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Programm für ein kinderfreundliches Stuttgart Zukunft Kinder

Zukunft Kinder - Programm für ein kinderfreundliches Stuttgart (Fortschreibung 2009)

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2004 hat Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster sein Arbeitsprogramm "Kinderfreundliches Stuttgart" aufgelegt. Mit der Broschüre 2009 wird nun zum zweiten Mal eine Bilanz all der Projekte, Initiativen und Maßnahmen gezogen, die seither auf den Weg gebracht wurden.

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Programm für ein kinderfreundlichesStuttgart

ZukunftKinder

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Einführung

im Frühjahr 2003 habe ich bewusst das plakative Ziel formu-liert: Stuttgart soll die kinderfreundlichste Großstadt inDeutschland werden. Die öffentlichen Reaktionen waren vor-hersehbar und gewollt: Warum sollen wir die kinderfreundlichs-te Stadt werden? Sind wir nicht eine kinderfreundliche Stadtge-sellschaft?

Es geht mir nicht darum, einen Lorbeerkranz im Städte-Rankingzu gewinnen, sondern um das Nachdenken und den öffent-lichen Diskurs darüber, dass die Zukunftsfähigkeit unserer Stadtnicht nur vom Bau der besten Maschinen und Autos, sondernauch von unseren Kindern abhängt.

Inzwischen sind der demografische Wandel und dessen Heraus-forderungen ein fester Bestandteil der Agenda von Bund, Landund der Stadt Stuttgart. Das Thema ist wichtiger Teil der Ar-beitsprogramme der städtischen Ämter geworden. Gemeinsammit der Politik und der Verwaltung sind alle Bürgerinnen undBürger eingeladen, zukünftige demografische Entwicklungen inden Blick zu nehmen.

Die entscheidende Herausforderung in den meisten europäi-schen Ländern ist dabei nicht, dass wir alle die erfreuliche Per-spektive haben, immer älter zu werden und dabei immer längergesund und fit zu bleiben, sondern dass es immer weniger Kin-der gibt. So leben in Stuttgart heute nur noch in rund 19 Pro-zent der Haushalte Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.Zwei Kinder und mehr gibt es sogar nur noch in rund neun Pro-zent der Haushalte. Will Stuttgart nicht zu einem großen Alters-heim mutieren, müssen wir mehr für Kinder und Familien tun,das heißt eine kinderfreundlichere Stadtgesellschaft werden.

Ich freue mich darüber, dass Kinder- und Familienfreundlichkeitim Stuttgarter Gemeinderat über alle Fraktionen hinweg seit ei-nigen Jahren der vorrangige kommunalpolitische Schwerpunktist. Das lässt sich auch an den wachsenden Finanzmitteln able-sen, die Stuttgart für seine rund 90.000 Kinder und Jugend-lichen einsetzt. Seit 1997 haben sich die Aufwendungen fastverdoppelt auf rund 590 Millionen Euro in 2008. Das bedeutet,dass die Stadt inzwischen über 6.500 Euro pro Kind bezie-hungsweise Jugendlichen im Jahr aufwendet.

Rahmenbedingungen schaffen zugunsten von Eltern und Kindern

Wir werben in Stuttgart dafür, dass sich wieder mehr jungeMenschen für Kinder entscheiden. Dabei sind wir uns darüberim Klaren, dass es nicht ausreicht, Männer und Frauen dafür zubegeistern, Kinder zu bekommen. Wir sprechen uns auch dezi-diert dagegen aus, jungen Menschen ein verbindliches Lebens-modell vorzuschreiben. Vielmehr gilt es, Rahmenbedingungendafür zu bieten, dass junge Paare ihr familiäres Leben indivi-duell und nach ihren Vorstellungen besser gestalten können.

Um ein kinderfreundlicheres Umfeld zu schaffen, habe ich imJahr 2003 das Arbeitsprogramm „Kinderfreundliches Stuttgart“entwickelt. Damit Stuttgart Wunsch- und Wohlfühlort für Kin-der und ihre Familien wird, enthält das Arbeitsprogramm fünfZiele, die jeweils mit Teilzielen und Fördermaßnahmen verbun-den sind:

1. In Stuttgart soll jedem Kind und jedem Jugendlichen eineFörderung und Bildung zuteil werden, die ihm faire Zukunfts-chancen eröffnen.

2. In Stuttgart soll es für unsere Kinder und Jugendlichen Platzzum Wohnen und Freiräume zum Spielen im Freien geben.

3. In Stuttgart soll für die Gesundheit und die Sicherheit unse-rer Kinder und Jugendlichen bestens gesorgt sein.

4. In Stuttgart soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, vonKindern und Karriere gewährleistet sein.

5. In Stuttgart soll ein Generationenvertrag vor Ort das aktiveMiteinander von Jung und Alt verbindlich fördern.

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Nachhaltige Paradigmenwechsel auf allen EbenenUnsere familienpolitische Offensive hat auch die Anerkennungvon Herrn Bundespräsident Professor Dr. Horst Köhler erfahren.In seinem Brief vom 24. Februar 2006 hebt der Bundespräsi-dent hervor, dass wir „in so ambitionierter und engagierterWeise darauf hinarbeiten, Stuttgart zu einem ganz besonderslebenswerten Raum für Familien zu machen“, denn für ihn sind„die vielfältigen Bemühungen der Kommunen vor Ort Zeicheneines Mentalitätswandels, den unser Land dringend braucht“.Dieser Bewusstseinswandel ist nicht nur ein kommunalesThema, sondern eine gesamtpolitische und gesamtgesellschaft-liche Aufgabe. Deshalb freue ich mich, dass inzwischen Re-formdebatten auf Landesebene stattfinden und Baden-Würt-temberg die Initiative „Kinderland Baden-Württemberg“gestartet hat.

Durch das herausragende Engagement und die Überzeugungs-kraft von Frau Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen ist esgelungen, wesentliche Weichen auf bundespolitischer Ebenezugunsten von Kindern und Familien zu stellen. Dazu gehörenvor allem das Elterngeld und die Mitfinanzierung des Ausbausvon Krippen und Kindertagesstätten, die die Rahmenbedingun-gen für Kinder und Eltern erheblich verbessern.

Bürgerschaftliches EngagementAls Vater von drei Kindern weiß ich, dass Kinder nicht nur fi-nanzielle Unterstützung und eine gute Lobby brauchen, son-dern auch persönliches Verständnis und individuelle Zuwen-dung. Deshalb bin ich außerordentlich dankbar dafür, dass sichin Stuttgart viele Menschen mit ganzem Herzen für unsere Kin-der und ihre Familien einsetzen.

Im „Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart“, das ich vor vierJahren ins Leben gerufen habe, engagieren sich unter dem Vor-sitz von Herrn Dr. Stefan von Holtzbrinck rund 70 Persönlich-keiten aus Unternehmen, Kirchen, Wissenschaft, Kultur, Sport,Politik und Medien, um als Berater, Förderer und Initiatorenzahlreiche familienpolitische Projekte voranzubringen.

Dieses Kuratorium, ergänzt um den Förderverein Kinderfreund-liches Stuttgart e. V., ist eines der Netzwerke, die in enger Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, der Stadtverwaltungsowie öffentlichen und privaten Institutionen unseren Elternund Kindern konkret weiterhelfen.

Die Kinderbeauftragte Roswitha Wenzl kümmert sich um die Belange von Kindern und Familien in Stuttgart.

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Der Stuttgarter GenerationenvertragGerade in einer Stadt, in der rund die Hälfte aller Kinder Migrationshintergrund hat, bedarf es einer besonderen Qualität des Miteinanders der Nationen und Generationen.Dies war Ausgangspunkt des Stuttgarter Generationenver-trags, in dem sich Hunderte von Institutionen und Personenselbst verpflichtet haben, sich intensiv und verbindlich zu engagieren. Ich habe dieses Engagement, das die zwölf Ziele dieses Vertrages lebendig werden lässt, in dem Buch„Der Stuttgarter Generationenvertrag“ im Dezember 2007 zusammengefasst. Unser Bundespräsident, Herr Professor Dr. Horst Köhler, hat dieses gewürdigt:

„Es ist beeindruckend, wie ideenreich sich die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger für ein gutes Miteinander von Menschen verschiedenster Lebensalter und Herkunft einset-zen. Und es ist ermutigend zu sehen, welch positive Energienein engagiert vertretenes Leitbild freisetzen kann.“

Mehr Kinder als prognostiziertWir sind also auf gutem Wege – wenn auch noch lange nichtam Ziel. Doch immerhin können wir feststellen, dass sich dievom Statistischen Amt der Landeshauptstadt Stuttgart abge-gebene Prognose im Jahr 2001 deutlich von den tatsächlichenZahlen unterscheidet: Die prognostizierte Anzahl der Kinderunter drei Jahren sollte von 2003 mit 15.206 auf 2007 mit13.587 Kindern sinken. Tatsächlich stieg diese Zahl zwischen2003 und 2007 jedoch von 15.281 auf 15.689. Dies bedeuteteine Steigerung um 2.101 Kinder beziehungsweise rund 17Prozent. Erfreulicherweise setzt sich der Trend 2008 fort – mitder Folge, dass die Nachfrage nach Krippenplätzen und Kita-plätzen ganz erheblich gestiegen ist.

Wir wollen und werden das Angebot für unsere Kinder, Jugendlichen, Familien, Eltern und Großeltern weiter aus-bauen. Wie groß die Vielfalt der Möglichkeiten in Stuttgartist, lässt sich der Broschüre „1001 Angebote von A bis Z fürunsere Familien und Kinder“ entnehmen.

KinderbeauftragteDamit Kinderfreundlichkeit als gesamt-gesellschaftliche Auf-gabe auch seitens der Stadt besser wahrgenommen werdenkann, wurde im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisterseine hauptamtliche Kinderbeauftragte ernannt. Als Ansprech-partnerin, Koordinatorin – und häufig auch als „Kummerkas-ten“ – für die Belange von Kindern und Familien, wirkt FrauRoswitha Wenzl als hauptamtliche Kinderbeauftragte. Umihre Arbeit zu unterstützen, gibt es in jedem Amt und in je-dem Eigenbetrieb unserer Stadt beauftragte Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter, die sich in ihrem jeweiligen Aufgabenfeld inbesonderer Weise um die Interessen von Kindern kümmern.Ferner gibt es in jedem Stadtbezirk beim Bezirksamt eine/ei-nen Kinderbeauftragte/n. Die Aufgabe wird in der Regel vonder/dem Bezirksvorsteher/in wahrgenommen.

Darüber hinaus sorgt eine große Zahl unserer städtischen Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter mit außergewöhnlichem Enga-gement dafür, dass sich Kinder in Stuttgart wohl fühlen, kom-petent betreut werden und sich persönlich entfalten können.

Die Stuttgarter BildungspartnerschaftNicht erst seit den Ergebnissen von Pisa wissen wir, dass imdeutschen Bildungssystem die Herkunft wesentlich über dieschulische und berufliche Zukunft von Kindern und Jugend-lichen entscheidet. Zwar sind die Bildungsmöglichkeiten undberuflichen Chancen in Stuttgart besser als in den meisten an-deren deutschen Städten. Dennoch müssen wir im Interesse einer guten Zukunft unserer Kinder, aber auch im sozialen undwirtschaftlichen Interesse, unsere Bildungsanstrengungen er-heblich verstärken. Dabei müssen unsere besonderen Bemü-hungen den Kindern und Jugendlichen gelten, die durch ihr familiäres, soziales oder ethnisches Umfeld benachteiligt sind.Ich bin dankbar, dass der Stuttgarter Gemeinderat mit großemEngagement und konstruktiven Vorschlägen gemeinsam mitfreien Trägern, Kirchen, Schulen, Jugendverbänden, Unterneh-men und weiteren Partnern das Programm Stuttgarter Bildungspartnerschaft unterstützt und durch die Gründungneuer Netzwerke für alle Kinder mitwirkt, dass möglichst keinKind mehr durch unsere sozialen Netze fällt. Wir wollen die

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Entwicklung der Kinderzahlen bei den unter 3-Jährigen

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Anzahl der Kinder unter 3 Jahren am 31.12. des jew. Jahres. Quelle: Stat. Amt der LHS

Prognostizierte Anzahl der Kinder unter Drei. Quelle: Stat. Amt der LHS / Basisjahr der Prognose: 2001

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fünf vorher genannten Leitziele für eine kinderfreundliche Stadtdurch Fördermaßnahmen so voranzubringen, dass folgendeGrundsätze gelebte Wirklichkeit werden:

Prämissen1. Da Bildung der Schlüssel für persönliche Lebenschancen, ge-

sellschaftliche Teilhabe und berufliche Perspektiven ist, mussjedem Kind und Jugendlichen eine faire Chance eröffnetwerden. Dies beginnt beim individuellen Lernen und Fördernin unseren Kindertagesstätten.

2. Da Herkunft und soziales Umfeld der Kinder sehr unter-schiedlich sind, müssen Bildungsangebote von den Kindernund Jugendlichen – und nicht von den Institutionen – herentwickelt werden, um eine möglichst ungebrochene Bil-dungsbiografie zu ermöglichen.

3. Damit kein Kind „verloren“ geht, müssen wir uns gezielterum die sozial benachteiligten Kinder kümmern, indem wirdie Netze der Unterstützung individueller gestalten, damitmöglichst kein Kind und kein Jugendlicher durch unsere För-dernetze fallen kann.

4. Wir wollen die Eltern stärker ermutigen, die Begabungen ih-rer Kinder zu fördern; dazu gehören auch die Sprachkompe-tenzen, die sich aus der jeweiligen Muttersprache ergeben.

5. Damit Eltern ihrer Verantwortung besser gerecht werdenkönnen, bedarf es vielfältiger Angebote der Elternbildung,die verstärkt auf die individuelle Lebenssituation und Her-kunft eingehen.

6. Da Bildung eine gesamt-gesellschaftliche Aufgabe ist, kannsie nur gelingen, wenn viele Partner, Organisationen und Ver-eine, aber auch viele Ehrenamtliche enger zusammenarbeitenund sich verbindlicher miteinander vernetzen.

Voneinander lernen in Europa – Das Stadt-netzwerk „Cities for Children“Von den Veränderungen des demografischen Wandels sind alleeuropäischen Städte betroffen. Deshalb beschäftigen sich vieleStädte mit der Frage, wie sie kinderfreundlicher werden können.Um den internationalen Austausch zu fördern, habe ich gemein-sam mit der Robert Bosch Stiftung, dem Europarat und dem Ratder Gemeinden und Regionen Europas das europäische Städte-netzwerk „Cities for Children“ initiiert, in dem inzwischen über50 Großstädte aus über 25 Ländern mitwirken. Wir wollen auchdie Arbeit der einzelnen Städte miteinander vergleichen und diebesten Beispiele in die breite Öffentlichkeit tragen. Deshalb wer-den europäische Städte ausgezeichnet, die innovative und kin-derfreundliche Projekte durchführen. Die erste europäische Aus-zeichnung für kinderfreundliche Städte wird im Juni 2009erfolgen für die Themenfelder: „Freiraumgestaltung und Spiel-flächen für Kinder und Jugendliche“ sowie „Mobilität und Ver-kehrssicherheit für Kinder und Jugendliche“.

Stuttgarts Weg zu mehr KinderfreundlichkeitIn den letzten fünf Jahren konnten wichtige Weichenstellungenfür eine kinderfreundliche Großstadt gestellt werden. Diesschlägt sich nicht nur in den Bürgerumfragen nieder, sondernzeigt sich auch in der Evaluierung durch die Prognos AG Basel,die unseren Prozess anhand von definierten Kriterien zur Kinder-freundlichkeit begleitet. Wir wollen uns auch weiterhin mit En-gagement, Ideenreichtum und vor allem mit viel Freude dafüreinsetzen, dass sich Familien in unserer Stadt wohl fühlen undunsere Kinder ein Umfeld finden, in dem sie mit ihren Begabun-gen gefördert und ihnen gute Zukunftschancen eröffnet wer-den.

Für diesen Prozess bedürfen wir vieler Partner. Mein Dank giltden Mitgliedern des Gemeinderats, den BürgermeisterinnenFrau Gabriele Müller-Trimmbusch und Frau Dr. Susanne Eisen-mann sowie der Kinderbeauftragten Frau Roswitha Wenzl. Nichtzuletzt danke ich allen Ehrenamtlichen, stellvertretend Herrn Dr.Stefan von Holtzbrinck und allen Hauptamtlichen, die durch ihrtägliches Engagement zur Kinderfreundlichkeit und damit zurbesseren Zukunftsfähigkeit unserer Stadt beitragen.

Dr. Wolfgang SchusterOberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart

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Inhaltsverzeichnis

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Einführung Seite 3

Ziel 1:In Stuttgart soll jedem Kind und jedemJugendlichen eine Förderung und Bildung zuteilwerden, die ihm faire Zukunftschancen eröffnen. Seite 11

Die Stuttgarter Bildungspartnerschaft Seite 11

1.1. Jedes Kind soll spätestens mit dem dritten Lebensjahr eine Kindertagesstätte besuchen und dabeiin seiner sozialen, körperlichen und sprachlichen Entwicklung individuell gefördert werden sowieausreichende deutsche Sprachkenntnisse bis zum Schulbeginn erwerben. Seite 14

1.2. Jedes Kind soll beim Übergang vom Kindergarten zur Grundschule dank einer engen Zusammenarbeitder Erzieher/-innen mit den Lehrer/-innen individuell begleitet werden. Seite 18

1.3. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll sich entsprechend seinen Begabungen musisch-kulturellbilden und entfalten können. Seite 19

1.4. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll vielfältige Möglichkeiten für Bewegung und Sport erhalten. Seite 24

1.5. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll seine Muttersprache vertieft erlernen können im Interesseseiner persönlichen Entwicklung und seiner beruflichen Chancen in unserer Exportwirtschaft. Seite 27

1.6. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll sich – soweit möglich – bei der Gestaltung seines Seite 28Umfeldes einbringen können.

1.7. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll in unserem mehrgliedrigen Schulsystem so gefördertwerden, dass es/er jeweils Anschluss an eine weiterführende Schule oder eine beruflicheAusbildung erhält. Seite 30

1.8. Jeder Jugendliche in Stuttgart soll eine faire Chance auf eine berufliche Ausbildung erhalten können. Seite 33

1.9. Jedes Kind und jeder Jugendliche, auch die benachteiligten, soll faire Chancen durch einintensives Netzwerk der Förderung in unserer Stadtgesellschaft erhalten. Seite 36

1.10. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll durch seine Eltern dank einer intensiven Elternbildungqualifiziert unterstützt werden können. Seite 38

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Ziel 2:In Stuttgart soll es für unsere Kinder und Jugendlichen Platz zum Wohnen und Freiräume zum Spielen im Freien geben. Seite 432.1. Familien mit Kindern sollen in Stuttgart bezahlbaren Wohnraum finden. Seite 44

2.2. Das Wohnumfeld soll kinderfreundlicher gestaltet werden, um für die Kinder Freiräume zu öffnen. Seite 46

2.3. Öffentliche wie private freie Flächen sollen – wo immer möglich – für Kinder und Jugendliche zugänglich sein. Seite 47

Ziel 3:In Stuttgart soll für die Gesundheit und die Sicherheit unserer Kinder und Jugendlichen bestens gesorgt werden. Seite 51

3.1. Die Gesundheitsvorsorge und die medizinische Versorgung für Eltern und Kinder sollen qualitätsvoll weiterentwickelt werden. Seite 52

3.2. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll sich gesund ernähren. Seite 54

3.3. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll sich gefahrlos in unserer Stadt bewegen können. Seite 55

3.4. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll vor Kriminalität geschützt sein Seite 57

Ziel 4:In Stuttgart soll die Vereinbarung von Familie und Beruf, Kindern und Karriere gewährleistet sein. Seite 61

4.1. Die Kinderbetreuung soll so ausgebaut werden, dass sich die Öffnungszeiten der Kinderbetreuung und Arbeitszeiten leichter aufeinander abstimmen lassen. Seite 62

4.2. Alleinerziehende sollen besonders unterstützt werden. Seite 64

4.3. Die Unternehmen sollen familienfreundliche Arbeitsbedingungen schaffen. Seite 65

4.4. Unsere Stadt soll für Studentinnen und Studenten so attraktiv sein, dass sie in Stuttgart bleiben und eine Familie gründen. Seite 67

Inhaltsverzeichnis

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Ziel 5:In Stuttgart soll ein Generationenvertrag vor Ortdas aktive Miteinander von Jung und Alt verbindlichfördern. Seite 69Die zwölf Ziele des Stuttgarter Generationenvertrages

Ausblick Seite 79

Cities for ChildrenVoneinander lernen in Europa – Städtenetzwerk„Cities for Children“ Seite 81

Kuratorium und FördervereinKinderfreundliches Stuttgart e. V. Seite 83

Ansprechpartner/-innenKinderbeauftragte der Stadtbezirke, städtischen Ämterund weiterer Partner Seite 87

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ZUKUNFT KINDER

1. ZielIn Stuttgart soll jedem Kind und jedemJugendlichen eine Förderung und Bildung zuteil werden, die ihm faire Zukunftschancen eröffnen.

Erziehung, Bildung und Ausbildung sind unverzichtbare Voraus-setzungen, damit sich unsere Gesellschaft im Informations- undKommunikationszeitalter zu einer Wissensgesellschaft entwi-ckeln kann. Grundlage dafür ist vielfältiges, lebenslanges Ler-nen. Deshalb ist Bildung der Schlüssel für persönliche Lebens-chancen, gesellschaftliche Teilnahme und berufliche Perspek-tiven. Es geht dabei nicht nur um formale Bildung in unserenSchulen, sondern vielmehr um lebenslanges Lernen im Sinne einer lebensbegleitenden Bildung, die uns befähigt, die vielfälti-gen Veränderungsprozesse in unserer Gesellschaft aktiv zu gestalten.

Die Stuttgarter BildungspartnerschaftDas afrikanische Sprichwort: „Um ein Kind zu erziehen, brauchtes ein ganzes Dorf“ gilt umso mehr in komplexen, sich dyna-misch verändernden Stadtgesellschaften. Deshalb hat die Lan-deshauptstadt ein ganzheitliches, miteinander vernetztes undaufeinander abgestimmtes Betreuungs- und Bildungskonzeptentwickelt: Die Stuttgarter Bildungspartnerschaft.

In Stuttgart leben rund 90.000 Kinder und Jugendliche im Alterbis 18 Jahre, davon sind rund 50.000 Migrantenkinder. Das be-stehende Bildungssystem ist gerade im Hinblick auf Chancenge-rechtigkeit für alle Kinder nicht befriedigend. Benachteiligt sindinsbesondere Migrantenkinder. An den Übergangszahlen vonder Grundschule auf die Realschule oder das Gymnasium lässtsich ablesen, dass das Bildungssystem nicht ausreichend durch-lässig ist. Migrantenkinder besuchen überwiegend die Haupt-schule (79 Prozent), zu viele verlassen die Schule ohne Ab-schluss, auf den Gymnasien sind sie unterrepräsentiert.

Nicht erst seit der Pisa-Studie wissen wir, dass die Bildungs-chancen in Deutschland nach wie vor sehr stark vom Eltern-haus, von der sozialen und ethnischen Herkunft abhängen. Umeine größere Chancengerechtigkeit zu erreichen, hat die StadtStuttgart eine Vielzahl von Initiativen ergriffen, Programme ent-wickelt und Projekte gefördert. Und das in einem verantwor-tungsvollen Miteinander mit dem Land, den freien Trägern undvielen anderen Partnern.

Um künftig besser zu sein, brauchen wir ganzheitliche, mitein-ander vernetzte und aufeinander aufbauende Bildungsange-bote. Hier setzt das Konzept der Stuttgarter Bildungspartner-

schaft an. Sie will die gemeinsamen Anstrengungen in unserenKindergärten, Schulen und Vereinen, Kirchen, Unternehmenund kulturellen Bildungseinrichtungen ebenso wie die Bemü-hungen des Jobcenters verbindlicher vernetzen und weiter ent-wickeln. Ziel ist ein abgestimmtes System von Bildung, Betreu-ung und Erziehung für junge Menschen von null bis 16 Jahren.

Damit sich unsere Kinder und Jugendlichen zu eigenverant-wortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten entwi-ckeln können, müssen sich die drei politischen Ebenen Bund,Länder und Kommunen der Verantwortung für die Bildung derKinder und Jugendlichen bewusst sein. Bildung ist jedoch nichtnur eine gesamtstaatliche, sondern auch eine gesamt-gesell-schaftliche Aufgabe. Insoweit gilt das afrikanische Sprichwortfür uns umso mehr, da wir in unserer komplexen Gesellschaftviele Partner für die Erziehung und Bildung brauchen.

Dabei spielen die Eltern eine ganz zentrale Rolle. Erziehung liegtzuallererst in ihrer Verantwortung. Sie müssen sich ihres grund-gesetzlich verbrieften Erziehungsauftrags bewusst sein. Wirmüssen deshalb die Eltern – im Interesse unserer Kinder – best-möglich unterstützen, vor allem dort, wo ihre Erziehungskraftnicht ausreicht.

Jugendkunstschule Kinderwerkstatt e.V.

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Integration gelingt durch Sport ganz spielerisch.

Bündnis für IntegrationWas für die Landeshauptstadt zutrifft, gilt für viele Städte: Betrachtet man die gesellschaftliche Struktur in Stuttgart, so haben wir eine große Zahl von Kindern mit Migrationshinter-grund, häufig unvollständige Familien, viele Ein-Kind-Familienund einen – zu hohen – Anteil von Kindern, die von sozialenTransferleistungen leben müssen. Letzteres wird in der Öffent-lichkeit mit „Kinderarmut“ umschrieben.

Solange unsere Stadt als attraktiv gilt, werden Menschen ausanderen Gegenden und Ländern zu uns ziehen. Inzwischen leben 170 Nationen in Stuttgart, 38 Prozent der Bevölkerunghaben Migrationshintergrund. Um Antworten auf die wach-sende Internationalität zu geben, bedarf es eines ganzheitlichenKonzeptes mit Zielen und Maßnahmen. Deshalb habe ich voracht Jahren das „Bündnis für Integration“ entwickelt.

Dieses Arbeitsprogramm wird seither entsprechend den Bedürf-nissen und Erfahrungen fortgeschrieben. Nach wie vor geltendabei folgende Prämissen:� Jeder, der in Stuttgart lebt, ist ein Stuttgarter, unabhängig

vom Pass und seiner ethnischen Herkunft.� Jeder soll seine Chance in unserer Stadtgesellschaft erhalten,

vor allem durch eine individuelle Förderung entsprechendseinen Bedürfnissen und Fähigkeiten.

� Jedem soll eine gelingende Bildungsbiografie ermöglichtwerden, indem die Förderung im Kindergarten beginnt undin unseren Schulen stärker individuell ausgerichtet wird.

� Jeder soll seine Begabung und Talente entfalten können, in-dem seine Potenziale und nicht seine Defizite im Mittelpunktstehen.

� Jeder soll seine Muttersprache erlernen, als einen persön-lichen Gewinn sowie als wirtschaftlichen Vorteil für unsereexportorientierte Wirtschaft.

� Jeder soll seine kulturelle Vielfalt in unsere plurale Stadtge-sellschaft einbringen, damit sie als Bereicherung für uns alleerlebbar wird.

� Jeder soll ermutigt werden, zu lernen und sich fortzubildenund dies auch dank einer gezielten Ansprache und Mitwir-kung der Eltern.

Aus diesen Prämissen hat sich eine Vielzahl von Zielen undMaßnahmen entwickelt, damit der Integrationsprozess bessergelingt als in der Vergangenheit. Dies ist von erheblicher Be-deutung nicht nur für die Zukunft des einzelnen Jugendlichen,sondern auch für die Zukunft unserer Stadtgesellschaft und un-serer Wirtschaft. Schwerpunkte sind deshalb bessere Chancenund verstärkte Teilhabe für unsere Kinder und Jugendlichen ausMigrantenfamilien vor allem durch Bildungsangebote.

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Ziele der Stuttgarter BildungspartnerschaftDas Leitziel der Stuttgarter Bildungspartnerschaft lautet: „InStuttgart soll jedem Kind und jedem Jugendlichen eine Förde-rung und Bildung zuteil werden, die ihm faire Zukunftschanceneröffnen.“

Dies soll in zehn Teilzielen, die miteinander verbunden sind undteilweise aufeinander aufbauen, erreicht werden:

1. Jedes Kind soll spätestens mit dem dritten Lebensjahr eine Kindertagesstätte besuchen und dabei in seiner sozialen, körperlichen und sprachlichen Entwicklung individuell gefördert werden sowie ausreichende deutsche Sprachkenntnisse bis zum Schulbeginn erwerben.

2. Jedes Kind soll beim Übergang vom Kindergarten zurGrundschule dank einer engen Zusammenarbeit der Erzie-herinnen mit den Lehrerinnen/Lehrern individuell begleitetwerden

3. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll sich entsprechendseinen Begabungen musisch-kulturell bilden und entfaltenkönnen.

4. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll vielfältige Möglich-keiten für Bewegung und Sport erhalten.

5. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll seine Muttersprachevertieft erlernen können im Interesse seiner persönlichenEntwicklung und seiner beruflichen Chancen in unsererExportwirtschaft.

6. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll sich – soweit möglich – bei der Gestaltung seines Umfeldes einbringenkönnen.

7. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll in unserem mehr-gliedrigen Schulsystem so gefördert werden, dass es/er jeweils Anschluss an eine weiterführende Schule oder eineberufliche Ausbildung erhält.

8. Jeder Jugendliche in Stuttgart soll eine faire Chance aufeine berufliche Ausbildung erhalten.

9. Jedes Kind und jeder Jugendliche, auch die Benachteilig-ten, soll faire Chancen durch ein intensives Netzwerk derFörderung in unserer Stadtgesellschaft erhalten.

10. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll durch seine Elterndank einer intensiven Elternbildung qualifiziert unterstütztwerden können.

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Jedes Kind braucht faire Zukunftschancen.

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1.1.Jedes Kind soll spätestens mit dem drittenLebensjahr eine Kindertagesstätte besuchenund dabei in seiner sozialen, körperlichenund sprachlichen Entwicklung individuell ge-fördert werden sowie ausreichende deut-sche Sprachkenntnisse bis zum Schulbeginnerwerben.

Aufgrund der besonderen Situation einer Großstadt wie Stutt-gart mit einem sehr hohen Anteil von Kindern und Jugend-lichen mit Migrationshintergrund sollen möglichst alle Kinderspätestens mit dem dritten Lebensjahr eine Kita besuchen.Denn dort ist eine persönliche Förderung, auch in Zusammenar-beit mit den Eltern, am besten möglich.

KrippenplätzeZugleich haben wir eine wachsende Nachfrage nach Krippen-plätzen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichternsollen. Die Stadt Stuttgart hat deswegen in den letzten Jahrenvor allem den Ausbau von Kleinkindangeboten vorangetrieben.Dank des beträchtlichen Investitionsvolumens verfügt die Stadtüber einen Versorgungsgrad von derzeit 23 Prozent für dieAltersgruppe bis zu drei Jahren.

Der Bund unterstützt den Ausbau der Kinderbetreuung undverabschiedete im September 2008 im Bundestag das Kinder-förderungsgesetz. Damit sollen der Ausbau eines qualitativhochwertigen Betreuungsangebotes in Deutschland beschleu-nigt und den Eltern Wahlmöglichkeiten eröffnet werden.

Bis zum Jahr 2013 sollen bundesweit 35 Prozent der unter Drei-jährigen einen Betreuungsplatz erhalten können. Ab 1. August2013 kommt ein Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderungin einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege für Kin-der ab dem vollendeten ersten Lebensjahr hinzu. Die Landes-hauptstadt Stuttgart hat in den zurückliegenden Jahren erhebli-che Anstrengungen unternommen, nicht nur den Rechts-anspruch für Drei- bis Sechsjährige zu erfüllen, sondern insges-amt das Angebot in der Kinderbetreuung zu verbessern. Nachunserer jetzigen Planung, die finanziell abgesichert ist, werdenwir bis 2010 durchschnittlich 35 Prozent der Kinder unter dreiJahren einen Krippenplatz anbieten können, bei den Drei- bisSechsjährigen liegt das Platzangebot bei über 105 Prozent.Davon sind 43 Prozent Ganztagesangebote (siehe 1.7).

Kita-AngeboteErfreulicherweise besuchen rund 90 Prozent der Kinder ab demdritten Lebensjahr eine Kita, ab dem vierten Lebensjahr sogarzirka 98 Prozent. Dank des beträchtlichen Investitionsvolumensder letzten Jahre stehen in Stuttgart insgesamt rund 30.000 Be-treuungsplätze im Alter von drei bis sechs Jahren zur Verfügung.

Die Nachfrage nach Ganztagesbetreuung im Alter bis zu sechsJahren steigt kontinuierlich, ebenso nimmt die Nachfrage nachstunden- oder tageweiser Betreuung, nach verlängerter Abend-betreuung und Samstagsbetreuung zu. Bei den Drei- bis Sechs-jährigen konnte die Versorgung mit Ganztagesplätzen von 22Prozent im Jahr 2000 auf 35,5 Prozent im Jahr 2008 verbessertwerden.

Sprachförderung in KindertagesstättenDie Stadt Stuttgart sieht bei der frühkindlichen ganzheitlichenErziehung noch einen großen Bedarf. Vor allem setzt sie auf in-dividuelle Förderung. Erhebliche finanzielle Mittel und hoheSubventionen werden dafür aufgebracht.

56 Prozent der Stuttgarter Kinder unter sechs Jahren sind nichtdeutscher Herkunft. Knapp die Hälfte aller 963 Stuttgarter Kita-Gruppen haben mehr als 50 Prozent Kinder aus Familien mitMigrationshintergrund; in 152 Gruppen übersteigt er 80 Pro-zent. Die Mehrsprachigkeit ist für viele Kinder, wie neuere For-schungen zeigen, keineswegs ein unlösbares Problem. Sie ge-hen in der Regel souverän damit um und halten zum BeispielSatzbau, Sprachmelodie und Wörter zweier verschiedener Spra-chen gut auseinander. Voraussetzung ist, dass sie ein variations-und kontrastreiches Sprachangebot in ihrer natürlichen Umge-bung vorfinden.

Die Sprachbildung wurde in Stuttgart von Anfang an als we-sentliches Element in der Bildungsförderung kleiner Kinder ver-ankert. Bereits bei der Eingewöhnung in den Kindertagesein-richtungen wird Sprache bewusst zum Aufbau einer Beziehungund als Orientierungswerkzeug für das Kind genutzt.

Die systematisch angelegte Sprachbildung wird gezielt durchSprachförderung vertieft, wie 1999 mit dem „Konzept zurganzheitlichen Sprachförderung“ begonnen und mittlerweile in85 städtischen Kitas praktiziert. Die regelmäßigen Sprach-standserhebungsverfahren SISMIK (für mehrsprachige Kinder)und SELDAK (für Kinder mit Deutsch als Muttersprache) liefernErkenntnisse über Sprachentwicklungsrückstände beim einzel-nen Kind und über pädagogisch sinnvolle Fördermaßnahmen.Sprachförderung bietet auf dieser Grundlage gezielte, aber im-mer noch spielerische Anregungen in Kleingruppen an. Zukünf-tig soll hierbei noch stärker auf Syntax und Morphologie geach-tet werden.

Obwohl so zahlreiche Maßnahmen getroffen werden, nimmtdie Zahl der Kinder seit Jahren zu, die bei ihrem Eintritt in dieGrundschule nicht in der Lage sind, fehlerfrei Deutsch zu spre-chen. Zusammen mit dem Land sollen so bald wie möglichstrukturierte Sprachstandserhebungen in allen Stuttgarter Ein-richtungen eingeführt werden. In der interkulturellen SituationStuttgarts verbindet sich die Sprachförderung mit anderenBildungskonzepten, wie zum Beispiel „Einstein in der Kita“.Schon 35 der insgesamt 79 Einstein-Kitas boten im Kindergar-tenjahr 2008/2009 Sprachförderung an. Bis 2010 soll es inallen Kitas, in denen der Anteil an mehrsprachig aufwachsen-den Kindern 50 Prozent übersteigt, gezielte Sprachförderunggeben. Um dies zu erreichen, erhalten ab September 2008 inStuttgart alle Gruppen in Kindertageseinrichtungen mit 50 Pro-zent und mehr Kindern mit Migrationshintergrund zusätzlicheMittel.

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Das Land Baden-Württemberg hat neue gesetzliche Regelungenzur Sprachstandserhebung verabschiedet. Danach sind für dieBeobachtung des Entwicklungsstands der Kinder ein verlässlichesDiagnoseverfahren sowie eine laufende Dokumentation durchErzieherinnen notwendig. Nach Eintritt in die Kita werden zu-nächst alle Kinder deutscher wie nicht-deutscher Herkunft hin-sichtlich ihres ganzheitlichen Entwicklungsansatzes erfasst. Dabeigilt es folgende Entwicklungsbereiche zu bewerten:� Motorik� Spielen und Aufnahmefähigkeit� Emotionale und soziale Kompetenz� Sprachvermögen

Auf der Basis eines qualifizierten Beobachtungsbogens ist dieDiagnose über den Entwicklungsstand eines Kindes im Sinnevon Meilensteinen am besten möglich.

Medizinische BeratungJe nach Untersuchungsergebnis werden mit den Eltern und Er-zieher/-innen zusammen mit dem untersuchenden Arzt die wei-teren Schritte festgelegt. Soweit es sich um einen medizini-schen Befund handelt, wird das Kind in ärztliche Händegegeben oder zum Beispiel zum Logopäden vermittelt. In einerVielzahl der Fälle geht es aber um eine gezielte Sprachförde-rung, die in Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen und Erzie-hern sowie den Eltern geleistet werden soll. Das Land stelltüber die Landesstiftung Zuschüsse für solche ergänzendeSprachförderung zur Verfügung. Darüber hinaus intensiviert dasLand die Aus- und Fortbildung der Erzieher für eine qualifizier-tere Sprachförderung.

Der Stuttgarter Weg

„Einstein in der Kita – unsere Kinderta-geseinrichtung als Ort für frühe Bildung, Forschergeist, Sprachwelten und Kultur“

Von 2002 bis 2005 wurde das „Einstein-Konzept“ an achtStuttgarter Laborkitas mit dem Institut „infans“ erprobt undwissenschaftlich begleitet. Grundlagen des Programms sindlangjährige Erfahrungen mit Sprachförderung und aktuelle Er-kenntnisse aus der Gehirnforschung. In den ersten drei Jahrenkamen 700 Stuttgarter Kinder in den Genuss dieses Förderpro-gramms. Für „Einstein in der Kita“ wurde die Landeshauptstadtim Oktober 2005 mit einem ersten Preis im Mc-Kinsey-Wettbe-werb „Alle Talente fördern“ ausgezeichnet. Aufgrund dieses Er-folgs, der durch den Praxisforschungsbericht wissenschaftlichbestätigt wurde, wird das Projekt in den nächsten Jahren aufalle städtischen Tageseinrichtungen ausgedehnt. Im Kindergar-tenjahr 2008/09 sind bereits 79 Kitas mit über 4.100 Plätzenam Umsetzungsprozess beteiligt.

FohlenpassMit dem „Fohlenpass“ beschreitet Stuttgarteinen neuen Weg zum erleichterten Über-gang vom letzten Kindergartenjahr in dieGrundschule. Der vom Jugendamt, Gesund-heitsamt und Schulverwaltungsamt konzi-pierte Fohlenpass ist ein Baustein innerhalb des Konzeptes „Einstein in der Kita“. Er gehört zur systematischen qualifiziertenBegleitung und Förderung von Kindern in Tageseinrichtungender Landeshauptstadt Stuttgart, damit sie erfolgreich in derGrundschule starten.

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Fohlenpassvon

Dunja und Vivien, Freundinnen aus verschiedenen Nationen im Hort an der Jakobsschule.

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Seit Herbst 2006 erhält jedes der rund 2.000 fünfjährigen Kin-der im Jahr einen Fohlenpass. Das kindgerechte Heft zeichnetdie Entwicklungsschritte auf und wird vom Kind selbst mitge-staltet. Es soll die Freude über seine Fortschritte zum Ausdruckbringen, Stärken und Interessen festhalten und gegebenenfallseine individuelle Förderung ermöglichen. Außerdem gibt derFohlenpass den erwachsenen Kooperationspartnern einen Ein-blick in die jeweilige Lebenssituation des Kindes und dokumen-tiert die kinderärztliche Begleitung. Zugleich enthält er aucheine inhaltliche Botschaft für die Grundschule des zukünftigenSchulkindes.

Künftig wird der Fohlenpass so weiterentwickelt, dass er dieneuen gesetzlichen Regeln des Landes mit der Pflicht der Doku-mentation des Entwicklungsstandes jedes Kindes integriert.

Kinderhaus St. Josef wird zweites Early Excellence CenterDie Heinz und Heide Dürr Stiftung, die seit 2001 in Kooperationmit dem Pestalozzi-Fröbel-Haus Early Excellence Modellprojektein Berlin unterstützt, hat ein zweites Early Excellence Center2007 im Kinderhaus St. Josef in Stuttgart eingerichtet. Damit istein Kinder- und Familienzentrum entstanden, das auch vomLand Baden-Württemberg als „Modellprojekt Bildungshäuser 3-10“ ausgewählt wurde. Zwar hat sich die Stadt Stuttgart bildungspolitisch für das Konzept „Einstein in der Kita“ ent-schieden, begrüßt aber die Initiative als innovativen Ansatz, umdie frühkindliche Bildung unter Einbeziehung der Eltern zu verbessern. 2008 wurde das Kinderhaus St. Josef für seine vorbildliche und wegweisende Elternarbeit mit dem 1. Preisbeim Stuttgarter Kita-Innovationspreis für Kindertagesstättenausgezeichnet.

educcare – Kindertagesstätte als UNESCO-ProjektschuleDie educcare Bildungskindertagesstätte Hasenbergstraße imStuttgarter Westen ist eine bilinguale Einrichtung mit 70 Kin-dern aus 20 Nationen zwischen sechs Monaten und sechs Jah-ren. Die Beiträge entsprechen denen der Stadt Stuttgart und er-möglichen so einen breiten demokratischen Zugang. Das Teamarbeitet nach dem educcare Bildungs- und Erziehungskonzept.

Die Stuttgarter Kindertagesstätte educcare ist die erste und bisher einzige Kindertagesstätte in Deutschland, die von derUNESCO in das Netzwerk der Projektschulen aufgenommenwurde. UNESCO-Projektschulen stehen für Bildungseinrichtun-gen, die sich vorbildlich für Bildung in den Bereichen Men-schenrechte, Kultur und Umwelt sowie für die Erziehung zurToleranz engagieren. Die Kinder lernen, sich aktiv in die Ge-meinschaft einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.Als mitarbeitendes Mitglied im Netzwerk der UNESCO-Projekt-schulen verpflichtet sich die educcare BildungskindertagesstätteStuttgart Hasenbergstraße, die Ziele der UNESCO nachhaltig zuverfolgen.

Kinderbücherei der StadtDie Stuttgarter Kinderbücherei im Wilhelmspalais und in denStadtteilbüchereien unterstützt die Bildungsziele der Stadt. Siefördert ganzheitlich die Lesemotivation, will Freude am spieleri-schen Umgang mit Sprache wecken und vermittelt Kindern ei-nen kompetenten Umgang mit allen Medien. Die StadtbüchereiStuttgart erreicht inzwischen rund 50 Prozent aller Kinder undJugendlichen im lesefähigen Alter. Dass viele Kinder gerne Bü-cher lesen, belegen die steigenden Nutzungszahlen. Mit über1,8 Millionen Entleihungen im Jahr 2007 erreichte die Kinder-

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Die Stadtbücherei richtet alljährlich den Vorlesewettbewerb aus.

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bücherei 32 Prozent der Gesamtausleihen der Stadtbücherei,davon 71 Prozent Kinderbücher. In den Stadtteilbüchereien lagdie Nutzung durch Kinder zwischen 35 und 45 Prozent.

Zu diesen erfreulichen Ergebnissen haben sicher die fantasievol-len, didaktischen Vermittlungsaktivitäten beigetragen. Allein2007 gab es 2.252 Angebote wie Medienrallyes, „Storytelling“und multimediale, teilweise auch mehrsprachige Bilderbuch-shows und interaktive Erzählspiele, bei denen Kinder in die Ge-schichten eingebunden und zum Mitspielen animiert werden.Hinzu kommen Begegnungen mit Autoren sowie das erfolgrei-che Stuttgarter Vorleseprojekt „Leseohren aufgeklappt“ undVeranstaltungen wie der Astrid-Lindgren-Tag im Herbst 2007.Die Kinderbüchereien beteiligen sich an Kinderfesten, an derStuttgarter Kinder- und Jugendbuchwoche, am InternationalenKinderfest auf dem Marktplatz, dem Weltkindertag in denStadtteilen sowie an der Kidsweek. Sie organisieren den Vorle-sewettbewerb des Deutschen Buchhandels, eine der ältestenAktionen zur Leseförderung, zu der der Börsenverein des Deut-schen Buchhandels jährlich aufruft.

Daneben ermöglichen alle Kinderbüchereien den kostenfreienZugang zum Internet und bieten multimediale Lernsoftware.Etwa 700 Lese- und Lernkisten zu ausgewählten Themen wur-den 2007 für den Einsatz in Schule und Kindergarten zu-sammengestellt, 40 Prozent mehr als 2005. Die Fahrbüchereimit ihren zwei Bücherbussen betreut über 70 Schulen und Kin-dergärten in Stadtteilen ohne ortsfeste Stadtteilbücherei.

Ehrenamtliches Engagement

Leseohren e. V. – das Stuttgarter VorleseprojektDas Stuttgarter Vorleseprojekt vereint die beiden 2002 gegrün-deten Initiativen „Leseohren aufgeklappt“ und „Zeit für Kin-der“. Dank der erfolgreichen Kooperation aus Stadtbücherei,Staatlichem Schulamt, Jugendamt, Literaturhaus und Breunin-ger Stiftung werden Kinder unabhängig von sozialer Herkunftund Bildung erreicht. Inzwischen lesen rund 230 ehrenamtlicheVorlesepaten in 18 Büchereien, 32 Schulen, 59 Kindergärtenund bei öffentlichen Veranstaltungen vor. Allein 2007 gab esrund 7.000 Vorleseeinsätze für 30.000 Kinder. Der Verein Lese-ohren e. V. wählt die Vorlesepaten aus, organisiert Fortbil-dungsveranstaltungen und berät bei der Auswahl geeigneterLiteratur. Durch die Unterstützung der Breuninger Stiftung, derRobert Bosch Stiftung, dem Förderverein KinderfreundlichesStuttgart e. V., Spenden und Mitgliedsbeiträgen ist es gelun-gen, das Projekt finanziell zu sichern. Seit März 2008 kanndurch die Unterstützung der Louis Leitz Stiftung zusätzlich wie-der verstärkt muttersprachliches Vorlesen – in türkischer Spra-che – stattfinden. Im Rahmen des Stuttgarter Kinderfonds er-hielt die Initiative weitere Finanzsicherheit für die nächstenJahre.

Im Jahr 2006 wurde der Verein mit dem deutschen Vorlesepreisin der Kategorie „erfolgreichster Beitrag zur Integration“ ausge-zeichnet; im Sommer 2007 war der Verein zum Sommerfest desBundespräsidenten im Schlosspark von Bellevue eingeladen.

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Heidrun Stohrer ist eine der ehrenamtlichen Lesepatinnen.

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1.2.Jedes Kind soll beim Übergang vom Kinder-garten zur Grundschule dank einer engenZusammenarbeit der Erzieher/-innen mit denLehrer/-innen individuell begleitet werden.

Um den Übergang von Kindertagesstätten zur Grundschule zuerleichtern, soll dieser durch verbindliche Absprachen zwischenKitas und Grundschule verzahnt und verbessert werden. Ziel istes, dass alle Kitas mit den jeweiligen Grundschulen möglichstbald eine verbindliche pädagogische Zusammenarbeit entwi-ckeln und vereinbaren.

Pädagogische Verbünde Stuttgart

Im Modellprojekt „Bildungshaus 3-10“ des Landes ist eine För-derung aller Kinder vorgesehen, vor allem im letzten Kindergar-tenjahr und im ersten Grundschuljahr. Dies soll auch die Grund-lage der pädagogischen Verbünde Stuttgart sein. Auch hierwerden die Grundschulen mit den Kitas im gemeinsamen Ein-zugsgebiet zusammenarbeiten. Die Kitas und die Grundschulewerden gemeinsam ein pädagogisches Konzept entwickeln,das der inhaltlichen Ausrichtung der Landesmodelle „schulreifesKind“ und „Bildungshaus 3-10“ entspricht.

Die Maria Montessori-Schule Hausen und die Tagesein-richtung beim Fasanenhof liegen in unmittelbarer Nähe undsind sogar mit einem Gang verbunden. Mit dem „PädagogischenVerbund“ verfolgen beide Einrichtungen das Ziel, die bereitsbestehende Kooperation zu erweitern, darin neue Wege zubeschreiten und die individuelle Förderung der Kinder zu inten-sivieren. Im Kindergarten begonnene Projekte zur Sprachförde-rung sollen in der Schule ihre Fortsetzung erfahren. Orientie-rungsrahmen und Bildungsplan, die in ihren Zielsetzungen undpädagogischen Grundsatzfragen eine Einheit bilden und aufein-ander abgestimmt sind, stellen für alle im Projekt vorgesehenenAktionen die Grundlage dar. Die Schule, die bereits seit 1997am Projekt „Schulanfang auf neuen Wegen“ teilnimmt, bietetmit ihren jahrgangsgemischten Anfangsunterrrichtsklassen undihrer halbjährlichen Einschulung nahezu ideale Rahmenbedin-gungen für einen pädagogischen Verbund.

Je früher die Förderung, desto erfolgreicher die Bildungsbiografie.

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1.3.Jedes Kind und jeder Jugendliche soll sichentsprechend seinen Begabungen musisch-kulturell bilden und entfalten können.

Neben der sprachlichen Bildung kommt auch dem Bereich dermusischen, kulturellen sowie wissenschaftlichen Bildung für dieEntwicklung jedes Kindes eine wichtige Rolle zu. In Stuttgartgibt es in den Bereichen Musik, Theater, Kunst und Wissen-schaft vielfältige Angebote, zum Teil unentgeltlich oder so sub-ventioniert, dass sie für jedes Kind und jeden Jugendlichen be-zahlbar sind. Für finanziell schwächere Familien bietet dieBonuscard zusätzliche Förderung.

Musik

Stuttgarter MusikschuleDie Stuttgarter Musikschule unterrichtet derzeit 1.200 Vorschul-kinder in der Elementaren Musikpädagogik. 3.300 Schülerinnenund Schüler sind im Vokal- und Instrumentalunterricht einge-schrieben und 1.050 Kinder und Jugendliche musizieren in ei-ner der 75 Mitspielmöglichkeiten wie Symphonie- und Blasor-chester, in diversen Kammermusikgruppen oder in Pop-, Jazz-und Bigbands. Ein reger nationaler und internationaler Jugend-kulturaustausch unter den Ensembles und Orchestern unter-stützt die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugend-lichen. 76 Musikschullehrerinnen und -lehrer bieten Unterrichtin 36 verschiedenen Fächern an, angefangen bei der Blockflötebis hin zur Tuba. Regelmäßige pädagogische und künstlerischeFortbildungen gewährleisten einen qualitativ hochwertigenMusikunterricht.

Die Stuttgarter Musikschule ist eine Bildungseinrichtung derLandeshauptstadt Stuttgart. Sie bietet theoretische Fächer so-wie Instrumental- und Ensembleunterricht. Darüber hinaus be-reitet sie talentierte Jugendliche auf das Musikstudium vor. DerHauptsitz der Schule mit der Schulleitung und den zentralenVerwaltungs- und Unterrichtseinrichtungen befindet sich imTREFFPUNKT Rotebühlplatz in der Stadtmitte. Ergänzend gibtes zwölf Stadtteilmusikschulen mit eigenen Häusern und zahl-reichen dezentralen Unterrichtsstätten in allen Stadtbezirken.

Die Stuttgarter Musikschule kooperiert mit über 20 allgemeinbildenden Schulen, von der Förderschule bis zum Gymnasium.Derzeit sind über 500 Schülerinnen und Schüler in diesem Ko-operationsbereich eingeschrieben. In der Elementaren Musikpä-dagogik arbeitet sie mit 30 Kindergärten und Kindertagesstät-ten zusammen, in städtischer wie auch privater Trägerschaft,zum Beispiel der Sternchenkrippe des Daimler-Konzerns. DieMusikschule steht außerdem in enger Verbindung mit Vereinender Laienmusik. Kooperationsveranstaltungen mit weiterenPartnern aus der freien Wirtschaft, zum Beispiel der Hotelkette„Le Meridien“ oder dem Bosch-Konzern und dem Daimlerkon-zern, ergänzen das Netzwerk im Bereich der musikalisch-kultu-rellen Bildung der Stuttgarter Musikschule.

In der studienvorbereitenden Ausbildung und in der Begabten-klasse werden insgesamt 30 Kinder und Jugendliche besondersgefördert und speziell auf die Aufnahmeprüfung an einerMusikhochschule vorbereitet. Jährlich stellt die StuttgarterMusikschule rund zehn Prozent der ersten Preisträger Baden-Württembergs beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“.Durch einen Elternbeirat und einen Förderverein erfährt dieStuttgarter Musikschule eine zusätzliche Unterstützung durchehrenamtlich tätige Eltern und Freunde. Eine neu gegründeteStiftung „Stuttgarter Musikschule“ fördert darüber hinaus dieArbeit und bildet mit den zwei Vorgenannten eine Lobby fürdie qualitativ hochwertige musikalische Bildung von Kindernund Jugendlichen in Stuttgart.

Das Angebot an Plätzen und das stadtweite Netz an Außenstel-len und Stadtteilmusikschulen werden weiter ausgebaut. Mitden vom Gemeinderat 2007 zusätzlich genehmigten sechs vol-len Musikschullehrerstellen konnten bereits weitere Schülerin-nen und Schüler in der Stuttgarter Musikschule aufgenommenwerden. Neue und innovative Unterrichtskonzepte werden ent-wickelt, vor allem im Bereich der musikalischen Bildung für so-zial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Parallel dazu bautdie Musikschule ihre Kooperationen mit zahlreichen Kindergär-ten, allgemein bildenden Schulen, Vereinen und kulturellen Bil-dungseinrichtungen in Stuttgart weiter aus.

Alle zwei Jahre veranstaltet die Musikschule das StuttgarterKindermusikfest. In Zusammenarbeit mit der StaatlichenHochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, denStuttgarter Philharmonikern und weiteren Partnern entsteht einabwechslungsreiches musikalisches Programm aus über70 Veranstaltungen. Dieses Festival, das allein im Jahr 2006mehr als 10.000 Kinder besucht haben, ist einzigartig in derBundesrepublik.

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Rund 4.500 Kinder und Jugendliche besuchen die Musikschule.

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Stuttgarter PhilharmonikerZum Bildungsauftrag der Stuttgarter Philharmoniker gehörenKinder- und Familienkonzerte, zum Beispiel speziell für die Al-tersgruppe der Grundschüler. Die Kinder werden zum Teil aktivin das Geschehen miteinbezogen. Im Herbst 2007 wurde erst-mals eine Kinderoper (Rossinis „Aschenputtel“ in einer eigensbearbeiteten Fassung) vor insgesamt etwa 4.000 Zuschauernaufgeführt. Pro Spielzeit stehen in meist zwei verschiedene Pro-duktionen zirka 8.000 Plätze zur Verfügung.

Für Jugendliche ab zwölf Jahren bietet die Reihe „Lauschangriff– Stuttgarter Jugendkonzerte“ eine Auswahl aus dem klassi-schen Konzertrepertoire. In den moderierten Konzerten tretenaußer dem Orchester auch Kammermusikformationen und dasJugendsinfonieorchester der Stuttgarter Musikschule auf. Bei„Orchester hautnah“ können Kinder und Jugendliche die Arbeitder Musiker aus nächster Nähe erleben. Außerdem gibt es öf-fentliche Proben und Schulbesuche.

Seit Dezember 2007 besteht zwischen den Stuttgarter Philhar-monikern und dem Jugendsinfonieorchester der StuttgarterMusikschule ein offizieller Patenschaftsvertrag, in dessen Rah-men auch gemeinsame Proben und Konzerte realisiert werden.

Chöre, Musikvereine, Karnevalvereine,Narrenzünfte und Spielmannszüge

Kindern, die sich für Singen und Musizieren begeistern, ste-hen die zahlreichen Kinder- und Jugendchöre in den Kirchen-gemeinden oder den Gesang- und Musikvereinen offen. Aus-schließlich für Jungen gibt es die drei Knabenchöre Stuttgarter

Hymnus-Chorknaben, Collegium luvenum Stuttgart und Bel-canto Knabenchor, für Mädchen die Mädchenkantorei derDommusik St. Eberhard. Kinder, die gerne ein Instrumentspielen, können einem der zahlreichen Blasmusikvereine bei-treten und sich im „Lehrgangsorchester“ des Blasmusikver-bands verbessern. Diese Angebote ergänzen und erweiterndie Arbeit der städtischen Musikschule. Auch die Karnevalver-eine, Narrenzünfte und Spielmannszüge bieten Kindern undJugendlichen vielfältige musikalische Betätigungsmöglichkei-ten. Dank der großen Bandbreite und Vielfalt der StuttgarterVereinskultur haben Kinder und Jugendliche in fast allenStadtteilen vor Ort die Möglichkeit, ihrer Musikbegeisterungnachzugehen.

Kleine Leute – Große TöneDas Musikpatenschaftsprojekt „Kleine Leute – Große Töne“ desKuratoriums und Fördervereins Kinderfreundliches Stuttgart e. V.fördert musikalische Erziehung und Erfahrung in Tageseinrich-tungen für Kinder. Seit Herbst 2005 besuchen Berufsmusikerehrenamtlich Kindertageseinrichtungen und musizieren dortgemeinsam mit Kindern und Erzieher/-innen, um so Freude anMusik zu wecken. 2008 konnte das Projekt aufgrund der Förderung durch die PwC Stiftung ausgeweitet werden: Ziel ist es, allen Stuttgarter Kindern im Alter von vier bis sechsJahren die Möglichkeit zu geben, Streich-, Zupf-, Blas-, Tasten,-und Schlagwerkinstrumente einschließlich der Singstimme kennen zu lernen. Besuche von Orchesterproben zum Beispielbei den Stuttgarter Philharmonikern oder auch beim Radio Sinfonieorchester des Südwestrundfunks sind in das Projekt eingeschlossen.

Die Kinder- und Jugendkonzerte im Gustav-Siegle-Haus sind immer gut besucht.

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Jugendhäuser und Popbüro Region StuttgartSeit mehr als vier Jahren fördert das Popbüro Region Stuttgartviele Bands und Jugendliche in Stuttgart und der Regiondurch Beratung, Vermittlung und Angebote von Proberäu-men. Zentrale Aufgabe ist die Förderung von Popkultur,Künstlern und Nachwuchsarbeit. Die Beratungs- und Vermitt-lungsangebote richten sich auch an Kinder und Jugendliche,die beispielsweise in Jugendbands musizieren. Der Bandför-derpreis „Play Live“ gehört ebenso zur Arbeit des Popbüroswie das Thema „Popmusik und Schule“. Im Rahmen des Wett-bewerbs Music Award Region Stuttgart (MARS) für kreativeProjekte und Konzepte wurde 2006 ein Sonderpreis für dasbeste Popmusikkonzept an einer Schule vergeben.

Das Popbüro knüpft dabei an verschiedene Aktivitäten im Be-reich der Musikförderung an. Die Stuttgarter JugendhauseGmbH als eine der Trägerinnen mit über 40 Jugendhäusernermöglicht zum Beispiel vielen Jugendlichen ihre Räumlichkei-ten zu Probezwecken zu nutzen. Maßgebliche Förderer desPopbüros sind das Kulturamt und die Wirtschafts- und Ar-beitsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart.

Theater

Die rund 40 Stuttgarter Theater haben kindgerechte Angeboteim Repertoire: regelmäßige Inszenierungen speziell für Kinder,Liedermärchen und Liedertheater zum Mitsingen, eine monatli-che Kinderbühne mit Theateraufführungen, Clownsspielen oderKindertheaterworkshops in den Ferien und einen Kinderspiel-club.

Hinzu kommen noch rund 50 Theater ohne feste Spielstätte, dieebenfalls Kinder- und Jugendthemen in ihrem Spielplan führen.

Kulturzentrum „Unterm Turm“ Stuttgart eröffnete 2004 mit dem Kulturzentrum „UntermTurm“ eine Kultureinrichtung, die mitten in der Stadt auf einerNutzfläche von 7.000 Quadratmetern fünf verschiedene Institu-tionen unter einem Dach vereint. Drei Theater und zwei kultur-pädagogische Einrichtungen bereichern seither das StuttgarterKunst- und Kulturleben: das Kinder- und Jugendtheater „JungesEnsemble Stuttgart (JES)“, das renommierte Theater „tri-bühne“,das Zentrum für Figurentheater FITZ!, die JugendkunstschuleKinderwerkstatt e. V. (JuKuS) und der MuseumspädagogischeDienst „mu*pä*di“. Alle fünf Einrichtungen sehen sich als eineEinheit, die eng zusammenarbeitet, um Kindern, Jugendlichenund Erwachsenen ein spannendes Kulturerlebnis zu bieten.

Kinder- und Jugendtheater JESIm JES wird nicht nur erfolgreich Theater für Kinder und Ju-gendliche gespielt, sondern auch mit ihnen. Dafür steht eingroßer theaterpädagogischer Bereich, der mit Spielclubs, Werk-stätten, Vor- und Nachbereitungen und Workshops Menschenaller Generationen in der Kunst des Spielens und in der Kunstdes Zuschauens gleichermaßen fördert. Gemeinsam mit denLehrkräften der Schulen geht JES neue Wege in der Theater-arbeit. Konkret bedeutet das, Spielräume zu gestalten, die aufdas Theater neugierig machen. Wichtig ist der direkte Kontaktmit den Lehrern beziehungsweise den Theaterlehrern vor Ort. Die Stuttgarter Schülertheatertage „drama 27“ sind mittlerweile

zu einem festen Bestandteil der kulturellen Angebote in Stutt-gart geworden. Entscheidend für die Einladung zu „drama 27“sind sowohl die Qualität der Inszenierung, als auch die Arbeits-weise, die Gruppendynamik sowie die Spielfreude der jungenAkteure. Internationale Vernetzungen mit dem Festival „SchöneAussicht“, mit Gastspielen aus ganz Europa und mit Koopera-tionen wie mit dem New International Encounter (NIE) im Früh-jahr 2009 eröffnen der Kinder- und Jugendtheaterarbeit inStuttgart weitere künstlerische und pädagogische Perspektiven.Am JES haben schon jetzt Regisseure und Choreographen ausden Niederlanden und Belgien, aus Bulgarien und Schweden,aus England und der Schweiz gearbeitet.

Theatergutschein für alle Stuttgarter ErstklässlerJährlich erhalten alle Stuttgarter Erstklässler bei ihrer Einschu-lung vom Oberbürgermeister einen Geschenk-Gutschein für dasKinder- und Jugendtheater JES. Damit können die Kinder dasTheater kennen lernen und bei einer Aufführung nach eigenerWahl erleben, wie spannend ein Spiel auf der Bühne ist, wennman live dabei sein kann.

Kunstvermittlung

Museumspädagogischer DienstSeit 30 Jahren sorgt der Museumspädagogische Dienst dafür,dass junge Stuttgarterinnen und Stuttgarter Verständnis fürKunst und Kultur entwickeln können. 1990 eröffnete der„mu*pä*di“ eine eigene Kunstwerkstatt, die seit Mai 2004 ingroßzügigen Räumen im Kulturareal „Unterm Turm“ unterge-bracht ist. Über 30.000 junge Menschen nutzten allein im Jahr2007 eines der 1.800 Angebote. Rund 80 freie Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter führen Kinder durch die verschiedenenMuseen und Sammlungen der Stadt und machen in museums-pädagogischen Aktionen und Projekten kulturgeschichtliche Zu-sammenhänge erlebbar.

„Kunst für Kids“Neben dem Angebot im Sommerferienprogramm „Kunst fürKids“ bietet der mu*pä*di seit 2006 auch in den Faschings-, Oster-, Pfingst- und Herbstferien Workshops an. Seit 2005 ar-beitet er außerdem mit dem Kunstmuseum Stuttgart zusam-men, zum Beispiel bei den Veranstaltungsreihen „Familiensonn-tag“, „Großelterntag“, „Drop & Shop“ sowie dem Jugend-kunstclub „Crumpled Paper“ für besonders interessierte Ju-gendliche. Durch Sparten übergreifende Kooperationen mitTheaterpädagogen und Figurenspielern entwickelt sich dermu*pä*di zu einem kulturpädagogischen Dienst.

Kinder-Kunst-Karte„Komm Mit!“ heißt die neue Jahreskarte für Kinder, die dasKunstmuseum Stuttgart zusammen mit der Kinderbeauftragtender Stadt Stuttgart allen Kindern bis zwölf Jahre anbietet. Damitkann ein Kind eine erwachsene Begleitperson nach Wahl aufeine Entdeckungstour in das Kunstmuseum einladen. Egal obEltern, Verwandte oder Freunde, jeder kann auf Einladung einKind begleiten, ohne Eintritt zu bezahlen. Die Kinder-Kunst-Karte kostet pro Kind 10 Euro Jahresgebühr und berechtigtzum Eintritt in die Sammlung und alle Sonderausstellungen.

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Jugendkunstschule Kinderwerkstatt e. V.Die Jugendkunstschule Kinderwerkstatt e. V. (JuKus) bietet seit1972 Kunstkurse an. Ihr stehen im Kulturzentrum „Unterm Turm“Aktionsräume und Werkstätten zur Verfügung, in denen Kinderund Jugendliche ab dem vierten Lebensjahr kreativ sein können.In der Jugendkunstschule lernen Kinder eine breite Palette krea-tiver Möglichkeiten und Ausdrucksformen kennen. Ihre Fähig-keiten werden gefördert und gefordert, die Fantasie angeregtund ihnen wird zu einem konzentrierten, engagierten und ei-genverantwortlichen Arbeiten verholfen. Sie werden dabei unter-stützt, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und sie zu verwirklichen.Die jüngsten Teilnehmer sind Vorschulkinder. In der ästheti-schen Früherfahrung lassen sie sich von Farben und Formenverzaubern und bringen ihre Wahrnehmung spielerisch zumAusdruck.

In den Kursen für Schulkinder und Jugendliche wird mit denunterschiedlichsten Techniken und Materialien experimentiert.Dabei legt die JuKus Wert auf die Erfahrung, mit vielen gemein-sam ein Gruppenprojekt zu realisieren, also die eigenen Ideenund Fantasien in eine Gemeinschaftsarbeit zu integrieren.

In den vergangenen Jahren arbeitete die JuKuS mit Kitas undGrundschulen sowie größeren Partnern zusammen. So über-nahm sie die Bühnengestaltung für die Aufführung des Kinder-musicals „Babar der kleine Elefant" der Stuttgarter Philharmoni-ker und des Musicals „Konferenz der Tiere" der StuttgarterMusikschule.

Volkshochschule Stuttgart (vhs)Die vhs Stuttgart bietet mit ihrem „Treffpunkt Kinder“ ein fami-lien- und kinderorientiertes Programm, das von einem Kinder-betreuungsangebot über kreative Kunstprojekte bis hin zu Vor-führungen von Kinderfilmen reicht.

In den Kinderwerkstätten können Kinder bereits ab drei Jahreninteressante und vielfältige künstlerische und handwerklicheAngebote in einem spielerischen Rahmen kennen lernen. Beiden ganz Kleinen dürfen auch die Eltern mit dabei sein. Besu-che in der Staatsgalerie und dem Kunstmuseum Stuttgart wer-den auch als Familienangebote durchgeführt.

Die Kinderwerkstatt des KünstlerhausesStuttgart e. VIn der Kinderwerkstatt des Künstlerhauses können Kinder undJugendliche im Alter zwischen fünf und 15 Jahren unter Anlei-tung einer Künstlerin oder eines Künstlers Materialien undTechniken in freier und spielerischer Weise verarbeiten und er-proben. Der Fundus hält Werkstoffe für Malerei, Zeichnung,Collage und Druck sowie für plastische Experimente in Gips,Holz, Ton und Pappmaché bereit. Die Entwicklung der eigenenGestaltungskraft und des Ausdruckswillens steht dabei imVordergrund. Es geht dabei weniger um das Endprodukt undtechnische Fragen, sondern um den individuellen Prozess beider Arbeit und die jeweils eigene Symbolik. Diese prozessorien-tierte Arbeitsweise ermöglicht den Kindern, sich längerfristigmit einem Thema oder einem Material zu beschäftigen.

Wissenschaft

KinderuniversitätSeit dem Wintersemester 2007/2008 veranstalten die beidenStuttgarter Universitäten gemeinsam die Kinder-Universität Hohenheim-Stuttgart für interessierte Acht- bis Zwölfjährige.Mit ausgesuchten Fragestellungen zeigen Dozenten, wie span-nend Wissenschaft und Forschung sein können. Gleichzeitiglernen die Schülerinnen und Schüler den Hochschulalltag kennen. Wie „echte Studenten“ erhalten alle Kinder einen Studierenden-Ausweis und können sich vor der Vorlesung inder Mensa erfrischen. Mitveranstalter der Kinder-Universität ist die Initiative zur Förderung Hochbegabter Kinder e. V. Stuttgart, Medienpartner ist die Stuttgarter Zeitung. Die Landeshauptstadt wird künftig ergänzend zum VorlesungsstoffBesichtigungsangebote in Stuttgart und über die Kinder- undJugendakademie vertiefende Workshops anbieten.

Fehling-LaboratoriumDas Fehling-Laboratorium ist ein gemeinsames Projekt der Fa-kultät Chemie der Universität Stuttgart und des Instituts für Di-daktik der Naturwissenschaften an der Universität Hohenheim.Unterstützt wird es durch das Ministerium für Wissenschaft,Forschung und Kunst, das Ministerium für Kultus, Jugend undSport, das Oberschulamt Stuttgart sowie den Fonds der chemi-schen Industrie. Förderung, Fortbildung und Ausbildung durchChemie zum Mitmachen sind die Ziele des Stuttgarter Experi-mentierlabors, das sich an Kinder und Jugendliche in den Schu-len wendet, sich aber auch um die Fortbildung von Lehrern undAusbildung von Lehramtsstudenten kümmert. Im „Fehling-La-boratorium“ der Universität Stuttgart haben bereits über18.000 Kinder aus 740 Schulklassen unter fachlicher Betreuungchemische Versuche durchführen können.

PlanetariumIm Carl-Zeiss Planetarium in Stuttgart erwartet die Kinder und El-tern die Welt der Sterne. Das Planetarium im mittleren Stadtgar-ten verfügt über 277 dreh- und kippbare Sessel, die kreisförmigangeordnet sind. In der Mitte ist der Planetariumsprojektor instal-liert, der die beeindruckenden Bilder an die Kuppel projiziert. DasProgramm wechselt regelmäßig und ermöglicht so eine abwechs-lungsreiche und stets lehrreiche Unterhaltung. Speziell für Kinderab fünf Jahren gibt es ein eigenes Programm jeweils samstagsund sonntags um 14 Uhr, das die Kinder auf einfache Art undWeise mit den kosmischen Erscheinungen vertraut macht. ÄltereKinder und Erwachsene eignen sich in den StandardprogrammenWissen über die Entstehung der Sterne an, bestaunen den Ster-nennebel oder verfolgen den Jahresverlauf der Gestirne. In Kom-bination mit ausgewählter Musik werden auch Lasergraphikenund optische Effekte präsentiert. Diese Laservisionen sind ein be-sonderes Erlebnis für die ganze Familie. Rund um den Kuppel-raum laden mehrere Räume in Ausstellungen ein.

2007 haben circa 40.000 Kinder und Erwachsene die fünf unter-schiedlichen Kinderprogramm Programme für Fünf- bis Neunjäh-rige besucht. Das Planetarium eignet sich sehr gut, Schülern allerAltersstufen in speziellen Schulvorführungen die Grundlagen derHimmelskunde plastisch zu vermitteln. Nach jeder Vorführungbesteht die Möglichkeit, Experten vor Ort zu befragen.

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Kinder- und Jugendakademie StuttgartDie Kinder- und Jugendakademie Stuttgart ist eine Stiftung desKultusministeriums Baden-Württemberg und der Stadt Stutt-gart. Sie fördert mit schulartübergreifenden Förderangeboteninteressierte und begabte Grundschulkinder. So gibt es Veran-staltungen mit mathematisch-naturwissenschaftlichen, techni-schen, multimedialen Inhalten, aber auch Sprachkurse und Angebote aus den musischen und geisteswissenschaftlichenBereichen. Eine Erweiterung für Jugendliche der SekundarstufeI ist geplant. Die Kinder- und Jugendakademie Stuttgart leistetdamit einen Beitrag zur kontinuierlichen Langzeitförderung besonders begabter Kinder und Jugendlicher.

Kindermuseum ExploratoriumDer Verein Exploratorium, Kinder- und Jugendmuseum Stutt-gart und Region e. V. bietet seit 1997 wechselnde Ausstellun-gen an, die zum Mitmachen und Experimentieren einladen undmittlerweile bereits 180.000 Besucher anlockten, darunter vieleSchulklassen und Kindergartengruppen. „Hands on – Minds on,wir öffnen Welten neuer Einsichten“ ist dabei der Leitgedanke.„Experimenta – Physik für die Sinne“, „Artespace – ein interakti-ver Kunst-, Spiel- und Lernraum“ und „Ganz Ohr – Haste Töne“sollen zum Forschen, Nachdenken und Experimentieren anre-gen. Ausstellungsorte waren unter anderem das Haus der Wirt-schaft, das Kammertheater, das Römerkastell und der TREFF-PUNKT Rotebühlplatz. Im Jahr 2008 zeigte das Kindermuseumdie interaktive Ausstellung „zwei mal drei macht vier“ in Koope-ration mit der Kunststiftung Baden-Württemberg. Neue interak-tive Ausstellungskonzepte sind in der Entwicklung, unter ande-rem zu den Themen „Medien“ und „Chemie für die Sinne“.

Film

Internationales Trickfilm Festival „Tricks for Kids“Jedes Frühjahr werden bei der Programmreihe „Tricks for Kids“ imRahmen des Internationalen Trickfilm-Festivals Filme für Kinderund Jugendliche im Alter von sechs bis 15 Jahren gezeigt. Nachden Vorführungen stehen Filmemacher und Animationskünstlerfür alle Fragen bereit. Zahlreiche Workshops ermöglichen zusätz-lich einen Einblick in die Entstehung von Trickfilmen.

Kinder vhsBeim vhs Kinderprogramm werden regelmäßig Kinderfilme fürverschiedene Altersstufen im TREFFPUNKT Rotebühlplatz ge-zeigt. In den Kindermedienwerkstätten können Kinder dagegenselbst aktiv werden. Beispiele sind die „Trickfilmwerkstatt“ abneun bis zwölf Jahre, die Kinderreporter und Workshops mitder Bluebox.

JugendhäuserMit 41 Kinder- und Jugendhäusern, sowie Kinder- und Jugend-treffs, mit weiteren mobilen Einrichtungen und 22 Abenteuer-spielplätzen und Jugendfarmen ist die Stuttgarter JugendhausGesellschaft der größte Träger offener Kinder- und Jugendar-beit in der Landeshauptstadt. In allen Stadtbezirken hat sie Kin-der- und Jugendhäuser, Treffs oder Projektbüros. Mit ihrer Ar-beit unterstützen und ergänzen die Jugendhäuser die Bildungs-angebote für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr in der Stadt.Sie bieten Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und Freiräumefür individuelle Begabungen.

Für mobile Einsätze gibt es vier kleine Transporter – „Mobifan-ten“ genannt. Sie haben viel Spielzeug und kreative Angeboteim Gepäck. Seit 2001 versorgt der Kinder- und JugendzirkusCircus Circuli die Stadtteile mit mobilen pädagogischen Aktio-nen. Vier Projektbüros setzen aktuelle Aufgaben aus den Berei-chen „Ehrenamtliches Engagement“, „Übergang Schule – Be-ruf“, „Politische Jugendbildung“ und „Großveranstaltungen“um. Kooperationen ermöglichen weitere Angebote, wie das erlebnispädagogische Projekt „move & do“, die Cannstatter INZEL oder das Popbüro im alten Römerkastell.

Die Zusammenarbeit mit den Schulen wächst kontinuierlich.1982 gestartet, sind heute Schulsozialarbeiter an zehn Grund-,Haupt-, und Werkrealschulen aktiv. An sieben weiteren Schulenverantwortet die Gesellschaft erweiterte Betreuungsangebote,die verlässliche Grundschule sowie die Betreuung von drei Hor-ten und die Ganztagsbetreuung an der Carl Benz Schule.Seit 2006 ist die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft Träger ei-nes Familien- und Stadtteilzentrums im Norden der Stadt.

Drei Beispiele aus der Praxis:� Beim Filmdrehen mit Medienexperten werden technisches

Wissen, räumliches Denken und erzählerische Ausdrucks-kraft geschult.

� Die technischen Werkstätten bieten professionelle Werk-zeuge – vom Schweißgerät über Siebdruckmaschinen biszum Lasercutter. Damit lassen sich handfeste Ergebnisse her-stellen, die die Kenntnisse in Physik, Technik und Handwerkvertiefen.

� Selbst die Kleinen werden früh gefördert: In Kinderkochkur-sen erfahren schon die Jüngsten, was gesunde Lebensmittelsind und lernen ganz nebenbei auch spielerisch Rechnen.Denn schließlich müssen die Mengenangaben eines Grund-rezeptes auf die Anzahl der zu bewirtenden Gäste umge-rechnet werden.

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Das Planetarium bietet spezielle Programme für Kinder.

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1.4. Jedes Kind und jeder Jugendliche sollvielfältige Möglichkeiten für Bewegungund Sport erhalten.Inzwischen gibt es eine wachsende Zahl von Kindern, die nichtzuletzt durch stundenlanges Fernsehen und Computerspiele er-hebliche körperliche Defizite wie Übergewicht, Haltungsschä-den, Koordinationsmängel und Konzentrationsstörungen auf-weisen. Ergänzend zu den körperlichen kommen dieintellektuellen und sozialen Probleme, die die Vereinsamungvor der „Glotze“ mit sich bringt.

Auch die Zahl derjenigen, die ernährungsabhängige Gesund-heitsstörungen wie Adipositas aufweisen, hat bundesweit erheblich zugenommen. Ungefähr jedes sechste Kind ist über-gewichtig und bislang ist kein Stillstand in dieser besorgniserre-genden Entwicklung erkennbar. Um diesen Defiziten zu begeg-nen, müssen Freiräume leichter zugänglich sein. Darüber hinausbedarf es aber auch der gezielten Sport- und Bewegungsange-bote speziell für Kinder und Jugendliche.

Leitziele der Bewegungs- und Sportförde-rung von KindernStuttgart hat für den Sport fünf Leitziele für alle Schichten derBevölkerung entwickelt. Von ganz besonderer Bedeutung dabeiist die Bewegungs- und Sportförderung für Kinder. Sportpäda-gogische Leitlinien sind Freude an der Bewegung, Bereitschaftzur Leistung, Gemeinschaft erleben, Fairplay erlernen und Ge-sundheit fördern.

Bewegungskonzept in den KitasAusgehend von einem ganzheitlichen Sportverständnis als Teilder Stuttgarter Bildungspartnerschaft steht die frühkindlicheEntwicklung im Fokus der Bewegungs- und Sportförderung.Zentrale Anknüpfungspunkte, um Eltern und Kinder für sportli-che Aktivitäten zu gewinnen, sind die Kindertagesstätten.Grundlage ist die Umsetzung des Orientierungsplans in allenStuttgarter Einrichtungen der Kindertagesbetreuung.

Einsteinkonzept zur motorischen Förderung Die gezielte und systematische Verknüpfung von Bewegungund Sprache ist im Konzept der ganzheitlichen Sprachförderungin Kitas seit Jahren Standard. Mit dem Bildungskonzept „Einstein in der Kita“ wurde ein weiterer Weg gefunden, die verschiedenen Entwicklungs- und Bildungsbereiche desOrientierungsplans zu einem integrativen, kontinuierlichen und handlungsbezogenen Konzept noch erfolgreicher miteinander zu verbinden.

BewegungsbaustellenUm mehr Bewegungsanreize in der frühkindlichen Erziehung zu geben, wurden in den städtischen Kitas flexible Bewegungs-baustellen eingerichtet. Mit der Bewegungsbaustelle sollen sichKinder mit einfachen Bauteilen wie Holzklötzen, Brettern, Kant-hölzern, Balken, Autoreifen, Schläuchen ihre eigenen Bewe-gungsmöglichkeiten zum Klettern, Schaukeln, Wippen, Rut-schen, Balancieren und Fahren schaffen können, um damit ihreBewegungskünste und Geschicklichkeit zu entwickeln. Die Be-wegungsbaustelle ist somit ein einfach umsetzbares Konzept,

das vor allem Kindern im Vor- und Grundschulalter attraktiveAngebote macht, ihre großräumigen Bewegungen zu aktivie-ren. Derzeit sind rund 100 Kitas mit einer Bewegungsbaustelleausgerüstet oder haben Bewegungselemente in ihren Einrich-tungen. Parallel dazu werden Fachkräfte geschult und qualifi-ziert. Ziel ist der weitere Ausbau solcher Bewegungsbaustellen.

Sportkindergärten – Bewegter KindergartenNeben zwei speziellen Sportkindergärten gibt es weitere Beispiele für nachhaltige Bewegungsförderung in Kitas. So werden derzeit in zehn Kindertageseinrichtungen Pilotpro-jekte unter dem Motto „Bewegter Kindergarten“ eingerichtet.Verschiedene Kitas nehmen auch am Bundessportprojekt undan Projekten in Kooperation mit verschiedenen Krankenkassenwie zum Beispiel AOK (Tiger Kids), Techniker Krankenkasse (Be-wegte Familie, bewegte Kita) und am Kinderturnfest teil.

Kinderschwimmen Seit Beginn des Jahres 2008 bieten die Kur- und BäderbetriebeStuttgart in sechs Hallenbädern und im LEUZE Mineralbad einkomplett neu gestaltetes Schwimmkurskonzept für Kinder an.Die Kinderschwimmkurse decken künftig alle Entwicklungssta-dien ab: Sie reichen vom Babyschwimmen und Angeboten fürKleinkinder bis hin zum Training und zur Abnahme der Deut-schen Jugendschwimmabzeichen. Speziell geschulte und vomDeutschen Schwimm-Verband zertifizierte Kursleiter gehen aufdas unterschiedliche Lerntempo ein und helfen vor allem unge-übten oder ängstlichen Kindern, sichere Schwimmer zu wer-den.

Insbesondere die Hallenbäder Leo-Vetter-Bad und Sonnenbergbieten Kurse an, die speziell auf Säuglinge und Kinder bis fünfJahre zugeschnitten sind. Beim Babyschwimmen, BlubberCluboder Bambinischwimmen sammeln die Kinder erste Erfahrun-gen im Wasser und fühlen sich darin zunehmend sicherer, bissie anschließend in der Lage sind, an einem richtigenSchwimmkurs teilzunehmen. Auch für ältere Kinder ab fünfJahren gibt es in den städtischen Hallenbädern Schwimmunter-richt. Ob Wassergewöhnung, Seepferdchen-Kurs, Bronze-, Sil-ber-, Gold- oder Stilkurs: Gut ausgebildete Fachkräfte vermit-teln in kleinen Gruppen von maximal acht Teilnehmern undnach den neuesten sportwissenschaftlichen Erkenntnissen dierichtigen Schwimmtechniken. Ein innovatives Lernkonzept spe-ziell für Kindertageseinrichtungen haben die Hallenbäder Hes-lach, Zuffenhausen und das Kinderland LEUZE erstellt: KreativeBewegungsspiele führen hier Kinder ab vier Jahren an das nasseElement heran und ermöglichen so erste Schwimmerfahrungenohne Leistungsdruck. Das Hallenbad Heslach bietet zudem einen Kurs an, der 15 Stunden Bewegungstraining und fünfUnterrichtseinheiten zur Ernährungsschulung umfasst, an derteilweise auch die Eltern teilnehmen.

Seit Januar 2006 gibt es das Kinderland LEUZE mit einer Gesamtfläche von rund 600 Quadratmetern. Ein Planschbeckenfür Kleinkinder sowie ein Nichtschwimmerbecken für die größeren Kinder bieten ein Badevergnügen für die ganze Familie. In Zusammenarbeit mit Pädagogen, Architekten und Eltern wurde hier ein pädagogisch orientiertes Konzept reali-siert, das sich von den üblichen Spaß- und Erlebnisbädern abhebt.

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Beim Wasserballtraining mit dem SV Cannstatt verliert man die Angst vorm Wasser.

Bewegungskonzepte in Schulen und VereinenDie Stuttgarter Schulen verfügen mit ihren Halb- und Ganztags-angeboten und Kooperationen mit unseren Sportvereinen übereine Vielzahl an Bewegungsangeboten, die den Sportunterrichtergänzen.

Um die Arbeit der Sportvereine zu ermöglichen beziehungs-weise zu erleichtern, hat die Stadt in den letzten Jahren mitgroßem Aufwand die Sportinfrastruktur verbessert, sei es durchNeubau oder Sanierung von Sporthallen, neue Bolzplätze undKunststoffrasenplätze oder durch Modernisierung und Erweite-rung der Stuttgarter Schwimmbäder und Schwimmhallen.

Bewegte Schule20 Stuttgarter Grundschulen nehmen an dem Projekt „Grund-schule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt“teil, das den Schülerinnen und Schülern unter anderem dieMöglichkeit gibt, 200 Minuten Sport pro Woche zu treiben. Bewegung und Sport sind an diesen Schulen feste Bestandteiledes Schulprogramms und prägen das alltägliche Schulleben.Die teilnehmenden Schulen verpflichten sich im Rahmen ihrerSchulentwicklung, neben der täglichen Bewegungszeit auchzunehmend qualifizierten Sportunterricht pro Kind pro Wocheanzubieten. Dies ist ein Gemeinschaftsmodell mit dem Landes-institut für Schulsport Baden-Württemberg.

Schulhöfe und Kitas Die Landeshauptstadt Stuttgart hat in den vergangenen Jahrenimmer mehr Schulhöfe auch für die Freizeit geöffnet. Derzeit sindfast 100 Schulhöfe in der unterrichtsfreien Zeit freigegeben, wei-tere sollen folgen. Die Schulhöfe eignen sich hervorragend fürSpiele, vor allem Ballspiele. Sie sind darüber hinaus sichere Orteund erhöhen zugleich die Identifikation mit der Schule.

Außerdem können Familien auch die städtischen Kindertages-einrichtungen sowie deren Gärten und Freiflächen täglich bis19 oder 20 Uhr und auch samstags nutzen. Damit stehen denKindern wohnortnah Spiel- und Freiflächen zur Verfügung.

Sportvereine

Erfreulicherweise bieten die rund 440 Sportvereine in allenStuttgarter Stadtbezirken eine Vielzahl von Sportarten für alleAltersstufen an. Die Stadt Stuttgart finanziert und fördert dieSportvereine in großem Umfang für ihre Kinder- und Jugendan-gebote.

„Stuttgarter-Sport-Spaß“Unter dem Titel „Stuttgarter-Sport-Spaß“ gibt es bei den Stutt-garter Turn- und Sportvereinen seit 1994 ein differenziertes undqualifiziertes Kursangebot für Mitglieder und Nichtmitglieder.Bei vielen Kursen wird die FamilienCard als Zahlungsmittel ak-zeptiert. Unter der Rubrik „Sport-Spaß für Kinder und Jugendli-che“ sind über 300 Sportangebote für Kinder gebündelt.

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Kooperationen Sportvereine und KitasIn Stuttgart steigt die Nachfrage nach kindgerechten Bewe-gungs- und Sportangeboten immer mehr. Deshalb kooperiereneinige Kitas im Rahmen des „Forum gesunde Stadt e. V.“ mitSportvereinen und Verbänden, zum Beispiel die Kindersport-schulen bei den Vereinen MTV Stuttgart, TV Cannstatt, TUSStuttgart und Sportvg. Feuerbach.

Gemeinschaftserlebnis SportDas Gemeinschaftserlebnis Sport des Sportkreises Stuttgart e. V.und der Landeshauptstadt Stuttgart soll alle Kinder und Ju-gendlichen ansprechen, die nicht wissen, wie sie ihre Freizeitsinnvoll verbringen können und gerne Sport ohne Leistungs-druck treiben würden.

In Anbetracht zunehmender Individualisierung und Vereinsa-mung kommt dem Programm ein großer Stellenwert speziell imLebensbereich sozial schwacher Familien zu. Für diese Kinderund Jugendlichen ist das „Gemeinschaftserlebnis Sport“ oftmalsdie einfachste Möglichkeit, außerhalb des SchulunterrichtsSport zu treiben. Die freiwilligen, regelmäßigen und (sport-)pä-dagogisch betreuten Angebote erleichtern den Kindern und Ju-gendlichen den Zugang zu neuen Sportarten. Zentrales Anlie-gen ist der Aufbau von Kooperationen von Sport undSozialarbeit mit und zwischen den im jeweiligen Stadtbezirkvertretenen Schulen. Das Projekt bildet den Rahmen, in demdie verschiedenen Einrichtungen gemeinsam Sportangebote initiieren und durchführen. Für Kinder ab der ersten Klasse undfür Jugendliche gibt es kontinuierliche oder kompakte Ange-bote sowie Tagesveranstaltungen wie Turniere, Spiel- undSportfeste, „Basketball um Mitternacht", Aktive Pause, Selbst-behauptung und erlebnispädagogische Veranstaltungen.

Talentförderung Um sportliche Talente von Jungen und Mädchen zu entdeckenund zu fördern, unterstützt das Sportamt der LandeshauptstadtStuttgart die Sportvereine im Rahmen des Projekts „Talentsu-che/-förderung“. Damit sollen auch dem Leistungssport in ver-schiedenen Disziplinen neue Perspektiven eröffnet werden.

Allgemeine Freiräume und offene Angebote

Kinder erwünscht – Spielen erlaubtStuttgart wirbt unter dem Motto „Kinder erwünscht – Spielenerlaubt“ auf vielen bunten Plakaten und Schildern in der Stadtdafür, dass Kinder mehr Platz zum Spielen bekommen. DieStadt verfügt über 530 öffentlich nutzbare Spielflächen, mit da-bei sind 160 Einrichtungen für Jugendliche wie Wetz- und Bolz-plätze oder Skateranlagen.

Abenteuerspielplätze und JugendfarmenDie 24 betreuten Abenteuerspielplätze und Jugendfarmen sindSpieloasen in der Großstadt. Kinder von sechs bis 14 Jahrenkönnen die abwechslungsreichen und überwiegend kosten-freien Angebote nutzen, ausgelassen toben und spielen. Zugleich erlernen sie den verarantwortlichen Umgang miteinan-der, mit Tieren und der Natur.

In der Kinder-Fußball-Akademie werden junge Talente gefördert.

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1.5. Jedes Kind und jeder Jugendliche sollseine Muttersprache vertieft erlernenkönnen im Interesse seiner persönlichenEntwicklung und seiner beruflichenChancen in unserer Exportwirtschaft.

Der Globalisierungsprozess verstärkt die weltweite Vernetzungvon Unternehmen, Wissenschaft und Forschung. Damit wirddie Internationalität der Bevölkerung zunehmen, so lange Stutt-gart – als Gewinnerin der Globalisierung – attraktiv bleibt. FürStuttgart bietet sich die Chance, eine Stadt zu sein, in der heuteschon 120 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Da dieRegion Stuttgart nicht nur die exportstärkste Region inDeutschland, sondern auch in Europa ist, wollen wir den Spra-chenreichtum unserer Stadt dazu nutzen, den Wirtschafts- undWissenschaftsstandort Stuttgart zu stärken. Zugleich bedeutetSprachenvielfalt kulturelle Vielfalt und damit eine wichtige intel-lektuelle und kreative Ressource. Wir wollen, dass� jedes Kind die deutsche Sprache bis zum Schulbeginn

beherrscht, wie wir in Ziel 1.3. dargestellt haben,� jedes Kind in der Grundschule Englisch lernt und� jeder Jugendliche seine Muttersprache sprechen und

schreiben kann.

Muttersprachliche Angebote in unserenSchulen

Ergänzend zum Fremdsprachenunterricht bieten in Stuttgartderzeit 26 Schulen Italienisch, 13 Griechisch, zwölf Kroatisch,sechs Türkisch, vier Serbisch, drei Spanisch, drei Slowenisch undje eine Schule Makedonisch, Marokkanisch/ Arabisch, Portugie-sisch und Schwedisch als muttersprachlichen Zusatzunterrichtan. Dies bedeutet insgesamt 54.000 Unterrichtseinheiten proSchuljahr in den genannten Sprachen.

Grund- und HauptschulenAn vielen Stuttgarter Grund- und Hauptschulen bieten die je-weiligen Konsulate in Zusammenarbeit mit dem Schulverwal-tungsamt muttersprachlichen Unterricht an, insgesamt rund19.000 Unterrichtseinheiten pro Schuljahr.

Kinder verschiedenster Kulturen besuchen die Wilhelms-schule im Stadtbezirk Wangen. Die Grundschule hat ein Projektgestartet, das sich mit der kulturellen Vielfalt im Rahmen derkindlichen Bildung auseinandersetzt. Dabei sollen Kinder die Fähigkeit entwickeln, sich in einer vielfältig kulturellen Gesell-schaft zurechtzufinden, sich selbst und andere wertschätzenund Toleranz sowie friedliches Miteinander üben. Das interkul-turelle Profil der Wilhelmsschule hat inzwischen Vorbildcharak-ter für alle Institutionen im Stadtbezirk. Speziell für französi-sche Muttersprachler und interessierte gibt es die deutsch-französische Vorschule Georges Cuvier für Kinder von drei bissechs Jahren und die deutsch-französische Grundschule inStuttgart-Sillenbuch. Dieses Angebot setzt sich im Wagenburg-Gymnasium fort mit dem doppelten Abschluss Abitur und Baccalauréat. Die International School of Stuttgart ist eine

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Tagesschule für Schülerinnen und Schüler im Alter von drei bis18 Jahren. Unterrichtssprache ist Englisch, verschiedene inter-nationale Abschlüsse sind möglich.

Realschulen In den Stuttgarter Realschulen gibt es ebenfalls von den diplo-matischen Organisationen der verschiedenen Länder mutter-sprachliche Angebote mit zirka 5.000 Unterrichtseinheiten proJahr.

GymnasienVerschiedene Stuttgarter Gymnasien bieten Migrantensprachenals zweite oder dritte Wahlfremdsprache an, insgesamt 7.300Unterrichtseinheiten pro Jahr. So erfahren diese Kinder, dassihre Muttersprache eine besondere Qualifikation bedeutet. Ei-nige Schulen verfügen inzwischen über bilinguale Klassen inItalienisch (Königin-Katharina-Stift), Französisch (Wagenburg-gymnasium), Englisch (Dillmann-Gymnasium, Ferdinand-Por-sche-Gymnasium, Königin-Olga-Stift, Paracelsus-Gymnasium,Zeppelin-Gymnasium).

Kulturvereine und KonsulateZahlreiche Migrantenkulturvereine bieten muttersprachlichenUnterricht wie Finnisch, Chinesisch und Japanisch an. Sie wer-den dabei von der Stadt gefördert, die die entsprechendenRäumlichkeiten bereitstellt. Kinder aus ehemaligen Anwerbe-ländern können in ihren Konsulaten Sprachunterricht erhalten.Landeskundliche Themen unterstützen die Verbundenheit zumMutterland.

SprachenbalkonDer Sprachenbalkon der Kinderbücherei Stuttgart hilft Kindernbeim Sprachenlernen. Hier stehen Informationen über die Le-benssituation von Kindern aus der ganzen Welt und Kinderbü-cher sowie Kindermedien in über 25 Sprachen zur Verfügung.PCs und CD-ROMs unterstützen den Deutsch- und Fremdspra-chenunterricht. Außerdem gibt es Vorlesestunden und Bilder-buchshows in mehreren Sprachen.

Muttersprachliche VorlesepatenSeit 2008 gibt es neben den Deutschen auch muttersprachlicheVorlesepaten beim Verein Leseohren e. V. Sie stellen ein wichti-ges außerschulisches Angebot dar, mit dem die multilingualeKompetenz der Kinder gefördert werden soll.

TREFFPUNKT Kinder Im TREFFPUNKT Kinder der Volkshochschule Stuttgart werdenSprachkurse für Kinder in Russisch, Französisch und Spanischangeboten. Teilnehmen können muttersprachliche aber auchdeutschsprachige Kinder.

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1.6.Jedes Kind und jeder Jugendliche soll sich –soweit möglich – bei der Gestaltung seinesUmfeldes einbringen können.

Wir sind überzeugt, dass Kinder und Jugendliche kompetenteund interessierte Partner und Experten in eigener Sache seinkönnen. Deshalb ist es uns wichtig, sie grundsätzlich in die Pla-nung und Gestaltung der sie betreffenden Lebensbereiche ein-zubeziehen. Dabei wollen wir Kinder und Jugendliche in ihremAnliegen ernst nehmen.

KinderspielplätzeStuttgart hat bei der Gestaltung vieler Kinderspielplätze gute Er-fahrungen mit der Beteiligung von Kindern gemacht. Wennihre Fantasie und Kreativität in die Planungen von Kinderspiel-plätzen einbezogen werden, führt das dazu, dass sich die Kin-der mit ihnen identifizieren und unsere Spielplätze zu bunten,fröhlichen und fantasievollen Orten werden.

Beteiligung von Kindern, Elternund Anliegern bei SpielplätzenBei allen größeren Neu- und Umbauten sowie Sanierungsmaß-nahmen werden Kinder, Eltern und Anlieger in den Planungs- undSanierungsprozess der Spielflächen einbezogen. In Besprechun-gen oder Workshops wird versucht, Vorstellungen der Planer, Kin-der, Eltern und Anlieger in Einklang zu bringen. Allerdings müssendie Wünsche dabei auch die räumlichen, rechtlichen und finan-ziellen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Die intensive Beteili-gung ist sehr zeitaufwendig für alle Beteiligten, führt letztlich aberzu einer höheren Akzeptanz, Wertschätzung und Nutzung derneu geschaffenen Spielräume. Als Nebeneffekt können häufig Pa-ten für die weitere Betreuung und beachtliche Spenden gewon-nen werden.

ZukunftswerkstattEine weitere Form der Mitbeteiligung von Kindern ist die Zu-kunftswerkstatt. In Stuttgart-Stammheim wurden Kinder in dieVerkehrsplanung und die Gestaltung öffentlicher Räume einbe-zogen. Kinder waren an der Zukunftswerkstatt „Fun Park“ inFreiberg und Mönchfeld beteiligt.

Kinderforen in StuttgartKinderforen sind eine Form der Beteiligung von Kindern amStadtteilgeschehen. Sie sind ein geeignetes Instrument, umeinen Bezirk oder auch ein Stadtviertel auf Kinderfreundlichkeithin zu untersuchen und Verbesserungs- und Umsetzungsvor-schläge zu erarbeiten. Wie erleben Kinder im Alter von fünf bis13 Jahren ihre Umgebung? Als Experten/-innen für ihre eigenenAngelegenheiten begutachten sie auf ganz unterschiedlicheWeise ihr Umfeld. Ihre Ideen, Wünsche und Verbesserungsvor-schläge sollen soweit wie möglich verwirklicht werden. Deshalbpräsentieren die Kinder den zum Forum eingeladenen Interes-sensvertreter/-innen aus Politik, Verwaltung und Bürgerschaftdas gesammelte und erarbeitete Material. Die Erwachsenenverpflichten sich, die Interessen und Projekte der Kinder wahr-zunehmen und – soweit möglich – umzusetzen.

Zukunftsoffensive Weilimdorf – Kinder,Jugend und FamilieDie Zukunftsoffensive Weilimdorf – Kinder, Jugend und Familieist ein Bürgerbeteiligungsprojekt. Gemeinsam mit allen Weilim-dorfern wurden in verschiedenen thematisch gegliedertenWorkshops Zukunftswünsche und -perspektiven erarbeitet, be-sonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.

Jugendhäuser und JugendfarmenDie Stuttgarter Jugendhausgesellschaft leistet einen wichtigenBeitrag bei der Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen indie Gestaltung des eigenen Umfeldes durch die Ausrichtungvon Zukunftswerkstätten und Partizipationsprojekten.

Kinderspielstadt StutengartenDer Stutengarten ist eine Stadt im Kleinformat, organisiert und„bespielt" von Kindern bis 13 Jahre. Sie wurde 2008 bereitszum zweiten Mal jeweils drei Wochen in den Sommerferien imReitstadion Bad Cannstatt veranstaltet.

Über 1.000 kleine Leute gestalteten dabei mit großer Ernsthaf-tigkeit das Leben ihrer Stadt. Als Arbeitnehmer übernahmen siein einem Beruf Verantwortung und kurbelten das städtischeWirtschaftsleben an. Als Wissenschaftler erforschten sie imScience-Center Rätsel aus Physik und Technik. Seifensieder ent-deckten ihre mathematischen Fähigkeiten beim Errechnen derZutatenliste. Artisten schulten ihre Geschicklichkeit im Zirkusund begeisterten Besucher, die dank der Arbeit der Plakatiererzahlreich erschienen beim samstäglichen Stadtfest. Die kleinenExperten für den öffentlichen Nahverkehr klärten alle Fragender Stutengartenbürger rund ums Thema Bus und Bahn, Stadt-führer beantworten die Fragen der Eltern beim Rundgang. Un-ter den 72 Berufen entdeckten die Kinder unbekannte Traum-jobs – und wenn nicht, dann stellten sie einen Gewerbeantragund machten ihren eigenen Laden auf, zum Beispiel eine Kara-mellwerkstatt, einen Beautysalon oder ein Casino. Als Bürgerhaben die Kinder mitgemacht, mitgedacht und sich einge-mischt: Sie wählten ihren Bürgermeister, entschieden über Bau-anträge, empfingen staatsmännisch und mit Würde Gäste vonaußerhalb. Sie dekorierten ihre Stadt mit mitgebrachten Pflan-zen und meisterten Krisensituationen wie Überfälle und Über-schwemmungen.

Mitgestaltung bei StadtplänenZahlreiche Kinder- und Jugendstadtpläne für die einzelnenStadtbezirke wurden in den letzten Jahren vom Stadtmessungs-amt und der Stabsabteilung Kommunikation neu aufgelegt.Die Kinder waren jedes Mal intensiv daran beteiligt. In naherZukunft soll es für alle Bezirke einheitlich gestaltete Kinderstadt-pläne geben.

Kinder führen Kinder durchsStuttgarter RathausBei dem gemeinsamen Projekt des Stuttgarter Jugendamts undder Grund- und Hauptschule Ostheim wurden Schülerinnenund Schüler der siebten Klasse zu „Kinder-Rathausführer/-in-nen“ ausgebildet und stehen nun Schulklassen der dritten undvierten Klasse für Führungen zur Verfügung. Die Inhalte wurdengemeinsam mit den Schülern/-innen erarbeitet.

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JugendräteJugendräte sind in Stuttgart seit mehr als zehn Jahren fest eta-bliert. Über diese parlamentarische Beteiligungsform könnensich die Jugendlichen am kommunalen Geschehen beteiligen.Ein Jugendrat setzt sich – je nach Größe des Stadtbezirks – ausbis zu 20 Mitgliedern zusammen und wird alle zwei Jahre neugewählt. Derzeit gibt es in 20 Stadtbezirken 229 Jugendräte.Noch 2006 gab es in nur sechs Bezirken 88 Jugendräte. Sie ver-treten die Interessen ihrer Altersgenossen gegenüber Verwal-tung und Politik. Die Jugendräte beraten die Stadtverwaltung,die Bezirksbeiräte und die Gemeinderäte bei jugendbezogenenThemen.

mitWirkung„mitWirkung!“ ist ein gemeinsames Projekt der Bertelsmann

Stiftung, des deutschen Kinderhilfswerks und der UNICEF. DasProjekt wird von den Hochschulen Halle-Wittenberg und Mag-deburg-Stendal begleitet. Ziel des Projekts ist es, die Beteili-gungsmöglichkeiten von Jugendlichen zu verbessern. Stuttgarthat seine vielfältigen Aktivitäten im Bereich Partizipation undseine Erfahrungen in das Netzwerk eingebracht und arbeitetaktiv daran mit. Bis Ende 2009 werden in Stuttgart rund 15Mitarbeiter, die in ihrer täglichen Arbeit mit Partizipationsproz-essen bei Kindern und Jugendlichen zu tun haben, zu speziellenModeratoren ausgebildet.

Stadtmuseum StuttgartDas Stadtmuseum Stuttgart soll Ende 2012 im Wilhelmspalaiseröffnen. Kinder und Jugendliche sollen eine besonders wich-tige Zielgruppe des Museums sein. Deshalb wurden bereits An-fang 2008 alle Stuttgarter Schulen eingeladen, gemeinsam Ma-terialien und Aktivitäten für den Unterricht zu entwickeln. Diesewerden ab 2009 in einem „Museumskoffer“ allen Schulen zurVerfügung gestellt. Im Museum selbst ist ein eigener Bereichfür Kinder und Jugendliche vorgesehen, bei dessen Gestaltungsie auch mitwirken dürfen. Im so genannten „StadtLabor“ kön-nen sie sich dann selbst an der Stadtplanung beteiligen.

Die Jugendräte vertreten die Interessen ihrer Altersgenossen.

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1.7.Jedes Kind und jeder Jugendliche soll inunserem mehrgliedrigen Schulsystemso gefördert werden, dass es/er jeweilsAnschluss an eine weiterführende Schuleoder eine berufliche Ausbildung erhält.

Das bestehende Bildungssystem ist im Hinblick auf Chancenge-rechtigkeit für alle Kinder nicht befriedigend. Benachteiligt sindinsbesondere Migrantenkinder. An den Übergangszahlen von derGrundschule auf die Realschule oder das Gymnasium lässt sichablesen, dass das Bildungssystem nicht ausreichend durchlässigist. Migrantenkinder besuchen überwiegend die Hauptschule79 Prozent), zu viele verlassen die Schule ohne Abschluss, aufden Gymnasien sind sie unterrepräsentiert (20 Prozent).Unsere Ziele sind deshalb:� alle Kinder und Jugendlichen sollen einen qualifizierten

Schulabschluss bekommen,� mehr Jugendliche sollen den mittleren Schulabschluss und

das Abitur machen und� kein Abschluss soll ohne Anschluss bleiben.Das heißt, dass jeder seinen Weg in eine beruflicheQualifikation finden kann.

Bildungswege in Baden-WürttembergUm dies zu verändern, bedarf es vieler Schritte. Ein wesent-licher ist die Durchlässigkeit unseres Schulsystems. Dies hat sichin den letzten Jahren erheblich verbessert, wie die Darstellungder Bildungswege zeigt.

Ausbau der GanztagsschulenEin wesentlicher Baustein zum Ziel, jedem Kind unabhängigvon seiner sozialen und ethnischen Herkunft eine kontinuierli-che und gelingende Bildungsbiographie zu ermöglichen, ist derAusbau von Ganztagesschulen. Eine solide schulische Bildungist Voraussetzung für den Einstieg in eine erfolgreiche berufli-che Ausbildung und Laufbahn. Nur auf diesem Weg könnenauch Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen die sich sonstabzeichnende „Armutsspirale“ durchbrechen.

In Ganztagesschulen stellt das Land zusätzliche Lehrerstundenzur Verfügung, so dass Kinder unterrichtspädagogisch gezieltintensiver gefördert werden können. Ergänzt durch Hausaufga-benbetreuung und sinnvolle Freizeitangebote in Arbeitsgemein-schaften sollen soziale Nachteile möglichst ausgeglichen, bes-sere Voraussetzungen für gelingende Übertritte in Realschuleund Gymnasien und damit insgesamt bessere Schulabschlüsseerzielt werden. Dies verspricht größtmögliche Nachhaltigkeitund verbesserte Chancengerechtigkeit.

Hauptschulabschluss

2-jährigeBerufsfach-schule

2-jährige

Berufsfach-

schule

(Kinderpflege/Büro undHandel)

Berufsschule und betriebliche

Ausbildung

2 bis 31/2 Jahre

Sonderschule

z.T. mit Bildungs-gängen der Haupt-schule, Realschuleund der beruflichenSchulen (Sonderbe-rufsschule)

Hochschulreife

Hauptschule

5 oder 6 Jahre

Gymnasium

8 bzw. 9 Jahre

Berufliches

Gymnasium

3 Jahre

Realschule

6 Jahre

1-jährigeBerufsfachschule

Berufseinstiegsjahr

Berufsvorbereitungsjahr

10. Schuljahran derHauptschule

(Werk-realschule)

Berufsaufbauschule1 Jahr

9+3 Modell

Berufskolleg1 bis 3 Jahre

Fachschule1 bis 2 Jahre

Fachhochschulreife

Berufsoberschule

ohne Haupt-

schulabschluss

Mittlerer Bildungsabschluss

Grundschulein der Regel 4 Jahre

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Schachspielen fördert die Konzentrationsfähigkeit.

Um auch hier möglichst früh die Förderung für Kinder mit Mi-grationshintergrund und aus sozial schwierigen Verhältnissenfortsetzen zu können, bereiten sich mehrere Grundschulen mitbesonderer pädagogischer und sozialer Aufgabenstellung kon-zeptionell auf die Ganztagesschule vor.

Dies erfordert auch Investitionen in erheblichen Umfang. UnserZiel ist der weitere bedarfsorientierte Ausbau der Ganztages-schulen.

Verlässliche Grundschule und flexible BetreuungMittlerweile werden an 71 von 72 Grundschulen und den elfFörderschulen der Landeshauptstadt sowohl feste Unterrichts-zeiten als auch ein bedarfsorientiertes Betreuungsangebot von7.30 Uhr bis 13 Uhr garantiert. Bereits an 31 Schulen wurde dieBetreuung entsprechend dem Wunsch der Eltern auch auf denNachmittag ausgedehnt. Insgesamt kümmern sich an Stuttgar-ter Grund- und Förderschulen 276 Betreuerinnen und Betreuerum 305 Vormittags- und 59 Nachmittagsgruppen. Die Ange-bote werden nachfrageorientiert weiter ausgebaut.

Grundschule als GanztagesangebotDie Nachfrage nach Ganztagsangeboten im Grundschulbereichsteigt. Bisher gibt es in Stuttgart in sozial schwierigem Umfeldfünf formelle Ganztagsschulen. Aufgrund der Nachfrage wirdsich die Zahl in den nächsten Jahren erhöhen. Der Gemeinderathat im Jahr 2007 ein Programm zum Ausbau weiterer Ganzta-gesschulen – überwiegend im Grundschulbereich – beschlos-sen. In den Jahren 2007 und 2008 wurden daraufhin insgesamtfür neun Grund- und Hauptschulen – vorrangig mit besondererpädagogischer und sozialer Aufgabenstellung – Anträge aufEinrichtung von Ganztagesschulen beim Land gestellt.

Horte In Ergänzung der erweiterten Schulangebote wurde eine großeZahl von Horten an der Schule für die Nachmittagsbetreuungeingerichtet. Sie bieten nicht nur kreative Freizeitbeschäftigungoder Aktivitäten an, sondern helfen auch bei den Hausaufga-ben. Mittlerweile gibt es in Stuttgart über 4.600 Hortplätze.

Hauptschulen als GanztagsschulenInzwischen sind 16 Stuttgarter Hauptschulen (von insgesamt35) als Ganztagsschulen entwickelt. Die Erfahrungen zeigen,dass sich die Anschlüsse an weiterführende Bildungsange-bote, Werkrealschulen, Realschulen und in eine berufliche Ausbildung oder ein Berufsbildungsjahr erheblich verbesserthaben.

Förderschulen und Sonderschulen Stuttgart hat elf Förderschulen (früher Schulen für Lernbehin-derte genannt). Sie sind für Schüler gedacht, die umfänglichund lang andauernd in ihrem Lernen beeinträchtigt sind unddadurch Leistungs- und Verhaltensformen aufweisen, diedeutlich von der Altersnorm abweichen. Ziel der Förderschuleist es, die Fähigkeiten ihrer Schüler soweit zu entwickeln, dasssie nach Abschluss der Schule Anschluss an eine beruflicheWeiterbildung und Ausbildung haben. An drei Stuttgarter Förderschulen gibt es ein ergänzendes Betreuungsangebot.

In Stuttgart haben wir insgesamt acht Sonderschulen für Geistigbehinderte, Körperbehinderte, Hörgeschädigte, Sehbe-hinderte, Sprachbehinderte und eine Schule für Kranke, dielängere Zeit am Klinikum Stuttgart behandelt werden müssen,sechs davon sind Ganztagsschulen. Zusätzlich gibt es zwei wei-tere Sonderschulen in freier Trägerschaft für Geistigbehinderte,Schwerstmehrfachbehinderte, Sehbehinderte, Blinde und fürErziehungshilfe.

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Für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen steht damit einausgebautes, differenziertes Sonderschulwesen mit sonderpä-dagogischen Angeboten zur Verfügung. Hier wird durch inten-sive sonderpädagogische Förderung auf das individuelle Be-dürfnis der Kinder und Jugendlichen eingegangen, zum Beispieldurch Entwicklungs- und Bewegungsförderung, Förderung vonOrientierung und Mobilität und Förderung der Kommunikation.

Grundsätzlich können in den Sonderschulen alle Bildungsab-schlüsse erreicht werden. Soweit die Behinderung es erforder-lich macht, sind auch eigenständige, spezifische Schulab-schlüsse vorgesehen. Ein Wechsel von einer Sonderschule ineine allgemeinbildende Schule ist möglich. Der Anteil an sozialbenachteiligten Kindern und Kindern mit Migrationshintergrundist an diesen Förder- und Sonderschulen überproportional groß.

RealschulenDie Realschule vermittelt eine erweiterte allgemeine Bildung alsGrundlage einer Berufsausbildung oder weiterführender schuli-scher Bildungsgänge in Form eines vertieften Grundwissens,praktischer Fertigkeiten sowie der Befähigung zur theoretischenDurchdringung lebensnaher Probleme. Die LandeshauptstadtStuttgart unterhält derzeit 19 Realschulen. Für zwei StuttgarterRealschulen wurde ein Antrag auf formellen Ganztagesbetriebgestellt.

Aufbauend auf die Grundschule führt sie in einem eigenständi-gen Bildungsgang in sechs Schuljahren zur Realabschlussprü-fung. Die Schülerinnen und Schüler können ab Klasse 7 einenWahlpflichtbereich aussuchen, den sie als fünftes Kernfach ne-ben Deutsch, Mathematik, Englisch und naturwissenschaftli-ches Arbeiten bis zur Abschlussprüfung in Klasse 10 weiterfüh-ren müssen. Zur Auswahl stehen Französisch, Technik sowieMensch und Umwelt. Im freiwilligen Wahlbereich werden ins-besondere musisch und praktisch orientierte Arbeitsgemein-schaften angeboten. Im Rahmen des themenorientierten Pro-jekts „Berufsorientierung an der Realschule" absolvieren dieSchüler in Klasse 9 auch ein einwöchiges Berufserkundungs-praktikum. Nach sechs Schuljahren schließen die Schülerinnenund Schüler am Ende der Klasse 10 mit der Mittleren Reife ab.Mit der erfolgreich absolvierten Prüfung bieten sich verschie-dene Möglichkeiten: � Besuch einer auf die Realschule aufbauenden Schulart zum

Erwerb der Fachhochschulreife oder allgemeinen Hochschulreife,

� eine Berufsausbildung in Handwerk, Industrie, Handel oderVerwaltung.

GymnasienIn Stuttgart gibt es 33 Gymnasien mit unterschiedlichen Profi-len und naturwissenschaftlichen, musischen und sprachlichenSchwerpunkt-Angeboten. Durch die Verkürzung auf acht Schul-jahre sind die Gymnasien praktisch zu Ganztagsschulen gewor-den. In der Regel wird auch ein Mittagessen in der Schule mitangeboten.

Außerschulische Bildung und Betreuung:Auf dem Weg zur offenen GanztagsschuleNeben den formalen Ganztagsschulen gibt es an vielen SchulenAngebote zur außerschulischen Betreuung. Ziel ist es, bis 2012nachfrageorientiert jedem Schüler ein verlässliches Ganztages-angebot zu machen. Dies insbesondere, um Begabungen indi-viduell zu fördern und die Vereinbarkeit von Beruf und Familiefür die Eltern leichter zu gestalten.

Im Jahr 2005 hat die Landeshauptstadt Stuttgart ein Programmzur Entwicklung von Ganztagsangeboten an Stuttgarter Schu-len aufgelegt. Damit sollen verlässliche, bedarfsorientierte undaußerschulische Aktivitäten auf- und ausgebaut werden, diedie Grundlage für die offene Ganztagsschule bilden. Im Som-mer 2006 wurde die Stuttgarter Initiative mit dem Jugendbe-gleiterprogramm des Landes zusammengeführt zum „Stuttgar-ter Weg des Jugendbegleiters“. Unterstützt von derStadtverwaltung, erarbeiten die Schulen ein zeitliches und in-haltliches Gerüst für ein außerschulisches Bildungsangebot undsetzen es auch um. Derzeit sind bereits 80 Schulen aktiv.

Das neue Ganztagskonzept erlaubt es den Schülerinnen undSchülern, die vielfältigen vorhandenen Möglichkeiten entspre-chend ihren Interessen und Begabungen am Nachmittag zunutzen. Das können Angebote der Sportvereine, von Firmen,Jugendhäuser, Stadtbibliotheken, IHK, Jugendfarmen, Kirchensowie vielen Instutitionen aus dem schulischen Umfeld und an-dere mehr sein. Damit diese auch tatsächlich wahrgenommenwerden können, bedarf es der Koordination innerhalb derSchule und eines entsprechenden Engagements der Lehrerin-nen und Lehrer. Der finanzielle Anteil der Eltern bei diesen An-geboten beträgt 60 Cent pro Stunde.

Dieses Konzept bildet die Grundlage zur Einrichtung von „offe-nen Ganztagesschulen“. „Offen“ bedeutet, dass die Teilnahmean den Angeboten nicht Pflicht ist.

Für den zusätzlichen Ganztagsunterricht werden den Schulenmehr Lehrerstunden zugesprochen, die Eltern leisten hierzukeine finanziellen Beiträge.

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Erfahrene Senioren bereiten junge Schulabgänger auf das Berufsleben vor.

1.8. Jeder Jugendliche in Stuttgart soll eine faire Chance auf eine beruflicheAusbildung erhalten.

Erfreulicherweise überstieg 2007/2008 im Stadtbezirk Stuttgartdas Angebot an Ausbildungsplätzen die Nachfrage. Allerdingswächst die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, die die not-wendige Qualifikation für die gewünschte Ausbildungsstellenicht erfüllen. Wir wollen aber, dass möglichst alle Jugend-lichen eine ausreichende Qualifikation erreichen, um sich er-folgreich um einen Ausbildungsplatz bewerben zu können.

Die Ganztagsangebote an den Schulen stärken die spezifischenBegabungen und begegnen möglichen Schwächen. Jeder solleine Chance erhalten, auch die Lernschwächeren. Deshalbmacht die Stadt neben dem Berufsgrundbildungsjahr weiterhineine Reihe von Qualifizierungsangeboten und arbeitet dabeieng mit freien Trägern und dem Jobcenter der Agentur für Ar-beit zusammen. Ein Schwerpunkt der Bemühungen liegt in derUnterstützung von Schulabgängern aus Migrantenfamilien.Hauptschulen mit einem hohen Anteil von Kindern und Jugend-lichen verschiedener sprachlicher und ethnischer Herkunft leis-ten hier eine sehr wichtige Integrationsarbeit. Dabei brauchendiese aber die aktive Unterstützung durch das soziale Umfeldim Stadtteil.

Unser Ziel ist es, allen Hauptschülern individuelle Unterstützungdurch Bildungspaten (Mentoren, Lernbegleiter) zu ermöglichen,damit sie einen Ausbildungsplatz erhalten oder den mittlerenSchulabschluss erwerben können. Kein Abschluss ohne Anschluss!

LängsschnittstudieWir wollen die derzeitige Situation von Absolventen der Haupt- und Förderschulen genau analysieren, um daraus konkrete Maßnahmen ableiten zu können. Deshalb hat der Gemeinderat beschlossen, das Deutsche Jugendinstitut mit ei-ner dreijährigen Studie (2007 bis 2009) zu den Übergangsver-läufen Stuttgarter Haupt- und Förderschüler/-innen von derSchule in den Beruf zu beauftragen. Es soll geklärt werden,welche Wege erfolgreich sind und an welchen Stellen für welche Jugendlichen ein besonderer Unterstützungsbedarf besteht. Es handelt sich dabei um eine Vollerhebung des Abgangsjahrgangs 2007. Die Ergebnisse der ersten Erhebungwurden 2007, die der zweiten im September 2008 vorge-stellt.

Daraus ergeben sich folgende Erkenntnisse: Bei den Förder-schülern gehen 6,6 Prozent weiter zur Schule, 5,3 Prozent beginnen eine Ausbildung, 86 Prozent befinden sich im Angebot der Berufsvorbereitung. 40,5 Prozent der Hauptschul-abgänger befinden sich in weiterführenden Schulen, 26,3 Pro-zent in einer Ausbildung, 27,4 Prozent in der Berufsvorberei-tung. Außerdem ergab die Untersuchung, dass Stuttgartbesonders bildungsambitionierte Hauptschulabgänger hat undmit 40,5 Prozent der Jugendlichen deutlich über dem Bundes-durchschnitt von 29 Prozent liegt. Der größte Teil der Haupt-schulabgänger geht weiter zur Schule mit dem Ziel, einen höheren Abschluss (Realschulabschluss) zu erwerben. Junge Migranten und Migrantinnen haben allerdings auch hier eine niedrigere Wahrscheinlichkeit, in eine Ausbildung einzu-münden. Die Familie erweist sich erneut als zentrales Unterstüt-zungssystem für eine positive Bildungsbiografie.

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Berufliche Schulen Die Chance einer guten persönlichen Zukunft liegt wesentlichin einer fundierten Bildung. Eine umfassende Aus- und Fort-bildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Dabei werdenneben Fachwissen breit angelegte Basisqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kreativität oder Informations- und Methoden-kompetenz immer wichtiger.

Unsere Unternehmen und Betriebe brauchen hervorragend aus-gebildete Fachleute. Unsere berufsfeldspezifisch ausgerichtetenSchulen mit ihrem qualitativ hohen Standard sind Garanten fürgute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Landeshaupt-stadt Stuttgart ist sich ihrer Verantwortung bewusst und wirddie weitere Entwicklung der Beruflichen Schulen mit hoherPriorität voranbringen. In der beruflichen Bildung stehen meh-rere Wege offen:

1. der Eintritt in ein Ausbildungsverhältnis (Lehre) mit gleichzei-tigem Besuch der Berufsschule im dualen System,

2. der Besuch einer beruflichen Vollzeitschule je nach Vorbil-dung zum Beispiel einer Berufsfachschule, eines Berufskol-legs oder eines Beruflichen Gymnasiums zur Erlangung eines(höherwertigen) Schulabschlusses bis zur Hochschulreife,teilweise mit Doppelqualifizierung eines beruflichen Ab-schlusses und

3. der Besuch einer Fachschule, deren Abschluss zum Führeneines eigenen Betriebs qualifiziert.

Die Landeshauptstadt Stuttgart ist Trägerin von derzeit zwölfgewerblichen Schulen, sechs kaufmännischen Schulen, zweihauswirtschaftlichen Schulen und einer landwirtschaftlichenSchule mit jeweils vielfältigen Bildungsgängen. Viele private Bildungseinrichtungen in Stuttgart bieten über die staatlichenEinrichtungen hinaus ein vielfältiges Spektrum von beruflichenWeiterbildungsmöglichkeiten. Die Ausbildungen sind in der Regel vollschulisch mit hohem Praxisanteil, die Abschlüssestaatlich anerkannt oder gleichwertig. Die meisten dieser Schu-len sind im Verband Deutscher Privatschulen (VDP) organisiert.

Ausbildungsplätze für JugendlicheStuttgart ist mit München die Großstadt mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit und der geringsten Jugendarbeitslosigkeit inDeutschland. Trotzdem bedarf es vieler Initiativen der Stadt undder Unternehmen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und vorhan-dene zu sichern. Die Stadt kümmert sich sehr intensiv um Inves-toren und Investitionen. Auch der Konzern „Stadt Stuttgart“hat durch eigene Anstrengungen, vor allem durch Investitionenund Investitionsförderung, dazu beitragen, den Wirtschafts-standort wettbewerbsfähig zu halten, damit neue Arbeitsplätzeentstehen.

Konzern „Stadt Stuttgart“ als AusbilderDerzeit bildet die Stadt rund 1.200 Jugendliche in einer Vielzahlvon Berufen aus. Darin enthalten sind die Ausbildungsplätze aller Betriebe einschließlich Klinikum.

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Je qualifizierter die Ausbildung desto besser die Berufschancen.

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Zusätzliche Fördermaßnahmen

Stuttgart bietet neben den genannten strukturellen Maßnah-men eine Vielzahl an zusätzlichen Förderprojekten an:

„Startklar“Beim Projekt „Startklar“ unterstützen Seniorpartner Schüler/-innen der Klassen 8 und 9 bei der Berufsvorbereitung. Es wirdderzeit bereits an fünf Hauptschulen angeboten: Grund- undHauptschule Ostheim, Friedensschule, Bismarckschule, Heusteigschule und Hohensteinschule.

„Freunde schaffen Erfolg"An der Rosensteinschule unterstützen Juniormentoren (so ge-nannte Peers) die Hauptschüler beim Übergang von der Schulein die berufliche Ausbildung. Projektträger ist die Mobile Jugendarbeit Nord des Caritasverbandes (Haus 49).

„Lernaktiv"Förderunterricht wird durch Studenten an Hauptschulen abKlasse 5 angeboten. Ein vergleichbares Angebot hat die Schul-sozialarbeit der Caritas an der Fasanenhofschule aufgebaut.

Berufliche ÜbergangsförderungIm Bereich der beruflichen Übergangsförderung wird in Stutt-gart, insbesondere seit 2005, gemeinsam mit dem JobCenteran einer Verbesserung der Kooperation und Verzahnung derAngebote gearbeitet. Ziele sind, „Berufskarrieren statt Maßnah-mekarrieren“ von jungen Menschen zu ermöglichen, Ressour-cen effektiver zu bündeln und Doppelstrukturen abzubauen so-wie ein aufeinander abgestimmtes Baukastensystem der Hilfenim Übergang Schule-Beruf zu entwickeln.

Förderprogramm „Perspektive Berufsabschluss/Lokales Übergangs-management“Durch die Aufnahme der Landeshauptstadt Stuttgart in das För-derprogramm „Perspektive Berufsabschluss/Lokales Übergangs-management“ können die Ressourcen erweitert und die bishe-rige Arbeit intensiviert werden. Das Programm soll nichteinzelne Ansätze beziehungsweise Maßnahmen fördern, son-dern lokale Strukturen und den Aufbau einer lokalen Verant-wortungsgemeinschaft.

Mit dem Programm „Aufbau und Verstetigung eines regionalenÜbergangsmanagements Schule-Beruf (RÜM) (2008 bis2012)“verfolgt die Stadt das Ziel, zu einer abgestimmten Maßnahme-planung im Bereich der beruflichen Übergänge chancenarmerJugendlicher zu gelangen und damit die Wege von der Schulein die Ausbildung zu verkürzen. Bislang besteht eine Vielzahl anAngeboten in diesem Bereich, nicht immer sind sie optimal auf-einander abgestimmt. Deshalb verfolgen wir in den nächstenJahren zusammen mit dem BMBF bis zum 31. März 2012 folgende Ziele:

1. Verbesserung der kommunalen Datenlage,

2. Aufbau einer individuellen Übergangsbegleitung von der 8. Klasse Hauptschule bis in die Ausbildung hinein,

3. der Aufbau von Elternberatung im beruflichen Übergang ihrer Kinder, insbesondere für Mütter und Väter mit Migra-tionshintergrund,

4. die Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.

Diese Ziele werden im Rahmen eines ausgearbeiteten Struktur-und Beteiligungsmodells umgesetzt.

Im Rahmen der Stuttgarter oben genannten Längsschnittstudie„ Stuttgarter Haupt- und Förderschüler/-innen auf dem Wegvon der Schule in die Berufsausbildung“ werden Verläufe einesGesamtjahrgangs verfolgt und dabei konkrete Handlungsemp-fehlungen entwickelt. Ein gutes Beispiel ist die JobinitiativeGiebel, eine kompetente Beratungsstelle verschiedener Koope-rationspartner zu den Themen Übergang Schule/Beruf, Ausbild-ung, Beruf und Sprache und Problemstellungen des täglichenLebens. Die Initiative hat an fünf bis sechs Tagen der Wochegeöffnet und bietet spezielle Unterstützungsangebote unter einem Dachfür alle Zielgruppen.

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1.9. Jedes Kind und jeder Jugendliche, auchdie benachteiligten, soll faire Chancendurch ein intensives Netzwerk der Förderung in unserer Stadtgesellschafterhalten.

Stuttgarter Netze für alle KinderDas Programm „Kinderfreundliches Stuttgart“ beschreibt imWesentlichen die Ziele, die gerade benachteiligten Kindern inder Stadt eine gelingende Bildungsbiographie und erfolgreicheBerufsperspektiven eröffnen sollen.

Unabhängig von ihrer jeweiligen Herkunft und sozialen Situa-tion sollen allen Kindern positive Zukunftschancen ermöglichtwerden. Jedes Kind soll sowohl am gesellschaftlichen Leben, als auch an den Bildungs- und Kulturangeboten der Stadt teil-haben können und individuell darin unterstützt werden, seineFähigkeiten und Chancen zu nutzen. Damit diese genanntenZielsetzungen erreicht werden können, sind besondere An-strengungen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu unter-nehmen.

Daher wurde als ein Ergebnis der „Strategiekonferenz Kinder-armut“ beschlossen, zentrale und dezentrale Netzwerke zu bilden, um in gemeinsamer Anstrengung aller relevanten Akteure und Institutionen zu einer nachhaltigen Verbesserungder Lebenschancen dieser Kinder beizutragen.

Außerdem sollen neben der Umsetzung von konkreten Maßnahmen, insbesondere auch präventiv wirkende, nachhal-tige Strukturen aufgebaut werden, um der Entstehung und derVerfestigung von prekären Lebenslagen grundsätzlich und sofrüh wie möglich entgegenzuwirken. Hier sind wir in Stuttgart bereits in vielen Bereichen auf gutem Weg. So wurden zumBeispiel im Rahmen der Stuttgarter Bildungspartnerschaftstrukturelle Grundlagen für die Qualitätsentwicklung der Kindertageseinrichtungen und Grundschulen geschaffen und eine breite Palette weiterer Unterstützungsmaßnahmen aufden Weg gebracht. Diese gilt es nun, im Rahmen der Netz-werke, zu bündeln und – je nach Lage der Dinge – zu vertiefen.

Nachhaltigkeit als zentrales PrinzipAls zentrales Prinzip der Entwicklung aller Strategien und Maß-nahmen zur Verbesserung der Lebenssituation benachteiligterKinder in Stuttgart gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit. Nebender Umsetzung von Einzelmaßnahmen und Projekten ist esnotwendig, längerfristige Strategien zu entwickeln, die Kinderbeziehungsweise Familien benachteiligter Bevölkerungsgrup-pen möglichst früh erreichen, einen gelingenden Einstieg indie Regelbildungsinstitutionen unterstützen sowie eine indivi-duelle Förderung in den einzelnen Bildungsinstitutionen ge-währleisten.

Regeleinrichtungen stärkenAus dem Prinzip der Nachhaltigkeit folgt die klare Handlungs-strategie, die mit dem Ziel „Regeleinrichtungen stärken gege-benenfalls ausbauen“ umschrieben werden kann.

In Stuttgart werden die bereits begonnenen Prozesse des Aus-baus und der Vernetzung der Angebote und Institutionen imBereich Bildung, Betreuung und Erziehung durch weitere An-strengungen konsequent fortgeführt.

Schwerpunkte der FörderungDie finanziellen Leistungen für bedürftige Familien mit Kinderbelaufen sich auf 80 Millionen Euro. Ergänzend hat der Ge-meinderat für den Haushalt 2009 ein umfassendes Maßnahme-paket zur Unterstützung von bedürftigen Kindern mit einem finanziellen Umfang von 2,5 Millionen verabschiedet. Damitwerden folgende Maßnahmen finanziert:

BonuscardDie Bonuscard ist eine freiwillige Leistung der Stadt Stuttgartfür Bezieher von Arbeitslosengeld, Sozialhilfe und Grundsiche-rungsleistungen sowie für Menschen, deren Einkommen unter-halb bestimmter Grenzen liegt, beziehungsweise Familien mitfünf oder mehr Kindern ohne Einkommensprüfung. Die Karteermöglicht es, trotz finanzieller Einschränkungen weiterhin amkulturellen, sportlichen und sozialen Leben der Stadt teilzuneh-men. So gewähren die meisten Institutionen und Einrichtungenin der Stadt Ermäßigungen.

Zukünftig werden 14 Prozent mehr Familien in den Genuss derBonuscard kommen. Ab Januar 2009 wird es eine Anpassungder Einkommensgrenze für die Bonuscard-Bezieher geben, diekünftig regelmäßig erfolgen soll. Die Einkommensgrenze für dieeinzelnen Haushaltstypen wird auf der Basis der tatsächlichenWohnkosten der Stuttgarter SGB II-Leistungsempfänger undder aktuellen Regelsätze neu ermittelt und um einen Schwellen-haushaltszuschlag erhöht.

Gebührenbefreiung � Kinder von null bis zwölf Jahren aus Familien mit Bonuscard-

Berechtigung werden von den Gebühren für städtische undauch freie Kindertagesstätten und Horte befreit. Alle Kinder-tageseinrichtungen erhalten zudem für jedes bonusberech-tigte Kind ein frei verfügbares Budget von 100 Euro pro Kin-dergartenjahr.

� Bonuscard berechtigte Kinder werden von den anfallendenGebühren der verlässlichen Grundschule und in der außer-schulischen Bildung und Betreuung befreit. Schulanfängervon Bonuscard berechtigten Familien werden mit 100 Eurofür die Erstausstattung für Schulmaterialien unterstützt.

� Die städtischen allgemeinbildenden Schulen und Sonder-schulen erhalten für jedes Bonuscard berechtigte Kind proSchuljahr 50 Euro frei zur Verfügung, zum Beispiel für Klas-senfahrten, Unterrichtsmaterialien. Zu Beginn des zweitenSchulhalbjahres 2009 erhalten alle Kinder mit Bonuscard inallen Kindertagesstätten sowie an allen städtischen, allge-mein bildenden Schulen und Sonderschulen und Sonder-schulkindergärten ein Mittagessen für einen Euro.

� Für Schulen und Kindertagesstätten wird eine Internetplatt-form aufgebaut, um den Bürgerinnen und Bürgern zielge-richtet Unterstützungs- und Spendenangebote zu ermög-lichen.

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Page 37: Zukunft Kinder - Programm für ein kinderfreundliches Stuttgart (Fortschreibung 2009)

Arbeitsstrukturen: Zentrales Netz und dezentrale Netze für alle KinderZur Umsetzung und zur weiteren Entwicklung von Strategienund Maßnahmen für eine nachhaltige Verbesserung der Le-benssituation benachteiligter Kinder in Stuttgart ist ein koordi-niertes Vorgehen und eine entsprechende Zusammenarbeit al-ler relevanten Akteure erforderlich. Diese Zusammenarbeit wirdsowohl zentral als auch dezentral organisiert.

Zentral wurde ein „Stuttgarter Netz für alle Kinder“ gegründet,in dem alle relevanten Akteure (Stadtverwaltung, Schulen, Kirchen, Elternvertreter und Wohlfahrtsverbände) zusammenarbeiten.

Die Ziele des Stuttgarter Netzes für alle Kinder finden ihre Entsprechung in den dezentralen Netzwerken und werden vordem Hintergrund der spezifischen Situation im Stadtbezirk gebildet. Die Gremien dienen sowohl dem Wahrnehmen vonBedarfslagen als auch dem gemeinsamen Handeln. BestehendeMöglichkeiten sowie räumliche und personelle Ressourcen vorOrt sollen für die Zielgruppe „Kinder und Familien benachteilig-ter Bevölkerungsgruppen“ genutzt werden.

Die dezentralen Netze setzen sich – analog zum zentralen Netz– aus allen relevanten Akteuren im Stadtbezirk zusammen.Diese sind insbesondere Vertreter/-innen der Bezirksbeiräte, derrelevanten Ämter und Stabsstellen, der im Stadtbezirk tätigenTräger der Kinder- und Jugendhilfe, der Schulen, der Elternver-treter, der Kirchengemeinden, der lokalen Wirtschaft etc. DieKinderbeauftragten in den Stuttgarter Stadtbezirken tragen dieVerantwortung für den Aufbau einer dezentralen Vernetzungs-struktur. Sie benennen die Mitglieder des Netzwerks und unter-breiten diesen Vorschlägen zur Zusammenarbeit vor Ort.

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Alle Kinder mit Bonuscard bekommen ein Mittagessen für einen Euro.

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Page 38: Zukunft Kinder - Programm für ein kinderfreundliches Stuttgart (Fortschreibung 2009)

1.10.Jedes Kind und jeder Jugendliche solldurch seine Eltern dank einer intensivenElternbildung qualifiziert unterstütztwerden können.

Damit Eltern ihrer Verantwortung besser gerecht werden kön-nen, bedarf es vielfältiger Angebote der Elternbildung, die ver-stärkt auf die individuelle Lebenssituation und Herkunft einge-hen.

Elternseminar der Stadt StuttgartDas Elternseminar ist eine städtische Einrichtung, die Väter undMütter in ihrem Erziehungsauftrag stärkt, ermutigt und befä-higt, sich Erziehungskrisen zu stellen. Praktische Hilfestellungund pädagogische Einsichten sollen Eltern Mut machen, ihrenErziehungsauftrag wahrzunehmen. Ihr Selbstbewusstsein undihre Fähigkeit zur Auseinandersetzung werden gestärkt, damitsie ihre Kinder zu selbstsicheren, kritikfähigen und mutigenMenschen erziehen können. Junge Familien mit Kleinkindernerhalten in den Kursen und Gesprächsgruppen des städtischenElternseminars konkrete Anregungen und Orientierung für denAlltag mit kleinen Kindern. In stadtteilnahen Treffpunkten kön-nen neue Kontakte und Formen gegenseitiger Entlastung ent-stehen. Das Elternseminar ist seit 1963 die kommunale Fami-lienbildungseinrichtung Stuttgarts. Unter dem Motto „DasTreff- und Lernangebot in Ihrer Nähe" bietet es Eltern direkt inden Stuttgarter Stadtteilen Orte für Begegnung und Orientie-rung, zum Beispiel theaterpädagogische Workshops, Tagesse-minare zu Themen wie: „Abenteuer Pubertät“, oder „Allein er-ziehen“. Das stärkste und am meisten nachgefragte Angebotist derzeit der Kurs „Deutschlernen für den Alltag“ der in allenStadtbezirken Stuttgarts stattfindet.

Familienbildungsstätten In Familienbildungsstätten finden Eltern und Kinder Begeg-nungs- und Bildungsmöglichkeiten. Sie können hier neue Kontakte knüpfen und Kräfte sammeln. Ihre Angebote berück-sichtigen die unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungs- situationen von Familien.

Das Haus der Familie ist eine Bildungsstätte mit vielfältigenund breit gestreuten Angeboten, die sich an den Bedürfnissender modernen Familie orientieren. Ziel des Hauses ist, Eltern,Großeltern und Erziehende zu unterstützen und zu stärken. Dieehemalige Mütterschule ist ein eingetragener Verein.

Familien treffen sich im Generationenhaus West im Eltern-kindzentrum (EKiZ) und tauschen sich über ihre Sorgen undErfahrungen aus und geben sich brauchbare Tipps. Im Café undTreff, vor der Kinderbetreuung, beim Mittagessen oder auchdraußen im Garten gibt es vielfältige Möglichkeiten der Bege-gnung und des Austauschs. Das Bildungsangebot ist immerauch als Beziehungsangebot gedacht. zum Beispiel „STÄRKE“.Um den „frisch gebackenen“ Familien die Ankunft im EKiZ zuerleichtern, gibt es ein Kursprogramm, aus dem sich Eltern dasauswählen können, was sie am meisten anspricht.

Familienbildungsstätten der Kirchen

Katholische KircheDie katholischen Familienbildungsstätten sind Orte der Bege-gnung, Kommunikation, Begleitung, Unterstützung und religiö-sen Erfahrung. Für Familien und in der Familienarbeit Tätige bie-ten sie in Kursen, Gesprächskreisen, Treffpunkten, kleinenGruppen, Vorträgen und Bildungsurlauben zahlreiche Bildungs-inhalte an, die zentrale familiäre Themenfeldern umfassen: Ver-einbarkeit von Familie und Beruf, Eltern-Kind-Beziehung, Familieund Haushalt unter sozialen, ökonomischen und ökologischenAspekten, eheliches Zusammenleben im sozialen Wandel, Ge-waltprävention, Armutsprävention, Gesundheitsbildung etc. ImKontakt mit einschlägigen akademischen Wissenschaftsdiszipli-nen legt die katholische Familienbildung großen Wert auf dieQualitätsentwicklung und -sicherung ihrer Angebote.

Landesarbeitsgemeinschaft EvangelischerFamilien-Bildungsstätten in Württemberg In der Landesarbeitsgemeinschaft Evangelischer Familien-Bil-dungsstätten in Württemberg (LeF) organisieren sich 28 Fami-lien-Bildungsstätten, Häuser der Familie und Einrichtungen derFamilienbildungsarbeit. Ziel der LeF ist die Förderung und Stär-kung der Erziehungs- und Alltagskompetenz in Familien durchBildungsangebote.

Elternbildung in der Kita

Mama lernt DeutschIn Stuttgart leben viele Mütter ausländischer Herkunft, dieselbst in einem anderen Land aufgewachsen sind und erstdurch Eheschließung nach Deutschland kamen. Sie sprechenoftmals kaum Deutsch, kennen diese Gesellschaft nicht, sindnicht berufstätig und haben häufig im Privatleben lediglichKontakte innerhalb der eigenen ethnischen Gruppe. Für sie istes besonders schwierig, ihre Kinder im Kindergarten und in derSchule aktiv zu begleiten. Hier setzt „Mama lernt Deutsch“ an:Mütter lernen Deutsch direkt an der Schule oder in der Einrich-tung, die ihre Kinder besuchen. Der Unterricht in „Mama lerntDeutsch“ ist speziell auf Bildungsthemen und Themen zum Le-ben mit Kindern zugeschnitten. Der Kurs wird derzeit an derKindertageseinrichtung am Nordbahnhof angeboten.

Rucksack-Projekt – Das Sprachförder-programm mit Unterstützung der ElternIm „Rucksack-Projekt“ werden Mütter aus Migrantenfamilienvon muttersprachlichen Honorarkräften dazu angeleitet, ihreKinder in der Zweitsprache Deutsch zu fördern. So können siemit ihren Kindern zu Hause die Inhalte vertiefen und weiterfüh-ren, die ihnen in der Tageseinrichtung bereits vermittelt wur-den. Dank der Unterstützung des Kuratoriums Kinderfreundli-ches Stuttgart und der Förderung der Freudenberg- Stiftung können seit Herbst 2008 wieder Mütter aus den verschiedens-ten Herkunftsländern an dem Projekt teilnehmen.

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Einstein-KitasAuch im Programm der Einstein-Kitas wird im Rahmen der Er-ziehungspartnerschaft ein Schwerpunkt in Elternarbeit und -fortbildung gesehen. So finden Elterncafés und gemeinsameFeste statt. Zweimal jährlich lädt die Bezugserzieherin alle Elternzu einem persönlichen Gespräch ein, bei dem über Erziehungs-fragen und die gesunde Weiterentwicklung der Kinder gespro-chen wird.

Elternbildung in der Grundschule

Mama lernt Deutsch Im Rahmen der Sprachförderung richtet sich der Kurs „Mamalernt Deutsch“ vorrangig an Mütter von Grund- und Haupt-schülern. Der Kurs findet an 12 bis 15 Stuttgarter Schulen stattund ist teilweise auch für Väter geöffnet. Bei freien Platzkapa-zitäten können auch Frauen und Mütter aus dem Stadtteil teil-nehmen. Ziel der Kurse ist es, die Hemmschwelle gegenüberder Schule abzubauen, den Müttern das deutsche Schulsystemnäher zu bringen und sie für schulische Belange ihrer Kinder zuinteressieren.

In den Kursen wird nach einem speziellen Curriculum unterrich-tet, das von der Stabsabteilung für Integrationspolitik in Koope-ration mit Kursleiter/-innen entwickelt wurde. Den inhaltlichenSchwerpunkt bilden Schulthemen: Die Mütter lernen das rich-tige Lesen eines Stundenplans ebenso wie das Schreiben einerEntschuldigung. Wichtige Themen sind auch Hausaufgaben,

Zeugnisnoten, Eltern-Lehrer-Gespräche, Elternabende, gesun-des Pausenvesper etc. Die Kurse sollen möglichst gut in dasSchulgeschehen integriert sein. So organisieren Rektoren Schul-führungen für die Mütter oder laden Grundschullehrerinnen inden Deutschkurs ein. Auch gemeinsame Aktivitäten einerSchulklasse mit den Deutschkursmüttern im Rahmen von Pro-jekttagen oder gegenseitige Unterrichtsbesuche stehen aufdem Programm. Exkursionen zum Kennen lernen von Freizeit-angeboten im Stadtteil werden ebenso angeboten wie Besuchein der Stadtbücherei.

Tetralinguale Elternbildungsabende in derGrund- und Hauptschule OstheimIn Zusammenarbeit mit dem Elternseminar der Stadt Stuttgartveranstaltet die Grund- und Hauptschule Ostheim Elternbil-dungsabende in deutscher, italienischer, griechischer und türki-scher Sprachen gleichzeitig zum selben Thema in vier nebenein-ander gelegenen Schulräumen. Themen sind zum BeispielPubertät, Umgang mit dem Handy, Computer, Fernsehen oderTaschengeld. Alle Abende werden von muttersprachlichen Referenten entsprechend der kulturellen Gepflogenheiten gestaltet.

Die Sprachkurse „Mama lernt Deutsch“ finden in der Schule oder im Kindergarten statt.

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Kompetenzzentrum StuttgarterBildungspartnerschaft

Organisatorische Strukturen So wie die zehn Ziele ineinander greifen, so müssen die not-wendigen Aufgabenfelder und Maßnahmen vom Kind her ent-wickelt und aufeinander abgestimmt werden, um ein durch-gängiges, differenziertes und den individuellen Begabungenund Kenntnissen angepasstes Bildungsangebot inklusive demÜbergang in den Beruf zu machen. Dies ist nur möglich, wennveränderte organisatorische Strukturen geschaffen werden, un-ter Einbeziehung der gesamt-gesellschaftlichen Verantwortungvieler Partner, die es zu vernetzen und zu koordinieren gilt.

Das Vorhaben „Stuttgarter Bildungspartnerschaft“ zielt auf denAufbau eines abgestimmten Systems von Bildung, Betreuungund Erziehung, also darauf, Angebotsstrukturen der Bildungsför-derung (Schule, Jugendhilfe, Kultur- und Sportangebote undweitere außerschulische Anbieter) in der Stadt als ein Gesamtsys-tem zu planen, zu koordinieren und dauerhaft zu vernetzen. Das„Kompetenzzentrum Stuttgarter Bildungspartnerschaft“ stellt den„Motor“ dieser anspruchsvollen Entwicklungsaufgabe dar. Essetzt Impulse für Innovation, entwickelt Qualitätskriterien für dieFort- und Weiterbildung, integriert unterschiedliche fachlicheKompetenzen und koordiniert den Aufbau von Netzwerken. Eineerste Schwerpunktsetzung für den Aufgabenbereich des Kom-petenzzentrums wurde vom Gemeinderat durch die Aufteilungin die beiden Teile „Kinder von ein bis zehn Jahren“ und „Über-gang in den Beruf“ vorgenommen. Priorität hat zunächst dererste Teil. Damit ist die Tätigkeit des Kompetenzzentrums – zu-

nächst – auf die Institutionen Kindertageseinrichtungen undGrundschule sowie deren Kooperationspartner fokussiert.

Aufgaben des KompetenzzentrumsFür eine erste Maßnahmenplanung sind innerhalb der genann-ten Aufgabenbereiche sowohl inhaltliche als auch sozialräumli-che Schwerpunktsetzungen vorzunehmen. Aufgrund der Viel-zahl bestehender Kooperations- und Entwicklungsprozessemuss am Anfang jeder Maßnahmenplanung eine ausführlicheSituations- und Bedarfsanalyse stehen. Die vom Kompetenzzen-trum begleiteten beziehungsweise durchgeführten Maßnah-men sind in geeigneter Weise zu evaluieren. Dies bedeutet:� Unterstützung der Qualitätsentwicklungsprozesse in den

Kindertageseinrichtungen und Grundschulen,� Interdisziplinäre Fort- und Weiterbildungsangebote der Mit-

arbeiter/-innen der Kindertageseinrichtungen und Grund-schulen,

� Unterstützung und Aufbau sozialraumbezogener Koopera-tions- und Vernetzungsstrukturen zwischen Kindertagesein-richtungen und Grundschulen,

� Erprobung des Projekts „Interkulturelle Schulentwicklung“.

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Schwerpunkt der Stuttgarter Bildungspartnerschaft liegt zunächst auf Kindern von eins bis zehn Jahren.

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Administrative SteuerungAls klassische Querschnittsaufgabe ist das Kompetenzzentrumin einer neu eingerichteten Stabsstelle beim Oberbürgermeisterangesiedelt.

Die einzelnen Aufgabenfelder werden im Rahmen der Projekt-arbeit erarbeitet, an der das staatliche Schulamt, das Jugend-amt, das Schulverwaltungsamt und weitere Ämter, vor allemdas Kulturamt und Sportamt, Gesundheitsamt, Sozialamt sowieder Gesamtpersonalrat beteiligt sind. Die Koordination für dieseProjektarbeit übernimmt das Kompetenzzentrum.

Politische SteuerungUm diesen komplexen Bildungsprozess politisch zu begleitenund zu gestalten, hat der Gemeinderat den Ausschuss „Stutt-garter Bildungspartnerschaft“ eingerichtet. Er setzt sich aus Ver-tretern des Gemeinderats, des Kultusministeriums, des staat-lichen Schulamts, der städtischen Kinderbeauftragten, denSchulen, der Jugendhilfe, der Eltern, der freien Träger und derWissenschaft zusammen und wird vom Oberbürgermeister ge-leitet.

Wissenschaftliche BegleitungIn Abstimmung mit der wissenschaftlichen Begleitforschung,die das Land Baden-Württemberg in Auftrag gegeben hat, wirddie Stuttgarter Bildungspartnerschaft mit dem SchwerpunktÜbergang Kindergarten – Schule und Elternbildung durch dasInstitut von Herrn Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer, Leiter desTransferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen an derUniversität Ulm in den nächsten drei Jahren wissenschaftlichbegleitet. Ziel ist es, durch vergleichende Studien die verschie-denen Systeme und Wirkungen von Maßnahmen zu identifizie-ren und weiter zu entwickeln. Bei diesem lernenden Prozesssollen auch die Eltern sowie die Mitarbeiter in Kitas undSchulen einbezogen werden.

Junger Forscher in der Einstein-Kita

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Im Bezirk Zuffenhausen entstand auf einem ehemaligen Kasernengelände das familienfreundliche Wohngebiet „Im Raiser”.

2. ZielIn Stuttgart soll es für unsere Kinder undJugendlichen Platz zum Wohnen undFreiräume zum Spielen im Freien geben.

Bezahlbarer Wohnraum für Familien ist in Stuttgart schwierig zu finden. Zum einen weil Stuttgart als Wohnort stark nach-gefragt ist. So fehlen Stuttgart nach städtischen Berechnungenzirka 15.000 Wohnungen, nach Hochrechnungen des Statisti-schen Landesamtes und des Mietervereins sind es sogar bis zu 30.000. Bei den Bemühungen der Stadt um preiswertesWohneigentum für junge Familien wird es deshalb wesentlichdarauf ankommen, dass private Vermieter mehr als bisher anjunge Familien ihre Wohnungen und Häuser vermieten. Zumanderen, weil es im Hinblick auf die restriktive Ausweisung vonneuen Wohngebieten auch in den nächsten Jahren schwierigsein wird, durch Nachnutzung von Brachflächen, durch Nach-verdichtungen und Umwandlungen im Bestand eine größere

Zahl von familienfreundlichen Wohnungen durch private Bau-herren oder die städtische Tochter-SWSG zu bauen.

Freiräume zum Spielen im Freien, möglichst im direkten Wohn-umfeld, sind heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Solche Erlebnis- und Sozialisationsräume sind für Kinder von großerBedeutung, gerade auch als Alternative zum stundenlangenFernsehen und Computerspielen. Zwar finden sich in Stuttgartüber 530 öffentliche Spielflächen, rund 100 Schulhöfe, vieleSportflächen, Bolzplätze und Grünanlagen, die sich zum Spielen eignen. Auch haben wir eine größere Zahl von Straßenin verkehrsberuhigte Bereiche umgewandelt, um Spielen aufder Straße zu erleichtern. Häufig sind die Flächen jedoch bereitsvon Autos besetzt; denn in Stuttgart gibt es fast viermal sovielAutos wie Kinder. Umso wichtiger ist das Spielen direkt vor derHaustüre, zum Beispiel. auf Grünflächen, innerhalb von Wohn-anlagen oder in Garageneinfahrten. Dankenswerterweise ha-ben viele Wohnungsgesellschaften ihre Hausordnungen geän-dert entsprechend dem Motto: Kinder erwünscht – Spielenerlaubt.

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2.1. Familien mit Kindern sollen in Stuttgartbezahlbaren Wohnraum finden.

In Stuttgart gibt es heute rund 305.000 Privathaushalte, davonsind die Hälfte Einpersonenhaushalte. Nur noch in jedem sechs-ten Haushalt (54.600 , das heißt 17,8 Prozent) leben insgesamt90.000 minderjährige Kinder. In 42.000 Haushalte wohnenPaare, 12.400 sind Alleinerziehende.

Bei der Bürgerumfrage 2007 zum Thema familien- und kinder-freundliche Stadt wurde bezahlbarer und familiengerechterWohnraum mit oberster Priorität genannt. Aufgrund der güns-tigen Wirtschaft- und Arbeitsmarktlage in den süddeutschenStädten nimmt auch die Wohnungsnachfrage in Stuttgart stetigzu. Es gibt gute Gründe für Familien mit Kindern, sich für dieStadt als Wohnort zu entscheiden. Viele bevorzugen die urbaneVielfalt und das gute Betreuungs- und Bildungsangebot. Aller-dings müssen Wohnung und Wohnumfeld einiges bieten, ummit dem Umland konkurrieren zu können.

Deshalb zogen und ziehen immer wieder junge Stuttgarter Fa-milien aus dem Stadtgebiet in die nahe gelegenen Nachbarge-meinden, um ihren Wunsch nach mehr Wohnraum – häufig einReihenhaus mit Garten – erfüllen zu können.

Damit in Zukunft wieder mehr junge Familien mit Kindern inStuttgart wohnen, hat die Stadt ein vielseitiges Maßnahmenpa-ket zur Verbesserung ihrer Wohnsituation verabschiedet. Stutt-gart fördert verstärkt die Nutzung und Umwandlung im Be-stand, das Schließen von Baulücken sowie die Nachverdichtungund wirbt intensiv um Investoren. Dabei muss der Wohnraumvor allem für junge Familien erschwinglich sein.

Neue Richtlinien für das Familienbau-programm und preiswertes Wohneigentum neu gefasstIm Rahmen der Föderalismusreform ist die Gesetzgebungskom-petenz für das Wohnungswesen vom Bund auf das Land über-gegangen. Der Landtag von Baden-Württemberg hat Ende No-vember 2007 das Landeswohnraumförderungsgesetz (LWoFG)beschlossen, das die bisherigen bundesrechtlichen Gesetze ab-löst. Da sich die städtischen Förderprogramme bislang auf diebundesrechtlichen Regelungen bezogen hatten, wurden diesenun an das neue LWoFG angepasst. Der Gemeinderat be-schloss am 24. April 2008 die Neufassung der städtischenRichtlinien: Die Einkommensberechnung für die Förderpro-gramme wurde vereinfacht. Künftig ist das Jahresbruttoeinkom-men abzüglich der Werbungskosten maßgebend. Außerdemkönnen im Familienbauprogramm mehr Familien gefördert wer-den.

Preiswertes Wohneigentum für junge FamilienIm Programm „Preiswertes Wohneigentum“ stellt die StadtGrundstücke zur Verfügung, deren Kaufpreis einkommensab-hängig verbilligt wird. In der höchsten Fördergruppe beträgtdie Verbilligung bis zu 48.000 Euro für Reihenhäuser und Eigentumswohnungen (2006 waren es noch 39.000 Euro). Zusätzlich erhalten Familien für jedes im Haushalt lebende Kindunter 18 Jahren einen Zuschlag von bis zu 3000 Euro, maximal12.000 Euro. Die einzelnen Bauvorhaben werden jeweils imAmtsblatt, der Tagespresse und im Internet ausgeschrieben.

In den Jahren 2006 und 2007 hat die Stadt 200 Wohneinhei-ten für Familien mit 393 Kindern gefördert.

FamilienbauprogrammIm Familienbauprogramm stellt die Stadt für den Erwerb vonNeubauten und Bestandsimmobilien wahlweise Baukosten-oder Zinszuschüsse zur Verfügung. Abhängig von der Zahl derKinder unter 18 Jahren, die im Haushalt leben, gibt es bis zu30.000 Euro. Außerdem werden für Maßnahmen des energie-sparenden und ökologischen Bauens Zuschüsse von bis zu5.000 Euro gewährt. Eine Familie mit zwei Kindern kann bei-spielsweise für den Kauf einer Neubaueigentumswohnung mitKfW-60-Standard einen Baukostenzuschuss einschließlich Ener-giezuschlag von bis zu 26.000 Euro erhalten. Im Rahmen desFamilienbauprogramms wurden seit 1997 insgesamt 1863 Fa-milienheime und Eigentumswohnungen mit städtischen Zu-schüssen von 35 Millionen Euro gefördert. Allein in den Jahren2006 und 2007 waren dies 316 Wohneinheiten und Familienmit 584 Kindern.

Der erste Bauabschnitt für die Wohnbebauung „Hohlgra-benäcker“ im Bezirk Zuffenhausen/Zazenhausen wurde Mitte2008 freigegeben. Auf fünf städtischen Grundstücken entste-hen im „Preiswerten Wohneigentum“ Reihenhäuser für Fami-lien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren. Käufer profi-tieren von verbilligten Grundstückspreisen, limitiertenBaukosten und zinsverbilligten Darlehen der L-Bank Baden-Württemberg. Die Reihenhäuser werden alle den KfW-60-Stan-dard einhalten. Vorgesehen sind drei unterschiedliche Haus-typen. Ein Reihenmittelhaus mit einer Wohnfläche von 127Quadratmeter und einer Garage kann eine Familie mit zwei Kin-dern und einem Jahresbruttoeinkommen von bis zu 61.000Euro für 280.000 Euro erwerben. Ferner sind auch Eigentums-wohnungen im „Preiswerten Wohneigentum“ geplant.

Zusätzlich stellt die Stadt ein weiteres Baufeld für 16 familien-gerechte Mietwohnungen für mittlere Einkommensbe-zieher zur Verfügung. Der Bauträger erhält von der Stadt einebis zu 45-prozentige Grundstücksverbilligung. Dafür dürfen dieMieten 7,75 Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten.

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Städtische Förderung auch für mittlere EinkommensbezieherDie verbilligten Grundstücke oder städtischen Zuschüsse könnenauch Familien mit mittleren Einkommen erhalten, da die Einkom-mensgrenzen in den Programmen der Stadt deutlich höher sindals im Landeswohnungsraumförderungsprogramm. So ist zumBeispiel für eine Familie mit zwei Kindern eine Förderung bis zueinem Jahresbruttoeinkommen von 77.000 Euro möglich, wäh-rend die Obergrenze des Landes bei 61.000 Euro liegt.

FehlbelegungsabgabeMieter von Sozialmietwohnungen, die nach dem Bezug die Ein-kommensgrenzen überschreiten haben, mussten bis 2007wegen der subventionierten Miete eine Fehlbelegungsabgabean die Stadt bezahlen. Diese Abgabe hat mit dazu beigetragen,dass Familien, deren Einkommen sich verbessert hat, weggezo-gen sind. In der Folge verschlechterten sich die Sozialstrukturenin bestimmten Gebieten. Deshalb hat sich die Stadt beim Landdafür eingesetzt, die Fehlbelegungsabgabe aufzuheben. Mietervon Sozialmietwohnungen können nun in ihrer preisgünstigenWohnung bleiben und müssen keine zusätzliche Fehlbele-gungsabgabe mehr bezahlen. Dies kommt auch Familien mitKindern zugute. Da sich langjährige, integrierte Mieter nichtmehr veranlasst sehen wegzuziehen, trägt der Verzicht auf dieFehlbelegungsabgabe auch zur Stabilisierung und Verbesserungder Sozialstrukturen bei.

Mietwohnungen für mittlere EinkommensbezieherMittlere Einkommensbezieher überschreiten die Einkommens-grenzen für den Sozialen Mietwohnungsbau, können sich aberfreifinanzierte Mietwohnungen oft nicht leisten, da für diese biszu zehn Euro pro Quadratmeter zu bezahlen sind. Um die Lü-cke zwischen dem Sozialen Mietwohnungsbau und dem frei-finanzierten Wohnungsbau zu schließen, gibt es in der Landes-hauptstadt seit 2003 das städtische Programm: „Mietwohnun-gen für mittlere Einkommensbezieher“. Die städtische Förde-rung erfolgt durch verbilligte Grundstücke. Dafür müssen sichdie Bauträger auf die Dauer von 20 Jahren verpflichten, dieWohnungen unter dem Marktwert zu vermieten. Die Aus-gangsmiete beträgt in der Regel 7,50 Euro pro Quadratmeter.Mietsteigerungen sind nur alle drei Jahre um maximal 0,30Euro je Quadratmeter zulässig. Seit 2003 wurden 334 Wohnun-gen gefördert, die Familien zugute kommen.

Sozialer MietwohnungsbauNach wie vor sieht die Landeshauptstadt in der Förderung desSozialen Mietwohnungsbaus eine wichtige Aufgabe, um denrückläufigen Belegungsrechten entgegen zu wirken und Woh-nungssuchende, die auf die Hilfe der Stadt angewiesen sind,mit bezahlbarem Wohnraum versorgen zu können. Neben derInanspruchnahme von Landesmitteln – soweit vorhanden –unterstützt die Stadt durch verbilligte Grundstücke und Darle-hen und, falls nötig, auch durch Zuschüsse. In den nächstenJahren sollen jährlich 100 neue Sozialmietwohnungen entste-hen. Seit 1997 hat die Stadt 1.715 Sozialmietwohnungen ge-fördert und einschließlich Grundstücksverbilligungen 67 Millio-nen Euro zur Verfügung gestellt.

Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG)Familien- und kinderfreundliches Wohnen ist eines der Unter-nehmensziele der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesell-schaft mbH (SWSG). Die Interessen der Kinder sollen bei allenAktivitäten, ob Neubau oder Modernisierung, berücksichtigtwerden. So arbeitet die SWSG eng mit der Jugendhausgesell-schaft zusammen. Sie finanziert eine halbe Sozialarbeiterstellefür die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im VaihingerLauchhau. In Botnang unterstützt das Unternehmen die Raum-miete für das „Fun“-Familien- und Nachbarschaftszentrum.Beim Bau größerer Spielplätze in neuen Bauvorhaben werdenKinder in die Planung und Umsetzung mit einbezogen, zumBeispiel in Botnang, Rot und im Hallschlag. Eine Sozialpädago-gin aus der Belegschaft wurde zur Kinderbeauftragten ernannt.Wann immer es nötig ist, arbeitet die Abteilung Sozialmanage-ment der SWSG eng mit dem Jugendamt, dem AllgemeinenSozialdienst, Kindertagestätten und dem Kinderschutzbund zu-sammen.

Wettbewerb Wohnen im Kinderland Baden WürttembergBei dem von der Arbeitsgemeinschaft der Bausparkassen aus-gelobten Wettbewerb „Wohnen im Kinderland Baden-Würt-temberg“ konnten Stuttgarter Einrichtungen und die Landes-hauptstadt für die Strategie und das Arbeitsprogramm„Kinderfreundliches Stuttgart“ im Jahr 2008 einen ersten, einenzweiten, einen Sonderpreis sowie eine Anerkennung gewinnen.

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2.2. Das Wohnumfeld soll kinderfreundlichergestaltet werden, um für die KinderFreiräume zu öffnen.

Sozial- und Kinderverträglichkeit bei städtebaulichen Maßnahmen 2006 fasste der Gemeinderat den Beschluss, soziale Belange imRahmen der stadträumlichen Planung schon frühzeitig zu Be-ginn von Planungsprozessen stärker zu gewichten und zu inte-grieren. Zu diesem Zweck wurde ein zentrales Beratungsgre-mium eingerichtet, die Arbeitsgruppe SozialverträglichePlanung, (AGSP). Die AGSP dient als Forum für frühzeitigen In-formationsaustausch bei städtebaulichen Projekten mit hohemVeränderungspotenzial. 2008 wurden die sozial orientiertenEntwicklungsziele um die Aspekte der Kinderverträglichkeit er-gänzt und erweitert. Eine referatsübergreifende Projektgruppehat die Inhalte abgestimmt und eine weitergehende, auf heu-tige Bedarfe und Anforderungen ausgerichtete Arbeits- undOrientierungshilfe insbesondere für stadträumliche Planungenund Projekte zur Verfügung gestellt.

Da Kinder mit ihren Familien inzwischen leider zu einer Minder-heit gehören, werden sie in Mietgebäuden und im unmittelba-ren Wohnumfeld häufig als „Störenfriede“ betrachtet. Seit ge-raumer Zeit steigt jedoch in Stuttgart die Bereitschaft zu mehr

Kinderfreundlichkeit im Wohnumfeld. Denn in persönlichen Ge-sprächen hat die Verwaltungsspitze bei den großen Wohn- undSiedlungsgesellschaften Stuttgarts und dem Haus- und Grund-besitzerverein erfolgreich um mehr Kinder- und Familienfreund-lichkeit geworben. Dabei wurde unter anderem festgelegt, dasskinderfreundliche Hausordnungen erstellt werden, um Familienmit Kindern das Leben zu erleichtern. Sie gelten inzwischen beiallen großen Wohnungsbaugesellschaften. Sie sind zum Bei-spiel bei der SWSG fester Bestandteil der Mietverträge

Kinderfreundliche HausordnungDas Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart hat bereits 2005 eine kindgerechte Hausordnung mit dem Titel „Kinder erwünscht spielen erlaubt“ erarbeitet. Diese wurde über denHaus- und Grundbesitzerverein an die Stuttgarter Haushalteverteilt und lag dem Amtsblatt der Stadt Stuttgart bei. Die Hausordnung will vor allem für mehr Rücksichtnahme imZusammenleben von Jung und Alt werben. Einerseits sollen dieAnwohner Verständnis dafür aufbringen, dass Kinder für einegesunde Entwicklung ausreichend Spiel- und Bewegungsfrei-räume brauchen. Andererseits sollen Eltern darauf hinwirken,dass auch die Kinder ihrerseits Rücksicht nehmen, zum Beispiel Ruhezeiten einhalten und auf besondere Umstände in der Hausgemeinschaft wie kranke Hausbewohner achten.

KELLERWaschküche

13 bis 15 Uhr Mittagsruhe

Fahrrad

RAUM

Vorsicht Autofahrer!Spielende Kinder

■ nimm Rücksicht aufKranke und Nachbarn

■ sei freundlich und hilfsbereitzu älteren Menschen

■ stell dein Fahrrad ab,wo es nicht im Weg ist

■ Hunde an die Leine

■ gehe nur miteinemErwachsenenin Fahrstuhlund Keller

22 bis 6 Uhr Nachtruhe

■ Hunde und Katzen vomSandkasten fernhalten

■ leise spielen in der Mittagsruhe

Kinder erwünschtspielen erlaubt

Die kinderfreundliche Hausordung wirbt für Rücksichtnahme im Zusammenleben von Jung und Alt.

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2.3. Öffentliche wie private freie Flächen sol-len – wo immer möglich – für Kinder undJugendliche zugänglich sein.

Das direkte Wohnumfeld und die nähere Umgebung im Stadt-quartier waren früher selbstverständliche Erlebnis- und Soziali-sationsräume von Kindern. Dieses freie Spielen ist in den ver-gangenen Jahren erheblich zurückgegangen. Stattdessengehören heute stundenlanges Fernsehen und das Spielen amComputer zum Kinderalltag mit allen negativen Folgen für diekörperliche, geistige und soziale Entwicklung unserer Kinder.

Kinder erwünscht – spielenerlaubtStuttgart wirbt unter dem Motto „Kinder erwünscht – spielen erlaubt“auf vielen bunten Plakaten und Schil-dern in der Stadt dafür, dass Kindermehr Platz zum Spielen bekommen. Die Stadt verfügt über 530öffentlich nutzbare Spielflächen. Davon sind 160 Einrichtungenfür Jugendliche wie Wetz- und Bolzplätze oder Skateranlagen.Die Spielflächen werden vom Garten-, Friedhofs- und Forstamtregelmäßig auf ihren Zustand überprüft.

Damit Stuttgarter Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrangwieder ausleben können, fördert die Stadt nicht nur den Neu-und Ausbau von Spielplätzen, sondern stellt auch andere Frei-räume für Kinder bereit: Schulhöfe sind zu unterrichtsfreien Zei-ten geöffnet, Grünflächen und Parkanlagen frei zugänglich undzum Spielen freigegeben. So hat jeder Stuttgarter im Umkreisvon 300 Metern Zugang zu Grün- oder Parkanlagen. Zudemhaben wir Straßenabschnitte zu verkehrsberuhigten Zonen um-gewidmet. Allerdings ist das Spielen auf diesen verkehrsberu-higten Flächen nicht immer einfach, da sie häufig durch Fahr-zeuge besetzt sind. Denn in Stuttgart gibt es inzwischen fastviermal so viele Autos wie Kinder.

Spielplätze in StuttgartBei der Bürgerbefragung zur Familien- und kinderfreundlichenStadt in 2007 äußerten sich die Bürgerinnen und Bürger über-wiegend zufrieden mit den Spielmöglichkeiten in ihrem Wohn-umfeld. Zwei Drittel finden das Angebot an Spielplätzen undSpielmöglichkeiten gerade richtig.

Heute steht bei der Gestaltung von neuen Spielflächen und beider Sanierung vorhandener Spielflächen die naturnahe Bearbei-tung im Vordergrund. Das Gelände wird modelliert, Wasser-läufe angelegt und Spielbereiche für verschiedene Altersgrup-pen geschaffen. In den meisten Fällen können Kinder undEltern bei der Planung aktiv mitwirken. In den vergangenenJahren wurden einige neue Spielplätze gebaut, vorrangig inneuen Stadtquartieren.

BeispieleEin besonders gelungenes Beispiel ist das Spielschiff Neckarinein Bad Cannstatt, für das die Stadt von der Fachzeitschrift„Stadt und Raum“ den Spielraumpreis mit dem Prädikat „herausragend“ erhielt. Der Spielplatz am Neckarufer gehörtdamit zu den acht besten in ganz Deutschland.

Im Lauchhau im Stadtbezirk Vaihingen ist ein über 5.000 Qua-dratmeter großer, naturnaher Spielplatz „Spielen in den Gärten“in vorhandene Obstgärten integriert. Kinder und Jugendlichekönnen hier mit natürlichen Materialien und Grundelementenkreativ umgehen und spielen: Sand, runder Kies, gerundeteFindlinge, Holzklötze und Balken, ergänzt mit anderen Stein-und Holzmaterialien, bilden ein Spielangebot ohne fest vorge-gebene Funktionen. Weitere Spielmöglichkeiten, Baumhäuserund ein Spielhaus wurden im Charakter der ursprünglichen Gar-tenlandschaft erstellt. Aus nahe liegenden Gebäuden wirdDachwasser aufgefangen und dem Spielbereich als Bachlaufund Matschmulde zugeführt. Dieser Spielplatz ist ergänzt durcheinen Grünzug und Sportangebote.

Ein weiteres besonderes Spielangebot entstand in der Scheffel-straße. Dieser als „Schliff“ bezeichnete Spielplatz wurde we-sentlich von einer Mädchengruppe des Evangelischen Jugend-werkes Stuttgart mitgeprägt. Er zeichnet sich durch Spiel-elemente aus, die insbesondere den Bedürfnissen und Wün-schen von Mädchen entgegenkommen. So finden sich auf demSpielplatz, der auf zwei Ebenen angelegt ist, eine Kletterwand,eine Kletterspinne und Hängematten zum Relaxen. Für Klein-kinder gibt es Wasser-, Matsch- und Sandspielangebote.

Weitere neue Spielflächen sind für 2009 in Vorbereitung, sodass sich die Versorgung zunehmend verbessern wird. Im Orts-zentrum von Vaihingen wird der mit künstlerisch gestaltetenSpielgeräten und Kunstobjekten versehene Klettergarten hoch-wertig ausgebaut. Weitere Neuanlagen sind in Vaihingen in derSchwarzbach-/Hessbrühlstraße und am Jugendhaus Degerlochvorgesehen. In Stuttgart-Mitte entsteht ein neuer Bolzplatz.

In Neubaugebieten werden durch Bauträger und InvestorenSpielplätze in Abstimmung mit der Stadtverwaltung gebaut, die das Garten-, Friedhofs- und Forstamt nach Fertigstellungunterhält, so zum Beispiel im Neubaugebiet Hohlgrabenäcker in Zazenhausen und in der Köstlinstraße in Weilimdorf.

Spielflächenleitplan2007 wurde ein neuer Spielflächenleitplan herausgegeben. Er dient als Orientierungsrahmen und Informationsgrundlage für die wohnumfeldorientierte Stadtplanung. In vier Abschnittensind Daten, Fakten, Analysen, Strategien und Handlungsschwer-punkte zum Thema Kind/öffentlicher Freiraum, Wohnumfeld, Verbesserung von Spiel- und Aufenthaltsfunktionen dargestellt.

Eine im Rahmen der Datenerhebungen für den Spielflächenleit-plan ermittelte Flächenversorgung ergab, dass etwa 106 Hektaröffentliche Spielflächen, einschließlich der Abenteuerspielplätzeund Jugendfarmen, vorhanden sind. Die durchschnittliche Ver-sorgung liegt bei 70 Prozent des rechnerischen Bedarfs, der ineiner differenzierten Analyse, in die mehrere Faktoren wie Gradder Überbauung, Bevölkerungsdichte und Kinderanteil einge-hen, errechnet wird.

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Da in diesem Spielflächenleitplan nur die offiziell als Spielflä-chen ausgewiesenen Flächen berücksichtigt werden, spiegelt ernur einen Teil der Angebote wieder, die tatsächlich vorhandensind. Trotzdem bedarf es weiterer Anstrengungen, damit sichunsere Kinder und Jugendlichen wieder mehr im Freien und ak-tiver spielend bewegen.

Arbeitskreis SpielflächenDer Arbeitskreis „Spielflächen“, zu dem das Garten-, Friedhofs-und Forstamt regelmäßig Gemeinderatsmitglieder, die Kinder-beauftragte, das Stadtplanungsamt und außerstädtische Initiati-ven einlädt, berät über den aktuellen Zustand der Spielplätze inallen Stadtbezirken und legt die Prioritäten von Sanierung undWeiterentwicklung fest.

Sanierung von SpielflächenAlle zwei Jahre bewerten Fachleute des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes die Spielflächen nach einheitlichen Kriterien. Damit soll sichergestellt werden, dass der Gemeinderat vor den Haushaltsberatungen gründlich über den Sanierungsbedarfder Spielplätze informiert ist. In den Beratungen für den Haushalt 2008/2009 wurden die Mittel für die Sanierung von Spielflächen pro Jahr um über eine Million Euro aufge-stockt. Damit können rund 100 Spielflächen verbessert werden.

Kinder-, Eltern- und AnliegerbeteiligungenBei allen größeren Neu- und Umbauten sowie Sanierungsmaß-nahmen werden Kinder, Eltern und Anlieger in den Planungs-prozess der Spielflächen einbezogen. In Besprechungen oderWorkshops wird versucht, die Vorstellungen der Planer, Kinder,Eltern und Anlieger in Einklang zu bringen. Allerdings müssendie Wünsche dabei auch die räumlichen, rechtlichen und finan-ziellen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Die intensive Be-teiligung ist zwar zeitaufwendig für alle Beteiligten, führt letzt-lich aber zu einer höheren Akzeptanz, Wertschätzung undNutzung der neu geschaffenen Spielräume. Als Nebeneffektkönnen häufig Paten für die weitere Betreuung und beachtlicheSpenden gewonnen werden.

Spenden für SpielplätzeErfreulich ist auch, dass immer mehr Vereine, Firmen, Bürger-und Elterninitiativen sowie Privatpersonen sich finanziell für dieNeugestaltung von Spielplätzen oder Anschaffungen von Spiel-geräten engagieren. Beispielhaft sei hier der Lions-Club er-wähnt, der in den vergangenen Jahren bereits über 150.000Euro gespendet hat. So konnte der Burgspielplatz im Stuttgar-ter Westen überwiegend mit Mitteln aus Spenden des Lions-Club und einer Elterninitiative saniert werden. Auch andereSpielflächen wie Mozartplatz, Gerberplätzle, Silberburg-/Trau-benstraße, Hölderlinplatz, Steinhausenstraße wurden durchviele Einzel- und einige Großspenden saniert beziehungsweisein ihrer Ausstattung verbessert.

Wer seinen Spielplätze mitplanen darf, passt auch besser darauf auf.

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Stuttgarter KönigstraßeDank privater Spenden konnten nach Beendigung der Sanie-rungsarbeiten in der Unteren Königstraße, der Haupteinkaufs-straße der Landeshauptstadt Stuttgart, besonders attraktiveSpielskulpturen aufgestellt werden. Sie ergänzen den Kleinkind-spielbereich auf der Unteren Königstraße durch experimentelleInstallationen, die sowohl den Entdeckergeist als auch den For-scherdrang der Kinder und Jugendlichen fördern.

PatenschaftenEngagierte Bürgerinnen und Bürger kümmern sich um Spiel-plätze, für die sie eine Patenschaft übernommen haben. Die Pa-tinnen und Paten kontrollieren die Spielflächen, sammeln Müllund Verunreinigungen auf und melden beobachtete Schädenan das Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Die erhöhte sozialeKontrolle und Gespräche mit Kindern, Jugendlichen, Eltern undAnliegern verringern Zweckentfremdung, Vandalismus, Verun-reinigungen und Konflikte unter allen Beteiligten. Patenschaf-ten gibt es mittlerweile für 80 Spielplätze und laufend kommenneue dazu.

Kitas als Treffpunkt für die ganze FamilieFamilien können die städtischen Kindertageseinrichtungen so-wie deren Gärten und Freiflächen täglich außerhalb der Öff-nungszeiten bis 19 oder 20 Uhr und auch samstags nutzen.

Damit stehen allen Stuttgarter Kindern und Jugendlichenwohnortnah Spiel- und Bewegungsflächen zur Verfügung

SchulhöfeDie Landeshauptstadt Stuttgart hat in den vergangenen Jahrenimmer mehr Schulhöfe auch für die Freizeit geöffnet. Derzeitsind fast 100 Schulhöfe in der unterrichtsfreien Zeit, das heißtam späten Nachmittag, an Samstagen und in den Ferien freige-geben, weitere sollen folgen.

Die Schulhöfe eignen sich vor allem für Ballspiele. Es sind si-chere Spielorte, die zugleich die Identifikation mit der Schuleerhöhen.

Kletterpyramide statt Asphalt Der Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart e. V. hat gemein-sam mit dem Garten-, Friedhofs und Forstamt der Landes-hauptstadt Stuttgart und dank der finanziellen Unterstützungdurch die Wüstenrot Stiftung den Schulhof der Rosenstein-schule in Stuttgart-Nord mit einer neuen Kletterpyramide aus-gestattet. Attraktive Schulhöfe mit vielfältigen und einladendenSpiel- und Bewegungsmöglichkeiten ergänzen im StuttgarterNorden die großen Park- und Spielflächen des Killesbergs unddem „Grünen U“ und bieten die für Kinder notwendige Bewe-gungsräume. Initiiert wurde das Vorhaben von der Projekt-gruppe „ Freiräume, Platz für Kinder, Abenteuerräume“ des För-dervereins Kinderfreundliches Stuttgart.

Abenteuerspielplätze und JugendfarmenEine Besonderheit in Stuttgart sind die 24 betreuten Abenteuer-spielplätze und Jugendfarmen. Sie sind Erlebnisoasen in derGroßstadt. Kindern von sechs bis 14 Jahren können die ab-wechslungsreichen und überwiegend kostenfreien Angebotenutzen und ausgelassen toben und spielen. Die Abenteuerspiel-plätze und Jugendfarmen in Stuttgart sind eingetragene, selbst-ständige Vereine, die sowohl von ehrenamtlich engagiertenBürgerinnen und Bürgern betreut, als auch von hauptamtlichbeschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aktiv gestaltetund geleitet werden.

Das Besondere an den Jugendfarmen ist der Umgang mit Tie-ren. Kinder lernen für die Tiere Verantwortung zu übernehmen,indem sie sie betreuen, füttern und sauber machen.

SportflächenNeben den Spiel- und Bolzplätzen gibt es in jedem Stadtteileine Vielzahl von Sportplätzen. Sie werden in der Regel von ei-nem Sportverein verwaltet. Rund 40 Prozent der Kinder und Ju-gendlichen sind Mitglied in einem Sportverein und könnendiese Flächen und Einrichtungen nutzen. Aber auch ohne Mit-gliedschaft stehen viele Sportflächen frei zur Verfügung.

BrachflächenDie Stadt Stuttgart betreibt ein nachhaltiges Bauflächenma-nagement. Sämtliche Bauflächen und verfügbaren Baupotenzi-ale sind genau erfasst. Darüber hinaus gibt ein Baulückenkatas-ter Auskunft auch über kleinste Baulücken. Im ArbeitskreisSpielflächen wurde übereinstimmend festgelegt, dass seit 2006in allen Stadtbezirken geprüft wird, wo zumindest eine tempo-räre Nutzung von Brachflächen als Spielorte möglich ist.

Beispiel Botnang: Eine von der Stadt verpachtete Brachflächebei der Tennisanlage Beethovenstraße wird in Botnang künftigder Jugend zur Verfügung gestellt. Der Platz soll Gelegenheitbieten zum Skaten und Streetball spielen. Im Bereich Aspen-waldstraße ist zudem ein Kleinkinderspielplatz geplant. Ebensoist vorgesehen, Teile des Nebengeländes der SKG Botnang in ei-nen familienfreundlichen Sportplatz für alle umzuwandeln.

Cities for ChildrenIm Bereich der europäischen Zusammenarbeit haben die Mit-glieder aus mehreren Städten der Cities for Children Arbeits-gruppe „Wohnen und Freiräume“ mögliche Minimalstandardsund best practice im Bereich Wohnen und Freiräume diskutiert.Die vorgeschlagenen Kriterien sollen der Jury für die ersten eu-ropäischen Auszeichnungen für kinderfreundliche Städte „City for Children“ 2009 im Bereich der Spiel- und Freiraumges-taltung als Indikatoren dienen. Mit der ersten europäischenAuszeichnung sollen im Juni 2009 erstmals Leuchtturmprojektefür Freiraumgestaltung und Spielflächen für Kinder und Jugend-liche ausgezeichnet werden. Die Auszeichnung soll dazu beitra-gen, innovative, erfolgreiche Projekte europäischer Städte indiesem Bereich aufzuzeigen und so europaweit in unserenStädten neue Projekte anzustoßen.

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3. Ziel In Stuttgart soll für die Gesundheit und die Sicherheit unserer Kinder undJugendlichen bestens gesorgt werden.

Die gesunde Entwicklung und die körperliche Unversehrtheitunserer Kinder sind leider nicht selbstverständlich. Wir müssenfeststellen, dass sich eine wachsende Zahl von Kindern und Ju-gendlichen ungesund ernährt und an Übergewicht leidet. Einige kommen auch ohne Frühstück in die Kita oder Schule;mancher Schüler hat auch kein Geld dabei, um sich ein Mit-tagessen zu leisten. Deshalb hat sich die Stadt entschlossen,durch frei verfügbare Budgets in Kitas und Schulen durch einMittagessenangebot für einen Euro für alle Bonuscard-Empfän-ger dafür zu sorgen, dass Erzieher/-innen und Lehrer/-innen eingesundes Essen anbieten können.

Zur Gesundheitsvorsorge gehört auch, dass sich unsere Kinderund Jugendlichen gefahrlos in unserer Stadt bewegen können.Die gemeinsamen Programme mit der Verkehrswacht und derPolizei erhöhen die Verkehrssicherheit für alle Stuttgarter Kin-der, vor allem die Erstklässler. Damit kommen wir unserem Zielnäher: keine Verkehrsunfälle mit Kindern in Stuttgart.

Und nicht zuletzt wollen wir jedes Kind und jeden Jugendlichenvor Kriminalität schützen. Erfreulicherweise ist Stuttgart eineder sichersten Großstädte in Europa. Die Gefahr, dass KinderOpfer von Verbrechen werden, ist dementsprechend gering.Dies ist in entscheidendem Maße auf die Gemeinschaftsinitia-tive „Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft“ zurückzuführen, die1997 entstand. Gemeinsam mit der Polizei, bürgerschaftlichenGruppen und der Stadtverwaltung ist es seither gelungen, diewachsende Kriminalität zu bekämpfen und die zunehmendenSicherheitsängste zu verringern. Diesen Weg gilt es fortzuset-zen.

3.

Alle Kinder sollen sicher und gesund aufwachsen können.

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3.1. Die Gesundheitsvorsorge und die medizinische Versorgung für Eltern und Kinder sollen qualitätsvoll weiterentwickelt werden.

Stuttgart bietet Müttern und Vätern mit einem dichten Netzaus Gesundheitseinrichtungen eine qualitätsvolle Beratung undgute medizinische Versorgung. Ob traditionelle Familie, Patch-workfamilie oder Alleinerziehende, für alle, die Kinder und Ju-gendliche erziehen und betreuen, gibt es umfangreiche Unter-stützungsmöglichkeiten.

In den Stadtbezirken berät das Gesundheitsamt Eltern und Kin-der aller Altersgruppen. Darüber hinaus beraten freie Trägerund auch das Jugendamt bei Schwangerschaftskonflikten undRisikoschwangerschaften. Für kranke Kinder stehen die Stutt-garter Krankenhäuser, vor allem aber das KinderkrankenhausOlgahospital, im Volksmund das „Olgäle“, zur Verfügung.

Kinderkrankenhaus OlgahospitalDas „Olgäle“ ist eines der größten Schwerpunktkrankenhäuserfür kranke Kinder in Deutschland und bietet seinen kleinen Pa-tienten/-innen eine bestens spezialisierte und qualifizierte Ver-sorgung. Zur zukunftsfördernden Weiterentwicklung der Stadtgehört der Neubau des Kinderkrankenhauses Olgäle mit einemperinatalen Zentrum, den die Stadt bis 2012 auf dem Klinikge-lände beim Katharinenhospital realisieren wird. Mit dieser rund270 Millionen Euro teuren Investition wird auch langfristig diemaximale medizinische Versorgung kranker Kinder gewährleis-tet.

Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ)Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) bietet allen Eltern und Familien Diagnostik, Hilfe und Begleitung an, wenn Säuglinge,Kinder und Jugendliche Entwicklungsauffälligkeiten, Behinde-rungen, chronische Erkrankungen, Übergewicht oder Verhal-tensauffälligkeiten zeigen. Das Team besteht aus Kinderärzten/-innen, klinischen Psychologen/-innen, Therapeuten/-innen,Pädagogen/-innen, Sekretärinnen, einer Sozialpädagogin undeiner Kinderkrankenschwester, die alle eng zusammen arbeiten. Dabei hat der Austausch zwischen allen, die an derBetreuung und Begleitung des Kindes/des Jugendlichen undseiner Familie beteiligt sind, einen hohen Stellenwert. Ein wich-tiges Ziel ist, die Kompetenz von Eltern und/oder Betreuungs-personen zu stärken. Das Kind soll so unterstützt werden, dasses ein größtmögliches Maß an Selbstständigkeit erlangt undsich mit seinem sozialen Umfeld positiv auseinandersetzenkann. Pro Tag suchen etwa 100 Eltern mit ihren Kindern dasSPZ auf, jährlich werden rund 5.300 Fälle betreut.

Häusliche Kinderkrankenpflege e. V.Neben der stationären Behandlung und Betreuung beraten undunterstützen ausgebildete Kinderkrankenschwestern der „Häus-lichen Kinderkrankenpflege e. V.“ Kinder und deren Familien inKrankheitsfällen.

Frühe Hilfen

Interdisziplinäre Frühförderstelle (IFF)Die Interdisziplinäre Frühförderstelle (IFF) im Ge-sundheitsamt in gemeinsamer Trägerschaft vonGesundheitsamt, Jugendamt, Staatlichem Schul-amt, Olgahospital und KörperbehindertenvereinStuttgart e. V. wird ihr Angebot für entwick-lungsauffällige und von Behinderung bedrohteKinder und ihre Angehörigen weiter entwickeln.So will sich die IFF neben der interdisziplinärenDiagnostik, der Beratung und Therapie für Kinderbis zu sechs Jahren künftig auch verstärkt der Prävention vonEntwicklungsstörungen widmen, die entweder durch organi-sche Risiken oder psychosoziale Belastungen entstehen.

Förderung für Familien nach der Geburt eines KindesDie Geburt eines Kindes bedeutet einen Einschnitt in das Lebeneines jungen Paares. Dies kann zu einem Gefühl des Alleinge-lassenseins und der Isoliertheit bei den jungen Familien führen.Das ändert sich oft erst, wenn Kontakte zu anderen Eltern, zumBeispiel im Kindergarten, geknüpft werden. Doch gerade in derZeit davor wären Kontakte hilfreich: Das Leben mit einem Kindist neu, es fehlt an Erfahrungen, die Beziehung zum Partnerverändert sich, das ehemalige Netzwerk von Freunden und Ar-beitskollegen trägt nicht mehr in der bisherigen Weise, weilsich Interessen und Bedürfnisse unterscheiden. InsbesondereFamilien mit geringen Ressourcen, die ihre Kinder unter belas-teten Lebensumständen wie Arbeitslosigkeit, Armut oder gerin-ger gesellschaftlicher Integration erziehen, brauchen Unterstüt-zung. Dies gilt vor allem für Familien mit Kindern zwischen demBabyalter und drei Jahren, die ihre Kinder noch zu Hause be-treuen und von sich aus die Elternbildungsangebote nicht nut-zen (können). Hier wurden Projekte entwickelt, die geradejunge und benachteiligte Familien in ihrer neuen Lebenssitua-tion ansprechen und unterstützen.

Erziehungshilfen Die „Hilfe zur Erziehung“ im Sinne des Kinder- und Jugendhilfe-gesetzes unterstützt die Personensorgeberechtigten, also in derRegel die Eltern, wenn „eine dem Wohl des Kindes oder des Ju-gendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet“ ist.Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes bietendeshalb vertiefte Hilfestellungen für Kinder, Jugendliche undihre Familien an. Das bedeutet in der Praxis, dass die Eltern ei-nen Antrag auf Hilfe zur Erziehung beim Jugendamt stellenkönnen, wenn sie den Eindruck haben, dass sie intensivereUnterstützung benötigen. Der Anstoß kann natürlich auch vomKind oder Jugendlichen ausgehen. Sie haben das Recht, sich inallen Angelegenheiten der Erziehung und Entwicklung selbst andas Jugendamt zu wenden. Die Kinder- und Jugendhilfe hältmittlerweile eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten für El-tern, Kinder und junge Erwachsene in Belastungs- und Krisensi-tuationen bereit. Diese werden jeweils nach der Situation unddem individuellen Bedarf ausgewählt. Die Kosten übernimmtdas Jugendamt, jedoch ist eine Beteiligung der Eltern nach ih-ren finanziellen Möglichkeiten vorgesehen.

InterdisziplinäreFrühförderstelle

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Sozialdienst der katholischen FrauenDer Sozialdienst der katholischen Frauen (SkF) setzt sich vor al-lem für benachteiligte und ausgegrenzte Frauen ein. Im Vereinarbeiten Fachkräfte und Ehrenamtliche zusammen. Führungs-und Leitungsaufgaben werden beim SkF überwiegend vonFrauen wahrgenommen. Diese bestimmen in Kooperation mitden Fachkräften die Grundzüge der fachlichen Arbeit. Schwer-punkte der Arbeit liegen auf der Beratung und Hilfe für Kinderund Jugendliche sowie für Frauen und Familien in besonderenBelastungssituationen, berufliche Hilfen für Frauen und Woh-nen mit Beratung für schwangere und allein erziehende Frauen.

Familien mit behinderten KindernBesonders Familien mit behinderten Kindern brauchen unsereZuwendung und Unterstützung, damit sie sich in Stuttgart wohlfühlen können. Deshalb arbeiten das Jugendamt und das Ge-sundheitsamt, aber auch zahlreiche andere Ämter mit großemEngagement daran, dass Kinder mit Entwicklungsauffälligkeitenund Behinderungen in Stuttgart gut aufgehoben sind.

Das Jugendamt misst der Integration von Kindern mit Behinde-rung in seinen Tageseinrichtungen eine besondere Bedeutungbei. Zur Unterstützung und Beratung hat das Amt 2008 einenumfassenden Leitfaden entwickelt, dem das Prinzip „Integra-

tion muss selbstverständlich sein“ zugrunde liegt. Der Leitfadenist eine verbindliche Arbeitsgrundlage für die Mitarbeiter/-in-nen.

Unser Ziel ist, dass möglichst alle Kinder mit Behinderungen Re-gel-Kindergärten besuchen und in der Grundschule zusammenmit anderen lernen. Bei schweren Behinderungen verfügt Stutt-gart über entsprechende differenzierte Förderschulen. Die För-derung geht weiter bis hin zur beruflichen Eingliederung undunterstützenden Maßnahmen (siehe 1.7).

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Die Olgäle-Stiftung unter dem Vorsitz von Dr. Stefanie Schuster (rechts) unterstützt kranke Kinder und deren Eltern.

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Gesunde Ernährung ist uns wichtig.

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3.2. Jedes Kind und jeder Jugendliche sollsich gesund ernähren. Berichte aus Kindergärten und Schulen machen deutlich, dasseine vernünftige, ausgewogene Ernährung für viele Kindernicht selbstverständlich ist. Viele Schülerinnen und Schülerkommen ohne Frühstück in die Schule oder leiden durch einsei-tiges und unkontrolliertes Essen an Übergewicht. Ebenso ge-hört das tägliche stundenlange Fernsehen und Computerspie-len zu den Lebensrealitäten unserer Kinder. Nicht seltenbewegen sie sich daher nicht ausreichend. Gesunde Ernährungund Bewegung sind jedoch die Grundvoraussetzungen für einepositive geistige und körperliche Entwicklung unserer Kinder.

Deswegen haben wir Programme wie „Bewegter Kindergarten“und „Bewegte Schule“ entwickelt. Das gemeinsame Mittages-sen in der Kita ist inzwischen fester Bestandteil des Bildungs-programms. In den Ganztagesschulen wird das Essensangebotsystematisch ausgebaut. Für die weniger begünstigten Kinder(Bonuscard-Berechtigte) gibt es das Mittagessen für einen Euro(siehe 1.9).

Netzwerk „g’sund & g’scheit“: Gesundheitsförderung in Kitas und Schulen„g’sund & g’scheit" ist ein Projekt nach dem Settingansatz zurGesundheitsförderung der Weltgesundheitsorganisation für Ta-geseinrichtungen für Kinder und Schulen. Settings bezeichnenLebensbereiche, in denen Menschen einen Großteil ihrer Zeitverbringen. Träger des Netzwerkes sind das Forum GesundeStadt e. V. und das Gesundheitsamt.

Erfahrene Fachkräfte begleiten und unterstützen die beteiligtenKitas und Schulen bei „g’sund & g’scheit" für die Dauer vonzirka zwei Jahren. In Planungswerkstätten und Gesundheits-teams werden mit Beteiligung von Erzieher/-innen, Lehrer/-in-nen, Kindern und deren Eltern eigene Ziele, Strategien undMaßnahmen zur Gesundheitsförderung entwickelt und umge-setzt, die sich am Alltag orientieren und nachhaltig wirken. Mitden Schwerpunktthemen Bewegung und Ernährung werdenwichtige Elemente der aktuellen Bildungsansätze weiterentwi-ckelt. Die Gesundheit der Erzieher/-innen und Lehrer/-innen amArbeitsplatz ist ein weiteres wichtiges Thema. Dabei geht esauch um Raumgestaltung, Sprachförderung, Sozialklima undden Umgang mit Belastungen.

Seit 2004 sind 14 Tageseinrichtungen für Kinder und sechsSchulen Mitglied im Netzwerk. Zurzeit befinden sich fünf Kitasund vier Schulen in der aktiven Projektphase.

XXL-ProjektDie Vermittlung von ernährungs- und gesundheitsbewusstemVerhalten steht auch im Mittelpunkt des XXL-Projekts, das aufInitiative eines Sozialpädagogen der Evangelischen Gesellschaft(EVA) und einer engagierten Lehrerin der Rosensteinschule imStuttgarter Nordbahnhofsviertel durchgeführt wird. Zielgruppedes Projekts sind übergewichtige junge Menschen, die auf-grund ihrer sozialen Benachteiligung in andere Programme derJugendarbeit nicht integriert werden können. Bei Bewegungs-

angeboten wie Tanzen und sportlichen Spielen erfahren Mäd-chen und Jungen in je einer Gruppe, wie sie sich gesund ernäh-ren und ein ausgeglichenes Leben führen können. Als Projekt-partner konnten das internationale Stadtteilzentrum „Haus 49“,die Rosensteinschule, das vom Gesundheitsamt betreute „Fo-rum Gesunde Stadt“ und das zuständige Beratungszentrum desJugendamts gewonnen werden.

In mehreren Stadtbezirken haben im Rahmen von Gesundheits-wochen Veranstaltungen zum Thema „Gesunde Ernährung fürKinder“ stattgefunden, um das Bewusstsein für gesunde Ernäh-rung und Bewegung bei Eltern und Kindern zu stärken.

Frisches Obst für alle SchülerDer Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart hat gemeinsammit den Partnern Versorgungsmärkte Stuttgart und Großmarkt-händlern die Aktion „Gesundes Frühstück für alle Schulkinder“initiiert. Dabei werden derzeit zehn Stuttgarter Grund- undHauptschulen wöchentlich mit frischem Obst beliefert. Außer-dem wird das Thema „gesunde Ernährung“ in der Schule mitKindern und Eltern behandelt. Ziel ist es, alle Schüler der Stutt-garter Hauptschulen täglich mit frischem Obst zu versorgen .

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3.3. Jedes Kind und jeder Jugendliche sollsich gefahrlos in unserer Stadt bewegenkönnen.

Erfreulicherweise werden in Stuttgart im bundesweiten Ver-gleich relativ wenige Kinder Opfer im Straßenverkehr. Doch je-des Verkehrsopfer ist eines zuviel. Es gilt daher, in einem ver-netzten Zusammenwirken von Verkehrswacht, Polizei undADAC, mit Schulen und Kindergärten, aber auch mit StuttgarterFirmen und weiteren Partnern dem Ziel näher zu kommen:keine Verkehrsunfälle mit Kindern in Stuttgart!

Verkehrserziehung in KitasKinder im Alter von drei bis sechs Jahren können noch nicht aufsich allein gestellt am Straßenverkehr teilnehmen. Deshalb ist eswichtig, sie bei der Entwicklung ihres Gefahrenbewusstseins zuunterstützen und auf die eigenverantwortliche Teilnahme amStraßenverkehr vorzubereiten. Eine besondere Bedeutung hathierbei die Verkehrserziehung in Kindertageseinrichtungen. Seit2005 bringen die Beamten der Verkehrserziehung des Polizei-präsidiums Stuttgart e. V. allen 7.500 Kindern im Alter zwischendrei und sechs Jahren wichtige Sicherheitsregeln bei. Diese wer-den dann praktisch im Straßenverkehr geübt.

Verkehrserziehung bei ErstklässlernMit der Einschulung beginnt für die Kinder ein entscheidenderneuer Lebensabschnitt. Sie verlassen zeitweise das behüteteUmfeld der Familie, lernen in ihren Lehrern neue Bezugsperso-nen kennen und beginnen ihren Weg in die Selbstständigkeit.Deshalb haben sich das Kuratorium und der Förderverein Kin-derfreundliches Stuttgart sowie das staatliche Schulamt und dieStuttgarter Polizei entschlossen, flächendeckend für jeden Erst-klässler ein theoretisches und praktisches Schulwegtrainingdurchzuführen. Die Inhalte sind Teil des Lehrplans und werdenim Unterricht wiederholt.

Schulwegtraining Das flächendeckende Schulwegtraining, das zwischenzeitlichfester Bestandteil des Anfangsunterrichts an Stuttgarter Schu-len ist, wurde durch das Staatliche Schulamt, das Amt für öf-fentliche Ordnung, das Polizeipräsidium Stuttgart und das Kura-torium und Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart e. V.entwickelt. Kinder erlernen dabei sicherheitsrelevante Verhal-tensregeln, um eigenverantwortlich am Straßenverkehr teilneh-men zu können. Im Jahr 2007 absolvierten 4.806 Kinder ausden ersten Klassen und 379 Kinder aus Förderklassen das vonPolizeibeamtinnen und -beamten der Verkehrserziehung Stutt-gart betreute Schulwegtraining. Die Kinder lernen die Verhal-tensregeln in der Theorie und üben praktisch im Rahmen indivi-duell ausgearbeiteter Schulwege. Zu den Schwerpunktengehört dabei, wie man sich auf dem Gehweg verhält, wie mandie Fahrbahn an gesicherten und ungesicherten Stellen über-quert, wie man fremden Erwachsenen gegenübertritt und wasdie Aktion Gute Fee bedeutet.

Fußgängerführerschein für KinderDer Fußgängerführerschein für Kinder ist eine Fördermaß-nahme des Fördervereins Kinderfreundliches Stuttgart e. V..Über 15.000 Erstklässler konnten in den letzten drei Jahrendurch die Schulung der Verkehrspolizei lernen, sich sicher undangstfrei im Verkehr zu bewegen. Der Kinder-Fußgängerscheinist sichtbares Zeichen für das erfolgreich abgeschlossene Trai-ning.

Verkehrssicherheit für alle Stuttgarter ErstklässlerIm Rahmen der Aktion „Sicherer Schulweg“ bekommen dieErstklässler von der Verkehrswacht Stuttgart e. V. leuchtendrote, lichtreflektierende Kappen. Diese Kappen stellt die DEKRAfür alle Erstklässler in Stuttgart zur Verfügung. Sie sind Teil einerumfassenden Kampagne der Stuttgarter Verkehrswacht, diesich für die Schulwegsicherheit einsetzt.

Mit Unterstützung der Berufsfeuerwehr werden etwa 40Spannbänder – „Bitte langsam – Schule hat begonnen“ und„Tempo runter – bitte, Schulanfang“ über großen Straßen inder Nähe von Grund- und Hauptschulen angebracht. Darüberhinaus hat der städtische Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stutt-gart (AWS) Fußgängerampeln mit Verkehrswacht-Hinweisschil-dern ausgestattet, um verstärkt auf beispielhaftes Verhaltenhinzuweisen, nämlich bei „Rot“ zu warten und die Straße erstbei „Grün“ zu überqueren.

Aktion „Sicherer Schulweg“Zusätzlich zu dieser Präventionsarbeit führen die Polizei und derstädtische Vollzugsdienst in den ersten 14 Tagen jedes neuenSchuljahrs die Aktion „Sicherer Schulweg“ durch. Sie überwa-chen den ruhenden und fließenden Verkehr im Bereich vonSchulen, kontrollieren die Geschwindigkeit oder beanstandenfalsch geparkte Fahrzeuge.

SchulwegpläneDie derzeit insgesamt 76 Schulwegpläne helfen auch den Elternvon Erstklässlern beim Einüben des Schulwegs für ihre Kinder.Die Karten decken den jeweiligen Einzugsbereich der Grund-schule ab. Um die Nachhaltigkeit zu steigern, bereiten Lehrer/-innen die Inhalte im Schulunterricht auf.

Kinderfreundlicher ÖPNVNeben der Verkehrssicherheit sollen auch die Rahmenbedin-gungen dafür geschaffen werden, dass sich Kinder möglichstselbstständig in der Stadt bewegen können, damit das „TaxiMama“ bald nicht mehr notwendig ist. Für Kinder ist der öf-fentliche Personennahverkehr deshalb bis zum sechsten Le-bensjahr kostenlos. Schulkinder können mit dem „School-Abo“nicht nur in die Schule fahren, sondern ab 12 Uhr das gesamteNetz des Verkehrsverbundes nutzen. Für die älteren Jugend-lichen gibt es ein Nachtbusangebot, damit sie auch an Woche-nenden zu später Stunde sicher nach Hause kommen.

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Schulweg aus KindersichtDer Videofilm „Schulweg aus Kindersicht“ ist Ergebnis einesStudienprojektes, das in enger Kooperation der UniversitätStuttgart mit der Hochschule der Medien sowie verschiedenenÄmtern der Landeshauptstadt und der Kinderbeauftragten derStadt Stuttgart entstand. Studenten haben Grundschulkinderauf ihrem Schulweg begleitet und ihn aus Sichthöhe der Kindergefilmt und kommentiert. Ein Weg führte durch Weinberge, Al-leen und Parkanlagen, der andere hauptsächlich entlang großerVerkehrsstraßen. Beide Routen machten deutlich, mit welchemEinfallsreichtum Kinder selbst verkehrsreiche Straßen in ihr Spieleinbeziehen und wie sehr der Schulweg ein Erlebnisraum ist.Zugleich wird deutlich, wie wichtig Verkehrserziehung ist, da-mit Kinder Gefahren erkennen, einschätzen und dadurch ver-meiden können.

Radfahren von KindernNicht zuletzt wegen der besonderen topografischen Bedingun-gen genießt die Landeshauptstadt bislang nicht den Ruf einer„Radfahrerhochburg“. Um die Situation für Radfahrer zu ver-bessern, hat der Gemeinderat einen Zehn-Punkte Maßnahmen-katalog verabschiedet.

Im Jahr 2005 befragte das Statistische Amt der Landeshaupt-stadt Stuttgart die Bürgerinnen und Bürger zum Thema Mobi-lität. Die Umfrage ergab, dass sich die Mehrheit der BefragtenVerbesserungen wünscht.

Um die Rahmenbedingungen auch für Fahrrad fahrende Kinderzu verbessern, hat die Kinderbeauftragte den Arbeitskreis „Kin-der, Rad und Verkehr“ eingerichtet. Auf dessen Initiative führtedas Statistische Amt Ende 2005/Anfang 2006 in den drittenund vierten Grundschulklassen sowie an allen weiterführendenSchulen eine Umfrage zum Thema „Rad fahren“ durch. Damitwurden erstmals flächendeckend allgemeine Daten zur Radnut-zung ermittelt, aber auch Mängel am bestehenden Radwege-netz aufgezeigt. Die Ergebnisse fließen in die städtische Radver-kehrsförderung ein und tragen dazu bei, das Rad fahren fürKinder attraktiver zu machen. Drei Stuttgarter Schulen im BezirkVaihingen haben als Pilotschulen bereits verschiedene Verbes-serungen für den Fahrradverkehr realisiert; weitere Schulen imStadtgebiet werden folgen. Für diese Schulbefragung wurdedie Landeshauptstadt Stuttgart mit dem bundesweiten Fahrrad-preis „Best for Bike 2007“ ausgezeichnet. Mit dem Preisgeldkonnten Fahrradhelme und Laufräder für Schüler/-innen be-schafft werden.

JugendverkehrsschulenDas Fahrrad ist für Kinder eine gute Möglichkeit, den Wunschnach mehr Mobilität und Ausweitung des eigenen Aktionsbe-reichs in die Tat umzusetzen. Im Alter von zehn Jahren sind Kin-der entwicklungsbedingt in der Lage, den Anforderungen ge-recht zu werden, die auf sie als Fahrradfahrer imStraßenverkehr zukommen. Hierzu erhalten alle Viertklässlereine flächendeckende Radfahrausbildung durch Schule und Po-lizei. Neben dem theoretischen Unterricht bereiten Beamte derVerkehrserziehung des Polizeipräsidiums Stuttgart sie in einerder drei stationären städtischen Jugendverkehrsschulen in vierpraktischen Übungseinheiten auf die Fahrradprüfung vor. BeiBestehen erhalten die Kinder ihren Fahrradführerschein.

Mobile Jugendverkehrsschule Neben den drei stationären Standorten der Jugendverkehrs-schulen in Stuttgart-West, Hofen und in den Unteren Schloss-gartenanlagen gibt es darüber hinaus eine mobile Jugendver-kehrsschule. Ein mit Fahrrädern, Helmen, Schildern undweiterem Zubehör ausgerüsteter Lkw fährt zu den Schulen derAußenbezirke. Im Jahr 2007 konnten mehr als 600 Kinder dasFahren im öffentlichen Verkehrsraum dort trainieren, wo es fürdie Vorbereitung auf die Realität am wichtigsten ist, nämlich inihrem direkten Schul- und Wohnumfeld.

FahrradkarteDie im Jahr 2008 neu herausgegebene Fahrradkarte der StadtStuttgart mit Radwegen und Tourenvorschlägen zeigt auch si-chere Strecken für Kinder. In der Fahrradkarte ist außerdemeine spezielle Kindertour ausgewiesen und beschrieben. Auchdie Fahrradkarte im Internetstadtplan auf der Homepage derStadt Stuttgart enthält sichere Radwege.

Aufklärungskampagne für „Mehr Rücksichtund null Aggression im Straßenverkehr“Mit verschiedenen Aktionen für „Mehr Rücksicht und null Aggression im Straßenverkehr“ geht die Verkehrswacht Stuttgart e.V. seit 2008 präventiv gegen die steigende Zahlrücksichtsloser Autofahrer vor. Sie will damit die Verkehrssicher-heit für Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr erhöhen.

Kinder sind von der zunehmenden Rücksichtslosigkeit im Stra-ßenverkehr besonders betroffen, zum Beispiel durch zu schnellfahrende Verkehrsteilnehmer vor allem in Tempo-30-Zonen, un-vorsichtig abbiegende Autofahrer oder diejenigen, die an Zebrastreifen nicht anhalten und an Kreuzungen und Über-wegen mit ihrem parkenden Auto den Kindern die Sicht nehmen. Die Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes be-zeugen, dass mehr als die Hälfte der Unfälle mit Kindern durchdas Fehlverhalten der beteiligten motorisierten Fahrer/-innenverursacht wird. Die Verkehrswacht Stuttgart setzt hier auflangfristiges Training und intensive Aufklärung aller Bürgerinnenund Bürgern. Sie beziehen deshalb in ihre Aktionen Eltern, Erzieher und Lehrer gleichermaßen mit ein.

Cities for ChildrenIm Rahmen der europäischen Zusammenarbeit hat die StadtStuttgart die Moderation der Cities for Children Arbeitsgruppezum Thema Verkehr und Sicherheit übernommen. Auch bei derErsten europäischen Auszeichnung für kinderfreundliche Städte2009 ist eines der beiden Themenfelder Mobilität und Ver-kehrssicherheit.

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3.4.Jedes Kind und jeder Jugendliche soll vorKriminalität geschützt sein.

Die Zahl der Straftaten ist seit einem Höchststand im Jahr 1992nahezu kontinuierlich zurückgegangen, so dass Stuttgart heutezu den drei sichersten Großstädten Deutschlands zählt. Die Ge-fahr, dass Kinder Opfer von Verbrechen werden, ist dement-sprechend gering. Dies ist in entscheidendem Maße auf die er-folgreiche Zusammenarbeit in der Stuttgarter Sicherheitspart-nerschaft zurückzuführen.

Stuttgarter SicherheitspartnerschaftDie Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft entstand 1997 als ge-meinsames Projekt der Stuttgarter Polizei, der Stuttgarter Bür-gerschaft und der Stadtverwaltung. Ziel war es, die wachsendeKriminalität zu bekämpfen und die zunehmenden Sicherheits-ängste der Bürger zu verringern. Das 10-Punkte-Aktionspro-gramm wird seither jährlich fortentwickelt, sowohl was die zen-tralen Schwerpunkte als auch die Arbeit in den Stadtbezirkenbetrifft. Ein Schwerpunkt bleibt die Prävention bei Kindern undJugendlichen. Aus den gemachten Erfahrungen entwickeltensich Projekte, die nachhaltig wirken. Dazu gehört das Bündnisfür Erziehung, das Haus des Jugendrechts, die BürgeraktionGute Fee, STOP – Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegenhäusliche Gewalt und vieles mehr.

Diesen gemeinsamen Weg wollen wir weitergehen, damitStuttgart sicher bleibt und Kinder hier unbeschwert aufwach-sen können.

Kommunale BeratungszentrenDas Jugendamt hat den gesetzlichen Auftrag, jeder Art vonKindeswohlgefährdung innerhalb und außerhalb der Familienachzugehen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bera-tungszentren kümmern sich direkt in den Stadtteilen um dieAnliegen und Probleme von Stuttgarter Kindern, Jugendlichenund Familien. Sie sind erste Anlaufstellen, wenn es darumgeht, zu informieren, zu klären, Beratung und Begleitung zuvermitteln und bei psychosozialen, familiären und materiellenKrisen zu intervenieren. Eltern, Kinder und Jugendliche selbst,aber auch andere Familienangehörige, Freunde, Nachbarn,Kindertageseinrichtungen, Schulen, Polizei und andere könnensich bei körperlicher und seelischer Kindesmisshandlung, häus-licher Gewalt, Vernachlässigung oder sexuellem Missbrauch direkt an das Jugendamt beziehungsweise die Beratungszen-tren vor Ort wenden.

Bereits eine Schwangerschaft oder der Umgang mit Säuglin-gen und Kleinkindern können eine zu große Herausforderungund Überforderung für junge Eltern sein. Je früher ein Unter-stützungsbedarf geäußert wird, umso weniger muss es zu Kri-sen und Notlagen in der Familie und zu Kinderleid kommen.Ziel ist es, dass die Beziehung und Bindung zwischen Elternund Kind von Anfang an gelingt, auch in schwierigen Lebens-situationen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungszentrenunterstützen zum Beispiel mit der Familienhebamme unddurch Hilfen innerhalb der Familie, durch Kindertagesbetreu-ung und durch Begleitung in Krisensituationen. Reichen dieambulanten Hilfen und Beratung nicht aus, werden mit der Familie weitergehende Hilfen zu Erziehung geplant und bei Bedarf vermittelt.

In der Jugendverkehrsschule machen Kinder den Fahrradführerschein.

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Bündnis für ErziehungDas Bündnis für Erziehung ist eine Kooperation der Netzwerk-partner Staatliches Schulamt, Polizeipräsidium Stuttgart, Ju-gendamt und Gesundheitsamt sowie niedergelassener Kinder-und Jugendärzte.

Zielgruppe des Projekts sind vor allem Schülerinnen und Schülerder mitwirkenden Schulen, aber auch die Familien der Kinderund Jugendlichen. Das geschaffene Frühwarnsystem dientdazu, Jugendkriminalität und jugendspezifische Gewalt nach-haltig zu reduzieren mit folgenden Maßnahmen:� Einrichtung einer Info- und Trouble-Hotline zum örtlichen

Polizeirevier,� Selbstbehauptungsprojekt „Wehr dich mit Köpfchen“,� Polizeisprechstunden in den Schulen (Jour fixe),� Sucht- und Gewaltpräventionstage,� Vortragsveranstaltungen an Schulen zur Förderung der

Medienkompetenz.

Haus des JugendrechtsDas Haus des Jugendrechts in Bad Cannstatt startete 1999 alsPiloteinrichtung. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird esseit Mai 2006 als Behörden übergreifende Einrichtung vom Poli-zeipräsidium Stuttgart, der Jugendgerichtshilfe des Jugendamts,der Staatsanwaltschaft und dem Amtsgericht Stuttgart-BadCannstatt weitergeleitet.

Ziel der Einrichtung ist, jungen Menschen unter 21 Jahren, dieeine Straftat begangen haben oder sozial auffällig wurden,durch vernetzte Hilfs- und Beratungsangebote gezielter zuhelfen, um ihnen langfristig Perspektive außerhalb von Krimi-nalität oder Jugenddelinquenz zu eröffnen. Ein wichtigerSchritt in diese Richtung war, Polizei, Jugendgerichtshilfe undStaatsanwaltschaft in einem Gebäude unterzubringen. DieBehörden im Haus des Jugendrechts arbeiten Hand in Handmit den zuständigen Jugendrichtern in unmittelbarer Nach-barschaft.

Aber nicht nur die räumliche Nähe, sondern auch die paralleleBearbeitung eines Falles und die direkte Kommunikation inFallkonferenzen schufen eine neue Qualität der Zusammenar-beit. Dadurch können langwierige Prozesse verkürzt und dieVerfahrensdauer deutlich verringert werden. Dies gewährleis-tet eine rasche und konsequente staatliche und kommunaleReaktion auf Verfehlungen junger Delinquentinnen und Delin-quenten, die sich über Sanktionen hinaus auch auf Hilfsange-bote und individuelle Betreuung erstreckt. Ein weitererSchwerpunkt liegt in der Prävention und der Vernetzung mitanderen im Stadtteil tätigen Initiativen und Diensten, vorallem mit Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen. Gemeinsamkonzipierte Projekte, zum Beispiel „Knast kommt krass“ oder„Cannstatt bewegt sich“, tragen dazu bei, junge Menschen inihrer Sozialkompetenz zu stärken.

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Die gute Fee hilft Kindern bei Notfällen im Alltag.

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Mobile JugendarbeitSeit über 30 Jahren ist die Mobile Jugendarbeit eine tragendeSäule der Jugendsozialarbeit in Stuttgart. 50 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter an 19 Standorten in 16 Stadtteilen arbeiteneng mit den Kirchengemeinden vor Ort, der Evangelischen Ge-sellschaft Stuttgart und dem Caritasverband Stuttgart zusam-men. Die Mobile Jugendarbeit will gewaltbereiten und sozialbenachteiligten jungen Menschen vor allem durch Streetworkund Schulsozialarbeit soziale Kompetenzen vermitteln und ihreindividuellen Fähigkeiten stärken. Im Jahr 2007 hat die MobileJugendarbeit mit zirka 200 Projekten über 5.600 Jugendlicheerreicht. Dazu gehören Streitschlichterausbildung, Suchtpräven-tion, Selbsterfahrungskurse im Grünen, aber auch die Eingliede-rung von Hauptschülern in den Arbeitsmarkt. Die Mobile Ju-gendarbeit trägt nachhaltig zur Integration und Resozialisierungbenachteiligter Jugendlicher bei.

Info- und Trouble-HotlineAls Deeskalationsmaßnahme in Konfliktsituationen bieten eine„Info- und Trouble-Hotline“ zum zuständigen Polizeirevier undJugendsachbearbeiter sowie ein „kurzer Draht“ zwischen Schul-leitung und Polizei erste Hilfestellungen. Nicht nur Lehrer undPolizeibeamte, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter der Beratungszentren in den Bezirken stehen den Fami-lien als Ansprechpartner zur Verfügung, beraten und begleitenbei Krisen und vermitteln zwischen den Parteien vor Ort. Part-ner sind inzwischen auch das Gesundheitsamt und niedergelas-sene Ärzte, die vor allem dann gefragt sind, wenn es um Ver-haltensauffälligkeiten, Aggressionen, Mobbing und Selbstver-letzungen geht.

Bürgeraktion Gute Fee Mittlerweile tragen in Stuttgart annähernd 1.000 Einzelhandels-geschäfte, soziale, kirchliche und andere öffentliche Einrichtun-gen den Aufkleber „Gute Fee“. Sie sind damit verlässliche An-sprechpartner für Kinder, um ihnen bei Notfällen im Alltagschnelle Hilfe zu leisten. Ergänzt wird die Aktion durch die Be-teiligung der Stuttgarter Straßenbahnen AG mit allen Fahrzeu-gen. Ziele der Aktion sind die Verbesserung der Geborgenheitund Sicherheit von Kindern, eine Stärkung des Gemeinsinnsund des Wir-Gefühls im Stadtteil.

Die Projektidee wurde 1998 von ehrenamtlich engagierten Bür-gerinnen und Bürgern im Stuttgarter Westen im Rahmen ihrerAktivitäten in der Quartierswerkstatt Augustenstraße e. V. entwickelt und im Sinne einer Bürgerinitiative ins Leben ge-rufen. Seit 2004 wird die Gute Fee in allen 23 Stadtbezirkenumgesetzt. Dort unterstützen die Bezirksvorsteher/-innen sowiedie Gewerbe- und Handelsvereine, der Bund der Selbstständi-gen und andere gewerbliche Interessensgemeinschaften dasProjekt.

KOBRADie Beratungsstelle KOBRA ist für Kinder und Jugendliche da,die Opfer oder Täter sexueller Übergriffe sind. Die Eltern der be-troffenen Kinder und Jugendlichen werden in die therapeuti-sche Arbeit einbezogen. Ziel ist es, die Tat aufzuarbeiten undeine selbstbestimmte Lebensperspektive zu entwickeln. Nebeneiner gezielten Öffentlichkeitsarbeit bietet KOBRA professio-nelle Fortbildungen, pädagogische Tage, (Eltern)-Seminare undqualifizierte Präventionsprogramme an.

Präventionsprogramm „Power Child“„Power Child“ ist ein Präventionsprogramm der BeratungsstelleKOBRA und richtet sich an Schüler und Schülerinnen, deren El-tern und den jeweiligen Klassenlehrer mit dem Ziel, junge Men-schen gegen sexuelle Gewalt zu stärken. Polizeipräsidium,Grundschulen und das Staatliche Schulamt sind daran beteiligt.Das Programm wird seit 1993 in Stuttgarter Schulen durchge-führt, wissenschaftlich begleitet und kontinuierlich weiterentwi-ckelt. Die Erfahrungen aus den Bereichen Beratung/Therapieund Prävention sowie neue Erkenntnisse aus Forschung undPraxis fließen in die Weiterentwicklung des Programms ein.

Kinderschutz-ZentrumDas Kinderschutz-Zentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht,Kinder innerhalb und außerhalb ihrer Familien vor Gewalt zuschützen und Eltern zu helfen. Dies insbesondere, wenn Kinderund Jugendliche körperlich, sexuell, seelisch misshandelt odervernachlässigt werden. Des Weiteren finden Kinder und Ju-gendliche hier Unterstützung, wenn sie Gewalt zwischen ihrenEltern miterlebt haben. Das Zentrum bietet sofortige Hilfen beifamiliären Krisen, telefonische Beratung, Eltern-, Kinder- undFamilienberatung oder -therapie sowie Gruppensitzungen mitKindern an. Die Mitarbeiter beraten darüber hinaus Mütter undVäter in akuten Überforderungssituationen und stärken sie inihrer Erziehungsfähigkeit. Außerdem stellen sie auch Fachleuteaus anderen Einrichtungen bei Fragen der Kindeswohlgefähr-dungen zur Verfügung.

STOP – Stuttgarter Ordnungspartnerschaftgegen häusliche GewaltSicherheit darf nicht an der Haustür aufhören. Daher wurde imJahre 2001 die Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusli-che Gewalt (STOP) gegründet, die von der städtischen Stabsstellefür individuelle Chancengleichheit koordiniert wird. VerschiedeneInstitutionen und Beratungsstellen aus dem polizeilichen, juristi-schen und dem psychosozialen Bereich arbeiten gemeinsam aneiner wirkungsvollen Gewaltprävention und -intervention, diefolgende Module hat: Beratung und Hilfe für Opfer, psychosozi-ale Beratung für die Täter, Platzverweise aus der gemeinsamenWohnung, konsequente Strafverfolgung, zivilrechtliche Schutz-maßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz.

In Stuttgart sind bei Polizeieinsätzen gegen häusliche Gewalt inüber 65 Prozent der Fälle Minderjährige betroffen. Schwer-punktthema der Jahre 2007 und 2008 waren daher die Kinder,die als Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt einer besonderenBelastung ausgesetzt sind.

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4. ZielIn Stuttgart soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kindern und Karrieregewährleistet sein.

Ländervergleiche in Europa zeigen, dass eine gute Vereinbarkeitvon Familie und Beruf ein wesentliches Element für die Ent-scheidung vor allem von jungen Frauen zu Gunsten von Kin-dern ist. Entsprechend ist gerade auch von gut ausgebildetenFrauen die Erwartung hoch, dass die öffentliche Hand die Kin-derbetreuung quantitativ und qualitativ so ausbaut, dass Fami-lienleben und Arbeitswelt leichter und besser vereinbar sind.Wenn es auch keine direkte Bundeszuständigkeit gibt, so wares doch richtig, mit dem neuen Kinderförderungsgesetz deut-lich mehr Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren in dennächsten Jahren einzurichten und durch das Elterngeld dieWahlfreiheit im ersten Lebensjahr des Kindes zwischen Berufund häuslicher Betreuung zu verbessern.

Wir haben uns in Stuttgart vorgenommen, sowohl quantitativwie qualitativ das Angebot an Krippen, Kitas, Ganztagesbe-treuung auszubauen und mit flexiblen Tages- und Ferienzeitenzu ergänzen – mit sehr hohen Subventionen, da die Eltern le-diglich zirka acht Prozent der Kosten bezahlen. Dies bedeutetzum Beispiel für einen Krippenplatz für ein einjähriges Kindeine jährliche Subvention von über 13.000 Euro.

Es bedarf aber auch eines Umdenkens und einiger Anstren-gungen in den Unternehmen, damit die Arbeitswelt familien-freundlicher wird. Dankenswerterweise haben nicht nur eineReihe von kleinen und mittleren Unternehmen, sondern auchGroßunternehmen, allen voran die Allianz und die DaimlerAG, sich zum Ziel gesetzt, familienfreundliche Arbeitsbedin-gungen zu schaffen. Dies hat wichtige Signalwirkung. Um beider praktischen Umsetzung zu helfen, haben wir ein Unter-nehmensnetzwerk aufgebaut, das es den Unternehmen er-leichtert, ihre Erfahrungen einzubringen und voneinander zulernen.

4.

Kinder und Beruf sollen sich leichter vereinbaren lassen.

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4.1. Die Kinderbetreuung soll so ausgebautwerden, dass sich die Öffnungszeitender Kinderbetreuung und Arbeitszeitenleichter aufeinander abstimmen lassen.

Vor allem Frauen mit kleinen Kindern haben es schwer, ihreAufgaben als Mutter und die Anforderungen im Berufslebenunter einen Hut zu bekommen. Das gilt verstärkt für Frauen inFührungspositionen. 40 Prozent der Akademikerinnen bleibenkinderlos, obwohl der Kinderwunsch bei vielen besteht. Wiraber möchten jungen Paaren die Möglichkeit geben, sich fürKind und Karriere zu entscheiden.

Die Stadt hat in den letzten Jahren deshalb den Ausbau der Ta-gesbetreuung für Kinder deutlich vorangebracht.

Am 1. Januar 2005 wurde das Gesetz zum qualitätsorientiertenAusbau der Tagesbetreuung (TAG) rechtskräftig. Ziel ist es, mehrKindergärten zu Kindertagesstätten auszubauen. In einem weite-

ren Schritt haben sich der Bund, die Länder und Gemeinden dar-auf verständigt, entsprechend dem Kinderförderungsgesetzmehr Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zu schaffen.Bis zum Jahr 2013 sollen bundesweit 35 Prozent der unter Drei-jährigen einen Betreuungsplatz erhalten können. Ab 1. August2013 kommt ein Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung ineiner Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege für Kinderab dem vollendeten ersten Lebensjahr hinzu. Die Landeshaupt-stadt Stuttgart hat in den zurückliegenden Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, nicht nur den Rechtsanspruch fürDrei- bis Sechsjährige zu erfüllen, sondern insgesamt das Ange-bot in der Kinderbetreuung zu verbessern. Nach unserer jetzigenPlanung, die finanziell abgesichert ist, werden wir bis 2010durchschnittlich 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren einenKrippenplatz anbieten können, bei den Drei- bis Sechsjährigenliegt das Platzangebot bei über 105 Prozent. Davon sind 43 Pro-zent Ganztagsangebote (siehe 1.1 und 1.7).

Trotz des wachsenden Angebots wird die Nachfrage nachGanztagsbetreuung im Alter von null bis drei Jahren nicht be-friedigt,sondern steigt kontinuierlich, ebenso nimmt die Nach-frage nach stunden- oder tageweiser Betreuung, nach verlän-gerter Abendbetreuung und Samstagsbetreuung zu.

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Dieter Zetsche, Vorstandvorsitzender der Daimler AG, weiht mit Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen und Oberbürgermeister Wolfgang Schuster die neueste Betriebskita des Konzerns ein.

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Kinderbetreuung in der TagespflegeNeben den Kindertageseinrichtungen mit ihren unterschied-lichen Angeboten besteht in Stuttgart auch ein umfangreichesNetz von Tagesmüttern. Grundsätzlich umfasst die Tagespflegedie Betreuung von Kindern ab dem Säuglingsalter bis zum 14.Lebensjahr. Überwiegend werden in dieser Form aber Kinder inder Altersstufe unter einem Jahr bis zu drei Jahren betreut. FürKinder ab drei Jahren kann eine Tagesmutter auch als Ergän-zung zu Kindergarten oder Schule und in den Ferien in Fragekommen. Tagesmütter betreuen im Haushalt, teilweise unterEinbeziehung der eigenen Kinder. Die jeweilige Betreuungszeitorientiert sich am Bedarf der Eltern und wird gemeinsam mitder Tagesmutter in einer Betreuungsvereinbarung festgelegt.Auch das Honroar wird zwischen Eltern und Tagesmutter freivereinbart. Sind Eltern finanziell nicht in der Lage, für die erfor-derliche Betreuung selbst aufzukommen, kann das Jugendamtauf Antrag der Eltern die Kosten nach den örtlichen Pflegesät-zen ganz oder teilweise übernehmen. Eine Pflegenestmutterbetreut in ihrem Haushalt mindestens drei Kinder im Alter vonnull bis drei Jahren. Sie wird auf diese Aufgabe besonders vor-bereitet und erhält eine Zertifizierung durch das Jugendamt.Betreut eine Tagesmutter mehr als drei Tageskinder, ist sie ver-pflichtet, eine Pflegeerlaubnis des Jugendamtes einzuholen.

Der Verein Tagesmütter und Pflegeeltern Stuttgart e. V. sowiedie Tagesmütterbörse des Caritas Verbandes helfen Eltern beider Suche nach einer qualifizierten und flexiblen Betreuerin. Tagesmütter, die hier vermittelt werden, haben an Qualifizie-rungskursen teilgenommen und erhalten laufend Angebote zuFortbildungen. Derzeit werden über 800 Kinder in der Tages-pflege betreut (siehe 1.7).

Betreuung für SchulkinderIn den 23 Stuttgarter Stadtbezirken werden derzeit rund 5.000Hortplätze genutzt. Hier sind Kinder im Alter von sechs bis 14Jahren ganztägig betreut, vor Beginn und nach Ende des Schul-unterrichts, je nach Tageseinrichtung zirka von 7 bis 17 Uhr mitMittagessen. Die Betreuung im Rahmen der verlässlichenGrundschule für Sechs- bis Zehnjährige findet meist direkt ander Schule statt. Derzeit gibt es in Stuttgart 350 Gruppen mitKernzeitenbetreuung für je 20 bis 25 Kinder, in der Regel von7.30 bis 13 Uhr, teilweise auch mit Mittagessen. Das Angebotwird entsprechend der Nachfrage der Eltern ausgebaut (siehe1.7).

Nichtstädtische BetreuungsangeboteNeben der von der Stadt angebotenen Kinderbetreuungunterstützt die Stadt Stuttgart eine Vielzahl von Angebotenfreier Träger: Die Evangelische Kirche unterhält in Stuttgart250 Gruppen in 127 Einrichtungen. Rund 5.300 Kinder wer-den in diesen Einrichtungen betreut. Die Katholische Kirchebietet rund 200 Gruppen in 81 Einrichtungen mit mehr als4.000 Kindern. Hinzu kommen 18 Waldorfeinrichtungen, vierMontessori-Kindergärten, Stuttgarter Eltern-Kind Gruppenund Eltern-Kind-Zentren in verschiedenen Stadtbezirken sowieacht Stuttgarter Einrichtungen von KIND e. V. Sie habenunterschiedliche pädagogische Ansätze und jeweils eigene Er-ziehungsprofile.

FerienbetreuungDa die Ferienzeit für viele berufstätige Eltern ein Problem be-deutet, ist uns besonders daran gelegen, während der schul-freien Zeit spannende und interessante Aktivitäten für Kinderjeden Alters anzubieten. Eines der umfangreichsten Angeboteorganisiert das Jugendamt unter dem Titel „Hallo Kinder“. Hierkönnen Kinder die Sommerwochen mit attraktiven Spiel-,Sport- und Bastelangeboten sowie Besichtigungen, Kinderfes-ten und Workshops verbringen.

In den 31 Ferien- und Waldheimen, meist am Stadtrand imGrünen gelegen, erleben alljährlich 9.000 Stuttgarter Kinder imAlter von sechs bis 14 Jahren während der Sommerferien,nachfrageorientiert auch in den Oster-, Pfingst- und Herbstfe-rien, einen kurzweiligen und unvergesslichen Ferienaufenthalt.Im Einzelfall werden auch Kinder im Vorschulalter mit aufge-nommen. Der Tag beginnt am Morgen mit dem gemeinsamenFrühstück, dann folgen Spiel, Sport, Musik und Bastelangebote.Darüber hinaus gibt es Aktivitäten im Wald und regelmäßigeAusflüge in die nähere Umgebung. Während der Woche findenunterschiedliche Highlights wie Sportwettkämpfe, Feste, Thea-teraufführungen und Elternbesuchstage statt. Der Waldheimtagendet in der Regel mit dem gemeinsamen Abendessen, die Kin-der schlafen zu Hause.

Betreute Bereiche mit wechselnden Angeboten, nachmittagsund in den Ferienzeiten gibt es in allen 40 Kinder- und Jugend-einrichtungen.

Mit jeweils 150 Kindern und unter Beteiligung von Eltern undEhrenamtlichen organisieren zahlreiche Stadtbezirke jährlich inden Sommerferien so genannte Kinderspielstädte. Hier wird imKleinen nachgespielt, wie sonst nur die „Großen“ leben. An dergrößten Kinderspielstadt: „Stutengarten“ in Bad Cannstatt neh-men jährlich während der Sommerferien über 1.000 Kinder teil.Sie wird von der Jugendhausgesellschaft zusammen mit UNICEForganisiert (siehe 1.6).

Besondere Ferienangebote gibt es darüber hinaus während derso genannten kleinen Ferien: Die Kids Week ist eine vom För-derverein Kinderfreundliches Stuttgart e. V. initiierte und vonvielen Partnern getragene Ferienwoche für Schulkinder im Altervon sechs bis zwölf Jahren. Sie findet zweimal jährlich in denOster- und Herbstferien statt. Über 500 Kinder können daranteilnehmen, seit 2008 hat sie auch spezielle Angebote für Kin-der mit Behinderungen im Programm. Darüber hinaus habenzahlreiche Unternehmen in Stuttgart für die Kinder ihrer Mitar-beiter langfristige Vereinbarungen für Ferienbetreuung mit Fa-milienzentren und dem Haus der Familie in Stuttgart getroffen.

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4.2. Alleinerziehende sollen besonders unterstützt werden.

Über ein Drittel aller Ehen wird geschieden. Dabei sind vor al-lem Frauen mit kleineren Kindern einem besonders hohen Ri-siko der sozialen Isolation und des Verlusts ihres Arbeitsplatzesausgesetzt. Allzu häufig müssen Alleinerziehende Hilfe zum Le-bensunterhalt in Anspruch nehmen, um sich und ihre Kinder zuernähren. Die Stadt nimmt sich in besonderer Weise der Allein-erziehenden an. Sie berücksichtigt und bevorzugt sie bei derVergabe von ganztägigen Betreuungsangeboten und bei derVergabe von familiengerechtem Wohnraum.

FamilienzentrenEinen wichtigen Baustein innerhalb der vielfältigen Beratungs-angebote, die in Stuttgart zur Verfügung stehen, bilden in die-sem Zusammenhang die Stadtteil- und Familienzentren, bei-spielsweise in den Generationenhäusern in Stuttgart-West und-Süd. Dort erhalten junge Familien und Alleinerziehende nichtnur qualifizierte Beratung und lebenspraktische Unterstützung,sondern werden auch in ihren Selbsthilfeaktivitäten gefördert.Dies ist vor allem in Stadtteilen mit einem überdurchschnittlichhohen Anteil an sozial schwächeren Familien und Alleinerzie-henden wichtig. So wurden etwa das Familienzentrum Nord(Coop-Gebiet), das FuN Familien- und Nachbarschaftszentrumin Botnang-Nord sowie die Treffs des Vereins FiZ (Familien imZentrum) in Wangen und Gaisburg aufgebaut und unterstützt.Außerdem existieren bereits zahlreiche Elterntreffs in Tagesein-richtungen.

„Wir bauen ein Haus“ – Hilfen für Mütterund Kinder e.V. Seit 1991 kümmert sich der Förderverein „MuK“ um alleinerzie-hende Mütter mit ihren Kindern. Sie können bei Muk eineWohnung für einen Zeitraum bis zu fünf Jahren finden und aufdieser Grundlage für sich und ihre Kinder Zukunftsperspektivenentwickeln. Zugang zu einer Muk-Wohnung erhalten Frauenüber Einrichtungen der Schwangerenkonfliktberatung in Ver-bindung mit dem Amt für Liegenschaften und Wohnen. Wich-tig ist, dass die Frauen in die Lage versetzt werden, ihr Lebenselbstständig zu organisieren und zu gestalten.

Vor allem Alleinerziehende sind auf qualitätsvolle Betreuungsangebote angewiesen.

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4.3.Die Unternehmen sollen familienfreund-liche Arbeitsbedingungen schaffen.

Eltern, vor allem Frauen, die wissen, dass ihre Kinder währendder Arbeitszeit gut betreut sind, können sich besser auf ihre Ar-beit konzentrieren. Flexible Arbeitszeiten erleichtern es, die Be-treuung von Kindern zu organisieren und auch unvorhergese-hene Ausnahmesituationen wie Krankheit leichter zu meistern.Als Wirtschaftsstandort kann es sich Stuttgart nicht länger leis-ten, auf hoch qualifizierte Frauen zu verzichten, wenn dieseKinder bekommen. Denn in anderen Ländern bieten Unterneh-men jungen und motivierten Eltern bessere Möglichkeiten, Kindund Karriere miteinander zu vereinbaren. Langfristig werdenwir daher im globalen Wettbewerb um internationale Spitzen-kräfte nur bestehen können, wenn es uns gelingt, flächende-ckend familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen.

UnternehmensnetzwerkMehr als 100 Unternehmen aus Stuttgart und der Metropolre-gion haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, uman best-practise-Beispielen zu lernen und ihre Erfahrungenuntereinander auszutauschen. Im Kuratorium Kinderfreundli-ches Stuttgart erarbeiten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wis-senschaft und Kultur gemeinsam mit weiteren Partnern neueKonzepte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit dem Ziel,diese in den jeweiligen Unternehmen umzusetzen und erfolg-reiche Lösungsansätze weiterzugeben. Kinder- und familien-freundliche Maßnahmen sollten heute in keinem Geschäftsbe-richt fehlen.

Internetportal „Familienfreundlicher Wirtschaftsstandort“Damit sich Unternehmen leichter über Chancen und Möglich-keiten in diesem Bereich austauschen, mit Experten in Kontakttreten und von einander lernen können, steht das Internetpor-tal „Familienfreundlicher Wirtschaftsstandort" zur Verfügung.Betreut wird das Portal von der städtischen Stabsstelle für Indi-viduelle Chancengleichheit von Frauen und Männern. Der Inter-netauftritt ergänzt die Arbeit des regionalen Work-Life-Balance-Netzwerks, das die Landeshauptstadt bereits seit 2001 ko-ordiniert. Rund 80 Führungskräfte und Personalverantwortlicheaus Unternehmen, Kommunen, Verbänden und Wissenschaftsetzen sich dort für mehr Familienfreundlichkeit in der Arbeits-welt ein. Darüber hinaus werden intensive Kontakte zu anderenNetzwerken und Initiativen im Land gepflegt, die sich ebenfallsdiesem Thema widmen. Die Kooperation ist dabei bereits so-weit gediehen, dass die beteiligten Netzwerke ihre Aktivitätenwirkungsvoll aufeinander abstimmen.

BetriebskitasEinen unverzichtbaren Beitrag zur besseren Vereinbarkeit vonBeruf und Familie leisten die Betriebskindertagesstätten. InStuttgart unterstützen mittlerweile viele Unternehmen ihre Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Betreuung ihrer Kinder,sei es mit eigenen Betriebskitas, Unternehmenspartnerschaftenoder Beteiligung an bereits bestehenden Kitaplätzen bei städti-schen oder freien Trägern, die die Stadt in den vergangenenJahren mit durchschnittlich 2,2 Millionen Euro gefördert hat.

Vom Verein Kind e. V., einem Zusammenschluss der Unterneh-men Lapp, Deutscher Sparkassenverlag, DEKRA und 19 weite-rer Firmen werden acht Einrichtungen mit insgesamt 395 Plät-

Unternehmen haben sich zu einem Netzwerk zu Gunsten der Kinder zusammengeschlossen.

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zen unterhalten. Die Daimler AG hat für Kinder unter drei Jah-ren die Betriebskindertagesstätten „Sternchen“ und „Sterntaler“eingerichtet, deren Kapazität von bislang 350 auf 569 Plätzeaufgestockt wird.

Neu ist die Betriebskita „Die Heidehasen“ in Stuttgart-Gablen-berg. Hier haben sich erstmals drei Unternehmen, die Holtz-brinck GmbH, die Robert Bosch Stiftung sowie der EvangelischeOberkirchenrat zusammengeschlossen und betreiben gemein-sam eine Einrichtung für die Kinder von null bis drei Jahren ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Stadt Stuttgart als familienfreundliche ArbeitgeberinUm familiengerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen, geht dieStadt Stuttgart mit gutem Beispiel voran: Sie bietet flexible Teil-zeitmodelle, alternierende Tele- und Heimarbeitsplätze, Qualifi-zierungsberatung und -seminare zum Wiedereinstieg, eine spe-zielle Internetplattform mit Informationen über alle rechtlichenund praktischen Fragen zum Wiedereinstieg sowie eine in zwei-jährigem Turnus stattfindende Messe für Beurlaubte undWiedereinsteiger/-innen. Eine weitere Erleichterung sind dieMitnahmemahlzeiten gegen einen kleinen Aufpreis aus derKantinenküche.

Die Stadt räumt zusätzlich nach der Elternzeit großzügig kurz-und langfristige Beurlaubungsmöglichkeiten ein. Sie fördert Be-schäftigungsmöglichkeiten in kleinerem Umfang, zum Beispielein Tag in der Woche, und unterhält dazu eine Datenbank, inder sich interessierte Beurlaubte aufnehmen lassen können.Beim Bezirksamt Weilimdorf sind beispielsweise rund zwei Drit-tel der Mitarbeiter/-innen in Teilzeit beschäftigt. Auch die Stelleder stellvertretenden Bezirksvorsteherin ist in Teilzeit besetzt.

Seit Mai 2004 gibt es die Betriebskindertagesstätte mit 30 Plät-zen im Tagblattturm für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derLandeshauptstadt. Mit den Betriebskitas im Bürgerhospital, Ka-tharinenhospital und im Klinikum Bad Cannstatt bietet die Stadtseit Herbst 2007 weitere 160 Plätze für die Kinder der Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter an.

Wiedereinstiegsportal In dem Flyer „Wiedereinstieg – Maßnahmen und Programme derLandeshauptstadt Stuttgart“ sind alle Angebote zum Wiederein-stieg einschließlich der jeweiligen Ansprechpartner/- innen aufge-führt. Die Stabsstelle für individuelle Chancengleichheit hat zu-dem in enger Zusammenarbeit mit dem Haupt- und Personalamtder Landeshauptstadt Stuttgart im Jahr 2006 ein Wiederein-stiegsportal für ihre beurlaubten Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter eingerichtet. Das Portal soll sie mit aktuellen Informationenaus der Landeshauptstadt versorgen, den Kontakt zwischen derStadtverwaltung und den Beurlaubten aufrechterhalten und beider Vorbereitung des beruflichen Wiedereinstiegs unterstützen.So können Beurlaubte das Portal als Kontaktbörse zum Beispielfür Tandembewerbungen nutzen und haben Zugang zumSchwarzen Brett der Beschäftigten. Über 400 Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern machen derzeit davon Gebrauch.

Berufliche Anlaufstelle „BBI“ für MütterIn Stuttgart sind etwa 2.200 Mütter mit Kindern unter drei Jah-ren beim Jobcenter als erwerbsfähig gemeldet und erhalten Ar-beitslosengeld II. Daneben gibt es eine Vielzahl von Mütternmit unter dreijährigen Kindern, die nicht wissen, wie es nachder Elternzeit beruflich für sie weitergehen kann. Um diesenFrauen zu helfen, haben sich mehrere Träger in Kooperationenmit der Arbeitsförderung der Landeshauptstadt zu einem Pro-jektverband zusammengeschlossen: Berufliche Beratung undInformationen für Mütter mit Kindern unter drei Jahren, kurzBBI. Dieser bietet ein niedrigschwelliges Informations- und Be-ratungsangebot in Stuttgart an. Zu den Trägern gehören dieBeFF-Kontaktstelle Frau und Beruf, die Frauenunternehmen„Zora“ gGmbH sowie das FrauenBerufsZentrum vom Sozial-dienst katholischer Frauen und des Caritasverbandes für Stutt-gart. Unterstützt werden sie von der Landeshauptstadt sowievom Jobcenter und der Arbeitsagentur Stuttgart.

Das Projekt BBI wendet sich sowohl an Frauen mit als auchohne Arbeitslosengeld II-Bezug. Dabei steht die individuelle be-rufliche Beratung der Mütter im Mittelpunkt. Über einen Kom-petenzcheck und der Einschätzung der aktuellen persönlichenSituation sollen die Fähigkeiten, aber auch die aktuellenHemmnisse gemeinsam geklärt werden. Ergänzend gibt es the-menspezifische Workshops, wie zum Beispiel Bewerbungskurseoder Kurse über den Umgang mit Geld sowie gezielte Vermitt-lung weiterführende Angebote.

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4.4. Unsere Stadt soll für Studentinnen undStudenten so attraktiv sein, dass sie inStuttgart bleiben und eine Familie gründen.

Die Zukunftsfähigkeit der High-Tech-Region Stuttgart hängt we-sentlich davon ab, dass wir hoch qualifizierte junge Menschenin Stuttgart nicht nur ausbilden, sondern dass sie auch hier blei-ben und sich für Familien mit Kindern entscheiden. Deshalbwirbt die Stadt im Rahmen des Programms „Studentenfreundli-ches Stuttgart“ mit attraktiven Angeboten wie der „Welcome-Week“, dem „Studi-Ticket“ und dem „Flying-Bürgerbüro“ umStudierende und begabte junge Menschen aus dem In- undAusland.

Durch eine Reihe von privaten Investitionen ist es auch in denletzten Jahren gelungen, die Wohnungsangebote für Studentenerheblich zu verbessern. So gibt es in Stuttgart heute allein 33Wohnheime mit insgesamt 6.400 Plätzen.

Universitäten, Hochschulen und die Stadt sind heute ganz be-sonders gefordert, durch Kinderbetreuungseinrichtungen auchStudentinnen und Studenten, die eine Familie gründen wollenoder gegründet haben, ein familienfreundliches Umfeld zu er-möglichen.

Audit Universität HohenheimAls eine der ersten Universitäten in Deutschland und als ersteUniversität in Baden-Württemberg wurde die Universität Ho-henheim von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung mit dem Titel„erste familiengerechte Hochschule“ ausgezeichnet. Die Stiftung würdigt damit nicht nur die familiengerechte Per-sonalpolitik der Universität, sondern auch die innovativen undbundesweit einmaligen Betreuungskonzepte. Denn die Hoch-schule bietet neben den üblichen Angeboten zur Kinderbetreu-ung auch die „Hohenheimer Kinderfeuerwehr“ an, die inner-halb von 20 Minuten einspringt, wenn die privat organisierteBetreuung kurzfristig ausfällt. Darüber hinaus können Eltern

ihre Kinder zu den so genannten Campus-Ferien anmelden.Wegweisend in Baden-Württemberg initiierte die Universitätihre „Hohenheimer Campusferien“ als Ferienbetreuungsange-bot für Schulkinder und deren jüngere Geschwister. Es soll diean der Uni studierenden oder arbeitenden Eltern entlasten undgleichzeitig den Kindern den Arbeitsplatz ihrer Eltern näherbringen. Das Projekt wurde erstmalig im Sommersemester1999 für zwei Wochen veranstaltet unter dem Namen „Hohen-heimer Sommerfrische". 2007 wurde die erste Kita für Null- bisDreijährige auf dem Universitätsgelände eingeweiht.

Kinderbetreuungsangebote an HochschulenDas Studentenwerk Stuttgart und das Studentenwerk Hohen-heim bieten Kindern von Studierenden der Hochschulen inStuttgart und Ludwigsburg eine qualifizierte Kinderbetreuungin insgesamt sechs eigenen Einrichtungen an. Allein in Stuttgartsind es in vier Einrichtungen 80 Betreuungsplätze. Auch Plätzefür Kinder im Alter von null bis sechs Jahren sind vorhanden. Sokönnen auch Stuttgarter Kinder, deren Eltern nicht Universitäts-angehörige sind, Plätze in Anspruch nehmen. 2008 erhielt dieUniversität Stuttgart vom Ministerium für Wissenschaft, For-schung und Kunst Baden-Württemberg 140.000 Euro Förder-mittel für unterschiedliche Betreuungsangebote, insbesonderefür Kleinkinder von wissenschaftlichem Personal. Durch dieseMittel werden in Kooperation mit privaten Trägern zehn wei-tere Betreuungsplätze an den Standorten in Vaihingen undStadtmitte geschaffen. Außerdem soll die bereits bestehendeKindernotfallbetreuung ausgebaut werden. Sie kann bei Ausfallder regulären Betreuung, bei Dienstreisen, späten Sitzungster-minen oder einem länger laufenden Laborversuch in Anspruchgenommen werden.

Um die Vereinbarkeit von Studium oder Beruf mit Familie zu er-leichtern, bieten die Universität Stuttgart, das Fraunhofer Insti-tutszentrum, die Max-Planck-Institute und die Hochschule fürTechnik gemeinsam die so genannten „Stuttgarter Forschungs-ferien“ für Schulkinder ab sechs Jahren an. Jüngere können teil-nehmen, sofern sie in Begleitung älterer Geschwister kommenund sich in einer größeren altersgemischten Gruppe zurechtfinden. Das pädagogisch hochwertige Angebot, konzipiert undgeleitet von Konzept-e gGmbH, soll die Neugierde und denForschergeist der Kinder fördern.

Junge Menschen sollen in Stuttgart bleiben.

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5. ZielIn Stuttgart soll ein Generationenvertragvor Ort das aktive Miteinander von Jungund Alt verbindlich fördern.

Die kollektiven Sicherungssysteme haben zwar unsere indivi-duelle Absicherung bei Krankheit und Alter über die Pflegedurch die Familie ergänzt und partiell ersetzt. Doch gerade weildie Mehrgenerationenfamilie, deren Mitglieder sich gegenseitigfördern und stützen können, eine Rarität geworden ist, bedarfes neuer sozialer Modelle – jenseits der notwendigen materiel-len Absicherung. Diese finanzielle Absicherung der öffentlichenSicherungssysteme ist langfristig nicht gewährleistet. Die demo-grafische Entwicklung in Deutschland und den meisten europä-ischen Ländern bedeutet schlicht, dass die Zahl der Erwerbstäti-gen tendenziell abnimmt und die Zahl der Nichterwerbstätigenlaufend zunimmt. Diese Schere wird in den nächsten Jahrzehn-ten weiter aufgehen, so dass die steigenden sozialen Ausgabenimmer weniger durch die gesetzlich vorgeschriebenen Beiträgeder Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung getragen wer-den können. Damit steigt der Anteil der Sozialausgaben, dieaus den öffentlichen Haushalten direkt zu finanzieren sind.Doch unsere öffentlichen Haushalte sind seit Jahrzehnten defi-zitär.

Wie lebt es sich in einer Stadt, in der nur noch in wenigenHaushalten Kinder und Jugendliche wohnen, Familien mit dreiKindern zu einer kleinen Minderheit gehören und die Drei-Ge-nerationen-Familie zu einer Rarität geworden ist? Der „demo-grafische Baum“ ist nicht nur schief gewachsen; es besteht zuRecht auch die Sorge, dass er durch einen Generationenkonfliktvollends entwurzelt wird.

Deshalb brauchen wir einen Paradigmenwechsel in der Politikwie in unserer Gesellschaft. Dabei ist es wichtig, neue Wege fürdas Miteinander der Generationen zu entwickeln und dieseauch konsequent zu gehen. Es bedarf einer ganzheitlichen Kon-zeption, die von den Lebenssituationen der Menschen, ob Jungoder Alt, ausgeht – und damit im Gegensatz steht zur heuteüblichen Zergliederung aller Lebensbereiche. Bei diesem ganz-heitlichen Ansatz ist es wichtig, unterschiedliche bürgerschaftli-che Gruppen zu beteiligen, damit sie ihre Ideen und Initiativeneinbringen. So entstand in einer Reihe von Diskussionen über

eine langfristige Strategie zur Gestaltung der demografischenVeränderungen der „Stuttgarter Generationenvertrag“.

Inzwischen haben Hunderte von Institutionen, Organisationen,Vereinen und einzelnen Bürgern diesen Generationenvertrag als„Selbstverpflichtung“ unterzeichnet. Konzeption, Ziel und vorallem viele gute Beispiele finden sich in dem Buch „Der Stutt-garter Generationenvertrag“, das im Dezember 2007 er-schienen ist. Darüber hinaus hat der Gemeinderat einen Unter-ausschuss „Demografischer Wandel“ eingesetzt, um dasMiteinander der Generationen und viele konkrete Schritte zurUmsetzung der nachfolgenden zwölf Ziele des Stuttgarter Ge-nerationenvertrags zu begleiten.

5.

Der Stuttgarter GenerationenvertragWolfgang Schuster (Hrsg.)

Gelungene Beispiele finden sich im Buch „Der Stuttgarter Generationenvertrag“.

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5.1.Wir wollen den Bedürfnissen von Kin-dern und Jugendlichen, von Familienund Alleinerziehenden durch eine kin-derfreundliche Stadtgesellschaft bessergerecht werden, indem wir die im Ar-beitsprogramm „KinderfreundlichesStuttgart“ beschriebenen fünf Aufga-benfelder konsequent umsetzen.

Das Arbeitsprogramm „Kinderfreundliches Stuttgart“ lebt ganzwesentlich vom Engagement einer großen Zahl von hauptamt-lichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Stadt wie beiden freien Trägern, den Kirchen, Vereinen, Organisationen.Ebenso wichtig ist das ehrenamtliche Engagement von Tausen-den von Bürgerinnen und Bürgern, die unserer Stadt ein kinder-freundliches Gesicht in einem familienfreundlichen Klima ge-ben. Ergänzend zu den im Arbeitsprogramm KinderfreundlichesStuttgart dargestellten Fällen zwei weitere Beispiele:

Initiative Z – FamilienpatenImmer mehr Erwachsene mit Zeitressourcen und sozialer Kom-petenz fördern vor allem jene Kinder, die in anregungsarmenEntwicklungsmilieus aufwachsen, sowie junge Familien, diekeine nachbarschaftlichen oder verwandtschaftlichen Kontaktehaben. Seit Januar 2006 können Eltern im Rahmen der „Initia-tive Z – Zeit und Herz“ die Beratung und Unterstützung von Fa-milienpaten in Anspruch nehmen. Sie stehen ihnen in Fragender Alltagsorganisation, Erziehung und Freizeitgestaltung zurSeite. Das Projekt, das vom Jugendamt initiiert und zwei Jahrelang von der Eduard-Pfeiffer-Stiftung finanziell gefördert wurde,erfreut sich einer so großen Nachfrage, dass eine ständige War-teliste besteht. Seit 2008 ist die Finanzierung fest im Haushaltder Landeshauptstadt verankert.

Leseohren e. V. – das Stuttgarter VorleseprojektDas Stuttgarter Vorleseprojekt vereint die beiden 2002 gegrün-deten Initiativen „Leseohren aufgeklappt“ und „Zeit für Kin-der“. Dank der erfolgreichen Kooperation aus Stadtbücherei,Staatlichem Schulamt, Jugendamt, Literaturhaus und Breunin-ger Stiftung werden Kinder unabhängig von sozialer Herkunftund Bildung erreicht. Inzwischen lesen rund 230 ehrenamtlicheVorlesepaten in 18 Büchereien, 32 Schulen, 59 Kindergärtenund bei öffentlichen Veranstaltungen vor. Allein 2007 gab esrund 7.000 Vorleseeinsätze für 30.000 Kinder. Der Verein Lese-ohren e. V. wählt die Vorlesepaten aus, organisiert Fortbil-dungsveranstaltungen und berät bei der Auswahl der geeigne-ten Literatur.

5.2.Wir wollen individuell auf die Bedürf-nisse der Älteren, ob inländischer oderausländischer Herkunft, eingehen undsie durch Bildung, Beratung und Hilfenim Alltag unterstützen, damit sie mög-lichst lange ein selbst bestimmtes Lebenin einem sicheren Umfeld führen kön-nen.

Ältere Menschen sind keine homogene Gruppe, das zeigt sichallein schon an den Begriffen wie „junge Senioren“, „SilverAge“; „Vierter Lebensabschnitt“ und „Hochbetagte“. Je unter-schiedlicher sich die Gruppe der Älteren zusammensetzt, umsodifferenzierter sind ihre Bedürfnisse. Unsere Angebote müssenden Bedarf von Begleitung und Unterstützung, den Wunschnach Bildung, Kultur und Bewegung, den Willen nach Mitge-staltung und Engagement und das Verlangen nach Geselligkeitberücksichtigen. Wir bieten in unseren Begegnungsstätten fürÄltere zum Beispiel Kurse zur Vorbereitung auf die nachberufli-che Phase, Bewegungs- und Tanzangebote, Sprachkurse, Ge-sundheitsförderung, Beratung zu altersspezifischen Fragen undBetreuungsangebote für demente Menschen an. Besucher-dienste, altengerechte Wohnungen, Mittagstische und Alten-erholung unterstützen ältere Menschen in ihrer Selbstbe-stimmung und Selbstständigkeit. Die Zahl der Angebote trägtdazu bei, dem Bedürfnis nach Kontakt, Unterhaltung und Teilhabe gerecht zu werden.

Wohnen mit HilfeBei der Initiative „Wohnen mit Hilfe“ haben ältere Menschendie Möglichkeit, an Studierende Wohnraum zu vermieten unddafür verbindliche Hilfeleistungen zu vereinbaren. Durchgeführtwird das Projekt von der Wohnberatungsstelle des DeutschenRoten Kreuzes, Kreisverband Stuttgart e. V., mit Unterstützungder Studentenwerke Stuttgart und Tübingen-Hohenheim.

Wohninitiative Wabe e. V.In enger Kooperation mit der Pro-Wohnungsgenossenschaft e. V.realisierte die Wohninitiative Wabe e. V. bereits zahlreiche ge-nerationenübergreifende Wohnprojekte in Stuttgart, wobei dieHäuser alle in Form von Baugemeinschaften entstanden sind.

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5.3.Wir wollen mit vorhandenen und neuenEinrichtungen und gemeinnützigen Orga-nisationen wie Generationenhäusern, Begegnungsstätten, Bürgerhäusern,Sportvereinen, Gartenbau- und Umwelt-vereinen, Kulturvereinen, Schulen und Kirchengemeinden, vielfältige Begegnungsangebote schaffen, um neuepersönliche Bekanntschaften über die Generationen hinweg zu erleichtern undPatenschaften zu stiften.

Mit unseren vielfältigen dezentralen Strukturen machen wir esjedem, ob Jung oder Alt, leicht, Kontakt zu knüpfen und dabeiauf die individuellen Interessen einzugehen. Dies ist umsowichtiger, als tradierte Familienstrukturen, vor allem die Drei-Generationen-Familie unter einem Dach, selten sind und des-halb die Gefahr der Vereinsamung in einer anonymen Groß-stadt umso größer ist. Um die Älteren von ihren Fernsehernund aus ihrer Wohnung „wegzulocken“, bedarf es vielfältigerniederschwelliger Angebote.

Generationenhaus HeslachDas seit 2002 bestehende „Generationenhaus Heslach“ wurdevon der Rudolf Schmid und Hermann Schmid Stiftung finan-ziert. Im Jahr 2004 zeichnete die Stiftung „Lebendige Stadt“

dieses generationenübergreifende Wohnkonzept mit dem ersten Preis aus. Innovativ ist das Projekt nicht nur, weil hierjüngere und ältere Menschen mit und ohne körperliche Beein-trächtigungen unter einem Dach leben, sondern auch, weilMütter und ihre Kinder die vielfältigen Kontakt- und Betreu-ungsmöglichkeiten nutzen können. Außerdem sind über 100Gruppierungen und Vereine aus dem Stadtteil eingebunden. Siealle verbindet der Wunsch, miteinander ins Gespräch zu kom-men und das soziale und kulturelle Leben ihres Stadtteils mitzu-gestalten. Im Foyer des Generationenhauses Heslach wurde imMai 2008 zusammen mit der städtischen Freiwilligenagenturein „Nachbarschaftscafé“ eingerichtet, das 20 Aktive betreiben.Hier können sich Menschen treffen und austauschen, die eh-renamtlich tätig sind oder Interesse an einem Ehrenamt haben.

Generationenverbindende Projekte desTREFFPUNKT SeniorIn Erzähl-Cafés stellen junge Menschen den Senioren vor, wassie als Kinder bewegt und begeistert hat und umgekehrt. Beidenehmen Anteil an der Lebenswelt der jeweils anderen Genera-tion und erleben die Freude am Miteinander. In der Geschichts-werkstatt berichten Seniorinnen und Senioren von ihren Erleb-nissen während des Krieges, der Nachkriegszeit und derAufbauphase der Bundesrepublik. Sie lassen sich gerne zumBeispiel von den Schülerinnen und Schülern des Heidehof-Gym-nasiums „Löcher in den Bauch“ fragen. Gemeinsam machen siesich Gedanken darüber, was aus der Geschichte gelernt werdenkann und wie wir unsere Zeit heute so gestalten können, dasssie für alle lebenswert bleibt. Unter dem Motto: „Hilfe, meinHandy piepst!“ geben Schüler/-innen den Senior/-innen eineEinführung in den Umgang mit dem Handy.

Ein aktives Miteinander bereichert das Leben der jungen und alten Generation.

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5.4.Wir wollen neue Netzwerke der Eigen-initiative und der Selbsthilfe organisato-risch und materiell gezielt fördern, indenen die Älteren ihre Erfahrungen, ihrKönnen und Wissen einbringen können.

Gerade in einer Großstadt ist es wichtig, bei der Organisationvon Netzwerkstrukturen zu helfen und Plattformen der Selbst-hilfe zu unterstützen. Um diesen Prozess zu erleichtern, hat dieStadt Stuttgart die Freiwilligenagentur eingerichtet. Mit einerprofessionellen Leitung berät ein Team von 36 Ehrenamtlichendie Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich engagierenmöchten. Zugleich sammelt die Freiwilligenagentur Angebotevon Organisationen und Vereinen, die Ehrenamtliche brau-chen. Diese Internet unterstützte Ehrenamtsbörse funktioniertinzwischen erfreulich gut. Verbunden ist dies mit der Arbeitder frEE Akademie der Stadt Stuttgart. Sie hat sich zum Ziel ge-setzt, Ehrenamtliche weiterzubilden; die Kurse und Seminarewerden dabei generationenübergreifend angeboten.

KISSBesonders aktiv und wichtig ist KISS, die Kontakt- und Informa-tionsstelle für Selbsthilfegruppen e. V. Sie bietet durch ihre Er-fahrungen den vielfältigen Selbsthilfegruppen Unterstützungan, ob bei der Gruppenarbeit, der Öffentlichkeitsarbeit, durchWeiterbildung oder bei der Raumsuche. Dies ist besonderswichtig, gerade auch für Ältere, die damit zugleich neue per-sönliche Beziehungen aufbauen können. In KISS haben sichüber 500 Gruppen organisiert. Die Stadt unterstützt KISS, in-dem sie geeignete Räume zur Verfügung stellt.

Bürgerstiftung Stuttgart als Plattform fürbürgerschaftliches EngagementDie Bürgerstiftung Stuttgart wurde 2001 mit Unterstützungund Förderung des Oberbürgermeisters gegründet. Heute istsie die drittgrößte Bürgerstiftung in Deutschland. Sie sieht sichselbst als Plattform für all die Menschen in der Stadt, die etwasverändern wollen. Dazu wurden „Runde Tische“ gegründet, beidenen Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Rol-len das gemeinsame Anliegen verfolgen, nämlich neue Netz-werke der Eigeninitiative und Selbsthilfe zu organisieren. Dazugehört vor allem der Runde Tisch „Jung und Alt: VoneinanderLernen, miteinander tun“.

5.5.Wir wollen durch die Vernetzung in unseren Stadtbezirken nicht nur neueChancen für persönliche Beziehungenschaffen, sondern auch die Bedürfnisseund Erwartungen der Älteren wie dievon Kindern und Familien in ihrer Viel-falt, Gegensätzlichkeit und Gemeinsam-keit aufnehmen, indem sich unsereBezirksämter verstärkt um dieses Miteinander der Generationen vor Ortkümmern.

Stuttgart hat im letzten Jahrzehnt konsequent alle öffentlichenDienstleistungen dezentralisiert, um sie möglichst wohnortnahund bürgernah in jedem Stadtbezirk in unseren Bezirksrathäu-sern anbieten zu können. Ergänzend entstanden in allen Stadt-teilen Bürgerhäuser und Bürgerzentren. Sie haben die Aufgabe,die generationenübergreifende Begegnung von Jung und Altsowie die Integration von ausländischen Mitbürgerinnen undMitbürger aller Altersschichten zu fördern. Für Senioren und Ju-gendliche werden Veranstaltungen wie Spielnachmittage ange-boten, unter anderem auch von ausländischen Kulturvereinen.Zugleich sind diese wohnortnahen Treffpunkte ein wichtigerKommunikationsort im Stadtbezirk. Die Arbeiten mit den vielfäl-tigen anderen Angeboten, zum Beispiel auch im Sport, zu ver-netzen und in die Öffentlichkeit zu bringen, ist Teil der dezen-tralen Strategie in unseren Stadtbezirken, um den demo-grafischen Wandel vor Ort zu gestalten.

Anna-Haag-Haus in Bad CannstattBereits seit vielen Jahrzehnten fördert das nach der Schriftstelle-rin, Pazifistin und Frauenrechtlerin benannte Anna-Haag-Hauserfolgreich den Dialog zwischen den Generationen. Altenpfle-geheim, hauswirtschaftliche Bildungsstätte und Kindertages-stätte sind unter einem Dach vereint. Alle drei Einrichtungenkooperieren beim gemeinsamen Spielen, Singen und Musizie-ren. Daneben werden zahlreiche Projekte und Kurse für und mitEltern und Familien angeboten. Beispielsweise besuchen Kinderund ihre Eltern die Senioren im Haus und gestalten mit ihnengemeinsame Projekte. Im Sommer 2007 hat das Anna-Haag-Haus seinen Neubau in der Martha-Schmidtmann-Straße inStuttgart-Bad Cannstatt bezogen.

Gemeinsames Entdecken der Geschichte desStadtbezirks OstDer Stuttgarter Osten mit seinen Stadtteilen Berg, Frauenkopf,Gablenberg, Gänsheide, Gaisburg, Ostheim und Stöckach istmit über 47.000 Einwohnern der drittgrößte Stadtbezirk. Er ge-hört zu den kulturell und sozial vielfältigsten Stadtbezirken. DerKulturtreff Stuttgart Ost e. V. hat es sich zu einer seiner Aufga-ben gemacht, Bürgerinnen und Bürger, Junge und Alte durchheimatkundliche Stadtteilrundgänge mit der Geschichte ihrerHeimat vertraut zu machen.

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5.6.Wir wollen die Bildungsangebote für lebenslanges Lernen fördern, beginnendim Kindergarten, in Schulen, Hochschu-len, Bibliotheken, in der beruflichen wiein der kulturellen Bildung, um die not-wendige geistige Mobilität von Jung undAlt und das Lernen voneinander undmiteinander zu ermöglichen.

Die Stuttgarter Bildungspartnerschaft macht deutlich, wie viel-fältig die Angebote sein müssen, damit lebenslanges Lernen fürJung und Alt gelingen kann. Entsprechend dem Grundsatz„kein Abschluss ohne Anschluss“ gilt es, nicht nur im schuli-schen Bereich Bildungsangebote so zu verzahnen, dass sie le-bensbegleitend werden. Dazu gehören vielfältige Formen derkulturellen Vermittlung sowie des interkulturellen und interge-nerativen miteinander Lernens.

„Kein Kuss für Oma“Diese Eigenproduktion mit Kindern und Senioren unseres Thea-ters Junges Ensemble Stuttgart (JES) zeigt einmal mehr, wiespannend es sein kann, wenn ein Kinder- und Jugendtheaterergänzt wird mit einem Seniorentheater. Der JES Kinderspiel-club und das JES Seniorentheater „Die fünfte Jahreszeit“ habensich über das Kinderbuch „Kannst Du pfeifen, Johanna“ von UlfStark und Anna Höglund darauf verständigt, gemeinsam einTheaterstück zu entwickeln, das den Lebensmut, die Suchenach Glück, den Verlust durch Tod, die Gebrechlichkeit sowiedas Gemeinsame und Trennende thematisiert.

Lernlotsen in der Stadtteilbücherei WestWie ein Schiffslotse zeigen Senioren als Lernlotsen Kindern undJugendlichen in der Stadtteilbücherei West den richtigen Wegzu den unterschiedlichen Medien, helfen bei der Auswahl ge-eigneter Informationen und geben nützliche Tipps bei Bewer-bungen, Referaten und anderem.

5.7.Wir wollen jedem Jugendlichen einefaire Chance für die Entfaltung seiner Be-gabungen und für eine angemessene be-rufliche Qualifikation eröffnen und ihnpersönlich in seinem Bemühen um einegute berufliche Perspektive durch ältereMitbürgerinnen und Mitbürger fördern.

Fast die Hälfte aller Jugendlichen in Stuttgart hat einen Migra-tionshintergrund. Darüber hinaus kommen viele Jugendlicheaus bildungsfernen familiären Milieus, die es ihnen schwer ma-chen, ihre Talente zu entfalten, den schulischen Anforderungengerecht zu werden und mit Abschluss der Schule eine gute be-rufliche Qualifikation zu finden. Neben den vielfältigen Förde-rungen in unseren Schulen, vor allem in den Hauptschulen,durch engagierte Lehrerinnen und Lehrer, ist die Vernetzung indas gesellschaftliche Umfeld im Stadtbezirk und die persönlicheUnterstützung beim Übergang von der Schule in den Berufwichtig. Dankenswerterweise gibt es, wie im Arbeitsprogrammunter Ziffer 1.8 dargestellt, eine Vielzahl von Initiativen, zumBeispiel STARTklar in der Gesamtstadt, aber auch in einzelnenStadtbezirken.

30 Jahre Hausaufgabenhilfe DegerlochDie Hausaufgabenhilfe Degerloch – die offizielle Bezeichnungist „Sprach-, Lern- und Hausaufgabenhilfe“ – gibt es ohneUnterbrechung seit 30 Jahren. In dieser privaten Initiative teilensich ehrenamtlich 15 bis 20 Frauen und Männer die Arbeit andrei Nachmittagen pro Woche. Eines der Hauptanliegen ist, diesprachlichen Defizite der Kinder abzubauen, Lesen und Diktatezu üben und sie – häufig über viele Jahre – in der Schule so zubegleiten, dass sie den Übergang in einen Beruf erfolgreichmeistern.

Miteinander der Nationen und Generationen im Haus 49Das Haus 49 ist ein Standort der mobilen Jugendarbeit in derTrägerschaft des Caritasverbandes Stuttgart. Neben dem vielfäl-tigen Angebot für Jugendliche ist das Haus auch zu einem Ortder Begegnung für Familien und Erwachsene aus dem Stadtteilgeworden. Vormittags sind Kleinkinder in der Krippe, mittagskommen Schüler zum Essen und zur Hausaufgabenbetreuung,nachmittags und abends treffen sich Ältere bei Kaffee und Ku-chen, darunter der türkische und italienische Seniorenklub. DasHaus 49 verbindet Menschen aller Kulturen und Generationenmiteinander.

Jung und Alt unter einem Dach in den Stuttgarter Generationenhäusern.

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5.8.Wir wollen eine bessere Vereinbarkeitvon Familie und Beruf durch eine famili-enfreundlichere Arbeitswelt erreichen,um vor allem für junge Frauen das Mit-einander von Kind und Karriere zu er-leichtern.

Wie im vierten Ziel des Arbeitsprogramms KinderfreundlichesStuttgart dargestellt, sind noch viele Schritte notwendig, umdie Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Dies be-trifft nicht nur die öffentlichen Betreuungs- und Bildungsange-bote mit entsprechenden verlässlichen, flexiblen Öffnungszei-ten. Hinzu kommen familienfreundliche Arbeitswelten und dasEngagement von Unternehmen, die auf die Bedürfnisse von Fa-milien, vor allem jungen Frauen, stärker eingehen. Das in Stutt-gart entwickelte Unternehmensnetzwerk hilft dabei als Platt-form des Erfahrungsaustauschs und durch best practiseBeispiele. Aber auch die Stadt als große Arbeitgeberin bemühtsich um eine bessere Familienfreundlichkeit, nicht zuletzt imInteresse der Qualität der Arbeit.

Familienfreundliche UnternehmenMittlerweile haben viele große, mittlere und auch kleinereUnternehmen in Stuttgart und der Region je nach ihren Mög-lichkeiten familien- und kinderfreundliche Maßnahmen undStrukturen in ihren Arbeitsbereichen umgesetzt. Unterstütztwerden sie dabei von dem Netzwerk familienfreundlicherUnternehmen, das die Stabsstelle für Chancengleichheit derStadt Stuttgart zusammen mit dem Kuratorium Kinderfreundli-ches Stuttgart koordiniert. Die Allianz Lebensversicherungsge-sellschaft mit Sitz in Stuttgart hat sich als großer Dienstleister

zum Ziel gesetzt, durch Initiativen zugunsten der Familien dieQualität und Motivation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterzu verbessern. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, erweiterteTeilzeitarbeit, Förderung des beruflichen Fortkommens vonFrauen, die Begleitung in allen Lebensabschnitten, die Suchenach einer adäquaten Kinderbetreuung, die Benutzung derKantine für die Kinder sowie Schulungen und Personalentwick-lungsgespräche, die die Bedeutung der Kinder- und Familien-freundlichkeit des Unternehmens ins Bewusstsein der Vorge-setzten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen.

Generationenhaus WestDas „Generationenhaus West“ wurde von der Rudolf und Her-mann Schmid Stiftung mit elf Millionen Euro finanziert undwird von vier Trägern gemeinschaftlich betrieben. Es beher-bergt eine städtische Kindertageseinrichtung, betreutes Woh-nen für Senioren unterschiedlicher nationaler Herkunft, denVerein Freie Altenarbeit, der einen ganzheitlichen Pflegedienstanbietet, sowie das Eltern-Kind-Zentrum (EKiZ).

Diese vielfältigen Angebote dienen dazu, dass zum Beispiel vorallem junge Frauen die Möglichkeit haben, ihre Kinder dort fle-xibel betreuen zu lassen. Damit können sie ihre Arbeitszeitenmit den Betreuungszeiten gut abstimmen. Zugleich können sieneue freundschaftliche Beziehungen aufbauen, die zur täg-lichen Erziehung und Entwicklung der Kinder beitragen. Im November 2006 wurde das Eltern-Kind-Zentrum Stuttgart-West e. V. im Generationenhaus West der Rudolf und HermannSchmid Stiftung durch Frau Bundesministerin Ursula von derLeyen in das bundesweite Aktionsprogramm des Bundesfami-lienministeriums als Mehrgenerationenhaus Stuttgart aufge-nommen. Durch das Aktionsprogramm kann das Haus seineAngebote weiter ausbauen und für die verschiedenen Genera-tionen erweitern.

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Jung und Alt können in vielfältiger Weise voneinander profitieren.

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5.9.Wir wollen, dass die Lebenserfahrung Älterer an die Kinder und Jugendlichenweitergegeben wird. Insbesondere wol-len wir Unternehmen gewinnen, weni-ger häufig ältere Mitarbeiterinnen undMitarbeiter vorzeitig aus dem Arbeitsle-ben zu verabschieden und vielmehr ihreKompetenzen für unsere wirtschaftlicheEntwicklung besser zu nutzen.

Erwerbsarbeit ist für viele Menschen wesentliche Vorausset-zung zur Teilhabe an unserer Gesellschaft. Unabhängig von denfinanziellen Folgen für den arbeitslos Gewordenen und die finanziellen Belastungen für unsere Sozialsysteme ist es eineFrage der Solidarität und Chancengerechtigkeit, dass Menschenihre Talente, Begabungen und Erfahrungen in das Arbeitslebeneinbringen können. Auch wenn der Trend zur vorzeitigen Altersteilzeit wieder gestoppt ist, ist doch die Zahl der fitten Älteren, die unfreiwillig aus dem Erwerbsleben ausscheidenmussten, erschreckend hoch. Mit ihnen verlieren die Arbeitge-ber nicht nur berufliche Erfahrungen, sondern auch vielfältigesoziale Kompetenzen des generationenübergreifenden Mitein-anders.

Neue Chancen für ältere Arbeitnehmer durchdas Jobcenter StuttgartIm Bewusstsein der Verantwortung für ältere langzeitarbeitsloseBürgerinnen und Bürger hat die Landeshauptstadt Stuttgart indem gemeinsam mit der Agentur für Arbeit getragenen Job-center das Konzept „Fördern und Fordern“ auf den Weg ge-bracht. Es hilft den Älteren bei der Rückkehr in eine reguläre Arbeit.

Senioren helfen JuniorenEin Team ehemaliger Unternehmer und Führungskräfte aus In-dustrie, Handel, Handwerk, aus Dienstleistungsunternehmenund freien Berufen helfen als Senioren den Junioren. Durch Be-rufserfahrung, Kompetenz, Kontinuität und im täglichen Bera-tungsgespräch unterstützen sie die jungen Existenzgründer inder Startphase.

5.10.Wir wollen durch Nachhaltigkeit unsererStadtentwicklung dazu beitragen, auchden nachfolgenden Generationen unserenatürlichen Lebensgrundlagen zu erhal-ten und Umweltschäden soweit wiemöglich zu beseitigen.

Mit dem 1997 vom Gemeinderat beschlossenen Klimaschutz-konzept Stuttgart (KLIKS) hat die Stadt sich auf den Weg ge-macht, ein ganzheitliches Umweltprogramm zu entwickeln,fortzuschreiben und konsequent umzusetzen. Dazu gehört zumBeispiel das Stadtentwicklungskonzept mit dem Leitziel „Urban-Kompakt-Grün“. So hat Stuttgart inzwischen über 39Prozent seiner Gemarkung unter Landschafts- und Naturschutzgestellt, die höchste Quote aller deutschen Großstädte. Über50 Prozent der Gemarkung sind öffentlich zugängliche Wälder,Parkanlagen und Grünflächen, so dass kein Stuttgarter mehr als300 Meter Entfernung zurücklegen muss, um ins Grüne zu ge-langen. Die Revitalisierung von Brachflächen, die Beseitigungvon Altlasten, die umweltgerechte Abfallwirtschaft gehörenebenso dazu wie die Renaturierung von Bächen, Flüssen sowiestrikte Vorgaben zur Energieeinsparung und höheren Energie-effizienz.

Patenschaften für Grünflächen: der Masterplan TapachtalErfreulicherweise engagieren sich viele Bürgerinnen und Bürgerim Umweltbereich. Ein besonderes Beispiel ist das Engagementfür das Landschaftsschutzgebiet Tapachtal, bei dem dank eineroffenen Bürgerbeteiligung im Rahmen des Projekts SozialeStadt ein Masterplan entwickelt wurde, um die vielfältigen Nutzungsanforderungen und Erwartungen von verschiedenenGruppen im Tapachtal zu erreichen.

Let’s Putz in unseren StadtbezirkenUm Verunreinigungen in Grünanlagen, Parks und Wäldern zureduzieren und zugleich ein verschärftes Umweltbewusstsein zuschaffen, hat die Stadt vor elf Jahren begonnen, in jedemStadtbezirk Kindergärten, Schulen und Vereine zu einer jähr-lichen Reinigungsaktion einzuladen. Die aktivsten Kindergärten,Schulen und Stadtbezirke werden jedes Jahr mit einem Geld-preis ausgezeichnet. Gerade bei den Kindern der Kitas undGrundschulen hat diese Art des praktischen Umweltschutzeseine sehr lehrreiche Wirkung.

Staatsrätin Claudia Hübner, der Vorsitzende des SportkreisesWerner Schüle, Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, Carola Haegele vom Generationenhaus Heslach und die STARTklar-Mitarbeiterin Gisela Hurlebaus unterstützen den Generationenvertrag.

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5.11.Wir wollen den Verteilungskampf derGenerationen, das drohende Gegenein-ander von Jung und Alt um materielleRessourcen, öffentliche Subventionenund Dienstleistungen vermeiden, indemwir uns für eine ausgewogene, faireAusgabenpolitik und einen konsequen-ten Schuldenabbau einsetzen.

Uns Schwaben geht es gut, weil wir sparsam sind. Das ist einverbreitetes und Image bildendes Klischee. Das Beste daranist: Es stimmt! Die Geschichte unserer Region, des Schwaben-landes, ist geprägt durch Armut, harte Arbeit, karge Landwirt-schaft, Rohstoffmangel sowie politische Unterdrückung undUnfreiheit. Deshalb sind über 30 Prozent der Schwaben aus-gewandert in der Hoffnung, sich an anderen Orten dieserWelt, ob am Schwarzen Meer, in Brasilien oder in Nordame-rika bessere Lebenschancen erarbeiten zu können. DieseChancen wollen wir unseren prozentual gesehen immer weni-ger werdenden Kindern nicht nehmen, indem wir die Finanz-mittel, die sie für ihre zukünftige Entwicklung brauchen,schon heute konsumieren. Wir können der nachfolgendenGeneration keine Schuldenberge hinterlassen und zugleich er-warten, dass sie unsere Renten, Sozialleistungen, Krankheits-kosten bezahlt, uns im Alter pflegt und zugleich für sich undihre Kinder vorsorgt. Die Stadt hat sich deshalb vorgenom-men, die Schulden auf null zu senken und Rücklagen aus Ver-mögensverkäufen, vor allem aus dem Energiesektor, zu bil-den. Zugleich fördert die Stadt den Stiftungsgedanken, nichtnur bei der Bürgerstiftung, damit heute verfügbares Kapitalauch langfristig für die nächste Generation wirken kann.

Die Olgäle-Stiftung für das Kranke Kind e. V. – Hilfen für schwerkrankeKinder und ihre ElternDas Olgahospital ist eines der größten Kinderkrankenhäuser inDeutschland und bietet durch seine vielen spezialisierten Chef-ärzte und Oberärzte ein umfassendes, hoch qualifiziertes Be-handlungsangebot. Dementsprechend kommen Kinder nichtnur aus Stuttgart und der Region, sondern aus ganz Deutsch-land zur Behandlung. Deshalb ist das Olgahospital „chronisch“defizitär. Vieles, was für die schwerkranken Kinder und ihre El-tern sinnvoll ist, kann nicht von der Stadt als Trägerin finanziertwerden. Aus diesem Grund wurde vor elf Jahren die Olgäle-Stiftung gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine kindge-rechte Atmosphäre zu schaffen, die psychosoziale Betreuung zuverbessern, neuestes medizinisches Gerät für Diagnostik undTherapie zu finanzieren sowie Fortbildung und Forschung zuunterstützen. Die Olgäle-Stiftung finanziert dabei nicht nur lau-fende Projekte, sondern legt einen Teil der Spenden, Erbschaf-ten und Zustiftungen als Stiftungsvermögen an, um nachhaltigauch in der Zukunft helfen zu können.

Stiftung Internationale Bachakademie StuttgartUm die Arbeit der Internationalen Bachakademie langfristig zusichern, wurde vor 25 Jahren die Stiftung Internationale Bach-akademie Stuttgart gegründet. Sie ist Trägerin des Stiftungsver-mögens, ergänzt die Spenden- und Mitgliedsbeiträge des För-derkreises sowie die Zuschüsse von Stadt, Land und projekt-bezogen des Bundes. Damit ist es möglich, vor allem besondereProjekte zum Beispiel zum Bachjahr 2000 und für das Musiker-gedenkjahr 2009 (Händel, Haydn, Mendelssohn) zu finanzieren.Die Stiftung als eine Rechts- und Finanzkörperschaft erleichtertdabei die Arbeit, weil sie finanzielle Anforderungen ausgleichenund damit dazu beitragen kann, die vielfältige Arbeit der Inter-nationalen Bachakademie lokal, national und international aufhöchstem Niveau zu stabilisieren.

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5.12.Wir wollen durch viele gute Beispieledeutlich machen, dass es ein persönlicherGewinn und eine Bereicherung für daseigene Leben ist, wenn man sich für äl-tere beziehungsweise jüngere Menschenengagiert.

Mehr denn je leben wir in einer Gesellschaft, in der die Lebens-zeit den Zeitabschnitt des Erwerbslebens erfreulicherweise im-mer länger übersteigt. Damit eröffnet sich die Chance, einendritten Lebensabschnitt zu gestalten. Umso wichtiger ist dieAntwort auf die Frage, mit welchen Tätigkeiten dieser dritte Le-bensabschnitt sinnstiftend gestaltet und bereichert werdenkann. Deshalb wollen wir mit guten Beispielen zeigen, dass un-ser Engagement für andere sich auch im eigenen Interesselohnt.

Integrative ComputerwerkstattÄltere geben nicht nur ihre Erfahrungen weiter, sondern profitieren auch von den Kenntnissen der Jüngeren. So nutzenderzeit über 100 Seniorinnen und Senioren die „integrativeComputerwerkstatt“, die vom Jugendhaus Heslach und dem„Seniorennet Stuttgart“ im Mehrgenerationenhaus Heslach angeboten wird.

Fit wie ein TurnschuhIm Fanny-Leicht-Gymnasium organisieren Schüler für rund 170erwachsene Kursteilnehmer einen „sozialen Arbeitskreis“. Siekommen an zwei Nachmittagen in die Schule, um vom Wissender Schüler – als Lehrer – zu profitieren. Dabei geht es wenigerum das Vokabeln lernen, sondern meist um aktuelle Themen,wobei die Älteren ihre reiche Lebenserfahrung mit einbringenkönnen. Der Kontrast zwischen Jung und Alt beflügelt beideSeiten, voneinander zu lernen.

Das Buch: Der Stuttgarter Generationenvertrag

Die 70 Stuttgarterinnen und Stuttgarter, die ihre Erfahrungenund Erlebnisse in dem Buch „Der Stuttgarter Generationenver-trag“ beschreiben, machen Mut und regen an, den guten Bei-spielen zu folgen. Die persönlichen Schilderungen zeigen zu-gleich die Freude am Miteinander und die Begeisterung für ihrerfolgreiches Wirken. Wir werden immer älter, fitter und gesün-der: Machen wir etwas daraus – für uns und unsere Stadt!

Spielen macht jungen und alten Menschen Freude.

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„In dem Haus, das keine Kinder hat, hatman kein Licht“

(arabisches Sprichwort)

In Stuttgart wie in anderen Großstädten Europas leben in denmeisten Haushalten keine Kinder mehr. Doch der Kinder-wunsch von jungen Paaren ist in Deutschland und in Stuttgartweit verbreitet. Um sich diesen Kinderwunsch zu erfüllen, müs-sen sich die jungen Leute auf uns verlassen können: auf ver-bindliche Betreuungsangebote, auf Bildungsmöglichkeiten, aufdie Hilfe der älteren Generation und nicht zuletzt auf familien-freundliche Arbeitsbedingungen. Denn die jungen Leute, vorallem die jungen Frauen, sind in der Regel gut ausgebildet undwollen im Beruf etwas leisten. Wir wollen es durch unsere Initi-ativen den jungen Frauen und Männern leichter machen, mehrKinder zu haben dank eines Familienbildes in unserer Stadtge-sellschaft und in unseren Unternehmen, das sehr bewusst aufdie Vereinbarkeit von Kind und Karriere setzt. Dies ist in unse-rem gemeinsamen Interesse, denn nicht nur akademisch gebil-dete Frauen, sondern auch hoch qualifizierte Männer habenüberdurchschnittlich wenige Kinder.

Deshalb ist es erfreulich, dass immer mehr Unternehmen Fami-lienfreundlichkeit als Teil der Unternehmenskultur einführenund im betrieblichen Alltag leben. Betriebe stellen beispiels-weise inzwischen in ihren Geschäftsberichten das Thema Fami-lienfreundlichkeit genauso dar, wie dies seit Jahren für den Um-weltschutz gilt. Flexible Arbeitszeiten gehören ebenso dazu wiedie Anerkennung der sozialen Kompetenzen und der Organisa-tionserfahrungen, die zum Beispiel eine Mutter bei der Erzie-hung mehrerer Kinder erlangt hat. Angesichts der demografi-schen Entwicklung in den meisten Ländern Westeuropas unddes Fachkräftemangels in bestimmten Berufen wird Familien-freundlichkeit sowohl für die einzelnen Unternehmen als auchfür den Wirtschaftsstandort insgesamt ein Wettbewerbsvorteilsein.

In den vergangenen fünf Jahren gab es eine Vielzahl von Ent-wicklungen, die sich in der Fortschreibung des Arbeitspro-gramms Kinderfreundliches Stuttgart widerspiegeln. Dazu ge-hört das gemeinsame Verständnis von Bund, Ländern undStädten, dass wir große Anstrengungen unternehmen müssen,damit wir eine kinderfreundlichere Gesellschaft werden unddass diese gesamt-politische Aufgabe auch hohe finanzielle

AUSBLICK

Unsere Kinder sind unsere Zukunft.

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Aufwendungen mit sich bringt. So müssen vor allem die Krip-pen und Kindertagesstätten ausgebaut werden, die den Elterneine Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf ermöglichen.Hinzu kommt das Elterngeld, das inzwischen auch von einerbeachtlichen Zahl junger Väter in Anspruch genommen wird.

Eine ganz wesentliche Veränderung erfahren wir durch ein er-weitertes Bildungsverständnis, das unsere Bundeskanzlerin FrauDr. Merkel mit dem Begriff „Bildungsrepublik“ umschrieben hat.Es beginnt mit neuen pädagogischen Ansätzen in der frühkind-lichen Bildung in unseren Kitas, die soziales Lernen und das Er-lernen der deutschen Sprache ermöglichen. Die Angebote vonder Bildungsbiografie des Kindes her zu entwickeln, verlangteine individuellere Förderung unserer Kinder auch im Übergangzur Grundschule. In der Grundschule bedarf es verlässlicherGanztagesangebote. Das Programm der Stuttgarter Bildungs-partnerschaft, das vielfältige Institutionen miteinander vernetzt,wissenschaftlich begleitet ist und politisch durch Gemeinderäteund Bildungsexperten gesteuert wird, eröffnet neue Chancenauf mehr Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder und Jugend-lichen.

Neben ergänzenden materiellen Hilfen für einkommensschwa-che Familien und ihre Kinder, die Bonuscard-Empfänger, hatder Gemeinderat das Konzept „Stuttgarter Netze für alle Kin-der“ beschlossen. Benachteiligte Kinder und Jugendliche sollenmöglichst nicht mehr durch unsere Netze der Hilfe und Förde-rung fallen. Denn kein Kind darf verloren gehen.

Diese Netzwerke leben ganz wesentlich von den schulischenund außerschulischen Angeboten in den Stadtbezirken. Dazuist eine große Zahl von Ehrenamtlichen notwendig, die es mehrdenn je zu gewinnen gilt. Der Stuttgarter Generationenvertragwill dabei mithelfen, Potenziale der Älteren nicht nur als „silvereconomy“, sondern auch als „Silberschatz“ in unserer Gesell-schaft zu entdecken und besser zu nutzen. Diese persönlicheBetreuung durch Ältere hilft zugleich, die wachsende Zahl derKinder mit Migrationshintergrund leichter in unsere Gesellschaftzu integrieren, sie auf dem Weg von der Schule in den Beruf zubegleiten und nicht zuletzt vom Fernseh-Zappen und Compu-

terspielen abzubringen. Letzteres ist ein besonderes Problem,gerade auch von Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernenFamilien, die mangels scheinbar attraktiverer Alternativen häufi-ger einen exzessiven Medienkonsum haben. Die Folgen für diegeistige, körperliche und soziale Entwicklung unserer Kinderund Jugendlichen sind hinlänglich bekannt.

Da die Aufgabenstellungen und Herausforderungen in andereneuropäischen Städten ähnlich, die gefundenen Antworten zumTeil aber unterschiedlich sind, lohnt ein Blick über den Stuttgar-ter Talkessel hinaus. Das von Stuttgart initiierte europäischeNetzwerk „Cities for Children“ fördert deshalb den gezielten Er-fahrungsaustausch und die Suche nach den besten Lösungen.

Ich freue mich, dass wir unserem gemeinsamen Ziel, Stuttgartzu einer kinderfreundlichen Stadt zu machen, in den vergange-nen Jahren ein gutes Stück näher gekommen sind. Dies zeigtsich zum Beispiel an den besseren Werten in unseren Bürger-umfragen, vor allem aber an der deutlichen Zunahme vonKleinkindern in den letzten drei Jahren im Vergleich zur Prognose unseres Statistischen Amts. Die Prognos AG Baselwurde von uns gebeten, die Fortschritte hin zu einer kinder-freundlichen Großstadt zu evaluieren. Sie hat dazu verglei-chende Kriterien entwickelt, die auch im Bundesfamilienberichtzugrunde gelegt werden. Danach konnte sie in den letzten Jahren spürbare Verbesserungen und Angebote des Lebensum-feldes für Kinder und Familien feststellen.

Ich danke für das zunehmende Engagement der Unternehmen,den ehrenamtlichen Einsatz von vielen Stuttgarterinnen undStuttgartern, den vielen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern, vor allem der Kinderbeauftragten Frau RoswithaWenzl, und dem Gemeinderat, der die Finanzmittel – wie inkeiner anderen deutschen Großstadt – erheblich aufgestockthat.

Die Buddhisten haben ein Sprichwort: Das Glanzstück des Him-mels ist die Sonne, das des Hauses ist das Kind. In diesem Sinnefreuen wir uns über viele weitere Glanzstücke – denn sie sindunsere Zukunft.

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Dr. Wolfgang SchusterOberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart

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Um den internationalen Austausch zu dem Thema Kinder-freundlichkeit in europäischen Großstädten stärker zu themati-sieren und um guten Beispielen von kinderfreundlichen Projek-ten und Strategien eine Plattform auf europäischer Ebene zubieten, gründete die Landeshauptstadt Stuttgart im Juni 2007,gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung, das europäischeStädtenetzwerk „Cities for Children”. Über 50 europäischeGroßstädte aus 25 Ländern gehören derzeit dem Netzwerk an.

Ziel des Städtenetzwerks ist es, die besten Projekte und Strate-gien für eine kinderfreundliche Stadtgesellschaft untereinanderauszutauschen und neue zu entwickeln.

Auf der Grundlage des Stuttgarter Arbeitsprogramms für einekinderfreundliche Stadt haben die Gründungsmitglieder desNetzwerkes sieben Arbeitsgruppen zu folgenden Aufgaben ge-bildet:

1. Jedem Kind soll die Förderung und Bildung zuteil werden,die ihm faire Zukunftschancen eröffnen.

2. Familien mit Kindern sollen ausreichend Platz zum Wohnenund zum Spielen im Freien haben.

3. Gesundheitsvorsorge, gesunde Ernährung und medizinischeVersorgung für Eltern und Kinder sollen auf dem höchstmöglichen Niveau garantiert sein.

4. Beruf und Familie, Kinder und Karriere sollen für Eltern bes-ser zu vereinbaren sein. Die Betreuungseinrichtungen sollensich an den zeitlichen Bedürfnissen der Familien orientierenund von hoher Qualität sein.

5. Ein neuer Generationenvertrag vor Ort soll das Miteinandervon Alt und Jung durch neue Netzwerke der gegenseitigenHilfe und Unterstützung gewährleisten.

6. Kinder- und Jugendpartizipation sollen gefördert, Jugendini-tiativen unterstützt werden. Darüber hinaus sollen Kinderund Jugendliche auf nachhaltige Entwicklung aufmerksamgemacht werden und selbst nachhaltig in und für ihreStädte wirken.

7. Die Sicherheit der Kinder im Verkehr und ihr Schutz gegenKriminalität sollen gewährleistet werden.

Das Koordinationsbüro des Netzwerks ist in Stuttgart und demBüro der Kinderbeauftragten angegliedert.

Erste Europäische Auszeichnung für kinderfreundliche Städte Der Kongress der Gemeinden und Regionen Europas des Euro-parates, der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE),die Robert Bosch Stiftung, das europäische Städtenetzwerk Ci-ties for Children und die Landeshauptstadt Stuttgart haben sichdas Ziel gesetzt, jährlich europäische Städte auszuzeichnen, dieinnovative kinder- und jugendfreundliche Projekte durchführen.

Ausgezeichnet werden innovative Maßnahmen, die anderenStädten als Vorbild dienen können, langfristig angelegt sindund unter Mitwirkung von Kindern, Jugendlichen, Eltern undSenioren entwickelt und umgesetzt wurden.

Die erste europäische Auszeichnung für kinderfreundlicheStädte soll einen Anreiz bieten, europaweit das Thema Kinder-und Familienfreundlichkeit in die breite Öffentlichkeit zu brin-gen und den Austausch von guten Praxisbeispielen zwischenStädten zu unterstützen.

Für 2009 wurden folgende Themenfelder ausgewählt:

1. Freiraumgestaltung und Spielflächen für Kinder und Jugendliche

2. Mobilität und Verkehrssicherheit für Kinder und Jugendliche

Ein künstlerisch gestalteter Preis wird an die ausgezeichnetenStädte im feierlichen Rahmen der dritten Jahreskonferenz desStädtenetzwerks Cities for Children im Juni 2009 in Stuttgartverliehen. Die besten Projekte werden dokumentiert und einerbreiten Öffentlichkeit europaweit zugänglich gemacht.

Voneinander lernen in Europa – Städtenetzwerk „Cities for Children”

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Kuratorium und Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart e. V.

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Stuttgart kann nur zur kinderfreundlichsten Großstadt Deutsch-lands werden, wenn sich viele Bürgerinnen und Bürger mit gro-ßem Engagement und viel Herzblut dafür einsetzen, dass Kin-der- und Familienfreundlichkeit fest im Bewusstsein der Bür-gerschaft verankert wird. Deshalb habe ich im Jahr 2004 dasKuratorium Kinderfreundliches Stuttgart ins Leben gerufen. Dasparteiunabhängige Gremium, dem mehr als 70 Stuttgarter Per-sönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Kultur, Sport, Medienund Kirchen angehören, versteht sich als Impulsgeber, Förderer,Berater und auch Initiator von Initiativen und Projekten für Kin-der und Familien in Stuttgart. Unter dem Vorsitz des StuttgarterVerlegers Dr. Stefan von Holtzbrinck beraten und unterstützendie Kuratoriumsmitglieder gemeinsam mit vielen Bürgerinnenund Bürgern, die sich im Förderverein Kinderfreundliches Stutt-gart e. V. engagiert haben, die familienpolitische Offensive derStadtverwaltung. Damit Stuttgart die Kinderwunschstadt Num-mer Eins in Deutschland wird, hat das Kuratorium in Anlehnungan das Arbeitsprogramm des Oberbürgermeisters fünf Leitzieleformuliert:

1. In Stuttgart soll die Kinderbetreuung und damit die Verein-barkeit von Familie und Beruf vorbildlich sein.

2. In Stuttgart soll Kindern eine hervorragende Förderung undBildung zu teil werden.

3. Stuttgart soll familiengerechtes Wohnen sowie Freiräumezum Spielen und zur Entwicklung der Kreativität unserer Kin-der optimal bieten.

4. In Stuttgart soll ein vielfältiges Angebot für Sport- und Frei-zeitaktivitäten die körperliche und geistige Entwicklung un-serer Kinder unterstützen.

5. Für die Sicherheit und Gesundheit unserer Kinder soll in ein-zigartiger Weise gesorgt sein.

In unterschiedlichen Arbeitsgruppen werden die einzelnen Zielediskutiert und daraus konkrete Projekte entwickelt. Um bereitserfolgreiche Projekte auch langfristig finanziell abzusichern, hatsich der Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart e. V. 2008mit der Bürgerstiftung Stuttgart zusammengeschlossen undden Stuttgarter Kinderfonds gegründet, der mit der Aktion desso genannten „Stuttgarter Kindertalers“ beworben wird. Im er-sten Jahr unterstützt der Kinderfonds das Stuttgarter Vorlese-

projekt Leseohren e. V. Weitere Projekte zu den fünf Leitzielenwerden folgen. Darüber hinaus werden vom Kuratorium undFörderverein Kinderfreundliches Stuttgart e. V. folgende Pro-jekte durchgeführt:

Stuttgarter Kita-Innovationspreis für Kindertagesstätten Erstmals im Jahr 2005 haben das Kuratorium und der Förder-verein für besonders innovative und vorbildliche Ansätze in derKinderbetreuung den Stuttgarter Kita-Innovationspreis zusam-men mit der Landeshauptstadt Stuttgart ausgelobt. Die Aus-zeichnung, die 2008 bereits zum vierten Mal verliehen wurde,ist ein Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familiein Stuttgart. Die kreativen Ideen der jeweils prämierten Kitaswerden in einer Dokumentation zusammengestellt, veröffent-licht und damit jedem zugänglich gemacht. Außerdem werdensie auch in einem Workshop, zu dem alle Erzieherinnen und Er-zieher der Stuttgarter Einrichtungen eingeladen sind, vorgestelltund gemeinsam diskutiert.

2009 wird der Preis erstmals gemeinsam mit dem MestemacherKITA-Preis ausgelobt werden.

Netzwerk zur Schaffung familienfreundli-cher Arbeitsbedingungen in Betrieben undUniversitätenEine weitere Initiative zum Thema Vereinbarkeit von Familieund Beruf ist das Netzwerk zur Schaffung familienfreundlicherArbeitsbedingungen in Betrieben und Universitäten. In diesesNetzwerk sind etwa 100 Unternehmen in Stuttgart und der Re-gion eingebunden, die in regelmäßigen Workshops Möglichkei-ten zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familienaustauschen. Ein Internetportal unterstützt die Kommunikationund bietet den beteiligten Unternehmen best-practise-Beispielefür familienfreundliche Maßnahmen.

24-Stunden-Lauf für KinderrechteGemeinsam mit dem Büro der Kinderbeauftragten des Landes-hauptstadt Stuttgart, dem Sportkreis Stuttgart e. V., dem Stadt-jugendring Stuttgart e. V. und dem Deutschen Kinderschutz-bund e. V. veranstaltet der Förderverein einmal im Jahr den24-Stunden-Lauf für Kinderrechte. Ziel der Veranstaltung ist es,auf die Rechte der Kinder aufmerksam zu machen und mit den„erlaufenen“ Spendengeldern dazu beizutragen, dass hilfsbe-dürftige Kinder in Stuttgart unterstützt und gefördert werdenkönnen. Die „erlaufene“ Summe kommt zu 100 Prozent lokalen

Förderverein Kinderfreundliches

Stuttgart e.V.

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Kinderprojekten in Stuttgart zugute. In 2008 konnte der Förder-verein 19.000 Euro an Fördergeldern ausschütten. 2009 wirdder Lauf zum dritten Mal in Folge stattfinden. Schon heute hater sich als Markenzeichen für die kinderfreundliche Stadt Stutt-gart etabliert. Alle sportbegeisterten Bürgerinnen und Bürgerund alle Familien mit Ihren Kindern sind eingeladen, an diesemLauf teilzunehmen, ob aktiv als Läufer, Zuschauer oder Sponsor.

Gesundes Frühstück für Stuttgarter Schulkinder Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind dieGrundvoraussetzung für die geistige und körperliche Entwick-lung unserer Kinder. Leider ist eine ausgewogene Ernährung fürviele Kinder nicht selbstverständlich.

Von vielen Berichten aus Stuttgarter Schulen wissen wir, dasseinige Kinder ohne Frühstück zum Unterricht kommen; sie sindunkonzentriert und müde. Fernsehen und Computerspielen ge-hören bald mehr zur Lebensrealität vieler Kinder als das Spielenim Freien. Oft bewegen sie sich nicht ausreichend.

Um gerade bei Kindern aus Stadtteilen mit einem großen Anteilan Bedarfsgemeinschaften nach SGB ll ein Bewusstsein für ge-sunde Ernährung zu schaffen, haben der Förderverein Kinder-freundliches Stuttgart e. V. zusammen mit Obstgroßhändlernund den Märkten Stuttgarts ein Projekt für ein gesundes Pau-senbrot an Stuttgarter Grund- und Hauptschulen entwickelt.

Das Konzept beruht auf Patenschaften, die Unternehmen, aberauch Privatleute für einzelne Schulen übernehmen. Danachwerden diese Schulen einmal wöchentlich mit frischem Obstbeliefert. Zudem wird das Thema „gesunde Ernährung“ in derSchule mit den Kindern und den Eltern behandelt. Derzeit wer-den 3.100 Schüler an zehn Stuttgarter Schulen regelmäßig mitfrischem Obst versorgt. Außerdem soll mit Lernangeboten, dievon der Universität Hohenheim mit den Schulen zusammenentwickelt wurden, ein Bewusstsein für gesunde Ernährung imUnterricht und bei Elternabenden erzielt werden.

Stuttgarter Kids Week Das Ferienangebot des Fördervereins für die so genannten klei-nen Ferien ist in Stuttgart zu einer festen Institution gewordenund findet immer mehr Zuspruch. Mit mehr als 15 Veranstal-tungen an attraktiven Plätzen und Einrichtungen der Stadt kön-nen in den Oster- und Herbstferien jeweils bis zu 500 Kinderabwechslungsreiche und auch anspruchsvolle Ferientage ver-bringen. Alle Stuttgarter Kinder im Alter von sechs bis zwölfJahren werden zum Forschen, Basteln, Experimentieren, Spie-len, Beobachten und Kennen lernen eingeladen. Seit 2008 rich-tet sich die Einladung auch an Kinder mit Behinderungen. DerBesuch aller Veranstaltungen ist kostenfrei.

Alle Veranstaltungen werden von qualifizierten Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern der jeweiligen Einrichtung und qualifizier-ten Erzieherinnen begleitet und betreut. Die Kids Week wird inZusammenarbeit mit dem Büro der Kinderbeauftragten organi-siert und veranstaltet.

„Kleine Leute – große Töne“Immer weniger Kinder kommen in Kontakt mit klassischer Mu-sik oder kennen die Instrumente. Auch das Singen tritt immerstärker in den Hintergrund.

Im Rahmen des Projekts „Kleine Leute – große Töne“ gehenStuttgarter Berufsmusiker als Musikpaten in die Kindergärtenund zeigen den interessierten Kindern ihr Instrument und wieman darauf spielt. Für viele Kinder ist dieses Erlebnis der ersteKontakt mit Instrumenten überhaupt und kann sie im bestenFall dazu animieren, selbst zu musizieren. Das Programm um-fasst Sing- und Klangspiele, die Unterschiede zwischen den In-strumentengruppen werden spielerisch aufgezeigt. ErgänzendeInformationen für die Erzieher/-innen ermöglichen es, den Be-such eines Musik- oder Singpaten vor- und nachzubereiten, sodass eine inhaltliche Einbettung in das Kitaleben möglich ist.

Ziel des Projekts ist es, jedem Kind in Stuttgart in den letztenbeiden Kindergartenjahren alle Instrumentengruppen sowie dieSingstimme vorzustellen und ihm zu ermöglichen, mindestenseinmal ein Orchester live zu erleben.

Derzeit sind 140 Kindergärten in das Projekt eingebunden. 85Berufsmusiker engagieren sich bereits ehrenamtlich in dem Pro-jekt. Unterstützt wird „Kleine Leute – große Töne“ von der PricewaterhauseCoopers-Stiftung.

Orientierungshilfe im Dschungel der MedienvielfaltDas Projekt Medienfluten trainiert bewussten Umgang mit Medien. Mit einem praxisorientierten Projekt mit dem Titel„Medienfluten“ starteten der Förderverein KinderfreundlichesStuttgart e. V., der Caritasverband für Stuttgart, und die Stutt-garter Zeitung zum Schuljahr 2008/2009 eine neue Initiative für„Medienerziehung im Schulalltag“ an Stuttgarter Haupt- undRealschulen.

Das Projekt setzt mit den Themen Medienkunde, Medienkritikund Mediennutzung auf der Klassenebene an mit dem Ziel,Schülerinnen und Schüler für den Medienkonsum zu sensibili-sieren und mehr Medienkompetenz zu vermitteln. Dabei soll esin erster Linie nicht um Verbote und den erhobenen Zeigefingergehen, sondern um Einsichten und Lernprozesse, um der Ge-fahr des Medienmissbrauchs entgegen zu wirken. Zehn Projekt-plätze stehen im Schuljahr 2008/2009 zur Verfügung, alle Stuttgarter Haupt- und Realschulen können sich darum bewer-ben, die Auswahl der Schulen erfolgt in enger Abstimmung mitdem staatlichen Schulamt.

Kinderfreundliche Hausordnung Bereits 2005 entwickelten Mitglieder des Kuratoriums und För-dervereins Kinderfreundliches Stuttgart e. V. gemeinsam mitKünstlern eine kinderfreundlich gestaltete Hausordnung. Mit ihrsoll für gegenseitige Rücksichtsnahme geworben werden undauf ein harmonisches Zusammenleben von Jung und Alt hinge-wirkt werden.

Kinder brauchen für ihre gesunde Entwicklung Spiel- und Be-wegungsfreiräume. Sie sind insbesondere im direkten Wohn-umfeld unverzichtbar. Deshalb sollen Höfe im Wohnbereichgrundsätzlich Spielorte sein können, sofern nicht das Risiko be-

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steht, dass die Anlage beschädigt wird oder Bewohner auf un-zumutbare Weise belästigt werden. Gleichzeitig sind Eltern undKinder ihrerseits angehalten, Ruhezeiten zu beachten, und aufbesondere Umstände der Hausgemeinschaft, etwa krankeHausbewohner, Rücksicht zu nehmen. Die KinderfreundlicheHausordnung wurde in allen Stuttgarter Haushaltungen verteiltund in der Zeitung „Haus und Grund“ und im Amtsblatt derLHS als Beilage publiziert.

Schulwegtraining für alle Erstklässler in Stuttgart Das Kuratorium und der Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart e. V. haben zusammen mit der Stuttgarter Polizei unddem Staatlichen Schulamt für die Absolventen des Verkehrser-ziehungsunterrichts den so genannten Kinderfußgängerscheinentwickelt.

Er soll die Kinder stolz auf das Erlernte machen, aber auchgleichzeitig daran erinnern, wie wichtig Aufmerksamkeit imStraßenverkehr ist, und dass es gerade hier verbindliche Regelnzu beachten gilt. Mehr als 20.000 Stuttgarter Erstklässler habenden Kinderfußgängerschein bereits erhalten.

„Auf in den Turm“ – TheaterpatenschaftenDas Kuratorium „Kinderfreundliches Stuttgart“ startete 2005das Theater-Paten-Projekt: „Auf in den Turm“. Gemeinsam mitdem Theater Junges Ensemble Stuttgart (JES) und FITZ! (Zentrum für Figurentheater) wurde ein Projekt entwickelt, beidem Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger, aber auch Firmen undUnternehmen Kinder in eine Theatervorstellung einladen undbegleiten. Es handelt sich hierbei um jene Kinder, die sonst vonsich aus keinen Zugang zum Theater hätten.

Seit Beginn des Projektes sind etwa 1.000 Kinder mit Paten insTheater gegangen, mehr als 1.500 Schulklassenkinder konntenaufgrund von Firmenunterstützungen Theateraufführungen be-suchen. Das Projekt wurde 2007 bei der Charity Bambi Verlei-hung „Tribute to Bambi“ in Stuttgart ausgezeichnet.

Kinderfreundlichkeit braucht ErfolgDank der Unterstützung der Georg von Holzbrinck Gruppe eva-luiert die Prognos AG Basel seit 2006 anhand klar definierterKriterien die Fortschritte von kinderfreundlichen Maßnahmenund zeigt, ob Stuttgart auf dem richtigen Weg zur Kinder-wunschstadt ist.

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Ansprechpartner/-innen

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Kinderbeauftragte der Landeshauptstadt Stuttgart:Roswitha Wenzl, Telefon 0711 / 216-6111,E-Mail: [email protected]

Kinderbeauftragte der Stadtbezirke, städtischen Ämtern,und weiterer Partner

Nebenstelle der Telefonnummer 0711/216-Mitte 68 35 [email protected]

Süd 62 64 [email protected]

Bad Cannstatt 46 52 [email protected]

Botnang 35 82 [email protected]

Degerloch 49 60 [email protected]

Feuerbach 52 41 [email protected]

Hedelfingen (mit Lederberg, Rohracker) 50 73 [email protected]

Möhringen (mit Fasanenhof, Sonnenberg) 44 79 [email protected]

Mühlhausen (mit Mönchfeld, Hofen, Neugereut; Freiberg) 45 98 [email protected]

Münster 75 36 [email protected]

Obertürkheim (mit Uhlbach) 50 30 [email protected]

Plieningen-Birkach (mit Asemwald, Chausseefeld, Hohenheim,

Steckfeld, Schönberg) 49 67 [email protected]

Sillenbuch (mit Heumaden, Riedenberg) 49 78 [email protected]

Stammheim 53 65 [email protected]

Untertürkheim (mit Luginsland, Rotenberg) 50 95 [email protected]

Vaihingen (mit Rohr, Büsnau, Dürrlewang) 48 40 [email protected]

Wangen [email protected]

Weilimdorf (mit Bergheim, Giebel, Hausen, Wolfbusch) 54 61 [email protected]

Zuffenhausen (mit Neuwirtshaus, Rot, Zazenhausen) 54 08 [email protected]

Amt für Liegenschaften und Wohnen 34 06 [email protected]

Amt für öffentliche Ordnung 82 64 [email protected]

Amt für Umweltschutz 77 11 [email protected]

Baurechtsamt 79 27 [email protected]

Garten-, Friedhofs- und Forstamt 54 97 [email protected]

Gesundheitsamt 55 17 [email protected]

Haupt- und Personalamt 22 09 [email protected]

Hochbauamt 89728 [email protected]

Jugendamt 75 25 [email protected]

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Kulturamt 71 49 [email protected]

Kur- und Bäderbetriebe 42 26 [email protected]

Schulverwaltungsamt 88 318 [email protected]

Sozialamt 62 76 [email protected]

Sportamt 85 89 [email protected]

Stabsabteilung Kommunikation 75 89 [email protected]

Stadtmessungsamt 86 58 [email protected]

Tiefbauamt 62 71 [email protected]

Rechtsamt 43 37 [email protected]

Referat RSO - Stabsstelle Kommunale Kriminalprävention 61 15 [email protected]

Stadtbücherei, Zentrale Kinderbücherei 57 60 [email protected]

Abfallwirtschaft Stuttgart 80 65 [email protected]

in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG 0711/9554-33 03 [email protected]

Krankenhaus Olgahospital 0711/992-2050 [email protected]

Stuttgart-Marketing GmbH 0711/2228-252 [email protected]

vhs-Stuttgart 0711/1873-880 [email protected]

SWSG 0711/9320-438 [email protected]

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