Beitrag zur Therapie der Epitheliome auf der Corneo-Scleralgrenze

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Beitrag zur Therapie der Epitheliome auf der Corneo-Soleralgrenze.

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Dr. J. S c h n e i d e r , Assistenz-Arzt an tier Prof. v. Welz ' schen Augenklinik

in Wiirzburg.

Die VerSffentlichung des nachstehenden Falles dfirfte

wohl dadurch gerechtfertigt sein, weil es gelungen ist, eine maligns Nsubildung auf dsr Bulbus-Oberfl~che, dis schon einmal recidivirt war; zu entfernen, ohne das Auge

zu opfern.

A. D., 68 Jahre alt, Tage-Arbeiterin aus D(irrbach, tritt den 14. ~Iai 1875 in Behandlung wegen Erkrankung des rech- ten Auges. Dasselbe befindet sich in einem hochgradigen ent- ziindlichen Zustande. Besonders klagt Patientin fiber heftige, reissende Schmerzen, welche die ganze reehte Kopfhiilfte ein- nehmen, und die Tag wie Naeht gleich intensiv sind. Es zeigt sich nun ferner, dass naeh unten aussen auf dem Bulbus ein birnf~rmiger Tumor aufsitzt; derselbe ist so gelagert, dass der gr0ssere Theil auf der Sclera, der schmalere auf der Cornea tiegt. Der gr6sste Durchmesser in der Lange betragt 9 Hm., in der Breite 7 Mm. Die Oberfl~che ist zerktfiftet, warzig, yon grauweisser Farbe. Die Basis der Neubildung bedeckt Conjunctivalgewebe, das eine grosse Anzahl yon stark ent- wickelten Gef~ssen birgt, die zum gr~ssten Theit f~cherart~g

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naeh der iusseren Lidcommissur hin ausstrahlen. Der Tumor ffihlt sich hart, derb an und ist'nieht versehiebbar. Die Cornea ist in nichster Umgebung desselben rauehig getriibt.

Aas den Angaben der Patientin geht hervor,, dass die Geschwu]st nach einem erlittenea Trauma entstanden sei; be- ginnend als kMnes i'othes KnStehen~ babe es in der ersbn Zeit keine Beschwerden verursaeht, erst mit dem Wachsen seien die jetzt bestehenden Sehmerzen aufgetreten.

Die Diagnose wird auf Epitheliom gestellt; die mikro- skopische Untersuchung, welche Herr Privatdocent Dr. Z i e g l e r an einer za diesem Zwecke abgetragenen Partie der Neu- bildung vorzunehmen die Gate harts, bestitigte dieselbe. Ftgchen- wie Lingssehnitte zsigen in ausgezeichnebr Weise die bekannten Bilder der Caneroidzwiebeln, resp. der Canoroid- zapfen.

Die eingeleitete Therapie bestand in m(~gIiehst sorgf~ltiger Abtragung der Geseh~ulstmasse nebst darauf folgender Cau- terisation; allein naeh kurzer Zeit trat sin Recidiv auf; sine nochmalige Abtragung butte denselben Erfolg. Die Neubildung wucherte im vergrOsserten 5Iaassstabe, aueh die Schmerzen steigerbn sieh so, dass die Patientin, in der Koffnung, yon letzteren befreit zu werden, zur tterausnahme des Bulbus ent- sehlossen war.

~Ierr Professor v. Welz , mein verehrbr Chef, hath nan die Gilts, mir auf meine Bitb die Ausfahrung sines dritten Yersuches zur Entfernung der Geschwulst mit Erhaltung des Bulbus anzuvertrauen.

£eh glaubte, denselben wagon zu darfen in Anbetraeht der fr~iheren Mittheilungen yon K n a p p und K a i s e r , uud hoffte, durch practise.he Verwerthung tier Ergebnisse, welche die Untersuehungen yon C la s sen and Anderen fiber die Ent- wiokhmg des Epi~eIioms tieferten, einem Eecidive vorzubeugen.

Die ~ISgliehkeit einos giinstigen Erfolges glaubte ich darin zu finden, wenn es einmal gelang, die Neubildung mit ihren Wurzeln aus noch gesundem Scterat- und Cornealgewebe aus- zuschneiden, daIm denjenigen Bindehauttheil zu entfernen, welcher die abnorme Gefiss-Entwieklung zeigte, und endlieh mittelst herbeigezogener Conjunctiva die in die Sclera und Cornea gesetzten Defecb mOglichst zu decken.

Zur Erfallung tier Indicationen maohte ich in der Binde- haut zwei nach aussen divergirende Schnitte in der Weiss,

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dass sich deren verlingerte Linien in dem Centrum der Cornea kreuzten. Es wurde dadurch ein dreieckiges Gebiet begrenzt, welches die Neubildung nebst tier grOssten Anzahl tier Gefisse enthielt; nun wurde die Conjunetiva yon ihrer Unterlage ge- trennt, und in einiger Entfernung vom Tumor schnitt ioh in das ScIeralgewebe ein, um so, allmilig tiefer gehend, unter den Boden der Neubildung zu kommen. Dieses gelang aueh, und die Geschwulst wurde als Ganzes aus Sclera und Cornea ausgeschnitbn, wobei die Sclero-Cornealgrenze den tiefsbn Subs~anzverlust erlitt. Hierauf wurde die Conjunctiva naeh allen Seiten bin, so welt als m0glich, gelockert, und nach ge- stillbr Blutung iiber den Defecbn in Sclera und Cornea durch 5 tiefgreifende Nlhte vereinigt. Die R~action war wider Er- warren eine sehr geringe, bereits den 8. Tag naeh tier Opera- tion konnte die Patientin entlassen werden.

Jetzt, nach 22 Monaten, ist tier Befund des rechten Auges

folgender: H , S ~---~6. Cornea wie Selera zeigen leichte

Vertiefungen an den Stellen, wo die Neubildung sass; jene in der Cornea ist leicht getritbt. Nieht die geringsb Verinderung lasst bis heute ein Recidiv befarehten.

Wean auch tier vortiegende Fall zu einem gliick- lichen Resultate fiihrte, so will ich damit keineswegs die Meinung aussprechen, dass ein solches bei allen Epithe- liomen zu erreichen ware; doch vermehrt er die geringe Zahl der bis jetzt bekannten Fglle, in denen ein yon Epitheliom befallenes Auge ira vorgerfickten Stadium erhalten wurde, und es scheint mir dabei die sorgfiltigste Entfernung des Gef~ssbodens und der durch Herbei- ziehung der Conjunctiva auf die Unterlage bewirkte Druck maassgebend zu sein.

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