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Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Republik Ch Republik Ch Republik Ch Republik China na na na Herausgeber: Karl C.Y. Cheng, Chefredakteur: Bo-Sung Hsu Redaktion: Helga Doppler Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland, Büro München - Presseabteilung Sonnenstraße 25, 80331 München, Tel: 089-271 19 58, Fax: 271 32 02 Email:[email protected], Internet: www.taiwanembassy.org.de Taiwan bei Klimakonferenz in Doha Taiwan bei Korruptionsindex 2012 auf Rang 37 Leihmutterschaft erneut in der Diskussion Eierproduktion nach EU-Standards Politik Taiwan bei Klimakonferenz in Doha Der Minister der Behörde für Umweltschutz Yeh Shin-cheng hat am 07. Dezember 2012 bei der UN-Klimakonferenz in Doha, Katar, Taiwans politische Maßnahmen gegen die globale Erwärmung vorgestellt. Mit seinem Informationsstand im Qatar National Convention Center zeigte Taiwan vom 26. November bis zum 07. Dezember während der gesamten Dauer der 18. Sitzung der Teilnehmer der UN-Klimarahmenkonvention sowie des achten Treffens im Rahmen des Kyoto-Protokolls Präsenz. Präsentiert wurden die politischen Richtlinien für Klimaschutz sowohl der Regierung als auch der Privatwirtschaft Taiwans. Außerdem wurden die Errungenschaften Nr. 559 15.12.2012 21. Jahrgang ISSN 0945-618X

Taiwan Aktuell #559 20.12.2012

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Taiwan bei Klimakonferenz in Doha Taiwan bei Korruptionsindex 2012 auf Rang 37 Leihmutterschaft erneut in der Diskussion Eierproduktion nach EU-Standards

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Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der

Republik ChRepublik ChRepublik ChRepublik Chiiiinananana

Herausgeber: Karl C.Y. Cheng, Chefredakteur: Bo-Sung Hsu Redaktion: Helga Doppler Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland, Büro München - Presseabteilung

Sonnenstraße 25, 80331 München, Tel: 089-271 19 58, Fax: 271 32 02 Email:[email protected], Internet: www.taiwanembassy.org.de

Taiwan bei Klimakonferenz in Doha

Taiwan bei Korruptionsindex 2012 auf Rang 37 Leihmutterschaft erneut in der Diskussion

Eierproduktion nach EU-Standards

Politik

Taiwan bei Klimakonferenz in Doha

Der Minister der Behörde für Umweltschutz Yeh Shin-cheng hat am 07. Dezember 2012 bei der UN-Klimakonferenz in Doha, Katar, Taiwans politische Maßnahmen gegen die globale Erwärmung vorgestellt. Mit seinem Informationsstand im Qatar National Convention Center zeigte Taiwan vom 26. November bis zum 07. Dezember während der gesamten Dauer der 18. Sitzung der Teilnehmer der UN-Klimarahmenkonvention sowie des achten Treffens im Rahmen des Kyoto-Protokolls Präsenz. Präsentiert wurden die politischen Richtlinien für Klimaschutz sowohl der Regierung als auch der Privatwirtschaft Taiwans. Außerdem wurden die Errungenschaften

Nr. 559 15.12.2012 21. Jahrgang

ISSN 0945-618X

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für eine nachhaltige Entwicklung, eine Grüne Wirtschaft, die Erschließung erneuerbarer Energien und die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen vorgestellt. “Wir sind bereit unser Fachwissen mit anderen Nationen zu teilen im Kampf gegen die weltweite Erwärmung,“ sagte Yeh in einer Rede mit dem Titel: “Energietechnologien und politische Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels in Taiwan und zur Anpassung an seine Folgen“. “Taiwan ist ebenfalls ein Opfer des Klimawandels. Doch wir stellen auch Technologien bereit und ergreifen politische Maßnahmen mit denen man sich dem Klimawandel anpassen kann,“ erklärte Yeh. Laut der Behörde für Umweltschutz waren die Delegierten bei der Klimakonferenz interessiert an der Art wie in Taiwan Subventionen eingesetzt werden, um Grüne Energien zu fördern, um Fachpersonal auszubilden und um Programme zu schaffen, die anderen Ländern bei der Bewältigung der Probleme, die sich aus den Klimaveränderungen ergeben, helfen können. Nick Dunlop, der Generalsekretär des Klimaparlaments, nannte in diesem Zusammenhang die Entwicklung des nationalen “smart grid network“ in Taiwan, eines sogenannten intelligenten Netzwerks, das den genannten Bereichen zugute kommt. Das Klimaparlament ist eine Vereinigung von Parlamentsabgeordneten aus Europa und zahlreichen Entwicklungsländern, die sich für eine schnellere Energiewende zu erneuerbaren Energien engagieren. Nach Berichten der in Taipeh ansässigen Central News Agency wurde bei der UN-Konferenz außerdem von 40 Nationen eine Erklärung unterzeichnet, die die Bedeutung der nachhaltigen Lebensmittelsicherheit unterstreicht. Das Dokument beschreibt u.a. wie in Taiwan vegetarischen Mahlzeiten erfolgreich eingeführt und Gemeinden mit einem niedrigen Kohlendioxidausstoß gefördert werden. Das unterzeichnete Schriftstück fordert im Rahmen der Kampagne gegen den Klimawandel dazu auf, der Lebensmittelsicherheit, der Bio-Landwirtschaft, gentechnisch unveränderten Feldfrüchten sowie der Vermeidung einer Intensivlandwirtschaft mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Zu den Nationen, die diese Erklärung unterzeichnet haben, zählen Armenien, Gambia, Georgien, Marokko, Myanmar, Nigeria, Panama, Papua Neuguinea, die Philippinen, Slowenien, Swasiland und der Jemen. Taiwaner bei Klimakonferenz zum Fokuspunkt gewählt

Bei der UN-Klimakonferenz in Doha wurde der Taiwaner Chang Liang-Yi zum sogenannten Fokuspunkt der UNFCCC YOUNGO für die südliche Halbkugel gewählt. Chang Liang-Yi ist der Vorsitzende der Taiwan Youth Climate Coalition Association. Insgesamt kamen Vertreter von Jugendorganisationen aus 12 Ländern der südlichen Halbkugel zusammen und wählten Chang Liang-Yi zum sogenannten Fokuspunkt. Im Rahmen der Wahl traf Chang auch mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zusammen.

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Da Taiwan kein Mitglied der Vereinten Nationen ist, konnte die taiwanische Delegation nicht an den offiziellen Versammlungen der Klimakonferenz teilnehmen. Dass Chang trotzdem zum Vertreter der Jugendlichen gewählt wurde, zeigt, dass Taiwan international als wichtiger Partner anerkannt ist. (taito)

Wirtschaft

Taiwan bei Korruptionsindex 2012 auf Rang 37

Im diesjährigen Korruptionswahrnehmungsindex (CPI, Corruption Perception Index) von Transparency International rangiert Taiwan weltweit auf Rang 37. Der CPI bewertet Länder auf einer Skala von Null (hochgradig korrupt) bis Einhundert (sehr sauber). In Ostasien liegt Taiwan mit 61 von 100 Punkten auf Rang vier. In der Region liegt Taiwan hinter Singapur mit 87 Punkten, Hongkong mit 76 Punkten und Japan mit 74 Punkten aber vor Südkorea mit 56 Punkten. Insgesamt wurden in diesem Jahr 176 Länder analysiert. Dabei wurde das erste Mal die 100 Punkte Skala angewandt. Im Gegensatz zur bisherigen 10er Skala könne man mit der 100er Skala die einzelnen Unterindizes und die Veränderungen der einzelnen Länder detaillierter darstellen, so Transparency International. Im vergangenen Jahr hatte Taiwan in der 10er Skala 6,1 Punkte von 10 Punkten erhalten und damit Rang 32 von insgesamt 182 Ländern belegt. Yeh I-Jan von Transparency International

Chinese Taipei sagte dazu, dass man die beiden Jahre nicht vergleichen könne, da durch die geänderte Methodologie, die auf den Index angewendete wurde, ein Vergleich der beiden Platzierungen nicht akkurat wäre. “Was wir sagen können ist, dass wir dieses Jahr keine Rückschritte gemacht habe,“ beruhigte Yeh. Den ersten Platz auf der diesjährigen Rangliste teilten sich mit jeweils 90 Punkten Dänemark, Finnland und Neuseeland. Zu der guten Bewertung ihrer Korruptionsbekämpfung trügen der gute Zugang zu Informationen und klare Regeln für öffentliche Amtsträger bei, hieß es. Ebenfalls sehr hohe Wertungen erhielten Schweden 88, die Schweiz 86, Australien und Norwegen je 85 und Kanada 84. Deutschland belegte mit 79 Punkten Rang 13, und die VR China kam mit 39 auf Platz 80. Den letzten Platz belegten mit jeweils nur acht Punkten Afghanistan, Nordkorea und Somalia. Bevor ein Land oder Gebiet in den Index aufgenommen wird, muss es von mindestens drei unabhängigen Institutionen bewertet werden. Die Bewertungen dokumentieren die Meinungen unterschiedlicher Gruppen zu verschiedenen korruptionsrelevanten Aspekten im jeweils bewerteten Land.

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Chai Sung-li, der Ehrenvorsitzende der in Taipeh ansässigen Chinese Association for Human

Rights, gab zu bedenken, dass inländisch durchgeführte Umfragen gezeigt haben, dass die Öffentlichkeit der Meinung ist, Gemeindevertretungen, Kommunalverwaltungen und das Justizwesen seien im Wesentlichen korrupt. Deshalb, so Chai, könne der CPI kein akkurates Abbild der realen inländischen Zustände geben, da die Institutionen, die die Untersuchungen durchführen, wenig Möglichkeiten haben, einen guten Einblick in die Situation vor Ort zu erhalten. (cp/rti/tt/taito)

Gesellschaft

Leihmutterschaft erneut in der Diskussion

Die Frage der Leihmutterschaft ist in Taiwan wieder in den Fokus der öffentlichen Diskussion gekommen, als kürzlich die Nachricht auftauchte, dass eine sehr prominente Familie, und zwar die des früheren Vizepräsidenten Lien Chan, drei neue Familienmitglieder mit der Hilfe von zwei Leihmüttern bekommen hat. Leihmutterschaft ist in Taiwan, wie auch in Deutschland, nach wie vor verboten. Liens Tochter Hui-sin hatte sich in den USA, wo die Praktik erlaubt ist, die Leihmütter für ihren Kinderwunsch gesucht. Das Thema Leihmutterschaft ist in Taiwan nicht neu, und auch die Regierung beschäftigt sich mit der Frage einer Legalisierung bereits seit geraumer Zeit. Unklar ist, ob es sich um einen Zufall handelt, dass die auf Kabinettsebene angesiedelte Gesundheitsbehörde Taiwans gerade jetzt, da die Nachricht über Liens Tochter publik wurde, bekannt gegeben hat, dass die Regierung bald eine Konferenz einberufen werde, um das Thema Leihmutterschaft zu diskutieren mit dem Ziel, den Legalisierungsprozess bald möglichst auf den Weg zu bringen. Ein Gesetzesentwurf zur Legalisierung der Leihmutterschaft war zum ersten Mal im Jahr 2004 vorgelegt worden und enthielt 40 Regulierungen. Seitdem sind nach Angaben des Büros für Gesundheitsförderung in der Gesundheitsbehörde zwei Dutzend Konferenzen zu dem Thema abgehalten worden. Bis jetzt konnten die Fachleute jedoch keinen Konsens über die grundlegenden Fragen zur Leihmutterschaft erzielen. Die Experten konnten sich bisher weder über die Frage der Samen- und Eispende einigen noch über die Rechte, die einer Leihmutter, den biologischen Eltern und den Kindern, die durch eine solche Praxis geboren werden, eingeräumt werden sollten. Die Gesundheitsbehörde will bei der kommenden Konferenz darüber diskutieren, ob diese Fragen durch ein Gesetz zur Leihmutterschaft geregelt werden sollen oder ob sie über eine Reihe anderer neuer Gesetze beantwortet werden müssen.

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Der Behördenleiter Kung Hsien-lan erklärte, die Gesundheitsbehörde werde versuchen so bald wie möglich den Konsens, der im September dieses Jahr erreicht worden war, festzuschreiben. Dieser besagt, dass unfruchtbaren Paaren vom Gesetzgeber das Recht eingeräumt werden sollte, Kinder mit Hilfe einer Leihmutter zu bekommen. Der Standpunkt der Gesundheitsbehörde ist klar: Sie ist fest dazu entschlossen das Verbot der Leihmutterschaft aufzuheben, selbst dann, wenn noch nicht alle Implikationen und möglichen Probleme – sowohl gesetzliche wie auch moralische – völlig ausdiskutiert und einvernehmlich reguliert wurden. Die Gesundheitsbehörde mag vollkommen lobenswerte Gründe für ihre Bemühungen haben, unfruchtbaren Paaren zu genetisch eigenen Kindern verhelfen zu wollen, doch in dieser heiklen Angelegenheit bedarf es einer umsichtigen Vorgehensweise. Schon immer war es eine stark verwurzelte chinesische Tradition, dass eine Person – und zwar aus dem väterlichen Familienzweig – Nachkommen haben muss (selbstredend Söhne), um den Familiennamen weiterzugeben. In früheren Zeiten war es für einen Mann durchaus üblich, sich eine zweite Frau oder sogar mehrere weitere Frauen zu nehmen, falls die erste Frau ihm noch keinen Sohn geboren hatte. Möglicherweise hatten Männer damals auch noch ganz andere Gründe dafür, mehr als eine Frau zu haben, doch das ist ein Thema, das an anderer Stelle behandelt werden muss. Angesichts dieser Tradition dürfte das Konzept der Leihmutterschaft in der chinesischen bzw. taiwanischen Gesellschaft nicht als eine außergewöhnliche oder befremdliche Praxis angesehen werden. Ungeachtet dieses Hintergrunds unterscheidet sich das moderne heutige Taiwan jedoch fundamental von jener Gesellschaftsform, in der die Frauen den Männern nicht gleichgestellt waren und in der es ihre Hauptaufgabe war Kinder zu gebären, um die Familienlinie ihres Mannes weiterzutragen und den Namen zu bewahren. In einer modernen Gesellschaft sind wir verpflichtet, uns mit den feministischen, finanziellen, gesetzlichen und moralischen Dimensionen auseinander zu setzen, wenn es darum geht, eine Frau als bloßes “Vehikel“ zu benutzten, um das Kind einer anderen Person auszutragen und ihr dabei die biologische (falls nicht sogar genetische) und psychologische Verbindung mit dem Kind versagt, sobald man es ihr nach der Geburt wegnimmt. Es gibt zu viele ungelöste Probleme und unbeantwortete Fragen, die angesprochen werden müssen, bis hin zu der Überlegung, ob nicht der Begriff ’biologisch’ neu interpretiert werden muss, und zwar dahin gehend, ob er nicht im Gegensatz zu ’genetisch’ steht. Ein Parlamentsabgeordneter hat die Behauptung aufgestellt, dass über 5 000 unfruchtbare Paare in Taiwan illegal die Hilfe von Leihmüttern gesucht hätten, weil es ihnen finanziell nicht möglich gewesen sei, sich legal in einem anderen Land eine Frau zur Erfüllung ihres Kinderwunsches zu beschaffen. Die Gesundheitsbehörde will mit ihrem Vorstoß versuchen,

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diesen “Schwarzmarkt“ zu stoppen, um beiden in der Praxis der Leihmutterschaft involvierten Parteien mehr Schutz und Sicherheit zu geben. Zu Bedenken gilt jedoch, dass das Gesetz zur Leihmutterschaft seit acht langen Jahren dem Parlament ohne Ergebnis vorliegt und dies sicher nicht ohne Grund. Wir wollen in der Sache keine Partei ergreifen, doch wir bitten die Regierung einfach nur darum, die Gesetzgebung in diesem Fall nicht zu übereilen. (cp)

Eierproduktion nach EU-Standards

Die Shih An Farm in Kaohsiung Stadt im Süden Taiwans ist der erste Legebetrieb in Asien, der tiergerechte Standards für die Produktion von Eiern erfüllt wie sie auch in der Europäischen Union vorgeschrieben sind. Der Legebetrieb hat vergrößerte, sogenannte “ausgestaltete“ Käfige für die Hennen eingeführt, was sich positiv sowohl auf die Gesundheit der Tiere wie auch auf die Qualität der Eier auswirkt. Das Legeumfeld, in dem die Hennen nun leben, hat Bestnoten erhalten. Bereits im Juli dieses Jahres sind die Betreiber der Farm von der Société Générale de

Surveillance (SGS), einem international tätigem Schweizer Warenprüfkonzern und der Taiwan

Society for Agricultural Standards für ihren Einsatz ausgezeichnet worden die Legebedingungen in der Eierproduktion tiergerechter zu gestalten. Chen Bao-ji, Minister des Rats für Landwirtschaft der Republik China, erklärte lobend, die Shih An Farm sei führend bei den Bemühungen, die traditionelle Hennenhaltung in Taiwan internationalen Standards anzugleichen. Er bezeichnete die auf der Farm eingeführten Maßnahmen als einen “wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer tiergerechten Hühnerhaltung.“ Hsieh Wen-feng, Leiter der Shih An Farm, erklärte kürzlich in einem Interview gegenüber Taiwan Today: “Der Leitgedanke unserer Arbeit ist es, eine gesunde Ernährung der Menschen durch ungefährliche und qualitativ hochwertige Produkte sicher zu stellen. Wenn wir das machen, dann übernehmen wir auch Verantwortung dafür das Wohl der Tiere zu verbessern.“ Laut Hsieh hat die Farm eine Gesamtfläche von 62 943 Quadratmetern. Im vergangenen Jahr sind umgerechnet 26,3 Millionen Euro investiert worden, um auf 35 622 Quadratmetern die herkömmlichen Legebatterien durch ausgestaltete Käfige zu ersetzen, die den EU-Standards entsprechen. Die neuen Käfige bieten den Legehennen neben einem Futtertrog und Wasserspender mehr Platz, die Möglichkeit zum Scharren und Krallenabwetzen sowie Sitzstangen in einem Vorder- und einen abgetrennten Hinterbereich für die Eiablage. Jeder der vergrößerten Käfige misst 2,45 mal 1,25 Meter und beherbergt 30 bis 40 Hennen. Damit hat der einzelne Vogel durchschnittlich mindestens 750 Quadratzentimeter Platz, das ist drei- bis viermal soviel wie in der konventionellen Käfighaltung. Zwei der acht Hühnerhäuser sind bereits im Jahr 2011 auf die erweiterten Käfige umgerüstet worden. Dort leben nun 120 000 Hennen, die täglich 100 000 Eier legen. Die übrigen sechs Hallen sollen noch bis zum Ende dieses Jahres vergrößert werden.

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Um die Produktion unbedenklicher und hochwertiger Eier sicherzustellen, werden auf der Shih An Farm Maschinen aus Europa und den USA eingesetzt, die eine Produktion ohne Verschmutzung erlauben. Hsieh fügte hinzu, der komplette Produktionsprozess, von der Aufzucht der Hühner bis zur Verpackung der Eier, sei automatisiert. Auch auf die sonst übliche Praxis, die Hennen durch einen sieben bis 14-tätigen Futterentzug zu einer gleichzeitigen Mauser anzuregen, wird auf der Shih An Farm verzichtet. Die erzwungene Mauser führt bei den Tieren zu einer höheren Eierproduktion und größerem Profit. Ebenfalls verzichtet wird auf die Gabe von Medikamenten. Kranke oder schwache Hühner werden aussortiert, erklärte Hsieh. Die Legehennen seien zwischen 25 und 80 Wochen alt, auch das trage zur Qualität der Eier bei, so Hsieh. Das Futter der Tiere besteht aus Ginseng und fermentierten japanischen Sojabohnen unter Beimischung des Glänzenden Lackporlings, ein Pilz, der für Menschen zwar ungenießbar ist, in der chinesischen Medizin jedoch als Heil- und Stärkungsmittel zum Einsatz kommt. “All diese Faktoren führen zu gesunden Tieren und einer hohen Eierqualität,“ erläuterte Hsieh. “Wenn man ein Ei unserer Hennen aufschlägt, merkt man, dass das Eiweiß nicht so flüssig ist und das Eigelb viel fester und dunkler ist als bei konventionellen Batterieeiern. Außerdem schmecken unsere Eier auch besser und kräftiger,“ lobte Hsieh die Erzeugnisse der Farm. Die Qualität der Eier und die besseren Lebensbedingungen der Hennen haben natürlich ihren Preis. Ein Ei der Shih An Farm kostet 10 bis 12 NT$, das sind umgerechnet 26 bis 31 Euro-Ct. und damit das Zwei- bis Dreifache eines Eis aus konventioneller Käfighaltung. Doch die Kunden schreckt dieser Preis nicht ab, und die Eier finden reißenden Absatz, erzählte Hsieh stolz. Tierschützer in Taiwan haben schon seit langem tiergerechtere Bedingungen in der Eierproduktion gefordert. Die Einführung der ausgestalteten Käfige seien zwar ein kleiner Schritt in diese Richtung, doch auch sie gewährleisten nicht, dass die Hennen einige ihrer grundlegenden Bedürfnisse artgerecht befriedigen können, wie beispielweise ausgiebiges Flügelschlagen oder Sandbaden, kritisierte die nichtstaatliche Environment and Animal Society

(EAST). Die statistischen Erhebungen der Tierschutzorganisation zeigen, dass 99 Prozent der 36,5 Millionen Legehennen Taiwans noch immer in konventionellen Käfigen ihr Dasein fristen müssen. Nur einige wenige Eierproduzenten halten ihre Hennen nicht in Käfigen. Insgesamt gibt es in Taiwan drei Betriebe, die sich für Bodenhaltung entschieden haben und sieben weitere, die mit Freilandhaltung arbeiten. EAST ruft deshalb die Konsumenten auf, nur solche Eier zu kaufen, die unter tiergerechten Bedingungen produziert worden sind. Nur so könnten die anderen Eierproduzenten dazu angehalten werden, auch ihre Betriebe umzustellen. Diesen Forderungen entgegnet Hsieh Wen-feng von der Shih An Farm, eine käfigfreie Haltung von Legehennen sei für Taiwan nicht geeignet, da die Insel zu wenig Platz biete und die Gefahr bestünde, dass sich die Hennen durch Zugvögel mit der Vogelgrippe infizieren würden. (taito)

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Kurzmeldungen

Klassentreffen endet tödlich. Ein geplantes Klassentreffen einer 22-köpfigen Seniorengruppe aus Neu Taipeh Stadt hat mindestens 13 Teilnehmern das Leben gekostet. Der Reisebus der Gruppe war am 09. Dezember 2012 im Nordwesten Taiwans 300 Meter tief in eine Schlucht gestürzt. Die alarmierte Tourismusbehörde und das Verteidigungsministerium entsandten mehrere Rettungsteams, die acht Verletzte bergen konnten. Zwei weitere Personen galten vorerst noch als vermisst. Auch wenn die Untersuchungen zur Unfallursache noch andauern, vermutet die Autobahnmeisterei, dass die Straße durch Regenfälle rutschig geworden war und der Bus deshalb von der Fahrbahn abkam. Technisch soll das Fahrzeug einwandfrei gewesen sein. Die Behörden hoffen, dass der Busfahrer, der das Unglück verletzt überlebt hat, Angaben zum Unfallhergang machen kann. Taiwan glänzt bei internationalen Leistungsstudien für Grundschüler. Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Studien Timss (Trends in International Mathematics and

Science Study) und Iglu (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) bewerten die Fähigkeiten von Grundschülern in den Fächern Lesen und Mathematik sowie in den Naturwissenschaften. Dabei erreichten die Grundschulkinder aus Taiwan in Mathe den neunten, beim Lesen den vierten und in den Naturwissenschaften den sechsten Rang. Zum Vergleich: Deutsche Grundschüler kamen auf die Plätze 17, 16 und 17. Die Ergebnisse der Leistungsstudien legen nahe, dass die Grundschulausbildung in Taiwan eine der besten weltweit ist.

Wir wünschen unseren Lesern frohe und erholsame Weihnachtstage!

Abkürzungen:

(cp) = China Post (cna) = Central News Agency (tn) = Taiwan News (tt) = Taipei Times (ten) = Taiwan Economic News (taito) = Taiwan Today (rti) = Radio Taiwan International (fotai) = Focus Taiwan (eB) = eigener Bericht