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Technische Rundschau 1/2014 19 DOSSIER Faserverbundwerkstoffe | Dossier Kunststoffe Kampfansage in Richtung Aluminium Die Rominger Kunststofftechnik hat das geschafft, woran andere Unternehmen bereits jahrelang arbeiten: Sie hat einen thermisch hochleitfähigen Faserverbund- werkstoff mit thermoplastischer Matrix entwickelt, der als Spritzguss verarbeitet werden kann. (pi) Der Werkstoff «Hot Polymer CF273» besteht aus einer ther- moplastischen Matrix mit Kup- ferfasern. Er verfügt aufgrund des hohen Metallcharakters über delokalisierte Elektronen in allen Raumrichtungen (isotrop). Im Ge- gensatz zu reinen Metallen kann er trotzdem wie ein thermoplastischer Kunststoff spritzgegossen werden. Der Nachweis der Spritzgiess- barkeit bei minimaler Abrasivität trotz des hohen Füllgrades konnte im Rahmen einer Diplomarbeit be- wiesen werden. Die dafür erforder- lichen Versuche wurden in enger Zusammenarbeit mit der Semade- ni AG durchgeführt. Dort werden aktuell auch Teile mit Hot Polymer CF 273 hergestellt. Die vorgeschal- teten Compoundierungen fanden in der Bruno Peter AG statt. Leitet besser und ist preislich günstiger Laut Lars Rominger, Geschäſtsfüh- rer der Rominger Kunststoechnik GmbH, weist der neue Werkstoff im Vergleich zu Mitbewerbern ent- weder eine höhere Leitfähigkeit auf oder liegt preislich tiefer: «Diese Kombination führt dazu, dass die Werkstoffinnovation ein kosten- günstiges Substitut zu Aluminium darstellt.» Als mögliche Einsatzfelder für das Hot Polymer CF 273 sieht Rominger die generel- le Substitution von Aluminium so- wie sämtliche bestehenden Metall- und Kunststoffanwendungen, die über eine verbesserte Wärmeabfuhr bei eventuell gleichzeitiger elektri- scher Isolation verfügen müssen. Beispiel Notebook-Gehäuse: Im Vergleich zu Aluminium besitzen konventionelle Kunststoffgehäuse den Nachteil der mangelnden Wär- meabfuhr. Mit seiner Entwicklung sieht sich Rominger dagegen auf der richtigen Fährte: «Der Alu- miniumansatz ist funktional ge- sehen gut und macht durchaus Sinn, preislich jedoch nicht. Denn die Herstellung der Aluminium- verschalung ist enorm aufwendig, teuer und nicht gegen Oxidation gefeit.» Sein Faserverbundwerkstoff kann dagegen wie Spritzguss «voll- automatisch, schnell, günstig und oxidationsfrei zu Laptop-Gehäusen verarbeitet werden». Auch in der Medizintechnik sieht der umtriebige Unternehmer gute Einsatzmöglichkeiten für den leitfähigen Kunststoff. So kann er sich Gehäuseverschalungen für Pumpengehäuse zur Absaugung von Blut und Sekret oder Kunst- stoffwannen für Lichttherapien bei Gelbsucht bei Säuglingen genauso gut vorstellen wie wärmeleitfähige Tubes für DNA-Analysen. Aufgrund der bisherigen positi- ven Rückmeldungen aus der Indus- trie sieht Lars Rominger deshalb auch eine grosse Zukunſt für sei- nen innovativen Werkstoff mit Ziel «preisgünstiger Marktleader unter den leitfähigen Kunststoffsystemen und Aluminium-Substitut». Rominger Kunststofftechnik GmbH 6313 Edlibach, Tel. 041 756 03 15 [email protected] Die Wärmeleitfähigkeit von Hot Polymer CF 273 (Kurve 2) liegt im Bereich von Aluminium und ist deutlich besser als bei Wettbewerbsprodukten (Kurve 1 bis 7). (Bild: Rominger) Faserverbundwerkstoff «Hot Polymer CF 273 Thermisch hochleitfähiger Kunststoff, der bei Bedarf elektrisch isolierend eingestellt werden kann Wirtschaftlich, da spritzgiessbar Preisgünstige Alternative zu Metallapplikationen

Kampfansage in Richtung Aluminium. Quelle: Technische Rundschau

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Technische Rundschau 1/2014 19

DOSS

IER

Faserverbundwerkstoffe | Dossier Kunststoffe

Kampfansage in RichtungAluminiumDie Rominger Kunststofftechnik hat das

geschafft, woran andere Unternehmen

bereits jahrelang arbeiten: Sie hat einen

thermisch hochleitfähigen Faserverbund-

werkstoff mit thermoplastischer Matrix

entwickelt, der als Spritzguss verarbeitet

werden kann.

(pi) Der Werkstoff «Hot PolymerCF273» besteht aus einer ther-moplastischen Matrix mit Kup-ferfasern. Er verfügt aufgrunddes hohen Metallcharakters überdelokalisierte Elektronen in allenRaumrichtungen (isotrop). Im Ge-gensatz zu reinen Metallen kann ertrotzdem wie ein thermoplastischerKunststoff spritzgegossen werden.

Der Nachweis der Spritzgiess-barkeit bei minimaler Abrasivitättrotz des hohen Füllgrades konnteim Rahmen einer Diplomarbeit be-wiesen werden. Die dafür erforder-lichen Versuche wurden in engerZusammenarbeit mit der Semade-ni AG durchgeführt. Dort werdenaktuell auch Teile mit Hot PolymerCF 273 hergestellt. Die vorgeschal-teten Compoundierungen fandenin der Bruno Peter AG statt.

Leitet besser undist preislich günstiger

Laut Lars Rominger, Geschäftsfüh-rer der Rominger KunststofftechnikGmbH, weist der neue Werkstoffim Vergleich zu Mitbewerbern ent-weder eine höhere Leitfähigkeit aufoder liegt preislich tiefer: «DieseKombination führt dazu, dass dieWerkstoffinnovation ein kosten-günstiges Substitut zu Aluminiumdarstellt.»

Als möglicheEinsatzfelder fürdas Hot PolymerCF 273 sieht Rominger die generel-le Substitution von Aluminium so-wie sämtliche bestehenden Metall-und Kunststoffanwendungen, dieüber eine verbesserte Wärmeabfuhrbei eventuell gleichzeitiger elektri-scher Isolation verfügen müssen.

Beispiel Notebook-Gehäuse: ImVergleich zu Aluminium besitzenkonventionelle Kunststoffgehäuseden Nachteil der mangelnden Wär-meabfuhr. Mit seiner Entwicklungsieht sich Rominger dagegen aufder richtigen Fährte: «Der Alu-miniumansatz ist funktional ge-sehen gut und macht durchausSinn, preislich jedoch nicht. Denndie Herstellung der Aluminium-verschalung ist enorm aufwendig,teuer und nicht gegen Oxidationgefeit.» Sein Faserverbundwerkstoffkann dagegen wie Spritzguss «voll-automatisch, schnell, günstig undoxidationsfrei zu Laptop-Gehäusenverarbeitet werden».

Auch in der Medizintechniksieht der umtriebige Unternehmergute Einsatzmöglichkeiten für denleitfähigen Kunststoff. So kann ersich Gehäuseverschalungen fürPumpengehäuse zur Absaugungvon Blut und Sekret oder Kunst-

stoffwannen für Lichttherapien beiGelbsucht bei Säuglingen genausogut vorstellen wie wärmeleitfähigeTubes für DNA-Analysen.

Aufgrund der bisherigen positi-ven Rückmeldungen aus der Indus-trie sieht Lars Rominger deshalbauch eine grosse Zukunft für sei-nen innovativenWerkstoff mit Ziel«preisgünstiger Marktleader unterden leitfähigen Kunststoffsystemenund Aluminium-Substitut». ■

Rominger Kunststofftechnik GmbH6313 Edlibach, Tel. 041 756 03 [email protected]

Die Wärmeleitfähigkeit von Hot Polymer CF 273 (Kurve 2)

liegt im Bereich von Aluminium und ist deutlich besser als

bei Wettbewerbsprodukten (Kurve 1 bis 7). (Bild: Rominger)

Faserverbundwerkstoff«Hot Polymer CF 273• Thermisch hochleitfähiger Kunststoff, der bei Bedarfelektrisch isolierend eingestellt werden kann

• Wirtschaftlich, da spritzgiessbar• Preisgünstige Alternative zu Metallapplikationen