies hat für alle Beteiligte mehrere Vorteile. Die aktive Einbindung während der Kreditvergabe, die Einbringung von Bürgschaften im Sinne verantwortungsvoller Referenzen und die niedrigen Kreditbeträge sorgen insbesondere im Krisenfall für eine Stabilisierung.

Während der Kreditlaufzeit bleiben die Kreditkundinnen und -kunden über das MONEX-Monitoringsystem mit MONEX in Kontakt. Dieses „Frühwarnsystem“ sorgt dafür, dass zeitnah gehandelt werden kann, wennetwas nicht so läuft wie geplant. In diesen Fällen sucht MONEX mit allen Beteiligten nach sinnvollen und für alle tragbaren Lösungen.

Die jeweils aktuellen Kreditbedingungen sind unter http://www.monex-bw.de/ zu finden.

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Beispiele für Mikrofinanzierung:

MONEX hat mit Hilfe der GLS Bank, dem Mikrokreditfonds Deutschland und den anderen Partnern zwischenzeitlich 120 Mikrokredite in einem Gesamtvolumen von rund 630.000 Euro an unterschiedlichste Unternehmen in unterschiedlichsten Branchen vergeben.

Beispiele für die Kreativwirtschaft

Weitere Informationen zur Mikrofinanzierung unter:

• http://www.monex-bw.de• http://www.newcome.de• http://www.mikrokreditfonds.de• http://www.gls.de• http://www.mikrofinanz.net/

Unternehmensgegenstand Finanzierungsbedarf Kredithöhe Laufzeit

Mode-Design Erstkollektion 8.000,00 24 Monate

Nostalgiefotografie/ Erstinvestitionen Webdesign und Betriebsmittel

3 Stufenkredite 20.000,00 36 Monate

Musikagenturen/ Marketing undMusikvertrieb Betriebsmittel 9.000,00 36 Monate

Trommel- und Conga -Unterricht Erstinvestitionen 2.000,00 36 Monate

Natur- und Portrait-Fotografie Betriebsmittel 3.000,00 36 Monate

Film- und Bildmedien Betriebsmittel 3.000,00 36 Monate

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Crowdfunding für Kreativprojekte

von Frauke Feuer, Senior Consultant bei der Beratungsfirma peacefulfish, Berlin

Geeignet für:

Prinzipiell ist es egal, um welche Branche oder um welche Art von Projekt es geht.Zentral ist, dass es gilt, Menschen zu überzeugen, Geld für dieses Projekt zu geben,oft ohne einen nennenswerten, materiellen Gegenwert. Daher sind häufig solche Themen und Projekte erfolg-reich, die Aktivisten ansprechen (zum Beispiel Umweltschutz) oder Emotionen, die erst in Gruppen ihre volleWirkung entfalten können (Zusammengehörigkeit, Heimatgefühl, Fans).

Da die Finanzierung durch Crowdfunding relativ schwer planbar ist, kann sie für Unternehmen nur bedingt empfohlenwerden und sollte eher experimentell eingesetzt werden. Im professionellen Umfeld ist aber die Wirkung solcher Aktionen für die Kommunikation des Projekts und des Unternehmens nicht zu unterschätzen. So ist durchaus vorstell-bar, dass die Kommunikationsstrategie eines Unternehmens „Crowdfunding“ als ein Element vorsieht und dadurchneben der öffentlichen Aufmerksamkeit tatsächliche Einnahmen generiert werden können. Zusätzlich können so(durch die Menschen in der „Crowd“) bedeutende Multiplikatoren gewonnen werden.

Funktionsweise:

Crowdfunding bedeutet nichts anderes, als dass viele Menschen für dasselbe Projekt Geld zur Verfügung stellen. Um welche Art der Finanzierung es sich dabei handelt (Schenkung/ Spende, Sponsoring, Investment)hängt von der Gestaltung des jeweiligen Projektes ab (Bekommt der Geldgeber eine Gegenleistung? Ist er an zukünftigen Einnahmen beteiligt? etc).

Warum „Crowdfunding“ als „neue“ Möglichkeit gehandelt wird, begründet sich damit, dass Projektbetreiberdurch das Internet in kürzerer Zeit eine höhere Anzahl an Menschen und somit potenziellen Geldgebern erreichen können. Durch individuelle Webseiten oder auf durch Dritte betriebenen Plattformen können sie ihre Projekte präsentieren und für finanzielle Zuwendung werben.

Dabei sind vor allem zwei Aspekte zentral: die Kommunikation des Projektes und der damit verbundenen Ziele sowie eine einfache und sichere Möglichkeit, dafür Geld zu geben. Die Kommunikation bezieht alle Formen mit ein. Angefangen bei der ansprechenden und ständig aktualisierten Präsentation des Projekts aufeiner Website über die direkte Ansprache bekannter und recherchierter Kontakte per E-Mail sowie die Mobili-sierung des eigenen Netzwerks über Social Media. Nicht zu vergessen sind selbstverständlich die traditionellenMittel von Pressemitteilungen und Interviews mit Vertretern von on- und offline Medien sowie weitere Kommunikationsmaßnahmen.

Die technische Abwicklung des Sammelns von Geldern kann entweder durch standardisierte Funktionen auf speziellen Plattformen übernommen werden oder durch den eigenen Online-Shop oder die eigene PayPal-Integration. Insbesondere bei eigenen Entwicklungen muss darauf geachtet werden, die potenziellen Geldgeber vorher genauestens über die Bedingungen ihrer Zuwendung aufzuklären, um sich später bei eventuell auftretenden Konflikten darauf beziehen zu können.

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Übliche Finanzierungshöhe:

10.000 US-Dollar bis 800.000 Pfund Sterling – von einer „üblichen“ Höhe kann man nicht sprechen. Die Spanneist sehr groß, weil die Höhe der Finanzierung beim Crowdfunding von der „Crowd“, der Zielgruppe, abhängtund damit sehr stark mit der Art des Projektes im Zusammenhang steht. Projekte, die glaubhaft versichern, dieWelt zu retten, haben ein höheres Potenzial als Projekte, die glaubhaft versichern, einer kleinen Gruppe vonMenschen, ein Unterhaltungsangebot für zwei Stunden zu bescheren.

Beispiele:

„The Age of Stupid“, GB (2009)http://www.spannerfilms.net/new_money_pageDieser Spielfilm (89 Minuten) beschäftigt sich mit dem Thema der globalen Erderwärmung. Das Budget betruglaut Angaben der Filmemacher 450.000 Pfund Sterling. Das Finanzierungsmodell ist Crowdfunding, wobei dieeinzelnen Geldgeber entweder spenden oder investieren (ab einer bestimmten Höhe der Geldleistung wird Mitbeteiligung am Gewinn versprochen). Seit der Fertigstellung wurden weitere 180.000 Pfund Sterling für den Vertrieb des Films in Großbritannien gesammelt. Zurzeit ist das Ziel, weitere 70.000 Pfund Sterling füreinen weltweiten Vertrieb zu erzielen. Insgesamt wurden so über einen Zeitraum von fünf Jahren bisher vonmehr als 620 Menschen zirka 880.000 Pfund Sterling aufgebracht. Es hat den Anschein, als ob der großeHype vorbei sei, doch es bleibt abzuwarten, wann sich dieses Thema und diese Kampagne vollends erschöpfthaben und keine weiteren Gelder mehr vom angesprochenen Personenkreis eingeworben werden können.Laut eigenen Angaben konnten im Januar 2010 erste Gewinne in nicht genannter Höhe an Investoren und Crew ausgezahlt werden.

„Putty Hill“, USA (2010)http://www.puttyhillmovie.com/http://www.trulyfreefilm.hopeforfilm.com/2010/03/financing-in-a-post-capital-plane-reflections-on-putty-hills-kickstarter-campaign.htmlDieser Spielfilm (85 Minuten) thematisiert den vorzeitigen Tod eines jungen Mannes und die Reaktionen von Fa-milie, Freunden und Bekannten in einem sozial benachteiligten Vorort von Baltimore, USA. Die Betreiber diesesProjekts waren eine Gruppe von Freunden aus der Region und keine professionellen Filmemacher. Sie brachten20.000 US-Dollar durch Erspartes und Spenden von Familie, Freunden und lokalen Unternehmen auf, um ihreGeschichte zu drehen. Nach Erstellung des Rohschnitts wurde ihnen bewusst, dass sie mindestens noch ein-mal 20.000 US-Dollar benötigten, um den Film professionell fertig stellen zu können. So wurden sie über das In-ternet auf Crowdfunding aufmerksam. Genauer gesagt auf eine der Crowdfunding-Plattformen: kickstarter.com.Durch die Präsentation auf der Plattform sowie das Versenden sehr vieler E-Mails (ca. 2.000 in zwei Wochen)erzielten sie durch ihre Kampagne etwas mehr als 20.000 US-Dollar in drei Wochen. Ihr Modell war nur aufSponsoring und Spenden ausgerichtet. Ein Investment mit Gewinnbeteiligung war nicht vorgesehen.

Weitere Informationen unter:

• http://www.kickstarter.com/ (US) – Plattform• http://www.kisskissbankbank.com/ (FR) – Plattform• http://www.seedmatch.de/ (DE ) – Plattform• http://mediawiki.htw-berlin.de/wiki/Finanzierungsformen_im_Web2.0 (DE) – Informationen• http://www.peacefulfish.com (DE ) - Beratung

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Crowdfunding für Startups

von Jens-Uwe Sauer, Geschäftsführer von Seedmatch, Dresden

Geeignet für:

Crowdfunding ist geeignet für Startups, die ein marktreifes Gründungskonzepthaben. Das kann im Prinzip jedes Produkt/jede Dienstleistung sein. Einige Vorausset-zungen sollte es jedoch erfüllen: Es muss eine Menge von Menschen überzeugen und begeistern können. Außerdem sollte das Unternehmenskonzept skalierbar und nachhaltig sein, das heißt wachstumsfähig und langfristig am Markt überlebensfähig.

Funktionsweise:

Beim Crowdfunding für Startups wird dem jungen Unternehmen Gründungskapital bereit gestellt. Mikroinvesto-ren erwerben eine Beteiligung an einem ausgewählten Startup. Mit der Beteiligung profitieren die Mikroinvesto-ren langfristig von den Erlösen und vom Wertzuwachs der Unternehmen, in die sie investiert haben.

Der Auswahl- und Investitionsprozess läuft über die Onlineplattform, auf der ausgewählte qualifizierte Startups vorgestellt werden. Mikroinvestoren entscheiden, welche Unternehmen sie mit ihrem Kapital unter-stützen wollen. Mit der Auswahl verschiedener Startups stellen sich die Mikroinvestoren ihr Beteiligungs-portfolio individuell zusammen.

Übliche Finanzierungshöhe:

Zunächst startet Seedmatch mit jungen, innovativen Unternehmen, die einen Kapitalbedarf von maximal100.000 Euro haben. Startups mit einem höheren Kapitalbedarf müssen weitere Investoren mitbringen. Langfristig ist auch ein Kapitalbedarf von 500.000 Euro oder mehr denkbar.

Beispiele:

Erfolgsbeispiele für das Crowdfunding von Startups gibt es zum Beispiel in Frankreich. Über eine Onlineplatt-form wurden in nur einem Jahr über fünf Millionen Euro eingesammelt und genau 13 Startups finanziert.

Weitere Informationen unter:

Links zu Webseiten aus Nachbarmärkten, die mehr oder weniger ähnliche Konzepte umsetzen:

• http://www.seedmatch.de• http://www.blog.seedmatch.de• http://www.wiseed.fr• http://www.growvc.com

Literaturtipp über die Demokratisierung und Veränderung des Finanzwesens in Deutschland:Lothar Lochmaier: „Die Bank sind wir. Chancen und Perspektiven von Social Banking.“ ISBN 978-3936931648

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Microdonations/Mikrospenden mit Flattr

von Michael Henke, Blogger (http://www.allesblog.de/), Stuttgart

Geeignet für:

Derzeit ist das Projekt „Flattr“ in der Beta-Phase. Auf der Flattr-Internetseite kannman sich kostenlos anmelden. Zurzeit finden Microdonations die größte Verbreitungunter Bloggern, Podcastern und zum Beispiel Zeitungen mit Onlineangebot. Später soll es aber uneingeschränktzum Beispiel auch für Fotografen und Musiker funktionieren. Da es sich um eine freiwillige Spendenfinanzie-rung handelt, geht man mit der Kreativleistung immer in Vorarbeit. Außerdem ist es kein Bezahlmodel. In denAGB ist verankert, dass Content nicht erst nach einem Flattr-Click zugänglich gemacht werden darf.

Funktionsweise:

Sobald man seinen Account mit dem ersten Geld aufgeladen hat, kann man auch Zahlungen von anderenempfangen. Teilnehmer am Projekt legen einen monatlichen Spendenbetrag in beliebiger Höhe fest, mindestens aber zwei Euro. Per Mausklick können sie einen Anteil dieses Betrags an andere Teilnehmer spenden. Wie hoch dieser Anteil ist, richtet sich nach der Anzahl der Clicks, durch die der Spendenbetrag geteilt wird. Eine Spende kann auch anonym erfolgen. Jeder Teilnehmer kann sowohl spenden als auch spenden empfangen.

Übliche Finanzierungshöhe:

Die übliche Summe reicht von wenigen Cent bis mehreren hundert und vereinzelt auch tausend Euro. Angelehnt an den offenen Charakter von Flattr, veröffentlichen viele Teilnehmer ihre Abrechnungsergebnisseund/oder Clickzahlen freiwillig im Internet.

Beispiele:

http://chaosradio.ccc.dehttp://www.netzpolitik.orghttp://spreeblick.comhttp://www.stefan-niggemeier.dehttp://www.taz.de

Weitere Informationen unter:

• http://www.flattr.com• http://flattr.com/support/intro (Englisch)• http://www.taz.de/flattr (Deutsch)

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Über die Autoren

Prof. Eckhard Wendling

Professor für Elektronische Medien an der Hochschule der Medien,StuttgartEckhard Wendling war nach dem Studium an der Universität der Künste, Berlin, viele Jahre als Produktionsleiter und Producer in verschiedenen Film- und TV-Produktionsfirmen tätig. Seit 2001 ist er Professor an der Hochschule der Medien, Stuttgart, in den Bereichen Produktionsmanagement und Produktionsplanung für elektronische Medien.

Ralf Stolarski

MONEX Mikrofinanzierung Baden-Württemberg e. V., DonaueschingenRalf Stolarski ist seit 1998 selbständiger Unternehmensberater in Donaueschingen mit dem Schwerpunkt betriebswirtschaftliche Beratung und Coaching. Er ist zudem Leiter des Regionalbüros Schwarzwald-Baar-Heuberg des EXZET Existenzgründerzentrum Stuttgart e. V. und Vorstandsmitglied von MONEX Mikrofinanzierung Baden-Württemberg e. V.

Frauke Feuer

Senior Consultant bei peacefulfish, BerlinFrauke Feuer arbeitet seit 2005 als Consultant für die Berliner Beratungsfirma peacefulfish, die Dienst-leistungen für die Film- und Contentwirtschaft anbietet. Sie hat sich in den Bereichen digitales Kino sowie Film- und Crossplattformfinanzierung spezialisiert. In ihrer Tätigkeit bei peacefulfish betreute sie mehrere Projekte, die sich mit neuen Dienstleistungen in der Kinobranche und alternativen Finanzierungsmodellen beschäftigten.

Jens-Uwe Sauer

Geschäftsführer von Seedmatch, DresdenAls Geschäftsführer von Seedmatch entwickelt Jens-Uwe Sauer eine Crowdfunding-Plattform für Startups.Neben Business Angels erhalten auch Mikroinvestoren die Möglichkeit, sich mit Small-Money-Beträgen an visionären Unternehmenskonzepten und Hightech-Startups zu beteiligen. Damit öffnet Seedmatch den Business-Angels-Markt für kleine Investments in Startups und ermöglicht neuen Zielgruppen ein direktes Engagement in Entrepreneurship.

Michael Henke

Blogger (http://www.allesblog.de), StuttgartMichael Henke kaufte als Schüler 1999 sein erstes Analog-Modem für den Internetzugang von seinem eigenen Taschengeld. Seitdem ist er im Internet zu Hause. Michael Henke betreut mit seinem technischenKnow-how mehrere Blogs und Webseiten und bloggte schon, bevor es den Begriff gab. Michael Henke nutzt unter anderem den neuen Micropayment-Dienst Flattr und entwickelt auch mehrere Wordpress-Plugins dafür. Er steht mit den Entwicklern von Flattr in engerem Kontakt.

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Das Team Kreativwirtschaft bei der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart

Mit über 4.000 Unternehmen ist die Kreativwirtschaft, zu der Bereiche wie Architektur, Design, Fotografie,Event-Management, Film, Fernsehen, Hörfunk, IT, Werbung, PR, Journalismus, Musik und Verlage gehören, ein wichtiger Teil der Stuttgarter Wirtschaft. Die Branche besitzt ein hohes Wachstums- und Beschäftigungs-potenzial, ist auf vielfältige Art mit anderen Industrien als Dienstleister und Zulieferer verschränkt und regt durch stets neue Ideen zu innovativen Ansätzen an.

Die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart setzt sich dafür ein, die Dynamik der Stuttgarter Kreativwirtschaft durch Vernetzungsaktivitäten, Beratungsangebote, Veranstaltungen, die Schaffung von kreativen Räumen sowie Nachwuchs- und Innovationsförderung zu stärken.

Ihre Ansprechpartner im Team Kreativwirtschaft bei der Wirtschaftsförderung Stuttgart sind:

Ines SchwarzbachTelefon 0711/ 216-83 33E-Mail [email protected]

Bernd HartmannTelefon 0711/ 216-69 11E-Mail [email protected]

Katharina HeppTelefon 0711/ 216-22 78E-Mail [email protected]

Im Internet: http://www.stuttgart.de/kreativwirtschaft

Auf XING:http://www.xing.com/net/stuttgartkreativ

Auf Twitter:http://www.twitter.com/stgt_kreativ

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Landeshauptstadt Stuttgart, WirtschaftsförderungBereich KreativwirtschaftRathaus, Marktplatz 170173 StuttgartTelefon 0711/ 216-19 60

[email protected]://www.stuttgart.de/kreativwirtschafthttp://www.xing.com/net/stuttgartkreativwww.twitter.com/stgt_kreativ

Gefördert im Rahmen des EU-Projekts ECCE INNOVATION (INTERREG IVB)Mehr Informationen unter:http://www.ecce-innovation.eu

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Herausgeberin:Landeshauptstadt Stuttgart, Abteilung WirtschaftsförderungIn Zusammenarbeit mit der Abteilung KommunikationGestaltung: Simone Strobel

Stand: Oktober 2010