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Nachdem Römer, Goten und Araber ihre Spuren hinterlassen hatten, erlebte Antequera seine Blütezeit nach der Eroberung durch die Christen (1410). Die Renaissance und das Barock gelten als das “Goldenes Zeitalter” Antequeras. Die Stadt entwickelte sich zu einem grossen, wichtigen Wirtschaftszentrum und Schauplatz reger Handelsbeziehungen. Hier ist unbedingt die Lage Antequeras am “Kreuzpunkt der Wege” zu erwähnen, der auch heute noch das Leben der Stadt bestimmt. Aufgrund des entstandenen Wohlstands siedelten sich wichtige Adelsfamilien und religiöse Orden an, die Teile ihrer Einnahmen dazu verwanden, Gebäude zu errichten, die das Stadtbild verschönerten. Noch heute sind zahlreiche Kirchen, Köster und Stammhäuser Zeugen jener Zeit. Antequera besitzt die wichtigste Megalithgruppe Europas und mit dem Dolmen von Menga auch die ältesten dieser Art. Die Höhlen von Viera und El Romeral vervollständigen die Gruppe, letztere mit einer primitiven, falschen Kuppel. Riesige Steinquader wurden vom nahe gelegenen Steinbruch Vera Cruz herbeigeschafft, um diesen ersten menschlichen Bauten ihre Formen zu geben. Eine traumhafte, irrealistische Land- schaft erstaunt den unvorbereiteten Besucher, der sich auf einer der gekennzeichneten Routen auf den Weg macht, und dessen Fantasie zahl- reiche Figuren in den Steinen entdec- ken wird. Die reiche Flora und Fauna vervolls- tändigen diesen in Europa einzigarti- gen Landstrich. Die Naturlandschaft von Antequera ist mit zahlreichen Reizen ausgestattet. Von ganz besonderer Art ist der Torcal, in dessen Kalksteinbasis Wind und Wetter im Laufe der Jahrhunderte Millionen von Formen eingegerbt haben. Die Karwoche Antequeras zählt zu den am tiefsten verwurzelten und traditionellsten in ganz Andalusien. Das künstlerische Niveau der Heiligenbilder, mit hervorragenden Stücken aus dem Barock, lässt sich mit den besten ihrer Art messen. Als reines Volksfest ist die Feria de Primavera zu erwähnen (zwischen Ende Mai und Anfang Juni). Sie ist der Vorbote der grossen Real Feria im August, die Besucher aus ganz Andalusien anzieht. Während beider Feste finden wichtige Stierkämpfe statt. Der Adel, der sich während der Renaissance und Barock in Antequera niederliess, hat zahlreiche Paläste errichtet, die auch heute noch ein wunderschönes Zeugnis vergangener Zeit sind. Die wichtigsten Paläste sind der Palast von Nájera (heute städtisches Museum) und jene in den Strassen Cantereros, Tercia, Laguna und Lucena, die allesamt im Barockstil erbaut wurden. Von besonderem Wert sind die Häuser des Marqués de la Peña (kastilisches Stadtschloss mit Ecktürmen und Mudeéjarelemente), der Marquesa de las Escalonias (mit sehr interessantem, manieristischen Barockeingang), der Familie Coliarte (Museumshaus des Kreistages mit Barockeingang), des Barón de Sabasona (eines der originellsten Beispiele einer typischen “Gerüst- Fassade” der Stadt), des Marqués de Villadarias (besonders interessant ist der dreiteilige Eingang aus rotem Kalkstein des Torcals) und des Conde de Pinofiel (einer der besterhaltendsten Gebäude des bürgerlichen Barocks in Antequera). Das Haus der Serrailler enspricht, obwohl es erst 1929 erbaut wurde, dem Neubarock und ist ein Werk von Anibal. Das Beste Beispiel der religiösen Architektur ist die Königliche Stiftskirche Santa María La Mayor, die gemeinsam mit den Kirchen San Sebastián, San Juan und San Pedro dem Renaissancezeitalter angehören. Hervorzuheben sind ebenfalls, bereits im Barockstil erbaut, die Kirchen der Carmen, Los Remedios, Santiago, Madre de Dios, San José (z.Z. nicht besuchbar), Belén und San Juan de Dios. Das Erbe Antequeras ist nicht nur geschichtlich oder der Natur zuzuordnen, sondern auch kulturell. Die Stadt gewinnt an literarischer Bedeutung in drei verschiedenen Epochen: im 16. und 17. Jahrhundert (“Goldenes Zeitalter”), während der Romantik und heute. Zweifellos ist die wichtigste Epoche das goldene Zeitalter. Als die königliche Stiftskirche Santa María La Mayor fertig gestellt wurde, wurde dort ein Lehrstuhl für Grammatik gegründet, der von hervorragenden Professoren geleitet wurde und aus dem eine sehr geschätzte Dichtergruppe hervorging, deren Haupt Pedro Espinosa war.

Plano Antequera Alemán

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Nachdem Römer, Goten und Araber ihre Spuren hinterlassen hatten, erlebte Antequera seine Blütezeit nach der Eroberung durch die Christen (1410). Die Renaissance und das Barock gelten als das “Goldenes Zeitalter” Antequeras.

Die Stadt entwickelte sich zu einem grossen, wichtigen Wirtschaftszentrum und Schauplatz reger Handelsbeziehungen.Hier ist unbedingt die Lage Antequeras am “Kreuzpunkt der Wege” zu erwähnen, der auch heute noch das Leben der Stadt bestimmt. Aufgrund des entstandenen Wohlstands siedelten sich wichtige Adelsfamilien und religiöse Orden an, die Teile ihrer Einnahmen dazu verwanden, Gebäude zu errichten, die das Stadtbild

verschönerten. Noch heute sind zahlreiche Kirchen, Köster und Stammhäuser Zeugen jener Zeit.

Antequera besitzt die wichtigste Megalithgruppe Europas und mit dem Dolmen von Menga auch die ältesten dieser Art. Die Höhlen von Viera und El Romeral vervollständigen die Gruppe, letztere mit einer primitiven, falschen Kuppel.

Riesige Steinquader wurden vom nahe gelegenen Steinbruch Vera Cruz herbeigeschafft, um diesen ersten menschlichen Bauten ihre Formen zu geben.

Eine traumhafte, irrealistische Land-schaft erstaunt den unvorbereiteten Besucher, der sich auf einer der gekennzeichneten Routen auf den Weg macht, und dessen Fantasie zahl-reiche Figuren in den Steinen entdec-ken wird.Die reiche Flora und Fauna vervolls-tändigen diesen in Europa einzigarti-gen Landstrich.

Die Naturlandschaft von Antequera ist mit zahlreichen Reizen ausgestattet. Von ganz besonderer Art ist der Torcal, in dessen Kalksteinbasis Wind und Wetter im Laufe der Jahrhunderte Millionen von Formen eingegerbt haben.

Die Karwoche Antequeras zählt zu den am tiefsten verwurzelten und traditionellsten in ganz Andalusien. Das künstlerische Niveau der Heiligenbilder, mit hervorragenden Stücken aus dem Barock, lässt sich mit den besten ihrer Art messen.

Als reines Volksfest ist die Feria de Primavera zu erwähnen (zwischen Ende Mai und Anfang Juni). Sie ist der Vorbote der grossen Real Feria im August, die Besucher aus ganz Andalusien anzieht. Während beider Feste finden wichtige Stierkämpfe statt.

Der Adel, der sich während der Renaissance und Barock in Antequera niederliess, hat zahlreiche Paläste errichtet, die auch heute noch ein wunderschönes Zeugnis vergangener Zeit sind. Die wichtigsten Paläste sind der Palast von Nájera (heute städtisches Museum) und jene in den Strassen Cantereros, Tercia, Laguna und Lucena, die allesamt im Barockstil erbaut wurden.Von besonderem Wert sind die Häuser des Marqués de la Peña (kastilisches Stadtschloss mit Ecktürmen und Mudeéjarelemente), der Marquesa de las Escalonias (mit sehr interessantem, manieristischen Barockeingang), der Familie Coliarte (Museumshaus des Kreistages mit Barockeingang), des Barón de Sabasona (eines der originellsten Beispiele einer typischen “Gerüst-Fassade” der Stadt), des Marqués de Villadarias (besonders interessant ist der dreiteilige Eingang aus rotem Kalkstein des Torcals) und des Conde de Pinofiel (einer der besterhaltendsten Gebäude des bürgerlichen Barocks in Antequera). Das Haus der Serrailler enspricht, obwohl es erst 1929 erbaut wurde, dem Neubarock und ist ein Werk von Anibal.

Das Beste Beispiel der religiösen Architektur ist die Königliche Stiftskirche Santa María La Mayor, die gemeinsam mit den Kirchen San Sebastián, San Juan und San Pedro dem Renaissancezeitalter angehören. Hervorzuheben sind ebenfalls, bereits im Barockstil erbaut, die Kirchen der Carmen, Los Remedios, Santiago, Madre de Dios, San José (z.Z. nicht besuchbar), Belén und San Juan de Dios.

Das Erbe Antequeras ist nicht nur geschichtlich oder der Natur zuzuordnen, sondern auch kulturell. Die Stadt gewinnt an literarischer Bedeutung in drei verschiedenen Epochen: im 16. und 17. Jahrhundert (“Goldenes Zeitalter”), während der Romantik und heute.

Zweifellos ist die wichtigste Epoche das goldene Zeitalter. Als die königliche Stiftskirche Santa María La Mayor fertig gestellt wurde, wurde dort ein Lehrstuhl für Grammatik gegründet, der von hervorragenden Professoren geleitet wurde und aus dem eine sehr geschätzte Dichtergruppe hervorging, deren Haupt Pedro Espinosa war.