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NordOstMagazin
K u l t u r i n d e n S t a d t t e i l e n
M ü n c h e n J a n u a r 2 0 0 7
Bogenhausen--Oberföhring-Daglfing-Denning-Englschalking-Johanneskirchen-Steinhausen-Zamdorf
Liebe Leserin, lieber Leser,
das NordOstMagazin mit seinem Blick auf das stadtteilkulturelle Geschehen im 13. Stadtbezirk (Bogenhau-
sen) und seinen neun Stadtvierteln liegt in einer neuen Ausgabe vor. Der Bezirksausschuss unterstützt diese
Arbeit, die geeignet ist, dieses kulturellen Wirkens des vergangenen Jahres zu dokumentieren. Die Förderung
der künstlerischen und kulturellen Vielfalt im Münchner Nordosten ist allen Mitgliedern des Bezirksaus-
schusses ein besonderes Anliegen.
Wie im vergangenen Jahr wurde das Motto: „Geschichte zum Anfassen“ gelebt. Die Parkstadt Bogenhau-
sen feierte vom 21. – 23. Juli 2006 ihr 50-jähriges Bestehen. Seit Jahrzehnten gab es im „13er“ kein ver-
gleichbares Stadtteilfest. Der Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. beteiligte sich mit einer
Ausstellung im Waschhaus.
In diesem ungewöhlichen „Ausstellungsraum“ an der Buschingstraße wurden neben Kunst anwohnender
Künstlerinnen und Künstler, Geschichte in Bildern aus vergangener Zeit, auch die historischen Waschma-
schinen und Trockner gezeigt, die dem Ganzen ein besonderes Flair gaben. Hunderte von Besuchern kamen
und viele erwarben das empfehlenswerte Buch „Die Parkstadt Bogenhausen in München“, das der Verein
NordOstKultur rechtzeitig zum Fest präsentieren konnte.
2008 wird die Landeshauptstadt München ihren 850. Geburtstag feiern. Zusammen mit der Bürgerschaft
des 13. Stadtbezirks soll eine großartige Geburtstagsfeier vorbereitet werden. Neben Veranstaltungen an
allen Isarbrücken und an „der“ historischen St.Emmerams-Brücke freuen wir uns auf Darbietungen und Ver-
anstaltungen von Schulen, Vereinen und Initiativen. Lassen Sie sich überraschen!
Wer Freude beim Entdecken der historischen Wurzeln im nahen Umfeld hat, kann sich beim Verein Nord-
OstKultur engagieren, der für 2008 in Oberföhring eine „Geburtstagsausstellung“ mit dem Titel „Föhring
als Geburtshelfer Münchens“ vorbereitet.
Der Bezirksausschuss 13 wünscht dem Vereins und seinem Magazin noch lange Jahre glückliches Gelingen.
Mit ihm sind historische „Überraschungen“ garantiert.
Christiane Hacker
Vorsitzende des Bezirksausschusses 13 Bogenhausen
J a n u a r 2 0 0 7
Editorial
1
/ / / NordOstKultur – RückblickeDas Schwert im Keltengrab
Vereinsleben 2006
Die Parkstadt Bogenhausen – Buch und
Ausstellung
/ / / Kultur und Kunst im 13 StadtbezirkWaschhaus-Aussteller: Heinz Schunn, Rolf
Ege, Camilla Kraus , Karin Bernst, Günther
Wagner
Maibäume
ÖBZ – 5 Jahre
Alte Wiedefabrik
/ / / Blick überm Zaun 1000 Jahre Ramersdorf
/ / / Historisches Dorfschule in Englschalking
So war es damals
„Die Generation des einfachen Lebens“
Die Föhringer Münze
/ / / Personalien / PersonenFritz Taschner – Daglfinger
Schmetterlingssammler
Ingrid G. Blank-Hofmiller –
Mundartdichterin
Ludwig Peter Ritter von Klug –
Spekulant am Hofe?
/ / / NordOstKultur – intern Verein, Kontakte, Aufnahmeantrag
/ / / NordOstKultur – Programm 2007Verein / Kontakte /Aufnahmeantrag
/ / / zuletztXaver Denninger über den Maibaumstau
Dank
Der Verein für Stadtteilkultur im Münch-
ner Nordosten e.V. hat sich u.a. die Aufga-
be gestellt, das kulturelle und künstleri-
sche Leben im 13. Stadtbezirk der Öffent-
lichkeit zu präsentieren. Das alljährlich
erscheinende NordOstMagazin zeigt zum
dritten Mal etwas von der Vielfalt der
Stadtteilkultur in unseren Stadtvierteln.
Infolge der großzügigen finanziellen
Unterstützung des Bezirksausschusses 13
Bogenhausen kann das Heft auch heuer
wieder kostenlos an die Bürgerinnen und
Bürger abgegeben werden. Im Namen des
Vereins NordOstKultur sei dem BA 13 und
seiner Vorsitzenden herzlich dafür
gedankt.
Roland Krack
1. Vorsitzender
2
R ü c k b l i c k
/ / / Mitgliederversammlung / / / Das Schwert im Keltengrab / / / Blick hinter die Kulissen
/ / / Neues Buch: „Die Parkstadt Bogenhausen in München“ / / / Ausstellung im Waschhaus
/ / / Mitgliederversammlung Am 21. Februar 2006 fand im ÖBZ die
Jahres-Mitgliederversammlung statt. Von
65 Mitgliedern waren 20 anwesend, um
den Jahresbericht zu hören. Haupttätig-
keit des Jahres 2005 war die Realisierung
des Denkmals am Platz „Zur Deutschen
Einheit“ (ausführlich im Magazin 2005
dargestellt).
Grabungsbefund im Gräberfeld in Dornach
(CE / MV)
Das Großereignis für den Verein für
Stadtteilkultur im Münchner Nord-
osten e.V. (NordOstKultur) war im
vergangenen Jahr das 50-jährige
Bestehen der Parkstadt Bogenhau-
sen. An diesem Jubiläum beteiligte
sich der Verein mit einer Ausstel-
lung im Waschhaus und veröffent-
lichte ein neues Stadtteilbuch im
Volkverlag München: „Die Parkstadt
Bogenhausen in München“.
Die nachstehende Übersicht gibt
einen Rückblick auf die Aktivitäten
von NordOstKultur im Jahr 2006:
/ / / Vortrag
Das Schwert im KeltengrabUnter dieser Überschrift machte die Stadt-
teilzeitung „Hallo“ auf den Vortrag im Rah-
men der Mitgliederversammlung am 21.
Februar 2006 im ÖBZ, Englschalkinger Stra-
ße, aufmerksam. Ein guter Besuch dieser
Veranstaltung war Folge dieses interessant
gestalteten Artikels von Sabine Radloff. Was
weiß die neueste Forschung über die Hinter-
lassenschaften menschlicher Kultur im
Münchner Osten - haben die Bayern kelti-
sche Vorfahren?
Die Archäologin Christiane Eggl M.A. und
die Anthropologin Dipl. Biologin Marina
Vohberger berichteten vor etwa 70 Zuhö-
rern über die Erkenntnisse durch Ausgra-
bungen in Dornach, an denen beide mitge-
wirkt haben. Der außergewöhnliche Fund
eines Bestattungsplatzes aus dem 4. und 3.
vorchristlichen Jahrhundert in Aschheim
und dessen anschließende Freilegung führte
die beiden Wissenschaftlerinnen zusammen.
Das Ergebnis ihrer Untersuchungen gibt ein-
malige Einblicke in die Kulturgeschichte die-
ser Zeit und verleiht dem Münchner Raum in
der Erforschung der so genannten Latène-
zeit ein besonderes Gewicht. In dieser Zeit
der Kelten interessieren auch die Hinterlas-
senschaften von Siedlungen und Bestat-
tungsplätzen.
3
Zusammenfassung des Vortrags
Im 5. Jahrhundert vor Christus beginnt in Mitteleuropa der letzte Abschnitt der Vorge-
schichte, die so genannte Latènezeit. Sie wird geprägt durch die Hinterlassenschaften
der Latènekultur, deren Entstehungsgebiet zwischen der Champagne im Westen und
Niederösterreich im Osten zu suchen ist. Diese kann aufgrund schriftlicher Quellen aus
dem mediterranen Raum als erste vorgeschichtliche Kultur nördlich der Alpen mit
einem Völkernamen in Verbindung gebracht werden: den Kelten.
Im Verlauf des 4. und 3. Jahrhunderts vor Christus erreichte die Latènekultur ihre maxi-
male Ausdehnung mit einem Verbreitungsgebiet zwischen Atlantik und Karpatenbek-
ken. Ihr Einfluss erstreckte sich aber weit darüber hinaus bis an den Rand des Schwar-
zen Meeres und in den Mittelmeerraum. Es ist dies die Zeit der historisch überlieferten
Keltenwanderungen, die Gruppen aus dem Bereich der Latènekultur griechischen und
römischen Autoren zufolge nach Italien, aber auch bis nach Griechenland und Klein-
asien führten. Wohl auch bedingt durch diesen intensivierten Kontakt mit den mediter-
ranen Hochkulturen begannen sich im 2. Jahrhundert vor Christus nördlich der Alpen
stadtartig organisierte Gemeinwesen herauszubilden, die sogenannten oppida, mit
denen die Kelten die Schwelle zur Hochkultur erreichten.
Im Gebiet östlich von München liegen diverse Hinterlassenschaften der Latènekultur
vor. Es handelt sich dabei um Siedlungen und Bestattungsplätze einer ländlich gepräg-
ten Bevölkerung, die aber dennoch – wie die Funde zeigen – in die weit gespannten
Beziehungen der keltischen Welt eingebunden war. Dies gilt besonders für die Zeit ab
etwa der Mitte des 4. Jahrhunderts vor Christus, als neue Ansiedlungen entstanden, die
sich perlschnurartig vom Südostrand des Erdinger Mooses nach Süden ziehen. Zeugen
hierfür sind vor allem Flachgräber, in denen die Verstorbenen in ihrer Tracht beigesetzt
worden waren.
Wie im gesamten südbayerischen Raum handelt es sich dabei meist nur um kleine
Grabgruppen oder sogar um einzeln gelegene Gräber. Umso wichtiger waren die Ent-
deckungen im Bereich der Gemeinde Aschheim, wo von 1999 bis 2001 der größte
modern untersuchte Bestattungsplatz des 4. und 3. Jahrhunderts vor Christus in Süd-
bayern freigelegt werden konnte.
Dieser Fundplatz war Auslöser für eine enge Zusammenarbeit zwischen Archäologie
und Anthropologie. In deren Mittelpunkt stand die Frage nach dem Nachweis von
Migrationsphänomenen auch nördlich der Alpen während der Zeit der historisch über-
lieferten Keltenwanderungen nach Süden. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen der
Diplomarbeit von Frau Marina Vohberger am Department Biologie, Bereich Biodiversi-
tätsforschung / Anthropologie der Ludwig-Maximilians-Universität München Strontium-
Isotopen-Analysen an den Zähnen des geborgenen Skelettmaterials durchgeführt, die
einen Hinweis auf die Herkunft der Verstorbenen geben sollten. Die Ergebnisse dieser
Untersuchungen lieferten einmalige Einblicke in die Ereignisse während der Zeit vor der
Entstehung der oppida und verleihen dem Münchner Raum in der Erforschung der Latè-
nezeit in Südbayern ein besonderes Gewicht.
Nach dem Vortrag: Christina Eggl (links) undMarina Vohberger (KH)
Kurzvorstellung der Referentinnen
Christiana Eggl, M.A., seit 2001 Magister ander LMU München, Promotion über dasThema: „Das Flachgräberlatène in Südbayern“in enger Zusammenarbeit mit Marina Vohber-ger im Rahmen ihrer Diplomarbeit. Seit Dezem-ber 2005 ist sie wissenschaftliche Mitarbeite-rin am Institut für Vor- und FrühgeschichtlicheArchäologie und Provinzialrömische Archäolo-gie der LMU München.
Marina Vohberger, Dipl. Biol., 2005 Diploman der LMU München in Biologie mit demHauptfach Anthropologie, Thema der Diplom-arbeit: „Rekonstruktion von Migration im Flach-gräberlatène anhand stabiler Sauerstoff- undStrontiumisotope“.
/ / / Neues Buch
„Die Parkstadt Bogenhausen in München“Mit einem Erzählcafe in der Nazarethkir-
che im Februar 2006, ein halbes Jahr vor
dem Fest, begann die Arbeit an einer Fest-
schrift. Bald wurde klar, dass die Erstbe-
wohner und die Erstgeborenen in der Park-
stadt mit einer Fülle von Geschichten und
Bildern aufwarten können. Deshalb fasste
der Autorenkreis aus dem NordOstKultur-
Verein den Mut, ein ordentliches Buch
über die Parkstadt zu schreiben. In
Michael Volk hat der Verein Stadtteilkultur
im Münchner Nordosten e.V. einen aufge-
schlossenen Verleger gefunden, der das
Buch in der knappen zur Verfügung ste-
henden Zeit realisierte. Die Danksagung
müsste viele Namen umfassen. Sie finden
alle im Buch angemessene Erwähnung.
Die Autoren:
Roland Krack, Herausgeber, brachte die
Kapitel über die Nachbarschaft, „Die
besondere Siedlung“, den Verkehr sowie die
Portraits von Parkstädtern zu Papier.
Ulla Barth, Lehrerin, ist Autorin des Kapi-
tels über Kinder und die Schulen.
Karin Bernst, Verfasserin heimatkundlicher
Bücher, recherchierte über die Grundbesitz-
verhältnisse, den Bauplatz, die Häuser und
ihre Architekten und ist Verfasserin der ent-
sprechenden Kapitel.
Dr. Willibald Karl, Historiker, Herausgeber
zahlreicher Publikationen über die Münchner
Stadtteile und Förderer und Initiator der
Münchner Stadtteilkulturarbeit, verfasste
das Kapitel über die Bogenhauser Geschich-
te und die katholische Kirche St. Johann von
23. Juni 2006 / Bogenhausen: Stadtteil-
spaziergang vom bäuerlichen Dorf bis hin
zum Nobelviertel Münchens.
29. Juni 2006 / Denninger Lesung in der
Buchhandlung Käning / Bernd Hansen las
aus seinem Buch „Männer, Frauen - und
ihre Illusionen“.
14. Juli 2006 / Die Parkstadt Bogenhau-
sen aus der Erinnerung, Führung mit
Gedichten von Marianne Seidl.
21. - 23. Juli 2006 / 50 Jahre Parkstadt
Bogenhausen - Ausstellung „Kunst und
Geschichte im Waschhaus“.
11. August 2006 / Priel – der verschwun-
dene Wald.
29. September 2006 / Das alte Dorf
Daglfing.
13. Oktober 2006 / Leben in den Her-
bergsvierteln Haidhausens.
20. Oktober 2006 / Englschalking, Das
Dorf und seine Kirche St. Nikolaus.
10. November 2006 / Universitätsstern-
warte Bogenhausen.
30. November 2006 / Denninger Lesung
/ Dr. F. von Metzsch über „Bild und Bot-
schaft“
Rückblick
4
/ / / Blick hinter die Kulissen
Im vergangenen Jahr führte der Verein fol-
gende Stadtteilführungen und Besichtigun-
gen durch:
17. Februar 2006 /Fritz Taschner, Den-
ning / Besuch der größten privaten
Schmetterlingssammlung Deutschlands.
16. März 2006 / Goldschagg-Museum für
graphische Maschinen und die „Kunst“ des
Zeitungsmachens.
7. April 2006 / Galerie Goetz, Oberföh-
ring / Privatsammlung für zeitgenössische
Kunst.
28. April 2006 / Besichtigung des Obser-
vatoriums der LMU auf dem Wendelstein.
12. Mai 2006 / Radtour über die Dörfer
auf dem Ziegelland.
19. Mai 2006 / Herzogpark – Stadtteil-
spaziergang durch Thomas Manns Zauber-
garten.
5
Capistran.
Werner Wittemer, Grafiker und Webmaster
der Parkstadt-Homepage, sammelte jahre-
lang liebevoll wie akribisch alles, was Park-
stadt-Bezug hatte; er beteiligte sich am
Kapitel Parkstadt heute.
Hans Eiberle, ehemaliger SZ-Sportredak-
teur, verfasste das Sport-Kapitel.
Günther Wagner, Autor heimatkundlicher
Bücher, lieferte die Texte zur Nachbarschaft
und zum Denninger Anger.
Nicht im Bild:
Thomas Bernst ist Schriftführer des Ver-
eins, Bildarchivar und Layouter des Karten-
materials.
H.P. Thienel verlieh durch seine Fotografien
dem Buch Aktualität.
In der Homepage des Volk-Verlags ist nach-
stehende Leseprobe aus dem Kapitel „Die
besondere Siedlung“ zu lesen:
Der Bau der Parkstadt war in vielerlei Hin-
sicht richtungweisend. Er setzte Superlative,
vor allem bei der Finanzierung und der Bau-
zeit. Erstmals wurde eine so große Anlage in
Bayern in Angriff genommen. Die Neue Hei-
mat, 25 Jahre Hausherrin, nannte dies mit
Recht eine Pioniertat. Tageszeitungen und
Fachzeitschriften kommentierten das Vorha-
ben überschwänglich. Sicher wird nicht ohne
Grund behauptet, dass die Parkwohnanlage
zu den Musterbeispielen modernen Städte-
baus gezählt werden kann. Die Mieter gelten
als Glückspilze, die für ihr Geld in Wohnun-
gen kommen, die sich sehen lassen können.
Auch die Umgebung soll dem Namen der
Anlage alle Ehre machen. Wer in einem der
bis zu 15-stöckigen Punkthochhäuser wohn-
te, zählte zu den „Feinschmeckern des Woh-
nens“.
Nähere Angaben zu Buch und Verlag siehe
Seite 26.
Richtigstellung:
Im Parkstadtbuch hat auf Seite 159 der
Fehlerteufel zugeschlagen. Im Kapitel
„Menschen in der Parkstadt“ wurden zwei
Fotos von Andreas Scheppach abgedruckt.
Das kleinere Bild stellt Andreas Scheppach
(sen.), den Vater des Portraitierten, dar. Wir
bitten diese Verwechslung und die Unge-
nauigkeiten in der Lebensbeschreibung
Andreas Scheppachs zu entschuldigen.
/ / / Rückblick auf das Parkstadtfest und die Ausstellungim Waschhaus
Drei Tage Feierlaune – die Bewohner der
Parkstadt Bogenhausen machten bei den
Festivitäten zum 50. Geburtstag ihres Vier-
tels kräftig mit. Besonders herzlich begrüß-
ten sie den Schirmherrn der Veranstaltung,
Hans-Jochen Vogel. So berichtet die Stadt-
teilzeitung „Hallo“ über die Feierlichkeiten,
die als rundum gelungen betitelt wird.
Den Münchner Alt-OB holten die Park-
städter in einem weiß-blauen Linienbus aus
den 60er Jahren ab. In seiner Eröffnungsre-
de sagte Vogel, der selbst zwölf Jahre in der
Beblostraße gewohnt hat, die Familie habe
sich hier wohlgefühlt. Er danke auch dem
Festausschuss vom Förderverein Parkstadt
Bogenhausen für die Ausrichtung des Fest-
wochenendes. Am Freitagabend gab es
schon Freiluftkino. Der zum Teil in der Park-
stadt gedrehte Film „Liebe auf krummen
Beinen“ mit Walter Giller und Sonja Zie-
mann lockte über 500 Besucher an, die bei
"Aba heit is koit ..."Schäfflertanz in der Parkstadt, 1963 (EH)
jeder in der Parkstadt gedrehten Sequenz
applaudierten.
Im großen Festzelt gab es vom 21. – 23. 07.
2006 Programm. Es begann am Freitag-
abend mit der Rock-/Pop-Gruppe Take Five
und setzte sich am Samstag mit der Jazz-
Combination Incredible, der Haberjazz-
band fort. Es folgten Volksmusik von der
Blaskapelle Dingharting oder Country-
Rock vom Queens of Heart Duo und dann
kam Paul Würges und seine Rocking All-
stars, die das Zelt zum Rocken brachten.
Selbst hochbetagte Würges-Fans schwan-
gen das Tanzbein. Mit Trash-Metal-Music
von Misery auf der großen Wiese fand das
Fest seinen Ausklang. Ein großartiges Bür-
gerfest war zu Ende gegangen, fröhliche
Menschen aus ganz Bogenhausen und den
angrenzenden Vierteln hatten sich an dem
interessanten, abwechslungsreichen Pro-
gramm erfreut; siehe auch Rückseite des
Magazins.
Mit einer Vernissage begann die histori-
sche und Kunst-Ausstellung im Waschhaus
an der Buschingstraße. Die Ausstellungser-
öffnung begleitete das Gospel- und Jazzen-
semble „Gospel Al Dente“. Viele Besucher
zeigten Interesse an der Ausstellung. Im
nachfolgenden Kapitel werden einige der
Künstler vorgestellt.
6
/ / / Heinz Schunn
Der im Jahre 1923 in Bistritz/Siebenbürgen geborene Graphiker und Maler Heinz Schunn
legte 1952 als Schüler von Walter Teutsch an der Münchner Kunstakademie das Staatsexa-
men in Kunsterziehung ab. Er hat in über vierzig Jahren ein reiches Werk großformatiger
Aquarelle und Holzschnitte geschaffen, das er in zahlreichen Einzelausstellungen präsentier-
te. Immer wieder unternahm er Studienreisen in alle Welt. Als Holzschneider hat er eine Tech-
nik des Farbholzschnitts entwickelt, die ihm eine Sonderstellung und auch international viel
Anerkennung eingebracht hat. Heinz Schunn lebte lange Zeit in der Parkstadt Bogenhausen
und nun in Ebersberg und in Lechbruck, wo er eine Galerie unterhält.
Es spricht für Schunns Qualität, dass Bayerns renommierte Staatliche Graphische Sammlung
sieben Arbeiten von seiner Hand angekauft hat. Auch das Münchner Stadtmuseum besitzt
Schunn'sche Grafik.
Heinz Schunn gewährte mit seinen Parkstadt-Ansichten eindrucksvolle Rückblicke in die Zeit
der 50er Jahre.
/ / / Rolf Ege
Die Richard-Strauss-Straße wird untertunnelt. Seit Jahren wird gebaut, Kanäle werden verlegt,
Betondecken gegossen ... . Auf Nummer 8 freut sich Rolf Ege, 79-jähriger freiberuflicher Gra-
fikdesigner, über die sich unentwegt verändernde Kulisse vor seinem Fenster, über ständig
neue Szenen mit technisch aufwändigen Requisiten. Drei Jahre schon fesselt die Baustelle
seine Aufmerksamkeit und hat ihn zum freiwilligen Dokumentierer werden lassen.
Mittlerweile sind bereits 80 Zeichnungen zusammengekommen, vom Leuchtenbergring bis
zum Effnerplatz. Die Motive, die ein Bild vom Chaos der Baumaßnahmen zeigen, waren auf
der Ausstellung im Waschhaus zu sehen. Auf verschiedenen Blättern hat Rolf Ege auch Moti-
ve aus der Parkstadt festgehalten. Alle Bilder sind in Mappen oder auch einzeln zu erwerben.
K u l t u r u n d K u n s t
i m 13 . S t a d t b e z i r k
/ / / Aussteller im Waschhaus (21.-23..07. 2006):
Heinz Schunn / Rolf Ege / Camilla Kraus / Karin Bernst / Günther Wagner
Kiesgrube mit Blick auf die Denningerstraße,1956
Parkstadtgaststätte
2004
/ / / Camilla Kraus
„Die Frau mit dem Blick für München“ titelte die AZ über die in München geborene
Fotografin Camilla Kraus. Sie studierte an der Kunstschule „Art et Decoration“ in
Vevey/Schweiz. Zahlreiche Arbeiten stellte sie nicht nur in Deutschland, sondern
auch in Frankreich und Österreich aus. Camilla Kraus lebt in Bogenhausen,
Mit ihrer Kamera spürt sie der „Magie in der Technik und Natur“ nach, heißt es in
einem Ausstellungs-Begleitheft. Ihre Vorliebe gilt dem Münchner Nordosten . In das
Baggersee-Dreieck zwischen Feldkirchen, Dornach und Aschheim fährt sie zu „Land-
Ausflügen“ oder zum Beispiel zum Ayers Rock im Riemer Park, der dem australischen
Berg zum Verwechseln ähnlich sieht. Überhaupt: Messestadt Riem. Sie begleitete die
Entstehung der Neuen Messe seit 1995. Eine Ausstellung in der alten Wappenhalle
des Flughafens Riem war im Herbst 2006 zu sehen.
/ / / Karin Bernst
Die1958 geborene Münchnerin gehört seit 1983 der Malgruppe von Veronika Schat-
tenmann in Ismaning an. Von 1994 bis 1996 nahm sie an einer 6-semestrigen Aus-
bildung an der Malakademie im Münchner Bildungswerk unter Leitung von Professor
Knabe teil. Ihre Werke waren in mehreren Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen im
Münchner Raum zu sehen.
Karin Bernst beschäftigt sich seit 1996 verstärkt mit der Heimatgeschichte des
Münchner Nordostens. Sie ist Verfasserin von bisher zwei Büchern zu diesem Thema
und hat an weiteren Publikationen, wie dem Parkstadtbuch, mitgearbeitet. Sie hat
mehrere historische Ausstellungen gestaltet. Auch die Geschichte der Parkstadt hat
sie auf mehreren Tafeln präsentiert.
/ / / Günther Wagner
Der Hobbymaler Günther Wagner, Jahrgang 1944, arbeitete als Chemotechniker seit
1977 in der Geochemie der LMU. Er ist seit 1970 im Münchner Nordosten ansässig
und Gründungsmitglied des Nordost-Kulturvereins. Er malte in den letzten zwanzig
Jahren vorwiegend Aquarelle und Ölbilder mit Motiven aus dem Nordosten, wie z.B.
Bilder zum 50-jährigen Jubiläum der Parkstadt. Als großer Bücherfreund begann
Wagner selbst Bücher zu schreiben, die er im Eigenverlag selbst herstellte. Es ent-
standen so mehrere Stadtteilbücher, die auch seine Bilder und zugleich sein Interes-
se an Kunst, Natur und Umwelt zeigen.
Von Günther Wagner erschienen im Eigenverlag folgende Bücher:
Kohle Klima Energie, 1994,
In der Maxvorstadt,1. Bd. Rund um den Königsplatz und 2. Bd.
An der Ludwigsstraße, 2001,
Der grüne Nordosten Münchens, 2003,
In Reimen, 2006.
7
Ziegelei an der Cosimastraße, 2006
Herbstlaub, 2006
Höchlschlößl im Priel, 2006
Kultur und Kunst im 13. Stadtbezirk
8
/ / / kulturelle Blitzlicher
Maibäume In den ehemaligen Dörfern des Münchner
Nordostens gibt es vier Maibaumstandor-
te. Drei Bäume schmücken die Dörfer in
Johanneskirchen (Aufstellung 2005), in
Englschalking und Oberföhring (aufgestellt
am 1. Mai 2006). Der vierte folgt 2007 in
Daglfing. Das Gemeinschaftserlebnis einer
Maibaumaufstellung mit Muskelkraft
unter Zuhilfenahme von sogenannten
„Zangen“ oder „Schwaibeln“ kann man nur
noch auf Dörfern erleben. In München
bringt die Feuerwehr mit Kranwagen die
Bäume in die richtige Position.
Der erste durch ein Foto dokumentierte
Maibaum in der Gemeinde Daglfing wurde
1924 im Hof des Englschalkinger Wirts
Hamburger aufgestellt. Es war kein Pracht-
exemplar, wie wir es heute kennen. Er zeigt
sich noch in der urtümlichen Form als
ungeschälter Stamm mit zwei Fichtenkrän-
zen. Der entästete und entrindete Baum
bürgerte sich im 16. Jahrhundert ein. Auf
einem Fresko im Antiquarium der Münch-
ner Residenz aus der Zeit um 1590, das
Starnberg zeigt, befindet sich eine der älte-
sten bildlichen Darstellungen eines Mai-
baums. Maibäume gab es nicht nur in Bay-
ern, sondern in fast allen europäischen
Ländern. Der Baum war Mittelpunkt der
Tänze für das Frühjahrsfest. Bildzeichen
und „Taferl“ mit den Zunftzeichen der orts-
ansässigen Handwerker und das weiß-
blaue Outfit kamen erst im 18. Jahrhun-
dert dazu.
Die Tradition des Maibaumaufstellens im
13. Stadtbezirk wurde 1977 durch die
Schützengesellschaft Gemütlichkeit Dagl-
fing e.V. wieder belebt. Sie stellte den
ersten Maibaum nach dem Krieg in der
Nähe der Daglfinger Kirche auf. Seitdem
errichten die Schützen alle paar Jahre
einen neuen Baum. 2006 sollte es wieder
so weit sein, doch wegen der Maibaumauf-
stellungen in Englschalking und Oberföh-
ring wurde der Termin auf 2007 verscho-
ben. Am 1. Mai 2007 werden wieder vier
Maibäume stehen - dann erhält auch Dagl-
fing erneut seinen Baum. Roland Krack
Näheres auf der Homepage des Bayeri-
schen Landesverbands für Heimatpflege
unter: www.heimat-bayern.de/
brauch/bdm/mai/maibaum.html
5 Jahre ÖBZDas Ökologische Bildungszentrum besteht
nun fünf Jahre und es ist eine Bereicherung
für den Nordosten Münchens. Das Haus in
Englschalking wurde so gut angenommen,
dass es seit seiner Eröffnung kontinuierlich
wachsende Teilnehmerzahlen verbuchen
kann. Im vergangenen Jahr fanden rund
550 Veranstaltungen im ÖBZ statt, von
Workshops und Seminaren für Erwachsene
bis zu Aktionen für Schulklassen und Kin-
dergärten. Vom 21. Juli bis 23. Juli feierten
ca. 800 Besucherinnen und Besucher ihr
ÖBZ an drei Aktionstagen mit einem Jubi-
läumsfest. Auf der ÖBZ-Freifläche werden
die Experimentiergärten und der NaturSpiel-
Raum weiterentwickelt. Das Nordostforum
wird auch künftig aktuelle Stadtteilthemen
aufgreifen, z.B. die Entwicklung des Arabel-
laparks als Stadtteilzentrum.
KONTAKT:
Ökologisches Bildungszentrum München
Englschalkinger Straße 166
81927 München
E-Mail: mail@oebz.de
www.oebz.de
Kulturfest in der StadtbibliothekFünf Wochen lang war die Stadtbibliothek
im Arabellapark geschlossen. Am 12.
November feierte die Bibliothek mit einem
Kulturfest für die Leser. Die Krimiautorin
Sabine Thomas und das Trio Malevo insze-
nierten einen Kriminaltango. Drei Künstler
aus München, Mano Dia, Ilse Ross und Man-
fred Lutz, luden zum Besuch ihrer Ausstel-
lung „Frauenwelten“ ein. Der Tag bot außer-
dem Nonstop-Kurzfilme, südamerikanische
„Saitensprünge“ und eine Zauberschau. Mit
Musik der Gruppe Ogopo mit 16 Musikern
aus elf Ländern endete das Kulturfest.
Oben: Maibaum in Englschalking, 2006 (HPT)
Unten: Maibaum Johanneskirchen, 2005 (KH)
9
Wiede-FabrikFür die Wiedefabrik war das Jahr 2006 von
einer Weiterentwicklung geprägt. Mittlerwei-
le findet die Wiedefabrik im gesamten
Münchner Kunstleben Beachtung. Etwa
3.000 interessierte Besucherinnen und Besu-
cher kamen zu den beiden Ausstellungen im
Januar und Juli.
Mit einem Aufwand von rund 150.000
Euro wurden die Gebäude instand gehalten
und modernisiert. Wegen der hohen Nach-
frage nach Atelierräumen ist eine behutsa-
me bauliche Weiterentwicklung in Vorberei-
tung, mit deren Umsetzung je nach Geneh-
migungsdauer vielleicht schon im Jahr 2007
begonnen werden kann. Somit sind diese
erfreulichen Entwicklungen ein Zeichen
dafür, daß die sehr schöne Situation weiter-
hin erhalten bleibt als ein Ort, an dem bild-
nerische Tätigkeit zur Bereicherung aller
Beteiligten umgesetzt werden kann.
Termine für 2007:
Winterausstellung
vom 01.02. mit 04.02.07, Do. und Fr.
ab 19 h, Sa. und So. ab 15 h;
Sommerausstellung
vom 12.07. mit 15.07.07, Do. und Fr.
ab 19 h, Sa. und So. ab 15 h;
Daneben gibt es etwa zweimonatlich die
Künstlergespräche mit Professor Fridhelm
Klein. Interessierte können sich in den Mail-
Verteiler aufnehmen lassen.
KONTAKT:
Rambaldistraße 27, 81929 München
Einladungen erhalten Sie, wenn Sie IhreAnschrift bzw. Email-Adresse senden an:info@wiede-fabrik.de
Besichtigung
04. 05. 2007, 17 h
schiedenen Publikationen gearbeitet, insbesondere: „Aus der Ver-
gangenheit des Priel bei München Bogenhausen“; Selbstverlag,
München 1991.
In jüngerer Zeit war diese Thematik wichtiger Gegenstand von
Stadtteilbüchern über den Münchner Osten, so durch Georg Moos-
eder in „125 Jahre Ramersdorf bei München“, hrsg. vom Festaus-
schuss, München 1989, in dem Geschichtsbuch des Münchner Nord-
ostens „Dörfer auf dem Ziegelland. Daglfing - Denning - Englschal-
king - Johanneskirchen - Zamdorf“, hrsg. von Willibald Karl mit Bei-
trägen von Karin Bernst, Ilse und Herbert Feldmann, Klaus Fischer
und Roland Krack, München 2002, und in dem jüngst erschienenen
neuen Berg-am-Laim-Buch von Christl Knauer-Nothaft und Erich Kas-
berger (Volk-Verlag, München 2006).
Das neue Projekt ... ... strebt anlässlich der 850-Jahr-Feier Münchens eine Gesamtdarstel-
lung der Lehmverarbeitung und des Ziegeleiwesen im Münchner
Osten an. Dabei gilt es sowohl örtliche Forschungslücken zu schlie-
ßen, als auch bisher vernachlässigte Aspekte deutlicher herauszuar-
beiten.
Zu letzteren gehören die Beschreibung der geologisch-erdge-
schichtlichen und chemischen Grundtatsachen und der handwerk-
lich-technischen Verfahren der Lehmbearbeitung und Ziegelherstel-
lung, aber auch die sozial- und kulturgeschichtliche Darstellung des
Wanderarbeiterwesens von der Mitte des 19. über die Mitte des 20.
Jahrhunderts hinaus, insbesondere auch im Hinblick auf Frühformen
der Integration und Subkultur. Und last but not least eine dokumen-
tarische Bestandsaufnahme von bedeutenden Ziegelbauten im
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/ / / Kultur-Projekt
„Ohne den Lehm daat's München net geb'n!“
Kultur und Kunst im 13. Stadtbezirk
Im Jahr 2008 wird München 850 Jahre seines Bestehens feiern. Das
vom städtischen Kulturreferat verkündete Motto des Stadtjubiläums
heißt: „Brücken und Tore zur Stadt“.
München ist ja als Brückenort mit Markt- und Münzrecht entstan-
den, und dafür musste erst die Brücke bei Oberföhring und dessen
Marktprivilegien des Bischofs von Freising beseitigt werden. Also
auch bei der „Gründung“ Münchens selbst spielt sich zumindest das
negative Geschehen im Bereich des jetzigen Stadtbezirks 13 Bogen-
hausen ab.
Viel bedeutsamer in all den Jahrhunderten seit dem späten Mittel-
alter wurde aber die Tatsache, dass des Wachstum der Stadt ver-
bunden war mit umfangreichen Steinbauten sowohl im öffentlichen
wie im privaten Bereich. So mussten nicht nur Stadtmauern, Stadt-
tore und Wehranlagen, Kirchen und Rathaus, sondern auch - zum
Brandschutz - private Gebäude innerhalb der Stadt aus Stein erbaut
und mit Ziegeln gedeckt werden. Der Bedarf an Ziegeln wuchs mit
dem Wachstum der Stadt im 19. Jahrhundert ins Unermessliche.
Eine Voraussetzung für dieses Wachstum war das große Lehmvor-
kommen auf der östlichen Isarterrasse zwischen Ismaning im Norden
und Giesing im Süden. Dieses Überbleibsel der Ausschwemmungen
nach der letzten Eiszeit bildet in diesem Raum eine Lehmzunge von
etwa 20 km Länge und 1 – 2,5 km Breite bei einer Mächtigkeit der
Lehmschicht von ca. 2-3 Metern. Lehmverarbeitung in Ziegelbau und
Keramik ist im Süddonauraum seit der Kelten- und Römerzeit, also
seit über 2500 Jahren, als grundlegende Kulturtechnik geläufig. Ein
so umfangreicher Lehmvorrat in der Nähe einer städtischen Siedlung
deckte auf Jahrhunderte deren Bedarf am hauptsächlichen Bauma-
terial. Also ist der Satz wohl durchaus richtig: „Ohne den Lehm
daat's München net geb'n!“ In Form von Millionen und Abermillio-
nen von Ziegelsteinen und Dachziegeln aller Art wechselte er von
einer Isarseite zur anderen.
Die ersten Ziegelgruben und Trockenstädel standen wohl im stadt-
nahen Haidhausen, aber schon im Barock gab es sie auch am Priel
bei Oberföhring und in Berg am Laim, bis der sprunghaft steigende
Ziegelbedarf im 19. Jahrhundert die Erschließung der Lehmvorräte
weiter von der Stadt entfernter Gebiete notwendig machte: Ramers-
dorf, Giesing, Bogenhausen, Steinhausen, Denning, Englschalking,
Johanneskirchen, Oberföhring.
Die Ausweitung der Produktion war schließlich nur mit italieni-
schen Wanderarbeitern vom Fach aus dem Friaul und der Gegend
von Bergamo und mit der Ablösung der Handarbeit durch Maschi-
nen, des Handstrichverfahrens und Feldbrands durch Strangpresse
und Ringöfen, zu bewerkstelligen.
Über die Entwicklung der Ziegeleien im Münchner Nordosten hat
grundlegend der Schulmann und Heimatforscher Fritz Lutz in ver-
Ziegeleiarbeiter in Englschalking (um 1930)
11
öffentlichen und privaten Bereich der Landeshauptstadt München
als Beitrag zur Münchner Bau- und Kulturgeschichte.
Wünschenswert zur Darstellung dieses Vorhabens sind mehrere
Ausstellungen in den Stadtbezirken des Münchner Ostens in
Zusammenarbeit mit den Bezirksausschüssen 12 (Haidhausen), 13
(Bogenhausen), 14 (Berg am Laim), 16 (Ramersdorf-Perlach) und
ggf. 17 (Obergiesing) und den örtlichen Kulturvereinen und
Geschichtsarbeitskreisen „Nord-Ost-Kultur“ e.V., Haidhausen-
Museum, Bürgerkreis Berg am Laim, Geschichtsarbeitskreis Ramers-
dorf und etwa den „Freunden Giesings“ e.V.
Die Koordination dieses Projekts sollte wieder bei der Münchner
Volkshochschule - Stadtbereich Ost liegen, wie sie sich in vergleich-
baren Fällen bereits mehrfach bewährt hat.
Besonders wünschenswert ist eine Fotodokumentation „Bedeuten-
de Ziegelbauten in München“ etwa ins Zusammenarbeit mit ent-
sprechenden Lehrstühlen Münchner Hochschulen und dem „Projekt
Fotografie“ der Münchner Volkshochschule möglichst im Kulturzen-
trum am Gasteig. Ziel ist weiterhin, eine gemeinsame schriftliche
Publikation als Begleitbuch für die Ausstellungen und als Doku-
mentation darüber hinaus zu erstellen.
Aus dem Kooperationsverbund soll ferner ein Begleitprogramm mit
Führungen, Demonstrationen - etwa „Feldbrand-Ziegelherstellung“
im Ökologischen Bildungszentrum -, Besichtigungen von Ziegeleien,
Vorträgen und Aktionen als Beitrag der Stadtbezirke zum Jubi-
läumsprogramm in der Landeshauptstadt München entwickelt wer-
den.
Das Sammeln von Material für dieses Projekt und die Herstellung
von Kontakten zu Zeitzeugen, Interessenten, Helfern, Sponsoren
(alle auch in ihrer weiblichen Form) hat begonnen. Auch die ins
Auge gefassten „Erzähl-Treffs“ des Nord-Ost-Kulturvereins sind Bau-
steine auf dem Weg zur Verwirklichung des Stadtjubiläums-Projekts
„Ohne den Lehm daat's München net geb'n!“Willibald Karl
KONTAKT:
catstone_carl@hotmail.com oder Tel. (08153) 1063
Ziegelei in Oberföhring (HPT)
NordOstTreff
Ohne den Lehm daat's München net geb'n
Dr. Willibald Karl plaudert mit Ihnen über das Projekt der
Volkshochschule.
Freitag, 7. September 2007, 15:30 Uhr
Englschalking, Kleiner Pfarrsaal St. Emmeram, Putziger Straße 31
/ / / 1000 Jahre Ramersdorf
B l i c k ü b e r n Z a u n
/ / / 1000 Jahre Ramersdorf / / /
Im Sommer 2006 feierte Ramersdorf mit einer Festwoche sein 1000-
jähriges Bestehen. Ramersdorf wurde erstmals in einer Urkunde zwi-
schen 1006 und 1022 erwähnt. Freilich war die Benennung nicht mit
dem heutigen Namen identisch. Er leitet sich vom im Bereich des
alten Ramersdorfer Ortskerns bestehenden Herrenhof des „Rumolt“
her, also Rumoltstorf. Der ursprüngliche Name hat sich im Laufe der
Jahrhunderte vielfach geändert, bis sich in der 1. Hälfte des 19. Jahr-
hunderts die heute noch gebräuchliche Bezeichnung Ramersdorf ent-
wickelte.
In der genannten Urkunde, die ein Tauschgeschäft über verschie-
dene Liegenschaften zwischen dem Freisinger Bischof Egilbert und
dem Edlen Aripo bestätigt, ist die Kirche von Ramersdorf mit dem
dazugehörigen Besitze erwähnt. Dieser Besitz – vermutlich eine Grün-
13
dung der Familie der Rumolte - bestand aus mehreren Höfen, Gebäu-
den und dreißig namentlich aufgeführten Leibeigenen, die die
Gegend bewohnten. Besiedelt war aber die Gegend schon viel früher,
wie zahlreiche Ausgrabungsfunde im heutigen Münchner Osten
bezeugen. Im Lauf der Jahrhunderte gelangte Ramersdorf durch die
Vergabe von Lehen in die Hände verschiedener Ministerialenge-
schlechter.
Im Spätmittelalter kauften sich immer mehr Patriziergeschlechter
aus München Liegenschaften. Häufig gelangten dann solche
Anwesen in geistliche Hand. Auf diese Weise waren u. a. das
Münchner Franziskanerkloster und das Kloster Schäftlarn als Besit-
zer vertreten. Auch die Ramersdorfer Marienkirche verfügte über
umfangreiche grundherrschaftliche Besitzungen aus Schenkungen
und Erbnachlässen.
Wallfahrtsort Ramersdorf Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Wallfahrtsort Ramersdorf
ein sehr kleines Dorf. Fünf vollbäuerliche Familien und vier bis fünf
Söldner und Kleinhäusler lebten hier. Die erste Gastwirtschaft ent-
stand 1692, als der Perlacher Wirt Johann Paul Dägn die Genehmi-
gung erhielt, eine „Bierzäpflerei“ in Ramersdorf zu betreiben. Diese
Gründung verdankt ihre Existenz wohl in erster Linie der aufblühen-
den Wallfahrt. Später entstand daraus der heutige Alte Wirt.
Als 1379 das berühmte Kreuzpartikel in die Ramersdorfer Kirche
kam, entwickelte sich daraus alsbald eine umfangreiche Wallfahrt.
Bald genügte die damalige kleine Kirche nicht mehr den Erforder-
nissen der Wallfahrer. Es entstand ein Neubau, der 1412 vollendet
wurde. In der neuen Kirche hatte sich auch die Marienverehrung ver-
stärkt und zahlreiche Wallfahrer besuchten die doppelte Gnaden-
stätte. Ein weiterer Höhepunkt gab es 1635, als die Münchner
Schwedengeiseln nach dreijähriger Gefangenschaft heimkehrten
und in Erfüllung ihres Gelübdes eine Votivtafel stifteten. Nach zeit-
genössischen Berichten strömte damals ganz München zur Danksa-
gung nach Ramersdorf. 1683 wurde von sieben Münchner Lodern
(Tuchmacher) der Frauen-Dreißiger gestiftet, der bis heute alljährlich
im August und September Gläubige nach Ramersdorf bringt.
GemeindebildungDie politische Gemeinde entstand 1812 und wurde gegen den
Willen der Ramersdorfer Gemeindeverwaltung 1864 nach München
eingemeindet. Der neue Stadtbezirk hatte damals 600 Einwohner.
Zu dieser Zeit wurden Forderungen laut, die Ramersdorfer Kirche
wegen ihrer Bedeutung als Wallfahrt zur eigenen Pfarrei zu erheben.
Allerdings dauerte dies bis 1907. Bis dahin blieb sie weiterhin Fili-
lalkirche von Perlach.
Die Ramersdorfer Kinder, die bis zur Eingemeindung die Perlacher
Dorfschule besuchten und danach bis nach Haidhausen laufen mus-
ten, erhielten erst 1918 eine eigene Schule an der Führichstraße.
Bedingt durch die Lage Ramersdorfs an der südöstlichsten Ecke der
sich bis Ismaning hinziehenden Lehmzunge entstanden entlang der
Rosenheimer Landstraße Ziegeleien. 1884 bestanden in Ramersdorf
vier Ziegeleien. Alte Flurkarten aus der Zeit vor 1900 zeigen die auf
einem bis zu 2 m hohen Damm verlaufende Rosenheimer Landstra-
ße. Beim Bau der Häuser musste später kein Grund ausgehoben wer-
den. Beim Bau des Innsbrucker Rings wurde 1958 die letzte Ziegelei
abgebrochen.
In den zwanziger Jahren begann die Entwicklung Ramersdorfs vom
bäuerlichen Dorf zum großstädtischen Wohn- und Industriegebiet.
Nach Eingemeindung Perlachs 1930 bildete Ramersdorf den 30.
Stadtbezirk. 1934 wurde es mit dem Bau der Salzburger Autobahn
für die Münchner zum Ausgangspunkt großer Reisen in den Süden.
100 Jahre nach der Eingemeindung, 1964, war die bäuerliche Ver-
gangenheit Ramersdorfs verschwunden. Aus dem kleinen Dorf mit
600 Seelen war ein moderner Stadtteil mit rund 36.000 Einwohnern
und rund 20.000 Arbeitsplätzen geworden. Heinrich Jocher
Links: Bau der Mustersiedlung Hechtsee-straße von Westen, 1934, (HJ)
Rechts: Blick von der Salzburger Autobahnauf Maria Ramersdorf, 1935, (HJ)
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H i s t o r i s c h e s
/ / / Dorfschule in Englschalking
/ / / So war es damals
/ / / „Die Generation des einfachen Lebens“
Am 8. Juni 1896 – also vor 110 Jahren – wurde in Englschalking
(in der heutigen Schnorr-von-Carolsfeld-Straße) das erste Schulhaus
der Gemeinde Daglfing eingeweiht. Heftige Auseinandersetzun-
gen mit der Gemeinde Oberföhring, aber auch zwischen den Orts-
teilen Johanneskirchen, Englschalking, Denning, Daglfing und
Zamdorf fanden so ein Ende. 22 Jahre hatte der Streit um die
gemeindeeigene Schule gedauert. Nach drei erfolglosen Versu-
chen – 1873, 1881 und 1889 - genehmigte das Staatsministerium
des Innern 1892 die Errichtung eines Schulgebäudes in Englschal-
king und damit die gemeindeeigene Schule. Gleichzeitig erneuerte
die Behörde die Genehmigung zur Wiedereinführung des Bierauf-
schlages, der bereits 1874 eingeführt worden war „zum Zwecke der
Verzinsung und Tilgung einer zur Erbauung eines neuen Schulge-
bäudes .......... aufzunehmenden Schuld......“. Das Bier stand Pate an
der ersten Englschalkinger Schule, denn jährlich flossen etwa
2000 Mark Biersteuer in die Gemeindekasse. Die Schulfrage
begleitet die Gemeindegeschichte vom Anfang bis zum Ende.
Zunächst aber ein Rückblick über die Schulentwicklung im Mün-
chener Nordosten. Sie beginnt mit der Klausnerschule des Eremi-
toriums St. Emmeram bei Oberföhring. Es gibt Hinweise auf Schu-
lunterweisung aus den Jahren 1599 und 1605. Ein sicherer Beleg
ist jedoch das Bittgesuch des Fraters Franz König von 1707 an
das Freisinger Domkapitel: „Fürstbischof Albrecht Sigmund hat vor
48 Jahren erlaubt, dass ich bei St. Emmeram, wo es sonst nirgends
eine Gelegenheit, Schule zu halten, aufgenommen wurde.“ Also
muß Franz König bereits 1659 in St. Emmeram Schule gehalten
haben. Wer waren nun die Eremiten ? Die Vorstellung vom Ein-
siedler im Walde ist falsch. Die Eremiten waren in der Regel Mit-
glieder einer Kongregation, die unter bischöflicher Aufsicht stand.
Sie versorgten Kapellen und Klausen, gingen dem Pfarrer zur
Hand, pflegten Kranke und betrieben, wie der Altvater der Kon-
gregation, Daxenberger, in einem Brief an den Kurfürsten 1761
schreibt, die „Unterweisung der armen Bauernjugend in Gegen-
den, wo keine Schulen sich befinden.“
Der Schulbesuch war freiwillig, kostete Schulgeld und wurde nur
von einem geringen Teil der Bevölkerung wahrgenommen. Die Ere-
miten mussten nach einem Noviziat eine Prüfung, eine Art Mei-
sterlehre, ablegen, doch war ihr Bildungsstand und ihre Ausbil-
dung dürftig. Der Unterricht bestand im wesentlichen in der Ver-
mittlung biblischer Geschichten, im Lesen und Schreiben und im
Kirchengesang. Schule und Lehre waren vom ungebrochenen Glau-
ben getragen. Die Eremiten lebten von den Zuwendungen des
Pfarrherrn, der Gemeinde und von den Erträgen des Bettelns.
Dafür erhielten sie den Bettelbrief. Es war ein armseliges Leben.
Trotzdem war der Zulauf wegen der allgemeinen Not nach dem 30-
jährigen Krieg groß und das Leben eines Eremiten erträglicher und
freier als die Schinderei bei einem Bauern oder gar die Hoff-
nungslosigkeit, ohne Arbeit zu sein.
Die Aufklärung veränderte das Denken der Menschen und damit
die Welt. Ihre Ideen und Strömungen trugen erheblich zur Entwik-
klung des Schulwesens bei. Rousseaus Schriften („Emile“) fanden
große Verbreitung und eine heute kaum noch vorstellbare Wir-
kung. Pestalozzi („Wie Gertrud ihre Kinder lehrt“) entwickelte den
Gedanken der Volksbildung und die heute noch gültigen Metho-
den des Lehrens und Lernens. Aus ganz Europa pilgerten Men-
schen zu ihm in die Schweiz, um seine Arbeit zu sehen. Man war
überzeugt, dass durch Bildung das sittliche und soziale Wohl des
Einzelnen wie der Gesamtheit der Menschen gefördert werden
/ / / Dorfschule in Englschalking
15
könne. Dieser Glaube an die Planbarkeit gesellschaftlichen Lebens
fand in unseren 68-er Jahren eine Wiederholung. Der damalige
pädagogische Enthusiasmus hatte auch seine Wirkung auf den
Staat. Die politischen Ereignisse um 1800 hatten erhebliche
Umwälzungen und Veränderungen zur Folge. Mit Hilfe Napoleons
und durch die Säkularisation erzielte Bayern großen Landgewinn
und wurde 1806 Königreich. Max I. Josef hatte mit seinem Mini-
ster Montgelas einen Mann gewonnen, der mit seinen Reformen
die Grundlagen für ein modernes Bayern schuf. Der Staat erkann-
te, dass gut ausgebildete Untertanen nicht nur bessere Soldaten,
sondern auch bessere Verdiener und damit bessere Steuerzahler
sind. So wurde 1802 die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Damit
war nun auch das Ende der Eremitenschule gekommen. Eine Aller-
höchste Entschließung aus dem Jahre 1802 beginnt mit dem Satz:
“Da das Institut der Klausner oder Einsiedler schon längst als
zwecklos und schädlich erkannt worden ist, .....“. Dieses harte und
unsachliche Urteil entsprach in keiner Weise der Arbeit der Eremi-
ten, denn ihre Schule hatte sich im Laufe der Jahre durchaus posi-
tiv entwickelt. Jetzt wurde die Klausnerschule in eine weltliche
Schule umgewandelt. Bei einer Schulvisitation waren von 64
gemeldeten Kindern 37 anwesend. Die Schulfreudigkeit der bäuer-
lichen Bevölkerung war gering. Man brauchte die Kinder zu Arbei-
ten auf dem Feld und zum Viehhüten.
Die Bemühungen um den Bau eines neuen Schulhauses in Ober-
föhring zogen sich bis ins Jahr 1821 hin. Das neue Haus wurde aus
Eremitage St. Emmeram, 1820
NordOstTreff
Die Schulen in Englschalking -
110 Jahre und 70 Jahre alt
Ilse und Herbert Feldmann plaudern mit Ihnen über die Schulzeit.
Freitag, 2. März 2007, 17:00 Uhr
Englschalking, Kleiner Pfarrsaal St. Emmeram, Putziger Straße 31
Historisches
16
den Abbruchsteinen der Eremitage gebaut; es steht heute noch
und beherbergt einen Kindergarten (Muspillistraße 27).
Motivation der Gemeinde Daglfing für den Bau eines eigenen
Schulhauses waren sicher die weiten Schulwege und die anstehen-
den finanziellen Beiträge für die Erweiterung der Oberföhringer
Schule. Es hatte sich aber auch die Einstellung der Menschen zur
Schule geändert. Sie erkannten, dass für eine so zergliederte
Gemeinde Schule und Kirche Mittelpunkt und kommunale Identifi-
kation bedeuten und dass eine gute Ausbildung den Kindern den
Weg in die Zukunft erleichtert.
Schon 1891 hatte der Daglfinger Gemeindeausschuss dem alten
Oberföhringer Lehrer Thoma den Ersatz seines Verdienstausfalles
nach Abzug der Daglfinger Schüler zugesichert. Nach dem Erwerb
eines Schulgrundstückes zum Preis von 1500 Mark wurde zu Beginn
des Jahres 1895 der Schulbau in den Münchener Zeitungen ausge-
schrieben. Den Zuschlag erhielt der Kirchenbaumeister Josef Berlin-
ger aus Berg am Laim. Im April 1895 begannen die Arbeiter mit dem
Aushub, im Oktober war das Gebäude in Rekordzeit ohne moderne
Baumaschinen fertiggestellt: zwei Schulsäle, Lehrerdienstwohnung,
Gemeindekanzlei und Nebengebäude mit Waschhaus und Holzlege.
Der Kostenvorschlag von 37.000 Mark wurde um 1100 Mark unter-
schritten! Im Winter 1895 wurde das Haus trocken geheizt und ein-
gerichtet.
Erster Lehrer war Wolfgang Hofmann, ein – umstrittenes – Original,
wegen seines roten Bartes der „rote Hofmann“ genannt. Er war im
Bauernbund engagiert und wurde in der Revolution 1918/19 Land-
tagsabgeordneter. Streitbar wie er war, eckte er häufig bei Vorge-
setzten, Kollegen und Eltern an. Seinetwegen inszenierten die Dagl-
finger sogar einen Schulstreik.
Der Zuzug durch italienische Ziegeleiarbeiter, der Bau der Tra-
brennbahn und die Errichtung vieler Siedlungshäuser ließen die
Bevölkerung der Gemeinde Daglfing von 732 Einwohnern 1919 auf
1700 Einwohner 1928 anwachsen. 1927/28 war die Schülerzahl auf
185 angestiegen. Auch der Ausbau eines 3. Schulsaales konnte die
Schulraumnot nicht beseitigen. Ein Teil der Schüler musste später in
die umliegenden Schulen ausgelagert werden. Die kommunalen Auf-
gaben waren für die arme Gemeinde kaum noch zu lösen: Straßen-
bau, Wasserversorgung, Beleuchtung und die sozialen Folgen der
Weltwirtschaftskrise. Ein Schulhausneubau war nicht finanzierbar. So
blieb als Ausweg nur die Eingemeindung nach München, die 1930
erfolgte. Aber erst 1937 endete mit der Einweihung der Ostpreußen-
schule die Schulmisere.
Zum Schluss sei hier die Frage gestellt, was die Menschen damals
von der Schule erwarteten? Konnte diese die Erwartungen erfüllen?
Der Gedanke der Selbstverwirklichung, der heute unser Gesell-
schaftsleben stark prägt, war den Menschen damals sicher fremd.
Eher noch bestimmte ein Hauch der Aufklärung ihr Denken, dass Bil-
dung den Menschen gut macht. Wie die Kirche den Himmel öffnete,
sollte das Wort des Lehrers die Welt erklären, zeigen, wie die Men-
schen am Ganges leben, den Entdecker auf seinem Weg durch den
Urwald begleiten, den Forscher in seiner Kammer erleben und die
Schrecken der Kriege und die Wunder der Natur aufzeigen. Es ist
keine Nostalgie, wenn man sagt, die Schule hat die Menschen rund-
um gebildet, sie konnten rechnen, sich in Wort und Schrift ausdrük-
ken, die Sterne benennen, sie hatten einen Blick in die Welt und in
die Natur getan. Die damaligen Volks- und Dorfschulen und ihre
Schüler haben mit den Grundstein für die Entwicklung unseres Lan-
des zu einem der ersten großen Industriestaaten der Welt gelegt.
Herbert Feldmann
Hätten Sie es gekonnt ?
“Ein Eierführer hat 3 Kisten Eier. In jeder haben 25 Eier in der
Länge, 15 in der Breite und 12 Lagen übereinander Platz. Wie viele
Eier sind in einer Kiste ? Wie viele in allen dreien ? Wenn er 5 Eier
um 2 Batzen gibt, was löst er?”
Aufgabe aus der Oberföhringer Schule um 1804
Fasching 1937, vor der Schule
17
Im April 1935 begann meine Schulzeit in der alten Englschalkinger
Dorfschule. Am Tage der Schuleinschreibung betrat ich zum ersten
Mal an der Hand meiner Mutter dieses Haus, das groß und weithin
sichtbar inmitten der bäuerlichen Anwesen und Kleingütlerhäuschen
stand. In der Mitte des Schulhausganges saßen zwei Lehrkräfte an
einem Tisch, vor ihnen stellten sich in zwei langen Reihen die Mütter
mit ihren Kindern an. Man redete nur leise miteinander. Die Erwach-
senen wollten auf keinen Fall auffallen oder gar stören und die Kin-
der waren von der ungewohnten Umgebung eingeschüchtert. Doch
auf einmal kam Bewegung in die Reihen, die Köpfe drehten sich neu-
gierig nach vorne, denn aufgeregte Stimmen und ein lautes Schluch-
zen waren zu hören. Plötzlich rannte eine kleine, dünne, schwarzge-
kleidete Frau mit hochrotem Gesicht durch die Mittelgasse dem Aus-
gang zu, ihr verschrecktes Kind zerrte sie mit sich fort. Die Wartenden
unterhielten sich auf einmal lebhaft miteinander und ich hörte, wie
sie sagten: „Sie will eine katholische Schule für ihr Kind !“ Schließlich
fiel auch das Wort „Simultanschule“, in die wir gehen mußten.
Schlimm konnte das aber nicht sein, denn die großen Leute sahen
keineswegs traurig aus.
Am ersten Schultag versammelten sich 48 kleine Mädchen – so
viele sind jedenfalls auf einem Klassenfoto abgebildet – im großen,
hellen Schulzimmer. Die drei Reihen der Zweierbänke waren fest in
/// So war es damals – Schulzeit in Englschalking
eisernen Schienen verankert, alle Plätze bis auf eine „Eselsbank“
waren besetzt. Auf dem Podest standen neben dem Lehrerpult zwei
Tafeln auf Holzgestellen und eine sogenannte russische Zählmaschi-
ne mit je 50 weißen und roten Holzkugeln. In einem Wandschrank
wurde der Tatzenstecken aufbewahrt.
Viele Schulmädchen waren recht gefällig für die Schule ausstaffiert
worden. Zum Schulgewand, das zu Hause sofort ausgezogen wurde,
gehörte häufig noch das Schulschürzerl. Die Langhaarigen waren
fest gezopft und die Bubiköpfigen streng gescheitelt und fein
„gekampelt“, bei einigen thronte mitten auf dem Kopf eine Propel-
lerschleife.
Zum ordentlichen Schulkind gehörten die sauber gewischte Tafel,
der feuchte Schwamm in der Schwammdose, der saubere Tafellap-
pen, der am Schulranzen baumelte, und die gespitzten Griffel in der
Griffelschachtel: dicke bleistiftartige Buttergriffel und dünne Kratz-
griffel.
Einige Kinder waren sehr arm. Ihre abgetragenen Kleider waren ent-
weder zu groß oder zu klein, der Rock zu lang oder der Mantel zu
kurz. Bis tief in den Herbst hinein liefen diese Kinder barfuß. Vor dem
Unterricht bettelten sie schon um den Pauseapfelbutzen. Die Bitte
wurde großzügig gewährt, und wenn man gnädig war, fiel ein
beachtlicher Butzen ab. Hier und da durften sie vom Pausebrot
Die Klasse des „roten Hofmann“ im Jahre 1922
18
Historisches
Oben: Oberföringer Schule, 1960
Unten: Mädchenklasse, 2. Kl. Englschlaking, 1936
abbeißen, und so kam auf diese Weise eine kleine Mahlzeit zusam-
men. Kinder, die "lernmittelfrei"“ waren oder aus „kinderreichen“
Familien kamen, erhielten Hefte, Blöcke und andere Schulsachen
ganz umsonst. Bei manchen Kindern waren diese Dinge bald unauf-
findbar oder sahen häufig schlampig aus. Die Tafel hatte einen
Sprung, die Hefte hatten die kleinen Geschwister in die Hände
bekommen und in der Bankrinne lag ein stumpfer Griffelstummel.
Gegen den Herbst zu begannen die Hustenkonzerte in allen Tonar-
ten. Vor den Rotznasen mit den Rotzglocken grauste es mir sehr. Letz-
tere wurde immer wieder hinaufgezogen, und wenn es gar nicht
mehr anders ging, flink mit dem Ärmel weggewischt. Aber das war
alles noch nichts gegen die Läuseplage, die sich durch heftiges Kopf-
kratzen ankündigte. Mit zwei dünnen Griffeln machte sich unsere
Lehrerin an die Kopfkontrolle, und wenn sie eine Laus oder Nisse ent-
deckte, konnte man das an ihrem Gesicht ablesen.
„Lauskinder“ mußten sich in die „Lausreihe“ setzen, die Eltern
erhielten eine Mitteilung und jeden Morgen wurden die Köpfe von
neuem untersucht. Der Argwohn meiner Mutter war geweckt, sie
19
bereitete eine gründliche Aktion vor, und als sie endlich ein paar Nis-
sen entdeckte, konnte die Prozedur beginnen. Mein Kopf wurde mit
einer übelriechenden Flüssigkeit eingerieben, mit Tüchern umwickelt
und dann mehrmals gewaschen. Das Ausfilzen meiner langen Haare
mit dem feingezinkten Lauskamm war von Gejammer und Geplärr
begleitet. Dafür war ich aber lausfrei.
Das Lesen lernten wir damals nach der Lautiermethode. Die Leh-
rerin zeichnete Buchstabenmännchen an die Tafel, und da diese ihre
Namen nicht kannten, mussten wir ihnen helfen. Das war ein
Gesumme und Gezische. Der Erfolg zeigte sich bald: die Fibel war
erobert.
„Auf – ab – auf – Häubchen drauf !“ so tönte es in der Schreib-
stunde. Ein Kind nach dem anderen diktierte und die Tafel füllte sich
mit den eckigen Buchstaben der deutschen Schrift. Nur das mono-
tone Kommando und das Kratzen der 40 – 50 Griffel waren zu
hören.
Vom Rechenunterricht sind mir nur die langen Zahlenreihen in
Erinnerung. 1, 2, 3, viele, viele Häuschen mußten ausgerechnet wer-
den. Da bearbeiteten die einen wild ihre kleine Zählmaschine, ande-
re rechneten im Kopf, einige bewegten flink die Finger und schlugen
sich ab und zu auf die Stirn, um einen Zehner „hineinzutun“. Ein paar
aber saßen ganz still, beobachteten ihre Nachbarn und schrieben ab.
Der Religionsunterricht war eine beliebte Abwechslung. Das
Fräulein entrollte meist ein großes, buntes Bild und erzählte eine
spannende Geschichte dazu. Ein Bild hat mich besonders tief be-
eindruckt: Über einen wilden Bach führte ein schmaler Steg, den
gerade zwei Kinder erreicht hatten. Hinter ihnen stand ein Schutz-
engel, der auf sie acht gab. Mit meinem Schutzengel war ich längst
vertraut, ich hatte ihn mir jedoch nicht so groß vorgestellt. M e i n e
r war jedenfalls klein und flog immer hinter mir her, wenn es mir
auch noch nicht gelungen war, ihn zu entdecken. Oft ging ich gera-
deaus dahin, als hätte ich nichts anderes im Sinn, und plötzlich dreh-
te ich mich mit einem Ruck um, aber da war er schon wieder schnel-
ler als ich und einfach weg geflogen. Mit der Unsichtbarkeit hatte
ich mich damals noch nicht abgefunden.
Einmal hielt der Herr Kurat (unser späterer Geistlicher Rat) eine
Religionsstunde. Er war sehr groß und dünn und hatte ein enges,
schwarzes Gewand an; ich fand, dass er sehr heilig aussah. Er erzähl-
te vom Stall zu Bethlehem, es muss also zur Weihnachtszeit gewesen
sein, und schrieb dann drei Buchstaben an die Tafel: K+M+B. Er woll-
te von uns wissen, was sie bedeuten. Stillschweigen, kein einziger
Finger zeigte nach oben. Von den heiligen drei Königen hatte ich
schon gehört. Jedes Jahr schrieb meine Mutter K+M+B und die neue
Jahreszahl mit Kreide an die Kellertür. Anschließend streute sie
Weihrauchkörner auf die heiße Ofenplatte und räucherte die Woh-
nung aus. Mein Vater aber, der immer Spassettl im Sinn hatte, freu-
te sich, weil auf der Kellertür wieder
K arl
M ichl
B uchdrucker
stand. Ich hatte natürlich eine Ahnung, dass das nicht stimmte, aber
trotzdem hob sich mein Finger wie von selbst in die Höhe und ich
sagte: „Das heißt Karl Michl Buchdrucker“. Nun begann der Herr
Kurat zu lachen, und alle Kinder lachten augenblicklich laut und völ-
lig außer sich mit, wenn sie auch nicht wußten, warum.
Einmal in der Woche war Handarbeit, und an diesem Tag wurde ich
von einem bangen Gefühl erfasst. Die Handarbeitslehrerin schaute
ernst und „grantig“ und war sehr streng, ja sie benutzte sogar den
Tatzenstecken. Bis jetzt hatten wir ihn nur so nebenbei kennenge-
lernt, wenn nämlich ein Viertklassler hereinkam und mit lauter Stim-
me rief: „Der Herr Hauptlehrer bittet um den Tatzenstecken“.
Gebannt schauten wir jedesmal auf den Buben, der wichtigtuerisch
dieses gefürchtete Ding hinaustrug. Gab es Tatzen oder gar Überge-
legte? War vielleicht der andere Stecken abgebrochen?
Zu Beginn der Stunde hängte das Handarbeitsfräulein ein großes,
gitterartiges Stoffstück auf ein Gestell, bohrte eine Riesennadel in
den Stoff und zog eine rote Schnur durch. Auf einem kleinen Stück
Stramin mußten wir das nachmachen, aber das war gar nicht so ein-
fach. Man konnte sich verzählen oder den Stramin aufspießen, und
manchmal verknotete sich der Faden auf geheimnisvolle Weise wie
von selbst. Nadel, Garn und Stoff waren voller Tücken. In einem sol-
chen Augenblick der Verzweiflung schaute ich zu meiner Nachbarin
hinüber, schwätzte sicher auch, und schon hatte mich das Auge der
Lehrerin erspäht. Ich wurde herausgerufen, sie ging völlig ruhig zum
Schrank, holte den Tatzenstecken heraus und kam auf mich zu. Die
Klasse war ganz still und in mir stieg eine Hitze auf von den Füßen
bis hinauf zum Kopf. Der Stock pfiff und sauste auf meine Hand. Es
tat nicht sehr weh, jedenfalls nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte,
aber ich schämte mich sehr. Meine gestrafte Hand wurde heiß und
feucht und war in dieser Stunde nicht mehr so recht zu gebrauchen.
Im 2. Schuljahr strickten wir einen Lappen aus weißem und rosa
Garn. „Hineinstechen, Faden umlegen, durchziehen, abheben“, so
ertönte das Kommando. Hatte man die ersten Befehle glücklich aus-
geführt, passierte beim letzten oft noch das Malheur: die Masche
fiel! Da hieß es aufstehen und warten, bis die Lehrerin den Schaden
wieder gutmachte. Manchmal stand die halbe Klasse. Um diese
unangenehme Lage zu vermeiden, strickte ich fest und fester, bis die
Maschen nicht mehr zu bewegen waren, es war einfach unmöglich,
eine Nadel hineinzubohren. Die Rettung kam in Gestalt eines jungen,
blonden Handarbeitsengels, der uns freundlich anlächelte. Fräulein
Hubmann, so hieß die Hilfslehrerin, erkannte unsere Not und locker-
te, strickte ab, hob Maschen auf, reparierte schwierigste „Gassen“
und, was am wichtigsten war, sie sprach uns auch bei kleinsten Erfol-
gen Mut zu. Jetzt machte sogar die Handarbeit Freude.
Ein „großes“ Ereignis im Englschalkinger Schulleben war der Aus-
flug nach Bogenhausen zum Sonnenwendfeuer am Herkomerplatz.
Bogenhausen – Englschalking: damals zwei Welten.Ilse Feldmann
20
Würde ich stattdessen Holz hacken, dann
hätte ich es im Winter wenigstens warm."
Voll Emotionen und Leidenschaft und mit
Begeisterung für seine Schüler lebte Herr
Feldmann seiner Berufung. Und weil ich
gerade so schön dabei bin, möchte ich
gleich noch eine kleine persönliche
Geschichte zum Besten geben.
Herr Feldmann, ohne seine Gitarre nicht
vorstellbar, schaffte es, sogar den stimm-
brüchigen Knabenkehlen frohe Frühlingslie-
der zu entlocken. Nur bei mir hatte er, so
glaube ich, aufgegeben. Mit durchaus pas-
sablen Noten in allen Fächern war ich ein
recht guter Schüler, doch bei Lied und
Gesang war von mir nichts zu holen und
doch musste auch ich, um eine Singnote für
mein Zeugnis zubekommen, vor an das Leh-
rerpult. Dort fragte mich Herr Feldmann:
"Josef, was willst du singen?" und ich
krächzte oder gröhlte " die Glocken dröh-
nen vom Bernwardtsturm".
Nach der ersten Strophe unterbrach er
mich, "Wenn du jetzt aufhörst, dann gebe
ich dir einen Dreier". - Danke! Josef Krause
Historisches
/ / / Die Föhringer Münze
In nomini sancte et individuae trinitatis
Otto divina favente clementia imperator.
Noverit omnium fidelium nostrum tam pre-
sentium quam et futurorum industria, qua-
liter nos consensum et consilio episcopo-
rum, ...
Keine Angst, so begannen zu damaliger
Zeit, man schrieb das Jahr 996, fast alle
Urkunden. Nur mit dieser Urkunde hat es
etwas Besonderes auf sich, mit ihr verleiht
Kaiser Otto III. dem Freisinger Bischof Gott-
schalk und all seinen Nachfolgern das Zoll-
Markt- und Münzrecht. Die Münze solle
nach kaiserlichem Willen, "monetam Rada-
sponensem in loco Frigisinga", Silberpfen-
nige nach Regensburger Art in Freising prä-
gen. Markt solle abgehalten werden in dem
Ort, der Freising heißt.
Der Kaiser verfügt weiter, dass der ihm
daraus zustehende Zoll und Zins zum Heil
seiner und seiner Eltern Seelen bei der Kir-
che der heiligen Gottesgebärerin Maria und
des Heiligen Korbinians auf immer verblei-
ben sollen. Bischof Gottschalk sowie all
seine Nachfolger sollen die bezeichnete Ein-
nahme bis ans Ende der Zeiten glücklich
Links: Ostpreußenschule, 1961, 8. Klasse (1959-62) (HF)
Rechts: Klassentreffen nach 50 Jahren, Ostpreußenschule, 2005
/ / / "Die Generation des einfachen Lebens"
Warum treffen sich ehemalige Schüler
nach all den Jahren mit ihrem alten Klass-
lehrer? Hat er sie nicht genug gepiesackt?
Waren sie nicht froh, als sie der Schule
endlich den Rücken zukehren durften?
Also warum trifft sich der Schülerjahrgang
1941 der Schule an der Ostpreußenstraße
nach 50 Jahren zu einem Klassentreffen?
Klar, Jubiläum: Alle erinnern sich gerne
an ihre Kindheit und an ihre Schulzeit, an
die vielleicht schönste Zeit ihres Lebens,
nur damals wussten sie es noch nicht. Sie
alle gehören, wie ihr Lehrer Herr Feldmann
es ausdrückte, der "Generation des einfa-
chen Lebens" an. Sie hatten alle gleich
viel, nämlich nichts. Auch so etwas verbin-
det, sie waren alle vom gleichem Stand.
Herr Feldmann war jung und voll Elan.
Gelegentlich, um nicht zu sagen sehr sel-
ten, gaben wir unserem Lehrer den Anlass,
bei dem er am liebsten aus seiner Haut
gefahren wäre. Und so hab ich noch ein
Zitat von ihm in den Ohren, damals war ich
froh, dass es nicht mir galt: "Holzkopf! Da
versuche ich diesem Kerl etwas beizubrin-
gen und er kapiert aber auch gar nichts.
Markt ab. Alles Weitere erfahren sie durch
die herzoglichen Beamten." - So oder so
ähnlich könnte es gewesen sein.
Bischof Otto I. konnte trotz seiner engen
verwandtschaftlichen Bindungen zu Kaiser
Friedrich Barbarossa nur wenig erreichen
(der Kaiser pflegte ihn "patruus", Onkel zu
nennen). Der Bayer war zu mächtig. Es kam
zu dem bekannten Augsburger Schieds-
spruch von 1158, in ihm wurde München
erstmals urkundlich erwähnt.
In dieser Urkunde vom 14.Juni 1158 ver-
fügte der Kaiser, dass die Münze in Föhring
nicht wieder errichtet werde, dass der
Markt und die Münze ausschließlich an die
Stadt Freising gebunden seien, es dem
Bischof aber freistehe, diese dort zu errich-
ten. Gleichzeitig wurde dem Bischof ein
Ausgleich für den entstandenen Verlust
zugestanden und dies sah so aus: dem
Bischof steht aus den herzoglichen Einnah-
men der Münchner Münze 1/3 des Gewin-
nes zu, ebenso 1/3 des Brückenzolls. Zu
diesem Zweck war es dem Freisinger
erlaubt, einen eigenen Beamten bei der
Münchner Isarbrücke einzusetzen. Im
Gegenzug musste der Bischof 1/3 seines
Münzgewinnes von Freising an den bayeri-
schen Herzog abführen. Dies bedeutete
Mehreinnahmen von bayerischer Seite,
wenn der Bischof wenig prägen ließ.
Fazit, die Föhringer Münzstätte wurde
nach Freising verlegt, geblieben ist der
Titel "monetarius de veringen". Er wurde
zum Amtstitel aller Freisinger Münzmeister
bis 1803.Josef Krause
Quellen:
Münzen und Medaillen des Hochstifts Freisingvon Robert Sellier
Heimatkundliche Schriften von Fritz Lutz
21
behalten. Das kaiserliche Zeichen Ottos
und sein Siegel und die Unterschrift zweier
Bischöfe als Zeugen gaben dieser Urkunde
Rechtskraft.
Diese Regalienverleihung - Regalien sind
Königsrechte - in Verbindung mit neuen
Landerwerbungen waren die Grundlage für
das Entstehen der geistlichen Fürstentümer
des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation.
Dem Bischof von Freising war es gelun-
gen, seit der Schenkung des Königshofes
"Curtis Regia Veringa" das ganze Dorf
Föhring in Besitz zu nehmen. Hier besaß
der Bischof auch eine Burg. Die mittelal-
terliche Salzstraße führte über die dortige
Isarbrücke, die reichlich Brückenzoll abwarf.
Was lag für den Freisinger Herrn näher, als
in Föhring zur Förderung von Handel und
Handwerk Markt abzuhalten und die Münz-
stätte hier zu errichten. Als erster Münz-
meister wird Conradus monetarius de Veri-
gen mit seiner Frau Genannewib genannt.
Er war ein reicher, vermutlich kinderloser
Mann und so vermachte er zwischen 1138
und 1147 einen Großteil seines Besitzes
dem Kloster Weihenstephan. Sein Nachfol-
ger könnte jener Perithold monetarius
gewesen sein,der zwischen1138 und1158 in
einer Reihe von Zeugen für die Stadt Frei-
sing genannt wird. Die Föhringer Münzmei-
ster waren hochangesehene Beamte, sie
bezeichneten sich als "Viri" Herren.
Bischof Otto I. (1138-1158) konnte sich
dieses wirtschaftlichen Erfolges nicht lange
erfreuen, denn er hatte seit 1156 einen
neuen Nachbarn. Heinrich der Löwe, der
Sachsenherzog, war nun auch Herzog in
Bayern und dieser mächtige Mann strebte
nach Rechten und Vorrechten. Markt und
Brücke von Föhring waren ihm ein Dorn im
Auge und so ließ er in einem dreisten
Gewaltakt den Flußübergang mit Zollsta-
tion und Münze zerstören. Gleichzeitig
erfand der Bayernherzog, salopp gesagt,
das "Umleitungstaferl", worauf wohl stand
"Brücke kaputt wegen Brandstiftung! Fah-
ren sie am Gasteig über die Isar! Zahlen sie
dort ihren Brückenzoll! Halten sie in dem
kleinen Dorf drüberhalb des Flusses ihren
Oben: Pfennig aus Föhring, 1158/84, ADALBER-TU(s) + EP(iscopu)S, Stehender Bischof mit Kir-chenmodell und Krummstab (Adalbert = Albert)
Unten: Hammerprägung, Fresko um 1500
22
/ / / „Mit dem Schmetterlingsnetz um die Welt“
Aus dem Lebens des Daglfingers Fritz TaschnerFritz Taschner besitzt eine der größten pri-
vaten Schmetterlingssammlungen Deutsch-
lands. Sie ist das Ergebnis vieler Reisen,
Abenteuer und Anstrengungen, die er in
seinen zahlreichen Büchern festgehalten
hat. Er berichtet aber auch über seine Kind-
heit und Jugend in Schwabing, über die
Mühen der Lehrzeit, er ist Zeitzeuge des Hit-
lerregimes und des Krieges, er hat jahrelan-
ge Gefangenschaft erlebt, die harte Nach-
kriegszeit und den Wiederaufbau unseres
Landes mitgetragen.
Am 11. August 1925 wird Friedrich
Taschner in der Marschallstraße 19 in Alt-
schwabing geboren. Seine Mutter Maria
hatte 1912 den Fuhrknecht Vitus Taschner
geheiratet, der 1915 „Fern von der Heimat
und seinen Lieben in treuer Pflichterfül-
lung“ den Heldentod starb. Seine Frau war
mit dem dritten Kind schwanger. Hans, der
Bruder des Vitus Taschner, heiratet 1917
seine Schwägerin Maria. Aus dieser Ehe
stammen zwei Kinder, Hans und Friedrich.
Vater Hans, 1885 geboren und unter 13
Geschwistern aufgewachsen, führt bis zu
seiner Verehelichung ein wechselvolles,
geradezu abenteuerliches Leben. Nach
einer Schuhmacherlehre geht er, wie es
damals üblich war, auf die Wanderschaft.
Berlin, Paris, Hamburg sind Stationen. 1907
leistet er in Freising beim 1. Königlich Baye-
rischen Jägerbataillon seinen Militärdienst
ab. Anschließend treibt es ihn wieder in die
Ferne und in Hamburg heuert er als Koh-
lentrimmer auf einem Dampfer an, fährt
zweimal nach Australien. Die Reise dauerte
fünf Monate und fünf Tage. Die Heuer für
die „Galeerensträflingsarbeit“ betrug
monatlich 7o Reichsmark abzüglich der
Invalidenversicherung von 4 Mark 80.
Anschließend ging die Fahrt nach New
York, dann nach Westafrika, wo er mit
einem Schlepper den Kongo hinauffuhr.
Der 1. Weltkrieg beendet das Abenteurerle-
ben. Nach seiner Entlassung 1918 eröffnet
er in der Feilitzschstraße 33 in Schwabing
eine Schuhmacherei. Das Geld dazu hat er
beim Kartenspiel gewonnen. Der Laden ist
nicht größer als 10 qm. Als Friedrich 1925
auf die Welt kommt, wird die Wohnung in
der Marschallstraße zu klein und die Fami-
lie wechselt über in die Haimhauser Straße
23. Mit zwei Zimmern, Kammer, Küche und
Gemeinschaftsklo war es auch hier nicht
sehr geräumig. Die Wasserversorgung – ein
gußeiserner Ausguß – mußte ebenfalls mit
einer anderen Familie geteilt werden. Da
das Heizen mit Kohlen allein zu teuer war,
wurde der billige „Lösch“, grober Kohlen-
staub, den man vorher anfeuchten mußte,
verbrannt. Außerdem suchte die ganze
Familie Brennholz im Wald.
Die Umgebung der Sylvesterkirche war
ein Paradies für Kinder. Am „Baronbergl“
konnte man sich im Winter mit dem Schlit-
ten austoben, im Sommer gab es in den
Wiesen und Auen Abenteuer und Entdek-
kungen. Fritz Taschner schildert in seinem
Buch „Was bleibt ist die Erinnerung“ aus-
führlich und liebevoll die vielen Spiele und
Tätigkeiten, mit denen sich die Kinder
damals „die Zeit vertrieben“. Er schreibt:
„Daß wir im Vergleich zu heute damals vie-
les entbehrten, ist wohl keine Frage. Da wir
es aber gar nicht anders kannten, hatten
wir nicht das Gefühl, daß uns etwas fehlt.
Im Gegenteil, heute muß man feststellen,
daß das Lebensgefühl, welches wir früher
gerade auf Grund des Mangels entwickeln
konnten, für die heutige Generation
unwiederbringlich verloren ist“. Tatsächlich
blühte die Phantasie, die die Kinder alle
erdenklichen Spiele und Streiche erfinden
ließ. Die „Banden“ machten die Gegend
unsicher und der kleine Fritz muß ein
besonderes Exemplar dieser Kinderzeit
gewesen sein. „Kaum eine Verwandtschaft,
. . . . ., die nicht entsetzt aufstöhnte, wenn
meine Mutter zu Besuch kam und mich
dabei an der Hand hielt“. Eine Tracht Prü-
gel nach einem Unfug oder dem Obstklau-
en gehörte zu den Möglichkeiten des
Lebens. Eine Streicheleinheit des Vaters
P e r s o n e n / P e r s o n a l i e n
/ / / Fritz Taschner
/ / / Ludwig Peter Ritter von Klug / / / Ingrid G. Blank-Hofmiller
23
dagegen hat der Fritz nie erlebt, Zärtlich-
keiten waren nicht üblich. Trotzdem spricht
Fritz Taschner später mit Hochachtung und
Liebe von seinem Vater und das Foto seiner
Mutter hat er jahrelang mit sich getragen.
Vater, das bedeutete Respekt, aber auch
soziale Ausrichtung, Hilfe und Geborgen-
heit.
1932 beginnt mit dem Schuleintritt in die
Haimhauserschule der Ernst des Lebens.
Die ersten Jahre sind nicht sonderlich
erfolgreich, erst ein Lehrerwechsel bringt
ordentliche Ergebnisse. Fritz wird nun auch
Hitlerjunge, aber die Drillübungen als
„Pimpf“ bereiten ihm wenig Freude, auch
nicht die Trommelei in einem Fanfarenzug.
Sein Vater spricht von „Hosenscheißer in
Uniform“. Der Junge lernt die Vorbehalte
der kleinen Leute dem Nationalsozialismus
gegenüber kennen. Die „Kristallnacht“ und
die Erfahrung mit einem Ortsgruppenleiter
tun ein übriges dazu, daß sich Fritz immer
öfter vom HJ-Dienst mit Krankmeldung
drückt. So wird er in die Pflicht-HJ „aufge-
nommen“.
Die Straße verliert allmählich ihre Anzie-
hungskraft. Es beginnt die Lesezeit. Die
Abenteuer John Farrows, John Klings und
Rolf Torrings, der den Gorillas und Men-
schenfressern im Urwald das Leben schwer
macht, eröffnen eine neue Welt. Ein Heft-
chen kostete 15 oder 20 Pfennig – viel
Geld. Später wagt er sich an dicke Karl-May-
Bände heran. „Man glaubt gar nicht, welch
zauberhafte Welten unter der Bettdecke
eines phantasiebegabten Buben Platz fin-
den“.
Inzwischen hat der Krieg begonnen. Fritz
begann nach der Schulentlassung eine
Lehre bei einer Installationsfirma in der
Gabelsbergerstraße. „Gearbeitet wurde von
7 bis 17 Uhr, Samstags von 7 bis 10 Uhr.
Ein Lehrling im ersten Lehrjahr bekam
wöchentlich 3,50 Reichsmark und im drit-
ten 7 Mark. Im August 1941 fällt der Bru-
der Hans in Russland. Fritz Taschner wird
1942 gemustert, beendet im März 1943
seine Lehre. Er wird nach dem Reichsar-
beitsdienst zum Gebirgspionierbataillon
Mittenwald eingezogen und danach zu
einer Küstenjägerabteilung in Jugoslawien
versetzt. Am Ende steht die Gefangennah-
me durch jugoslawische Partisanen. Seine
Erlebnisse in der Gefangenschaft hat er in
seinem Buch „Meine Kriegsgefangen-
schaft“ geschildert. Die Leiden, Entbehrun-
gen, Erniedrigungen, die der junge Mensch
erleiden muss, sind nur schwer zu schildern.
Fritz Taschner lässt sich nicht unterkriegen,
er ist trotz seiner Jugend stark und seine
Eigenschaft, auf Menschen zuzugehen,
lässt ihn auch in „Feindesland“ Freunde
gewinnen. So verlässt er 1948 Jugoslawien
ohne Hass oder Bitterkeit.
Aus dem Entlassungslager in Neu-Ulm
führt der Weg nach Hause. Er findet Arbeit,
alte Freunde und bald auch seine zukünfti-
ge Ehefrau, eine waschechte Daglfingerin
aus der Oberschlesischen Straße 17: Hilde-
gard Kaspar. Am 18. April 1952 traut sie
der Geistliche Rat Jakob in der St. Em-
meramskirche. Das junge Paar beschließt,
auszuwandern. Nachdem die Pläne schei-
tern, wird der Bau eines Eigenheims ins
Auge gefasst.
1955 baut Fritz Taschner unter großem
persönlichen Einsatz an der Gnesener Stra-
ße ein Einfamilienhaus, in dem seine Frau
und er noch immer wohnen.
In der Zwischenzeit läuft die berufliche
Arbeit weiter. Fritz Taschner macht die Mei-
sterprüfung und arbeitet dann selbständig.
Zwei Kinder kommen auf die Welt. Frau Hil-
degard zeigt sich allen Situationen gegenü-
ber gewachsen. Sie teilt sogar die nie erlo-
schene Sehnsucht ihres Fritz in die Ferne,
ein Erbe seines Vaters. 1962 machen sie
mit den Kindern eine Fahrt in die Türkei.
Das ist der Beginn jährlicher Reisen in
viele Länder Europas, seit 1970 mit einer
Afrikafahrt dann auch in überseeische Län-
der, vor allem Südamerika, Ostasien und
die Südsee-Inseln. Inzwischen haben die
Taschners ihre Leidenschaft für Schmetter-
linge entwickelt. Neben den Urlaubs- und
Entdeckungsfreuden nimmt die Sammler-
tätigkeit immer größeren Raum ein. Die
Fangmethoden werden verfeinert, Hilde-
gard Taschner entwickelt im Eigenstudium
die Kunst des Präparierens und Aufbewah-
rens. Die Sammlung entwickelt sich zu
einer der größten privaten Schmetterlings-
sammlungen in Deutschland und erregt
das Interesse vieler Sammler und Univer-
sitäten. Reisen und Sammeln ist teuer. Die
Taschners legen für ihre Unternehmungen
jeden Pfennig zurück. Fritz Taschner sam-
melt nicht nur Falter, sondern alles, was
mit seinen Reisen zusammenhängt: Doku-
mente, Rechnungen, Anordnungen, Zei-
tungsausschnitte, Fotos, Filme. Er führt
außerdem täglich Tagebuch und hält akri-
bisch die Erlebnisse und Eindrücke jeder
Reise fest. Das ermöglicht ihm, seit 1980
seine Reisen fortlaufend in Buchform zu
schildern: „Mit dem Schmetterlingsnetz um
die Welt“. Es sind wahrlich abenteuerliche
Unternehmungen, die die beiden machen.
Fritz Taschner hat die Gabe, Freunde zu
gewinnen und auf Menschen zuzugehen.
Dadurch und mit der Kraft und Hilfe seiner
Frau können Anstrengungen und Gefahren
überwunden werden. Wer die Bücher Fritz
Taschners liest, darunter auch seine
Lebensgeschichte „Was bleibt ist die Erin-
nerung“, wird nicht enttäuscht, denn er
schildert lebendig, anschaulich und span-
nend den Verlauf seiner Reisen, die oft
abenteuerlichen Erlebnisse und Erfahrun-
gen und die Begegnungen mit den Men-
schen anderer Länder und Kulturen. Wer
ihn kennt weiß, dass seine „Fahrenszeit“
noch nicht zu Ende ist. Unsere guten Wün-
sche begleiten ihn und seine tapfere Frau.Herbert Feldmann
Fritz Taschner in Neuguiena (FT)
Personalien
24
Im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben in
der Maria-Theresia-Straße und der Möhlstra-
ße kam es zu einem Skandal, in dessen
Mittelpunkt ein hoher bayerischer Beamter
und Vertrauter König Ludwigs II. und später
des Prinzregenten Luitpold stand. Sein Name
lautete: Ludwig Peter Ritter von Klug. Dieser
wurde am 5. Februar 1838 in Amberg als
fünfter Sohn eines „unteren Beamten“ gebo-
ren. 1860 wurde er in den Dienst der „könig-
lichen Hoftheaterkassenverwaltung“ aufge-
nommen. Anno 1885 wurde er mit der Lei-
tung des „kgl. Hofsekretariats“ betraut.
Damit gehörte er zur unmittelbaren Umge-
bung des „Märchenkönigs“. Ludwig Peter
Klug musste den Schuldenstand des Königs
feststellen und in dessen Auftrag mit den
Gläubigern verhandeln, um befriedigende
Arrangements zu treffen. Seine einflussrei-
che Position konnte der Beamte über die so-
genannte „Thronkrise“ retten, nachdem er
sich bereits Anfang des Jahres 1886 von sei-
nem König abwendete. Bald hieß es: „Herr
Klug hat auch schon genug“. Und tatsäch-
lich, am 1. Juli 1886, nur siebzehn Tage nach
dem Tod des „Märchenkönigs“, wurde Lud-
wig Peter Klug vom Prinzregenten Luitpold
zum „Vorstand der Hofkasse“ und zum
„Hofrat“ ernannt. Er erhielt im gleichen Jahr
den „Verdienstorden der bayerischen Krone“
verliehen, mit dem der persönliche Adel ver-
bunden war. Ab jetzt hieß er Ludwig Peter
Ritter von Klug. Er bekleidete auch das Amt
des „Administrators des Vermögens des
Prinzregenten“, war also der Finanzmann des
Hofes, der die uneingeschränkte Gunst des
Prinzregenten besaß.
Am 1. März 1913 in den Ruhestand ver-
setzt, starb er bereits am 3. Juni an einem
schweren Nervenleiden. Auf den ersten Blick
handelt es sich um den typischen Lebenslauf
eines hohen bayerischen Beamten in der
„Prinzregentenzeit“, der keine Auffälligkeiten
aufweist und deshalb vermuten lässt, dass
Ritter Ludwig Peter von Klug zu den ver-
dienstvollen Münchner Bürgern gehörte.
Aber da gibt es einige sehr dunkle Punkte in
der Biografie des Herrn von Klug, die die
Benennung einer Straße nach ihm eigentlich
ausschließten. Was war geschehen?
Herr von Klug war im Jahr 1893 in einen
Prozess verwickelt, der damals großes Aufse-
hen erregte und in dem einige für ihn
äußerst unangenehme Dinge zur Sprache
kamen. Die „Münchener Neuesten Nachrich-
ten“ hatten am 15. Januar 1893 berichtet,
dass sich Ludwig von Klug am 24. September
1887 ein Grundstück in Bogenhausen um
den Preis von 5.800 Mark gekauft hatte. Bei
der Immobilie handelte es sich um einen
„Acker und Wiesen mit Kiesgrube bei den
Anlagen“ - an der späteren Maria-Theresia-
Straße. Da dort außerdem ein Bauverbot
herrschte, konnte Klug es - zusammen mit
dem Bogenhausener Pfarrer Korbinian Ett-
mayr - um diesen geringen Betrag von den
eingesessenen, aber ahnungslosen Bauers-
leuten Reischl, die sich zudem in einer finan-
ziellen Notlage befanden, erwerben. Die Ver-
handlungen führte der Pfarrer, der nichts zu
Gunsten der unerfahrenen Bäuererin unter-
nahm, ihr deshalb kein Angebot machte,
sondern auf ihren Vorschlag wartete. Die
total überforderte Frau, die hauptsächlich
mit der Pflege ihres todkranken Mannes
beschäftigt war und in dem Pfarrer den
„Garanten eines gerechten Preises“ sah,
wurde von dem cleveren Verhandlungsführer
gnadenlos über den Tisch gezogen. „Hofrat“
Klug agierte inzwischen unbemerkt im
Hintergrund. Nur neun Tage bevor der Kauf-
vertrag zu Stande kam, befürwortete Ludwig
Peter von Klug als „Vorstand der königlichen
Hof- und Kabinettskasse“ - Kraft seines
Amtes - die Freigabe des bis dahin der Bau-
tätigkeit verschlossenen Grundstückkomple-
xes und gab als „Vorstand“ der „Privat-Fidei-
Kommiß-Verwaltung“ und Angehöriger des
„Stiftungsrats der königlichen Reliktenan-
stalt Neuberghausen“ selbst seine Zustim-
mung zur Aufhebung des Bauverbots. Den
Verkäufern war dieser Vorgang freilich nicht
bekannt geworden. Innerhalb kürzester Zeit
erfuhr das Gelände eine erhebliche Wertstei-
gerung. Im Jahr 1891 konnte Pfarrer Korbini-
an Ettmayr seinen Grundstücksanteil mit
einem satten Reingewinn von rund 40.000
Mark weiter verkaufen. Ludwig von Klug ver-
kaufte einen Teil seines Grundstücks - es han-
delt sich dabei um die Maria-Theresia-Straße
Nr. 24 und 25 - an den „Hoftheaterinten-
danten“ Ernst Possart. Die beiden ließen sich
darauf die „Doppelvilla Klug-Possart“ erbau-
en, die anno 1892 fertig gestellt wurde.
Sofort nachdem der Bericht in der Zeitung
erschienen war, verklagte Ludwig Peter Ritter
von Klug den verantwortlichen Journalisten,
Wilhelm Bogler, wegen „verleumderischer
Beleidigung“.
Insider-Geschäfte auf Kosten kleiner Leute
Obwohl Wilhelm Bogler daraufhin vom
„Amtsgericht München“ zu einer Geldstrafe
von 1.000 Mark verurteilt wurde, hatte Lud-
/ / / Ludwig Peter Ritter von Klug
Ludwig Peter Ritter von Klug im Jahr 1886
25
wig Peter Ritter von Klug mit dieser Anzeige
einen entscheidenden Fehler begangen.
Denn der Journalist ging in die „Berufung“,
weshalb das „Landgericht München I“ nun
den Sachverhalt neu verhandeln musste. Das
Gericht stellte fest, dass der Kauf, obwohl er
durch die „Ausbeutung der Notlage der Ver-
käufer“ und durch „Vorspiegelung falscher
Tatsachen“ zu Stande kam, rechtlich nicht zu
beanstanden sei. Dennoch erhärtete sich der
Vorwurf gegenüber Ritter von Klug, dass er
bei Ankauf des Grundstücks - durch „Miss-
brauch seiner amtlichen Stellung“ -privaten
Nutzen gezogen hatte. Deshalb wurde die
Strafe für Wilhelm Bogler wegen „Beleidi-
gung“ auf 300 Mark verringert, vom Vorwurf
der „verleumderischen Beleidigung“ wurde
er freigesprochen. Das Gericht schrieb in der
Urteilsbegründung: „Die angeführten bei-
den Daten sprechen eine so deutliche Spra-
che, dass sie kaum eines Kommentars bedür-
fen: am 15. September (1887) befürwortete
der Hofsekretär von Klug amtlich die Freiga-
be eines bisher der Bautätigkeit verschlosse-
nen Grundstückskomplexes, am 24. Septem-
ber (1887) kaufte sich der Privatmann von
Klug in diesem Komplex eine Kiesgrube,
groß genug, um nicht nur sich selbst ein
Heim gründen, sondern auch anderen gegen
gute Bezahlung die Gründung eines solchen
ermöglichen zu können. Im Zusammenhalte
der vorstehend dargelegten Ergebnisse der
Beweisaufnahme erachtet das Berufungsge-
richt den von dem Angeklagten (Wilhelm
Bogler) angetretenen Beweis dafür, dass der
Privatkläger (Ritter von Klug) seine Stellung
zu privatem Vorteil ausgenützt und speziell
aus dem, wovon er amtlich Kenntnis hatte,
privaten Nutzen gezogen habe, als vollstän-
dig erbracht“. Weitere Details, die den Tat-
bestand der „Vorteilsnahme im Amt“ erfüll-
ten, kamen im Verlauf der Gerichtsverhand-
lung ebenso zur Sprache, wie das Hinweg-
setzen des „Klägers“ über vorhandene Bau-
vorschriften. Ritter von Klug wollte vor dem
„Oberlandesgericht“ seine Niederlage revi-
dieren.
Dort wurde der Fall aber nicht angenom-
men. So erlangte das Urteil des „Landge-
richts München I“ Rechtskraft. Aufgrund der
zeitlichen Abläufe und personellen Verflech-
tungen muss hier von einer frühen „Amigo-
Affäre“ gesprochen werden. Es ging dabei
nicht nur um Klugs Ausnutzen dienstlicher
Kenntnisse für private Zwecke, also um „Vor-
teilsnahme im Amt“, sondern auch um die
Instrumentalisierung des Prinzregenten
durch eine Reihe weiterer „Hofbeamter“ wie
den „Hofgartendirektor“ Jakob Möhl, den
„Hoftheaterdirektor“ Ernst von Possart und
möglicherweise auch den „königlichen Ober-
baudirektor“ der „Obersten Baubehörde“
Max Georg von Siebert. Sie nutzten ihre Ein-
flussmöglichkeiten und spielten sich - enorm
erfolgreich - gegenseitig die Bälle zu. Prinzre-
gent Luitpold dagegen missachtete das
Urteil des Gerichts. Denn trotz des festge-
stellten „Amtsmissbrauchs“ des Herrn von
Klug wurde dieser nicht entlassen oder
zumindest beurlaubt. Selbst der „Oberhof-
meister“, Graf Castell, der dies verlangt
hatte, konnte beim Prinzregenten in dieser
Sache nichts erreichen, da er einfach nicht
vorgelassen wurde. Außer Ludwig Peter von
Klug hatte nur noch der „Chef der Geheim-
kanzlei“ täglichen Zutritt. Der Regent
wünschte sonst niemand zu sehen „am aller-
wenigsten in dieser lästigen Sache“. Ritter
von Klug hatte beim Prinzregenten einen
Stein im Brett, wohl eine Folge des „Königs-
dramas“ um Ludwig II., bei dem die Rolle des
„Hofsekretärs“ ziemlich dubios war.
Die dargestellten und weitere Vorkomm-
nisse um die Person des „Geheimrats“, „Hof-
sekretärs“, „Vorstands der Hofkasse“, „Admi-
nistrators des Privatvermögens und Vertrau-
ten Prinzregent Luitpolds“, Ritter Ludwig
Peter von Klug, ließ die „Geschichtswerkstatt
Neuhausen“ im Sommer 2003 die Frage
nach der Berechtigung einer Straßenbenen-
nung nach dem bayerischen „Hofbeamten“
in der „Villenkolonie Gern“ hinterfragen. Da
aber in München „Umbenennungen“ von
Straßen nicht durchgeführt werden, blieb nur
die Möglichkeit einer “Umwidmung der Klug-
straße“. Als würdiger Namensgeber der Stra-
ße wurde der Physiker Joseph Klug (1862 -
1925) vorgeschlagen, doch eine Umwid-
mung wurde von er Stadtverwaltung und
auch vom Ältestenrat abgelehnt. Rudolf Hartbrunner
/ / / Ingrid G. Blank-Hofmiller
Ingrid G. Blank-Hofmiller, geboren 1945,
aufgewachsen in München-Sendling, hat in
der Parkstadt Bogenhausen ein Refugium,
in dem sie schöpferisch tätig ist. Sie veröf-
fentlichte Mundartgedichte (Schaug mi o /
Do schaug her“), Geschichten und Kinder-
geschichten, vornehmlich in bairischer
Mundart. Sie führte Lesungen durch bei
den Vorstadtschreibern, der Arche Nova,
dem Verein Bairische Sprache und Dialekte,
dem Pasinger Künstlerkreis 83 und dem
Kulturkreis Ramersdorf-Perlach. Für ihr
Werk wurde sie 2004 mit dem Poetenteller
der Bayerischen Staatsregierung ausge-
zeichnet.
Ausred
A Ausred is an Batzn wert,
Mit ara Ausred stehsd guad do!
hob i scho vo da Omaa ghert.
Na - leida is dees ned a so.
A Ausred is ned direkt glogn,
Na ko da des fei glatt passiern,
bloß de Wahrheit a wenig vaschobn.
Zum Schluss duasd de no säim oliagn.
I laß a Ausred liawa sei,
mia foiat nia wos Glaubhafts ei.
Ehrlich währt am Längstn -
daad i moana und des is des -
drum mog mi koana.
Ingrid G. Blanck-Hofmiller
Die Parkstadt Bogenhausen in München
Eine besondere Perle der Münchner Siedlungs- und Architekturge-
schichte steht erstmals im Mittelpunkt einer eigenen Publikation:
die Parkstadt Bogenhausen. Münchens erste Trabantensiedlung
nach dem Krieg entstand vor 50 Jahren. Mit zahlreichen Fotos
leben die 50 Jahre der inzwischen denkmalgeschützten Siedlung
wieder auf. Das Autorenteam führt Sie auf eine spannende Ent-
deckungsreise durch die Geschichte der Parkstadt. Es erinnert an
die Entstehung des als "modern und funktional" gepriesenen Bau-
projektes, das vielen Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem
Krieg eine neue Heimat bot. Es verdeutlicht mit zahlreichen histo-
rischen und zeitgenössischen Abbildungen den architektonischen
und historischen Werdegang und widmet sich auch den Bewoh-
nern, unter ihnen prominente Vertreter wie der ehemaligen Münch-
ner Oberbürgermeister, SPD-Vorsitzende und Bundesminister Hans-
Jochen Vogel.
Klappenbroschur, 168 Seiten, mit zahlreichen Abb., z. T. in Farbe,
ISBN 3-937200-10-X, München 2006,
Volk-Verlag München, info@volkverlag.de,
Website unter: www.volkwerbeagentur.de
Preis: 19,90 Euro
Erhältlich über den Verlag oder
Buchhandlung Käning, Ostpreußenstraße 31
26
N o r d O s t K u l t u r - P r o g r a m m 2 0 0 7
/ / / Verlag „NordOstKultur München“ - Publikationen (Bücher, Kalender)
/ / / NordOstKultur-Jahresprogramm 2007 (Stadtteilspaziergänge, Besichtigungen)
/ / / Publikationen (Bücher, Kalender)
Ein Spaziergang durch denMünchner Nordosten
Der Kalender 2007 lädt zum siebten
Mal zu einem Spaziergang zu
bekannten und unbekannten Orten
des 13. Stadtbezirks ein. Zwölf dop-
pelseitige Blätter zeigen mit Aquarel-
len, Zeichnungen und historischen
Fotos, Denkmäler und Gebäude und
erzählen auf der Rückseite die
Geschichte des jeweiligen Ortes.
Der Kalender ist erhältlich in der Buchhandlung Käning, Denning,
Ostpreußenstraße 31
Preis: 4,90 Euro
NordOstMagazin Das Magazin erscheint seit 2004
mit Unterstützung des Bezirksaus-
schusses des 13. Stadtbezirks. Das
Magazin wird kostenlos verteilt.
NordOstVerlag, 2007
Die Brücke bei Sankt Emmeram,Karin Bernst, Karl Höferle, Roland Krack,
mit Kapiteln über:
Die reißende Isar / Altstraßen und
Isarübergänge / Der heilige
Emmeram / Die historischen Isar-
brücken im Münchner Norden / Die
Oberföhringer Brücke 1158 und 1978,
2005
Herausgegeben am Tag der Einwei-
hung der neuen Holzbrücke über die
Isar mit Unterstützung des Bezirks-
ausschusses des 13. Stadtbezirks
Broschüre, mit zahlreichen Abbildungen, 34 Seiten
NordOstVerlag, 2005
Preis: 2,00 Euro
27
Der Bürgerpark Oberföhring -Vom Lazarett zur Kultur-OaseKarin Bernst, Dr. Willibald Karl, Hel-
mut Hofstetter, Karlheinz Kümmel,
Dieter Vögele
mit Kapiteln über
Vorgeschichte / Zwangsarbeiterlager
/ Luftwaffenlazarett / Städtisches
Krankenhaus Oberföhring / Anekdo-
ten / Bürgerpark heute
Herausgegeben zum 20-jährigen Bestehen des Bürgerparks
mit Unterstützung des Bezirksausschusses des 13. Stadtbezirks
Buch, gebunden, mit zahlreichen Abbildungen, 96 Seiten
NordOstVerlag, 2004
Preis: 5,00 Euro
Denkmal „Zur DeutschenEinheit“ Karin und Thomas Bernst, Dr. Till
von Egidy, Herbert Feldmann,
Roland Krack, Dr. Florian Matzner,
Peggy Meinfelder und Klaus Herta
mit Kapiteln über: Die Einheit der
Deutschen / Gedanken sechs deut-
scher Schriftsteller über Deutsch-
land / Denning und der Platz „Zur
Deutschen Einheit“ / Das Denkmal
– Idee und Realisierung
Herausgegeben zur Enthüllung des Denkmals
mit Unterstützung des Bezirksausschusses des 13. Stadtbezirks
Broschüre, mit zahlreichen Abbildungen, 68 Seiten
NordOstVerlag, 2005
Preis: 2,00 Euro
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NordOstKultur-Programm 2007
Mittwoch, 31.01.07 / 20:00 hVortrag: Ortsnamen und Siedlungsgeschichte im Münchner NordostenDr. Reinhard Bauer
Treff: Englschalking, Putziger Straße 31, Pfarrsaal St. Emmeram
Fr. 09.03.07 / 17:00 – 18:00 hMuseum Ismaning Treff: Ismaning, Schlossstraße
Fr. 02.03.07, 17:00 Die Schulen in Englschalking – 110 Jahre und 70 Jahre altNordOstTreff
Treff: Englschalking, Putziger Straße 31, Kleiner Pfarrsaal St. Emmeram
Fr. 30.3.07 / 17:00 – 18:30 hGrößte Lithographiesteinsammlung der WeltBesichtigung des Lithographiesteinlagers, der druckhistorischen Werkstätten und der ver-
messungshistorischen Ausstellung des Landesamts für Vermessung und Geoinformation
(LfV).
Kurfürst Maximilian IV. Josef, der spätere König Max. I., gründete 1801 das Topographi-
sche Bureau, die Keimzelle der Bayer. Vermessungsverwaltung. Ziel war die Herstellung
genauer Karten des Königreichs Bayern. Ausgangspunkt für die Vermessung lag an der
heutigen Basispyramide nördlich von Oberföhring. 27.000 der zum Zwecke des Karten-
drucks verwendeten Lithographiesteine mit einem Gewicht von 1600 Tonnen lagern im
Keller des LfV. Diese Sammlung steht aufgrund ihrer Einmaligkeit unter Denkmalschutz.
Treff: LfV, Alexandrastraße 4
Fr. 27.04.06 / 17:00 – 18:30 hRadltour durch das ZiegellandNur noch zwei Ruinen in Oberföhring künden von der Zeit der Ziegeleien im Münchner
Nordosten. Auf der Fahrt durchs Ziegelland gehen wir den Spuren einer vergangenen Zeit
nach.
Führung: Dr. Gisela Scola und Roland Krack
Treff: ÖBZ, Englschalkinger Straße 166
Fr. 04.05.07 / 17:00 hAlte Wiedefabrik, Besichtigung, Gespräch mit KünstlernTreff: Johanneskirchen, Rambaldistraße 27
/ / / Jahresprogramm 2007
Stadtteilspaziergänge, BesichtigungenDer Verein Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. bietet 2007 folgendes Programm. Änderungen sind vorbehalten. Die Veranstal-
tungen werden in der Stadtteil-Presse bekanntgemacht. Weitere Termine werden noch hinzukommen. Die Veranstaltungen sind kosten-
frei. Anmeldungen erforderlich.
Das Programm 2007 erfahren Sie rechtzeitig über die lokale Presse oder über unsere Homepage: www.nordostkultur.de
Bei allen Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich
per e-Mail: post@nordostkultur.de
oder telefonisch beim Verein NordOstKultur, c/o Roland Krack, Tel. 95 41 59 08
oder Herbert Feldmann, Tel. 93 31 85
Von oben nach unten:
Schlossmuseum Ismaning, Kutscherbau
Johanneskircherl
Ziegelstadel (von Camilla Kraus)
29
Fr. 11.05.07 / 17:00 – 19:30 hHaidhausen, dort wo's bogenhauserisch istVom Max-Weber-Platz geht es zur Künstlervilla von Eduard von Grützner, weiter übers
Maximilianeum bis zum Standort der einst dort geplanten Semper-Oper für Richard-Wag-
ner-Stücke. Vorbei an einigen Industriellen-, Gelehrten- und Kaufmannsvillen geht es über
den Friedensengel zur Villa Stuck und von dort die Südseite der Prinzregentenstraße hin-
auf bis zum Prinzregentenplatz, dem Theater und Hitlers 9-Zimmer-Wohnung.
Führung: Rudolf Hartbrunner
Treff: Max-Weber-Platz (Platzmitte, U-Bahn-Abgang)
Fr. 29.06.07 / 17:00 – 18:30 hFriedensengel / Maria-Theresia-StraßeDer Friedensengel ist ein beliebtes Wahrzeichen Münchens und Symbol des „neuen Bogen-
hausens". Nur an der Ostseite bebaut, verläuft die Maria-Theresia-Straße von der alten
Ortsgrenze Haidhausens zum ehemals bäuerlichen Kern Bogenhausens und endet am frü-
heren Edelsitz Neuberghausen. Als großbürgerliche Villenanlage spiegelt sie die Geschich-
te des letzten Jahrhunderts.
Führung: Dr. Willibald Karl
Treff: Bogenhausen, vor dem Friedensengel
Fr. 28.09.07 / 17:00 – 18:30 h Daglfinger HüllgrabenRadltour auf dem Weg des Wassers vom Hachinger Bach ins Daglfinger Moos. Auf der
Fahrt kommen wir von städtischen Vierteln in Berg am Laim in das ländliche Daglfing und
damit ins ehemalige Grenzgebiet des Herzogtums Bayern.
Führung: Roland Krack
Treff: Daglfing, Am Eicherhof/Burgauerstraße
Fr. 07.09.07 / 15:30 h „Ohne Lehm daat's München net gebn“NordOstTreff
Moderation: Dr. Willibald Karl
Treff: Englschalking, Putziger Straße 31, Pfarrsaal St. Emmeram
Fr. 26.10.07 / 16:00 – 17:30 h, Sag beim Abschied leise „Servus“! Der Prominentenfriedhof von Bogenhausen ist letzte Ruhestätte von alteingesessenen
Familien und Berühmtheiten der Sternwarte, einer großbürgerlichen Hautevolee und zahl-
reichen Künstlern wie Erich Kästner, Liesl Karlstadt, Gustl Waldau, Annette Kolb und „Pro-
mis" unserer Tage, Walter Sedlmaier, Josef Schörghuber.
Führung mit Tondokumenten: Erika Weinbrecht, Dr. Willibald Karl
Treff: Bogenhausen, vor der Kirche St. Georg
Fr. 30.11.07 / 17:00 h Johanneskircherl Spaziergang durch das Dorf und Besichtigung der alten Wehrkirche
Führung: Josef Krause
Treff: Johanneskirchen, vor dem Maibaum Von oben nach unten:
Prinzregentenplatz: Grenze zu HaidhausenFriedensengelBogenhauser Friedhof, Grabmal Johann vonLamonts
30
/ / / NordOstKultur-Ziele
Der Verein für Stadtteilkultur im Münchner
Nordosten e.V. - kurz NordOstKultur - will
Verborgenes und Verschwundenes sichtbar
machen, Sichtbares dokumentieren, Erzähl-
bares niederschreiben, Dokumente sam-
meln und der Öffentlichkeit präsentieren,
um die öffentliche und persönliche Mei-
nung von Bürgern zu bilden. Das sind die
zentralen Anliegen von Stadtteilkulturar-
beit. Werte vor der eigenen Haustür wer-
den so erkannt und geschätzt.
Diesen Grundsatz „Überzeugen durch Zei-
gen“ verfolgte der Arbeitskreis Stadtteilge-
schichte der VHS Bogenhausen mit dem
Buch „Dörfer auf dem Ziegelland“, das
2002 im Buchendorfer Verlag erschien.
Das große Interesse an der gleichnamigen
Ausstellung führte am 17. Dezember 2002
zur Gründung des Vereins für Stadtteilkul-
tur im Münchner Nordosten.
Der Schwerpunkt des Interesses liegt im
wesentlichen im Gebiet des heutigen
Stadtbezirks 13 (Bogenhausen) mit seinen
ehemaligen Gemeinden Bogenhausen,
Oberföhring und Daglfing mit den Ortstei-
len Denning, Daglfng, Englschalking,
Johanneskirchen, Steinhausen und Zam-
dorf.
/ / / NordOstKultur-Vorstand
• Roland Krack, Erster Vorsitzender, Schatz-
meister
• Dr. Till von Egidy, Zweiter Vorsitzender
• Thomas Bernst, Schriftführer
• Werner Decker, Beisitzer für Öffentlich-
keitsarbeit
• Herbert Feldmann, Beisitzer
• Dr. Gisela Scola, Beisitzerin
Der Vorstand, der bis Januar 2007 im Amt
sein wird, traf sich im vergangenen Jahr zu
acht Sitzungen in der Gaststätte Zamila-
Seestubn in Denning, Fritz-Lutz-Straße 25.
/ / / NordOstKultur-Satzung / Mitgliedschaft Der Verein NordOstKultur sucht Unterstüt-
zung. Für nur 1 Euro monatlich ist dies
möglich. Unser Mitgliedsbeitrag beträgt
nur 12 Euro jährlich. Wir suchen nicht nur
ideelle Unterstützung; heimatkundlich und
kulturell Interessierte sind herzlich willkom-
men.
In der Homepage kann die Satzung ein-
gesehen und abgerufen werden, ebenfalls
die Beitrittserklärung oder Sie erhalten sie
über den Vorstand per Post oder über e-
Mail post@nordostkultur.de
N o r d O s t K u l t u r - I n t e r n
/ / / NordOstKultur-Ziele / / / NordOstKultur-Vorstand / / / NordOstKultur-Satzung
/ / / NordOstKultur-Homepage/ / / Kontakte zu NordOstKultur
*Das Vereinslogo symbolisiert mitdem roten Punkt die Lage des 13.
Stadtbezirks im Nordosten derMünchnerstadt, die von der Isar
durchflossen wird.
/ / / NordOstKultur-Homepage
Auf der Website werden die Stadtteile des
13. Stadtbezirks und ihre Geschichte, Bau-
ten, Personen, Straßen usw. vorgestellt.
Wenn Sie auch etwas über den Verein und
seine Ziele erfahren oder wenn Sie sich über
die aktuellen Termine informieren möchten,
dann besuchen Sie uns unter „www.nordost-
kultur.de“ .
Kontakte zu NordOstKultur
Roland Krack, 81929 München, Am Eschbichl25, Telefon 95 41 59 08,
E-Mail: post@nordostkultur.de
VEREINSKONTO
Münchner Bank, Konto 200 280, BLZ 701 900 00
/ / / NordOstTreff
Ab 2007 wird es keine Vereins-Stammti-
sche mehr geben. Dafür werden wir jähr-
lich zu „Hö - und Erzähl-Treffen“ einladen,
in denen Stadtteilthemen erörtert werden
und bei denen sich Menschen über das
aktuelle und historische Leben im 13.Stadt-
bezirk unterhalten und austauschen kön-
nen.
Vereinsmitglieder und interessierte Bür-
ger können künftig bei den Vorstandssit-
zungen Kontakt zum Vorstand aufnehmen.
Die Termine siehe Seite 28.
/ / / Vorstandssitzungen
finden 2007 in der Gaststätte Zamila See-
stubn, Denning, Fritz-Lutz-Straße 25,
an folgenden Mittwochen jeweils ab 18:00
Uhr statt:
10. Januar, 31. Januar, 28.Februar, 28.
März, 25. April, 27. Juni, 26. September,
24. Oktober, 28. November.
/ / / Wie werde ich Vereinsmitglied?
Wenn Sie die ehrenamtliche Arbeit des Vereins unterstützen wollen, trennen Sie bitte diesen Aufnahmeantrag ab und
senden Sie ihn an die umseitig angegebene Adresse. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie den Mindestbeitrag von 1 €
monatlich nach oben aufrunden würden.
Impressum
Herausgeber und Copyright
Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. - NordOstKulturMünchen.
post@nordostkultur.de
c/o Roland Krack, Am Eschbichl 25, 81929 München, Tel. 95 41 59 08
FinanzierungDer Bezirksausschuss des Stadtbezirks 13 (Bogenhausen) hat durcheinen Zuschuss die Realisierung dieses Magazins ermöglicht.
RedaktionRoland Krack, Herbert FeldmannWeitere Beiträge stammen von Ilse Feldmann, Rudolf Hartbrunner,Heinrich Jocher, Dr. Willibald Karl, Josef Krause.
FotosUmschlagseite: Hans-Paul ThienelRückseite: Dagmar Kaub-Wittemer, Hr. Krömer, Rüdiger Neumann,
Fotos (Bilder) im Innenteil: Thomas Bernst (TB), Karin Bernst (KB), Ste-fan Caspari (SC), Maria Dorner (MD), Christiana Eggl (CE), Herbert Feld-mann (HF), Edith von Hagen (EH), Karl Hirt (KH), Heinrich Jocher (HJ),Roland Krack (Ro), Camilla Kraus (CK), Josef Krause (JK), H. Kurder(HK), Andreas Scheppach (AS), Eduard Stenger (ES), Fritz Taschner (FT),Hans-Paul Thienel (HPT), Marina Vohberger (MV), Günther Wagner(GW), Andreas Wiede-Kurz (AWK), Werner Wittemer (WW)
S. 17: Bild aus dem Buch „ Dörfer auf dem Ziegelland“, BuchendorferVerlag, 2002
Foto Courtesy Sammlung Goetz: Franz Wimmer, München
Urheberschaft
Die Urheberschaft der Texte liegt, wenn nicht anders angegeben, beimVerein. Die Fotografen entscheiden über ihr Urheberrecht.
Grafik und Layout
Sandra Filic
Druck
Printservice Werner Decker München
An
Verein für Stadtteilkultur
im Münchner Nordosten e.V.
c/o Roland Krack
Am Eschbichl 25
81929 München
Absender:
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/ / / Xaver Zamdorfer Maibaumstau
Grüß Gott – da bin i wieder, da Zamdorfer!
A ganz Jahr hamma nix von anander ghört! Is in de letztn zwölf Monat bei eana a so zuaganga? Bei dem schee-
na Wetta war i nur seltn dahoam - imma auf da Roas. Und was war des für a Somma! So hoaß wie in Spanien.
Da brauchst ned in Südn fahrn, vor allem ned, wenn so vui los war im Land.
Zuerst an Beckenbauer sei Fußball-WM. Durch die WM bin i bin ja kreiz und quer in Deutschland umananda
kemma. Überall hat ma schwarz-rot-gold geseng. I hab bald mei weißblaus Fahnderl eigrollt und mir a Deutsch-
land-Fahna kafft. Des war a Stimmung im ganzen Land, grad wie sonst nur bei an bayrischen Volksfest. Ned
lang danach is unsa Papst zum Heimaturlaub eigflogn. Und erst nachm Oktoberfest hat die Müncherstadt lang-
sam s Feiern eigstellt.
Fast hätt i vergessn, dass bei uns heraußn des Feiern ja scho vui früher los ganga is: Am 1. Mai mit an Doppel-
event. Die Oberfehringer und d Englschoikinger ham ihrn Maibaum aufgstellt. Aufgstellt hams es eigentlich
ned, die ham die Baam hochziagn lassn von da Feierwehr. Sicherer is des gwiss. Da Stadtrat werd si denkt ham,
die Stadterer ham koa Schmoiz, um mit Schweibeln de Stanga hoch zu wuchtn.
Eigentlich hättn die Daglfinger ihrn Maibaum auch letzts Jahr am 1. Mai aufrichten woin. Sie wolltn koa Kon-
kurrenz zu de andern zwoa Feiern sei. Wahrscheinlich hams zu spät nach an Baam gsuacht oder d Feierwehr
hat koan Kran mehr frei ghabt. Auf jeden Fall ham sich die Daglfinger gsagt, überall gibt’s Staus, da miassma
ned a dabei sei.
Guad so - jetzt können wir uns nächsts Jahr zum Maibaumfest in Daglfing sehn. Nicht vergessen: 1. Mai 2007!
Nix für unguat. Pfiat Eana!
Ihr Xaver Zamdorfer
z u l e t z t
Parkstadt BogenhausenImpressionen vom großen Stadtteilfest21. - 23. Juli 2006
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