Braunkohlesanierung || Schlusswort

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Schlusswort

Mahmut Kuyumcu und Carsten Drebenstedt

Mit der Arbeit an dem vorliegenden Buchprojekt wurde erneut deutlich, dass die Braunkohlesa-nierung im speziellen und die Bergbausanierung im Allgemeinen komplexe, anspruchsvolle und langfristig angelegte Aufgaben sind.

Die Wiedernutzbarmachung von rund 100.000 ha bergbaulich beanspruchten Flächen mit Tagebaurestlöchern, Kippen und ehemali-gen Industriestandorten sowie die Sanierung des gestörten Wasserhaushaltes auf einer Fläche von 390.000 ha konnten in den letzten 20 Jah-ren Dank der zügigen Umsetzung der erforder-lichen Maßnahmen weit vorangebracht werden. Der Aufbau der neuen Landschaft ist bei einigen Standorten bis auf Restarbeiten, bzw. langfristig anfallenden Überwachungs- und Monitoringauf-gaben bereits abgeschlossen und die Flächen sind neuen Nutzungen zugeführt worden. Die bisher angefallenen finanziellen Aufwendungen belau-fen sich auf fast 10 Mrd. €. Die Abbildungen 10.1 und 10.2 stellen die Areale der Braunkohlesanie-rung für das Lausitzer und Mitteldeutsche Braun-kohlenrevier entsprechend dar.

Die verbleibenden Aufgaben insbesondere der Gewässergüteentwicklung sowie der standsiche-ren Gestaltung von Innenkippen werden auch mindestens das nächste Jahrzehnt andauern. Dies macht die Dimensionen der Herausforderungen deutlich.

Durch die bisherigen Arbeiten konnten in-zwischen an zahlreichen Standorten Bergbau-folgelandschaften mit attraktiven Seen und neu erschlossenen, modernen Gewerbe- und Indust-riestandorten gestaltet werden, die den Revieren neue wirtschaftliche Chancen verleihen und mit ihren ausgedehnten und zusammenhängenden Naturschutzflächen eine solide Grundlage für ökologische Nachhaltigkeit schaffen. Sie wer-den von den Menschen in der Region, zuneh-mend auch deutschlandweit, gern angenommen. Beispiele sind die Goitzsche bei Bitterfeld, Co-spuden südlich von Leipzig, Teile des Lausitzer Seenlandes und Berzdorf bei Görlitz.

Aber es gab auch Rückschläge und neue He-rausforderungen. Die Böschungsbewegung am 18.07.2009 im Tagebau Nachterstedt, bei der drei Menschen auf tragische Weise ihr Leben verlo-ren haben, ist im Rahmen der Sanierung der 50 großen LMBV-Standorte das schwerwiegends-te geotechnische Ereignis. Für die Ursachen-ermittlung haben die LMBV und die zuständige Bergbehörde eigene interdisziplinäre Gutachter-teams eingesetzt. Die Abschlussberichte wurden Mitte 2013 fertiggestellt. Inzwischen wurde unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse die Sa-nierung der Böschungen eingeleitet mit dem Ziel,

C. Drebenstedt ()Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau, Institut für Bergbau und Spezialtiefbau, TU Bergakademie Freiberg, Gustav-Zeuner-Straße 1a,09596 Freiberg, Deutschland E-Mail: Carsten.Drebenstedt@mabb.tu-freiberg.de

M. KuyumcuLausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH, Knappenstraße 1,01968 Senftenberg, DeutschlandE-Mail: mahmut.kuyumcu@lmbv.de

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C. Drebenstedt, M. Kuyumcu (Hrsg.), Braunkohlesanierung, DOI 10.1007/978-3-642-16353-1_10, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

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den Concordiasee gemäß seiner geplanten Nut-zung herzustellen.

Im Jahr 2011 wurde mit der großräumigen Verflüssigung von Innenkippenbereichen im Ta-gebau Spreetal die Notwendigkeit der weiteren Erforschung der bodenmechanischen Verhält-nisse in wassergesättigten Innenkippen deut-lich. Die LMBV hat konsequent gehandelt und umgehend einen geotechnischen Beirat einge-richtet, der sich seit dem mit der Aufklärung der Ursachen zur Schließung der Wissenslücken und den daraus resultierenden Ergänzungen der Sa-nierungstechnologien befasst. Inzwischen wurde die „schonende Sprengverdichtung“ erfolgreich getestet und soll zur Regeltechnologie entwickelt werden. So werden die praxisorientierten For-schungsprojekte der Braunkohlesanierung auch nach zwei Jahrzehnten Tätigkeit fortgesetzt, künftig insbesondere zur Weiterentwicklung innovativer Verfahren zur Gewässergütebeherr-schung.

Die im Zuge der Braunkohlesanierung ge-wonnenen neuen wichtigen Erkenntnisse führen

gleichzeitig zu einer Erhöhung der Standards für den aktiven Bergbau. Es ist in Deutschland gesetzlich geregelt, dass der Verursacher des Eingriffes in Natur- und Landschaft für die ord-nungsgemäße Gestaltung der Oberfläche nach dem Bergbau, die Wiedernutzbarmachung, ver-antwortlich ist und dafür auch die finanzielle Vorsorge zu treffen hat. Deshalb wird in über-geordneten Ausschüssen, z. B. des Deutschen Braunkohlen-Industrie-Vereins, der Erfahrungs-austausch mit den aktiven Bergbauunternehmen vorgenommen. Denn viele Aufgaben, die im Rahmen der Bergbausanierung nachträglich zu lösen waren und sind, können durch Berücksich-tigung im aktiven Bergbaubetrieb künftig ver-mieden oder reduziert werden, insbesondere die Sicherheit der Kippen und Beeinflussung der Ge-wässergüte durch selektive Abraumgewinnung, ggf. -vergütung und -verkippung.

In zwei internationalen Sanierungskongressen 2005 und 2010 wurde das weltweit unikale Wis-sen der Braunkohlesanierung dem internationa-len Fachpublikum vorgestellt und der Austausch

Abb. 10.1 Geplante Bergbaufolgelandschaft mit Endwasserflächen LMBV und Vattenfall in der Lausitz (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH, 2011, siehe auch Klappkarte im Anhang)

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mit der internationalen Sanierungstheorie und –praxis gezielt hergestellt.

„Bergbau ist nicht eines Mannes Werk“, so die Erkenntnis aus Jahrhunderten Tätigkeit in der Gewinnung mineralischer Rohstoffe. Des-halb soll an dieser Stelle allen gedankt werden, die sich in der Bergbausanierung engagieren, von der Planung und Genehmigung, über die Bereit-stellung der Finanzierung bis zur Umsetzung von technischen Maßnahmen. Das Wissen und Können aller Beteiligten ist auch die Grundlage für die erfolgreiche Gestaltung der letzten Etap-

pe des Bergbaus, der Stilllegung; eine wichtige Voraussetzung für die weitere Akzeptanz des Bergbaus.

Zuletzt gilt der Dank der Herausgeber den Au-toren des Buches, die in jahrelanger Arbeit das Material zusammengetragen haben.

Glückauf

Mahmut Kuyumcu und Carsten DrebenstedtHerausgeber

Abb. 10.2 Geplante Berg-baufolgelandschaft mit Endwasserflächen LMBV und MIBRAG in Mittel-deutschland (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH, 2011, siehe auch Klappkarte im Anhang)

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