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Das Berufsbild des Journalisten ändert sich rasant: Aus dem Produkt wird ein Prozess. 1. Was ist Prozessjournalismus? 2. Live-Blogs 3. Strukturierter Journalismus 4. Crowdsourcing im Journalismus
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Webinar für die FES-Journalistenakademie, 9. September 2014
Bernd Oswald
Innovatives Storytelling -
Prozessjournalismus
Agenda
1. Was ist Prozessjournalismus?
2. Live-Blogs
3. Strukturierter Journalismus
4. Crowdsourcing im Journalismus
1. Was ist Prozessjournalismus?
Prozessjournalismus
„Process Journalism geht von der Prämisse aus dass Geschichten kein klar definiertes Ende haben und dass es kein Zeichen von Schwäche sondern eher von Stärke ist, wenn man den Entstehungsprozess einer journalistischen Geschichte transparent macht und Korrekturen und Updates und Hinweise der Leser in einem konstanten Prozess einbindet. Gerade bei komplexen andauernden Sachverhalten kann man den Leser, Hörer, Zuschauer, Nutzer an der Recherche und am Entstehen von Content teilhaben lassen.“Marcus Bösch: Was ist Process Journalism? In: http://training.dw.de/ausbildung/blogs/lab/?p=270
2. Live-Blogs
Live-Blogs
Konzeption eines Live-Blogs
• eignet sich das Thema für einen Live-Blog?
• klare Rollenverteilung: Moderator, Autoren, Fact-Checker, Social-Media-Betreuer
• bei absehbaren Ereignissen Inhalte vorbereiten (Hintergründe, Zitate, Statistiken, Karten, Pointen, Links)
• Nacherzählen ist langweilig, lieber subjektiv schreiben (11 Freunde!)
Live-Blog bei Breaking News
• große Herausforderung, wenn Nachrichtenlage unübersichtlich ist (Fukushima), dennoch gilt die Sorgfaltspflicht
• Fact-Checking schwierig und doch wichtig (gerade bei Social-Media-Inhalten): zusätzliche Manpower bereitstellen
• Korrekturen sind möglich und nötig
7 Regeln, damit ein Live-Blog gelingt
1. Es muss etwas passieren
2. Ein Liveblog braucht Tiefe
3. Bunt soll es zugehen
4. Auf den eigenen Stil kommt es an
5. Auch für den Liveblog gilt die Sorgfaltspflicht
6. Der Moderator ist der wichtigste Spieler
7. Übersichtlichkeit muss sein
Quelle: Hannah Beitzer: 7 Regeln, damit ein Liveblog gelingt. In: journalist 9/2014, S. 56-59
• Tool für Live-Events, gepflegt von mehreren Reportern (ggf. von verschiedenen Standorten)
• Social Media-Content lässt sich einbinden
• Artikel lassen sich vorbereiten
• Synchronisation mit Twitter (pro Post) möglich
• Jeder einzelne Eintrag lässt sich retweeten etc.
• Nutzer können den Blog kommentieren
• Kann auch als Chat genutzt werden http://training.scribblelive.com/http://www.scribblelive.com/
Scribble Live
Storify: Inhalte einbetten und
einordnen• Fokus liegt hier mehr auf Auswahl
und Einbindung von Social-Media-Content (Twitter, Facebook, YouTube, Flickr. etc.)
• Möglichkeit, per Textfeld eine Einordnung des Materials vorzuzunehmen
• Storify-Story kann per Skript in jeden HTML-Text eingebunden werden
• Leichte Weiterverbreitung über FB und Twitter
3. Strukturierter Journalismus
Structured Journalism• Prämisse: der Artikel wird als „standard consumption unit“
abgelöst.
• denkt nicht mehr in Artikeln als in sich geschlossenes Werk
• Artikel wird in Informationseinheiten atomisiert, diese werden immer wieder neu kombiniert:
• Fakten
• Statistiken
• Zitate
• biographische Angaben
• Bilder, Videos
• Karten, Grafiken
Structured Journalism
• Informationseinheiten lassen sich
• verschlagworten (taggen)
• und neu kombinieren
• Aktualisierungszyklen sind eher länger
Cir.ca
• keine Artikel mehr, sondern „Stories“ die aus Fakten, Karten, Zahlen etc. bestehen
• Man kann „Stories“ folgen und bekommt dann Updates
Hierarchie im Structured Journalism
• Erzählstrang
• Ereignis
• Update
Vox• arbeitet mit
Storystreams, die Aktualisierungen bündelt und
• mit „Cards“, die bestimmte Aspekte einer Sache erklären (Erklärjournalismus)
• Beispiel: Obamacare
Politifact
• Aussagen von Politikern werden auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft und im „Truth-O-Meter“ bewertet
• Bewertung wird begründet, zugrunde liegende Recherche dokumentiert
• für jeden Politiker entsteht im Laufe der Zeit eine Sammlung/Bibliothek
Datenjournalismus• sauber recherchierte
und strukturierte Daten haben Beweiskraft
• „ddj - data driven journalism“ ist ein Trend im Storytelling, vor allem durch (interaktive) Visualisierungen
• Datensatz wird oft verlinkt: so entsteht Transparenz
4. Crowdsourcing im Journalismus
Fact-Checking durch die Crowd
• ZDF-Check überprüft Politiker-Aussagen
• engagierte Nutzer (z.T. Wikipedianer) werden in die Recherche von Quellen, Hintergründen, Studien, die bei der Überprüfung helfen, einbezogen
• die Redaktion zieht ein Fazit und nimmt die Bewertung vor
Crowdsourcing-Projekt SZ-Gefahrenatlas
• Leser sollen in eine Karte die Stellen eintragen, die für Radfahrer besonders gefährlich sind
• Auswertung durch Redaktion: Handlungsdruck auf Politik ausbauen
SZ: Die Recherche
• Redaktion stellt verschiedene große Themen zur Auswahl
• Nutzer stimmen ab und legen so das Recherchethema fest
• Redaktion recherchiert ausgiebig - und geht dabei auch auf Aspekte ein, die die Nutzer besonders interessieren (Kontakt per Mail, Facebook und Twitter)
• Beispiel: TTIP