36 Forum H eils ames S ch w eig en - haus-gries.de Foto: KNA Franz Jalics , 1927 in Buda pest g e...

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Die Tagespost ñ22. Februar 2018

36 Forum

Ein junges Kloster im IllertalDas Kloster Brandenburg südlich von Ulm wird von einer jungen Schwesterngemeinschaft geführt V O N H A N N E L O R E S T R O P P E L

Mit Kloster verbindet manvielfach alte, ehrwürdigeGebäude, diese finden sichim Kloster Brandburg nicht.

Der jüngste Bauteil, das Exerzitien- undTagungshaus, wurde erst 2002 fertigge-stellt. Das Kloster liegt circa zwanzig Kilo-meter südlich von Ulm, im schönen Iller-tal.

Brandenburg ist ein noch sehr jungesKloster, die Schwesternschaft wurde erstim August 1961 anerkannt. Die mutige undvon Gott geführte Anna Hecht hatte nichtvor, ein Kloster zu gründen. Dennoch folg-te sie dem Ruf des FranziskanerpatersRochus Schamoni, das „ErholungsheimSchloss Brandenburg“ zu übernehmen undmit den dort schon versammelten jungenFrauen ein klösterliches Leben zu begin-nen.

Am 1. Juni 1929 schlossen sich dieFrauen zu einer Gemeinschaft zusammenund wählten Anna Hecht zu ihrer erstenOberin. Als Namenspatronin wählte sie dieHl. Theresia von Avila und hieß fortan„Mutter Maria Theresia Hecht“.

Die Zeitumstände der Gründung warenäußerst verworren. In der Klosterchronikwerden viele Begebenheiten beschrieben,

die zeigen, wie der Glaube und das Ver-trauen der Schwestern vom Herrn belohntwurden. Neben der fachlichen Kompetenzvon Anna Hecht waren es unter anderemihr Mut, ihre Ausdauer und ihre auf un-erschütterlichem Gottvertrauen basieren-de Risikobereitschaft, die zum Erfolg bei-trugen.

Im Jahre 1961 durfte Maria TheresiaHecht im Alter von 73 Jahren die Anerken-nung der Schwesterngemeinschaft alsKongregation bischöflichen Rechts erle-ben. Die Schwesternschaft wurde am 12.August 1961 durch Bischof Dr. Karl JosephLeiprecht unter dem Titel „Kongregationder Immakulataschwestern vom Seraphi-schen Apostolat vom Dritten Orden desheiligen Franziskus“ als Diözesankongre-gation anerkannt.

Die Schwesterngemeinschaft wurde grö-ßer und wirkte nicht nur im ExerzitienhausBrandenburg. Es wurden verschiedene so-ziale Einrichtungen von den Schwesterngegründet und geleitet. Im Jahr 2006 wur-de vom Kloster die Theresia-Hecht-Stif-tung ins Leben gerufen. Die sozialen Ein-richtungen in der Alten-, Jugend- und Be-hindertenhilfe wurden in gemeinnützigeGmbHs umgewandelt.

Das Exerzitien- und Gästehaus wirdnoch heute von der Schwesterngemein-schaft geführt. Die Aufgabe des Hauses ist,den katholischen Glauben auch in der heu-tigen Zeit weiter zu verbreiten und zu ver-tiefen. Das umfangreiche Jahresprogrammbietet für alle Altersgruppen Einkehrtage,Exerzitien und Seminare an. Ein großesAugenmerk wird auf die Jugend gelegt.Unterschiedlichste Kurse bieten jungenMenschen die Möglichkeit, sich mit ihremLeben und ihrer Berufung auseinanderzu-setzen. Auch die Seminare Kath. Dancingund Kath. Dating setzen besondere Akzen-te. Kath Dancing: Ein Tanzkurs für Singlesund Paare, der auch Zeit für Gesprächeund geistlichen Input bietet. Kath Dating:Hier haben Singles die Möglichkeit, einengleichgesinnten Partner/Partnerin zu fin-den, die auch noch die christlichen Werteleben und schätzen. Neben zahlreichenExerzitienangeboten werden verschiedenFreizeitaktivitäten geboten. Ob Pilgerwan-derung, Pilgerradtour, Weihnachtsfreizeitoder der Tag der Begegnung. Auch Gäste,die nur Ruhe und Erholung suchen, sindimmer herzlich willkommen.Weitere Informationen finden Siehier: www.kloster-brandenburg.de

Blick durch die Klostermauer: Die Im-makulataschwestern vom Seraphi-schen Apostolat vom Dritten Ordendes heiligen Franziskus.

Im Kloster Brandenburg steht die Türfür Besucher offen.

Fotos: Wiesmüller

„Wir sind keinBildungshaus.Es kommen kei-ne externenKurse hier insHaus. Wir habennur ein Kursfor-mat: ZehntägigeSchweigeexerzi-tien. Wir bietenalle Kurse selbstan.“P. Joachim Hartmann SJ

In Haus Gries geht es nicht um Erleuchtung, Leistung und Effizienz, sondern umein sanftes und zartes Geschehen-lassen in der unmittelbaren Erfahrung Gottes.

Foto: KNA

Franz Jalics, 1927 in Budapest geboren,trat 1947 in den Jesuitenorden ein. Ergilt als Begründer der kontemplativenExerzitien. Foto: IN

„Ich hatte dasGefühl, einenMenschen zutreffen, der insich einen Auf-trag spürt, derweiß, was er willund der einengeistlichen Wegzeigen kann, derfür heutige Men-schen gehbarund hilfreich ist.“Bernhard Bürgler SJ überseinen Ordensbruder Franz Jalics.

Heilsames SchweigenDas von Franz Jalics SJ gegründete Haus Gries im Frankenwald ist das Zentrum der kontemplativen Exerzitien V O N B E N E D I K T W I N K L E R

Das Haus Gries im Frankenwaldbei Kronach ist zweifellos einGeheimtipp. Es gilt als das Mut-terhaus der kontemplativen

Exerzitien. Wer nach Gries kommt, bringtin der Regel mehr Zeit mit. Die ist nötig,schließlich geht es nicht um die schnelle Er-leuchtung, sondern um das Einüben vonBeziehung: zu Gott, zum Nächsten und zusich selbst.

Der aus Ungarn stammende Jesuitenpa-ter Franz Jalics SJ, der inzwischen 90-jäh-rige Gründer des Hauses, beschreibt die vonihm entwickelten kontemplativen Exerzi-tien als ein Wechsel „vom Fahrersitz aufden Beifahrersitz“, ein Prozess des Gesche-hen-lassens, welcher dem Herrn die Regieüberlässt. Alles, was es dazu braucht, istVertrauen, eine gewisse psychische Grund-stabilität und die Bereitschaft, sich überra-schen zu lassen. Der Exerzitant, der dem

Grieser Weg folgt, meditiert in Stille denNamen Jesu oder legt ein inneres Ja auf denAtem. Kontemplatives Gebet ist ein Gebetder Zustimmung. Diese Haltung besagt,dass sich in der Stille alles zeigen darf:Schmerzliche Brüche im Leben, Verstri-ckungen in Schuld und Sünde, Burn-Out-Erfahrungen. Häufig kommen nach Haus

Gries Menschen, die in der Berufswelteinem hohen Leistungsdruck ausgesetztsind, vor allem Menschen in „helfenden Be-rufen“: Krankenpfleger, Psychotherapeu-ten, kirchliche Mitarbeiter und Seelsorger.Sie wollen ihre Beziehung zu Jesus Christusvertiefen, viele von ihnen suchen nach einerneuen Lebendigkeit im Leben. „Ich muss

für mich auch etwas tun, wenn ich in derRolle des Gebers bin“, so der JesuitenpaterJoachim Hartmann SJ, der zusammen mitder Ärztin und Journalistin Annette ClaraUnkelhäußer das Exerzitienhaus leitet.Hartmann wurde im September 2014 vonder Deutschen Provinz der Jesuiten mit derHausleitung beauftragt. Der erfahrenegeistliche Begleiter weiß aus unzähligenBegleitgesprächen von der Wirksamkeit dererprobten Methode zu berichten: „Heilunggeschieht oft in leisen Schritten, langsamund mit Geduld. Sanft und zart.“ Es gehenicht darum, etwas zu erreichen, sondern„meine Wahrheit vor Gott, wie sie ist, wahr-zunehmen“, in dem Vertrauen, dass „allesSchmerzliche und Unheilvolle von Gott hereine Wandlung erfährt“, so Unkelhäußer.

Ein zutiefstchristlicher Weg

Der Deutungsrahmen ist der christlicheHintergrund: die hl. Schrift, die Kirche, dieSakramente, die tägliche Eucharistiefeier.Haus Gries steht in der zutiefst christlichenTradition der Wüstenväter der ersten Jahr-hunderte. Christliches Zen gibt es in HausGries nicht. Im Jesusgebet geht es nicht umein Leerwerden, wie im Zen-Buddhismusoder um Erkenntnis wie in gnostischenHeilswegen, sondern um das Einüben vonBeziehung, um Vergebung, um eine unmit-telbare Du-Bezogenheit zu Jesus Christus.Das Jesusgebet ist dabei eine sehr präziseerprobte und bewährte Methode, die ineinen Raum der Stille hineinführt und Auf-merksamkeit bündelt, um sich auf GottesGegenwart hin auszurichten.

Die angebotenen zehntägigen Schweige-exerzitien – ohne Luxus, ohne Handy, ohneFernseher, ohne Bücher – beginnen mitWahrnehmungsübungen in der Natur imumliegenden Frankenwald und werdenfortgesetzt mit Leibübungen. Gesprochenwerden darf nur während der Begleitge-spräche und in den halbstündigen täglichenAustauschrunden. Wer nach den zehn Ta-gen längerfristig in Haus Gries mitlebenmöchte, hat die Möglichkeit, für mehrereMonate der Hausgemeinschaft beizutreten.In Haus Gries finden ganzjährig 22Kurse statt. www.haus-gries.de

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