Abschnitt Diabetes allgemein. Glukagon und Insulin als Antagonisten

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Abschnitt Diabetes allgemein

Glukagon und Insulin

als

Antagonisten

Entstehung einer Ketoazidose beim Diabetiker

Insulin fehlt – Glucose kann nicht in die Zelle

(BZ hoch) – Zelle verhungert, da auf Glucose

als Energieträger angewiesen – Zelle nimmt

Fett als Energieträger her – Fettstoffwechsel

in der Zelle „überlastet“ – Folge: es kommt zur

massiven Produktion von Säuren und Ketonen

(v.a. Aceton) – Aceton wird abgeatmet

(typisches Symptom bei Hyperglykämie) – die

Säuren überlasten den Puffer – metabolische

Azidose (unbehandelt tödlich).

Kalium und Insulin Insulin bewirkt die Aufnahme

von Kalium aus dem Blut in die

Zelle (im Prinzip gleich wie

Glucose) - Bei Insulinmangel

steigt die Kaliumkonz. im Blut

(wie BZ) – Gefahr

Hyperkaliämie

(Herzrhythmusstörung) – Bei

Insulinüberschuß (zuviel

Insulin gespritzt) kommt es zur

Hypokaliämie

(Herzrhythmusstörung)

„honigsüßer Durchfluss“Thomas Willis

(1621-1675)

beschrieb erstmals

die Geschmacksprobe

des Urins

Definition

Es handelt sich bei Diabetes mellitus um eine durch Insulinmangel oder

verminderte Insulinempfindlichkeit des Körpers bedingte, chronische

Störung des Glukosestoffwechsels mit Erhöhung des

Blutzuckerspiegels bei erniedrigter intrazellulärer

Blutzuckerverfügbarkeit (Menche 2001:S852)

Beachte die Unterscheidung mmol/l und mg/dl

Diabetes mellitus Typ 1

• Häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern

• Absoluter Insulinmangel

• Zerstörung der B-Zellen des Pankreas

• Idiopathisch

• Autoimmun

Symptome (exemplarisch)

• Gewichtsabnahme trotz reichlicher Nahrungsaufnahme

• Stoffwechselentgleisung führt zu Übelkeit, Bauchschmerzen,

Schwäche und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma

• Patienten sind meistens schlank oder mager.

• Ketoazidotisches Koma: tiefe Atmung, Azetongeruch der Atemluft

• POLYURIE UND POLYDIPSIE (DURST)

Diabetes mellitus Typ 2

•Die Insulinempfindlichkeit der Zielzellen ist vermindert (Insulinresistenz)

• Insulinsekretion nach einer Mahlzeit häufig zeitlich verzögert

(Sekretionsdefizit)

• Relativer Insulinmangel

• Manifestation hängt von exogenen Faktoren ab wie: Übergewicht,

Überernährung und Bewegungsmangel

Symptome (exemplarisch)

• Harnwegsinfekte und Pilzinfektionen

• Juckreiz

• Allgemeine Schwäche und Leistungsknick

• Durst, Polyurie

• Wird oft zufällig entdeckt

Abschnitt: Selbstbestimmte Pflege bei Diabetes

Der Diabetiker sollte vertraut sein mit

• Den individuellen Behandlungszielen

• Dem individuellen Nährstoffbedarf und seinem Ernährungsplan

• Ratschlägen für körperliche Aktivitäten

• Der Interaktion zwischen Nahrungsaufnahme, körperlicher Aktivität, oralen

Antidiabetika/Insulin

(Applikation und gegebenenfalls Insulinanpassung)

• Verbesserungen der Lebensführung , z.B. der schädlichen Wirkung des Rauchens und des

übermäßigen Alkoholkonsums

• Der Selbstkontrolle und Bedeutung der Messergebnisse und der zu ergreifenden Maßnahmen

• Dem Verhalten in Notfällen (Krankheit , Hypoglykämie)

• Anzeichen, Symptomen und Problemen der chronischen Komplikationen bei Typ 2 Diabetes,

insbesondere Empfehlungen zur Fußpflege.

Schulung zur Selbstkontrolle1. Harnazetonmessung

2. Harnzuckermessung

3. Blutzuckermessung

Blutzuckermessung - Ziel

Der Blutzuckerspiegel des gesunden Menschen liegt normal bei

Nichtdiabetikern zwischen 50 und 110 mg/dl , nach dem Essen

höchstens 140 mg/dl. Ziel der Diabetestherapie ist, diesen

Blutzuckerwerten möglichst nahe zu kommen.

Durch Konsequente Therapiekontrolle können Spätfolgen

minimiert werden.

Blutentnahmestellen

1. seitlicher Rand der Fingerbeere weil hier

weniger sensible Nervenendigungen

befinden.Durch die bessere Blutversorgung

an der Fingerbeere reicht zudem eine

geringere Stechtiefe aus.

2. Die Blutentnahme an alternativen

Körperstellen (Unterarm ,Oberschenkel.....)

ist unter bestimmten Voraussetzungen

möglich, aber nicht mit allen Blutzucker-

Messgeräten möglich.

Sauberkeit

Waschen der Hände vor der Blutzuckermessung mit

warmem Wasser und danach gut abtrocknen. Nasse

Hände können das Ergebnis verfälschen.

Zuckerrückstände von Lebensmitteln oder süßen

Getränken werden an der Einstichstelle somit entfernt.

Es sollte sich auch keine Handcreme an den Fingern

befinden. Schmutz wird entfernt.

Die Durchblutung wird verbessert.

Desinfektion

Eine Desinfektion der Einstichstelle ist für den

Privatgebrauch nicht nötig. Falls dies doch

geschehen muss (z. B. in der Klinik, Pflegeheim,

Hauskrankenpflege aufgrund einer höheren

Keimbelastung, siehe ebenso Hygienestandart)

sollte darauf geachtet werden, dass die Einstichstelle

gut getrocknet ist bevor Sie messen. Ansonsten

könnte das Messergebnis verfälscht werden.(Wert

kann bis zu 30% nach oben verfälscht werden)

Stechhilfen

Eindringtiefe der Stechhilfe festlegen - Stechhilfe fest

auf den Finger aufsetzen Haut darunter spannen,

nach dem Stich 10 sec. warten - danach Finger

leicht von unten nach oben massieren. So ist eine

hygienische und schmerzarme Blutentnahme

möglich und die Haut verhornt nicht zu schnell, wenn

sie jedes mal die Einstichstelle wechseln. Für

Pflegepersonal ist das tragen von Handschuhen eine

Empfehlung. Kein Pressen (Lymphe verfälscht)

Messgeräte: Codierung beachten

Häufigkeit der Messung

• Häufigkeit der BZ-Messung ist von der jeweiligen Therapieform

und der individuellen Krankheitssituation sowie den

Lebensumständen abhängig.

• Wenn eine intensivierte Insulintherapie mit Dosisanpassung

durchgeführt wird, muss vor jeder Insulininjektion der Blutzucker

bestimmt werden, also ca. 3-6-Mal / Tag.

• Wichtig ist, in außergewöhnlichen Situationen, die vom üblichen

Alltag abweichen – z.B. ein Essen bei Freunden, ungewöhnliche

körperliche Aktivität (sei es Gartenarbeit, Frühjahrsputz, ein Ausflug

oder Sport) oder eine durchfeierte Nacht – den Blutzuckerwert zu

überprüfen und entsprechend zu reagieren.

Teststreifen

niemals mit feuchten Fingern aus der

Teststreifenbox

verschließen Sie die Dose immer umgehend nach

Entnahme der Teststreifen wieder mit dem

Originalstopfen!

Belassen Sie die Teststreifen immer in der

Originalbox, da diese ein spezielles Trockenmittel in

den Deckeln enthalten, so dass die Teststreifen vor

Luftfeuchtigkeit geschützt sind.

Verfallsdatum beachten

HbA1c (in %) HbA1c (in mmol/mol) mittlerer Blutzucker in mg/dl mittlerer Blutzucker in mmol/l

4,7 28 70 3,9

5,0 31 80 4,4

5,3 34 90 5,0

5,6 38 100 5,6

5,9 41 110 6,1

6,2 44 120 6,7

6,5 48 130 7,2

6,8 51 140 7,8

7,4 57 160 8,9

8,0 64 180 10

8,6 70 200 11,1

9,2 77 220 12,2

9,8 84 240 13,3

10,4 90 260 14,4

11,6 103 300 16,7

Weiterer Test: HbA1c

Cave: falsche Werte bei Anämie, Leberzirrhose, chronisches NV

3 Säulen der Diabetes Therapie

Arten der Insuline

• Normalinsulin ( im klinischen Jargon

auch Altinsulin genannt)

• Mischinsulin (Kombinationsinsuline)

• Verzögerungsinsulin (Basalinsuline,

Depotinsuline)

• Insulin – Analoga (schnellwirkende

Insuline)

Normalinsulin

Actrapid HM (HM = Humaninsulin)®, Insuman Rapid®, Lilly Normal®

• Wirkeintritt nach 15-30 Minuten• Wirkmaximum ca. 2-3 Stunden• Wirkdauer ca. 4 bis 8 Stunden• 1 i.E. senkt um ca. 20-50 mg/dl• Kann auch i.v. gegeben werden• Actrapid z.B. nicht als Pumpeninsulin(Ausflockung im Katheter)

Die folgenden Substanzen können den Insulinbedarf senken:

Orale Antidiabetika (OAD), Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer), nichtselektive

Betarezeptorenblocker, Angiotensin-Converting-Enzyme (ACE)-

Hemmer, Salicylate, Alkohol, anabole Steroide und Sulfonamide.

Die folgenden Substanzen können den Insulinbedarf erhöhen:

Orale Kontrazeptiva, Thiazide, Glucokortikoide, Schilddrüsenhormone und

Betasympathomimetika, Wachstumshormon und Danazol.

Betarezeptorenblocker können die Symptome einer Hypoglykämie verschleiern und die

Genesung von einer Hypoglykämie verzögern.

Octreotid/Lanreotid kann den Insulinbedarf sowohl senken als auch erhöhen.

Alkohol kann die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin verstärken und verlängern.

Nebenwirkungen

• Bei akuter Verbesserung des Blutzuckers reversible, schmerzhafte

Neuropathien.

• Gelgentlich Refraktionsanomalien. Zu Beginn der ICT evt. auch

kurzzeitige Verschlechterung der Retinopathie

• Lipodystrophie

• Anaphylaxie

Kurzwirksames Insulin (Altinsulin) ist indiziert

• bei Erst- oder Neueinstellungen,

• diabetischem Koma oder Präkoma, schweren

Infekten und Hyperglykämie in

• der Schwangerschaft

Verzögerungsinsulinwerden langsamer

resorbiert

Insulatard®, Insuman Basal®, Lilly Basal®

• Verzögerungsstoff: Protamin • Wirkeintritt: ca. 45 – 60 Minuten• Wirkmaximum: ca. 4 – 8 Stunden• Wirkdauer: ca. 12 – 18 Stunden (dosisabhängig)

Mischinsuline

Verzögerungsstoff: Protamin

Wirkeintritt: ca. 15 - 30 Minuten

Wirkmaximum: ca. 2 – 3 Stunden

Wirkdauer: ca. 12 – 18 Stunden (vom Mischverhältnis abhängig)

Mischinsuline

Mixtard® 40Mixtard® 50

Insuman Comb 50

Mixtard® 30Insuman Comb 25

Mixtard® 20Insuman Comb 15

Mixtard® 10

Insulinanaloga

Unterscheiden sich in der Aminosäuresequenz

vom humanen Insulin (gentechnische Herstellung).

Dadurch Änderung der Pharmakokinetik

- Humaninsulin (Normalinsulin) setzt Wirkung nach

15-30 min. ein, die Wirkung hält ca. 4-8 Stunden

- Analoginsulin: z.B. Wirkeintritt schon nach 10

min., dafür anhaltende Wirkung für 2-5 h.

Humaninsulin

Analoginsulin

Analoga: rasch wirksam

Novorapid ®, Apidra ® , Humalog ®

• Wirkeintritt: 0 – 20 Minuten• Wirkmaximum: ca. 30 – 90 Minuten• Wirkdauer: ca. 2 - 5 Stunden• KEIN SPRITZ-ESS ABSTAND -

HYPOGLYKÄMIEGEFAHR

Novomix 30 – Analoges Mischinsulin

• Wirkeintritt: 10 – 20 Minuten• Wirkmaximum: ca. 1 – 4 Stunden• Wirkdauer: ca. 14 Stunden

Insulin Analoga Glargin = Lantus®

• Wirkeintritt: ca. 3 - 4 Stunden• Wirkmaximum: im Prinzip keines• Wirkdauer: ca. 24 Stunden (nicht dosisabhängig)• Weniger Hypogefahr• evt. erhöhtes Krebsrisiko

Insulinlagerung

Grundsätzlich

Herstellerinformationen

beachten!

Gilt aber z.B. auch für Actrapid

– angebrochen NICHT in den

Kühlschrank.

Insulin Verabreichung

Entweder Pen oder Spritze

• Spritzenlänge beachten

• Bei Pen: Funktion mit 1-2 i.E.

testen

• Trübes Insulin mischen (ca. 20

mal schwenken – nicht

schütteln)

• Falte machen

• 45-90°

• 10 Sekunden belassen

• Nadel entfernen

• Reiben oder Wärme (Bad)

beschleunigen die Wirkung

Orte der Injektion

Nicht in Lipodystrophien injezieren

schnellste Resorption Bauchdecke!

Aufziehen von Insulin mit der Spritze

• Spritze mit Luft füllen, bis Kolben gewünschte Einheiten-Menge anzeigt.

• Schutzkappe entfernen, Gummipfropfen des Insulinfläschchens

senkrecht durchstechen und alle Luft ins Fläschchen spritzen.

• Spritze mit Fläschchen auf den Kopf stellen: Jetzt oben Fläschchen (mit

Verschluss nach unten) unten Spritze (mit Nadel nach oben).

• Gewünschte Insulinmenge aufziehen.

• Spritzennadel aus Fläschchen herausziehen, Luftblasen mit Nadel nach

oben aus der Spritze herausdrücken

• Achtung ! Beim Mischen stets klares Insulin zuerst aufziehen.

Pennadel ist Einmalmaterial

Therapieschemata Insulin

• Die Konventionelle Insulintherapie

• Die intensivierte Insulintherapie

• Insulinpumpentherapie

• Funktionelle Insulintherapie

• BOT und SIT

Abbildung: Strategien der Insulintherapie des Diabetes mellitus Typ 2. OAD (orale Antidiabetika)-Insulin-Kombinationstherapien: BOT (Basalinsulin unterstützte Therapie mit OAD) und SIT (Supplementäre Insulintherapie). CT: Konventionelle Insulintherapie; ICT: Konventionell intensivierte Insulintherapie; FIT: Funktionelle Insulintherapie; die Pfeile zeigen die Häufigkeit der Insulininjektionen an (bei FIT abhängig von der Häufigkeit der Mahlzeiten und der Notwendigkeit der Gabe von Korrekturinsulin).

Konventionelle InsulintherapieEs wird etwa 30 Minuten vor dem Frühstück und

dem Abendessen eine festegelegte Menge eines

Mischinsulins gespritzt. Diabetiker muss die Zeit

der Injektion, die Mahlzeiteinnahme, sowie

errechnete Kohlenhydratmenge einhalten. Meist

zwei Drittel (der Gesamtdosis) morgens, ein Drittel

abends spritzen.

Indikation: meist ältere Typ II Diabetiker

Vorteil: nur zwei mal spritzen, gut durchführbar

auch von Hauskrankenpflege

Nachteil: Unphysiologisch, Hypogefahr

(Mahlzeitverschiebung, Sport, etc.)

Intensivierte konventionelle

Insulintherapie

Nach Basis –Bolus – Konzept. Mit

Verzögerungsinsulin den Grundbedarf (ca.

50% des Gesamtbedarfs) abdecken.

Zusätzliche Injektionen eines

schnellwirkenden Insulins vor bzw. zu jeder

Hauptmahlzeit (Blutzuckerspitzen senken)

Intensivierte konventionelle

Insulintherapie

• Physiologisch

• Erlaubt flexible

Nahrungsaufnahme, Sport, etc.

Nachteil: mehrmals BZ Messung

und Insulin spritzen

Funktionelle Insulintherapie

• getrennte Verabreichung von

Basalbedarf, und Bolusinsulin (und

Korrektur)

7:00Uhrzeit

7:00 13:00 19:00 23:00 3:00

Insu

lins

pie

ge

l Insulinbedarf

BOT und SIT

Hypoglykämie als wichtigste Komplikation

Jeder Blutzucker unter 50 mg/dl (bei Kindern unter 60mg/dl) –

auch ohne Symptome – wird als Unterzuckerung bezeichnet

(Hypoglykämie).

Beim hypoglykämischen Schock liegen zusätzlich

Schocksymptome vor. Blutzucker liegt unter 40 mg/dl.Patient ist

meist handlungsunfähig.

Bemerkung: Begriff „hypglykämischer Schock“ ist medizinisch

verbreitet aber falsch.

Ursachen

• Zu viel Insulin

• Vermehrte Bewegung, Insulindosis vorher nicht ausreichend reduziert

• Zu wenige Broteinheiten, besonders vor längerer körperlicher Bewegung

• Zu langer Spritz- Ess- Abstand

• Zu starke Tablettenwirkung (Antidiabetiker – z.B. Sulfonylharnstoffe,

aber auch Beta-Blocker können Hyposymptomatik verschleiern.)

• Alkohol. Besonders gefährlich, weil diese Unterzuckerungen oft erst in

der zweiten Nachthälfte oder am nächsten Vormittag auftreten

Symptome – Merke: Diabetes kann alles!

Unterschiedlich: je nach Schweregrad:

Schweißausbruch

Kopfschmerzen und Müdigkeit

Konzentrationsstörungen.

Zittern (u.U. am ganzen Körper)

Sehstörungen (z.B. Augenflimmern)

Gezieltes Denken und Handeln fällt zunehmend schwerer, die Orientierung geht

verloren (wirken zum Teil wie „betrunken“).

Koma, Krampfanfall, Herzstillstand (Kalium!)

Behandlung der leichten Unterzuckerung

Geeignet zur raschen Anhebung des Blutzuckers sind:

Traubenzucker 2 Plättchen (1BE)

Normal gesüßte Fruchtsäfte, Colagetränke (100ml 1BE).

Natürlich keine Light-Produkte. Aber auch keine Pralinen,

Schokolade etc., da sie viel Fett enthalten und die Resorption

dadurch verzögert wird.

1 Broteinheit erhöht den Blutzucker um ca. 50 mg/dl

Behandlung der schweren Unterzuckerung

Bei schweren Unterzuckerungen ist der Patient auf

fremde Hilfe angewiesen. Wichtigste Maßnahme

ist es jetzt, der Erstickung vorzubeugen. Patient

in die stabile Seitenlage bringen

Niemals versuchen, Bewusstlosen Flüssigkeit einzuflößen!

Falls vorhanden, Glukagon in das Unterhautfettgewebe oder

die Muskulatur spritzen

Arzt verständigen – i.v. Glukose Injektion (10-40% Glukose)

Hunde können Unterzuckerung durch

Verhaltensänderung anzeigen und so

den Besitzer evt. schützen.

Hyperglykämie als Komplikation

Ursachen für eine hyperglykämische

Stoffwechselentgleisung

Fieberhafte Infekte (meist der oberen Luftwege oder

Harnwegsinfekte)

Weglassen des Insulins

Falsche Ernährung

Defekter Insulin-Pen

Medikamente (z.B. Cortison oder Entwässerungsmedikamente)

Katheterverstopfung, Katheterleck oder leeres Reservoir bei der

Pumpentherapie

Symptome der hyperglykämischen

Stoffwechselentgleisung

Müdigkeit

Schwäche

Polyurie und Durst

Gewichtsabnahme durch Austrocknung bzw. Fettgewebeabbau

Wadenkrämpfe und Muskelschwäche durch Mineralstoffverluste

Juckreiz

Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen

Zunehmende Bewussteinseintrübung bis Bewusstlosigkeit

Merke wieder: Diabetes kann alles!

Gefahr: Ketoazidotisches versus hyperosmolares

Koma

Typisch bei Typ I Diabetikern: Kaliumstörung und

Säure/Base

Symptome: Beim ketoazidotischen Koma können abdominelle

Symptome mit Schmerzen und Abwehrspannung bis zum brettharten

Abdomen im Vordergrund stehen (Pseudoperitonitis). Typisch für das

ketoazidotische Koma sind darüber hinaus vertiefte Atmung (Kussmaul-

Atmung) und Azetongeruch (Nagellackentferner) in der Atemluft. BZ meist

bei <700 (oft ca. 300)

Hyperosmolares Koma

Typisch bei Typ II Diabetikern: v.a. Volumenverlust Problem

Symptome: Beim hyperosmolaren Koma sind Zeichen des

Volumenmangels im Vordergrund. Die Patienten sind exsikkiert,

trotz einer Tachycardie ist der Blutdruck niedrig, die Haut ist warm

und trocken. Selten Azidose (weil beim Typ II meist noch

genügend Rest-Insulin vorhanden ist.)

BZ meist >700

Behandlungsstrategie

• Volumensubstitution unter ZVD-Kontrolle.

• Intravenöse Gabe von Normalinsulin über den Perfusor ("go low

and slow"), da sonst die Gefahr eines Hirnödems entsteht.

Kaliumzufuhr

• Bei ausgeprägter Azidose Bikarbonatgabe

• Bei BZ unter 250 mg/dl zusätzlich Glukose intravenös, um den

Blutzuckerabfall zu verlangsamen.

• Thromboseprophylaxe mit Heparin

Orale Antidiabetika

• Nur bei Typ II Diabetes

Typen

• Hemmung der Kohlenhydratresorption (alpha-

Glukosidasehemmer)

• Sulfonylharnstoffe

• Biguanide

• Glinide

• Glitazone (Insulin – Sensitizer)

Hemmung der Kohlenhydratresorption

Wirkstoff: Acarbose, Miglitol

Mechanismus: verzögern durch die Hemmung der alpha-Glukosidase (Zuckerspaltendes Enzym) die Glukoseaufnahme aus dem Darm in das Blut und mildern dadurch die Blutzuckerspitzen

Nebenwirkungen: Blähungen, Übelkeit, Durchfall, aber keine Hypoglykämien. Vorteil: Kariesprophylaxe

Bekanntes Medikament: Glucobay

Sulfonylharnstoffe

Wirkstoff: meist Glibenclamid (neuere Generationen auch andere)

Mechanismus: erhöhte Freisetzung von Insulin in den Beta-Zellen.

Nebenwirkungen: kardiale Risiken erhöht, Leberschädigung, Nierenschädigung, Blutbildung gestört, Hypoglykämiegefahr.

Bekannte Medikamente: Euglucon, Normoglucon, Diamicron, etc.

Biguanide

Wirkstoff: Metformin

Mechanismus: Senkung des BZ Spiegels ohne Einfluss auf Insulinhaushalt (komplexes Zusammenspiel mehrer Faktoren)

Nebenwirkungen: Blähungen, Übelkeit, Durchfall, Laktatazidose (Gefahr bei Metformin eher gering). Pause bei Kontrastmittelgabe

Vorteil: macht keinen erhöhten Appetit wie andere. Heute dennoch eher seltener eingesetzt.

Bekannte Medikamente: Glucophage, heute oft Genericum

Geißraute

Glinide

Wirkstoff: Nateglinid, Retaglinid

Mechanismus: ähnlich wie Sulfonylharnstoffe, jedoch unterschiedliche Pharmakokinetik (v.a. Aufnahme und Wirkeintritt schneller)

Nebenwirkungen: Blähungen, Übelkeit, Durchfall, Hypoglykämien

Bekannte Medikamente: Novonorm, Starlix

Insulin Sensitizer - Glitazone

Wirkstoff: (Rosiglitazon), Pioglitazon

Mechanismus: Das Gewebe wird Insulin empfindlicher

Nebenwirkungen: Teils noch unklar. Ödeme, erhöhte Gefahr von Herzinfarkt (Rosiglitazone vom Markt genommen), Pioglitazon evt. erhöhtes Blasenkrebsrisiko. Keine Hypoglykämie

Bekannte Medikamente: Avandia, Avaglim (beide wieder vom Markt genommen). Actos, Glustin (beides Pioglitazon)

Abschnitt Diabetische Folgeerkrankungen

Diabetische Spätkomplikationen

NUR BEI SCHLECHT EINGESTELLTEM DIABETES!!!!!

Komplikation Makroangiopathie

Komplikation Makroangiopathie – v.a. Fußsyndrom, Nephropathie,

Retinopathie

Normaler Augenhintergrund

Nichtproliferative Retinopathie, Mikroaneurysmen, Blutungen, Exsudaten

Diabetische Makulopathie

Proliferative Retinopathie, Bildung neuer Blutgefäße,

Netzhautablösung

Einblutung in den Glaskörper

Traktive Netzhautablösung

Diabetische Retinopathie im Verlauf

Komplikation Nephropathie

Häufige Symptome: RR Steigerung, Mikroalbuminurie (30-300 mg/24h),

Makroalbuminurie, Ödeme, Fettstoffwechselstörung

Komplikation Polyneuropathie

Komplikatione Diabetisches Fußsyndrom

Ursachen: Abnormbelastungen oder Fehlbelastungen

des Fußes, mangelnde Fußpflege, schlechtes, falsche

Schuhwerk

Symptome

• Kribbeln, Taubheitsgefühl , Ameisenlaufen

• Missempfindungen , „eingeschlafene Füße“

• Trockene , rissige Haut (reduzierte Schweißproduktion , die

von Nerven gesteuert wird)

• Vermindertes oder fehlendes Schmerz oder

Temperaturempfinden

• brennende Schmerzen, vor allem in Ruhe , unruhige Beine

Diabetische Fuß- Charcot Fuß

• Def.: diabetische Neuro-Osteo-

Arthropathie.

• Verstärkte Vorfußbelastung

• Plattfuß mit Fußverbreiterung

• Hohlfuß

• Abknicken und Anschwellen des

Gelenkes aufgrung der

Fehlbesetzung

• Krallenzehen

Das kleine Fußpflege ABC

Barfuß - niemals barfuß laufen, um Verletzungen zu vermeiden

Hühneraugen, Schwielen - nur vom geschulten Fußpfleger behandeln lassen

Inspektion - täglich die Füße auf Druckstellen, Verletzungen, Einrisse und Blasen

kontrollieren. Mit einem Spiegel die Fußsohlen beurteilen. Ursachen beseitigen oder

den Arzt konsultieren

Kalte Füße - Wärmflaschen, Heizkissen und heiße Fußbäder sind verboten. Nur

hautverträgliche Baumwollsocken tragen.

Nagelpflege - Nägel nur feilen, nicht mit scharfkantigen oder spitzen Gegenständen

arbeiten.

Schuhe - sie müssen gut sitzen, bequem und atmungsaktiv sein. Die

Schuhinnenflächen regelmäßig auf Druck ausübende Stellen kontrollieren

Strümpfe - täglich wechseln

Abschnitt Diät

Grundsätzlich gilt (10 DGE Regeln)

Vielseitig- aber nicht zu viel

wenig Fett und fettreiche Lebensmittel

würzig, aber nicht salzig

wenig Süßes

viele Vollkorprodukte

reichlich Gemüse, Kartoffeln, Obst

wenig tierisches Eiweiß

trinken mit Verstand 1,5 – 2 Liter täglich

öfters kleine Mahlzeiten

schmackhaft und schonend zubereitet

Typ II Diabetes

V.a. Gewichtsreduktion im Vordergrund. Weniger

das Wissen um BE.

Typ I Diabetes (und Insulinpflichtiger Typ II)

Wissen um BE, Spritz Ess Abstand, etc.

Kohlenhydrate und Broteinheiten

Nicht nur die Menge, sondern auch die Art der Kohlenhydrate ist entscheidend.

Monosaccharide (Einfachzucker, z.B. Trauben- und Fruchtzucker) Disaccharide

(Zweifachzucker, z.B. Rüben und Milchzucker führen zu einen raschen

Blutzuckeranstieg und sind damit für den Diabetiker ungünstig.

Polysaccharide (Vielfachzucker, z.B. Stärke) steigern den Blutzucker langsam, aber

länger dauernd und sind vom Diabetiker daher zu bevorzugen.

BE UND KE (KOHLENHYDRAT-EINHEITEN) FAKTOR

Die Insulinmenge pro BE (1 BE = 12g KH) hängt vom BE Faktor ab. Dieser Wert

muss individuell ermittelt werden und liegt zwischen 0,5 und 4. Üblicherweise beträgt

er am Vormittag etwa 2, am Mittag dann etwa 1 und am Abend 1,5.

Ein BE Faktoren von 2 bedeutet, dass der Diabetiker 2 Einheiten Insulin für 1 BE

spritzen muss.

KE Faktor: gleich, jedoch Bereichnung von 10g Kohlenhydrate = 1 KE

Rechenbeispiel

Auf einer Müslipackung sind in der Nährwerttabelle für 100 g Müsli 25,4 g

Kohlenhydrate angegeben. 25,4g / 10 = 2,54KE sind die

Kohlenhydrateinheiten (KE) für 100 g Müsli. Angenommen man isst 250 g

Müsli, dann wären das also 2,54KE * 250g / 100g = 6,35KE für die ganze

Mahlzeit. Um hieraus jetzt die benötigten Insulineinheiten (IE) zu ermitteln,

multipliziert man die KE pro Mahlzeit mit dem persönlichen KE-Faktor.

Angenommen es ist morgens und der morgendliche KE-Faktor beträgt 0,5

dann ergibt sich folgende Rechnung: 6,35KE * 0,5 = 3,175IE. Also müsste

ein Diabetiker mit diesem KE-Faktor morgens für 250 g Müsli 3

Insulineinheiten spritzen.

Gylkämischer Index

Der glykämische Index ist ein Maß für die blutzuckersteigende

Wirkung der Kohlenhydrate in einem bestimmten Lebensmittel im

Vergleich zu Glukose (Traubenzucker) . Für Glukose wurde 100

als Referenzwert definiert. Je niedriger der glykämische Index,

desto langsamer gehen die Kohlenhydrate ins Blut über.

Diabetiker sollten Lebensmittel mit niedrigem glykämischen

Index bevorzugen.

Broteinheiten

1 BE (Broteinheit) ist als Schätzwert (10 – 12 g KH) ohne Anrechnung der

Ballaststoffe zu verstehen; Werte sind gerundet!

Als Richtlinien für die Anpassung bei Bewegung können gelten

Vor kurzzeitigen Belastungen ist meist eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr

sinnvoll. (ca. 1BE für eine halbe Stunde)

Bei Training länger als vier Stunden ist in der Regel eine Reduktion des

Insulins empfehlenswert , z.B. nur die Hälfte des Verzögerungsinsulins oder

Normalinsulins.

Bei ganztägigen Belastungen kommen die meisten Diabetiker mit einer

Kombination aus beidem am besten zurecht.

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