Das Trauma Konfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen Dipl. Psychologin Beate Hübner...

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Das Trauma Konfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen

Dipl. Psychologin Beate HübnerFachsbereichleitung Psychologische Beratungsstelle im Diakonischen Werk des Kirchenbezirks Konstanz

M.Sc. Psychotherapuetin Siobhan O‘ConnorHelferkreis Gaienhofen

Diakonische Flüchtlingsarbeit Teggingerstraße 16 78315 Radolfzell

Das TraumaKonfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen

I Das TraumaII Lanzeitfolgen und UmgangIII Sekundäre TraumatisierungIV Prävention

Schutzmechanismus - positive Sicht der Dinge

Menschen neigen zu der Annahme, dass die Welt ein sicherer Ort sei, der sich der individuellen Kontrolle zugänglich erweist.

Definition Trauma

Lebenswichtiges Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlicher Situation und persönlicher Bewältigungsmöglichkeit,

welches mit Hilflosigkeit, Ohnmacht und schutzloser Preisgabe,

mit existentieller Bedrohung und Todesangst einhergeht.

Definition Trauma

Trauma- und Gewalterfahrungen brennen sich ins Gedächtnis ein und

bewirken so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis (Veränderungen im Denken, Fühlen, Verhalten und im körperlichen Bereich)

Erfahrungen aus der Vergangenheit entfalten ihre Wirkung in der Gegenwart und der Zukunft

Klassifikation traumatischer Ereignisse (Landolt 2004)

Typ I Typ II

ÜberfallVergewaltigung

Sexuelle AusbeutungChronische familiäre GewaltKrieg, Folter

Dürre, HungersnotUnfallErdbeben, Flut

Brand

Naturkatastrophen

Zwischenmenschliche Gewalt

Trauma der Flüchtlinge

Situation vor Ort/Bürgerkrieg …

Flucht

Integration in Deutschland

Neurobiologie des Traumas

Fight & Flight - Freeze (Schockstarre)

Neurobiologie des Traumas

Neurobiologie des Traumas

Informationen ohne Bedrohung: Thalamus –Amygdala –Hippocampus – präfrontaler Cortex ins explizite Gedächtnis und damit in einen Kontext von Ort und Zeit des Ereignisses

Informationen mit Lebensbedrohung: die Kette zum Präfrontalen Cortex ist unterbrochen und es kann keine Einordnung der Ereignisse stattfinden ins implizite Gedächtnis/Amygdala

Amygdala – Traumaspezifische Reize werden fragmentiert als zusammenhangslose Sinneseindrücke olfaktorischer, akustischer, visueller oder kinäasthetischer Art gespeichert und rücken nicht ins Bewusstsein.

Nervensystem

Nervensystem

Parasympatikus „Ruhenerv“, beteiligt an der unwillkürlichen Steuerung der meisten inneren Organe, er dient dem Stoffwechsel, der Erholung und dem Aufbau der körpereigenen Reserven

Sympathikus, erhöht die Aktionsfähigkeit und bewirkt die Leistungssteilung

Sympathikus

bewirkt insgesamt eine Leistungssteigerung des Organismus, die kaum willentlich beeinflusst werden kann.

+ steigert Herztätigkeit, Blutdruck, Durchblutung der Muskulatur, Erweiterung der Bronchien …

- hemmt die für die unmittelbare Aktivität nicht unbedingt erforderliche Vorgänge, wie z. B. Darmtätigkeit, Nierenfunktion

Das TraumaKonfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen

I Das Trauma

II Langzeitfolgen und UmgangIII Sekundäre TraumatisierungIV Prävention

Langzeitfolgen

Neurobiologische Veränderungen: Stress kann zu neuronalem Zelluntergang führen Kleinkinder: fundamentale Organisationsprozesse wie Bindungsaufbau,

Affektregulation, Impulskontrolle und Aufbau eines integrierten Selbstempfindens sind beeinträchtigt.

Spezifische Reaktionsmuster: Depression, Angst, somatoforme Störungen, Substanzabhänigkeit

Unspezifische Reaktionsmuster: Wiedererleben, Vermeidung, Übererregbarkeit

Unverarbeitete traumatische Erfahrungen

Halten im Sprachfluss inne Vermeiden Blickkontakt Gedankenbrüche, rasches vergessen oder verdrängen Unlogische Kombinationen, Verwechslung von Raum,

Zeit und Personen Chaotische Organisation, Verwirrung Nervös, unkonzentriert Überreaktion, wenig Frustrationstoleranz (können sich nicht gut

regulieren)

Rückzug

Unverarbeitete traumatische Erfahrungen

Angst und Panik angesichts von Neuem und Fremden Angst und Unsicherheit kann kaum reguliert werden Spüren eigene oder fremde Grenzen nicht Trancartige oder dissoziative Zustände

Umgang mit traumatisierten Menschen

Eine sichere und stabile Bindungsperson sein Sicherheit durch Struktur, Regelmäßigkeit und

Verlässlichkeit geben Einfühlen und Respekt vor dem DU Zuhören, aushalten, begleiten (kein agieren o. schnelle Lösungen

suchen)

Beruhigen und deeskalieren Geduld, keine Verunsicherung

Was kann ich tun, wenn ein Flüchtling mich irritiert?

Fachliche Unterstützung einholen Regionale psychotherapeutische Angebote In Baden-Württemberg gibt es fünf Psychosoziale

Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer, die sich auf die psychotherapeutische Beratung und Betreuung traumatisierter Flüchtlinge spezialisiert haben

Das TraumaKonfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen

I Das TraumaII Langzeitfolgen und Umgang

III Sekundäre TraumatisierungIV Prävention

Menschen die zuhören, sich von den Schicksalen der anderen

berühren lassenund aktiv werden,

können viel bewegen, begleiten und lindern.

Das Trauma überträgt sich

Die anhaltende und einfühlsame Beschäftigung mit dem Schmerz und Leid traumatisierter Menschen kann bei Angehörigen oder Helfenden ein sogenanntes sekundäres Trauma verursachen

Risikofaktoren für eine Sekundäre Traumatisierung Hohes Einfühlungsvermögen Hohe Hilfsbereitschaft Fehlende innere Distanz und Grenzen Negative Energiebilanz (Ermüdung, ausgebrannt sein)

Ohnmacht, Hilflosigkeit Eigene Traumabiographie (siehe ACE – Score)

Wie spüre ich es, wenn ich mein Gleichgewicht verliere?

Wenn das innere Gleichgewicht gestört ist

„Dünnhäutig“, Weinkrämpfe, Wutausbrüche, Ungeduld, Frustration, Ängste

fühlt sich betäubt, hart, distanziert, von sich entfremdet, lustlos…

Grübeln, getriebensein, nicht abschalten können …

Aufdringliche Erinnerungen, Gedanken, Bilder, Geräusche …

Vergesslich, unkonzentriert Zynismus vernachlässigt Freundschaften, Misstrauen…

Wenn das innere Gleichgewicht gestört ist

Erhöhtes körperliches Erregungsniveau, Unruhe

Körperliche Erschöpfung, Müdigkeit, Ein- und Durchschlafprobleme

Vernachlässigt seinen Ausgleich und die Selbstfürsorge

Das TraumaKonfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen

I Das TraumaII Lanzeitfolgen und UmgangIII Sekundäre Traumatisierung

IV Prävention

Wie kann es Helfenden gelingen einen guten Umgang mit der

Konfrontation durch belastende Ereignisse, Bilder oder Erzählungen

von traumatisierten Menschen zu finden?

Einfühlungsvermögen Distanz

Einsatznachsorge

Abstand einnehmen – innere und äußere Distanz

Erlebtes ausdrücken – erzählen Sie in geschütztem Raum

Erregung vermindern – bewusst Entspannung suchen, Bewegung, Musik …

Prävention

Selbstfürsorge Achtsamkeit Wissen über Traumatisierung Ressourcen und Grenzen in der eigenen Person

wahrnehmen Möglichkeiten und Grenzen der Hilfe Was sind die ganz kleinen

Chancen? Was bedeutet begleiten? Worauf habe ich Einfluss, worauf nicht?

„worst case“ Auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein

Gesundes Miteinander in einem Team

Gemeinsam sind wir stark!

Diakonische FlüchtlingsarbeitDas Diakonische Werk im Kirchenbezirk Konstanz

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Diakonisches Werk Teggingerstraße 16 78315 Radolfzell 07732/952760 www.diakonie-radolfzell.de

Siobhan O‘Connor 0175/575 3637

Psychologische Beratungsstelle Wollmatingerstraße 2278467 Konstanz07531/363 260

Helfer sind mit „himmelsschreiender Ungerechtigkeit“ konfrontiert

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