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6 MÜNCHEN ABENDZEITUNG FREITAG, 27. 2. 2015 WWW.AZ-MUENCHEN.DE

Loriot, Söder, Reiter undeine einmalige Chance

E s wäre eine unendlicheGeschichte, wenn sienicht am Samstag enden

würde. Es geht um 3,2 Millio-nen Euro oder – ab Montag –vielleicht schon um sieben Mil-lionen. Oder noch mehr. Jetztnoch hat der Freistaat Bayerndie Chance – oder er verpasstsie und müsste hinterher Mil-lionen mehr hinblättern.

Es geht um die denkmalge-schützte Villa des MünchnerLiteraturnobelpreisträgers PaulHeyse (1830–1910). Eine Im-mobilie in Bestlage, direkt hin-ter der Glyptothek, schräg ge-genüber vom Lenbachhaus indirekter Nachbarschaft zumKunstareal der Pinakotheken.Das weckt Begehrlichkeiten.

WAS BISHER GESCHAHVor rund sieben Jahren kauftedie Immobilienfirma des Gü-tersloher Miele-Chefs, Rein-hard Zinkann, von den Erbendes Farb- und LackfabrikantenLudwig Rosner das Gebäude inder Luisenstraße 22. Seine Fir-ma für Immobilien-Entwick-lung hatte Großes vor: Denk-malschutz wegklagen und aufdem 1300-Quadratmeter-Grundstück einen fünfstöcki-gen Gebäuderiegel bauen, wojetzt nur eine Mauer und eineinstöckiges Ateliergebäudeden schönen Garten säumen.

Reinhard Zinkann handeltesich damit einen Münchner„Shitstorm“ ein, der bis in diePresse nach Güterslohschwappte, was dem Kauf-mann mit seinem Familienun-ternehmen zusetzte.

Er vertiefte sich in den Fall,der zuvor für ihn nur abstraktüber den Schreibtisch gegan-gen war, und pfiff vor andert-halb Jahren – auf seinen gutenRuf bedacht – seine Immobi-lienfirma zurück.

DAS FRECHE PROJEKT„KOMISCHE PINAKOTHEK“Jetzt trat eine umtriebigeMünchnerin auf den Plan, diemit ihrem Charme und der Un-terstützung durch den Vor-stand ihres „Fördervereins Ko-mische Pinakothek“ ReinhardZinkann zu etwas Außerge-wöhnlichem bewegte. „Außer-gewöhnlich stimmt“, sagt dieGaleristin Meisi Grill: „Aber dasAngebot ist vor allem generösund zeigt, dass Herr Zinkanneben kein kalter Investor ist,sondern unser kulturelles Pro-jekt unterstützt.“

Der Förderkreis will in undaus der „Hauptstadt der Satire“,vom Simplizissimus bis Poltund Hanitzsch die „Weltstadtmit Scherz“ machen, mit Spitz-weg, Pocci, Valentin, Gulbran-son, Hürlimann. Und der Nach-lass Loriots würde hier eben-falls Platz finden, ehe er nachHannover abwandert.

„Die Sammlungen sind alleda: im Stadtmuseum, Lenbach-haus und in der GraphischenSammlung“, sagt Meisi Grill,die selbst noch über einen gro-ßen Fundus satirischer Zeich-ner verfügt: von Flora bisHurzlmeier, Janosch, Haderer,Waechter oder Tomi Ungerer.

WAS IST DIE EINMALIGE CHANCE?Zinkann will die Immobilie, dieihm bisher kein rechtes Glückgebracht hat, verkaufen. Er hatim September dem Förderkreisein Angebot unterbreitet: DerVerkauf der Immobilie zumSelbstkostenpreis plus bisheri-ge Verwaltungskosten, also zir-ka 3,2 Millionen Euro.

Und jetzt kommt das Bayeri-sche Finanzministerium insSpiel – oder die Stadt Mün-chen. Denn die müssten dasObjekt kaufen. Thomas Goppel,ehemaliger Staatsminister fürWissenschaft, Forschung undKunst, begeisterte das Finanz-ministerium und bekam einenTermin bei Markus Söder, dersich auch für das Projekt Komi-sche Pinakothek erwärmte,aber eben noch keine Finanzie-rungszusage gemacht hat.

Seitens der Stadt signalisier-ten schon vor Jahren sowohlder Kulturreferent Hans-GeorgKüppers Unterstützung wieauch Ex-OB Christian Ude undder neue OberbürgermeisterDieter Reiter. Eine Chance also,dass Stadt und Staat gemein-sam den Satirestandort Mün-chen schmücken.

FÜR ZUSAMMEN ZEHN MILLIONENEURO SOLL ALLES ZU HABEN SEINDrei Mal seit Herbst gelang esdem Förderverein, eine Verlän-gerung des Angebotes vonReinhard Zinkann zu erwirken.Jetzt läuft die Frist am Samstagaus. Währenddessen hat derVerein bereits einen Umbau-und Finanzierungsplan für diePaul-Heyse-Villa vorgelegt.

Experten der „ImmobilienFreistaat Bayern“, die Grund-stücke und Gebäude für Bayernerwirbt, verwaltet oder ver-kauft, haben den Sanierungs-bedarf bereits eingeschätzt.Der Förderverein selbst kommtauf geschätzte 4,5 MillionenEuro.

„Alles in allem ist die Komi-sche Pinakothek für unter zehnMillionen zu haben“, sagt MeisiGrill. Die laufenden Betriebs-kosten könnten durch ihrenVerein und seine Spender, denMuseumsshop und die Ver-pachtung des Museumscafés,das bisher eine Weinhandlungmit Imbiss ist, gedeckt werden.

UND WIE GEHT DIEGESCHICHTE JETZT WEITER?Drei Szenarien sind denkbar:Der Freistaat erklärt schnellund verbindlich seine Kaufab-sicht zum angebotenen Vor-zugspreis zugunsten der Komi-schen Pinakothek. So könntediese dann an diesem wunder-bar geeigneten Ort entstehen.

Oder der Freistaat zögert –und das Angebot verfällt. Umdie Paul-Heyse-Villa jetzt eineranderen kulturellen Nutzungim Kunstareal zuzuführen,müsste der Freistaat dann zumhohen Marktwert kaufen. Esgibt Pläne für einen Info-Pointfür das gesamte Kunstareal,auch staatliche Sammlungen,die bisher kein eigenes Mu-seum haben, hätten gerne eineigenes Haus – wie die „Gra-phische Sammlung“, die bisherinnerhalb der Pinakothek derModerne untergebracht ist.

Oder die Villa wird auf dem

freien Immobilienmarkt an ei-nen anderen Privatinvestorverkauft. Die Chance, dasKunstareal interessant weiter-zuentwickeln, wäre vertan.

Aber wenn der KulturstaatBayern hier schwächelt, wäreja noch die Kulturstadt Mün-chen gefragt. Aber es eilt.

Adrian Prechtel

Der Kampf um diedenkmalgeschütztePaul-Heyse-Villa ist inder entscheidendenRunde: Kommt jetzt die„Komische Pinakothek“?

Im Krieg wurden Teile der klassizistischen Heyse-Villa in der Luisenstraße zerstört. Sie wurde etwas einfacherrekonstruiert und steht weiterhin in der Denkmalschutzliste für die Maxvorstadt. Foto: Daniel von Loeper

Meisi Grill im Hofbräuhaus, wo ein paar Werke ihrer großen Sammlungvorübergehend Asyl gefunden haben. Foto: Petra Schramek

Auch an ihmliegt es jetzt,was aus derPaul-Heyse-Villa wird:MarkusSöder.

Foto: dpa

In Freiham verschwindet gerade eine der letzten Freiflächen. Foto: Feindt

Auf der Suche nach der Lücke

MÜNCHEN Wohnen in Münchenmuss bezahlbar bleiben, findendie Grünen. Doch eigentlichbeginnen die Probleme bereitsviel früher. Denn ob überteuertoder moderat: Es muss ersteinmal etwas da sein, für dasman überhaupt Geld ausgeben

kann. Die Erweiterungspoten-ziale am Stadtrand allerdingssind mittlerweile genauso er-schöpft wie die Brachflächen inder Innenstadt. Wo sollen dieWohnungen also herkommen?

Die Grünen haben sich darü-ber ein paar Gedanken ge-macht und gestern ihre Vor-schläge präsentiert. Die Stadt-verwaltung soll sich kreativ aufGrundstückssuche machen.Egal ob Dächer, überdimensio-nierte Straßen oder große Plät-ze – damit keine Grünflächenmehr versiegelt werden müs-

sen, soll die Stadt prüfen, wotheoretisch noch Wohnungengebaut werden können. DerKarl-Marx-Ring in Neuperlachzum Beispiel ist vierspurig:„Zwei Spuren weg, Wohnun-gen drauf – „auch das solltekein Tabu sein“, sagt HerbertDanner, der wohnungspoliti-sche Sprecher der Grünen.

Bis Herbst wollen die Grünenzudem drei Stadtviertel exem-plarisch auf Freiflächen unter-suchen lassen. Auf den Park-and-Ride-Plätzen an denU-Bahn-Stationen Michaelibad

und Neuperlach-Süd zum Bei-spiel, da könne man auch wun-derbar Wohngebäude errich-ten, findet Danner.

Auch Münchner Unterneh-men wollen die Grünen anre-gen, auf ihren überschüssigenFlächen Betriebswohnungenzu errichten. Dafür wollen sieunbürokratisch Baurechtschaffen. Warum das bishernicht geschehen ist, könnensich die Grünen nicht erklären.„Eigentlich müsste das eine lu-krative Sache sein für die Fir-men“, sagt Danner. zif

Dächer, zu breiteStraßen, übergroßePlätze: Für die Grünengilt bei der Debatte umWohnraum kein Tabu

PAUL HEYSE UND SEINE VILLA

Geadelt in der Maxvorstadt1872/74 villenartig im neo-klassizistischen Stil umge-stalten. Die Stadt Münchenernannte Heyse zu seinem80. Geburtstag zum Ehren-bürger. Prinzregent Luitpoldverlieh ihm den persönlichenAdelstitel, von dem er jedochnie Gebrauch machte. Am 10.Dezember 1910 erhielt Hey-se als erster Deutscher denLiteraturnobelpreis. PaulHeyse starb kurz vor Aus-bruch des Ersten Weltkriegs1914 in München.

Eigentlich ist Paul JohannLudwig von Heyse ein Berli-ner. Zumindest wurde er dort1830 geboren. Aber wie vieleweitere Nordlichter wurdeder Freund von Jacob Burck-hardt, Adolph Menzel, Theo-dor Fontane und TheodorStorm 1854 von König Max II.an die Münchner Uni als Ro-manistikprofessor berufen.

Das etwa 1835 erbauteHaus in der Luisenstraße er-warb Heyse und ließ es vonGottfried von Neureuther

Paul Heyse, porträtiert vonAdolph Menzel. Foto: Wiki

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