Aggression Gewalt und Aggression haben eine zentrale Bedeutung im sozialen Zusammenleben Deshalb ist...

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Aggression

• Gewalt und Aggression haben eine zentrale Bedeutung im sozialen Zusammenleben

• Deshalb ist das Entwerfen von Strategien zum Abbau bzw. Prävention von aggressiven Verhalten eine sehr wichtige Aufgabe

Was ist Aggression?

• In der Psychologie gibt es keinen allgemein akzeptierten Aggressionsbegriff.

• Es gibt eng gezogene und weit definierte Aggressionsbegriffe

Drei Merkmale der Aggression

• Schaden

• Absicht

• Normabweichung

Eng gefasste Definitionen

• „Aggression umfasst jene Verhaltensweisen, mit denen die direkte oder indirekte Schädigung eines Individuums, meist eines Artgenossen, intendiert wird“ (Merz 1965)

• „Unter aggressiven Verhaltensweisen werden hier solche verstanden, die Individuen oder Sachen aktiv und zielgerecht schädigen, sie schwächen oder in Angst versetzen“ (Fürntratt 1974)

latain. Aggredi = herangehen

Weit gefasste Definitionen

• Mit Aggression ist „jedes Verhalten gemeint, das im wesentlichen das Gegenteil von Passivität und Zurückhaltung darstellt.“(Bach & Goldberg 1974, S.14)

• „Als Aggressivität gilt... alles, was durch Aktivität- zunächst durch Muskelaktivität- eine innere Spannung aufzulösen sucht“ (Mitscherlich 1969)

Mehrheitlich wird in der wissenschaftlichen Psychologie die enge Aggressionsdefinition

vertreten

Beispiele aus dem Alltag

• Ein Bankräuber fordert mit vorgehaltener Pistole, seine Tasche mit Geld zu füllen.

• Ein Polizist schießt einem flüchtenden Bankräuber ins Bein

• Ein Schüler wirft einen anderen absichtlich zu Boden.

• Ein Schüler wirft einen Mitschüler zu Boden, damit er aufhört, einen kleinen Jungen zu verprügeln.

• Handlungen die beabsichtigt schädigen, besonders im Dienste der Hilfeleistung oder Verteidigung, sind moralisch gerechtfertigt und werden von den meisten Betrachtern als nicht-aggressiv aufgefasst

Überzogene Reaktion:

• Z.B Schüler ersticht Mitschüler, weil er einen kleinen Jungen verprügelt

Wichtig ist auch der Anlass einer Reaktion

• Wer einen Normverstoß sieht erklärt ein Verhalten als aggressiv

• Wer Entschuldigungsgründe sieht, spricht womöglich auch bei extremer Gewalt nicht von Aggression

Großer Spielraum für subjektive Sichtweisen

Bewertung parteiisch

Tedeschie 1984:

• „Die Notwendigkeit, Absichten zuzuschreiben sowie Entschuldigungen und Rechtfertigungen zu bewerten, reduziert das sogenannte Verhalten zu einer Frage des moralischen Urteils.“

Wertneutraler, wissenschaftlich brauchbarer Begriff dringend erforderlich

• Parteiische Gebrauch von dem Wort „Aggression“ steht nicht nur der Sachanalyse im Weg, sondern ist Teil der realen Aggressionsprobleme !

• Denn er ist ein Hindernis für Selbsterkenntnis und Selbstveränderung

Verhalten oder Emotionen gemeint?

• Beispiel aus dem Alltag: Der Satz „Er richtet seine Aggression gegen

seinen Vater“ kann beispielsweise heißen: - Er ist wütend auf seinen Vater und hasst ihn oder aber: - Er schlägt, beschimpft, verspottet seinen

Vater, oder beides

• Nicht jedes aggressive Gefühl drückt sich in aggressivem Verhalten aus

• Nicht jedes aggressive Verhalten beruht auf aggressiven Gefühlen

• Aggressives Verhalten und aggressive Emotionen hängen nur teilweise zusammen und dürfen nicht gleichgesetzt werden

A g g re ss ive E m o tio n en

A g g re ss ive s V e rha lten

Krahe und Greve

• Werner Krahe Barbara Krahe

• Aggressives Verhalten entsteht durch Zusammenwirken von:

• individuellen Bedingungen

• situativen Auslösern

Individuelle Vorraussetzungen

• ontogenetische- und

• aktualgenetische Bedingungen

Ontogenetische Bedingungen

• Sozialisationserfahrungen

• Misshandlung und aggressive Erziehung erhöhen die Wahrscheinlichkeit späterer Aggressionsbereitschaft

„Victim to perpetrator cycle“

• Dass Beobachtung von Gewalt in der Familie Auslöser für Aggressions- und Gewaltbereitschaft ist, wurde in vielen Studien Belegt (Wetzels, Enzmann, Mecklenburg & Pfeiffer, 2001).

• Aggressive Medieninhalte und elektr. Spiele

erhöhen nach Anderson und Bushman (2001), Hogben (1998), Paik und Comstock (1994) um einige zu nennen die Aggressionsbereitschaft.

• Einfluss von Sexualhormonen (Testosteron) für vergleichsweise geringere Aggressionsbereitschaft bei Frauen in betracht gezogen

• Belegt durch Tierstudien, doch kein Einheitliches Bild bei Humanstudien

Aktualgenetische Einflussfaktoren

• Bedingungen in einer konkreten Situation

• empirisch untersucht vor allem:

• Aversive Erregung

• Kognitive Verarbeitung aggressionsfördernder Reize

• Konsum von Alkohol

Mikrosoziale Bedingungen

• Umweltstressoren wie :

• Hitze

• Lärm

• Zuschauer

• Statusunterschiede

Makrosoziale Bedingungen

• Gesellschaftliche Wertvorstellungen

• Normen

• Institutionen

• Aggressive Handlungen in bestimmten Situationen hängen ab von personalen und sozialen Bedingungen

Lernen am Modell

• Bandura und Walters:

• Aggressives Verhalten beruhe, genau wie soziales Verhalten, auf Lernvorgängen

• Lernen bedeutet: Veränderung personaler Dispositionen aufgrund von Erfahrung

• Familie und Erzieher sind die wichtigsten Lernmodelle für die Entwicklung eines Menschen

• Einfluss der Eltern ist nur eine von mehreren Einflüssen

• Andere Einflüsse könnten sein:

• emotionale Eltern-Kind-Beziehung im ganzen

• gegenläufige Vorbilder

• Erwerb von sozialen Verhaltensregeln

• Erfolg und Misserfolg aggressiven Handelns

Film und Fernsehen

• Medienmodelle sehr kontrovers diskutiert

• Gewaltdarstellungen stimulieren anscheinend aggressives Verhalten von Kindern in gewissem Maße.

• schwacher statistischer Zusammenhang zwischen Konsum von Gewaltdarstellungen und Aggressionsbereitschaft

• Die Frage ist: Was ist Ursache, was ist Wirkung?

• Fördern Filme die Aggressivität, oder haben umgekehrt Menschen mit aggressiven Neigungen, eine Vorliebe für Gewaltdarstellungen?

• Untersuchungen nicht immer einheitlich, aber insgesamt sind Tendenzen erkennbar

• Differenzen verdeutlichen, dass Medienwirkung stets von zusätzlichen Bedingungen abhängt

• aggressive Medien sind bezogen auf Aggressionsbereitschaft ein Risikofaktor

• In der Regel bleibt der brave Bürger auch nach tausend Krimis so wie er ist. (Nolting)

• Langzeitstudie (30 Tage) von amerikanischen Medienforschern, ob Gewaltspiele aggressives Verhalten fördern.

• Dazu wurde das Spiel „Asheron‘s Call 2“ verwendet

• 75 Freiwillige (1.Gruppe) spielten ca. 2h täglich einen Monat lang das Spiel „Asheron‘s Call 2“

• Kontrollgruppe 138 Personen, die einen Monat lang keine Video-Spiele spielten

• Testpersonen alle zwischen 14 und 68 Jahre alt

• Nach einem Monat konnte kein sichtbarer Zusammenhang gefunden werden

• Kritik Williams an der Spieleforschung: • Forschungen im Labor vernachlässigen

soziales Umfeld des Spielens• Bisherige Studien beschränkten sich auf

Kurzzeiteffekte bei Kindern und Jugendlichen.

Minderungs- und Präventionsmaßnahmen

• Aggressionen abreagieren, geht das?

• Nach zahlreichen Studien ist eine Aggressionsminderung durch abreagieren nicht zu erwarten

Katharsis-Hypothese

• Abbau von Aggression durch:

• Anschauen von aggressiven Filmen

• Sport und Bewegung (z.B. Holzhacken, Bodybuilding)

• Stellvertretendes Schimpfen

• ...

Befreiung von Aggressionen durch aggressive Filme?

• Versuche mit verärgerten Personen, die einen aggressiven Film anschauten, konnten einen Katharsis-Effekt nicht belegen.

Aggressionsabbau durch Sport?

auch hier sprechen Untersuchungen dagegen

Stellvertretendes Schimpfen

auch keine Lösung

Entschärfende Bewertungen

• Bewertungen von Handlungen bedeutend für eine Reaktion

• Durch entschärfte Bewertung könnte Aggressionsbereitschaft entfallen.

• Gefühle sind von Interpretationen bestimmt (Ellis)

• gefühlsbestimmende Gedanken = „inneres Selbstgespräch“

zu entschärfen und zu verändern

• „Niemand darf etwas Falsches über mich sagen“

• entschärft: „Es ist nicht ernst zu nehmen, was die Leute so reden „

• Statt: „Wenn mich jemand ärgert, darf ich das nicht auf mit sitzen lassen“

• Alternativ: „Was kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt.“

Vorsicht bei Schuldzuschreibungen

• immer hinterfragen, ob die Schuld allein bei der Person liegt, auf die man sauer ist

• selbstkritisch sein

Einfühlung in andere Menschen

• In die Lage des anderen versetzen, mit seinen Augen betrachten

• Mögliche aggressionshemmende Wirkungen könnten sein Mitleid, Verständnis, usw

• Derartige Ärgerbewältigungstrainings sind jedoch bei hochaggressiven Menschen leider nur bedingt wirksam (z.B. Watt & Howells, 1999)

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