14.01.20141 "Es ist die Frage, die uns keine Ruhe lässt. Es ist die Frage, die Euch...

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11.04.23 1

"Es ist die Frage, die uns keine Ruhe lässt. Es ist die Frage, die Euch hergeführt hat.

Ihr kennt die Frage, genau wie wir."

"Was ist die Matrix? Oder viel eher:

Was ist die Grid-Technik?" *

*abgewandeltes Zitat aus „Matrix“ (1999)

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Gliederung

1. Theoretische Grundlagen – Die Theorie persönlicher Konstrukte von Kelly (1955)

2. Allgemeine Angaben zur Grid-Technik

3. Repertory Grid: Vorbereitung, Durchführung und Auswertung

4. Testgütekriterien

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Die Theorie persönlicher Konstrukte – George A. Kelly (1955)

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Grundannahmen der Theorie

Kellys Menschenbild: „Mensch als Wissenschaftler“ Jedes Individuum nimmt die Welt einzigartig wahr,

interpretiert sie einzigartig und fasst sie in eigene Begriffe, die sog. persönlichen Konstrukte.

Ein Mensch ist daher nur zu verstehen, wenn man das Konstruktsystem erfasst und übernimmt, das er als „Wissenschaftler“ entworfen hat (→ Grid-Technik).

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Funktionen persönlicher Konstrukte

1) Antizipation zukünftiger Ereignisse: Personen antizipieren zukünftiges Geschehen auf der Grundlage ihrer Konstrukte (vgl. Basispostulat).

2) Reduzierung des Inputs auf ein kognitiv verarbeitbares Maß: Persönliche Konstrukte sind kein direktes Abbild der Realität, sondern vielmehr Abstraktionen derselben.

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Zur Erinnerung…

Kelly beschreibt seine Theorie in einem Grundsatz (Basispostulat) und 11 Hilfssätzen (Korollarien).

Dichotomiehilfssatz: Die persönlichen Konstrukte sind dichotom/ bipolar aufgebaut.

Individualitätshilfssatz: Menschen unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie Ereignisse konstruieren, d.h. wie sie ihre Konstrukte bilden.

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Veränderbarkeit persönlicher Konstrukte

Personen antizipieren zukünftiges Geschehen auf der Basis ihrer Konstrukte.

Tritt ein Ereignis nicht, oder anders als erwartet ein, kann das zur Veränderung von persönlichen Konstrukten führen → kontinuierlicher Validierungsprozess

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Worin unterscheidet sich Kellys Theorie von anderen Persönlichkeitstheorien, wie z.B. Big Five (NEO-FFI)?

Idiographisch statt nomothetisch: In Kellys Theorie steht das Individuum im Mittelpunkt, d.h. für ihn gibt es nicht die 5 Faktoren, mit denen sich die Persönlichkeit eines jeden Menschen beschreiben lässt.

Jeder Mensch besitzt seine eigene implizite Persönlichkeitstheorie, die sich aus den individuell unterschiedlichen Konstrukten zusammensetzt.

Interindividuell unterschiedliche Anzahl an Dimensionen möglich!

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Wie bekommt man nun Zugang zu den persönlichen Konstrukten

eines Menschen?

→ Grid-Technik

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Gliederung

1. Theoretische Grundlagen – Die Theorie persönlicher Konstrukte von Kelly (1955)

2. Allgemeine Angaben zur Grid-Technik

3. Repertory Grid: Vorbereitung, Durchführung und Auswertung

4. Testgütekriterien

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Bibliographische Angaben zur Grid-Technik

Repertory Grid Technik (RGT), Hogrefe (1991) Testautor: Rainer Riemann in SULB und Testothek erhältlich Testmappe enthält: Protokollbögen

für einen Gridtest, Auswertungs- programm (auf Diskette), Vorlagen für eine graphische Darstellung der Auswertungen

Preise?

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Die Grid-Technik online…

http://scivescoweb.eac-leipzig.de/

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Was ist die Grid-Technik?

Begriffsbestimmung: Unter der Bezeichnung „Repertory Grid Technik“ (RGT) wird eine Klasse von Verfahren zusammengefasst, mit denen individuelle Dimensionen subjektiver Erfahrung (→ persönlichen Konstrukte) erfasst werden sollen.

RGT ist ein Verfahren, dass nicht zur standardisierten, routinemäßigen Erfassung von psychologischen Merkmalen geeignet ist!

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Anwendungsfelder

Persönlichkeitsdiagnose (Diagnosezwecke, Evaluation therapeutischer Maßnahmen)

Psychosomatik (Diagnose von Körper und Krankheitserleben)

Marketing/Marktforschung (Konsumentenbefragung) Informationstechnologie (Softwareentwicklung) Organisation/Management (Qualitätskontrolle,

Konfliktlösung, Teamentwicklung, Innovationsforschung, ...)

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Gliederung

1. Theoretische Grundlagen – Die Theorie persönlicher Konstrukte von Kelly (1955)

2. Allgemeine Angaben zur Grid-Technik

3. Repertory Grid: Vorbereitung, Durchführung und Auswertung

4. Testgütekriterien

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Filmausschnitt

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Repertory Grid: Vorbereitung, Durchführung, Auswertung

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Vorbereitung

muss auf zu untersuchende(n) Person(enkreis) zugeschnitten sein

darf nicht zu weit gefasst und nicht zu differenziert formuliert sein

Bsp.: Frage nach Dimensionen der Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung

1. Formulierung der Untersuchungsfrage

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Vorbereitung

qualitativ orientierte Untersuchungen:

vom Befragten selbst formulierte Elemente

Nachteil: Zeitaufwand; Vorteil: Qualität quantitativ orientierte Untersuchungen: Elemente werden

vorgegeben Allgemein: Elemente herausarbeiten, die eine aussagekräftige

Abbildung der Konstrukt-Systeme der Befragten ermöglichen

2. Bestimmung des Elementtyps

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Repertory Grid: Vorbereitung, Durchführung, Auswertung

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Durchführung

Elemente?

→ alle Begriffe, die sich vom Befragten beurteilen lassen (Personen, Produkte, Abteilungen, ...)

Zusammenstellung von Elementen die sich sinnvoll miteinander vergleichen lassen

1. Erhebung der Elemente

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am Beispiel Personen:

a) freies Nennen (qualitativ) der Personen, evtl. angeregt durch Fragestellungen, wie:

Mit welchen Personen haben Sie im Moment viel zu tun?

Über welche Personen denken Sie viel nach oder haben Sie früher viel nachgedacht?

Wen kennen Sie nur oberflächlich?

Durchführung

1. Erhebung der Elemente

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am Beispiel Personen:

a) freies Nennen (qualitativ)

b)durch vorgegebene Rollentitellisten (quantitativ), wie:

Mutter bzw. die Person, die die Rolle der Mutter im Leben des Probanden eingenommen hat.

Die intelligenteste Person, die der Proband persönlich kennt.

Durchführung

1. Erhebung der Elemente

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Anzahl der Elemente? keine festen Grenzwerte, aber... nach Scheer: zwischen 6 und 25 von Vorteil:

„Zu wenige Elemente führen zu künstlicher Vereinfachung, zu viele zu redundanten Informationen.“

Durchführung

1. Erhebung der Elemente

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Konstrukte?

→ Verweis auf Kellys Konstrukttheorie Es sollten verschiedene Verfahren zur Erfassung der

Konstrukte berücksichtigt werden (Triadenmethode, Dyadenmethode, ...)

Verfahren können auch kombiniert werden

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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erster Schritt:

→ mit Probanden über Themenbereich sprechen & Notizen machen von Konzepten, vagen Vorstellungen d. Probanden

→ Notizen können dann als Konstrukte mit verarbeitet werden

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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erster Schritt → „darüber sprechen“ & Notizen zweiter Schritt:

→ dem Probanden werden die vorher erarbeiteten Elemente dargeboten (z.B. auf Karten)

→ der Proband soll unterscheidende subjektive Einschätzung bzgl. der Elemente formulieren

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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Vielzahl von Methoden zur Unterscheidung der Elemente meist: Triadenmethode & Dyadenmethode Stets vor nächstem Konstrukt:

→ Bezeichnungen direkt in das Gitter eintragen

→ Einschätzungen unmittelbar vornehmen

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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Triadenmethode:

→ 3 zufällig ausgewählte Elemente

→ Ähnlichkeit 2er Elemente

→ Unterschied der 2 Elemente zum 3. Element

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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Triadenmethode:

→ Vorteil: Probanden beherrschen Methode meist nach wenigen Durchgängen

→ Nachteil: Probanden verfügen nicht immer über notwendige Dimensionen; lange Bearbeitungszeit

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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Dyadenmethode:

→ Vergleich von nur 2 Elementen

→ auf Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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Dyadenmethode:

→ Vorteil: für Kinder und Unterbegabte, geringe Bearbeitungszeit, kommt dem üblichen Denken näher

→ Nachteil: Begriffe, die nicht zwischen Elementen differenzieren, können genannt werden (selten)

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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Bildung von Gegensatzpaaren Beispiel: chaotisch

Gegensatz?

Durchführung

2. Erhebung der Konstrukte

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Bezeichnungen der Elemente in Spalten Bezeichnungen der Konstrukte in Zeilen Bewertung über Rangordnungsverfahren (z.B. 1-15

Ränge) → Problem bei vielen E. oder Ratingskalierung (1-6 oder -3 bis +3)

Bearbeitungszeit bei 12 Elementen und 15 Konstrukten: ca. eine Stunde

Durchführung

3. Bewertung der Elemente

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Durchführung

3. Bewertung der Elemente

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Puuh, erstmal geschafft...

Durchführung

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Repertory Grid: Vorbereitung, Durchführung, Auswertung

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viele Möglichkeiten der Auswertung von alleiniger Interpretation der Daten bis hin zu

komplexen, mathematischen Verfahren Prinzipiell: Erfassung von Zusammenhängen und

wechselseitigen Beziehungen zwischen Elementen und Konstrukten zueinander, als auch untereinander

Auswertung

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Hierfür können Ähnlichkeitskoeffizienten bestimmt werden (z.B. Phi-Koeffizient oder Spearmans Rangkorrelationskoeffizient)

...meist nur ein Zwischenschritt oft wird gleich eine der folgenden Auswertungsmethoden

verwendet: → Clusteranalyse, nonmetrische Multi-dimensionale

Skalierung, formale Begriffs-analyse, Hauptkomponentenanalyse

Auswertung

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Hauptkomponentenanalyse:

→ HKA über die Daten rechnen

→ Umrechnung in Koordinaten → Elemente und Konstrukte können dann in

Koordinatensystem eingezeichnet werden

→ ihre wechselseitige Bezogenheit kann geografisch (über Distanzen) gedeutet werden

Auswertung

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Repräsentation

durch HKA,

Quelle: Manual

Auswertung

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Repertory Grid: Vorbereitung, Durchführung, Auswertung

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Gliederung

1. Theoretische Grundlagen – Die Theorie persönlicher Konstrukte von Kelly (1955)

2. Allgemeine Angaben zur Grid-Technik

3. Repertory Grid: Vorbereitung, Durchführung und Auswertung

4. Testgütekriterien

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Wie steht es mit Objektivität, Reliabilität und Validität der

Grid-Technik?

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Objektivität

Auswertungsobjektivität: gegeben bei Verwendung der statistischen Verfahren (z.B. Faktorenanalyse), die auch auf der „Auswertungsdiskette“ enthalten sind

Durchführungsobjektivität? Interpretationsobjektivität?

vgl. Fromm (1995)

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Reliabilität

Kellys Theorie postuliert, dass persönliche Konstrukte weder stabil sind, noch dass sie an unterschiedlichen Zeitpunkten identisch formuliert werden könnten.

Retest-Reliabilität: hohe Werte sind nur in bestimmten Fällen zu erwarten, z. B. wenn es um zentrale Konstrukte oder Strukturen des Konstruktsystems geht

vgl. Fromm (1995)

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Reliabilitätsschätzungen

Stabilität der Nennung der Elemente: mittlere Übereinstimmung von 72% nach zwei Wochen (Fjeld & Langfield, 1961)

Stabilität der Nennung von Konstrukten: Übereinstimmung zwischen 59% und 75% Im Mittel ca. 70% der Konstrukte ähnlich (Hunt, 1951); bei einem Intervall von einer Woche

Interne Konsistenz der Struktur der Elemente: gute Stabilität gegenüber einer zufälligen Auswahl von Konstrukten (z.B. Riemann, 1981)

Zeitliche Stabilität der Struktur der Elemente: zufrieden stellende Stabilität über kürzeren Zeitraum; nur mäßige Stabilität über längeren Zeitraum

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Validität

Riemann (1983): „Mit Hilfe der Gridtechnik können individuelle kognitive Strukturen durchaus valide erfasst werden.“

Inhaltsvalidität: hohe Inhaltsvalidität möglich, wenn einige Punkte bei der Konstruktion des Gridtests beachtet werden, z.B. repräsentative Auswahl an Elementen

Kriteriumsvalidität: erhobene persönliche Konstrukte liefern valide Informationen über Person (Payne, 1956)

Konstruktvalidität: schwer zu erfassen; geeignete Verfahren belegen recht gute Konstruktvalidität

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Korrelationen mit anderen Persönlichkeitstests

Studie von Klein (1996): Fremdbeurteiler sind in der Lage, aufgrund der Kenntnis des Konstruktsystems einer Person eine Beurteilung der Persönlichkeit dieser Person abzugeben, die in bedeutsamer Weise mit ihrer (Persönlichkeits-) Selbsteinschätzung korreliert.

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Noch Fragen?

Quellen

Riemann, R. (1991). Repertory Grid Technik - Handanweisung. Göttingen: Hogrefe Verlag für Psychologie.

Kühl, S.; Strodtholz, P.; Taffertshofer, A. (2009). Handbuch Methoden der Organisationsforschung.VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 477-496.

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