DAS SCHEINBAR EINFACHE - Muthesius Kunsthochschule · 2014. 7. 21. · EMIL RUDER 1914 bis 1970,...

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D A S S C H E I N B A R E I N F A C H E

Die Gestaltung von Emil Ruder

Emil Ruder ist einer der bedeutendsten schweizer Typografen. Besonders bekannt ist er für seine Gestaltungsregeln, die bis heute als Leitfaden für eine gute Gestaltung dienen. Seine Arbeiten: scheinbar einfach. Der Zweck und die Lesbarkeit stehen im Vordergrund. Doch ist es wirklich so einfach? Und was bedeutet Einfachheit überhaupt?

Einfaches ist nicht immer einfach. Das ist auch das Thema dieser Zitatesammlung. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie anhand zahlreicher Zitate was Emil Ruders Gestaltung ausmacht, während zugleich dessen scheinbare Einfachheit in Frage gestellt wird. Denn eine von Einfachheit geprägte Gestaltung wird von Emil Ruder zwar stets angestrebt, die Umsetzung hingegen ist jedoch gar nicht so einfach. Das scheinbar einfache eben.

Dieses Buch verfolgt die Absicht, dem Typografen zu zeigen, dass das Faszinierende seines Handwerks vielleicht gerade in der Beschränkung der Mittel und in der Zweckgebundenheit liegt.

Bei jeder tyografischen Arbeit, sogar bei der profansten muss auch der formale Aspekt berücksichtigt werden.

[...] es hat den Anschein, dass die Fragen guter Formgebung zur Selbstverständlichkeit geworden seien. Doch der Schein trügt [...].

Entpersönlichung ist eine Voraussetzung, Eigenwilligkeit und Emotionen finden in der Typografie ihre Grenzen.

Die dringlichste Forderung, die an die Typografie gestellt werden muss, ist das Abteilen und Ordnen der unterschiedlichsten Dinge.

Auch bei optmistischer Haltung muss man feststellen, dass noch viel Arbeit geleistet werden muss, um die gewonnenen Erkennt-nisse durchzusetzen und zu verfeinern.

Die typografische Tätigkeit hat zwei Aspekte: Einmal ist sie einem praktischen Zweck verpflichtet, und dann, darüber hinaus, spielt sie sich in formal künstlerischen Gebieten ab.

Es geht in der Typografie [...] um das Bemühen, den täglichen Ansprüchen formal und funktionell gerecht zu werden.

Die Typografie ist einem eindeutigen Zweck verpflichtet, und zwar der schriftlichen Mitteilung. Durch kein Argument und durch keine Überlegung kann die Typografie von dieser Verpflichtung entbunden werden. Das Druckwerk, das nicht gelesen werden kann, wird zu einem sinnlosen Produkt.

Das Ziel jeder guten Typografie ist die Form, die sich der Lesbarkeit unterordnet.

Viele Druckwerke sind gerade deswegen schön, weil sie, ohne künstlerische Ambitionen, bescheiden ihrer Zweckbestimmung dienen.

Die Typografie ist [...] ein Ausdruck der Technik, der Präzision und der Ordnung.

Die Ausbildung in experimenteller Typografie [...] ist deshalb nötiger denn je, wenn die Typografie nicht an längst erkannten Grundsätzen erstarren soll.

Der Wille, lebendige und zeitnahe Arbeit zu leisten, darf nie erlahmen [...].

Der Satzgestalter soll jede Möglichkeit prüfen, die ihn vom starren Schema und von der monotonen Wiederholung wegführt, und dies nicht nur im Hinbklick auf eine lebendige Form, sondern ebenso sehr im Interesse einer guten Lesbarkeit.

[...] es ist unmöglich die Typografie aus dem gesamten Geschehen auszuklammern. Damit wäre sie zur Sterilität verurteilt.

Es gibt eine Schönheit von Drucksachen, die darin besteht, dass diese Drucksachen, ohne gestalterische und technische Ambitio-nen, schlicht ihren Zweck erfüllen.

Trotz allem werden auch in Zukunft Disziplin, Kühnheit und Sachlichkeit die Merkmale der Typografie sein, da ihr Wesen weit-gehend von ihrer technischen und funktionellen Abhängigkeit geprägt ist.

Die Werke zeugen von einer harmonisch - selbstverständlichen Übereinstimmung von Funktion und Form.

Sie zeigen dem Typografen, dass die Form dem Zweck entsprechend entwickelt werden muss. Sie zeigen aber auch, dass reiner Funk-tionalismus zur Sicherstellung einer guten Form nicht genügt.

Mit der Adddition der Mittel entsteht das eigentliche Problem: Das Ordnen mehrerer Dinge in ein bestimmtes Größenverhältnis.

Der technische Fortschritt strebt nach Vereinfachung.

E M I L R U D E R

1914 bis 1970, TypografLehre als Schriftsetzer sowie Studienaufenthalt in Paris, Setzereivorsteher in Zürich. 1941 bis 1942: Tagesschüler an der Kunstgewerbeschule Zürich, Klassen für Schriftsatz und Buch-druck, Schriftunterricht bei Willimann und Käch. Ab 1942 Lehrer an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel, später Vorsteher der Abteilung kunstgewerbliche Lehrlinge, Initiant der Tagesfachklasse für Buchdruck und der Weiterbildung typografische Gestaltung. Ab 1965 Direktor der Kunstgewerblichen Abteilung und des Gewerbemuseums. Mitglied der Jury »Die gute Form« an der Schweizer Mustermesse Basel und der eidg. Kommission für angewandte Kunst, Künstlerischer Berater der PTT-Wertzeichen-abteilung. Mitglied in führender Stellung beim Schweizerischen Werkbund (SWB), bei der Association Typographique Internationale (AtypI), beim International Center of the Typographic Arts (ICTA), New York. Aus seiner Kenntnis der typografischen Avantgarde der Vorkriegszeit und der aktuellen, seither weit fortgeschrittenen Satz- und Drucktechnik entwickelt Emil Ruder ein umfassendes und zusammenhängendes Vokabular der modernen Typografie und trägt massgeblich zu dem bei, was später in der Welt als »Schweizer Typografie« aufgenommen wird. In der eigenen Arbeit und vor allem von seinen Schülern fordert er nachdrück-lich einen offenen Sinn für neue Aspekte und Experimente, über die erreichten Erkenntnisse hinaus. Schüler seiner Gestaltungs-klasse sind überall auf der Welt tätig.

Impressum:Kira von Hofe: Das scheinbar Einfache, Juli 2014, Muthesius Kunsthochschule Kiel, Se-mesterprojekt unter der Betreuung von Prof.in Silke Juchter und Prof. Wolfgang Sasse.Quellen: Ruder, Emil: Typografie: Ein Gestaltungslehrbuch / Typography: A Manual of Design. Sulgen, Schweiz: Verlag Arthur Niggli Teufen AR, 2001. Pierer‘s Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 543-544 (http://www.zeno.org/nid/2000984029X). http://www.sfgbasel.ch/ueber-uns/geschichte/kunstgewerb-liche-abteilung/emil-ruder/. http://www.duden.de/rechtschreibung/Einfachheit. http://de.wikipedia.org/wiki/Einfachheit. http://www.fadencollagen.de/kunst-blog/kunst-im-uebermass/. http://www.bk-luebeck.eu/zitate-vinci.html. http://luc.devroye.org/EmilRuder-Pic.png. http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_friedrich_von_schiller_thema_reife_zitat_17383.html. Verwendete Schrift: Univers LT Std

Ein Projekt in Kooperation mit dem Museum für Kunst & Gewerbe, Steintorplatz, 20099 Hamburg, Telefon: +49 (0)40 428134-880, Fax: +49 (0)40 428134-999,service(at)mkg-hamburg.de, www.mkg-hamburg.deÖffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr, Donnerstag: 10-21 Uhr, Donnerstag an oder vor Feiertagen: 10-18 Uhr

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