Am liebsten allein. Und oft NEIN sagen - Francois...

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ANNEMARIE BALLSCHMITER

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WELT AM SONNTAG NR. 45 10. NOVEMBER 201964 STIL

ris des Modedesigners Rick Owens undseiner Frau Michèle Lamy. Und dengrandiosen Schwulst der Villa Oasis vonYves Saint Laurent und Pierre Bergé, indie sich der Modedesigner zur Erholungseiner schwachen Nerven in Haschisch-wolken hüllte und die Pariser Modeweltausblendete.

Die Kraft seiner Bilder könnte auchan seiner Arbeitsweise liegen: am liebs-ten allein, möglichst wenig künstlichesLicht. Und ganz oft Nein sagen. „Ichwiederhole mich nicht“, sagt Halard:„Ein Haus muss mir die Möglichkeit ge-ben, mich selbst auszudrücken.“ Digitalfotografiert er nur für Werbekunden,ansonsten mit einer Mittelformatkame-ra auf Film: „Das ist meine Anti-Insta-gram-Herangehensweise. Ich mag dieeinzelnen Schritte des Entwicklungs-prozesses. Und ich mag das Warten.“

So hat er zehn Jahre gebraucht, bis erden Maler Cy Twombly in dessen italie-nischem Palazzo fotografieren konnte,und auch sein Projekt über die Villa Ma-laparte auf Capri war ein langer Weg.

Bei Lenny Kravitz war das anders.Das Haus des Musikers ist voller Reli-quien: die Boxschuhe von MuhammadAli, ein John-Lennon-Porträt von Ri-chard Avedon, die irgendwie sexuell ge-formte, violette E-Gitarre von Prince.Der Superstar als Fanboy. Man mussnur hinschauen und abdrücken. Keinermacht das besser als Halard.

Das Haus ist nichtgroß, aber ein wun-derschönes Beispielfür das gewaltigeEgo von Stararchi-tekten. Von 1926 bis1929 baute Eileen

Gray mit ihrem Kollegen Jean BadoviciE.1027, eine Minivilla an der Mittel-meerküste in Roquebrune-Cap-Martin.Aus billigen Materialien, auf kleinemRaum, aber formvollendet. Ein Meister-werk. Einer ihrer Nachbarn war ihrSchweizer Kollege Le Corbusier, der dasGefühl hatte, Gray sei ihm zuvorgekom-men. In ihrer Abwesenheit bemalte erTeile der Villa.

„Le Corbusier wollte sein Reviermarkieren. Das war eine totale Macho-geste“, sagt François Halard lachend. Erhat das E.1027 im Jahr 2018 ausgiebig fo-tografiert und arbeitet an einem Buchüber das Haus. Der Franzose ist der am-tierende Weltmeister der Architektur-fotografie. Seit Jahrzehnten fotografierter die Häuser von Künstlern und ande-ren Stars mit Adlerblick für großePracht wie für scheinbare Nebensäch-lichkeiten und Sinn fürs Atmosphäri-sche. Seine Bilder leben nicht vom be-hutsam aus der Sichtachse gerücktenBlumenbouquet und den arrangiertenBildbänden, sondern von der Einfühl-samkeit des Fotografen.

In einem neuen Bildband, minimalis-tisch „2“ genannt und kongenial vomSchweizer Art-Direktor Beda Acher-mann gestaltet, zeigt er einen Aus-schnitt seines Schaffens. Die mön-chische Strenge von Luis Barragán, des-sen Häuser in Mexiko für ihre pinkenund orangen Wände berühmt sind. Dasauf staubige Art dekadente Haus in Pa-

Am liebsten allein.Und oft NEIN sagenFrançois Halard fotografiert die schönsten Häuser von Künstlern,Sammlern und Popstars. Er arbeitet auf Film, lässt sich Zeit und zeigt so,dass Homestorys richtige Geschichten sein können

VON ADRIANO SACK

Das kleine HäuschenE.1027 von Eileen Gray ist ein Meilenstein dermodernen Architektur. Le Corbusier war so eifer-süchtig, dass er es bemalte

In der Pariser Wohnung von Lenny Kravitz stehen die rotenHigh Heels und die berühmte Gitarre seines Kollegen Prince

Sofa der Kunstsammlerin Dominique de Ménil

François Halard im Spiegel seines Hauses in Arles

Skizzenbuch mit Kuvert der „Vogue“-Chefin Anna Wintour

Steine und Tonarbeiten im mexikanischen Hausdes Malers und Bildhauers James Brown

Esszimmer des Künstlers Miquel Barceló

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Der Bildband „2“von François Halard ist beiRizzoli erschienen.Hardcover, 492 Seiten, ca. 60 Euro.