Homo Hapticus im Zeitalter der Touch Pad...

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Homo Hapticus im Zeitalter der Touch Pad Technologien

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Erklärung: Der „ungläubige Thomas“ zweifelte

an den Berichten, daß Jesus nach der Kreuzigung

auferstanden und wieder unter den Menschen

sei. Auf diese Weise wird Thomas – ein Jünger des

Jesus - in der neutestamentarischen Geschichte

auffällig. Als er dann dem auferstandenen Jesus

persönlich gegenübersteht, prüft er seinen immer

noch bestehenden Zweifel, indem er die Wunden

des Gekreuzigten berührt. Das Gemälde von

Caravaggio zeigt diese Szene der existentiellen

Vergewisserung durch die explorativ-haptischen

Handlungen des „ungläubigen Thomas“.

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Michelangelo de Caravaggio: Der ungläubige Thomas, um 1602

PD Dr. Martin Grunwald, Berlin 1. Okt. 2013

Fazit: Technische Applikationen ,die uns die Welt

neu und anders begreifen lassen wollen, müssen

auch vor dem „ungläubigen Thomas“ der Neuzeit

Bestand haben.

Evolutionäre, sensorische Grundprinzipien…

Filmsequenz -Zeitrafferaufnahme - eines einzelligen Organismus (ohne Nervenzelle).

Amoeba proteus (ca. 80µm) exploriert auf haptischem Wege ein Glasstück (ca. 20µm).

Neben chemischen Eigenschaften werden auch haptische Eigenschaften des Objektes

erkundet; nach Abschluß der Exploration hat der Organismus eine Entscheidung getroffen

und verläßt die Szene ohne erklärenden Kommentar und weiterhin ohne Nervenzelle.

http://www.youtube.com/watch?v=GJRpdrikGyI

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Gemeinsamkeiten

- ohne funktionierendes Tastsinnessystem (TSS) ist

kein sich selbst bewegender Organismus lebensfähig

- jeder Organismus mit Masse unterliegt dem Kontakt-

- ohne Bewegung keine physische Erkundung von äußerer

Umwelt möglich

- jeder Organismus mit Masse unterliegt dem Kontakt-

Gesetz

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- es ertastet und erkundet stets der gesamte Körper

Die eigene Existenz und die Existenz der äußeren

Umwelt kann nur sicher mittels des

TASTSINNNESSYSTEMS begriffen werden.

Sein oder Nicht Sein

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TASTSINNNESSYSTEMS begriffen werden.

Andere Sinne fakultativ und unterstützend!

Das Tastsinnessystem stellt ein

evolutionäres und

universelles Grundprinzip universelles Grundprinzip

bei allen sich selbst bewegenden

Lebewesen zur Verhaltensregulation

dar.

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Homo Hapticus

ab 8. Schwangerschaftswoche (2.5 cm) –• ab 8. Schwangerschaftswoche (2.5 cm) –

alle anderen Sinnessysteme erst nach dem Tastsinnessystem

• gesamtes Tastsinnessystem kann man lebend nicht

einbüßen; nur Teileinschränkungen möglich

• ohne funktionierendes Tastsinnessystem nicht lebensfähig

• äußere physikalische Welt wird explorativ haptisch begriffen

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Dimensionen des Tastsinnessystems

passiv

= taktile Wahrnehmung

(passive

Berührungssensitivität)

aktiv

= haptische Wahrnehmung

(aktive Exploration der

physischen Umwelt – und

sich selbst - durchsich selbst - durch

Bewegungsaktivitäten)

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Dimensionen des Tastsinnessystems

Subjekt berührt Objekt(e)

Subjekt berührt sich selbst

Subjekt berührt mit Objekt ein Objekt

Subjekt berührt mit Objekt sich selbst

aktiv

aktiv

Wahrnehmender

Mensch ist:

aktiv

aktiv

ha

pti

sch

vis

ue

lle

s Sys

tem

au

dit

ive

s Sys

tem

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Subjekt berührt mit Objekt sich selbst

Subjekt berührt mit Objekt ein

virtuelles Objekt

Subjekt

Objekt berührt Subjekt

passiv

aktiv

aktiv

tak

til

ha

pti

sc

aktiv

passiv

Subjekt

Dimensionen des Tastsinnessystems

Man kann sich nicht bewegen, ohne etwas zu berühren. Und man

kann nicht etwas aktiv berühren, ohne sich zu bewegen.

Motorik Sensorik

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H A P T I K

Max Dessoire (dtsch. Psychologe 1867 – 1947)

1892

Haptik

Naturwissenschaftliche Lehre über Aufbau, Eigenschaften

und Funktionsweise des Tastsinnessystems.

Begriffsursprung:

1892

Einführung des Begriffes Haptik in

Anlehnung an Optik und Akustik

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Haptik

Funktionelle Grundlagen

Forschungsmethodik des Haptik-Forschungslabors

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Haptik

Klinische

AnwendungenIndustrielle

Anwendungen (Haptik-Forschungszentrum

(HFZ))

• Wie realisiert unser Gehirn taktile und haptische

Wahrnehmung?

• Welche neurophysiologischen und neuropsychologischen

Prinzipien liegen der Haptik zugrunde?

• ect.?

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Funktionelle Grundlagen

Haptik

Problem und Ziel

Blickbewegungen können heute sehr exakt

gemessen werden. Hand und

Fingerbewegungen noch nicht.

Nötig sind Meßmethoden, die Explorationsbewegungen der

Finger und Hände im Bereich von Millisekunden und Mikrometer

in Relation zu Stimulusmerkmalen (3D) erfassen.

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Sind die im visuellen System bekannten Fixationen auch bei der

Tastwahrnehmung als Bewegungspausen zu beobachten?

Fixationspausen

während des Lesens

Vergleichsoperationen Rechenoperationen Entscheidungsoperationen

312 ms 369ms 701ms

aus: W. Krause: Denken und Gedächtnis aus naturwissenschaftlicher Sicht. 2000, S. 261. Universität Leipzig Haptik-Labor Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung www.haptik-labor.de

Meßsystem für bewegte Finger

Messung der Fingerbewegungen im Bereich

von Millisekunden möglich.

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Tiefenreliefmuster Alltagsgegenstände Winkel-Paradigma

Studiendesign

Output-Signal der

Sensoren:

1 sec.

50

µV

Mittlere Dauer der Bewegungspausen: 300ms Tiefenreliefs

60ms Alltagsgegenstände

120ms Winkel-Paradigma

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Bewegungspausen und Objektmerkmale bei virtuellen vs. realen

Tiefenreliefstimuli (Phantom Device, MIT)

Experiment D (virtuell) Experiment E (real) Stimuli

Orientierung

A B

x

y y

xUniversität Leipzig Haptik-Labor Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung www.haptik-labor.de

,6

,5

,4

,3

,2

we

gu

ng

spa

use

n (

ms)

Zeit-Verhältnisse

Explorationszeit

3002001000

,2

,1

0,0

Be

we

gu

ng

s

Beginn EndeZu Beginn der Exploration ist die

Dauer der Bewegungsphasen

länger als zum Abschluß der

Stimulusexploration.

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Tiefenreliefs Referenzstimulus (horizontale Linie)

Hirnelektrische Aktivierung während explorativer Stops und

während Explorationsbewegungen

Wavelet-Transformation zur Analyse

zeitbezogener Frequenzeigenschaften

(4-8Hz)

F4

C3Bewegungspause Bewegungspause

Be

we

gu

ng

Be

we

gu

ng

F4

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Explorative Stops dienen dem sensorisch-kognitiven

Hypothesenvergleich.

Fazit

Neue Fragen

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Erfordert die komplexe externe taktile Stimulation eine zeitliche

Triggerung?

ect.

Haptik

Funktionelle Grundlagen

Explorative Stops: Befundwirkungen auf allen Ebenen

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Klinische

AnwendungenIndustrielle

Anwendungen

Befundgrundlage durch

Lebenswissenschaft und Technikwissenschaft

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Lebenswissenschaft und Technikwissenschaft

• Wie können Grundprinzipien der menschlichen/ tierischen

Tastwahrnehmung in technische Systeme integriert/ genutzt

werden? (Technik fühlen lassen!)

Industrielle Anwendungen

„Taktiles Internet“

werden? (Technik fühlen lassen!)

• Wie können taktile oder haptische Eigenschaften von

Objekten durch technische Systeme simuliert und an

Organismen als wahrnehmbare Information

übermittelt/transformiert werden? (Menschen durch Technik

fühlen lassen!)

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Haptik-Forschung in Technik- und Ingenieurwissenschaften

Prothetik/

Rehabilitation/

Exoskelette

Robotik virtuelle Haptik

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Haptik-Grundlagenforschung und Anwendung international

Grundlagen

Anwendung

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periphere

Körper-Stimulation

• Gerätekontakt (real und virtuell)

• Ultraschall

Taktile Input-Prinzipien

(Technik � Organismus)

Ultraschall

• Chemisch (Hautwahrnehmungen durch Substanzen)

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Taktile Input-Prinzipien

(Technik � Organismus)

Direkt -interne

Stimulation

• Elektrisch

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Neuroprothetik

Matrix – Filmvision oder

Forschungsprogramm?

Taktile Input-Prinzipien

(Technik � Organismus)

Semi-interne

Stimulation

• Magnetfeld

elektrische • elektrische Wechselfelder

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Taktile Input-Prinzipien

(Technik � Organismus)

• unausgereifte Prinzipien

• Zergliederte Einzelprojekte

Status:

• „akademische Verbundschleier“ ohne

industrielle Verwertungsanalyse

• bisher keine nationale Offensive und keine

strukturelle Integration der Disziplinen und

Ressorts Universität Leipzig Haptik-Labor Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung www.haptik-labor.de

Erfolgreiche Input-Prinzipien für visuelles und

auditives Sinnessystem

• Retinaimplantate 120 Millionen Stäbchenzellen

6 Millionen Zapfenzellen

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20.000 Sinneszellen • Cochleaimplantate

ca. 2,5 Billionen Sinneszellen

Tastsinnessystem

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ca. 2,5 Billionen Sinneszellen

Haptiles Internet

= „nationales Raumfahrtprogramm“

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notwendig!

Web-Technologien

Virtual Haptic

Haptik

Zielindustrien

Robotik

Kommunikatons-technologien

Rehabilitation/ Prothetik

Zielindustrien

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Exoskelette

Car/ Airplane

Medizintechnik

Militärtechnik

Aerospace

Interdisziplinäres

Haptik-Technologie-

Experimentelle Psychologie Experimentelle

Neurobiologie

Funktionelle Hirnforschung

Bionik/

Gerontologie

Arbeits-/

Organisations-psychologie

Technik – und

Haptik-Technologie-

Konsortium

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Physiologie

Bionik/

Tierphysiologie

Entwicklungs-psychologie

Wirtschaftswissenschaften

Neuroökonomie

Sozial-psychologie

Ingenieurwissenschaften

Homo Hapticus in Future Technologies and

Environments

Technik

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Technik

? ?

Erheblicher inhaltlicher, struktureller und

methodischer Bedarf an angewandter

Haptik-Forschung

Haptik-Technologie-Konsortium

mit Schwerpunktkompetenzen zur

humanen und technischen Haptik und

interdisziplinären Synergiefunktionen und

Synergiezielen

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Ineffektive Redundanz durch

systematische Status- und

Haptik-

Technologie

Konsortium

systematische Status- und

Befundanalyse

verhindern

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Interdisziplinäre und

industriegetriebene

Forschung und

Verwertungsanalyse

Finanzierung und Struktur

Haptik-Technologie-Konsortium

Stiftung

Leibnitz

Helmholtz

Frauenhofer30%

Bund 70%Frauenhofer

XYZ e.V.

gGmbH

GmbH

AG

ect.

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Bund 70%

Industrien

Jährlich Gesamt: 60Mio €

Laufzeit 1. Phase 10J.

Web-Technologien

Virtual Haptic

Robotik

Kommunikatons-technologien

Rehabilitation/ Prothetik

Interdisziplinäres Haptik-Technologie-

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Exoskelette

Car/ Airplane

Medizintechnik

Militärtechnik

Aerospace

Haptik-Technologie-Konsortium

Haptik-Forschungslabor

der Universität Leipzig

am

Paul-Flechsig-Institut fürHirnforschung

Haptik-Forschungszentrum

Leipzig

Forschung für den spürbaren Unterschied.

www.haptik-labor.deMartin Grunwald

PD Dr. phil. habil. Dipl. Psych.

Tel: 0341 97 24 502

Fax: 0341 97 24 305

mgrun@medizin.uni-leipzig.de

Forschung für den spürbaren Unterschied.

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