Konjunkturschlaglicht: Stagnation am Arbeitsmarkt; Labour Markets Stagnation;

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ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 499

Ökonomische Trends

dürfte. Einen ersten Hinweis hierfür gibt bereits die jüngste Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit: Zwar sank die registrierte Arbeitslosigkeit im Zuge der Frühjahrs-belebung, jedoch fi elen die Rückgänge im zweiten Quartal 2012 im Vergleich zu vorangegangenen Jahren gering aus, so dass die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit für den April einen Zuwachs von 17 000, für den Mai einen Zuwachs von 1000 und für den Juni einen Zuwachs von 7000 aufwies. Wie Abbildung 1 zeigt, ist der Trend rückläufi ger Arbeitslo-sigkeit, der seit Mitte 2009 zu beobachten war, somit vorerst gestoppt.

Ein weiteres Indiz hierfür ist die Entwicklung des Angebo-tes ungeförderter offener Stellen. So lassen sich bei der Be-veridge-Kurve (vgl. Abbildung 2), die die Vakanzquote, d.h. den Anteil der offenen Stellen an den gesamten (bekannten) Arbeitsplätzen, mit der Arbeitslosenquote verknüpft, bereits für den Anfang des Jahres Anzeichen eines konjunkturel-len Umschwungs am Arbeitsmarkt erkennen: Während die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im ersten Quartal nur leicht zurückging und im zweiten Quartal wie beschrieben sogar zunahm, war die Vakanzquote angesichts eines sin-kenden Angebots an offenen Stellen und steigender Er-werbstätigenzahlen seit Jahresbeginn rückläufi g.

Das Auslaufen des Arbeitsmarktaufschwungs hinterlässt auch auf den regionalen Arbeitsmärkten Spuren. So konn-

Während die Wirtschaftskrise die Arbeitsmarktentwicklung zahlreicher Mitgliedstaaten der Europäischen Union bereits seit Anfang des Jahres 2011 prägte, zeigte sich der deut-sche Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten in bemer-kenswert guter Verfassung. Die Erwerbstätigkeit nahm noch im Mai 2012 saisonbereinigt um 37 000 Personen zu. Der Anfang 2010 einsetzende Beschäftigungsaufbau hielt auch in den vergangenen zwölf Monaten unvermindert an, so dass die Zahl der erwerbstätigen Inländer im Verlauf kräf-tig um 500 000 anstieg. Haupttriebkraft dieser Entwicklung war die sozialversicherungspfl ichtige Beschäftigung, die noch stärker als die Erwerbstätigkeit insgesamt zulegte und so Rückgänge bei anderen Komponenten der Erwerbstä-tigkeit, wie den ausschließlich geringfügig Beschäftigten, kompensieren konnte. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit sank im Verlauf der letzten zwölf Monate ebenfalls; aller-dings fi el der Rückgang mit 72 000 Personen im Vergleich zum Beschäftigungsaufbau eher gering aus. Ursachen die-ser deutlichen Diskrepanz dürften unter anderem die demo-grafi sche Entwicklung und die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte, vor allem aus wirtschaftlichen Krisenregionen Europas, sein.

Gleichwohl mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt vorerst beendet sein und die deutsche Arbeitsmarktentwicklung nicht län-ger den negativen außenwirtschaftlichen Impulsen trotzen

2000

2500

3000

3500

4000

4500

2007 2008 2009 2010 2011 2012�125

0

125

250

375

500Veränderungen gegenüber Vormonat (rechte Skala)

Saisonbereinigter Verlauf (linke Skala)

Abbildung 2Beveridge-Kurve des deutschen Arbeitsmarktssaisonbereinigt mit Census-X-12-ARIMA, in %

Abbildung 1Arbeitslose in Deutschlandin 1000 Personen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit.Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Statistisches Bundesamt; eigene Be-rechnungen.

0,50

0,75

1,00

1,25

6 7 8 9 10 11 12 13Arbeitslosenquote

12/1999

11/2000

4/2004

3/2005

1/2012

5/2007

8/2009

9/2010

Vakanzquote

Konjunkturschlaglicht

Stagnation am Arbeitsmarkt

DOI: 10.1007/s10273-012-1410-3

Wirtschaftsdienst 2012 | 7500

Ökonomische Trends

wicklung der Industrieproduktion, die im Trendverlauf ihren Höhepunkt bereits in der zweiten Hälfte des letzten Jahres erreichte und seitdem leicht rückläufi g ist. Dass die Bundes-länder im Osten tendenziell höhere prozentuale Rückgänge bei der Arbeitslosigkeit vorweisen können, dürfte somit zum Teil auch daran gelegen haben, dass sie einen relativ gerin-gen Anteil des Produzierenden Gewerbes an der landeswei-ten Bruttowertschöpfung aufweisen.

Der Rückgang bei der Industrieproduktion und die nachlas-sende Auslandsnachfrage deuten darauf hin, dass der Ab-bau der Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten eine Pause einlegen dürfte.

Alkis Henri Otto

otto@hwwi.org

ten in den vergangenen zwölf Monaten vor allem im Osten des Landes relativ große Fortschritte bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit realisiert werden. In Sachsen und Berlin sank die Arbeitslosigkeit um rund 9% bzw. 8%, und damit am stärksten. Hingegen mussten in Rheinland-Pfalz, Nord-rhein-Westfalen und im Saarland bereits leichte Zuwächse bei der Arbeitslosigkeit hingenommen werden. Eine Rolle dürfte dabei auch die sektorale Verteilung der Rückgänge bei der Arbeitslosigkeit gespielt haben. Hier konnten allein 60% des Rückgangs im Bausektor, bei kaufmännischen Dienstleistungen und im Handel sowie bei den unterneh-mensnahen Dienstleistungen beobachtet werden. Während auch andere Wirtschaftsbereiche sinkende Arbeitslosen-zahlen vermelden konnten, sind beim Produzierenden Ge-werbe (ohne Bau) im Juni 2012 leichte Zuwächse gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Dies korrespondiert mit der Ent-

HWWI-Index der Weltmarktpreise für Rohstoffe

HWWI-Index mit Untergruppena 2011 Dez. 11 Jan. 12 Feb. 12 Mrz. 12 Apr. 12 Mai 12 Jun. 12

Gesamtindex 128,6 124,8 128,0 134,1 138,8 134,0 124,0 110,4

(28,6) (9,2) (7,8) (8,1) (3,4) (-5,9) (-7,3) (-15,8)

Gesamtindex, ohne Energie 118,1 101,6 104,8 107,4 107,7 106,2 102,8 99,1

(18,1) (-11,3) (-13,1) (-14,1) (-12,5) (-16,9) (-17,2) (-19,4)

Nahrungs- und Genussmittel 129,0 112,8 116,0 117,5 118,8 118,7 116,3 115,2

(29,0) (-9,7) (-12,4) (-14,9) (-11,8) (-13,1) (-13,4) (-12,5)

Industrierohstoffe 114,3 97,6 100,9 103,8 103,7 101,8 98,0 93,4

(14,3) (-12,0) (-13,4) (-13,7) (-12,7) (-18,3) (-18,7) (-22,1)

Agrarische Rohstoffe 110,5 94,0 93,8 96,5 97,7 98,2 95,4 90,4

(10,5) (-13,4) (-16,9) (-17,1) (-14,4) (-16,9) (-17,1) (-22,1)

NE-Metalle 111,8 94,1 99,8 103,9 102,4 98,0 94,8 89,4

(11,8) (-16,7) (-15,6) (-15,6) (-15,7) (-20,8) (-19,6) (-22,9)

Eisenerz, Stahlschrott 125,5 111,0 113,0 113,2 115,1 116,1 109,6 107,3

(25,5) (2,1) (-3,5) (-4,3) (-3,2) (-14,5) (-18,6) (-20,4)

Energierohstoffe 131,3 130,9 134,1 141,1 147,0 141,3 129,6 113,3

(31,3) (14,6) (13,4) (13,9) (7,2) (-3,3) (-5,0) (-14,9)

a 2010 = 100, auf US-Dollar-Basis, Periodendurchschnitte; in Klammern: prozentuale Änderung gegenüber Vorjahr.

Weitere Informationen: http://hwwi-rohindex.org/

2010 = 100, auf US-Dollar-Basis.

50

100

150

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2007 2008 2009 2010 2011 201250

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Energierohstoffe

Nahrungsmittel Industrierohstoffe Gesamtindex

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