Jg. 68, Heft 7/8, Juli 2012Seite 68 HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Inhalt Verbindung des...

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Höhlenkundliche Mitteilungen des

Landesvereins für Höhlenkunde

in Wien und Niederösterreich

Jg. 68, Heft 7/8, Juli 2012

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 68

Inhalt

Verbindung des Unfallschachtes mit der Dachstein-Mammuthöhle (1547/9)

und weitere Neuforschungen im Bereich des Däumelkogels (Oberösterreich)

in den Jahren 2009 - 2011 ....................................................................................... 71

Dachsteinbericht ...................................................................................................... 78

Neue Höhlen am Gösing ......................................................................................... 82

Lösseinbruch (6845/210) nördlich Rohrendorf ....................................................... 83

Die Peischingleitenhöhle VII (1863/248) auf der Hohen Wand...............................84

Die Schusshöhle (6845/211) nördlich Weiten ......................................................... 85

Die Steinrutschenhöhle (2911/79) östlich Sommerein ............................................ 85

Baustelle „Schachernhöhle“ erfolgreich beendet .................................................... 86

Ergebnisse und Kurzbericht vom Höhlendoku- und Spelix-Workschop ................ 88

Wir gratulieren!

zum 70. Geburtstag: Frank GEISLER

Friedrich ZMEK

zum 60. Geburtstag: Gerhard ZUBER

Mag. Rainer BERTL

zum 50. Geburtstag: Ing. Robert GREILINGER

Wir trauern um

Erwin HÜTTNER 17.06.2012 Höhlenrettung Bad Mitterndorf

Liebe Vereinsmitglieder!

Schon wieder gibt es eine speläologische Großveranstaltung anzukündigen.

Nächsten Sommer findet der 16te Internationale Kongress für Speläologie in Brünn

statt. Das zweite Zirkular ist soeben erschienen und unter www.speleo2013.com ab-

rufbar. Eine ganze Woche gibt es Vorträge und Workshops zu allen erdenklichen

Sparten der Höhlenkunde sowie Tagesexkursionen. Weiters werden mehrere einwö-

chige Vor- und Nachexkursionen in Tschechien und in die umliegenden Länder an-

geboten. Das Sortiment reicht von einfachen, familientauglichen Besichtigungstouren

bis zu Höhlentauchcamps. Erwartet werden über tausend Teilnehmer aus der ganzen

Welt.

Auch die Jahrestagung mit der Generalversammlung des Verbandes Österreichischer

Höhlenforscher wird in Brünn abgehalten und in den Kongress integriert. Ich hoffe,

dass viele die Gelegenheit nutzen und sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen.

Die Anmeldung ist ab 1. August möglich.

Ich wünsche allen schöne Sommermonate!

Lukas Plan

HKM Höhlenkundliche Mitteilungen

68. Jg. (2012), Heft 7/8

Medieninhaber & Herausgeber Offizielles Organ des Landesvereines für

Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich

Redaktion, Satz & Layout Werner Zadrobilek

Produktion & Druck Anton Krügel, Werner Zadrobilek

Ständige Mitarbeiter Walter Fischer, Ing. Robert Greilinger, Helga Hartmann, Wilhelm Hartmann, DI Martin Helmstedt, Anton Krügel, Dr. Lukas Plan, Ing. Alex Wiessner

Versand Friedrich Gamsjäger, DI Heinz Mrkos,

Alexander Polacek sen., Helmuth Schedl, Ernst Solar, Angelika Xaver

Verlags- und Herstellungsort Wien

Sitz des Vereines und der Redaktion Obere Donaustr. 97/1/61, 1020 Wien

www.cave.at, office@cave.at

Erscheinungsform 6mal jährlich, Auflage: 500 Stück

Preis dieses Heftes: € 2,- Jahresabo: € 13,-

Konto: PSK, 7240148, BLZ 60000 IBAN: AT10600000000724148

BIC: OPSKATWW

Vereinszweck Erforschung, Dokumentation und Schutz

von Höhlen und Karstgebieten, die Zusammenarbeit mit öffentl. Dienststellen,

die Vermittlung karst- und höhlenkundlichen Wissens und die Förderung der sicheren

Höhlenbefahrung (überparteilich und nicht auf Gewinn gerichtet).

Vereinsvorstand Obmann: Dr. Lukas Plan, Obmann-Stv.:

Anton Krügel, Dieter Sulzbacher Schriftführer: Mag. Barbara Wielander,

Schriftführer-Stv.: Helga Hartmann, Dr. Michael Behm, Kassier: Angelika Xaver, Kassier-Stv.: DI Johannes Nendwich, Her-

bert Raschko, Ernst Solar

Die Veröffentlichung von Berichten aus die-sem Heft, auch auszugsweise, ist nur

mit schriftlicher Genehmigung des Landesvereines für Höhlenkunde in Wien

und Niederösterreich gestattet.

DVR: 0531022

Titelbild:

Unfallschacht (1547/9) Blick vom Grund der 54 m tiefen

Einstiegsstufe nach oben

Foto: M. Behm

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 69

Programm

Vereinsabend jeden Donnerstag außer Feiertag ab 18.00 Uhr im LV

J u l i 2 0 1 2

Do 19.7. LV: Skitouren in den Rocky Mountains

Schitouren auf über 4000 m hohen Gipfelhöhen in den Rocky Mountains, sowie Höhlenbesuche in Colorado und South Dakota Moderation: Michael Behm Beginn: 19 Uhr

A u g u s t 2 0 1 2

Do 9.8. Redaktionsschluss für die HKM 7-8/2012

S e p t e m b e r 2 0 1 2

O k t o b e r 2 0 1 2

Sa 6.10. Vereinsfahrt Schachernhöhle (1866/9)

Voraussetzung zur Teilnahme: Alle TeilnehmerInnen müssen selbständig und eigenverantwortlich einfache Schächte befahren können und Kondition für eine ca. 12-stündige Höhlentour mitbringen. Ausrüstung: Steigzeug, Schlaz, Schleifsack; Gummistiefel sind von Vorteil. Eine ausführliche Ausrüstungsliste steht unter www.multisportiv.at als Download zur Verfügung. Treffpunkt und Dauer: Treffpunkt ist am Sa. 06.10. um 07:00 beim Polizeiposten in Lilienfeld. Die Tour kann unter Umständen bis 24:00 dauern. Anmeldung: bis spätestens 03.10. (begrenzte Teilnehmerzahl!) bei Peter Biermayr: Tel.: 0680-3117871 oder per E-Mail an peter@multisportiv.at

Sa 6.10. Höhlenrettung: Ausbildungsmodul Erste Hilfe

Ort: Bergrettungshütte am Peilstein

Sa 13.10. Steigtraining auf der Hohen Wand (Sonnenuhrwand)

Ausrüstung: persönliches Steigzeug, Bergschuhe, Proviant, Schleifsack, Helm, Stirnlampe (falls wir in die Dunkel-heit geraten). Treffpunkt und Dauer: Treffpunkt ist am Sa. 13.10. um 09:00 beim Skywalk auf der Hohen Wand (Nähe Ghf. Postl). Das Ende der Veranstaltung ist um 18:00 geplant. Anmeldung: bis spätestens 10.10. (begrenzte Teilnehmerzahl!) bei Peter Biermayr: Tel.: 0680-3117871 oder per E-Mail an peter@multisportiv.at

So 14.10. Vereinsfahrt Eisensteinhöhle (1864/1)

Voraussetzungen: Es sind keine besonderen Voraussetzungen oder Vorkenntnisse nötig, allerdings wird ein gewis-ses Maß an Beweglichkeit vorausgesetzt. Ausrüstung: Schlaz, Gummistiefel, Handschuhe, Helm und Geleucht, Wechselgewand, Proviant, Getränk Treffpunkt: Bad Fischau, genauer Ort und Zeitpunkt werden noch bekannt gegeben.

Anmeldung und Information: Barbara Wielander, wetti@cave.at, 0676 4214039. Teilnehmeranzahl begrenzt!

E i n l a u f e n d a k t u a l i s i e r t e s P r o g r a m m f i n d e t s i c h a u c h u n t e r

w w w . c a v e . a t A b k ü r z u n g e n , A d r e s s e n , A u s k ü n f t e , A n m e l d u n g e n :

LV Landesverein für Höhlenkunde in Wien und NÖ, Vereinslokal, 1020 Wien, Obere Donaustraße 97/1/61;

e-mail: office@cave.at; Internet: www.cave.at Fahrtenwarte/Vereinsfahrten: Barbara WIELANDER +43 676 42 14 039; e-mail: wetti@cave.at

NHK Karst- & höhlenkundliche Abteilung des Naturhistorischen Museum, 1070 Wien, Museumsplatz 1/10, (MQ, Eingang Mariahilferstraße 2/1), +43 1 523 04 18 ; FAX: +43 1 523 04 1819; e-mail: speleo.austria@nhm-wien.ac.at; Internet: www.nhm-wien.ac.at/nhm/hoehle

Veranstaltungen in Österreich 2012 7.7. Fledermaus Ersatzquartierbau-Workshop

Ort: Königstetten, NÖ, Dauer: 9:30-16:00 Veranstalter: KFFÖ in Kooperation mit der Umweltgruppe für Königstetten

Anmeldung: Dr. Gertraud Grabherr, Tel. +43 676 9581371, ggrabherr@gmx.at

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 70

22.-29.7. Krippensteinwoche

Wie jedes Jahr sind nicht nur Höhlenforscher und Höhlentouristen, sondern auch Wanderer, Kletterer und alle an-deren Bergsportler und deren Kinder herzlich willkommen.

Veranstalter/ Anmeldungen erbeten an: Andreas Bigler, Tel. + 43 650 9010467, andreasbigler1@aol.com

12.-19.8. VÖH Tagung „Speleo Austria 2012“

Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Höhlenforschung im Steirischen Salzkammergut“, gemeinsam mit dem „Ver-band der deutschen Höhlen- und Karstforscher“

Veranstalter: Verein für Höhlenkunde in Obersteier Ort: Bad Mitterndorf, Stmk.

Details: www.hoehle.org bzw. Beilage zur HKM 3/4

31.8-8.9. 5. Forschungswoche Rätikon (Vorarlberg)

Hauptziel ist die Weiterforschung im neu entdeckten WP-Schacht-93 an der Weißplatte in 2420 m Seehöhe. 2011 gelang es bis knapp 10 m an die benachbarte Mäanderhöhle heranzukommen. Zudem konnte ein weitläufiges Ho-rizontalsystem erforscht werden, welches gute Ansatzpunkte für weitere tolle Entdeckungen bietet! Berichte über die Forschungen der letzten Jahre findet ihr auf www.karst.at Information und Anmeldung: Alex Klampfer; alex_klampfer@gmx.at

1.-9.9. Speleo Alpin Gesäuse 2012

Zum 11. Mal gibt es heuer die September-Forschungswoche im Hochtor für die Gämsen unter den Höhlenforsche-rInnen. Schwerpunkte sind die Weiterforschung in den tiefen Teilen des Seekarschachtes XVI, die Aufnahme von Höhlen im schwierigen Alpingelände sowie die weitere Aufarbeitung von Höhlen im Stadelfeld-/Zinödlbereich.

Stützpunkt: Heßhütte Information und Anmeldung: Eckart Herrmann, info@hoehle.org, Tel.: +43 1 869 1994 bzw. +43 676 4078553

9.-15.9. Technische Schulungswoche des VÖH

Ort: Krippenstein, Dachstein, OÖ Themen: (Schacht)Befahrungstechnik(en), Seiltechnik, Schachteinbau, Verankerungstechnik, Materialkunde, Pla-

nung von Höhlentouren, Sicherheitsaspekte der Höhlenforschung sowie Orientierung im Gelände. Details: www.hoehle.org/schulungswoche, Christian Berghold-Markom, Tel. + 43 699 11171864, chris@cave.at

30.9-8.10. VÖH Höhlenführerkurs und amtliche Höhlenführerprüfung

Der Kurs zur amtlichen Prüfung ist ein Service des VÖH, das Antreten bei der Höhlenführerprüfung ist nicht an eine Kursteilnahme gebunden und umgekehrt. Die amtliche Prüfung ist Voraussetzung für das gewerbliche Führen in Höhlen. Ein zusätzlicher Aufbaukurs für das Führen in unerschlossenen Höhlen ist für Mai 2013 vorgesehen.

Ort: Obertraun, OÖ Veranstalter: VÖH in Abstimmung mit dem Amt der OÖ Landesregierung und den Dachsteinhöhlen Details: www.hoehle.org, Alexander Klampfer, Tel. + 43 (0) 7242838, info@hoehle.org

Internationale Veranstaltungen 2012 - 2013 7.7.-11.8.2012 European Speleological Youth Camp

Ort: Schwäbische Alb. Thema: Environmental Education and Training of Speleology. Veranstalter: Höhlenverein Blaubeuren in Kooperation mit der FSE Informationen: www.eurospeleo.org/Lager2012Englisch.pdf bzw. petra.boldt@gmx.net

13.-15.9.2012 International Congress on Scientific Research in Show Caves Ort: Škocjanske jame, Slowenien

Informationen: izrk@zrc-sazu.si, http://kras.zrc-sazu.si, www.park-skocjanske-jame.si

16.-20.9.2012 International Symposium on Karst Protection

Ort: Shumen, Bulgarien. Weitere Informationen: www.prokarstterra.bas.bg/forum2012/en/index.html

20.-23.9.2012 Internationale Konferenz „Speleobats“

Ort: Miskolz, Bükk-Gebirge (Ungarn). Es werden alle möglichen Vorträge rund um das Thema Fledermäuse geboten, weiters werden Exkursionen ins Bükk-Gebirge organisiert. Information / Anmeldung: mkbt@t-online.hu, www.barlang.hu

29.9.-1.10.2012 13. Schweizer Kongress für Höhlenforschung / Euro Speleo Forum

Ort: Muotatal, Schweiz

Informationen / Anmeldung: www.speleodiversity.ch. Anmeldung zum Vorzugspreis bis 31.8. 28.9.2012: Klima-Workshop am Vorkongress. Feedback erbeten an wissenschaft@speleodiversity.ch. Ein Workshop zum Thema Vermessungssoftware wird ebenfalls organisiert.

Anmeldung dafür: www.speleodiverstiy.ch/vorkongress.html

6.-11.10.2012 Ghost-Rock Karst Symposium

Ort: Han-sur-Lesse, Belgien, Details: http://sites.google.com/site/ghostrockkarstsymposium/ bzw. bei Ariane Fievez, Tel. + 32 65374602,

Ariane.fievez@umons.ac.be

1.-4.11.2012 Spelaion 2012- „The end of the world”

Es wird ein viertägiges Programm mit vielen Exkursionen geboten, und wer dann noch nicht genug hat, kann sich auf das „Ende der Welt” in der berühmten Höhlenbar vorbereiten.

Ort: Borgo Celano / San-Marco-in-Lamis, Apulien, Italien Veranstalter: Gruppo Speleologico Montenero - Societa Speleologica Italiana (SSI) in Kooperation mit der FSE. Details: www.spelaion2012.it bzw. http://tinyurl.com/7h3b7sh

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 71

21.-28.7.2013 16. Internationaler Kongress für Speläologie, Brünn, CZ

Weitere Information: www.speleo13.com

Verbindung des Unfallschachtes mit der Dachstein-Mammuthöhle (1547/9)

und weitere Neuforschungen im Bereich des Däumelkogels (Oberösterreich) in

den Jahren 2009 - 2011

Michael Behm, Alexander Klampfer, Lukas Plan

1 Einleitung

Die im Jahre 2008 begonnenen Forschungen (Behm, 2009)

in den oberen Teilen der Riesenkluft der Dachstein-

Mammuthöhle (DMH) wurden auch 2010 und 2011 fortge-

führt. Die neuen Teile (Nuri-Canyon) oberhalb der Nord-

wand erforderten allerdings schon lange und mühsame Zu-

stiege, sodass die Suche nach möglichen oberen Einstiegen

in Angriff genommen wurde. Die starke Wetterführung und

eine relativ geringe Überlagerung in den tagfernen Teilen

ließen das unbearbeitete Gebiet nördlich des Däumelkogels

als besonders interessant erscheinen. Im Oktober 2009 er-

folgte eine Geländebegehung, wobei neben zwei Kleinhöh-

len der großräumige Einstieg des Unfallschachtes (ehemals

1547/240) aufgefunden wurde. Obwohl Einheimischen

schon länger bekannt, wurde der Unfallschacht höhlen-

kundlich das erste Mal im Zuge dieser Prospektion befah-

ren, wobei am Grund des 54 m tiefen Einstiegsschachtes

die Leiche eines seit Februar 2009 vermissten Snowboar-

ders aufgefunden wurde. Die Bergung erfolgte noch am

selben Tag durch Alpingendarmerie, Bergrettung und die

beiden beteiligten Höhlenforscher.

Nach einer weiteren Tour in den Nuri-Canyon und Vermes-

sungen im Unfallschacht trennten beide Höhlen nur noch

wenige Horizontal- und Vertikalmeter, und am 21.8.2010

gelang der Zusammenschluss. Da sich die Hauptfortsetzun-

gen in geringen Tiefen des Unfallschachtes befinden, wurde

im Oktober 2010 in einer einzigen Tour das gesamte im

Komplex von Riesenkluft und Unfallschacht eingebaute Be-

fahrungsmaterial geborgen. Die Ganglänge der DMH be-

trägt mit Stand Juni 2012 66.868 m.

Der vorliegende Artikel beschreibt die Forschungen seit

Herbst 2009 und daraus abgeleitete Erkenntnisse über die-

sen bedeutenden neuen Teil der DMH. Quasi als Neben-

produkt erfolgte die Dokumentation zweier Klein- und ei-

ner Mittelhöhle im Gebiet, die ebenfalls beschrieben wer-

den.

.

2 Chronik

Anmerkung: Der Ganglängenzuwachs bezieht sich auf die

Mammuthöhle.

3.10.2009 Geländebegehung und Auffindung des Unfall-

schachtes. Erforschung und Vermessung des Eierschachtes

(1547/242; L 43 m) am Fuß des Däumelkogels (M. Behm,

M. Hammer, S. Katzinger).

4.10.2009 Abstieg im Unfallschacht bis auf –54 m, wobei

die Leiche eines seit Februar 2009 vermissten Snowboar-

ders aufgefunden wird. Alarmierung der Alpingendarmerie

und Unterstützung der Bergrettung bei der Bergung. Ver-

messung des Unfall-Nebenschachtes (1547/241; L 15 m)

(M. Behm, M. Hammer).

27.12.2009 Tw. technische Erkletterung der hinter der Obe-

ren Nordwand ansetzenden Teile bis zum Beginn des Nuri-

Canyons (M. Behm, A. Klampfer).

29.12.2009 Vermessung der zuletzt erforschten Strecken

hinter der Oberen Nordwand (M. Behm, A. Klampfer, E.

Zakharova). Ganglängenzuwachs: 299 m.

1.1.2010 Verbindung des Wuckerlcanyons (Riesenkluft) mit

dem Thekladom im Projekt X (E. Guggenberger, S. Katzin-

ger, G. Podlucky, J. Stadler, E. Zakharova). Ganglängen-

zuwachs: 69 m.

20.2.2010 Weiterforschung im Nuri-Canyon bis zu einem

Siphon mit Überlagerungstrecke (M. Behm, J. Buchinger,

M. Hammer, A. Klampfer, L. Plan). Ganglängenzuwachs:

147 m.

23.7.2010 Erforschung und Vermessung des Halben-Ski-

Schachtes (1547/243; L 111 m) südwestlich des Unfall-

schachtes (M. Behm, F. Höll, S. Katzinger). Erforschung

und Vermessung des Unfallschachtes bis auf –90 m (M.

Hammer, A. Klampfer, E. Zakharova). Abstieg bei Gewit-

ter und Starkregen zur Emmahütte.

24.7.2010 Vermessung einer kleinräumigen Schachtserie

(Jet-Boil-Lebensretter-Schacht) im Unfallschacht bis auf –

120 m (M. Behm, M. Hammer, E. Zakharova). Abstieg bei

Gewitter und Starkregen zur Emmahütte.

25.7.2010 Abstieg und Vermessung im Unfallschacht bis

auf –160 m. Es fehlen nur noch wenige Horizontal- und

Vertikalmeter bis zum Nuri-Canyon (F. Höll, A. Klampfer).

Länge des Unfallschachts: 484 m.

21.8.2010 Verbindung des Unfallschachtes mit der Mam-

muthöhle (A. Klampfer, E. Zakharova). Vermessung einer

Nebenstrecke am Grund der Einstiegsstufe (M. Behm, S.

Katzinger). Längenzuwachs: 135 m.

16.10.2010 Materialausbau der Riesenkluft und des Unfall-

schachtes. Ausgehend von der Emmahütte steigen M.

Behm, G. Buchegger, M. Hammer und F. Höll in die

Mammuthöhle ein und bauen das Material ab dem SÖF-

Schlot aufsteigend aus. Unterstützung kommt von G. Pod-

lucky und J. Stadler, welche im Unfallschacht einsteigen

und der Ausbaugruppe entgegen kommen. Der Großteil des

Materials wird nach dem Ausstieg vom Unfallschacht bei

nächtlichem/frühmorgendlichem Neuschneefall bis zur

Krippenstein-Lodge transportiert. M. Decker, T. Resch und

M. Schröder starten von der Emmahütte und bauen die Rie-

senkluft aus. Am nächsten Tag steigen M. Behm und M.

Hammer bei Schneeregen von der Krippenstein-Lodge zum

Unfallschacht ab und bringen das restliche Material zur

Schönbergalm. Insgesamt werden bei dieser Tour ca. 700 m

Seil und rund 120 Verankerungen geborgen.

21.7.2011 Vermessung im südlichen Horizontalteil und von

Reststrecken im Unfallschacht (A. Klampfer, L. Plan);

Einmessung der Höhle mittels Differential-GPS. Ganglän-

genzuwachs: 307 m.

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 72

23.7.2011 Vermessung der mittleren Canyonetage und des

Oberlaufs des Miskatonic River bis zu einem Siphon (C.

Berghold, V. Dittes, M. Hammer, A. Klampfer, L. Plan).

Ganglängenzuwachs: 357 m.

28.12.2011 Zufahrt zum Unfallschacht mit Ski vom Plateau

aus. Technische Erkletterung eines Schlotes über dem zu-

letzt entdeckten Siphon und Vermessung der dahinter an-

setzenden Strecken (Gang der kalten Steine) (M. Behm, M.

Hammer). Ganglängenzuwachs: 118 m.

30.12.2011 Weitere Erforschung der zuletzt entdeckten Tei-

le, Umkehr am offenen Ende im Mimösengang (M. Behm,

M. Hammer, G. Podlucky). Ganglängenzuwachs: 325 m.

3 Beschreibungen

Im Dokumentationssystem der DMH werden die Teile von

der Riesenkluft bis zum Siphon im Nuri-Canyon der Mappe

IA zugeordnet und in einem eigenen Teilplan dargestellt.

Alle südlich davon gelegenen Teile werden der Mappe und

dem Teilplan Unfallschacht zugeordnet.

3.1 Hinterland der Nordwand, Nuri-Canyon (Anschluss an

die Beschreibung in Behm, 2009)

Am Ende der Oberen Nordwand kann in eine schmale Kluft

gequert werden (heikel verkeilte Schuppe am Ausstieg; Sh

1503 m), und über einen weiteren engen 6-m-Aufstieg wird

eine trockene Etage des Canyons erreicht. Der enge 6-m-

Aufstieg kann über einen kurzen Abstieg und einen geräu-

migeren 11-m-Aufstieg umgangen werden (aktiver Bach-

lauf, nur bei Niederwasser). Es folgt ein aufgrund der

lehmüberzogenen Wände schwieriger Kletteraufstieg (Seil-

versicherung) mit anschließendem Versturzdurchstieg in

den kleinräumigen First (1,5 m Breite, 1 m Höhe). Auch

hier bedingen die schmierigen Sedimente und der einge-

schnittene Bodencanyon Seilgebrauch. Nach einer weiteren

kurzen Krabbelstrecke weitet sich der Canyon auf 10 m

Höhe und 1 - 2 m Breite, wobei man sich in einer inaktiven

Etage befindet (Sh 1520 m). An der Sohle verengt sich der

Canyon schlagartig, wobei aufsteigend rechterhand ein wei-

terer Canyon eintritt (möglicherweise ein Überlauf). Bleibt

man an der Sohle des Hauptcanyons (vertikale Engstelle IV

- V), gelangt man wieder zum Miskatonic River. Die

Engstelle kann jedoch über einen 7-m-Aufstieg umgangen

werden, welcher zur Decke des Canyons führt (kein ausge-

prägter First, allerdings tw. mächtige feuchte Sedimente).

Es folgt ein unübersichtlicher Kluftraum (5 m Höhe, 2 -

3 m Breite), an dessen Boden ein kleiner See zugänglich ist.

In der Deckenregion kann hingegen über einen wilden

Versturz zu einer weiteren, kurzfristig breiteren (5 m) Ca-

nyon/Kluft-Etage aufgestiegen werden. Der Canyon ver-

engt sich jedoch wieder auf 0,5 - 1 m Breite, und über eine

Querung wird wieder 9 m abgestiegen. In der Hälfte der

Querung tritt an der in Befahrungsrichtung linken Wand der

Miskatonic River aus einer unbefahrbaren Spalte ein. Nach

der Querung befindet man sich wieder an der Sohle des

Hauptcanyons, welche hier jedoch nur bei Hochwasser ak-

tiv sein dürfte. Zwei 5-m-Aufstiege (1 x Seilbedarf, 1 x

Kletteraufstieg) bringen den Forscher/die Forscherin zum

Beginn des hier mindestes 20 m hohen Nuri-Canyons (Sh

1544 m). Bleibt man an der Sohle, so gilt es einige Schlüfe

und Wasserbecken zu überwinden, welche sich bei Hoch-

wasser zu Siphonen verschließen. In der Mitte dieser ca.

30 m langen und unangenehmen Strecke trifft man wieder

auf den Bachlauf, welcher hier die Sohle durchbricht und

bei der zuvor beschriebenen Querung wieder eintritt. Diese

30 m lange Strecke kann jedoch über eine geräumige obere

Etage (1 m Breite) umgangen werden, indem man zu Be-

ginn des Nuri-Canyons 15 m aufsteigt (Seil) und anschlie-

ßend wieder 8 m in den Canyon abseilt. Der hier durch-

schnittlich 1 m breite Canyon wird 5 - 10 m über der Sohle

schwach ansteigend 90 m nach SSO bis zu einem tiefen Si-

phon verfolgt (Sh 1553 m). Dieser kann in 5 m Höhe in ei-

ner oberen Etage umgangen werden. Es folgt eine Über-

laufstrecke, welche nach 15 m scharf nach Osten umknickt.

An deren Ende kann 6 m zu einem breiten Siphon (Sh

1554 m) abgeklettert werden, welcher bei starkem Hoch-

wasser jedoch ansteigen und sich in die Überlaufstrecke er-

giessen dürfte. Oberhalb des Siphons münden die letzten

Abstiege des Unfallschachtes ein (siehe Abschnitt 3.2.2).

Befahrungshinweise Querung aus der Oberen Nordwand + 6-m-Aufstieg: 25 m

Seil, 7 SLA (Schwerlastanker, 8 mm)

11-m-Aufstieg (Umgehung): 25 m Seil, 5 SLA

Aufstieg in den Canyon-First: 10 m Seil, SLA, Spit, SU

(große Schlinge)

Querung im First: 10 m Seil, 3 SLA

7-m-Aufstieg: 10 m Seil, Spit, SLA

5-m-Aufstieg in die Decke: 10 m Seil, 2 SLA

Versturzaufstieg + Querung (-9 m): 35 m Seil, 9 SLA

5-m-Aufstieg in den Nuri-Canyon: 8 m Seil, 2 SLA

15-m-Aufstieg im Nuri-Canyon: 28 m Seil, 5 SLA

8-m-Abstieg im Nuri-Canyon: 18 m Seil, 3 SLA (ist einge-

baut)

3.2 Unfallschacht (1547/9u)

Basisdaten: BMN-Koord (M31): 478.582 / 265.493 (± 1

m), Sh: 1737 m

Lage und Zustieg: Auf einem schwach ausgeprägten Rü-

cken unterhalb des Däumelkogels, ungefähr in der Mitte der

Verbindungslinie Däumelkogel-Teufelsloch. Vom Marg-

schierf kommend, verlässt man den markierten Weg zur

Schönbergalm auf der Höhe des Däumelkogelschachtes (Sh

1820 m) und quert unterhalb des Däumelkogels ca. 300 m

nach Osten bis zu einer Verebnung mit grobem Blockwerk.

Von dort findet man mit viel Glück die richtige Latschen-

gasse und steigt ca. 250 m nach N ab. Der Unfallschacht

öffnet sich auf einer kleinen freien Fläche in den Latschen-

feldern, unterhalb einer 10 m tiefen Felswand und ist von

oben nicht zu erkennen. Man kann die Felswand von beiden

Seiten umgehen, der orographisch rechte Abstieg führt zur

günstigeren Abseilmöglichkeit (östlicher Schachtrand). Im

Winter ist mit Ski höchste Vorsicht geboten, vor allem bei

schlechter Sicht. Unmittelbar vor der oben erwähnten Wand

befindet sich eine von weitem sichtbare vermeintliche

Skistange, die jedoch erst wenige Meter davor als Warnzei-

chen (Absturzgefahr) zu erkennen ist.

Der kürzere Zustieg erfolgt aber von der Schönbergalpe

aus. Man verfolgt den markierten Wanderweg auf den

Krippenstein bis ca. auf die Höhe des unteren Eingangs des

Teufelslochs (1547/9p-r) und quert auf einem alten, oft

schlecht erkennbaren Jagdsteig Richtung Mittlere Schön-

bergalm nach Osten. Man erreicht bald eine karartige Ver-

flachung wo man nach Süden über Wiesenhänge und später

durch Latschengassen aufsteigt. Die beste Latschengasse

findet man am einfachsten mittels Orthofoto und GPS.

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 73

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 74

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 75

◄Abb.: Nebenstrecke am Grund der Einstiegsstufe

Foto: M. Behm

▲ Abb.: Der untere Teil der 54 m tiefen Einstiegsstufe

Foto: S. Katzinger

◄ Abb.: Nebenstrecke am Grund der Einstiegsstufe

Foto: M. Behm

◄ Abb.: Nuricanyon kurz vor dem Siphon des Miscatonic River. Der rote

Punkt markiert den Verbindunsmesszug Riesenkluft-Unfallschacht

Foto: A. Klampfer

▲ Abb.: Profil im Mimösengang Foto: M. Behm

◄ Abb.: Der Quellsiphon des Miskatonic River in einer Seehöhe von

1638 m Foto: M. Behm Foto: M. Behm

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 76

Der Unfallschacht stellt ein komplexes Labyrinth aus Ca-

nyonabstiegen und phreatischen Gängen dar. Für die

Raumbeschreibung wird er in drei Teile gegliedert.

3.2.1 Einstiegsschacht und oberste Horizontaletage

Der Einstiegsschacht (Sh 1737 m) hat einen Querschnitt

von ca. 15 x 8 m und ist an einer SW-NO verlaufenden Stö-

rung angelegt. Mit gleichbleibenden Dimensionen bricht

der Schacht 54 m senkrecht bis zu einem Blockboden ab,

der jedoch fast vollständig von einem meist 10 m hohen

Firnkegel eingenommen wird. Im Osten ist ein kurzer und

kleinräumiger Gang zugänglich, der eine unbefahrbare

Fortsetzung (leichte Wetterführung) sowie fließfacettenähn-

liche Formen aufweist. Auf der gegenüberliegenden Seite

gelangt man in den hier 5 m breiten und ebenso hohen obe-

ren Horizontalgang. Selbiger endet nach einer kurzen

Krabbelstrecke in Richtung N an Engstellen (Wasser- und

Wetterführung, Sh 1689 m), kurz davor sind die Abstiege

zur Mammuthöhle zugänglich (siehe Abschnitt 3.2.2).

In Richtung Süden steilt sich der Gang auf und ist im

Sommer aufgrund der schmierigen Sedimente schwierig zu

befahren. Es folgt ein 4-m-Abstieg (Halteseil) in einen grö-

ßeren Raum (20 x 10 m, Sh 1678 m). Im Boden ist ein en-

ger Canyon eingeschnitten, welcher an einer Stelle durch-

schloffen werden kann und zu den nördlichen Teilen führt

(3.2.3). Der Gang selbst setzt sich am Ende der steil nach

unten abfallenden Halle mit Lehmboden weiter Richtung

Norden fort. Gleich zu Beginn ist ein meist das ganze Jahr

über vorhandener kleiner Eissee zu überwinden. Es folgt

eine Naturbrücke mit kleinen überlagernden Schloten und

kurzen verlehmten Seitenfortsetzungen. Der bequem be-

fahrbare Gang führt nun wieder steil über nackten Felsbo-

den bergauf und endet blind. Eine Richtung Westen steil

bergauf führende Seitenfortsetzung endet in einer kolkarti-

gen Erweiterung. Kurz vor dem Ende des zuvor beschrie-

benen Gangs ist eine enge Richtung Osten führende Kluft

zugänglich. Nach wenigen Metern kann man sich etwas

mühsam einige Meter hinabzwängen, um wieder in geräu-

migere Teile zu gelangen. Zwei Meter über dem Grund der

Kluft befindet sich der Einschlupf zu einem etwas versteck-

ten engen Schluf, welcher nach einer anschließenden 3 m

tiefen Kletterstelle unverhofft in einen größeren Gang mün-

det. Dieser stellenweise bis zu 10 m breite und 5 m hohe

Gang, welcher im Mittelteil einen kleinen Rundgang bildet,

endet jedoch nach etwa 40 m an einer sehr stark bewetter-

ten verlehmten Engstelle (Sh 1689 m). Ein Ausräumen der

Engstelle erscheint zwar eher mühsam, aber auf Grund der

starken Wetterführung vermutlich sinnvoll zu sein.

Befahrungshinweise Einstiegsschacht (östliche Variante): 70 m Seil, SLA 5 m

vor Abbruch (Winterbefestigung), SLA bei Abbruch, SLA

auf –2, –15, –25, –45 m

4-m-Abbruch: 5-m-Seil, Sanduhr

3.2.2 Nördliche Canyonabstiege und Verbindung mit der

Mammuthöhle

Am Ende des zuvor erwähnten Krabbelganges bricht rech-

terhand ein 18 m tiefer Kluftschacht in einen großen Raum

ab, der bei Regen äußerst nass und bei Gewitter hochwas-

sergefährdet ist. Am nordwestlichen Ende des Raumes

wurde ein 7 m hoher Aufstieg zu einem 25 m langen First-

gang erbohrt, welcher verstürzt endet (Wetterführung, siehe

auch 3.2.3, Sh 1679 m). Eine ebenfalls nach S ziehende

Canyonetage ist direkt zugänglich und endet nach Abstie-

gen über Blöcken an einer Engstelle. Weiters führt ein un-

angenehmer 15 m tiefer Schachtabstieg im Blockboden, der

dem selben Canyonsystem angehört, in einen Versturz-

raum, der aber einfacher über den im Folgenden beschrie-

benen Abstieg erreicht wird.

Über einen exponierten Riesenblock erreicht man im Nor-

den des Raumes einen 12 m tiefen Schachtabstieg auf den

nächsten Blockboden. Hier ist das erste Mal deutlich das

Profil des sich eintiefenden Canyons erkennbar, welcher

zur Mammuthöhle führt. Im Blockboden wurde einige Me-

ter bis zu einem größeren Abbruch abgeseilt, doch die

Hauptfortsetzung ist über eine technische Querung entlang

der nördlichen Wand zugänglich (Sh 1654 m). Der hier 5 m

breite First verjüngt sich sofort auf ca. 1,5 m Durchmesser

(sehr starke Wetterführung) und leitet zum Ansatz eines

67 m tiefen Schachtes. Auf –5 m kann der Schacht nach N

gequert werden, wo zwei weitere Abstiege (–3, –26 m; Jet-

Boil-Lebensretter-Schacht) zu einem verstürzten Ende füh-

ren (Sh 1620 m). Der 67 m tiefe Abstieg ist zwischen 2 und

5 m breit. Es folgt ein 7 m tiefer Abstieg mit unangenehm

engem Einstieg, welcher auf eine ebene Zwischenetage im

Canyon führt (1 - 2 m Breite, Blockboden, Sh 1579 m). Der

nun wieder bequem befahrbare Canyon biegt nach wenigen

Metern Richtung NO ab. Nach einer kurzen Kletterstelle

und weiteren wenigen Metern im Canyon selbst gelangt

man zu einem Schachtabbruch in einen zweiten größeren

Canyon, den Nuri-Canyon. Nach etwa 5 m Abseilfahrt ist

es notwendig mittels Seilgeländer auf einem schmalen Ge-

simse im Canyon mehrere Meter weit Richtung Ost zu que-

ren, um einen größeren Schachtraum zu erreichen. Nach

12 m Abseilfahrt erreicht man jenen Schlotraum, welcher

schon von der Mammuthöhle aus erreicht wurde. Hier be-

findet sich auch der Abstieg zu einem der Siphone des

Miskatonic River. Am Grund des 12-m-Abstieges kann in

sandigen Schlüfen in Richtung S noch einige Zehnermeter

bis zu einem Schlotraum mit Wassereintritt vorgedrungen

werden (Sh 1576 m).

Zurück zum Canyonbeginn am Grund des 12-m-Schachtes

in einer Seehöhe von 1654 m: Am südlichen Ende des

Raumes leitet ein Versturzdurchstieg im Süden (Einmün-

dung des Parallelabstieges von oben) zu einer Kletterstufe,

die wieder in eine geräumige Canyonetage leitet und gleich

rechtwinkelig nach links bzw. NO führt. Ab hier sind die

Gänge an der selben Störung angelegt an der auch der Ein-

stiegsschacht entwickelt ist. In der Ecke bricht ein zum Teil

kleinräumiger, insgesamt 47 m tiefer Kluftschacht ab (Nas-

se G’schicht). Er leitet in eine Raumerweiterung, wo bei ei-

ner Zwischenstufe auf –33 m ein wasserführender Canyon

einmündet, dessen Bach sich in einen blinden 14-m-

Schacht ergießt. In 7 m Tiefe führt eine kleinräumige Pas-

sage nach Norden in einen wasserführenden Schacht, wo

man schräg abseilend einen Kluftspalt erreicht der abermals

abbricht. Hier konnte einige Meter abgeklettert werden (Sh

1591 m), aber der unten einsehbare kleine Bachlauf wurde

aufgrund von Seilmangel nicht erreicht. Dieser Schacht ist

ca. 20 m tief und mündet mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit

in den zuvor beschriebenen Schlotraum südlich der Verbin-

dungsstelle Unfallschacht – Mammuthöhle ein.

Zurück zum Gangknick nach NO (Ansatz des 47-m-

Schachtes): Der Canyon wird über mehrere teils unange-

nehme Kletterstufen weiter bergab verfolgt bis man den

Einstieg eines 11 m tiefen Schachts erreicht. Vom Grund

kann man etwas schwierig und nass in Richtung NO zu ei-

nem engen Schluf im Firstbereich emporklettern. Der nun

sehr enge und teils nasse Canyon mündet nach mehreren

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 77

Engstellen wieder in eine Canyonerweiterung mit einem

Gerinne (Schüttung 1 l/s; Sh 1627 m). Der Bach mündet

über einer mehreren Meter hohen Stufe in den Raum ein

und verschwindet in einem unbefahrbaren Canyonspalt. Es

handelt sich dabei um einen Zubringer zum Miskatonic Ri-

ver.

Befahrungshinweise P18: 20-m-Seil, 2 SLA, Umlenkung auf ca. –12 m

P12: 15-m-Seil, 2 SLA, SLA auf –8 m

Querung: ca. 25-m-Seil, ca. 6 SLA + 15 m Seil, 2 SLA für

P12 zum Nuricanyon

Querung des P67 zu Parallelschacht: 25 m Seil, 4 SLA

P3: SLA, 5-m-Seil

P26: 30-m-Seil, 2 SLA, SLA auf –8 m

P67: 80-m-Seil, 2 SLA, Querung, 2 SLA, SLA auf –12, –

17, –35, –57 m

P7: 9-m-Seil, 2 SLA

Querung & P12: 35 m Seil, 8 SLA

P47: 50-m-Seil an Sanduhr vor Schacht, je 1 SLA auf –11,

–14 m, Köpfl für Umlenkung –26 m, Bei einem Absatz auf

-33 m 7 m zu einem Gangansatz abseilen (Blockveranke-

rung); Abfallende Querung: 12-m-Seil an 2 SLA

P11: 13 m Seil, 2 SLA

3.2.3 Südliche Canyons und zweite Horizontaletage

Im größeren Raum nach dem 4-m-Abstieg (Sh 1678 m; Ab-

schnitt 3.2.1) kann der enge Bodencanyon an einer Stelle

durchschloffen werden. Er mündet in einen ca. 1 m durch-

messenden Firstgang mit Sohlencanyon welcher 25 m nach

Norden zieht. Nach einer Engstelle trennt ein Versturz die

Verbindung zum nur 4 m entfernten Ende des Ganges nach

dem 7-m-Aufstieg im nördlichen Canyonsystem (Abschnitt

3.2.2). Im Firstgang kann sowohl zu Beginn als auch am

Ende in einen ca. 30 m hohen und 1 - 3 m breiten Canyon

mit wasserüberonnener Feinsedimentsohle abgestiegen

werden. Befahrungstechnisch günstiger ist der erste Ab-

stieg, in welchem nach einer Engstelle 6 m zu einem weite-

ren Firstgang abgeseilt werden kann. Dieser ist bis zu 2 m

breit und 3 m hoch und führt ca. 50 nach SSO. Er mündet in

einen mehr als 30 m hohen Schlotraum aus (Sh 1664 m),

dessen untere Stufe technisch erklettert wurde. An der west-

lichen Seite kann der Schlotraum verlassen werden. Nach N

ziehen der Gang der kalten Steine sowie ein paralleler Gang

zum Canyon zurück. Nach S gelangt man zu einem 24 m

tiefen Abstieg, welcher in die aktive Etage des Canyons

führt.

Am Grund des Schachtes findet man sich in einem ca.

3 x 3 m messenden Wassergang wieder. Dieser endet Rich-

tung SW an einem großen Siphonsee (Sh 1638 m). Es han-

delt sich dabei um den derzeitigen Endsiphon des Miskato-

nic River. Tauchversuche scheinen hier durchaus erfolgs-

versprechend zu sein. Bachabwärts gelangt man durch eini-

ge hüfttiefe Seen watend zu einer Stelle, an welcher sich die

Decke bis auf einen halben Meter über das Wasser senkt.

Hier ist es notwendig sich in eine kleine Deckenröhre mit

fragilem Boden aus zarten wasserzerfressenen Hacheln zu

zwängen, um kein Bauchbad zu nehmen. So viel zur Theo-

rie. Man erreicht eine kleine wohltuende Felsinsel, um sich

anschließend mittels eines Seilgeländers an der Decke über

die nächste nun bis zu 1,5 m tiefe Wasseransammlung zu

begeben. Der Bachlauf verschwindet an dieser Stelle in ei-

nem kleineren Siphon, um nach wenigen Metern an be-

kannter Stelle in der Nähe von VP 240 wieder hervorzutre-

ten. Nach der zuvor beschriebenen akrobatischen Stelle er-

reicht man einen 5-m-Aufstieg (Material), welcher in einen

trockenen 1,5 m breiten und bis zu 2 m hohen Gang mün-

det. Dieser sehr stark bewetterte Gang führt steil Richtung

Norden bergab und endet an einer Engstelle wenige Meter

von später beschriebenen bekannten Teilen.

Unmittelbar nach dem 5-m-Aufstieg zweigt an der rechten

Raumbegrenzung ein erst mühsam von unten freigelegter

Durchschlupf ab, welcher nach einem mit Konkretionen

beinahe verfüllten Schluf in eine kleine Raumerweiterung

mündet. Nach einer wiederum auf befahrbare Ausmaße er-

weiterten Engstelle führt ein 5-m-Abbruch auf den Grund

eines aktiven Canyons. Im Süden tritt hier oberhalb einer

technisch erkletterten Wasserfallstufe wieder der Miskato-

nic River ein. Bachabwärts gelang man nach wenigen Me-

tern im bis zu 2 m breiten Canyon bald zu einer Raumer-

weiterung mit einem Blockzwischenboden. Der Bach ver-

schwindet hier unter lautem Getöse in einem nicht weiter

erforschten Canyon. Richtung Western gelangt man über

einen steil aufwärts führenden Schluf und einer erst müh-

sam von Versturzblöcken befreiten Engstelle in einen klei-

nen Raum. Hier befindet sich auch eine unbefahrbare Ver-

bindung zu jenem Gang, welcher oberhalb des 5-m-

Aufstiegs am Ende des Wassergangs ansetzt.

Vom kleinen Raum selbst leitet ein unangenehm enger

verwinkelter Schluf unverhofft in einen riesigen Canyon-

raum (Sh 1633 m). Kopfvoraus aus dem Schluf über eine

4 m-Stufe abkletternd erreicht man dessen Grund mit Was-

seransammlung. Hier mündet ein über 20 m hoher Schlot in

wieder bekannte Teile einer höheren Etage. Verfolgt man

den Canyongrund weiter Richtung Norden, so erreicht man

eine Blockbarriere. Hier befinden sich oberhalb einer unan-

genehmen Kletterstelle noch einige unvermessene Fortset-

zungen. Der Canyonraum selbst wurde bei der Erforschung

von oben her erreicht, jedoch ist der Zustieg eher mühsam.

Zurück zum Schlotraum (Sh 1664 m): Die Fortsetzung in

Richtung SSO ist über einen Durchschlupf an der östlichen

Seite erreichbar. Die Dimensionen des folgenden, leicht an-

steigenden Mimösengangs variieren zwischen Krabbelstre-

cke und mehreren Metern Höhe und bis zu 4 m Breite.

Nach ca. 30 m folgt nach einem Kletteraufstieg eine Ver-

zweigung, wobei die nach W führenden Teile an Engstellen

enden und möglicherweise eine Verbindung zum Schlot-

raum aufweisen. Die Hauptfortsetzung führt weiter nach

SSO, wobei die Wetterführung an einer aufgegrabenen

Engstelle (Mimöse) von weitem hörbar ist. Nach der

Engstelle verläuft der Gang weitere 70 m nach SSO. Dort

verliert der Gang schlagartig seinen Firstcharakter und geht

in einen nach wenigen Metern unbefahrbar engen Canyon

über. Es ist jedoch möglich, am Ende und 20 m davor in ei-

ne tiefere Canyonetage abzusteigen. In dieser Etage kann

nach ca. 20 unangenehm engen Metern wieder in den First-

gang aufgestiegen werden, der sich hier großräumig fort-

setzt.

Befahrungshinweise 6-m-Abstieg: 10 m Seil, 2 SLA, SLA auf –5 m (Pendler in

First)

P24: 40 m Seil, 6 SLA

Querung der Halbsiphon-Strecke: 20-m-Seil, 5 SLA

4 Beobachtungen und Erkenntnisse

Der Komplex Riesenkluft - Unfallschacht ist an einem ver-

tikalen SSO-NNW streichenden Störungssystem angelegt,

an der auch das Teufelsloch entwickelt ist. Obwohl an der

Oberfläche keine bedeutenden Anzeichen zu erkennen sind,

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 78

lässt sich die Mindestaussdehnung dieses Störungssystems

an den Höhlenteilen ablesen, welche sich über 650 Hori-

zontal- und 500 Vertikalmeter erstrecken. Erst im südlichs-

ten Teil, wo das Plateau beginnt, zeigt die Topographie

markante vertikale Versatze und Einbrüche in der Verlän-

gerung der Höhlenteile. Gemeinsam mit der starken Was-

ser- und Wetterführung lässt dies auf weiteres Neuland hof-

fen. Der im Norden anschließende Wasserschacht, welcher

den Unterlauf des Miskatonic River darstellt, verläuft streng

in S-N-Richtung und dürfte damit an einer anderen Störung

angelegt sein. Die durchgehende und geradlinige Fließstre-

cke und die Ähnlichkeit der Dimensionen der Canyons ent-

lang des Miskatonic River und im Wasserschacht weisen

aber auf eine zeitgleiche Entwicklung des Wasserweges

hin. Die gesamte Wasserstrecke zwischen dem obersten Si-

phon im Unfallschacht (Sh 1638 m) und dem Endsiphon im

Wasserschacht (Sh 621 m) überwindet 1017 Höhenmeter

und 1,7 km Horizontaldistanz. Vom Siphon im Nuri-

Canyon (Sh 1565 m) kann der aktive Canyon durchgehend

bis zum Endsiphon befahren werden – hoffentlich kommen

Canyoning-Anbieter dabei nicht auf verwegene Gedanken.

Das Einzugsgebiet des Miskatonic River könnte zwischen

Däumelkogel und den beiden Speikberg-Gipfeln liegen

(siehe dazu auch Behm, 2009). Die Schloträume in den

Etagen oberhalb des Endsiphons sowie die Schachtabstiege

zwischen dem Grund des Unfallschachtes und dem Nuri-

Canyon weisen zahlreiche Tropfstellen auf, welche tw. bei

Starkregen zu für die Befahrung unangenehmen kleinen

Bächen anschwellen und höchstwahrscheinlich alle in den

Miskatonic River münden. Dies ist insofern bemerkenswert,

da unterhalb des Siphons im Nuri-Canyon faktisch keine

Zubringer mehr anzutreffen sind. Der Siphon im Nuri-

Canyon dürfte bei Hochwasser um bis zu 9 m ansteigen.

Bei der Befahrung im Juli 2011 bei Regenwetter schüttete

der Endsiphon (Sh 1638) geschätzte 20 l/s, während in Tro-

ckenzeiten ca. 1 l/s austreten dürfte. Die horizontalen

phreatischen Teile sind trocken, jedoch können bei Starkre-

gen an mehreren Stellen Gerinne eintreten.

Die Wetterführung ist in allen Teilen stark und weist auf

einen höheren Eingang hin. Bei der Tour im Dezember

2011 war der Luftzug vor der ausgegrabenen Engstelle

(Mimöse) in den südlichsten Teilen von weitem zu hören

und machte das Graben und Durchschliefen sehr unange-

nehm. Sinterbildungen sind in den neuen Teilen de facto

nicht anzutreffen, lediglich in den Gängen unterhalb der

Halbsiphonstrecke sind einige wenige, jedoch besonders

attraktive Sinterbildungen anzutreffen.

Der Höhleninhalt ist Dachstein-typisch und entsprechend

unspektakulär: Versturzmaterial und tw. gerundete Gerölle

in den Canyon- und Halbsiphonstrecken und trockener

Sand in den phreatischen Teilen. Im Mimösengang wurden

hellgraue Ablagerungen aufgefunden.

5 Weitere Höhlen

5.1 Unfall-Nebenschacht (1547/241)

Basisdaten: L: 15 m, H: –9 m, HE: 14 m, BMN-Koord

(M31): 478.565 / 265.490 (± 5 m), Sh: 1740 m

Lage und Zustieg: 15 m WSW des Unfallschachtes.

Raumbeschreibung: Schmaler Kluftschacht, welcher an

derselben Störung wie der Einstieg des Unfallschachtes an-

gelegt ist. Zur Befahrung ist ein 10-m-Seil notwendig (na-

türliche Verankerung).

5.2 Eierschacht (1547/242)

Basisdaten: L: 43 m, H: –38 m, HE: 9 m, BMN-Koord

(M31): 478.593 / 265.037 (± 5 m), Sh: 1910 m

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 79

Lage und Zustieg: Ca. 250 m östlich des Däumelkogels in

einer steilen Plattenwand. Am markierten Weg vom Däu-

melsee kommend, ignoriert man die Abzweigung zur

Schönbergalm und verfolgt den Weg weiter zum Heilbron-

nerkreuz. Ca. 350 m nach der erwähnten Abzweigung

knickt der Weg nach Süden. Hier verlässt man den Weg

nach NO und übersteigt eine markante Stufe mit einer kur-

zen Latschenmauer. Das Gelände bricht steil nach Norden,

und am nordwestlichen Rand einer markanten Platte befin-

det sich der kreisrunde Einstieg.

Raumbeschreibung: Der Einstiegsschacht hat ca. 2 m

Durchmesser und bricht senkrecht 30 m auf die Spitze eines

Schneekegels ab, und nach weiteren wenigen Metern ist das

obere Ende des steil abfallenden Schachtbodens erreicht.

Der Grund hat ca. 10 x 5 m Durchmesser. In halber

Schachttiefe kann zu einem fortsetzungslosen Balkon ge-

quert werden.

Ein alter Spit am Schachteinstieg zeugt von einer früheren

Befahrung.

Befahrungshinweise: 40-m-Seil, alter Spit+SLA am

Schachtrand, SLA auf –4, –17 m

5.3 Halber-Ski-Schacht (1547/243)

Basisdaten: L: 111 m, H: –39 m, HE: 49 m, BMN-Koord

(M31): 478.429 / 265.592 (± 5 m), Sh: 1690 m

Lage und Zustieg: ca. 200 m WNW des Unfallschachtes.

Vom Unfallschacht ausgehend verfolgt man die markante

Störung ca. 80 m nach WSW in eine latschenfreie Zone.

Von dort aus ca. 100 m nach NNW bis zu einem großen,

fortsetzungslosen Schachteinbruch (unvermessen). Der Ein-

stieg zum Halben-Ski-Schacht befindet sich unmittelbar

nördlich davon.

Raumbeschreibung: Ein ca. 10 x 8 m weiter Schachtmund

bricht an seiner nördlichen Seite 5 m auf einen Blockboden

ab. Es folgt eine kleiner dimensionierte 23 m tiefe Stufe

welche in das südliche Ende eines großräumigen Kasten-

ganges (5 x 7 m Querschnitt) mündet. Das südliche Ende

des 50 m langen Ganges ist mit Bohnerzsand ver-

schwemmt. Das nördliche Ende stellt eine niedrige Strecke

mit Endversturz dar. Kurz davor ist es eventuell möglich im

Bodenblockwerk einen Zustieg zu einem Schacht freizu-

räumen (deutliche einwärtige Sommerwetterführung).

Am Grund der 23-m-Stufe wurden ein zerbrochener Ski äl-

terer Bauweise (70er oder 80er Jahre) und eine Rettungsde-

ckenverpackung gefunden.

Befahrungshinweise: 40-m-Seil, Latschenverankerung, 2

Spit im P23.

Ca. 30-40 Höhenmeter unterhalb des Unfallschachtes wur-

de noch eine Horizontalhöhle aufgefunden (am Befahrungs-

tag im Oktober 2009 unbewettert), jedoch mangels einer

Lampe nicht befahren (BMN-Koordinaten:

478.547/265.545). Der Rücken bzw. der westlich angela-

gerte Graben zwischen Däumelkogel und Unfallschacht

wurden abgesucht, dabei wurden noch zwei Schächte auf-

gefunden (BMN-Koordinaten einer der beiden Schächte

(ca. -10 m) 478.618/265.331; der andere Schacht liegt hö-

her). Oberhalb des Unfallschachtes gibt es einige phreati-

sche Röhren, welche ebenfalls noch unvermessen sind.

Literatur: BEHM, M. (2011): Verbindung des Unfallschachts mit

der Dachstein-Mammuthöhle (1547/9). – Die Höhle, 62:

58-62.

BEHM, M. (2009): Zur Neubearbeitung der Riesenkluft

in der Dachstein-Mammuthöhle (1547/9). – Höhlenkundl.

Mitt., Wien, 65, 11/12: 133-139.

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 80

Dachsteinbericht

Christian Berghold-Markom

In den letzten Jahren wurden am nördlichen Dachstein (Ka-

tastergebiet 1547) wieder einige neue Objekte erforscht und

vermessen. Im Zuge der Errichtung des neuen Karstlehr-

pfades wurde auch die altbekannte Krippenstein-Eishöhle

(1547/64) einer Neuvermessung unterzogen, wobei sogar

noch einige Meter Neuland entdeckt werden konnten. Auch

im momentan größten Projekt dieses Gebietes, dem Unfall-

schacht (1547/9u), wird fleißig geforscht und vermessen,

was aber in einem eigenen Artikel behandelt werden wird.

Wie schon immer am Dachstein gibt es mehr offene Frage-

zeichen, als fertig erforschte Höhlen. Es sind daher einmal

mehr alle recht herzlich eingeladen, an den Forschungsfahr-

ten und den Dachsteinwochen (z.B. die Krippensteinwo-

che Andy Bigler 22. bis 29. Juli 2012 oder die VÖH Schu-

lungswoche 9. bis 15. September 2012) in dieses einzigar-

tige Gebiet teilzunehmen!

Waldloch (Kat.-Nr. 1547/253)

Däumelkogel, Dachstein, Oberösterreich

Basisdaten: L: 10 m, H: -8 m, He: 5 m, Sh: 1765 m

Koordinaten (VP 1): BMN 478.306 / 265.299 (GPS ±5 m)

Vermessung: Christian Berghold und Bernhard Tarmann

am 9. Juni 2009

Entwurf und Plan: Christian Berghold-Markom (Plan:

2012)

Lage und Zugang: Von der Seilbahnstation Krippenstein

dem Weg Richtung Heilbronner Kreuz folgen. Nach der

Krippenstein Eishöhle dann den Weg Richtung Norden zum

Däumelsee einschlagen und diesen weiter bis zum Däumel-

kogel verfolgen. Hier wird der Steig verlassen. Der Eingang

befindet sich 200 m nordnordwestlich des Däumelkogel-

Gipfels auf den angegebenen Koordinaten. Der Höhlenein-

gang ist nicht markiert und ohne GPS wahrscheinlich

schwer zu finden.

Raumbeschreibung: Am Grund des 6 m tiefen Eingangs-

schachtes setzt Richtung Osten ein bald unbefahrbar enger

Canyon an. Das war’s auch schon.

Mögliche Fortsetzungen: Keine.

Föhnspalte (Kat.-Nr. 1547/244) Däumelkogel, Dachstein, Oberösterreich

Basisdaten: L: 25 m, H: -13 m, He: 10 m, Sh: 177 m

Koordinaten (VP 6): BMN 478.468/ 265.321 (GPS ±5 m)

Vermessung: Christian Berghold und Bernhard Tarmann

am 9. Juni 2009

Entwurf und Plan: Christian Berghold-Markom (Plan:

2012)

Lage und Zugang: Von der Seilbahnstation Krippenstein

dem Weg Richtung Heilbronner Kreuz folgen. Nach der

Krippenstein Eishöhle dann den Weg Richtung Norden zum

Däumelsee einschlagen und diesen weiter bis zum Däumel-

kogel verfolgen. Hier wird der Steig verlassen und nördlich

des Däumelkogels nach Osten gequert. Der Eingang befin-

det sich 200 m nordnordöstlich des Däumelkogel-Gipfels

auf den angegebenen Koordinaten. Der Höhleneingang ist

nicht markiert.

Raumbeschreibung: Gleich nach dem engräumigen Eingang

öffnet sich die Höhle zu einem steilen, kluftgebundenen

Raum, welcher sich auf -10 Meter in zwei zwar bewetter-

ten, aber unbefahrbar engen Canyons verliert. Ein mögli-

cher zweiter Eingang östlich des Ersten war am Tag der Er-

forschung mit Schnee verfüllt.

Mögliche Fortsetzungen: Keine.

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 81

Störungshöhle (Kat.-Nr. 1547/247a-c)

Krippenstein, Dachstein, Oberösterreich

Basisdaten: L: 67 m, H: 16 m (+2/-14), He: 28 m, Sh:

1985 m

Koordinaten (VP 1): BMN 477.387 / 264.450 (GPS ±5 m)

Vermessung: Christian Berghold-Markom am 4. Oktober

2011 mit DistoX und PocketTopo.

Entwurf und Plan: Christian Berghold-Markom 2011, Lan-

desverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich

Lage und Zugang: Wenige Meter südlich des Weges vom

Krippenstein zum Heilbronner Kreuz, nach den Skipisten

und vor der Abzweigung zur Krippenstein Eishöhle. Zwi-

schen Höhleneingang und dem Weg steht eine Metalltafel

des Karstlehrpfades (2012).

Raumbeschreibung: Vom Eingang a aus gelangt man über

Geröll und Blockwerk abkletternd in den nicht (mehr)

überdeckten Hauptgang, dieser an einer Nordost-Südwest

verlaufenden Störung angelegten Höhle. Hier zweigen auch

zwei Seitenäste Richtung Nordwesten ab, welche ebenfalls

zu kletterbaren Tagöffnungen (Eingänge b und c) führen.

Der Hauptgang kann Richtung Südwesten unschwierig bis

zu einem Schachtabbruch verfolgt werden, in welchem sich

Anfang Oktober 2011 noch ein Altschneekegel befand.

Mögliche Fortsetzungen: (1) Auf der Nordseite des

Schachtraumes ist zwischen Altschneekegel und Höhlen-

wand ein Schacht einige Meter einsehbar, welcher jedoch

seiltechnische Befahrung erfordert. (2) Unterhalb von Ein-

gang b versperrt ein eingeklemmter Stein in einer Spalte im

Boden eine mögliche (engräumige Fortsetzung).

Bernhards Schlufloch (Kat.-Nr. 1547/252)

Margschierf, Dachstein, Oberösterreich

Basisdaten: L: 25 m, H: -13 m, He: 10 m, Sh: 2035 m

Koordinaten (VP 1): BMN 478.467 / 264.331 (GPS ± 5 m)

Vermessung: Christian Berghold-Markom, Helmut

Roithner und Bernhard Woisetschläger am 10. September

2011 mit DistoX und PocketTopo

Plan: Christian Berghold-Markom 2012

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 82

Lage und Zugang: Ca. 100 m südlich des Weges vom Krip-

penstein Richtung Heilbronner Kreuz, welcher nördlich um

den Margschierf herum führt. Ca. 320 m Luftlinie nordöst-

lich vom Margschierf – Gipfel.

Raumbeschreibung: In der Eingangsdoline öffnet sich nach

Südwesten eine kleine Öffnung, über die in einen ca. 10

Meter tiefen, schräg abfallenden Schachtraum abgeseilt

werden kann. An dessen Grund setzt nach Südosten ein un-

befahrbar enger Canyon an. Vor dem Canyon konnte ein

Bodenloch freigeräumt und etwas erweitert, jedoch nicht

befahren werden.

Mögliche Fortsetzungen: Eventuell die (nicht bewetterte)

Bodenöffnung vor dem Canyon (für schlufaffine Höhlen-

forscherInnen ohne Schachtzeug).

MMaarrggsscchhiieerrff--HHööhhllee 224488 (Kat.-Nr. 1547/248 a-d)

Margschierf, Dachstein, Oberösterreich

Basisdaten: L: 68 m, H: -17 m, He: 23 m, Sh: 2016 m,

Koordinaten (VP X): BMN 478.541 / 264.324 (GPS ±5 m)

Vermessung: Christian Berghold-Markom, Helmut

Roithner und Bernhard Woisetschläger am 10. September

2011 mit DistoX und PocketTopo

Entwurf und Plan: Christian Berghold-Markom 2011, Lan-

desverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich

Lage und Zugang: Vom Krippenstein kommend den Weg

zum Heilbronner Kreuz, nördlich um den Margschierf her-

um, folgen. Die Höhle liegt ca. 25 m südlich des Weges in

der Nähe einer kleinen Unterstandshütte.

Raumbeschreibung: In die Höhle kann über die Eingänge

(a),(b) und (d) abgeklettert werden. Eingang (c) ist ein ca.

10 m tiefer Schacht und nur mit Seil befahrbar. Richtung

Südwesten verengt sich die Höhle zu einem engen Schluf,

durch welchen in einen weiteren, kleinen Raum abgestiegen

werden kann. Hier setzt im Westen ein hoher Canyonraum

und im Osten eine steile Röhre an, welche aber beide nach

wenigen Metern enden.

Mögliche Fortsetzungen: keine.

HHeelliiss SScchhlluufflloocchh (Kat.-Nr. 1547/251)

Krippenstein, Dachstein, Oberösterreich

Basisdaten: L: 6 m, H: -4 m, He: 3 m, Sh: 1945 m

Koordinaten (VP 1): BMN 477.347 / 264.404 (GPS ±5 m)

Vermessung: Christian Berghold-Markom, Helmut

Roithner und Bernhard Woisetschläger am 10. September

2011 mit DistoX und PocketTopo

Plan: Christian Berghold-Markom 2012

Lage und Zugang: Dem Weg vom Krippenstein zum Heil-

bronner-Kreuz bis kurz nach der Krippenstein-Eishöhle

folgen. Hier zweigt nach Süden der Weg zum Hirzkarsee-

lein ab. Diesem etwa 50 m folgen. Der Höhleneingang liegt

auf der Nordseite einer kleinen Doline neben dem Weg.

Raumbeschreibung: Durch den niedrigen Eingang schlie-

fend begibt sich vermutlich niemand mehr die sechs Meter

bis zum Endpunkt dieses weniger beeindruckenden Objek-

tes.

Mögliche Fortsetzungen: Keine.

MMaarrggsscchhiieerrff--HHööhhllee--225500 (Kat.-Nr. 1547/250)

Margschierf, Dachstein, Oberösterreich

Basisdaten: L: 12 m, H: 2 m, He: 8 m, Sh: 2022 m

Koordinaten (VP 1): BMN 477.932 / 264.053 (GPS ±7 m)

Vermessung: Christian Berghold-Markom am 4. Oktober

2011 mit DistoX und PocketTopo

Plan: Christian Berghold-Markom 2012

Lage und Zugang: Die Höhle liegt an den Südabbrüchen

des Margschierf. Am besten den Weg (Nr. 661) über den

Margschierf Richtung Heilbronner Kreuz folgen und dann

nördlich der Höhle vom Weg abbiegen und sich zu den an

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 83

gegebenen Koordinaten durchschlagen. Anmerkung: ohne

GPS kaum zu finden.

Raumbeschreibung: Der nordwärts gerichtete, horizontale

Eingang macht nach wenigen Metern einen scharfen Knick

nach südost und wird alsdann unbefahrbar eng.

Mögliche Fortsetzungen: Für Menschen keine

Neue Höhlen am Gösing

Friedrich Volkmann

Im Sommer 2011 versuchte ich die Höhlen am Gösing auf-

zuspüren. Am schwierigsten gestaltete sich die Suche nach

der Kleinen Kluft (1861/44), da ihre Lage im Kataster

falsch angegeben war und noch dazu nur relativ zum Geier-

horst (1861/43) mit seiner abenteuerlichen Zugangsbe-

schreibung. Die angenehme Nebenwirkung langwieriger

Suche ist, dass man dabei mitunter etwas Neues entdeckt.

Doch zunächst möchte ich euch die wirkliche Lage der vor-

genannten Höhlen nicht vorenthalten. Rechts vom Parkplatz

bei der Pfarrkirche (Mariahilfkirche) in Sieding beginnt im

Gebüsch unscheinbar ein Pfad, der bald deutlicher wird und

mit orangen Punkten markiert ist. Nicht am schnellsten,

aber am einfachsten folgt man dieser Markierung bis zu ei-

nem einfachen alten Niederstand, bei dem der hangqueren-

de, spärlich mit ebenfalls orangen, teils auch rosa Punkten

markierte Jagdsteig erreicht wird, auf den in älteren Berich-

ten im Kataster Bezug genommen wird und der weiter

orografisch rechts als Hoyos-Steig angeschrieben ist. Wir

folgen ihm aber in die Gegenrichtung, bis er immer undeut-

licher wird und die Markierungen enden. Hier werden wie-

der größere Felsgruppen erreicht. Am Wandfuß der zweiten

wurde in einer auffälligen, aber nicht katasterwürdigen

Halbhöhle (BMN 724251/288568), die als Lager- und

Rastplatz genutzt wird, ein Wandbuch mit Klettertopos hin-

terlegt. In diesem werden die Felsgruppen als Pecher-

wandln bezeichnet. Wenige Meter rechts von der Halbhöhle

ist oberhalb einer steilen Felsrinne eine Kluft erkennbar

(BMN 724265/288564), bei der es sich um den Geierhorst

handeln dürfte. Noch weiter rechts, 50 m östlich der Buch-

höhle, ist in einer Wandbucht ein Aufstieg über erdige

Schrofen möglich. Hier vermeint man auf der linken Seite,

am Ende einer Rampe, hinter Gebüsch eine Kluft zu erken-

nen, die aber nur ein kleiner Ausbruch ist. Stattdessen muss

man rechtshaltend die Schrofenrinne weiter aufsteigen um

zur Kleinen Kluft (BMN 724323/288562) zu gelangen, die

nur 2 m unter dem Plateaurand liegt und von oben her ein-

facher erreichbar ist, wenn man die Stelle kennt. Mein

Dank geht an Helmut Kütäubel für die Wiederauffindung

dieser Höhle.

Weitaus auffälliger ist rund 80 m SSO der Buchhöhle der

Osteingang des

Pecherwände-Kriechgangs (1861/72 a,b).

Basisdaten: BMN-Koord. 724288 / 288501 (±8 m, GPS),

Sh 747 m, L 8 m, H +2 m, He 8 m

Durch eine kleine Felsgruppe unterhalb der eigentlichen

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 84

Pecherwände führt dieser kleine Kluftgang, der 1,5 m vom

Westeingang (a) entfernt eine unbefahrbare Engstelle auf-

weist.

Steigt man von hier rechtshaltend aufwärts zum östlichen

Teil der Pecherwände, so erblickt man 80 m ONO vom Pe-

cherwände-Kriechgang eine größere Felsnische (BMN

724366/288529). Es handelt sich im Wesentlichen um ei-

nen wandparallelen Kluftraum, der sich nach oben hin am-

bossförmig zu den Seiten ausdehnt und dadurch eine katas-

terwürdige Gesamtlänge erreichen dürfte. Weil die Vermes-

sung Kletterei erfordert, haben wir darauf verzichtet.

Einige Meter unterhalb ist am Wandfuß eine kleinere Ni-

sche. An ihrer Decke bemerkte ich ein kleines Guckloch,

hinter dem ich einen weiteren Hohlraum ausmachen konn-

te. Der versteckt liegende Eingang dazu befindet sich nur

6 m südlich der ambossförmigen Höhle, ist aber von dort

aus nicht zu sehen. Man erreicht ihn von oben durch eine

kurze etwas exponierte, aber unschwierige Querung. Auf

Grund menschlicher Hinterlassenschaften (s.u.) wählte ich

den Namen

Ribiselweinhöhle (1861/73 a,b).

Basisdaten: BMN-Koord. 724366 / 288522 (±5 m, GPS),

Sh 790 m, L 22 m, H 6 m (+2 / -4 m, bezogen auf den obe-

ren Eingang), He 10 m

Durch den schachtartigen Einstieg gelangt man in den nach

NW führenden und dann scharf nach rechts (ostwärts) bie-

genden Hauptraum, in dem der Boden mit Plastikplanen

bedeckt war und sich 1 Gartensessel, zerfallende Plastiksa-

ckerln, 2 Dosen Fleischschmalz von Inzersdorfer, Holzbret-

ter und -stöcke sowie 2 leere Doppler-Flaschen Adabei Ri-

biselwein befanden. Anscheinend wurde die Höhle von ei-

nem Pecher, Jäger oder Waldbesitzer als Rastplatz oder als

Zuflucht bei Schlechtwetter benutzt. Den Sessel, der jenem

bei der Buchhöhle ähnelt, ließ ich in der Höhle, den Rest

habe ich entsorgt. Aus dem Beginn des Hauptraumes

zweigt nach SO ein aufwärts führender Gang ab, der in eine

kleine Kammer übergeht, an deren Ende zwischen Baum-

wurzeln Licht eindringt. Diese Stelle ist von draußen kaum

als Lichtöffung zu erkennen. In dieser Kammer traf ich bei

allen Besuchen im Jahr 2011 eine Kleine Hufeisennase

(Rhinolophus hipposideros) an. Außerdem wurden Spinnen

und eine Schnabeleule (Hypena rostralis) angetroffen. An

Flora sind die Waldrebe (Clematis vitalba), die von oben in

den oberen Eingang hing, und die ebenfalls über diesem

Eingang hängende Tollkirsche (Atropa belladonna) erwäh-

nenswert. Das Gestein sieht im Außenbereich dolomitisch

hellgrau aus, innen ist es brekziös und teilweise braun ge-

färbt (anscheinend Hämatit), ähnlich dem Riffschuttkalk

auf der Hohen Wand.

25 m NW der Ribiselweinhöhle gibt es in der nächsten

Wandbucht am Wandfuß einen unscheinbaren Eingang in

eine Kammer, die sich bestens für Versteckspiele eignen

würde. Die Gesamtlänge beträgt aber nur 4 m.

Lösseinbruch (6845/210) nördlich Rohrendorf

Friedrich Volkmann

Im Saubühel nördlich Oberrohrendorf bei Krems sind be-

reits einige Höhlen bekannt, allen voran die Konglomerat-

höhle (6845/54). 33 m südlich von dieser scheint unmittel-

bar neben einer Feldwegkreuzung ein Traktor in eine verti-

kale Kluft eingebrochen zu sein, die jetzt mit einem Gitter

abgedeckt ist. Sie wurde bereits von Mitgliedern des Lan-

desvereins untersucht und für nicht katasterwürdig befun-

den, da sie nur 3½ m tief ist und die Fortsetzungen unbe-

fahrbar sind.

Weitere 26 m südlich befindet sich eine größere Höhle, die

bisher offenbar nicht bemerkt wurde, weil sie vom Weg aus

nicht sichtbar ist, der nur wenige Meter schräg oberhalb

vorbei führt.

Basisdaten: BMN-Koord. 699.885 / 365.628 (±3 m, GPS),

Sh 276 m, L 9 m, H -3 m, He 7 m

Der südostschauende Eingang liegt am oberen Ende eines

unschwierig besteigbaren Schuttkegels in einer Steilstufe

zwischen zwei Weinbergterrassen. Gleich hinter der

Trauflinie teilt sich die Höhle in zwei abwärts führende Äs-

te. Der rechte, nördliche endet niedrig und schichtfugenar-

tig nach 3 m. Der linke, 4 m lange führt vorbei an einem

1 m langen Versturzblock, neben dem eine weitere Tagöff-

nung befahrbar ist, und weiter über sehr lockeres Versturz-

material in eine Kammer hinab. Der Charakter der in wenig

verfestigtem Löss angelegten Höhle unterscheidet sich

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 85

gänzlich von dem der beiden vorgenannten im Konglome-

rat. Möglicherweise ist sie durch Auswaschung entstanden.

Die Morphologie und die Versturzblöcke lassen es aber

auch möglich erscheinen, dass sie sich durch fortlaufende

Deckenbrüche als Konsequenzhöhle aus einem alten Erd-

stall oder Keller entwickelt hat. Einen 3 m langen Keller

mit niedrigem Eingang gibt es auch 25 m östlich der Kong-

lomerathöhle. Jener ist noch gut erhalten. Solche Objekte

wurden üblicherweise nur dort angelegt, wo das Gestein

leicht schürfbar, aber nicht zu instabil ist. Wenn das Mate-

rial oberhalb aber lockerer ist, dann kann ich mir vorstellen,

dass geringfügige Deckenbrüche eine Art Kettenreaktion

hervorrufen. Einfließendes Regen- und Schmelzwasser

kann dann zu weiteren Veränderungen führen.

Die Schusshöhle (6845/211) nördlich Weiten

Friedrich Volkmann

Im Kataster werden einige Stollen als künstliche Objekte

geführt. Einer davon ist der „Stollen am Schuss“

(6845/K4), benannt nach der Siedlung „Am Schuss“ nörd-

lich Weiten. Der Eingang befindet sich über einer etwa 5 m

hohen Steilstufe am linken (östlichen) Ufer des Weiten-

bachs, etwa 80 m südlich vom Südende jenes Teils der

Siedlung, der ebenfalls östlich vom Weitenbach liegt. Am

8. April 2012 erspähte Harald Pliessnig nördlich der Sied-

ling beim Vorbeifahren ein weiteres Loch auf der anderen

Seite des Baches, hier ist es der Wehrbach. Zu unserer

Überraschung stellte sich das Objekt bei näherer Betrach-

tung als natürlich heraus.

Basisdaten: BMN-Koord. 670.487 / 352.530 (±9 m, GPS),

Sh 370 m, L 6 m, H +3 m, He 8 m

Von der Postbus-Haltestellte „Zogelsdorf-Abzweigung“,

wo die Straße nach Zogelsdorf von der L81 abzweigt, führt

ein Fahrweg südwärts zu einer Furt durch den Wehrbach

(Gummistiefel ratsam). Danach geht man 60 m weglos

südwärts und erblickt etwa 10 m oberhalb des Baches den

bequem erreichbaren, westschauenden Eingang. Der bis

1,5 m breite und bis 3 m hohe, an Verwerfungen in Marmor

angelegte Gang endet nach 5 m, wo eine schmale, abfallen-

de Fortsetzung nach etwa einem weiteren Meter unbefahr-

bar wird, aber noch einige Meter weit einsehbar ist. Bemer-

kenswert sind Perlsinter und eine mit 1873 datierte In-

schrift. Ein Geocache mit dem Namen „Klaustrophobie“,

den wir am 8.4. in der Höhle vorfanden, war bei der Ver-

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 86

messung am 21.4. nicht mehr da. Die Hinterleger hatten die Höhle ebenfalls beim Vorbeifahren entdeckt.

Die Steinrutschenhöhle (2911/79) östlich Sommerein

Friedrich Volkmann

Bei einer Websuche nach Informationen über die Kulmlu-

cke (Kolmlucke, 2911/6) stieß ich auf einen Artikel auf der

Homepage der Gemeinde Sommerein, in welchem steht:

»Die Kolmlucke befindet sich in halber Hanghöhe des

Kolmberges. Interessant ist nun, dass sich in der Falllinie

direkt unter ihr, am Fuße des Hanges, ein zweites „stein-

kultverdächtiges“ Objekt befindet – der „Rutschstein“ (im

Volksmund Sta´rutschn genannt).

Auch das Hinunterrutschen über geeignete Felsen ist ein

uralter Brauch, der mit der Fruchtbarkeitsmagie verbunden

ist. Zumeist führen solche Rutschbahnen über eine ausge-

riebene Schale hinweg. Auch der Rutschstein bei Sommer-

ein hat eine solche. Natürlich sind später auch Kinder als

Gaudi diese Steine heruntergerutscht; in Sommerein haben

sie sich dabei auf einen flachen Stein gesetzt. Das ist ho-

senbodenschonend. Im antiken Athen sind die Frauen noch

mit nacktem Gesäß am Areopag über einen Felsen ge-

rutscht, um Fruchtbarkeit zu erlangen...«

Die Steinrutsche wollte ich mir ansehen und ich fand sie

nicht wie beschrieben in Falllinie unterhalb der Kolmlucke,

sondern weiter östlich, gut 400 m NNO der Kolmlucke. Zu

meiner Überraschung befindet sich unmittelbar daneben ei-

ne kleine Höhle.

Basisdaten: BMN-Koord. 775828 / 316915 (±4 m, GPS),

Sh 216 m, L 4 m, B 8 m, H 2 m, He 8 m

Von Sommerein kommend folgt man der L2002 in Rich-

tung Mannersdorf bis zu einem Marterl. Hier nach rechts

auf die Schotterstraße abbiegen und gleich nach dem

Schießplatz (umzäuntes Areal) nach links auf eine andere

Schotterstraße abbiegen. Nach knapp 430 m erblickt man

rechts (bergseitig) die Steinrutsche.

Daneben, in einer Senke mit mehreren Metern Durchmes-

ser, öffnet sich das 4 m breite, 1,8 m hohe, nordschauende

Portal. Der Boden des niederen Raumes steigt nach hinten

an und folgt damit der ca. 30° nach Nord einfallenden, in

der Höhle kaum erkennbaren Schichtung, die im Liegenden

(Höhle) von Konglomerat mit Klasten aus Leithakalk, im

Hangenden (Steinrutsche) aus Plattenkalk gebildet wird.

Laut W. Albrecht, dem Mieter des Schießplatzes, gibt es

auf jenem zwei alte Steinbrüche, von welchen die Steine

stammen, auf die sich die Kinder setzen, wenn sie die

Steinrutsche hinunterrutschen. Der Bereich um die Steinrut-

sche sei kein Steinbruch gewesen. Kalkquader auf der

Westseite und eine Geländestufe auf der Ostseite lassen je-

doch das Gegenteil vermuten. Anscheinend wurde der Kalk

bis an jene Schichtgrenze abgebaut, die jetzt als Rutschstein

frei liegt, und es war den Leuten damals zu mühsam, in die

massive Felsplatte hineinzuschneiden. Zur Höhle können

sie aber durchgebrochen sein. Durch Einwehen von Laub

wurde sie nordseitig mit Sedimenten verfüllt, wodurch der

Einbruch zu einer sanften Mulde wurde. Dass die Höhle

selber künstlich durch Abbau des Konglomerats entstanden

ist, dagegen spricht die geringe und bergwärts abnehmende

Raumhöhe.

Während die Kolmlucke und die Steinrutsche den Sommer-

einern gut bekannt sind und bei letzterer angeblich sogar

Feste gefeiert werden, ist ihnen das Felsdach kaum be-

wusst.

Die Peischingleitenhöhle VII (1863/248) auf der Hohen Wand

Friedrich Volkmann

Die Nordseite der Hohen Wand ist abgesehen von der Um-

gebung der Einhornhöhle ein eher seltenes Ausflugsziel,

auch für Höhlenfreunde. Darum gab es von den meisten

Höhlen, obwohl der Zustieg zu allen unschwierig ist, noch

keine GPS-Koordinaten. Also machte ich mich auf um sie

einzumessen. Die Schwierigkeit war, dass manche dieser

Höhlen vor Ort weder markiert waren noch mit ihrer Größe

überzeugten. Doch die Pläne und Beschreibungen ermög-

lichten eine sichere Zuordnung. So war es auch schnell klar,

dass eine Höhle, auf die ich stieß, im Kataster noch fehlte.

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 87

Sie befindet sich im oberen Bereich, an der orografisch lin-

ken Flanke, eines kurzen Grabens zwischen der Pei-

schingleitenhöhle IV (1863/195) und der Peischingleiten-

höhle VI (1863/197). Da hier anscheinend ebenso wie im

Waldviertel alle Höhlen gleich heißen müssen, war der

Name Peischingleitenhöhle VII (1863/248) schnell gefun-

den.

Basisdaten: BMN-Koord. 730.111 / 302.069 (±7 m, GPS),

Sh 670 m, L 6 m, H +4 m, He 6 m

Zugang: Vom südlichen Ende von Peisching-Brand aus auf

einer Forststraße der neuen Wanderroute namens "Auf's

Zimmermannplatzl" folgen, bis kurz bevor die Forststraße

für ein kurzes Stück zu einem Hohlweg wird und den (vor

Ort nicht angeschriebenen) "Unterbergblick" erreicht,

rechts ein anderer Forstweg abzweigt. (Er wird angeblich

wegen des dolomitischen Gesteins "Weißer Weg" genannt,

doch der Name kann sich genausogut auf die angrenzenden

Forststraßen beziehen.) Rund 90 m südlich von seinem En-

de ist die Peischingleitenhöhle VII.

Der 2 m hohe und 1 m breite Eingang leitet in einen SW

ziehenden Kluftgang mit einer 1 m hohen Stufe nach 3,5 m.

Ab da wird die Decke von Blockwerk gebildet, das nach

weiteren 1 m so weit herabreicht, dass die letzten 1,5 m nur

mehr kriechend befahrbar sind.

Fauna: Spinnen (Meta menardi). Flora: Moose, Algen.

Baustelle „Schachernhöhle“ erfolgreich beendet

Katharina Bürger

Dank einer kleinen Gruppe engagierter Höhlenfor-

scher (D. Sulzbacher, T. Exel, K. Bürger) konnte am

28.04.2012 das Loch, welches sich bereits vor einigen

Jahren beim Eingang der Schachernhöhle (1866/9)

gebildet hatte, erfolgreich wieder verschlossen wer-

den. Der Schlüssel kann nach wie vor unter Vorlage

des HV-Mitgliedausweises bei der Polizeistation in

Lilienfeld abgeholt werden. Da es sich bei der als Na-

turdenkmal geschützten Höhle um ein wichtiges Fle-

dermauswinterquartier handelt und der Pilz Geomyces

destructans dort entdeckt worden ist (Bürger &

Schröder, 2011), wird für den Zeitraum 15. November

bis 15. April eine Wintersperre eingerichtet.

Es geht nicht nur um den Schutz der winterschlafen-

den Fledermäuse, sondern auch der an manchen Stel-

len besonders ausgeprägten Speläotheme. Leider sind

schon einige Tropfsteine abgeschlagen worden, ein

Zeichen, dass anscheinend nicht alle in der Lage sind,

sorgsam mit ihrer Umwelt umzugehen und daher

möchten wir mit dieser Aktion versuchen, wenigstens

das Übriggebliebene noch für spätere Generationen zu

erhalten!

Vielen Dank für die Zeit und das Engagement an Die-

ter und Thomas!

Glück Flaus!

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 88

Literatur

BÜRGER, K & SCHRÖDER M. (2011): Befahrung

der Schachernhöhle (1866/9) im Hohen-

berg/Lilienfeld. – Höhlenkundl. Mitt. 67 (7/8), S. 92

Ergebnisse und Kurzbericht vom Höhlendoku- und Spelix-Workshop

Lukas Plan

Von Freitag den 4.5.2012 (abends) bis Sonntag 6.5.

(nachmittags) fand in Bad Mitterndorf ein weiteres

Treffen zum Thema Höhlendokumentation, Kataster-

führung und Spelix-Datenbank statt. Veranstalter wa-

ren die Fachsektion Höhlendokumentation des Ver-

bandes Österreichischer Höhlenforscher in Zusam-

menarbeit mit der Karst- und Höhlenarbeitsgruppe am

NHM-Wien. Besonderer Dank geht an den Verein für

Höhlenkunde Obersteier (VHO) für die unkomplizier-

te und kostenfreie Nutzung des Vereinsheims!

Insgesamt waren 14 Teilnehmer anwesend: Heidrun

Andre (VHO), Gottfried Buchegger (Hallstatt, VÖH),

Ernest Geyer (VHO), Manfred Jäger (OÖ), Peter Jeut-

ter (VHO), Hermann Kirchmayr (OÖ, Gmunden),

Gabriele Kula (WNÖ), Bettina Madlener (Villach),

Lukas Plan (WNÖ, KHA, VÖH), Franz Schmidt

(VHO), Hans Schoißwohl (Sierning), Robert Seeba-

cher (VHO), Angelika Xaver (WNÖ) und Harald

Zeitlhofer (OÖ).

Am Freitagabend zeigten einige Teilnehmer Kurzprä-

sentationen ihrer aktuellen Forschungsprojekte. Am

Samstag wurden Details bezüglich der Basisdatener-

hebung und andere katasterrelevante Fragen disku-

tiert. Unter anderem auch mögliche Vorgehensweisen

bezüglich Katasternummer und Benennung beim Zu-

sammenschluss zweier Höhlen. Schwerpunkt war da-

nach die Vorstellung der Katasterdatenbank Spelix

von Harry Zeitlhofer, wobei es gleichzeitig auch Dis-

kussionen über mögliche Änderungen gab. An neuen

Funktionen wurden u.a. der Messdateneditor und die

dazugehörigen Visualisierungsmöglichkeiten, sowie

die Import- und Exportmöglichkeiten präsentiert.

Kleinere Neuerungen sind ein Feld bei jedem Daten-

satz, in dem definiert wird, ob dieses Objekt tatsäch-

lich als Höhle gezählt wird, sowie die Möglichkeit,

Höhlen in der Kartendarstellung nach dem Genauig-

keitswert der Eingangskoordinaten einfärben zu las-

sen. Weiters wurden Nutzungsbedingungen erstellt,

wo in Zukunft jeder Spelix-Benutzer bestätigen muss,

dass er sie gelesen hat und sich daran hält.

Am Sonntagvormittag wurden das papierlose Höhlen-

vermessungssystem mit DistoX und einem PDA (von

Beat Heeb, CH) vorgestellt, im Gelände getestet und

geübt.

Ergebnisse

Im Rahmen der Diskussionen wurden einige kleine

Adaptierungen bezüglich der Datenerhebung und

Verwaltung diskutiert und beschlossen.

Kennzeichnung des Forschungsstands

Bei diesem Basisdatenwert wurden kleinere Änderun-

gen bzw. eine Präzisierung beschlossen. Ein generel-

les Problem dieses Feldes ist, dass sowohl Forschung

als auch Dokumentation gemeinsam betrachtet wer-

den und nicht unabhängig voneinander bewertet wer-

den können. Eine grundlegende Änderung scheint

aber nicht sinnvoll, dafür aber eine geringfügige

Adaptierung. Bisher war vor allem nicht klar, ab wann

ein großes Höhlensystem, das praktisch nie „völlig er-

forscht und vermessen“ [Code 4 bzw. früher +] ist, als

solches klassifiziert wird. Dafür fehlt eine Kennzeich-

nung für Höhlen, die vollständig erforscht und ver-

messen sind und wo weitere Fortsetzungen nur mit

großem Aufwand (umfangreiches Graben oder Erwei-

tern) gefunden werden können. Diese Kennzeichnung

erscheint aber praktisch, um rasch einen Überblick

über mögliche Fortsetzungen zu bekommen. Anstatt

eine zusätzliche Kategorie einzuführen, was auch dis-

kutiert wurde, wurde entschieden, die bisherigen Ka-

tegorien 2 und 3 geringfügig anders zu definieren:

Aus bisher „Flüchtig erforscht aber noch nicht

vermessen“ [2] wurde „teilweise erforscht

und dokumentiert“. Es wurde bewusst „do-

kumentiert“ gewählt, da sich dies nicht nur

auf die Plandarstellung bezieht, sondern auch

Skizzen, Fotos oder Beschreibungen beinhal-

tet.

Aus bisher „Großteils erforscht und teilweise

vermessen“ [3] wurde „Bekannte Teile ver-

messen“ womit der Stand der Vermessung als

gut bewertet wird, aber noch weitere Teile ge-

funden werden können.

Die neuen Definitionen wurden bereits in die Spelix-

Stammdatenmaske übernommen und nun sollten die

Datensätze von den Katasterwarten bzw. Nutzern

adaptiert werden. Generell wird es durch diese Neue-

rung zu Umcodierungen von [3] zu [2] und geringfü-

gig von [4] zu [3] kommen, je nachdem wie vorher

„vollständig erforscht“ interpretiert wurde.

Objekt zählt als Höhle

Eine Neuerung ist die Möglichkeit für jedes Objekt,

also jeden Eintrag mit Katasternummer und ev. Name,

zu definieren, ob es tatsächlich als Höhle im Sinne der

allgemeinen Definition von Höhle (siehe Merkblatt

Neuaufnahme einer Höhle in den Kataster im Appen-

dix) gezählt werden soll [Feld: “zählt als Höhle“].

68. Jg. (2012), Heft 7/8 HKM Seite 89

Nicht als Höhle sollten somit folgende Objekte bzw.

Datensätze zählen:

Noch nicht einer Höhle zugewiesene bzw.

„freie“ Katasternummer.

Objekte, wo es keine aussagekräftigen Unterla-

gen über deren Existenz gibt (Forschungs-

stand: [0] „keine Unterlagen“).

Höhlen, die mit größeren Höhlen zusammenge-

schlossen wurden (beim Zusammenschluss

zweier Höhlen verliert ein Objekt den Status)

künstliche Objekte.

Objekte, die kürzer als 5 m sind.

Weiterhin gezählt werden Höhlen, die verschüttet

oder abgetragen wurden.

Dies soll es ermöglichen, nach Durchsicht der Daten-

sätze genauere Zahlen zur Anzahl der Höhlen zu er-

halten.

Vorgehen beim Zusammenschluss zweier Höhlen

Dieses Thema, das auch in der Vergangenheit schon

zu Kontroversen geführt hat, wurde auch diesmal aus-

führlich diskutiert. Vor allem vor dem Hintergrund,

dass es auch in Zukunft vermehrt zu Zusammen-

schlüssen von zwei bedeutenden Höhlen kommen

wird, wurde nun eine neue mögliche Variante be-

schlossen:

Werden zwei etwa gleichwertige Höhlen zu-

sammengeschlossen und wird dem Objekt ein

neuer Name gegeben (auch wenn er eine

Komposition aus den bisherigen Namen ist)

so soll eine neue Katasternummer vergeben

werden.

Wird einer eindeutig bedeutenderen Höhle eine

unbedeutendere angeschlossen, so wird wie

bisher die bedeutendere Höhle unter ihrer

Nummer weiter geführt.

Bei beiden Fällen können die Dokumente sowohl im

analogen als auch digitalen Kataster bei den jeweili-

gen Höhlen bleiben und entsprechende Querverweise

sorgen für das leichte Auffinden (ist in Spelix noch zu

realisieren).

Das Hauptargument für die Vergabe einer neuen Ka-

tasternummer wenn das neue System neu benannt

wird ist, dass die vielfach publizierten Namen und zu-

gehörige Katasternummern der alten Höhlen nicht ge-

ändert werden sollten, während Verweise leicht anzu-

bringen sind.

Aufteilen mehrerer Höhlen, die unter einer Nummer

geführt werden

Früher wurden oftmals zwei (oder mehrere) nahegele-

gene Höhlen unter einer Katasternummer geführt und

mit a, b etc. bezeichnet. Buchstaben sind im Österr.

Höhlenverzeichnis aber für Eingänge einer Höhle

vorgesehen. Solche Unschärfen sollten bereinigt wer-

den, wobei eine der Höhlen (mit entsprechendem

Verweis) unter einer neuen Nummer und ev. einem

Namenszusatz bzw. einer Namensänderung geführt

wird. Ist eine der Höhlen nicht katasterwürdig, so wird

keine neue Nummer vergeben.

HKM 68. Jg. (2012), Heft 7/8 Seite 90

Absender:

Landesverein f. Höhlenkunde i. Wien u. NÖ

Ob. Donaustraße 97/1/61

1020 Wien

Österreichische Post AG

Info-Mail Entgelt bezahlt

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