Die Reaktion zwischen Luftsauerstoff und stark sauren Jodidlösungen als mögliche Fehlerquelle bei...

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360 Hugo Ditz: Die Reaktion zwischen Luftsauerstoff

1)ie Reakt ion zwischen Luftsauerstoff und s tark sauren Jodidlfisungen

als m0gliche Fehlerquelle bei jodometr i schen Best immungsmethoden. yon

Hugo Ditz. Mit~eilung aus dem Laberatorium ffir chem. Technologie anergan. Stoffe der

Deutschen Technischen Hochschule Prag.

In ihren Kritischen Beitr~gen zu einigen jodometrischen Be-

stimmungen, III. <,Die Reaktion zwischen Luftsauerstoff and sauren JodidlSsungem) ftihren K u r t B O t t g e r und W i l h e l m B S t t g e r t) ein-

leitend bei Besprechung der einschl~gigen Literatur an, dass F. 2~. Go o c h

und J u l i a C. M o r r i s ~) durch ¥ersuehe festgestellt haben, dass die in saurer LSsung durch den Luftsauerstoff bewirkte Jodabscheidung so

erheblich sein kann, dass sie bei exakten jodometrischen Bestimmnngen als Fehlerquelle wohl zu beachten ist. Sie verweisen ferner auf eine

spiitere Arbeit yon A. E c k s t ~dt~) und auf eine den Gegenstand be- treffende .~usserung yon R. W e i n l a n d 4) and bemerken noeh, dass

sie es auf Grund der I~aehbliinungen, die bei Ausfilhrung ihrer bereits

mitgeteilten Arbeiten ~) rege lm~ig eintraten, far angebracht hielten, diese 5Tebenreaktion noch etwas genauer zu studieren, um festzustellen,

anter welchen Bedingnngen bei den jodometrischen Bestimmnngsmethoden

Fehler zu erwarten sind, und wie man sie auf m(iglichst einfache Weise aussehalten kann.

Aus ihren Yersuchen geht hervor, dass die bei ¥erwendung yon 30 ccm Salzs~ure {D 1,19) auf ca. 60 ccm Gesamtvolumen eintretende Jodabscheidung reeht erheblich ist und yon der Menge des Jodids und

der L~nge der Wartezeit vor der Titration abhiingt. In den ersten 15 Minuten ist sie am stfirksten und nimmt nach 17 Stunden Stehen

nnr verhi~ltnism~fiig wenig zu. Sie fanden z. B. ftir 2 g Kalinmjodid (in 30 ccm destilliertem

Wasser gelSst) bei 30 ccm Salzs~ure, nach 15 Minuten titriert, einen Verbranch yon 1,20 ccm, nach 17 Stunden titriert, einen solehen yon 1,59 ccm n/lo-ThiosulfatlSsung; fiir 1 g KJ war der Verbrauch an Thio- sulfatlSsung nach 15 Minuten 0:621 nach 17 Stunden 1 , 2 0 c o m .

1) Diese Ztschrft. 70, 209 (1927). ~) Ztsehrft. f. anorg. Chem. 2~, 227 (1900). ~) Dissertatipn, Leipzig 1901. 4) Anleitung ftir das Praktikum in der Mat~analyse S. 107 ft. (1923): 5) Diese Ztschrft. 69, 145 (1926); 70, 97 (1927), Die letzterwithnte Arbeit

betriff~ die jodometrische Arsensaurebestimmung.

und stark sauren Jodidlt~sungen als msgliche Fehlerqlle]le usw. 361

Zunachst tritt der gel6ste Sauerstoff mit dem Jodid in Reaktion

Ist die Konzentration des gel6sten Sauerstoffs sehr gering geworden, so wird das restliche Jodid yon der daraber stehenden Luft nur sehr ]ang- sam weiter oxydiert. ¥ergleichende Yersuche ergaben, <,dass die in satiren Jodidgemischen eintretenden J0dabscheidungen aussch]iesslich auf eine Wirkung des Luftsauerstoffs zurfickzuffihren sind>,. Nach gewissen Beobachtungen ware aber auch mit dem Auftreten kleiner Mengen Chlor in konzentrierter Salzsiiure, die l~ingere Zeit mit Luft in Bertihrung gewesen ist, zu rechnen. Uber die Herstellung nahezu luftfreier Liisungen (durch Auskochen und Anwendung yon Kohlensaure) werden niihere Ang~ben gemacht.

Beim Vergleich tier oben zitierten Versuchszahlen t~ber die Jod- abscheidung aus KMiumjodidl6sungen (in Gegenwart yon Salzs~ure) mit den ¥ersuchsergebnissen in tier erwahnten, vorausgehenden Arbeit tier beiden Forscher iiber die j o d o m e t r i s e h e A r s e n a t b e s t i m m u n g erschien mir folgender Umstand auffallend: Bei den in dieser Arbeit angegebenen x) ¥ersuchen wurden gewogene Mengen yon Bleiarsenat (bei den Versuchen 2, 3, 9 und 10) mit 30 c c m Salzsiiure (D 1,19) geliist, die L6sung mit 2 g KJ versetzt und mit destilliertem Wasser auf 50 bis 70 c e m Gesamtvolumen aufgefilllt, iNach 15 Minuten Wartezeit wurde das ausgeschiedene Jod bei den 4 Versuchen mit 40,25, bezw. 40,23, 40,25, 40,23 c c m n/lo-Thiosulfatl6sung titriert, woraus sich gegentiber dem Sollwert yon 33,200/0 As~O~ ein Fehler yon - 0 , 2 2 , bezw. -0,23°[o As~O~ berechnen liess. Entsprechend diesem bei 4 Versuchen tiber-

einstimmend gefundenen negativen Fehler far das As~O 5 ware der Ver- brauch an n/lo-ThiosulfatlOsung am 0,27 c c m zu niedrig gefunden worden.

Bei den frtiher erwahnten ¥ersuchen fiber die aus Kaliumjodid- 16sungen bei Gegenwart yon Salzsaure dutch den Luftsauerstoff bewirkte Jodabscheidung (vergl. oben) wurden bei Anwendung yon 30 c c m Salz- saure (D 1,19) aus einer Ltisung yon 2 g KJ, gelOst in 30 c c m Wasser (also 60 ecru Gesamtvolumen der Fltissigkeit), nach 15 Minuten Warte- zeit 1,20 c c m n/lo-Thiosulfatl6sung verbraucht. Da beide Versuche unter gleichen Bedingungen ~) durchgefiihrt worden sind, so ware za

J) Diese Ztschrft. 70, 102 (1927). 3) Der einzige Unterschied, dass bei den Versuchen mit KJ allein vor

der Titration das Gesamtvolumen der Flilssigkeit 50--70 ecru, bei der Arsenat- bestimmung (bei 30 ccm konz. Salzsliure und 2 g KJ in 30 ccm Wasser gelSst, also) 60 ccm Gesamtvolumen betrug, kommt wohl praktisch kaum wesentlich in Frage.

362 Hugo D[tz: Die Reaktion zwischen Luftsauerstoff

erwarten gewesen, dass bei der jodometrischen Bestimmung des Arsenates ein ~ I e h r v e r b r a u c h yon etwa 1,20 c c m n/1 o-Thiosulfatlosung, ent- spreehend diesem Luftfehler, eintreten wtird% wi~hrend t a t s i i ch l i ch ein M i n d e r v e r b r a u e h yon 0,27 ccm Thiosulfat beobachtet worden ist. Bei Auftret'en dieses Luftfehlers h~tten demnach bei der jodometrischen Bestimmung des Arsenats ftir das ausgeschiedene Jod statt 40,24 ccm

verbraueht werden sollen etwa 41,7 ccm Thiosulfat, wodurch der Fehler bei der Arsensiiurebestimmung start i. M. - - 0 , 2 2 5 % betragen miisste 1) -~ 1,o%.

Gerade die bei der jodometrischen Arsensiiurebestimmung gemachten Beobaehtungen hatten, wie erwiihnt, die nachfolgenden Untersuehungen ~ber die Reaktion zwisehen Luftsauerstoff und sauren JodidlOsungen veraulasst, in der die Arsenatbestimmung betreffenden Arbeit heisst es: <~Bei zuviel Salzsiiure (60 ccm) (Versuch Nr. 4) tritt jedoch innerhalb 15 Minuten der sehon yon G o o c h und J u 1 i a C. M o r r i s hervorgehobene Luftfehler in Gestalt eines allerdings noeh geringen Mehrwertes 2) in Er- seheinung>~. Ferner wird (S. 5 derselben Abhandlung) gesagt: cDas Auf- treten der zwischen Luftsauerstoff und sauren Jodidl5sungen stattfindenden Nebenreaktion konnte an den bei allen Versuchen in den austitrierten Gemischen nach einiger Zeit auftretenden Nachbli~uungen beobachtet werden~. Der dadureh bedingte Mehrverbrauch an Thiosulfat (infolge tier Nachbliiuungen im Laufe einer Stunde naeh beendigter Titration) ~var aber aueh bei 1 und 2 g KJ (und 30 ccm Salzs~ure) noch so gering, ~dass sieh eine den Luftfehler bertieksiehtigende Korrektur nur bei ganz exakten Bestimmungen oder sehr kleinen Mengen Arsenat n(~tig :maehen wiirde.>~

Die Richtigkeit der oben gegenllbergestellten Versuehsergebnisse als selbstverstiindlich vorausgesetzt, fehlt eine Erkllirung dafiir, dass bei der jodometrischen Arsens~turebestimmung der zu erwartende ~,Luft-

fehler~> in den Resultaten nicht in Erscheinung tritt. G o o e h und J u l i a C, M o r r i s (a. a. 0.) haben bei ihren Versuchen

den <<Luftfehler, bei geringerer Salzs~urekonzentration und Einwirkungs- dauer noeh etwas grJsser als B 5 t tg e r , aber etwa ebenso gross ermittelt als den Uberwert bei der jodometrischen Arsens~urebestimmung, der ihren Versuehen entspreehen wtirde. Der Luftfehler hatte demnach bei

i) Auf As205 ~ 100 bezogen, ware der so berechnete Fehler entsprechend grJsser.

2) Der Fehler bei diesem ¥ersuche ist, mit ~-0,26 O/o Ase05 angegeben.

uad stark sauren JodldlSsungen als msgliche Fehlerquelle usw. 363

tier jodometrischen Arsens~turebestimmung einen p osi t i v e n Fehler bewirkt 1).

Nach L. R o s e n t h a l e r 2) soll bei der jodometrischen Arsensi~ure- bestimmung die Fltissigkeit wenigstens 16°/o HCI enthalten; der dutch den Sauerstoff der Luft hervorgerufene Febler kann bei 10 Minuten Einwirkungsdauer vernachl~tssigt werden. Bei l~ngerer Einwirknngs- dauer soll vor dem Zusatz des KJ ~atriumbicarbonat zugesetzt werden~ um den Luftsauerstoff zu verdrangen. Aus den yon ibm angegebenen Yersuehsergebnissen l~tsst sich bei den (ohne Zusatz yon Bicarbonat) durchgeffihrten ¥ersuchen der Unterschied gegenfiber den Sollwerten bereehnen zu :

bei der 1. Versuchsreihe 2. Versuehsreihe bei 10 Minuten Einwirkungsdauer -~ 0,43('/o ~- 0,16°/o bei 15 Minuten ~ -{-I 0,570/0 ~-0,47o/0

Hier sind also die Unterschiede gegenfiber dem Soliwert positiv, wenn auch im GrSssenwert wesentlich kleiner a) als der ,.Luftfehler~> bei den yon B i i t t g e r mit KJ alleiu durchgefiihrten Versuchen (bei etwas verschiedener Salzs~turekonzentration).

Naeh J. M. K o l t h o f f ~) erh~ilt man bei Anwendung yon lOccm

39°/oiger Salzsaare, 5 l~iautea Einwirkungsdauer (bei 10ccm 0,2n- As205-LSsung mit 0 ,7g KJ) quantitative Resultate (Fehler 0) and das gleiehe Ergebnis, wenn die Fliissigkeit luftfrei gemacht wurde. Es ist auch angegeben, dass die Salzsiture aus KJ nach 5 Minuten Stehen kein Jod ausscheidet.

Man sieht also, dass die Literaturangaben fiber den m0glichen ~,Luftfehler~) bei der jodometrisehen Arsensiiurebestimmung nicht tiber- einstimmen und aueh keine ausreichende Erkli~rung ffir die ¥ersuchs- ergebnisse yon B i i t t g e r (vergl. oben) liefern. Die naheliegende An- uahme, dass bei diesen Versuchen mit Arsenat, trotz der gleichen Be- dingungen hinsichtlich der Konzentration yon Jodid und Salzs~ure and der Reaktionsdauer, zuffilligerweise der Einfluss des Luftsaner- stoffs (der woh! yon dem Luftgehalt der L5sungen und der Art der

I) Der mitt]ere Lufffehler betrug (atffArsens~iure umgerechnet)-~ 0,0035 g. bei der jodometrischen Arsensi~urebestimmung ~-0,0031 g.

3) Diese Ztschrf~. 61, 228 (1922). ~) Die Prozentzahlen beziehen sich hier auf das angewandte Natrium-

arsenat ~ 100: ~) Diese Ztsehrft. 60, 393 (1921).

364: Hugo Ditz: Die Reaktion zwischen Luftsauerstoff

Durehfiihrung der Titration auch ~bh~ingig sein wird) so wenig in Er- seheinung getretea ist, dass der beobaehtete Unterschied yon fast

1,5 Ccm n/lo-ThiosulfatlSsung damit zu erkl~ren w~tre, kann wohl kaum ohne weiteres herangez0gea werden. Auch sonstige Erkli~rungsmSglich- keiten (wie z. Bi Fehlerkompensation oder Beeinflussung der Geschwindig- keit der Reaktion zwischen HJ and Luftsauerstoff durch die Reaktion zwischen Arsensgare and HJ) lassen sieh bei der mangelnden (~berein- stimmung in den Angaben verschiedener Forseher ~Tohl erst nach Durch- fiihrung einschl~tgiger Versuche er6rtern.

Die dureh Einwirkung yon Luftsauerstoff auf stark saute Kalium- jodidlSsungen bedingte mi~gliehe Fehlerquelle ist iibrigens, was yon B t i t t g e r wohl abersehen worden ist, auch schon bei einer anderen jodometrisehen Methode, nlimlich der j o d o m e t r i s c h e n B e s t i m m u n g v o n C h 1 o r a t, beobachtet worden ; ihre Ausschaltang wurde dort schon angestrebt und erzielt. Im Jahre 1899 habe ich gemeinschaftlich mit H . K n S p f e l m a c h e r 1) bei Ausarbeitung einer Methode zur jodo:

metrisehen Bestimmung yon Chlorat die Beobachtung gemacht, dass bei der Zersetzung des Chlorates mittels KJ und konzentrierter Salzs~ure bei g e w 5 h n li c h e r Temperatur keine fibereinstimmenden and oft zu hohe Resultate erhalten ~'urden. Dies gab Veranlassung, das Yerhalten yon KJ gegen konzentrierte and m~fiig ~erdtinnte Salzs~ure zu prtifen, wobei sieh eine nicht unerhebliche Jodausseheidung zeigte. So gaben z. B. 20 c c m 5°]oiger KJ-LSsung mit 50 ccm konzentrierter Salzs~ure nach einsttindiger Einwirkung eine Jodausscheidung entsprechend einem Verbrauch yon 0,5--0,6 ccm n]lo-ThiosulfatlSsung. Wurde vor der Titration des Jods die Fliissigkeit mit Wasser stark verdtinnt, so ergab sich bei Yer- wendung der gleichen )£enge KJ-LSsung und Salzs~ture der Yerbraueh an Thiosulfat bei einer Einwirkungsdauer yon 10 Minuten zu 0,3 ccm, yon 30 Minuten zu 0,3 c c m und bei 60 Minaten Einwirkung zu 0,7 c c m Thio- sulfatltisung3). Eine Untersuchung dartiber, ob ausschliesslich der Luft- sauerstoff, bezw. tier in der Fltissigkeit gelSste Sauerstoff die Jodausschei- dang aus der sauren KJ-L0sung bewirkt, wurde nicht darchgefiihrt.

Da wir nach Durchfilhrung verschiedener Yersuche zu der Ansicht kamenl dass infolge dieser Nebenreaktion sich eine einfaeh darchftihr-

1) Ztschrft. f. angew. Chem. 12, 1195, 1217 (1899); vergl, diese Ztschrft. 45, 531 (1906).

3) Mit ganz verdtinnter Salzsi~ure war auch nach ]gngerer Zeit~ keine- Jodausscheidung bemerkbar.

und stark sauren Jodidlfsungen als mSgliche Fehlerquelle usw. 365

bare Methode auf diesem Wege kaum gangbar erweisen wird, hubert wir ffir die jodometrische Chloratbestimmuag b e i g e w 5 h n l i c h e r

Temperatur einen anderen Weg eingeschlageD~ bei dem durch t~ber- scht~ssige konzentrierte Salzs~ture in Gegenwart yon K a 1 i u m b r o m i d eine quantitative Reduktion des Chlorats erzielt ~erden konnte. Nach entsprechender Verdfinnung mit Wasser wurde dann das freigemachte Brom mit KJ-LOsung in Reaktion gebracht 1) and das ausgesehiedene Jod mit ThiosulfatlSsung titriert. Das Verfahren wird in einem aus Glas gefertigten (aus einer Flasche und einem Aufsatz) bestehenden Apparat, bei welehem das beim Flfissigkeitseintritt .(dutch einen Tropf- trichter) mit der austretenden Luft entweichende Brom in einem Ab- sorptionsgef~ss durch KJ-LSsung unter Jodabscheidung zuriickgehalten wird, durchgeftibrt. Das aueh f~ir Gemisehe mit Hypochlorit anwend- bare Verfahren wurde sparer durch Herabsetzung der Reaktionsdauer noeh vereinfacht und von mir ~) zur Bestimmung yon Chlorat in elektro- lytischen Bleichlaugen und in den Laugen aus den Absorptionsgef~ssen bei der Darstellung des Kaliumchlorates empfohlen.

Einige Jahre sp~tter wurde yon A. K o l b und E. D a v i d s o n ~ ) die Reaktion zwischen Kaliuinchlorat and Kaliumjodid (bei Gegenwart you Salzsiiure) wieder untersucht. Da sie unter bestimmten Verh~tlt- nissen eine fiber die theoretische Menge hinausgehende Jodabscheidung feststellten, wurde die sehon yon uns beobachtete ~Nebenreaktion neuer- dings untersucht. Es ergab sich, dass die Jodausscheidung aus KJ- L(~sung (bei Gegenwart von Salzs~ture eutsprechender Konzentration) auf die 0xydationswirkung des Luftsauerstoffs und des in der Fltlssig- keit gelSsten Sauerstoffs auf den im Reaktionsgemisch befindlichen un- dissoziierten Jodwasserstoff zurfickzuffihren ist. Diese Fehlerquelle (bei Bestimmung des Chlorats) liisst sich vermeiden, wenn die Reaktion in

~) Zwecks Ausschaltung des ,Luftfehlers ~ wird also bier die Reduktion z u e r s t durch konz. Salzs~iure bei Gegenwart yon KBr durchgefiihrt, die Fltissigkeit dann vor dem Zusatz yon KJ verdtinnt.

~) Chem. Ztg. 25, 727 (1901); vergl, diese Ztschrft. 45, 532 (1906); 56, 58l (1917). Siehe auch tt. D i t z und B. M. M a r g o s c h e s , Ztsehrft. f. angew. Chem. 16, 317 (19(~3), die bei Anwendung dieses Verfahrens das Kaliumchlorat als Urtitersubstanz in der Jodometrie empfohlen hubert; vergl, diese Ztschrf~. 45, 530 (1906).

8) Ztschrft. f. angew. Chem. 17, ].883 (1904); vergl, diese Ztschrft. 45, 530 (1906). Siehe aueh R. D i t z , Ztschrf~. f. angew. Chem. 18, 1516 (1905), A. Kolb , ebenda 18, 1693 (1905) und H. D i t z , ebenda 19, 66 (1906).

566 Hugo Ditz: Die Reaktion zwischen Luftsauerstoff usw.

einer sauerstofffreien Atmosphere vor sich geht und die verwendeten Fltissigkeiten sauerstoffrei sind, was durch Verwendung yon sauerstoff- freiem Wasser, luftfreier Salzs~ure und Kohlens~ureatmosph~re erzielt werden konnte.

Bei den yon K o l b und D a v i d s o n mit Chlorat (bezw. mit KJ- LSsung allein) durchgeftthrten Versuchen l~sst sich der oben for das Arsenat durchgefiihrte Vergleich nicht in gleicher Weise vornehmen~ weil die Blindversuche (mit KJ allein) nicht unter genau gleichen Yer- h~ltnissen wie die mit Chlorat ausgefiihrt worden sind. Doch l~sst sich immerhin schliessen, dass beim Chlorat ohne Ausschaltung des Luft- fehlers keinesfalls niedrigere, eher hShere Werte erhalten werden, als bei vollstandiger Reduktion des Chlorats und der Jodabscheidung durch den <<Luftfehler~, dem zu erwartenden Summenwert entsprechen wtirde.

Wieder 2 Jahre sp~ter wurden yon 0. L. B a r n e b e y l ) neuer- dings Untersuchungen tiber die jodometrische Bestimmung yon Chlora~

durch Reduktioa m i t K J und iiberschtissiger Salzs~ure bei gewShnlicher Temperatur durchgeftihrt. Da, wie wieder beobachtet wurde (nebenbei erw~hnt, ohne Hinweis auf die ~ltere Literatur), der Luftsauerstoff bei

hSherer S~urekonzentration aus der JodidlSsung (wie B a r n e b e y an- gibt, entweder direkt oder bei intermedi~rer Bildung yon Ozon)Jod freimacht~ so wurde die Luft aus dem Zersetzungsgef~ss durch Kohlen- s~ure verdr~ngt. Da in der stark sauren LSsung das Jod mit Thio- sulfat nicht genau titriert werden kann, soll die Fltissigkeit mittels Alkali- lauge neutralisiert und das Jod in Jodat tibergeftihrt werden. ~Nach erfolgter Abktihlung wird mit Salzs~ure anges~uert und das freiwerdende" Jod mit Thiosulfat titriert.

Im darauffolgenden Jahre (1917) hat E. R u p p 2) das von mir angegebene Verfahren, mit dem er ~bei sachgem~er Ausftihrung und Behandlung ausgezeichnete Resultate erhielt~>, mit Beibehaltung des Prinzipes in der Art der Durchftihrung abge~ndert. Schliesslich hat sich mit der jodometrischen Chlors~urebestimmung auch J. M. K o It h off 8) besch~ftigt, der wieder darauf hinweist, dass man durch unmittelbare Einwirkung yon konzentrierter Salzs~ure au~ Chlorat bei Gegenwart yon

1 Journ. Americ. Chem. Soc. 88, 330 (1916); vergl, diese ZtschrR. 61, 288 (1922).

~) Diese Ztschrft. ~6, 580 (1917}. 3) Diese Ztschrft. 60, 351 (1921).

W. Biittger: Bemerkung zu der Abhandlung fiber die ReakLion usw. 367

Kaliumjodid zu hohe Resultate erh~It, und neuerdings eine Ab/~nderung

meines Verfahrens vorschl~gt 1).

Bei der j o d o m e t r i s c h e n C h l o r s ~ u r e b e s t i m m u n g durch unmittelbare Einwirkung yon konzentrierter Salzsiiure in Gegenwart

yon Kaliumjodid auf die Chloratl6sung b e f g e w 6 h n 1 i c h e r Temperatur werden also nach tibereinstimmenden Angaben ungenaue, infolge der

stattfindenden Nebenreaktion za h ohe Resultate erhalten, wenn der Luftfehler n i c h t ausgesehaltet wird. Bei der unter ~hnlichen Be- dingungen durchzuffihrenden A r s e n s a u r e b e s t i m m u n g stimmen die

Literaturangaben fiber den Einfluss des ~,Luftfehlers~ auf den Reaktions-

verlauf nicht tiberein. Wohl k0nnen nach den neueren Arbeiten bei

Einhaltung bestimmter Bedingungen bei der jodometrischen Arsens~ture- bestimmung (bei gew(ibnlicher Temperatur) aueh ohne Ausschaltung des

,<Luftfehlers)) befriedigende Ergebnisse erzielt werden. Doeh fehlt eine Erkliirung daftir, dass die nach K a r t B S t t g e r and Wi lhe lm B 5 t t g e r

bei Einwirknng yon Luftsauerstoff auf KaliumjodidlSsung in Gegenwart

yon Salzsaure beobachtete, relativ erhebliche Jodabseheidung bei der unter g l e i che n Bedingungen durchgeffihrten jodometrischen Arsen-

si~urebestimmung k e i n e n durch den (~Luftfehler~, bewirkten Uberwert ergeben hat.

Bemerkung zu der Abhandlung fiber die Reaktion zwischen Lnft-

sauerstoff and stark sauren Jodidliisungen usw. yon ~ u g o Ditz. Yon

W. Biittger. MiCfeilung aus der chemischen Abteilung des Physikalisch-chemischen Institats

der Universi~a~ Leipzig.

Zu der v0rstehenden Abhandlung, die mir durch das besondere Entgegenkommen yon Herrn Professor F r e s e n i u s in der F~hnen- korrektur zug~tnglich gemacht worden ist, m6chte ieh folgendes bemerken.

1) Vergl. auch E. C. Wagner , Ind. Eng. Chem. 17, 1183 (1925); dutch Chem. Ztrbl. 97, I, 1239 (1.q26). der eine Anzahl yon ~ethoden zur Chlora¢- bestimmung, darunter auch einige jodomeirische, nachgeprfift hat. Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen einer Studie fiber die chlorometrischen, bromo- metrischen and jodome~rischen Me~hoden zur Bestimmung yon Hypoehlorit und Chlorat gemeinschaftlich mit Rud ol f May die jodometrische Chlorab. bestimmung nach den verschiedenen vorgeschlagenen Aasftihrungsarten einer vergleichenden Untersuchung unterzogen, tiler deren Ergebnisse in nachster Zei~ berichte~ werden soll.

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