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Grundlagen zu Gründungen und Startups Dies ist ein Auszug aus der Bachelorarbeit „Startups als ein potenzielles Marktsegment für den Vertrieb von IBM Cloud Computing-Services in Deutschland - Grundlagen und Handlungsempfehlungen“ von Daniel Bartel. Vorgelegt am 15. August 2011 an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Weiterverwertung dieses Auszuges ist unter folgender Commons-Lizenz ausdrücklich gestattet: Attribution-ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0) Inhalt 1. Grundlagen zu Gründungen und Startups .............................................................. 2 1.1 Begriffsbestimmungen ...................................................................................... 2 1.2 Kategorisierung von Startups ............................................................................ 5 1.2.1 nach der Herkunft der Ressourcen ............................................................. 5 1.2.2 nach Höhe der Reglementierung und Bedeutung von IT............................ 5 1.2.3 nach der Benutzerrolle einer Cloud ............................................................ 6 1.2.4 nach den Marmer Stages für Web Startups ............................................... 7 1.2.5 innerhalb von Web Startups ....................................................................... 8 1.2.6 Schlussfolgerungen .................................................................................... 9 1.3 Studienkonsolidierung zur Betrachtung des Kundensegments ....................... 10 1.3.1 Marktvolumen ........................................................................................... 11 1.3.2 Innovationsgrad ........................................................................................ 12 1.3.3 Demographie ............................................................................................ 12 1.3.4 Erfolgsindikatoren ..................................................................................... 13 1.3.5 Kapitalausstattung .................................................................................... 14 1.3.6 Umsatz und Gewinn ................................................................................. 14 1.3.7 Hochschulen und Absolventen ................................................................. 15 1.3.8 Veranschaulichung ................................................................................... 15

Grundlagen zu Gründungen und Startups

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Dies ist ein Auszug aus der Bachelorarbeit „Startups als ein potenzielles Marktsegment für den Vertrieb von IBM Cloud Computing-Services in Deutschland - Grundlagen und Handlungsempfehlungen“ von Daniel Bartel. Vorgelegt am 15. August 2011 an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Weiterverwertung dieses Auszuges ist unter folgender Commons-Lizenz ausdrücklich gestattet: Attribution-ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0)

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Grundlagen zu Gründungen und Startups

Dies ist ein Auszug aus der Bachelorarbeit „Startups als ein potenzielles Marktsegment

für den Vertrieb von IBM Cloud Computing-Services in Deutschland - Grundlagen und

Handlungsempfehlungen“ von Daniel Bartel. Vorgelegt am 15. August 2011 an der

Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

Weiterverwertung dieses Auszuges ist unter folgender Commons-Lizenz ausdrücklich

gestattet: Attribution-ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0)

Inhalt 1. Grundlagen zu Gründungen und Startups .............................................................. 2

1.1 Begriffsbestimmungen ...................................................................................... 2

1.2 Kategorisierung von Startups ............................................................................ 5

1.2.1 nach der Herkunft der Ressourcen ............................................................. 5

1.2.2 nach Höhe der Reglementierung und Bedeutung von IT ............................ 5

1.2.3 nach der Benutzerrolle einer Cloud ............................................................ 6

1.2.4 nach den Marmer Stages für Web Startups ............................................... 7

1.2.5 innerhalb von Web Startups ....................................................................... 8

1.2.6 Schlussfolgerungen .................................................................................... 9

1.3 Studienkonsolidierung zur Betrachtung des Kundensegments ....................... 10

1.3.1 Marktvolumen ........................................................................................... 11

1.3.2 Innovationsgrad ........................................................................................ 12

1.3.3 Demographie ............................................................................................ 12

1.3.4 Erfolgsindikatoren ..................................................................................... 13

1.3.5 Kapitalausstattung .................................................................................... 14

1.3.6 Umsatz und Gewinn ................................................................................. 14

1.3.7 Hochschulen und Absolventen ................................................................. 15

1.3.8 Veranschaulichung ................................................................................... 15

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1. Grundlagen zu Gründungen und Startups

1.1 Begriffsbestimmungen

Die folgenden Abschnitte versuchen, die Begriffe Gründung und Startup aufgrund

wissenschaftlicher Literatur einzuordnen. Dies geschieht besonders ausführlich, da die

IBM in ihren Vertriebsprozessen Startups bzw. kleine und junge Unternehmen nicht

gesondert kategorisiert oder handhabt. Im für Deutschland zuständigen

Vertriebscenter in Dublin werden Startups deshalb dem Midmarket bzw. General

Business zugeordnet. Im Normallfall werden hier eher mittelgroße Unternehmen

eingeteilt. Daher soll dieses Kapitel eine Hilfestellung für eine eventuelle

Kategorisierung von Startups nach qualitativen und quantitativen Merkmalen durch

das Vertriebscenter liefern. 1

Der Begriff Startup wird ausgehend vom Silicon Valley in den USA Anfang der

neunziger Jahre für Unternehmensneugründungen vor allem im Bereich Internet,

Multimedia und Telekommunikation verstanden, die meist mit Hilfe von

Risikokapitalgebern zustande kommen.2 Um die Besonderheiten und Probleme bei der

Bewertung von Startups bzw. jungen Wachstumsunternehmen3 im Vergleich zu

etablierten Unternehmen zu verdeutlichen, kann das Lebenszykluskonzept

herangezogen werden. Dieser dynamische Ansatz basiert auf der Annahme

idealtypischer Phasen eines Unternehmens: Einführung (die Gründer- bzw.

Anlaufphase), Wachstum, Reife und abschließend Rückgang. Beispielsweise

charakterisiert die erste Phase einen hohen Investitionsaufwand durch die Gewinnung

notwendiger Ressourcen, welcher meist nur geringen Umsätzen gegenübersteht. In

der Wachstumsphase können erfolgreiche Unternehmen den Markt durchdringen.

Steigende Umsatzerlöse führen zu einem Ausbau der Produktionskapazitäten und

Vertriebssystemen. Hier liegen das Erreichen der Gewinnschwelle oder der erste

positive Cash Flow. Die wachsende Unternehmensgröße macht eine Standardisierung

und Professionalisierung aller operativen Systeme und Abläufe notwendig. Heinrichs

teilt Startups der Einführungsphase zu. Wachstumsunternehmen befinden sich in der

zweiten Phase. Zusätzlich bilden „junge Wachstumsunternehmen“ einen

zusammenfassenden Begriff für Startups und Wachstumsunternehmen. Etablierte

1 Vgl. Auge, M. (2011a) 2 Vgl. o.V. (o.J.b), http://www.4managers.de/management/themen/... (Stand: 13.08.2011) 3 Vgl. Brettel, M.; Rudolf, M.; Witt, P. (2005), S. 1 ff.

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Unternehmen befinden sich am Ende der Wachstumsphase mit Erreichen des

Reifezustandes.4 Folgende Abbildung fasst die Aussagen zusammen:

Abbildung 1: Unternehmens-Lebenszyklus mit den Definitionen nach Heinrichs5

Weiterhin lässt sich laut Heinrichs ein junges Wachstumsunternehmen quantitativ

einordnen. 29 Anhaltspunkte dieser statischen Abgrenzung sind in den Kategorien

überproportionales Wachstum, Alter, Klassifizierung und Insolvenzwahrscheinlichkeit

zusammengefasst, wie in Anhang 1 aufgelistet. Aufgrund der kurzen Historie sowie

der dynamischen Entwicklung ist eine Fortschreibung der vergangenen Daten in die

Zukunft zwecks Bewertung eines Startups mit großer Unsicherheit behaftet.6

Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Startups als „junge, noch nicht etablierte

Unternehmen, die zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee (häufig in den

Bereichen Electronic Business, Kommunikationstechnologie oder Life Sciences) mit

geringem Startkapital gegründet werden und i.d.R. sehr früh zur Ausweitung ihrer

Geschäfte und Stärkung ihrer Kapitalbasis entweder auf den Erhalt von Venture-

Capital bzw. Seed Capital7 (evtl. auch durch Business Angels) oder auf einen

Börsengang (IPO) angewiesen sind.“8 Unter Beachtung der Abbildung eins wäre ein

Startup mit „jungen Wachstumsunternehmen“ nach Heinrichs gleichgestellt.

4 Vgl. hierzu ausführlich Heinrichs, N. (2008), S. 17-20 5 Modifizierte Darstellung in Anlehnung an Porter, M. (1995), S. 214 6 Vgl. hierzu ausführlich Heinrichs, N. (2008), S. 20 ff. 7 Vgl. hierzu ausführlich Hack, A. (2005), S. 48 ff. 8 Achleitner, A.-K. (o.J.), http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/... (Stand: 13.08.2011)

junges Wachstumsunternehmen

Wachstums-unter-

nehmen Startup

Etabliertes Unternehmen

Page 4: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Vögeli analysierte mehrere Quellen und kam zu dem Entschluss, dass eine abstrakte

Definition schwerfällt. Am Entwicklungsstadium orientiert resümiert er: „Ein Startup ist

ein Unternehmen, welches ein innovatives Produkt oder einen Service zu etablieren

sucht und sich noch nicht für ein Bankdarlehen qualifiziert.“9

Hack recherchierte ausführlich und fand auf Grundlage verschiedener Literaturquellen

und einer Umfrage folgende konstitutiven Merkmale zur Eingrenzung eines Startups

bzw. Gründerunternehmens:

• Keine längere Unternehmenshistorie und fehlende Grundlage für fundamentale

Unternehmensdaten und Unternehmensbewertungen

• Auf dynamischen, sich ständig veränderten Wachstumsmärkten agierend

• Extreme Knappheit vorhandener Ressourcen

• Negativer Cash Flow

• Entscheidungsprozesse stark durch die Gründer geprägt

• Gegründet von Unternehmen, die Chancen in den strategischen

Geschäftsfeldern schnell und effizient ausnutzen wollen.

Auch wenn Startups aus nur einer Person bestehen können, ist die Arbeitsform der

Selbstständigkeit nicht mit einer Unternehmensgründung zu vergleichen.10

Seit Ende April 2011 wurde zudem das Wort Startup erfolgreich als geschützte Marke

der Firma Apple in das amerikanische Markenregister eingetragen. Startup soll

Gerüchten zu Folge eine neue Dienstleistung in den Filialen zur personalisierten

Einrichtung bei der Inbetriebnahme hauseigener Produkte darstellen.11

Abschließend ist festzuhalten, dass eine alleingültige Definition zu Startup nicht

existiert, und die Abgrenzung zu Wachstumsunternehmen fließend ist. Da keine

genaue Abgrenzung zwischen Startups und „jungen Wachstumsunternehmen“

existiert, werden im weiteren Verlauf der Arbeit beide Arten unter dem Begriff

Startup subsumiert. Insbesondere die mangelnde Liquidität und die sehr hohe

Dynamik müssen im Hinblick auf Vertrieb und Leistungsbereitstellung beachtet

werden.

9 Vgl. Vögeli, J., (2010), http://startwerk.ch/2010/08/25/startup-definition... (Stand: 13.08.2011) 10 Vgl. hierzu ausführlich Hack, A. (2005); S. 48 ff. 11 Vgl. Mehnert, D. (2011), http://www.planet-apfel.de/2011/04/25/apple-hat-... (Stand: 13.08.2011)

Page 5: Grundlagen zu Gründungen und Startups

1.2 Kategorisierung von Startups

Im Folgenden ein Versuch, Arten von Startups zu kategorisieren. Da die Definition von

Startups per se nicht eindeutig ist, kann eine Einteilung auf vielfache Art erfolgen. Die

Auswahl innerhalb dieser Thesis beschränkt sich auf die Kategorisierung nach

Herkunft der Ressourcen, nach Höhe der Reglementierung und Bedeutung von IT,

nach den Marmer Stages, innerhalb von Web Startups und nach den Benutzerrollen

von Cloud Computing. Weitere Einteilungen können zum Beispiel nach den

Zielmärkten Business-to-Business (B2B) und Business-2-Customer (B2C) oder nach

Branchen sein. Letzteres wird in einem späteren Kapitel dieser Arbeit bezüglich der

Gründerstatistik Deutschlands beleuchtet.

1.2.1 nach der Herkunft der Ressourcen

Startups können in originäre und derivative Gründungen unterschieden werden. Bei

originären Gründungen baut die neue Organisationsarchitektur inklusive der benötigen

Ressourcen ohne Rückgriff auf vorhandene Unternehmensteile auf. Im Gegensatz

dazu stehen derivative Gründungen, welche aus bereits bestehenden Unternehmen

oder Forschungseinrichtungen, so genannten Mutterorganisationen, entstehen. Sie

werden häufig als Spin-offs bezeichnet.12

1.2.2 nach Höhe der Reglementierung und Bedeutung v on IT

Deutscher/Grotemeyer/Schipmann beschreiben in ihrem Leitfaden für

Unternehmensgründer unterschiedliche Anforderungen an die IT in Abhängigkeit vom

Grad der Reglementierung. Hierunter verstehen die Autoren „die Summe aller Regeln,

Vorschriften, Standards und Beschränkungen, denen Sie in der Art und Weise der

Realisierung ihrer Geschäftsabläufe unterworden sind“13. So sind etwa bei hoch

reglementierten Unternehmensgründungen die benötigten Komponenten oftmals

standardisiert. Bei nicht-reglementierten Gründungen gibt es hingegen tendenziell

eher individuelle Abläufe, die angepasste IT-Dienstleistungen erfordern würden.

Weiterhin spielt die Bedeutung der IT für das Unternehmen eine große Rolle. Die

Kombination Reglementierung und Bedeutung der IT und dessen Einordnung in eine

6-Felder-Matrix machen deutlich, welchen Aufwand ein Unternehmen in die Auswahl

und Implementierung einer IT stecken sollte. Je geringer die Reglementierung und je

12 Vgl. hierzu ausführlich Hack, A. (2005); S. 48 ff. 13 Deutsch, M.; Grotemeyer, H.-W.; Schipman, V. (2007), S. 3

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höher die Bedeutung der IT, desto wichtiger ist die Auseinandersetzung mit der Materie

für ein Startup. Im Hinblick auf standardisierte Cloud-Lösungen sind dann oftmals

starke Anpassungen notwendig.14

1.2.3 nach der Benutzerrolle einer Cloud

Startups können auch nach ihrer Benutzerrolle einer Cloud, wie in Kapitel 2.4

beschrieben, zugeordnet werden.

• Cloud-Kunde : Hierzu zählen klassische Unternehmen und Startups oder auch

Web Startups, die ihre Webinhalte, Datenbanken, aber auch

Geschäftsprozesse, Kollaborationsdienste usw. in einer Cloud verwenden.

Beispiele für Web Startups wurden im vorherigen Abschnitt genannt.

• Cloud-Service-Provider : Neben den etablierten Unternehmen wie Amazon,

Microsoft, Google, IBM und SalesForce gab es im Oktober 2010 mindestens

250 weitere Cloud-Anbieter.15, 16 Hierzu zählen meist Unternehmen, die Cloud-

Service-Provider nutzen, um darauf ihre eigenen Cloud-Infrastrukturen

anzubieten. Dazu zählen auch Systemhäuser.17 Beispiele für Startups, die

insbesondere Nischenmärkte mit XaaS-Leistungen besetzen, sind unter

anderem Pidoco18, unicloud19, box20, Storageroomapp21, Virtual Ark22 und

TripleCloud23.

• Cloud-Enabler : Hierzu zählen insbesondere ISVs und

Telekommunikationsanbieter, die in die Lage versetzt werden, ihre Lösungen

als Cloud Services einer Vielzahl von Kunden anzubieten.24 Zu den Startups

zählen beispielsweise Openstack25, Cumulux26, Kaavo27, Rackspace, Savvis,

Gogrid und Enomaly28.

14 Vgl. Deutsch, M.; Grotemeyer, H.-W.; Schipman, V. (2007), S. 3-5 15 Vgl. Geelan, J. (2010), http://www.ulitzer.com/?q=node/1386896 (Stand: 13.08.2011) 16 Vgl. Meir-Huber, M. (2010), S. 175 ff. 17 Vgl. Riedl, S. (2011), http://www.it-business.de/news/hersteller/... (Stand: 13.08.2011) 18 Vgl. o.V. (o.J.c), https://pidoco.com/ (Stand: 13.08.2011) 19 Vgl. o.V. (o.J.d), http://www.unicloud.de/ (Stand: 13.08.2011) 20 Vgl. o.V. (o.J.e), http://www.box.net/ (Stand: 13.08.2011) 21 Vgl. o.V. (o.J.f), http://storageroomapp.com/ (Stand: 13.08.2011) 22 Vgl. o.V. (o.J.g), http://www.virtualark.com/ (Stand: 13.08.2011) 23 Vgl. Sainsbury, M. (2009), http://www.arnnet.com.au/article/329030/... (Stand: 13.08.2011) 24 Vgl. Velten, C.; Janata, S. (2011), S. 66 25 Vgl. o.V. (o.J.h), http://www.stackops.com/ (Stand: 13.08.2011) 26 Vgl. o.V. (o.J.i), http://www.cumulux.com/company/ (Stand: 13.08.2011) 27 Vgl. o.V. (2011a) 28 Vgl. Cohen, R. (2009), http://cloudbootcamp2010east.sys-con.com/... (Stand: 13.08.2011)

Page 7: Grundlagen zu Gründungen und Startups

• Cloud-Service-Einkäufer : Im Internet ist diese Rolle kaum auffindbar. Doch

der Beschreibung zu Folge könnten vor allem junge Systemintegratoren bzw.

Systemhäuser und Wiederverkäufer von Cloud-Lösungen zu dieser Entity

zählen.

• Cloud-Broker : Startups könnten auch die Position eines Cloud-Brokers

beziehen und innovative oder automatisierte Dienstleistungen rund um das

Vermittlungsgeschäft für Cloud-Kunden verkaufen. Beispiele sind

CloudBroker29, Zimory30 Appirio31, Ltech32 Okta, CloudSwitch, SportCloud33

Kaavo34 oder CloudTP35.

1.2.4 nach den Marmer Stages für Web Startups

Im Rahmen des im Mai 2011 veröffentlichten Startup Genome Report in den USA

wurden die so genannten Marmer Stages konzipiert. Dabei spiegeln sechs Stufen die

Entwicklung eines Startups von Beginn an in einer Art Lebenszyklus wieder. Die ersten

vier Stufen orientierten sich an dem Buch „4 Steps to the Epiphany“ des bekannten

Seriengründer und US-Hochschuldozent Steve Blank, wobei die Marmer Stages eher

das Produkt als den Kunden in den Fokus stellen. Diese lauten:36

• Discovery : Prüfung durch das Startup, ob es ein bedeutendes Problem löst und

ob jemand hypothetisch an dieser Lösung interessiert ist.

• Validation: Anhand von ersten Zahlungen oder Aufmerksamkeit wird geprüft, ob

sich die Hypothesen bestätigen.

• Efficiency : Unternehmen veredeln ihr Geschäftsmodell und verbessern die

Effizienz der Kundenakquise um Skalierungseffekte voll auszunutzen.

• Scale : Hier ist das Startup auf starkes Wachstum ausgerichtet.

• Profit Maximization: Maximierung des Ertrages durch verschiedene

Maßnahmen wie Prozessoptimierung.

• Renewal : Mit sinkendem Ertrag geht die Umstrukturierung des Startups einher.

29 Vgl. o.V. (o.J.j), http://www.cloudbroker.com/ (Stand: 13.08.2011) 30 Vgl. o.V. (o.J.k), http://www.zimory.com/index.php?id=legal_info (Stand: 13.08.2011) 31 Vgl. o.V. (o.J.l), http://www.appirio.com/ (Stand: 13.08.2011) 32 Vgl. o.V. (o.J.m), http://www.ltech.com/about-ltech (Stand: 13.08.2011) 33 Vgl. o.V. (2011b), http://itknowledgeexchange.techtarget.com/... (Stand: 13.08.2011) 34 Vgl. o.V. (2011a) 35 Vgl. Kutz, E. (2011), http://www.xconomy.com/boston/2011/01/31/... (Stand: 13.08.2011) 36 Vgl. hierzu ausführlich Marmer, M.; Hermann, B. L.; Berman, R. (2011), S. 14 ff.

Page 8: Grundlagen zu Gründungen und Startups

In der Studie wurden 650 Web Startups aus dem Silicon Valley befragt. Bei der

Auswertung wurden nur die ersten vier Marmer Stages berücksichtigt, da bei den

letzten zwei Stufen in der Regel von einem etablierten Unternehmen ausgegangen

wird (vgl. Kapitel 1.1). Folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Merkmale der

befragten Web Startups innerhalb der Marmer Stages.37

Tabelle 1: Merkmale von Web Startups nach den Marmer Stages38

Zu beachten ist, dass die Ergebnisse sich nur auf amerikanische Web Startups im

Silicon Valley beziehen, es kann daher keine Allgemeingültigkeit für Startups in

Deutschland angenommen werden. Nach Ansicht von Schürmann erhält die Studie

außerhalb der USA aufgrund der geschwirbelten Sprache bislang nur geringe

Beachtung.39

1.2.5 innerhalb von Web Startups

Im Rahmen des Startup Genome Reports wurden drei grundlegende Typen

identifiziert, darunter ein Subtyp. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass in einer

Folgestudie weiter differenziert werden wird.40

• Typ 1 – Automizer: Gemeinsame Eigenschaften sind (virale)

Selbstverbreitungsfunktionen, Konsumentenfokussierung, eine auf das Produkt

konzentrierte Sichtweise, schnelle Leistungserbringung. Dabei werden

manuelle Prozesse oft automatisiert. Beispiele sind Google, Dropbox,

Eventbrite, Slideshare, Mint, Groupon, Pandora, Kickstarter, Zynga, Playdom,

Modcloth, Chegg, Powerset, Box.net, Basecamp, Hipmunk, OpenTable etc.

37 Vgl. hierzu ausführlich Marmer, M.; Hermann, B. L.; Berman, R. (2011), S. 12 ff. 38 Enthalten in: Marmer, M.; Hermann, B. L.; Berman, R. (2011), S. 7 39 Vgl. Schürmanns, S. (2011), http://www.lonely-founders.com/2011/05/31/... (Stand: 13.08.2011) 40 Vgl. hierzu ausführlich Marmer, M.; Hermann, B. L.; Berman, R. (2011), S. 7 ff.

Page 9: Grundlagen zu Gründungen und Startups

o Typ 1N – Social Transformer: Zu diesem Subtyp der Automizer zählen

Eigenschaften wie (virale) Selbstverbreitungsfunktionen, kritische

Masse, unkontrolliertes Wachstum, Tendenz zur Monopolstellung,

komplexes Nutzererlebnis, Netzwerkeffekte und das Herstellen neuer

Wege für die Interaktion zwischen Menschen. Hierzu zählen Firmen wie

Ebay, OkCupid, Skype, Airbnb, Craigslist, Etsy, IMVU, Flickr, LinkedIn,

Yelp, Aardvark, Facebook, Twitter, Foursquare, Youtube, Dailybooth,

Mechanical Turk, MyYearbook, Prosper, Paypal, Quora, Hunch, etc.

• Typ 2 – Integrator: Dieser Typ wird beschrieben als führende Generation von

Vertriebsmitarbeitern, hohe Sicherheit, eine auf das Produkt konzentrierte

Sichtweise, schnelle Monetarisierung, Mittelstandsunternehmen-fokussiert,

Partizipation an kleineren Märkten, Transfer von Endverbraucher-Angeboten in

Leistungen für kleinere Unternehmen. Beispiele sind Firmen wie PBworks,

Uservoice, Kissmetrics, Mixpanel, Dimdim, HubSpot, Marketo, Xignite,

Zendesk, GetSatisfaction, Flowtown, etc.

• Typ 3 – Challenger: Gemeinsame Eigenschaften sind Konzernkunden, hohe

Kundenbindung, komplexe und rigide Märkte, wiederholbare

Verkaufsprozesse. Repräsentativ hierfür sind Oracle, Salesforce, MySQL,

Redhat, Jive, Ariba, Rapleaf, Involver, BazaarVoice, Atlassian, BuddyMedia,

Palantir, Netsuite, Passkey, WorkDay, Apptio, Zuora, Cloudera, Splunk,

SuccessFactor, Yammer, Postini, etc.

1.2.6 Schlussfolgerungen

Aus den vorherigen Abschnitten lassen sich folgende Erkenntnisse gewinnen:

• Konstitutive Merkmale von Startups sind die kurze Unternehmenshistorie, die

Aktivität auf dynamischen, sich ständig veränderten Wachstumsmärkten, die

extreme Knappheit vorhandener Ressourcen, der negative Cash Flow, die

Beeinflussung der Entscheidungen durch Gründer sowie die Gründung durch

Unternehmen, die Chancen in den strategischen Geschäftsfeldern schnell und

effizient ausnutzen wollen.

� Die mangelnde Liquidität und die sehr hohe Dynamik (= Chancen und Risiken)

müssen von Vertrieb und Leistungsbereitstellung beachtet werden.

Page 10: Grundlagen zu Gründungen und Startups

• Wachsende Unternehmen macht eine Standardisierung und

Professionalisierung aller operativen Systeme und Abläufe notwendig.

� Cloud bietet eine gewisse Standardisierung und Professionalisierung von Anfang

an (vgl. Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. ). Je geringer

die Reglementierung der IT und je höher die Bedeutung der IT, desto eher kommen

Individuallösungen in Betracht.41

• Startups können u.a. nach der Herkunft ihrer Ressourcen, nach Höhe der

Reglementierung und Bedeutung von IT, nach den sechs Marmer Stages,

innerhalb von Web Startups und nach der Benutzerolle einer Cloud kategorisiert

werden.

� Es gibt keine einheitliche Definition von Startups. Dies macht die genaue

Abgrenzung des Kundensegments sehr schwer.

1.3 Studienkonsolidierung zur Betrachtung des Kunde nsegments

Zum allgemeinen Markt von Gründungen gibt es einige wesentliche Basisstudien.

Jedoch fehlt es in allen Studien an einer einheitlichen Definition und Abgrenzung des

Kundensegments. Weiterhin lässt sich keine Quelle finden, die sich konkret mit dem

Thema dieser Bachelorarbeit beschäftigt, eine der vorherstehendem Definitionen von

Startups anwendet, den Gründermarkt aus dem Betrachtungswinkel von Cloud-

Service-Anbietern wie die IBM segmentiert noch die Auswirkungen der neu

verfügbaren Cloud-Services für Startups beleuchtet. Aus diesem Grund hat sich der

Autor entschieden, die wesentlichen und zielführenden Aussagen verschiedener

Quellen und in der Reihenfolge vom allgemeinen Markt zum speziellen Markt der High-

Tech- und Web-Startups abzuarbeiten, da hier nur schwer vergleichbares

Zahlenmaterial existiert. Die zusammengefassten Ergebnisse aus insgesamt acht

Studien über den deutschen Gründermarkt mit mehr als 800 Seiten bilden einen

wesentlichen Bestandteil dieser Arbeit, welcher im Anhang 2 einzusehen ist.42 Durch

die Neuanordnung der Ausarbeitungen in die Kategorien Marktvolumen,

Innovationsgrad, Demographie, Erfolgsindikatoren, Kapitalausstattung, Umsatz und

41 Vgl. Abschnitt 1.2.2 42 Die Verschiebung in den Anhang geschah aufgrund der begrenzten Seitenzahl und unter Berücksichtigung des Leseflusses dieser Arbeit.

Page 11: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Gewinn sowie Hochschul-Spin-offs43 und Hochschulabsolventen können die

relevanten Ergebnisse im Folgenden übersichtlich dargestellt werden. Diese werden

durch erste Schlussfolgerungen ergänzt.

1.3.1 Marktvolumen

• Die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland betrug 2010 rund 417.600.

Der Anteil der Kleingewerbegründungen an allen Existenzgründungen liegt mit

ca. 274.122 bei rund 65,8%. Die Anzahl der Gründungen nimmt im

Dienstleistungssektor zu, während sie im Handel und insbesondere im

Einzelhandel sinkt.

• Knapp 7% aller Unternehmensgründungen sind High-Tech-Unternehmen (je

nach Studie ca. 17.000 oder ca. 29.000). Diese sind in die Felder

Spitzentechnologien (0,5%), hochwertige Technologien (0,6%),

technologieintensiven Dienstleistungen (4,3%) und Software (1,2%) aufgeteilt.

• Die Gründungen von technologieorientierten Dienstleistungen wuchs 2010 im

Vergleich zum Vorjahr um 20%, der Softwaresektor sogar um 46%.

• Besonderes Entwicklungspotenzial im Rahmen der Internetindustrie wird den

Segmenten Transaktionsdiensten, E-Commerce, Online-Applikationen, Internet

Exchanges, Online-Plattformen und Housing-/Hosting-Diensten zugesprochen.

In der Internetwirtschaft geben vorwiegend kleine und mittelgroße Unternehmen

die entscheidenden Impulse.

� Aus der Sicht eines innovativen Technologiekonzerns wie IBM sind somit die

High-Tech-Unternehmensgründungen interessant. Besonders der Softwaresektor

wächst, und der Internetindustrie wird hohes Entwicklungspotenzial für die Zukunft

zugeschrieben.

43 IBM engagiert sich seit vielen Jahren im Hochschulbereich. Laut Cloud Computing Offering Direktor Strohm, R. (2011) sowie Hansen, T. (2011) erhofft sich die IBM hier in der Zukunft zusätzlichen Cloud-Umsatz (Vgl. hierzu auch Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. ).

Page 12: Grundlagen zu Gründungen und Startups

1.3.2 Innovationsgrad

• Zirka 15% der Gründungen bieten innovative Marktneuheiten. 10% der

Gründungen bieten eine regionale Marktneuheit an; etwa 2% eine

deutschlandweite oder weltweite Marktneuheit.

• Der Anteil an innovativen High-Tech-Gründungen ist deutlich höher. In den

High-Tech-Branchen des verarbeitenden Gewerbes ist der Anteil der

Unternehmen mit Marktneuheiten mit knapp 28% am höchsten. Bereiche wie

Datenverarbeitung, Maschinenbau oder Kraftfahrzeugbau sind in der Regel auf

globalen Märkten präsent.

• Startups sind etablierten Unternehmen in Sachen Dynamik, Flexibilität und

Innovationsbereitschaft deutlich überlegen. Sie prägen mit kleinen

Unternehmen im großen Maße die Innovationskraft der IT-Industrie.

� Nur wenige Gründungen bieten Marktneuheiten an. Hier muss beachtet werden,

dass Gründungen nicht mit Startups gleichzusetzen sind. Aufgrund der geringeren

Marktneuheit ist eher vom Einsatz standardisierter Cloud-Angebote auszugehen.

Bei High-Tech-Gründungen kann dies anders sein. Die Dynamik, Flexibilität und

Innovationsbereitschaft von Startups bedeutet eine niedrigere Hemmschwelle beim

Einsatz von neuartigen IT-Dienstleistungen, wie das Public Cloud Computing. Im

Hinblick auf die Smarter-Planet-Strategie der IBM bilden Startups eine

wegweisende Richtung. Dies könnte eine Ursache für die Fokussierung auf

Startups sein, was später in dieser Arbeit erläutert wird.

1.3.3 Demographie

• Das Durchschnittsalter von Gründern und Startups liegt mit 37,5 Jahren

hierzulande unter dem der Vereinigten Staaten. Laut ZEW und Microsoft sind

erfolgreiche junge Gründer wie Mark Zuckerberg, Bill Gates, Larry Pages oder

Steve Jobs eher Ausnahmen.

• Ältere Gründer setzten ihre Geschäftsideen häufiger in Teams um als Jüngere

und gründen öfter in der forschungsintensiven Industrie als im Softwaresektor.

Ältere Gründer sehen einen großen Wettbewerbsvorteil signifikant häufiger in

Produkteigenschaften wie Qualität und technischem Vorsprung, jüngere

Unternehmen eher in Werbung und Produktdesign.

Page 13: Grundlagen zu Gründungen und Startups

• Ältere Gründer führen häufiger Weltneuheiten ein.

� Gründungen geschehen nur selten direkt nach einem Hochschulabschluss,

somit haben Gründer meist vorher Berufserfahrung sammeln können.

1.3.4 Erfolgsindikatoren

• Innovative Vorhaben bedeuten nicht zwangsläufig eine geringere

Abbruchwahrscheinlichkeit.

• Höher- und Hochqualifizierte besitzen signifikant höhere

Gründungswahrscheinlichkeiten.

• Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit der Anfangssterblichkeit von

Gründerprojekten liegt im ersten Jahr bei 15%, im dritten Jahr bei 33%.

• Gründer mit einem Fachhochschulabschluss, einem Wohnsitz in

Ostdeutschland, einer Gründung in den Freien Berufen oder im Handwerk

sowie jene mit einem Finanzmitteleinsatz von 10.000 € bleiben signifikant

länger am Markt.

• Gründer, die unter anderem in einem Team ohne Mitarbeiter starten, oder deren

Produkt bzw. Dienstleistung „nur“ eine regionale Marktneuheit darstellt, weisen

eine signifikant höhere Abbruchwahrscheinlichkeit auf.

• Kleine und mittlere Unternehmen mit einem intensiven Web-Einsatz wachsen

im Schnitt doppelt so schnell.

• Die deutsche Internetlandschaft ist laut McKinsey insgesamt im weltweiten

Vergleich schlecht gerüstet.

• Deutschland und insbesondere die Bundeshauptstadt Berlin besitzen

besondere Attraktivität für Startups in Europa.

� Die Bedienung von Startups mit IT-Leistungen ist mit dem Risiko der

Abbruchwahrscheinlichkeit von Gründungen behaftet. Dies kann in schlimmeren

Fällen die Zahlungsunfähigkeit des Kunden bedeuten. Will man mit den Startups

mitwachsen, so bilden insbesondere Unternehmen mit einem intensiven Web-Einsatz

Page 14: Grundlagen zu Gründungen und Startups

hohe Wachstumsraten. Allerdings ist die Basis des Webs, die Internetlandschaft,

hierzulande schlecht gerüstet. Dies hat auch Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit

von Public-Cloud-Lösungen, da diese überwiegend über das Internet bereitgestellt

werden.

1.3.5 Kapitalausstattung

• 2/3 aller Gründer haben finanziellen Mittelbedarf, davon 44% von unter 5.000

€; 3% von über 100.000 €. High-Tech-Gründungen haben einen höheren

finanziellen Mittelbedarf. Ältere Gründer haben im Durchschnitt einen Bedarf

von 20.000 €, jüngere nur 6.000 €.

• Kreditfinanzierung dominiert. Die Bewilligung von Krediten scheitert häufig

wegen mangelnder eigener Mittel. Der Bedarf von 81% der Gründer liegt im

Mikrokreditbereich von bis zu 25.000 €. Venture-Capital Geber konzentrieren

sich verstärkt auf junge Unternehmen, die sich bereits in der Wachstumsphase

befinden.

• 1/3 aller Gründer klagt über Finanzierungsprobleme. Insbesondere jüngere

Gründer sowie Gründer aus der Arbeitslosigkeit, ohne Berufsabschluss oder

aus Nicht-EU-Ländern berichten von Finanzierungsschwierigkeiten.

� Die finanziellen Mittel sind bei Gründungen nur sehr begrenzt. Durch den Einsatz

von Public Cloud-Lösungen entfallen hohe Erstinvestitionen in IT-Infrastrukturen. Die

Finanzierungsprobleme vieler Gründer können für IT-Provider hohe Preissensibilität

seitens der Startups als auch Zahlungsausfälle bedeuten.

1.3.6 Umsatz und Gewinn

• Ältere Gründer haben mit 50.000 € im ersten Jahr mehr als doppelt so viel

Umsatz im High-Tech-Bereich als jüngere Gründer. Ähnlich ist das

Gewinnverhältnis, das bei 10.000 € zu 5.000 € liegt. Im zweiten Jahr liegt der

Medianumsatz bei 100.000 € zu 75.000 €, was eine Wachstumsrate von 14%

vs. 7% ausmacht.

• E-Commerce macht fast die Hälfte des Umsatzes der gesamten

Internetwirtschaft aus.

Page 15: Grundlagen zu Gründungen und Startups

1.3.7 Hochschulen und Absolventen

• Unter Spin-Offs aus Hochschulen versteht man grundsätzlich die Ausgründung

auf Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse durch Studierende,

Absolventen oder Wissenschaftler im Einvernehmen mit der

Mutterorganisation.

• (Fach-)Hochschulabsolventen haben eine höhere Gründungs- sowie

Erfolgswahrscheinlichkeit. Der Anteil an Gründern mit technischen

Studienabschlüssen liegt bei derzeit 70%, das Gewicht verlagert sich hin zu

Wirtschaftswissenschaften.

• Mit 2.600 Ausgründungen lag der Anteil von Spin-off-Gründungen 2003 bei

knapp 3% aller Neugründungen bzw. bei 11% in forschungs- und

wissensintensiven Wirtschaftszweigen.

• Auffällig ist die sehr hohe Kapitalausstattung mit durchschnittlich 843.000 €,

welche vorrangig aus Eigenmitteln (zu 72,5% genannt) und Förderzuschüssen

(zu 27,5% genannt) besteht. Hier liegt der mittlere Umsatz bei 208.200 €, der

Median bei 100.500 €.

• Erfolg und Unterstützungsleistungen hängen eher von einzelnen Personen

(Institutionsleiter) ab und variieren je nach Hochschule stark.

� Da Hochschulabsolventen eine höhere Gründerwahrscheinlichkeit haben, bilden

sie eine interessante Zielgruppe. Die Präsenz von Cloud Computing-Anbietern kann

Einfluss auf die spätere Entscheidungsfindung hinsichtlich der Wahl des Cloud

Anbieters haben. Gründungen aus Hochschulen haben wesentlich höhere finanzielle

Mittel zur Verfügung. Daher kann man hier mit einer niedrigeren Preissensibilität und

geringeren Zahlungsausfällen rechnen.

1.3.8 Veranschaulichung

Folgendes Schaubild stellt die Gesamtheit des Marktsegments mit den wesentlichen

Kennzahlen anschaulich dar. Hierbei handelt es sich um eine hypothetische Ansicht

mit geschätzten Zahlen. Da die verwendeten Kennzahlen aus unterschiedlichen

Jahren stammen und die Studien unterschiedliche Größen und Definitionen nennen,

handelt es sich bei allen Kennzahlen um kumulierte und sehr ungenaue Schätzwerte.

Page 16: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Abbildung 2: Veranschaulichung der Kennzahlen des Gründermarktes44

Von den zirka 400.000 jährlichen Gründungen in Deutschland sind zirka 280.000

Kleingewerbe. Die Kapitalausstattung je Gründung ist im Durchschnitt im unteren 4-

bis 5-stelligen Bereich anzusiedeln. 1/3 klagen über Finanzierungsprobleme. Der

Umsatz im ersten Jahr ist ebenfalls je Gründung 4 bis 5-stellig. Die

Anfangssterblichkeit liegt im ersten Jahr bei 15%, im dritten Jahr bei 33%. Etwa 15%

der Gründungen bieten innovative Marktneuheiten.

Als Teil der Gesamtheit sind Gründungen in der High-Tech-Branche zu sehen. Hier

sind es jährlich grob 20.000, Tendenz steigend. Der Umsatz beträgt durchschnittlich

75.000 € bis 100.000 €. Zirka 28% dieser Gründungen gelten als Marktneuheiten.

Unbekannt sind der Anteil, der durchschnittliche Umsatz und das Kapital der

Internetindustrie oder der Web-Startups, welche zu dieser Teilmenge gehören.

Akademische Spin-Offs bilden eine Schnittmenge der voranstehenden Gesamtheiten.

Mit 2.500 Gründungen im Jahr machen sie einen kleinen Anteil aus. Die

Kapitalausstattung liegt im hohen 6- bis7-stelligen Bereich. Der Umsatz im ersten Jahr

bewegt sich bei 100.000 € bis 200.000 €.

44 Eigene Darstellung Grobe Schätzwerte, basieren auf unvollständige Kennzahlen der verwerteten Studien. k = Kilo € (1.000). Pfeil = Tendenz steigend (3-5% Zuwachs).

Page 17: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Anlage 1

29 quantitative Merkmale junger Wachstumsunternehme n nach Heinrichs 45

45 Enthalten in: Heinrichs, N. (2008), S. 21-22

Page 18: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Anlage 2

Zusammengefasste Marktbetrachtungen verschiedener S tudien

- Deutscher Gründermarkt allgemein

In Deutschland gibt es keine einheitliche Definition von Gründungen und Liquidationen.

Auch eine amtliche Gründungsstatistik existiert nicht. Daher ermittelt das Institut für

Mittelstandsforschung (IfM) Bonn seit 1973 diese Kennzahlen näherungsweise aus der

Grundgesamtheit der Gewerbemeldungen, bereinigt durch nicht gründungs- und

liquidationsrelevante Komponenten, Nebenerwerbsgründungen und Freiberufler.

• Die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland beträgt 2010 rund 417.600.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stellt dies eine Steigerung um 1,2% dar

(alte Bundesländer 1,4%, neue Bundesländer 0,4%).

• Der Anteil der Kleingewerbegründungen an allen Existenzgründungen liegt mit

ca. 274.122 bei rund 65,8%.

• Rund 80% der Existenzgründungen sind Einzelunternehmen.

• Der Dienstleistungssektor weist einen Gründungsüberschuss auf. Dagegen ist

der Gründungssaldo im Handel und insbesondere im Einzelhandel negativ.46

Existenzgründungen, Liquidationen und deren Saldo 1997 bis 2010 in Deutschland47

Weitaus umfangreicher geht der KfW-Gründungsmonitor 2011 auf das

Gründungsgeschehen auf Basis einer jährlichen repräsentativen

46 Vgl. o.V. (o.J.bl), http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=612 (Stand: 13.08.2011) 47 Enthalten in: o.V. (o.J.bl), http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=612 (Stand: 13.08.2011)

Page 19: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Bevölkerungsbefragung in Deutschland ein. Die Bankengruppe der Kreditanstalt für

Wiederaufbau (KfW) bezieht allerdings Nebenerwerbsgründer mit ein. Weiterhin

widerspricht sie der Statistik des IfM Bonns hinsichtlich des Anstiegs und der Anzahl

an Vollerwerbsgründern, die laut der KfW Bankengruppe von 2009 auf 2010 konstant

bei 396.000 bliebt. Zu den relevanten Kernaussagen der Studie gehören:48

• Die Gründungsdynamik ist durch den konjunkturellen Aufschwung geprägt. Die

für das Jahr 2011 erwartete weitere Verbesserung des Arbeitsmarktes wird

voraussichtlich zu einem Rückgang der Gründungsaktivität führen.

• Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Neugründungen an allen

Vollerwerbsgründungen um 6 Prozentpunkte auf 73% gestiegen.

• Nur unter 15% der Gründungen im Schumpeter’schen Sinn sind innovative

Marktneuheiten. 10% bieten nach eigenen Angaben eine regionale

Marktneuheit, 2% eine deutschlandweite oder weltweite Marktneuheit an.49

Innovative Vorhaben bedeuten nicht zwangsläufig eine geringere

Abbruchwahrscheinlichkeit.50

• Hochschulabsolventen, Absolventen der Fach- und Meisterschulen, angestellte

Unternehmens- oder Geschäftsführer, leitende oder hoch qualifizierte

Angestellte und Arbeitslose besitzen signifikant höhere

Gründungswahrscheinlichkeiten.

• Gründungsprojekte haben eine hohe Anfangssterblichkeit. Nach einem Jahr

sind noch 85% aller Gründungsprojekte am Markt, drei Jahre nach dem

Startzeitpunkt ist jedoch bereits ein Drittel aller Gründungsprojekte wieder

beendet. Eine Regressionsanalyse zu den Ursachen des Abbruchs kommt zu

dem Ergebnis, dass Gründer mit einem Fachhochschulabschluss, einem

Wohnsitz in Ostdeutschland, einer Gründung in den Freien Berufen oder im

Handwerk sowie jene mit einem Finanzmitteleinsatz von 10.000 € signifikant

länger am Markt verbleiben. Gründer, die unter anderem in einem Team ohne

Mitarbeiter starten oder deren Produkt oder Dienstleistung „nur“ eine regionale

48 Vgl. hierzu ausführlich Hagen, T.; Kohn, K.; Ulltrich, K. (2011), S. III-VIII 49 Vgl. Hagen, T.; Kohn, K.; Ulltrich, K. (2011), S. 16 f. 50 Vgl. Hagen, T.; Kohn, K.; Ulltrich, K. (2011), S. 39

Page 20: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Marktneuheit darstellt, weisen dagegen eine signifikant höhere

Wahrscheinlichkeit der Geschäftsaufgabe in den ersten drei Jahren auf.

• Zwei Drittel aller Gründer haben Finanzbedarf zur Deckung von Investitionen

und Betriebsmitteln, jeder Dritte klagt über Finanzierungsprobleme. Ein

erheblicher Teil der Gründer mit Sach- oder Finanzierungsbedarf (44%) gibt

einen Gesamtmittelbedarf von unter 5.000 € an, während nur 3% einen

Gesamtmittelbedarf von über 100.000 € aufweisen. Der Anteil der Gründer mit

einem Gesamtmitteleinsatz im Mikrokreditbereich von bis zu 25.000 € ist 2010

auf 81% (2009: 77%) gestiegen. Ursachen des Rückgangs sind der höhere

Anteil von kleinen Gründungsprojekten, eine stärkere Innenfinanzierungskraft

angesichts der guten Nachfragebedingungen sowie niedrigere

Markteintrittsbarrieren im Konjunkturaufschwung. Insgesamt dominiert die

Kreditfinanzierung. Gleichzeitig ergeben sich Finanzierungsschwierigkeiten

häufig durch unzureichende eigene Mittel der Gründer zur Absicherung.

Gründer mit umfangreicheren Vorhaben und im Vollerwerb sind stärker von

Finanzierungsschwierigkeiten betroffen. Insbesondere jüngere Gründer,

Gründer aus der Arbeitslosigkeit, jene ohne Berufsabschluss und aus Nicht-EU-

Ländern berichten von Finanzierungsschwierigkeiten.

• Im Bundesländervergleich weisen die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und

Bremen die höchsten Gründerquoten auf.51

Der Gründerreport 2011 der Deutschen Industrie- und Handelskammer widerspricht

allerdings dem ersten Aufzählungspunkt: So ist mit dem Aufschwung mit einer

Steigerung der Existenzgründungen zu rechnen. Sie unterstreicht weiterhin die

Problematik der Gründerfinanzierung und die hohe Abbruchquote, meist aufgrund

schlechter Vorbereitung der Gründer.52

Die genannten Hindernisse spiegeln sich auch in der umfassenden Studie „Doing

Business“ der Weltbank wieder. So fiel Deutschland im Ranking 2011 der

unternehmerfreundlichsten Länder um eine Position auf Platz 22.53 Im kommutierten

51 Vgl. Hagen, T.; Kohn, K.; Ulltrich, K. (2011), S. 62 52 Vgl. hierzu ausführlich Evers, M. (2011), S. 1 ff. 53 Vgl. hierzu ausführlich Devan, J. u.a. (2011), S. 4

Page 21: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Ranking über die Einfachheit, ein Unternehmen zu starten, bewegt sich Deutschland

mit Platz 88 (Vorjahr: 8454) nur im Mittelfeld.55

Folgende Abbildung zeigt die Unternehmensgründungen in Deutschland 2005 bis

2009 nach Branchen. Der hervorgehobene Bereich von insgesamt knapp 7%

symbolisiert die High-Tech-Unternehmen (HTU) und setzt sich aus den

Spitzentechnologien (STW, 0,5%) und hochwertigen Technologien (HTW, 0,6%) im

verarbeitenden Gewerbe technologieintensiven Dienstleistungen (TDL, 4,3%) und

Software (inklusive Internetpräsentationen, 1,2%) zusammen. Hightech-Unternehmen

sind aufgrund ihrer Forschungsintensität und des daraus resultierenden hohen

Innovationsgrades besonders wichtig für eine Volkswirtschaft.56

Unternehmensgründungen in Deutschland 2005-200957, 58

54 Vgl. o.V. (o.J.bm), http://www.doingbusiness.org/data/exploree... (Stand: 13.08.2011) 55 Vgl hierzu ausführlich Devan, J. u.a. (2011), S. 165 56 Vgl. Gude, H. u.a. (2010): S. 13 57 NTW = Nicht technologieintensive Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes; wissDL = wissensintensive Dienstleistungen; UDL = unternehmensnahe Dienstleistungen; KDL= konsumnahe Dienstleistungen 58 Enthalten in: Gude, H. u.a. (2010), S. 88 f.

Page 22: Grundlagen zu Gründungen und Startups

- High-Tech-Gründungen und -Innovationen

Ähnliche Fakten wie der KfW-Gründungsmonitor liefert der KfW-ZEW Gründerpanel

2010. Zu beachten ist, dass eine andere Definition von Innovationen als beim KfW-

Gründungsmonitor herangezogen wird. Darunter fallen nach ZEW alle neuen oder

merklich verbesserten Produkte, die ein Unternehmen in einem Jahr umsetzt.

Ausschlaggebend ist dabei, dass diese Produkte nur aus Sicht des Unternehmens –

nicht in Bezug auf den gesamten Markt – neu oder merklich verbessert sein müssen.

• Die Studie bestätigt den Mangel an Weltmarktneuheiten, welche nur knapp 3%

aller Gründungen in den Jahren 2006 bis 2009 ausmachten. Allerdings ist

dieser Anteil bei den High-Tech-Gründungen deutlich höher. „Zusammen mit

den Marktneuheiten in Deutschland und in der Region haben insgesamt 13%

der Unternehmen im Jahr 2009 eine Marktneuheit angeboten. In den Hightech-

Branchen des verarbeitenden Gewerbes ist der Anteil der Unternehmen mit

Marktneuheiten mit knapp 28% am höchsten. Marktneuheiten auf dem

Weltmarkt spielen hier eine besonders wichtige Rolle. Hightech-Produkte aus

den Bereichen Datenverarbeitung, Maschinenbau oder Kraftfahrzeugbau

werden in der Regel auf globalen Märkten gehandelt.“59

• Weiterhin sind Finanzierungsschwierigkeiten und zu hohe Kosten

Hauptursachen von nicht umgesetzten Investitions-, Innovations-, und

Beschäftigungsplänen.60

Wie der KfW-Gründungsmonitor erwähnt die Studie „High-Tech-Gründungen in

Deutschland“ des ZEW in Zusammenarbeit mit Microsoft die nur gering-ausgeprägte

Anzahl von Gründungen im High-Tech-Umfeld. Das Bild eines typischen High-Tech-

Gründers, eine junge Persönlichkeit, die direkt vom Hörsaal aus ein eigenes,

dynamisch-wachsendes Unternehmen gründet, muss an vielen Stellen revidiert

werden. Nachfolgend die Kernaussagen der in 2011 veröffentlichten Studie:61

• In den vergangenen Jahren wurden in Deutschland rund 17.000 High-Tech-

Unternehmen gegründet. Dieser Sektor besteht aus den Bereichen

forschungsintensiver Industrie (Maschinenbau, Elektro- und Medizintechnik),

59 Gude, H. u.a. (2010), S. 26 60 Vgl. Gude, H. u.a. (2010), S. 10 61 Vgl. hierzu ausführlich Metzger, G. u.a. (2010a), S. 1 ff.

Page 23: Grundlagen zu Gründungen und Startups

technologieorientierter Dienstleistungen (Fernmeldedienste,

Datenverarbeitungsdienste, Anbieter von Forschungs- und

Entwicklungsleistungen, Architektur- und Ingenieurbüros oder technische

Labore) und dem Softwaresektor.

• „Innovation und Beschäftigung in der IT-Industrie werden in großem Maße von

kleinen Unternehmen und Neugründungen geprägt. Start-ups sind etablierten

Unternehmen in Sachen Dynamik, Flexibilität und Innovationsbereitschaft

deutlich überlegen.“62

• „Im Vergleich zum Vorjahr ist der Zahl der in Deutschland gegründeten

Hochtechnologie-Unternehmen um 3,1% gestiegen“.63 Die Zunahme der

Anzahl von Gründungen ist bei technologieorientierten Dienstleistungen mit

20% Wachstum stärker ausgeprägt als in der forschungsintensiven Indus-trie.

Im Softwaresektor zeigt sich mit 46% ein enormer Anstieg.64

• High-Tech-Gründer werden mit einem aktuellen Durchschnittsalter von 37,5

Jahren immer älter. Sie sind aber im Vergleich zu den USA im Schnitt jünger.

Hierbei unterscheidet sich die Altersstruktur im Vergleich zu den Nicht-High-

Tech-Bereichen kaum.

• Nur etwas mehr als die Hälfte der High-Tech-Gründer weisen einen

Hochschulabschluss vor. Technische Studienabschlüsse sind wichtig für junge

High-Tech-Unternehmen. 80% der älteren Gründer besitzen einen technischen

Studienabschluss (Mathematik und Informatik). Bei jüngeren Gründern fällt der

Anteil auf 70%, das Gewicht verlagert sich hin zu Wirtschaftswissenschaften.

• Ältere Gründer setzen ihre Geschäftsideen häufiger in Teams um als jüngere,

gründen häufiger als jüngere in der forschungsintensiven Industrie, dagegen

seltener im Softwaresektor.

• Ältere Gründer sehen einen großen Wettbewerbsvorteil anteilig signifikant

häufiger in Produkteigenschaften wie Qualität und technischem Vorsprung,

während jüngere Unternehmen eher Werbung und Produktdesign anführen.65

62 o.V. (2010d), http://www.zew.de/de/presse/1545/zew-... (Stand: 13.08.2011) 63 Herborn, D. (2010), http://secondflush.de/unternehmen/... (Stand: 13.08.2011) 64 Vgl. hierzu ausführlich Metzger, G. u.a. (2010a), S. I 65 Vgl. hierzu ausführlich Metzger, G. u.a. (2010a), S. III ff.

Page 24: Grundlagen zu Gründungen und Startups

• Die Anzahl an Produktinnovationen betrug 2008 36%. Im Gegensatz dazu

stehen Marktneuheiten, die für einen gesamten Markt innovativ sind. Insgesamt

führten 14% der jungen High-Tech-Unternehmen Marktneuheiten im Jahr 2008

ein. Im Gründungsjahr sind es sogar 31%, wobei ältere Gründerpersonen etwas

häufiger Weltneuheiten einführen als jüngere, die anteilig etwas häufiger

regionale Marktneuheiten hervorbringen.

• Das Volumen der eingesetzten Finanzierungsmittel ist bei älteren Gründern

signifikant höher.

• Im Gegensatz zur Betrachtung des Gesamt-Gründermarktes durch den KfW

kommt nur ein ganz kleiner Teil der High-Tech-Gründungen ganz ohne

finanzielle Mittel aus. Bei der Hälfte der Unternehmen älterer Gründer liegen die

eingesetzten Finanzierungsmittel bei 20.000 € oder höher, während der Median

bei Unternehmen jüngerer Gründerpersonen bei 6.000 € liegt. Rechnet man

eingebrachte Sachmittel mit ein, so liegt der Unterschied bei 25.000 € zu 15.000

€. Die Hälfte von High-Tech-Unternehmen älterer Gründungspersonen notieren

bereits im Gründungsjahr (2007) einen Umsatz von mindestens 50.000 €,

während es bei 50 der jüngeren Gründerpersonen 20.000 € sind. Im Folgejahr

liegt der Medianumsatz bei 100.000 € zu 75.000 €, dies macht eine

Umsatzwachstumsrate p. a. von 14% zu 7% aus. Dieser Unterschied besteht

im Gegensatz zu technologieorientierten Dienstleistungen und Software bei

forschungsintensiven Indus-trietätigkeiten kaum.66 In Anlage 2 sind die

gemessenen Finanzkennzahlen auffindbar.

• Weiterhin wird mit auf die Finanzierungsschwierigkeiten, die besonders bei

jungen Unternehmen in Bezug auf Bankendarlehen zurückzuführen sind,

hingewiesen.67 „Für eine kleine Gruppe hochinnovativer,

wachstumsorientierter, aber damit auch hochriskanter Gründungen ist Venture

Capital eine weitere Finanzierungsalternative. Allerdings konzentrieren sich

Venture Capital Geber verstärkt auf junge Unternehmen, die sich bereits in der

66 Vgl. hierzu ausführlich Metzger, G. u.a. (2010a), S. 44 ff. 67 Vgl. Metzger, G. u.a. (2010a), S. 49

Page 25: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Wachstumsphase befinden.“68 Darüber hinaus ist Bürokratie ein lästiges, aber

nicht zu umgehendes Hemmnis.69

Die Regierung in Deutschland hat die Bedeutung von Startups im

Hochtechnologiebereich erkannt und im Koalitionsvertrag festgeschrieben.70

- Internetindustrie und Web-Startups

Die Internetindustrie kann der High-Tech-Gründerszene zugerechnet werden. Der

Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. gibt in der von eco und Arthur D. Little

durchgeführten Studie einen Überblick sowie Trends und Treiber. Aus ihrer Sicht wirkt

eine starke Internetwirtschaft „durch schnelle und preiswerte

Kommunikationsmöglichkeiten sowie innovative Produktionsformen als Multiplikator

und initiiert so neue wirtschaftliche Aktivitäten in bisherigen wie neuen

Geschäftsfeldern.“71

Um eine Tendenz für das Gründertum in der Internetindustrie abzuleiten, empfiehlt

sich ein Blick auf die gemessenen Erwartungen zur Entwicklung der Industriezweige.

Die folgende Abbildung stellt die Ergebnisse von 629 befragten deutschsprachigen

Führungs- und Fachkräften von Unternehmen der Internetwirtschaft dar72. Dabei

unterscheidet die Studie vier Ebenen: Netzwerkinfrastruktur &

-betrieb, Dienste & Anwendungen, Aggregation & Transaktion sowie Internetinhalte.

68 Metzger, G. u.a. (2010b), S. II 69 Vgl. Metzger, G. u.a. (2010b), S. II 70 Vgl. o.V. (o.K.bn), http://www.iyotta.de/index.php/unternehmensgrue... (Stand: 13.08.2011) 71 Rotert, M. u.a. (2009), S. 8 72 Vgl. Rotert, M. u.a. (2009), S. 74

Page 26: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Erwartungen zur Entwicklung des Gesamtmarktes in Deutschland im Vergleich73

Besonderes Entwicklungspotenzial werden den Segmenten Transaktionsdiensten, E-

Commerce, Online-Applikationen, Internet Exchanges, Online-Plattformen und

Housing-/Hosting-Dienste zugetraut. In Anhang 3 sind Marktindikatoren wie etwa die

Verhandlungsstärke, Anzahl der Marktteilnehmer, Preise und Vorleistungskosten

dieser Segmente abgebildet.74 Weiterhin liefert die Studie folgende Erkenntnisse:

• Kooperationen in der deutschen Internetwirtschaft, insbesondere mit anderen

Segmenten, gelten als sehr wichtig.75

• „Die Innovationskraft der Branche ist ungebrochen und wird es auch noch einige

Jahre bleiben. Das schöpferische Potenzial der Internetwirtschaft liegt in der

mittelständischen Struktur der Wirtschaftsakteure. Von wenigen Ausnahmen

abgesehen, sind es vorwiegend kleine und mittelgroße Unternehmen, von

denen die entscheidenden Impulse ausgehen.“76

• Beim Trend hin zu Cloud Services zeichnen sich immer deutlichere Strukturen

ab. Hierbei ist Vertrauen in die Informationsverarbeitung, Standards und ein

sicherer Rechtsrahmen für eine moderne Form der Auftragsdatenverarbeitung

entscheidend. 77

• „Heute hat der im Rahmen dieser Studie relevante Umsatz im E-Commerce

einen Anteil von 83% am Gesamtumsatz der Ebene Aggregation & Transaktion

73 Enthalten in: Rotert, M. u.a. (2009). S. 56 74 Vgl. hierzu ausführlich Rotert, M. u.a. (2009), S. 18 ff. 75 Vgl. Rotert, M. u.a. (2009), S. 56 76 Rotert, M. u.a. (2009), S. 72 77 Vgl. Rotert, M. u.a. (2009), S. 41 ff.

Page 27: Grundlagen zu Gründungen und Startups

und macht mit 22,4 Milliarden Euro fast die Hälfte des Umsatzes der gesamten

Internetwirtschaft aus.“78

Kritik liefert eine Studie vom Beraterhaus McKinsey, die die deutsche

Internetlandschaft insgesamt als schlecht gerüstet sieht. So liegt der Internet-Beitrag

zum Bruttoinlandsprodukt mit 3,2 Prozent leicht unter dem Durchschnitt der

betrachteten dreizehn hochentwickelten Staaten und in der Rangliste der

Leistungsfähigkeit landet Deutschland im unteren Teil.79 Die Studie sieht die

Wichtigkeit des Internets insbesondere darin: „Kleine und mittlere Unternehmen mit

einem intensiven Web-Einsatz sind im Durchschnitt doppelt so schnell gewachsen wie

die Unternehmen, die weitgehend auf das Web verzichteten. Diese web-affinen

Unternehmen haben auch doppelt so viele Arbeitsplätze geschaffen wie die

Abstinenzler, hat die Untersuchung ergeben. Für jeden zerstörten Arbeitsplatz hat das

Netz 2,6 neue Stellen geschaffen.“80

Im europäischen Vergleich gibt es jedoch einige Indizien, warum das Gründen eines

Startups in Deutschland besondere Attraktivität hat. So werden die starke Kaufkraft,

eine heterogene und dichte Bevölkerung, der hohe akademische Hintergrund, die

stabile Wirtschaftssituation, gute Infrastruktur und im Vergleich zu anderen Ländern

stagnierende Löhne gelobt.81, 82 Neben der geographischen Lage mitten in Europa

bietet insbesondere Berlin einen hohen Lebensstandard bei geringen

Lebenserhaltungskosten.83 So sind in Berlin über 200 Startups beheimatet, mehr als

in München, Hamburg und Köln zusammen.84 Somit wird jedes vierte Web-Startup im

deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) in Berlin

gegründet.85

Nicht zuletzt ist auf die teilweise kontroversen Diskussionen über einen möglichen

Hype um Web-Startups hinzuweisen. Neben Kritikern, die bereits eine Überhitzung

des Marktes erkennen wollen und vor einer zweiten .com-Blase warnen86, gibt es auch

Personen wie zum Beispiel der Doodle-Chef Michael Näf, der dem aktuellen Startup-

78 Rotert, M. u.a. (2009), S. 72 79 Vgl. Schmidt, H. (2011), http://faz-community.faz.net/blogs/netzkonom/... (Stand: 13.08.2011) 80 Schmidt, H. (2011), http://faz-community.faz.net/blogs/netzkonom/... (Stand: 13.08.2011) 81 Vgl. o.V. (o.J.bo), http://www.german-business-etiquette.com/36-busi... (Stand: 13.08.2011) 82 Vgl. o.V. (o.J.bp), http://www.startupoverseas.co.uk/starting-a-business-... (Stand: 13.08.2011) 83 Vgl. Hawley, C. (2011), http://www.spiegel.de/international/business/... (Stand: 13.08.2011) 84 Vgl. o.V. (2010e), http://eu.techcrunch.com/2010/09/24/guest-post-the... (Stand: 13.08.2011) 85 Vgl. Weigert, M. (2011), http://netzwertig.com/2011/04/28/webwirtschaft... (Stand: 13.08.2011) 86 Vgl. o.V. (o.J.bq), http://www.wiwo.de/technik-wissen/themen-technik-... (Stand: 13.08.2011)

Page 28: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Boom noch „goldene Zeiten“ vorhersagt.87 Da keine studienbasierte Literatur zu dieser

Thematik existiert, enthält sich der Autor einer Bewertung der aktuellen

Marktgeschehnisse.

- Gründungen aus Hochschulen und außeruniversitären

Forschungseinrichtungen

Trotz der erwähnten Kritik über die allgemeine Auffassung, dass erfolgreiche

Gründungen üblicherweise durch Hochschulabsolventen erfolgen, darf dieser Bereich

nicht gänzlich ausgegrenzt werden. Unter Spin-Offs aus Hochschulen versteht man

grundsätzlich die Ausgründung auf Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse

durch Studierende, Absolventen oder Wissenschaftler im Einvernehmen mit der

Mutterorganisation. Es handelt sich somit um eine derivative Gründung. Diese bildet

sich auch dann, wenn ein Gewerbe auf der Suche nach einer technologischen Lösung

an eine Forschungseinrichtung herantritt.88

Mit 2.600 Ausgründungen lag der Anteil von Spin-off-Gründungen 2003 bei knapp 3%

aller Neugründungen bzw. bei 11% in forschungs- und wissensintensiven

Wirtschaftszweigen. Mit 60% gehören Hochschulabsolventen zu den Gründern dieser

Startups.89

Mit umfangreichen und langjährigen Initiativen wie etwa dem 1998 eingeführten

Programm EXIST vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie bemüht sich

die Bundesregierung um die nachhaltige Förderung von Existenzgründungen aus der

Wissenschaft. Allerdings sind positive Effekte auf die Anzahl der

Unternehmensgründungen trotz der Ausgaben von EXIST mit über 44 Millionen € bis

heute nicht messbar.90

Schleinkofer befragte 2006 71 akademische Spin-Offs. Die Stichprobe umfasste vor

allem Startups zur Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen, der

Datenverarbeitung und Datenbanken sowie der Forschung und Entwicklung. Auffällig

sind die sehr hohe Kapitalausstattung mit durchschnittlich 843.000 €, welche vorrangig

aus Eigenmitteln (zu 72,5% genannt) und Förderzuschüssen (zu 27,5% genannt)

bestehen. Auch liegt der mittlere Umsatz bei 208.200 €, der Median hingegen bei

87 Vgl. Schürmanns, S. (2011), http://www.lonely-founders.com/2011/05/31... (Stand: 13.08.2011) 88 Vgl. o.V. (o.J.br), http://www.gruendungswiki.de/wiki/index.php?oid=34661 (Stand: 13.08.2011) 89 Vgl. Egeln, J. u.a. (2002), S. 58 f. 90 Vgl. hierzu ausführlich Metzger, G. u.a. (2010c), S. 1

Page 29: Grundlagen zu Gründungen und Startups

100.500 €.91 Die Studie vermisst jedoch eine Erhebung der Abbruchsraten, es kann

also davon ausgegangen werden, dass nur erfolgreiche, existierende Startups in der

Erhebungszeit befragt wurden. Zu den Erfolgsfaktoren universitärer Ausgründungen

gehört neben den Wille der Hochschulen das Angebot an Unterstützungsleistungen,

welche jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. So messen ca. 40% der Institutsleiter

der Gründerthematik keine besondere Bedeutung zu. Dies hängt laut einer

Untersuchung eher von einzelnen Personen als vom Vorgaben der Mutterorganisation

ab.92 Dabei werden empfangene Unterstützungsleistungen von den Spin-Offs sehr

geschätzt und als bedeutsam für den Geschäftserfolg eines Startups bewertet.93

91 Vgl. hierzu ausführlich Schleinkofer, M. (2006), S. 41 ff. 92 Vgl. hierzu ausführlich Schleinkofer, M. (2006), S. 76 ff. 93 Vgl. Schleinkofer, M. (2006), S. 95

Page 30: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Anlage 3

Ausgewählte Finanzkennzahlen

- Gründungsfinanzierung im Jahr 2008 94

- Finanzkennzahlen Gründungen insgesamt im Jahr 200 895

94 Enthalten in: Metzger, G. u.a. (2010a), S. 46 95 Enthalten in: Metzger, G. u.a. (2010a), S. 53

Page 31: Grundlagen zu Gründungen und Startups

- Finanzkennzahlen nach einzelnen High-Tech-Sektore n im Jahr 2008 96

96 Enthalten in: Metzger, G. u.a. (2010a), S. 54

Page 32: Grundlagen zu Gründungen und Startups

Anlage 4

Marktindikatoren der stärksten Segmente der Interne tindustrie 97

(ohne Transaktionsdienste, da in der Studie nicht abgebildet)

97 Enthalten in: Rotert, M. u.a. (2009), S. 29 ff.

Page 33: Grundlagen zu Gründungen und Startups