ICF und Geriatrie (k)eine Liebesbeziehung? · Geriatrie in der Schweiz entwickelt sich seit den...

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M. Frank

Stv. CA, FPS

ICF und Geriatrie – (k)eine Liebesbeziehung?

Folie 3 Anlass, Datum

Geriatrie – Teil der Rehabilitation?

Stationäre Geriatrische Rehabilitation

Anwendungen der ICF in der Geriatrischen Rehabilitation

Assessment

Zielsetzungsprozess

Interdisziplinäre Kommunikation

Fazit

Folie 4 4. ICF Anwendertagung

Profil der Geriatrie in der Schweiz, SAEZ 2007; 88:4 4. ICF Anwendertagung

Historisches

Marjorie Warren, 1897 - 1960

Im Kontext einer Abteilung für chronisch Kranke Etablierung von • Systematischem Assessment • Rehabilitation • Austrittsplanung

Barton & Mulley, Prostgrad Med J 2003; 79:229

Geriatrie in der Schweiz entwickelt sich seit den 1950er Jahren aus kommunalen Notwendigkeiten (Stadtspital Waid, FPS, Bürgerspital St. Gallen u.a.m.) Grob, 2011

4. ICF Anwendertagung

Geriatrische Riesen

Geriatric giants

• Immobility • Instability • Incontinence • Impaired intellect/memory

Isaacs 1965

• Kognitive Einschränkung, insbesondere abklingendes Delir

• Immobilität • Erhöhtes Sturzrisiko • Inkontinenz von Stuhl und/oder

Urin • Malnutrition und/oder Sarkopenie • Depression oder Angststörung • Eingeschränkte Funktion der

Sinnesorgane • Dekubitalulzera • Chronische Schmerzen • Medikationsprobleme bei

Polymedikation und/oder Non-Compliance

• Soziale Isolation

4. ICF Anwendertagung

Rehabilitatives Denken als Grundprinzip

Profil der Geriatrie in der Schweiz, SAEZ 2007; 88:4 4. ICF Anwendertagung

Ambivalenz auch in der Geriatrie gegen eigenen Bereich stationäre geriatrische Rehabilitation

Grob, 2011 4. ICF Anwendertagung

Verankerung der Akutgeriatrie im DRG-System

Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung

Mindestmerkmale gemäss CHOP:

• Behandlung durch ein geriatrisches Team

• Standardisiertes geriatrisches Assessment zu Beginn der Behandlung in mindestens 4 Bereichen (Mobilität, Selbsthilfefähigkeit, Kognition, Emotion) und vor der Entlassung in mindestens 2 Bereichen (Selbständigkeit, Mobilität)

• Soziales Assessment zum bisherigen Status in mindestens 5 Bereichen

• Wöchentliche Teambesprechung mit wochenbezogener Dokumentation bisheriger Behandlungsergebnisse und weiterer Behandlungsziele

Folie 10 Anlass, Datum

Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung Mindestmerkmale

• Aktivierend therapeutische Pflege

• Teamintegrierter Einsatz von mindestens 2 der folgenden 4 Therapiebereiche:

• Physiotherapie/Physikalische Therapie,

• Ergotherapie,

• Logopädie/fazioorale Therapie,

• Psychologie/Neuropsychologie

• Therapieintensität: Mindestens 14 Behandlungstage und 20 Therapieeinheiten von 30 Minuten, maximal 20% als Gruppentherapie

Folie 11

Komplexbehandlungen sind zwar ein geriatrischer «Exportschlager», stellen

aber implizit die Trennung zwischen Akut- und Rehamedizin in Frage

4. ICF Anwendertagung

Beispiel Hüftgelenksnahe Fraktur

Rehabilitation

Acute care

Ops

Discharge home Fx

Medical problems

4. ICF Anwendertagung

DRG and care models

Rehabilitation

Acute care

Discharge home Fx

Acute care Rehabilitation geriatric/musculosceletal

Acute care Geriatrische frührehabilitative

Komplexbehandlung

Acute care Nursing home placement

«Übergangspflege»

4. ICF Anwendertagung

Finanzierung

Discharge home Fx

Acute care Rehabilitation geriatric/musculosceletal

Geriatrische frührehabilitative

Komplexbehandlung

Acute care Nursing home placement

«Übergangspflege»

DRG

Acute care

DRG Tagespauschale

TARMED

4. ICF Anwendertagung

Anforderungskriterien der stationären geriatrischen Rehabilitation

Langversion Homepage SFGG / SPSG 01/2013

Kurzversion Schweizerische Ärztezeitung 13.03.2013

Folie 15 4. ICF Anwendertagung

http://www.hplus.ch/de/servicenav/ueber_uns/aktivkonferenzen/rehabilitation/ 4. ICF Anwendertagung

4. ICF Anwendertagung

Falleinteilung ANQ

Folie 18

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A

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ANDERE = z.B. Geriatrische Reha 4. ICF Anwendertagung

Falleinteilung ST Reha

Folie 19

N

E

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A

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Geriatrisch – Pädiatrisch - Andere

Zwischenbilanz

Rehabilitatives Denken ist integraler Teil jeder geriatrischen Medizin

Orientierung am bio-psycho-sozialen Modell ist auch in der Akutgeriatrie selbstverständlich

Geriater sind Internisten und Allgemeinmediziner mit starken Bezügen zur Akutmedizin und zur Langzeitbetreuung

Geriater sehen die Aufteilung ihres Faches in einen akutmedizinischen und einen rehabilitativen Teil mit gemischten Gefühlen

4. ICF Anwendertagung

International Classification of Function WHO 2001

Körperfunktionen Körperstrukturen

Aktivitäten Partizipation

Gesundheitszustand Krankheit

Umwelt- , Umgebungsfaktoren

Persönliche Faktoren

Kontext

4. ICF Anwendertagung

Befundung nach ICF –Physiotherapie und Logopädie

4. ICF Anwendertagung

Befundung Ergotherapie: ErgoAss: Bezug zur ICF

4. ICF Anwendertagung

FIM und ICF

Schädler et al., Bern 2009 S. 66

Ist der FIM eine reine Aktivitätsskala?

Wie lassen sich komplexe Konstrukte

wie «Soziales Verhalten» in den ICF-

Dimensionen verorten?

4. ICF Anwendertagung

Kriterien zur Definition der geriatrischen Rehabilitation gemäss Papier SFGG

durch HAQ abgebildet FIM Kognitive Einschränkung, insbesondere abklingendes Delir nein ja

Immobilität ja ja

Erhöhtes Sturzrisiko partiell partiell

Inkontinenz von Stuhl und/oder Urin nein ja

Malnutrition und/oder Sarkopenie nein nein

Depression oder Angststörung nein nein

Eingeschränkte Funktion der Sinnesorgane nein partiell

Dekubitalulzera nein nein

Chronische oder akute Schmerzen nein nein Medikationsprobleme bei Polymedikation und/oder Non-Compliance nein nein

Soziale Isolation nein partiell • Funktionelle Beeinträchtigung im Bereich der basalen und/oder erweiterten Alltagsaktivitäten mit resultierendem Unterstützungsbedarf partiell ja Folie 26 4. ICF Anwendertagung

Folie 27 4. ICF Anwendertagung

Pflege und ICF

C. Heering 2008 4. ICF Anwendertagung

Pflegeplanung mit Pflegediagnosen

4. ICF Anwendertagung

Skalierungen im Einsatz

Zehnerskala Verbal (fünfer) Verbal (vierer) Verbal (vierer) Stufen (dreier)

Siebenerskala

(VAS) (Schmerz) (Angst) (Aktivitätsintoler

anz) (Risiko)

(FIM – ADL)

1

leicht gering leicht gering 7 selbständig

2 6 eingeschränkt selbständig 3

mässig mässig mässig

erhöht

5 Supervision 4 4 Kontakthilfe 5

stark 3 mässige Hilfe

6 ausgeprägt ausgeprägt 7

Sehr stark Stark erhöht

2 ausgeprägte Hilfe 8 9

unerträglich panisch intolerant 1 totale Hilfe

10

4. ICF Anwendertagung

4. ICF Anwendertagung

modif. nach: Rentsch HP, Bucher P ICF in der Rehabilitation Idstein 2008

Zielkategorien Partizipation Modifikation FPS Wohnen A

A1 Wohnen in Pflegeinstitution mit gesundheitlicher Zustandserhaltung und voller Übernahme der Pflege

A2 Wohnen in Pflegeinstitution mit Teilautonomie

A3 Wohnen zu Hause mit Unterstützung durch im gleichen Haushalt lebende Bezugsperson (mit oder ohne externe Unterstützung)

A4 Selbständiges Wohnen (eigene Wohnung oder Alterssiedlung) mit externer Unterstützung

A5 Selbständiges Wohnen

A6 Selbständiges Wohnen mit zusätzlichen Aufgaben (z.B. Betreuung eines pflegeabhängigen Partners)

4. ICF Anwendertagung

Formulierung von Nahzielen in der Eintrittsbesprechung

Ankleiden selbständig

sicheres Gehen kurze Strecken ohne, längere Strecken mit Hilfsmittel

Medieinnahme aus Dosett selbständig

30 s Stehen in Schrittstellung

Treppe 1 Stockwerk in Supervision

adäquate Gleichgewichts-Reaktionen im Stand

Zubereiten kleine Mahlzeit nach Rezept

Agendaführung bzw. sicherer Umgang mit Tagesplan

sicherer Umgang mit Uhrzeit (analog/digital?)

A/P

A/P

A/P

F/S ?

A/P

F/S

A/P

A/P

A/P

Folie 34 4. ICF Anwendertagung

Patient

& relatives

Physiotherapy

Geriatrician –

Orthopedic Surgeon

Rehabilitative

Nursing

Geriatric rehabilitation Co-ordinated multi - disciplinary team

Social worker Ergotherapy

Nutrition specialist Neuropsychology

4. ICF Anwendertagung

Fazit

Das bio-psycho-soziale Modell hilft wesentlich bei der Strukturierung rehabilitativen Denkens auch in der Geriatrischen Reha

Das gilt besonders für den Zielsetzungsprozess

Die Terminologie und Klassifikationen der ICF konkurriert mit anderen Klassifikationssystemen (z.B. NANDA), insbesondere in der Pflege

Geriatrisches Assessment orientiert sich eher an den geriatrischen Syndromen

ICF hilft wenig bei der Prioritätensetzung – in der Geriatrie essentiell

Trotz ICF als Lehrinhalt in den Ausbildungen entsteht nach meiner Beobachtung kein Bedürfnis nach «mehr ICF» beim therapeutischen «Nachwuchs»

NB: In der Akutmedizin wird die ICD

als notwendiges Übel betrachtet….

4. ICF Anwendertagung

Folie 37 Anlass, Datum

Danke für Ihre Aufmerksamkeit

Zuweisungsformulare

4. ICF Anwendertagung

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