Jean Calvin Institutio christianae religionis Institution de la religion chrétienne

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Jean Calvin

Institutio christianae religionisInstitution de la religion chrétienne

Imbart de La Tour:

„Le calvinisme est tout entier dans l‘Institution chrétienne“.

Gründe: - Calvin hat sein ganzes Leben sich

bemüht, die IRC zu aktualisieren und auf dem neusten Stand zu halten

- Calvin hat alle Kontroversen und Erkenntnisse diesem Werk anvertraut

Die Institutio ist das Resümee der Theologie Calvins

Von ihr aus kann man zu allen seinen Schriften gelangen.

Aber: Sie versucht systematisch zu erfassen, was in einzelnen Schriften eher im Gegenüber zu einer historischen Situation oder zu einem biblischen Text formuliert wurde.

Die Bedeutung der Institutio für die reformierte Theologie

Das systematische Hauptwerk der altreformierten Theologie

Sie gibt auch noch der reformierten Orthodoxie des 17. und 18. Jahrhunderts weite Teile des Aufbaus vor.

Sie war das Werk, durch das sich die Reformation in Verfolgungs-situationen ausbreitete (bes. F)

Die Bedeutung der IRC

Sie war Andachtsbuch für viele Generationen von Reformierten

Sie hat nahezu den Status einer Bekenntnisschrift

Ihre französische Fassung hat die französische Sprache bis ins 16. Jahrhundert mitgeprägt (Descartes, Bossuet)

Die unterschiedlichen Auflagen

1. Aufl. Basel 1536 (L) – 6 Kap. (Gesetz-Credo-Vater Unser-Taufe-Abendmahl-Die falschen Sakramente der Papisten-Die christliche Freiheit)

Vorrede an König Franz I. (1534 Placards)

Großer Erfolg; Wahrscheinlich franz. Version

Die unterschiedlichen Auflagen 2. Aufl. Strassburg 1539 (L) /Calvin-

Alcuin 17 Kap. (11 neue darunter:) Am Anfang 2 über die Erkenntnis

Gottes und des Menschen Prädestination (gg. Melanchthon Loci

communes 1535; Augustin) Providenzlehre Einfluss: Bucer, Kirchenväter, Römer.

Die unterschiedlichen Auflagen

2. Aufl. (franz. Version: 1541 Genf) Stilistisches Meisterwerk: elegant und

persönlich Grosse Wirkung auf die französische

Sprache

Die unterschiedlichen Auflagen

3. Aufl. (L) Genf 1543; fr. Version Genf 1545

21 Kapitel. Ausbau der Kontroversen mit

Katholiken (Gelübde; menschliche Traditionen)

Vorrede von Jean Sturm

Die unterschiedlichen Auflagen 4. Aufl. (L) Genf 1550; franz. Version

1551. 24 Kapitel (darunter neu: - Über Heilige Schrift und ihre

Autorität - Heiligen- und Bilderverehrung - Kap 8: Über das menschliche

Bewusstsein - Neu: Paragraphenzählung

Die unterschiedlichen Auflagen 5. Auflage: (L) Genf 1559 (F) 1560 Die letzte und maßgeblich gewordene

Auflage Art Testament 80 Kapitel in 4 Büchern Ausbau der Trinitätslehre (Sozzini,

Servet), der Abendmahlslehre (Westphal), der Christologie, Anthropologie und Rechtf. (Osiander)

Heutige Ausgaben: Deutsche Übersetzung: Otto Weber

(Neukirchen 1955) Lateinische Urtext: Kritische Ausgabe z.B.

Bd. 2-4 in Joannis Calvini Opera selecta (Hg. Peter Barth und Wilhelm Niesel) München 1928

Französischer Text (leicht modernisierte Fassung von 1560: Éditions Kerygma/Farel, 3 Bde. Marne- la-Vallée/ Aix en Provence 1978

Sekundärliteratur:

François Wendel: Calvin: Sources et évolution de sa pensée religieuse. 2. Aufl. Genf 1985 (Mittlere Position der Forschung bis vor etwa 50 Jahren).

ü: D, E; S. 79-272: Institutio Ergänzen durch neueren

Lexikonartikel z.B. TRE

Aufbau der Institutio nach Wendel

I. Buch: Erkenntnis Gottes und des Menschen (Allgemeine Offenbarung; Schrift als Autorität) – Interprétation fondatrice (Jean Ladrière); aber mit Sünde (gg. Wendel)

Buch II bis IV: Das Heil und die Verherrlichung Gottes in der Welt – Interprétation effectuante (JL)

Buch II bis IV Buch II: Vorbereitung und Erfüllung des

Heilswerkes in der Bibel (AT und NT) Buch III: Über die Teilhabe am Heilswerk

Christi durch den Heiligen Geist (z.B. Heiligung)

Buch IV: Über die äußeren Heilsmittel, um uns zum Heil einzuladen und in ihm zu erhalten (Kirche, Sakramente, Obrigkeit)

Kritische Fragen: Warum Kirche und Heilsmittel so

spät? Spiritualismus? Aber: IV,1: Niemand hat Gott zum

Vater, der nicht die Kirche zur Mutter hat. (Cyprian)

Es geht um eine Beurteilung der Kirche von der Korrelation Gott-Mensch aus.

Buch I

Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis

Schöpfung Bibel Trinität Vorsehung Nicht:

Cognitio Dei et hominis

Gerhard Ebeling: Lutherstudien I, Tü 1971: S. 221-272:

Ein Thema, das Luther, Zwingli und Calvin gemeinsam ist.

Unterschied: Bei Luther am stärksten von Anfang an auf das Rechtfertigungsgeschehen bezogen.

Luther für heute wegweisend.

Luther: Ennaratio zu Ps 51 (1532)

Cognitio dei et hominis est sapientia divina et proprie theologica, Et ita cognitio dei et hominis, ut referatur tandem ad deum iustificantem et hominem peccatorem, ut proprie sit subiectum Theologiae homo reus et perditus et deus iustificans vel salvator.

Zwingli: De vera et falsa religione (1525)

Cum deus sit, in quem tendit religio, homo vero, qui religione tendit in eum, fieri nequit, ut rite de religione tractetur, nisi ante omnia deum agnoveris, hominem vero cognoveris.

Calvin: ICR 1536

Summa fere sacrae doctrinae duabus his partibus constat: Cognitione Dei et nostri.

Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis

I,1,1: Vielfältiger Zusammenhang. Was kommt zuerst?

Wer sich selbst erkennt, wird angeregt Gott zu finden:

1. Apg 17,28: Mitgegebensein Gottes in der Selbsterkenntnis

2. Gott als Quelle alles Guten 3. Menschliche Armut und Elend

Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis

Aktuell: 1. Traugott Koch: Mit Gott leben. TÜ

93: An Gott glauben, wie kommt man dazu? S. 29: „Die Erfahrung des Glaubens wird der nicht machen, der nicht aufmerksam auf sich geworden ist.“

Karl Rahner: unthematischen Mitgesetztsein der Gotteserfahrung.

Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis

2. Dankbarkeit - Pietas - Schleiermacher: Gefühl der

schlechthinnigen Abhängigkeit.

Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis

I,1,2: ABER: Jeder Mensch ist ein Heuchler und missdeutet und verunreinigt die in der Selbsterkenntnis mitgesetzte Gotteserkenntnis.

Deshalb: I,1,3: Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis sind fest miteinander verknüpft, aber: die rechte Ordnung der Lehre verlangt:

1. Gotteserkenntnis !

I,2,1: Gotteserkenntnis ist kein rein theoretisches Erkennen der Existenz Gottes, sondern: religio und pietas.

Zweifache Gotteserkenntnis: - Erkenntnis des Schöpfers und - Erkenntnis des Erlösers Jesus

Christus.

Schöpfung und Religionstheorie I

- „natürliche Gotteserkenntnis“ I,4,1: Gott hat in alle Herzen den Keim der

Religion gelegt. I,4,2: Atheisten löschen das Licht der Natur

aus. „Toren“ (Ps 14,1). „Gradezu viehisches Vergessen Gottes“ (Plutarch: noch unter den Tieren)

I,4,4: „Von Natur ist dem Menschenherzen ein Empfinden Gottes eingemeißelt.“

Schöpfung und Religionstheorie II

Gottes Weltregierung und Schöpfungsherrlichkeit steht wie brennende Fackeln vor Augen, aber:

Der Mensch, obwohl „Mikrokosmos“ (I,5,3) sieht sie nicht, ist undankbar.

Verwechselt Schöpfer und Geschöpf (z.B. Weltseele)

Setzt Götzen an die Stelle Gottes.

Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis

Frage: Kann der Mensch Gott erkennen, ohne dass er den Menschen Jesus Christus oder die Hl. Schrift kennt?

Ja, aber der Mensch kann Gottes Größe nicht erfassen und

Er hat de facto die Gotteserkenntnis verspielt; ihren Keim gelöscht

Religion der Heiden

Zwingli ging wie nicht selten im Mittelalter (Dante) und im Humanismus (Plato) von der Möglichkeit des Heils für die frommen Heiden aus

Calvin: Nein.

Aktualität dieser Sicht: Biblisch: Röm 1, 18ff. Integriert Religionskritik: Gott als

Projektion des Menschen. Kann man im Prinzip auch auf

Erscheinungen im Christentum beziehen.

Hält gleichwohl fest: Religion gehört zum Menschen und zur Welterfahrung.

Unfähigkeit und Schuld

Wie gehört das zusammen? C.: Unfähigkeit zu wahrer

Gotteserkenntnis, Aber doch zu Dankbarkeit. Stattdessen keine

Selbstbeschränkung Phantasievolles Schaffen von Göttern

Heilige Schrift

Nötig zu wahrer Gotteserkenntnis I,6,1: Brillengleichnis Heilsame Gotteserkenntnis nur durch

Gottes Wort und Hl. Schrift I,7: Nicht die Kirche, sondern das

Testimonium Spiritus sancti internum beglaubigt die Schrift

Zeugnisse für die Glaubwürdigkeit der Schrift aus der natürlichen Vernunft I,8

Überlegene Weisheit Hohe Alter Wahrhaftigkeit Wunder Weissagungen Zuverlässige Überlieferung Märtyrer Alle können das Zeugnis des Geistes nicht

ersetzen

Gegen die Schwärmer I,9

Hl. Geist wird an Übereinstimmung mit der Schrift erkannt.

Gottes Geist bestätigt Gottes Wort und kann nicht von ihm getrennt werden.

Schrift gegen den Aberglauben

Gegen die Heidenreligionen Gegen den Bilderdienst, auch der

katholischen Kirche, auch gegen Nizäa II (787)

Trinität

Langer Abschnitt, nicht originell (Caroli und Servet)

I,13,22 gegen Servet

Engel und Teufel

Engel helfen bei dem Heilswerk Gottes

Schutzengel Teufel: Versucher des Menschen, Pluralität wichtig Sehr wenig im Vergleich mit Luther

Thema

Anthropologie

Mensch: Leib und Seele (edlere Teil) Seele ist unsterblich, aber geschaffen

aus dem Nichts, gegen Servet (Weingleichnis)

Vorsehung - Providentia

1. Generalis: Durch die Geschöpfe, ihr Wesen und ihre Gesetze

2. Specialis: Durch besondere Hinweise und Zeichen von außen

3. Interna: Durch den Geist in den Glaubenden

Mittelursachen vgl. Thomas

IRC – Buch II „Von der Erkenntnis Gottes als des

Erlösers in Christo wie sie zuerst den Vätern unter dem Gesetz, alsdann auch uns im Evangelium geoffenbart worden ist.“

- d.h. Heilsgeschichte nach der Schöpfung

- objektive, göttliche Teil dieser Geschichte

Einfügungen der Katechismusstücke (Vgl IRC 1539) in die IRC von 1559

I. Buch: - II. Buch: 10 Gebote und

Glaubensbekenntnis 2. Artikel III. Buch: Vater Unser, christliche

Leben IV. Buch: Taufe, Abendmahl, Falsche

Sakramente der Papisten

Aufbau von IRC II

IRC II, 1-5: Der gefallene Mensch IRC II, 6-11: Der alte Bund IRC II, 12-17: Das Heilswirken Christi

Besonders wichtig: AT und sein Gesetz

IRC II, 1-5: Der gefallene Mensch

Einsatz bei der Selbsterkenntnis II,1,3: Zwei Aufgaben der

Selbsterkenntnis: Ziel und Wirklichkeit (Mangel; gegen Selbsttäuschung)

II,1,4: Motive des Sündenfalls: Unglaube als Wurzel von Begehrlichkeit und Hochmut

Zur Aktualität von IRC II,1,4f Dieselbe Sündenbeschreibung wie bei

Tillich; selbst in II,1,5 fällt der Ausdruck: alienatio, Sünde als Entfremdung.

Problematisch: Verlust der Gottesebenbildlichkeit; gg. Irenäus: similitudo und imago

Auch problematisch: Erbsünde (haereditaria corruptio)

Literalistisches Verständnis von Gn 3

IRC II,1 Wurzelgleichnis (II,1,7) Kein Traduzianismus (II,1,7); keine

Vorbildwirkung (A.Ritschl) Sünde nicht bloß im Fleisch, sondern

ganzer Mensch (vgl. Hans Walter Wolff, R.Bultmann)

Aktive Ungerechtigkeit, nicht bloß Verlust: Schmelzofen und Quellengleichnis

Sünde und Sünden. Problem angedeutet.

Problem: natürliche Lasterhaftigkeit des Menschen

„Wir leugnen ihre Herkunft aus der Natur, um damit anzuzeigen, dass sie eine von außen hinzukommende Eigenschaft darstellt, die dem Menschen zugestoßen ist, und nicht etwa eine ursprünglich (wesensmäßig) vorhandene Eigentümlichkeit, die ihm etwa von Anfang an angeboren wäre.

Problem: natürliche Lasterhaftigkeit des Menschen

Dennoch bezeichnen wir sie als „natürlich“ damit niemand meine, sie komme erst jetzt bei dem einzelnen aus böser Gewohnheit auf, wo sie uns doch allesamt aus erblichem Anspruch (haereditario iure) in Anspruch genommen hat.

„Lamarckismus“ oder konsequent „juristische“ Deutung?

Aktualität

Erklärbarkeit und Unerklärbarkeit des Sündenfalls (Kierkegaard, Ricoeur)

Der unfreie Wille IRC II,2 und 5 (auch dazwischen)

II,2 ausführliche Diskussion der Kirchenväter, nur Augustin hat durchweg recht geredet in dieser Frage. (Beispieltext für die Kirchenväterkenntnisse Calvins)

IRC II, 6-11: Der alte Bund und das Gesetz

Grundprinzip: „Nach dem Fall hat ganz sicher keine Erkenntnis Gottes etwas zum Heil gegolten ohne den Mittler (= Christus)“.

Problem: Israel Lösung: Im Alten Bund ist Israel schon

durch Vorzeichen und Abbilder auf Christus ausgerichtet. (Propheten, Opfer, Königtum, Gesetz)

IRC II,6,4: Zusammenfassung der religionstheologischen Überlegungen

„Christus ist seit Anbeginn der Welt allen Erwählten vor Augen gestellt worden, dass sie auf ihn schauen und auf ihn vertrauen sollten“

Der Gott der Türken ist ein Götze, obwohl sie „mit vollen Backen“ verkündigen, er sei der Schöpfer der Welt, weil sie mit Christus nichts zu tun haben wollen!

Aktualität Religionstheologie: Entdeckung von Gleichnissen Christi

in anderen Religionen (Peace Child, Kellerhals)

Pannikar: The unknown Christ in Hinuism

Cobb: Christologische Religionstheologie.

Weg der Transformation

Das Gesetz

Der dreifache Gebrauch des Gesetzes II,7,6-16:

1. usus elenchthicus s. paedagogicus - Spiegel

2. usus politicus s. civilis - Riegel 3. tertius usus s. in renatiis - Regel

Inwiefern ist das Gesetz abgetan?

Prinzip: es ist nicht abgetan! Alle drei usus bestehen auch für den

Christen. Aber: Es verdammt uns nicht mehr,

wir werden ohne das Gesetz gerettet Die Zeremonien des AT sind Hinweise

auf Christus, heute sind sie schädlich

Folge für die Israellehre

IRC II,7,17: Christen werden „in die Gemeinschaft des Volkes Israel aufgenommen“.

Aktualität: Kirche und Israel

IRC II,8: Die 10 Gebote Bisher längstes Kapitel der IRC 10 Gebote als Zusammenfassung des

Gesetzes Sufficientia der 10 Gebote (Summe) Auslegung „per synekdochas“:

„manifestae sunt synekdochae“ Grund Gott wollte deutlicher sein

Missfallen äußern (Mord schließt Zorn und Hass ein)

IRC II,8: 10 Gebote

Die Bergpredigt hebt die 10 Gebote nicht auf, sondern legt sie aus.

Kein Gegensatz zwischen Bergpredigt und 10 Geboten!

Das Gesetz beansprucht uns ganz Verbote schließen Gebote mit ein

Die 10 Einzelgebote 1. Gebot: Keine anderen Götter vor

mir. Ehebruch vor den Augen des Ehemannes

2. Gebot hier recht blass! Heimsuchung der Sünde an Kindern

uns Kindeskindern kommt daher, dass Gott diesen seine Hilfe zum Heil entzieht. Verdammt werden sie aber aufgrund der eigenen Sünde.

Die 10 Einzelgebote: 3. Gebot

Eid ist nicht von Christus verboten, sondern nur unnützer und Meineid.

Vor Gericht und auch im Privatleben sind Eide zulässig.

Besondere Bedeutung für die reformierte Staatstheorie

Die 10 Einzelgebote 4. Gebot: Sabbat durch Sonntag

ersetzt. Paulus geboten um vor

abergläubischen Sabbatfeiern abzuhalten (1. Kor 16,2)

Sinn des Sonntags: 1. Eigentliche Ruhe: Auferstehung

2. Gottesdienstbesuch; 3. Freiheit der Untergebenen

5. Gebot

Beispiel für Obrigkeit Göttliche Name „Vater“. 5. Gebot

Übergang zw. 1. und 2. Tafel Drei Pflichten gg. Eltern: 1. Ehrerbietung 2. Gehorsam 3. Dankbarkeit und Wohltun

6. Gebot Auch Hass 2 Rechtsursachen: 1. Der Mensch ist Gottes Ebenbild

(Widerspruch zu IRC II,1 Folie 45) 2. Der andere Mensch ist unser

Fleisch und Blut Positiv: Sich das leibliche und

seelische Wohl unseres Nächsten angelegen sein lassen!

7. Gebot Ehebruch und Gier Jeder „Verkehr zwischen Mann und

Frau außerhalb der Ehe bringt notwendig Gottes Fluch mit sich“.

Enthaltsamkeit ist eine besondere Gottesgabe für wenige Einzelne.

Wegen 1. Kor 7 sollen alle anderen heiraten.

Grund: Auch unser Leib gehört Gott

8. Gebot

Nicht stehlen, auch nicht betrügen und im Arbeitsleben korrekt sein.

Keine Sozialkritik (wie bei Luther)

9. Gebot

Guten Namen des anderen schützen, vor allem vor Gericht

Den guten Ruf des anderen schützen

10. Gebot

Hauptinhalt: keinerlei innere Regung soll in uns aufkommen, die zu dem Nächsten abträglicher Begierde führt, sondern „in all unserem Planen … auf unseres Nächsten Wohl und Vorteil bedacht sein“.

Innerste Rechtschaffenheit

Die 10 Gebote

Schlusspolemiken gg katholische Lehren

- Keine „evangelischen Ratschläge“, sondern für alle gelten die Gebote

- Feindesliebe ist ein echtes Gebot - Keine Unterscheidung zw. schweren

und leichten Sünden - Jede Sünde ist „Todsünde“

IRC II,9 Gesetz und Evangelium Nicht nur so gegeneinander stellen wie

Werkgerechtigkeit und Gnade In AT keine Werkgerechtigkeit als Heilsweg. Christus setzt die Verheißungen des

Gesetzes in Kraft Schattengleichnis: Wie der Mensch, der

erscheint, macht er auch den Schatten (Gesetz) deutlicher.

Zur Aktualität von Calvins Verhältnisbestimmung von Gesetz und Evangelium

Streit in den 1930er bis 1950er Jahren „Evangelium und Gesetz“ Barth oder „Gesetz und Evangelium“ (Lutheraner)

Calvin: Positive Sicht des Gesetzes. Gleichzeitig Unterschied. Erkenntnismöglichkeit vor Christus.Schattengleichnis sehr schön ausgedrückt.

IRC II,11: Vom Unterschied zw. AT und NT

Unterschiede heben die Einheit nicht auf.

5 Hauptunterschiede: 1. Indirekte Darstellung des Heils im

AT (als irdische Güter: Land) 2. AT entspricht Kindesalter der

Kirche 3. Buchstabe und Geist (Im Herz, AT

Tod, weil nur Erkenntnis der Sünde)

IRC II,11

Hauptunterschiede AT und NT: 4. Knechtschaft und Freiheit

(Zeremonien) 2.-4. ergänzt Gesetz und Evangelium 5. Volk Israel und Heiden

IRC II, 10: Ähnlichkeit von AT und NT

3 Hauptpunkte: 1. Glaube 2. Bund 3. Christus Daneben: AT weist auf Zukunft Wort und Sakramente als Bundeszeichen

auch im AT (Auch im AT Kirche) Auch Hoffnung über den Tod im AT

Zur Aktualität

Biblische Theologie vieldeutiger Ausdruck; je nach Vertreter:

Hartmut Gese; Michael Welker oft aber betont die Einheit der beiden

Testamente Will die christliche Lesart als legitimes

Verständnis des AT aufzeigen

IRC II, 12-17: Das Heil in Christo

Recht traditionell: 2 Naturenlehre; Stellvertretung; Allenfalls:

Heil nicht nur durch Kreuz, sondern auch durch Auferstehung und Himmelfahrt erworben.

Einzige wichtigere kreative Lehren:

IRC II, 15: Die Lehre vom munus triplex Christi

Vgl. Osiander; bis Karl Barth und Jan Milanič Lochman; Alle Ämter im AT mit Salbung verbunden

Munus propheticum Munus regale Munus sacerdotale Ebenfalls eine Illustration zum

Verhältnis AT - NT

Auseindersetzung mit Osiander Neben der nicht expliziten

Osianderrezeption beim munus triplex Scharfe Osianderkritik in IRC II,12 Angriffspunkt: Osianders Lehre von

der Gottesebenbildlichkeit. O.: Nur Christus ist das eigentliche

Bild Gottes. Er ist der wahre Mensch. Adam war sein Bild und der Mensch hat diese Ebenbildlichkeit verloren.

Auseinandersetzung mit Osiander

O.: Christus wäre auch Mensch geworden, wenn Adam keinen Sündenfall begangen hätte.

C.: Dies ist unnütze Neugierde. Gott hat dies so gewollt.

C.: Adam war zwar nur insoweit Ebenbild Gottes als er an ihm teilhatte; aber er war Gottes Ebenbild

IRC II 16: Auslegung des Apostolicums, 2. Teil

Betont christozentrische Auslegung: Nur und allein von ihm ist das Heil zu erwarten (Rahmung:II,16,1 und II,16,19!)

II,16,1: Zitat von Bernhard von Clairvaux, (ca. 1090-1153; Pred. Über Hohe Lied 15):

„Der Name Jesu ist nicht nur das Licht, sondern auch die Speise, er ist das Öl, ohne das alle Speise der Seele ohne Kraft ist; er ist das Salz, ohne das alles, was uns vorgesetzt wird keine Würze hat: er ist Honig um Munde, er ist ein schöner Klang im Ohr, er ist ein Jauchzen im Herzen, wie eine herrliche Arznei zugleich; und all unser Reden ist Torheit, wenn nicht dieser Name darauf hervorklingt!“

Bernhard von Clairvaux und die Reformation - Ähnlichkeiten - Luther: Homo incurvatus in se ipse - Calvin: Alles ist Christus - Luther und Calvin: neben Augustin

Belegstelle für den unfreien Willen - Lat. Fassung von „O Haupt voll Blut und

Wunden“. - Zisterzienser: Keine geschmückten Portale

(Gebet), keine Klöster auf Höhen (anders als Benediktiner), Sümpfe trocken legen, Wert körperlicher Arbeit

Bernhard von Clairvaux und die Reformatoren - Gegensätze

- 1146: Aufruf zum 2. Kreuzzug: Deus vult.

- Papsttreue, wenn auch Kritik am Reichtum und Macht der Päpste

- Kampf gegen Petrus Waldus (Waldenser)

Carl A. Keller:

These von Calvin als Mystiker Wohl: Sprache, auch das menschliche

leer- und zunichte werden. Aber: Kein mystischer Heils- und

Erfahrungsweg hin zur Vereinigung mit Gott.

IRC II 16: Auslegung des Apostolicums, 2. Teil

II,2: Paradox: Gott liebt uns vor der Erlösung durch Christus, warum redet dann die Schrift von Gottes Zorn und Feindschaft gegen uns?

Lösung: rhetorisch: damit wir seine Freundlichkeit und seine Vaterliebe allein in Christo ergreifen.

Vgl. Albrecht Ritschl (1822-1889): „Die christliche Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung“.

Calvins Auslegung des Apostolikums Eine erstaunlich moderne Auslegung II, 16, 18 Vermeidet Festlegung über

Autorschaft II, 16,15 Sitzend zur Rechten Hand Gottes =

Bild: Statthalter an der Seite des Königs, handelt für ihn.

Bes. kreativ: Hinabgestiegen in die Unterwelt II, 16,9-12 Auslegung auf die inneren seelischen, nicht öffentlich sichtbaren Leiden Christi

Zur Aktualität von Calvins Deutung der Höllenfahrt Christi

Keine Abwertung des AT, als sei den Frommen des AT erst durch Christus das Evangelium gepredigt worden.

Wohl auch Auswirkungen auf die Toten, aber wichtiger der seelische, existentielle Aspekt

Vgl. Jürgen Moltmann, Der gekreuzigte Gott; wenn auch eher in andere Richtung ausgelegt vgl. die Karsamstagsmystik (Hans Urs von Balthasar)

Zur ökumenischen Bedeutung von Calvins Deutung der Auffahrt

Die existentielle und bildhafte Deutung hat hier ihre Grenze bei Calvin.

Christi Leib fährt zum Himmel und kommt erst am Jüngsten Tag wieder

Hier ist Christus nur mehr im Geist gegenwärtig

Bedeutung für Abendmahl gg. Ubiquitätslehre (Lutheraner)

Früchte des Sitzens Christi zur Rechten Gottes

Der Glaube empfängt dadurch: 1. Zugang zum Himmelreich 2. Zugang zum Vater 3. Auf ihr ruht all unsere Macht und

Stärke. „Unsere Feinde sind entmächtigt, sein Volk aber reich gemacht –und überhäuft es noch alle Tage mit geistlichen Reichtümern“

Christus als „King of the Kings“

Trost:

Der Richter ist der Erlöser! Er wird sein Volk nicht verderben. Keiner entrinnt seinem Gericht. Auch die bei der Wiederkunft

Lebenden gehen durch den Tod Alles Heil hängt von unserem

Teilhaben an ihm ab.

IRC II,16,19: massiver Ausdruck des Christomonismus

Wer nur „besonders“, nicht aber allein auf ihn schaut, verliert sein Heil!

IRC II, 17 Das Verdienst Christi Gottes Gnade schließt das Verdienst, das

Christus erworben hat, nicht aus. Christus ist Urheber, Herzog und Fürst des

Lebens nicht bloß Werkzeug und Diener unserer Gerechtigkeit

Das Verdienst Christi erwirbt er für uns, nicht auch ein Verdienst für sich (gg. Petrus Lombardus, Sent, III., 18)

Christus soll uns als „Beispiel“ dienen.

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