View
5
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
LANDGRABBING IN TANZANIA AND DAS RECHT
AUF NAHRUNG
KERSTIN LANJE, MISEREOR
Seit Herbst 2013 mehren sich die Stimmen der
Misereor Partner aus Tansania und beklagen die
steigende Präsenz von ausländischen Investitionen
in die Landwirtschaft und Landgrabbing. Grund
genug für Misereor, mehr über die Auswirkungen
auf Kleinbauern zu erfahren.
Inhalt der Präsentation:
-Hintergrund
-Was is SAGCOT – wer steckt dahinter?
-Ergebnisse unserer Studie
-Diskussion
Was ist SAGCOT?
• SAGCOT gehört zu der nationalen Strategie „Kilimo Kwanza“ –
„Landwirtschaft zuerst“ (seit 2009).
• SAGCOT ist Teil der Neuen Allianz zur Hungerbekämpfung
durch Agrarmodernisierung der G7.
• Agrarmodernisierung impliziert Gesetzgebung zu Saatgut,
Gentechnologie und Biosicherheit.
• SAGCOT wird von Unternehmen wie Yara, Monsanto, Bayer Crop
Science, Syngentha, Unilever getragen.
• Die USA ist innerhalb der G7 für SAGCOT verantwortlich.
• Grow Africa hat dasselbe Ziel: die Transformation der
Landwirtschaft in Afrika durch Agrarmodernisierung.
Wer gehört noch dazu?
• Grow Africa ist eine Initiative des Weltwirtschaftsforums, der
Afrikanischen Union (AU) und NEPAD.
• 2011 gegründet als marktbasierte Plattform mit dem Ziel, die
Landwirtschaft in Afrika zu transformieren
(Erährungssicherheit).
• Mit Hilfe von “steigenden, inklusiven, verantwortungsvollen,
privaten und staatlichen” Investitionen in Landwirtschschaft.
• Erleichtert die Zusammenarbeit zwischen Regierungen,
internationalen und nationalen Agrarunternehmen und
Landwirten (smallholders).
• LOI: über 300 private Unternehmen haben eine Absichtserklärung
für Investitionen in den Agrarbereich unterschrieben.
• Ansatz: privatwirtschaftlich, marktbasiert, integrierte
Wertschöpfungsketten, inkusiv, Geschäftsfelder entwickeln.
Beteiligte Länder Grow Africa und
Neue Allianz für
Ernährungssicherheit
Benin (GA, NA), Burkina Faso (GA,NA), Elfenbeinküste (GA,
NA), Äthiopien (GA, NA), Ghana (GA, NA), Kenia (GA),
Malawi (GA, NA) Mosambik (GA, NA), Nigeria(GA, NA),
Ruanda (GA), Senegal (GA, NA), Tanzania (GA, NA)
Grow Africa and New Alliance haben gemeinsam
10 Milliarden US $ geplante private Agrarinvestitionen,
über 200 politische Reformen und über 6 Milliarden US $
Förderzusagen von Geldgebern generiert.
SAGCOT – Southern Agricultural
Growth Corridor of Tanzania
• Innerhalb von 20 Jahren soll in einem Korridor, der ein
Drittel Tanzania umfasst, Land mit Hilfe der
Privatwirtschaft und „moderner“ Agrartechniken und
verbesserten Organisationsstrukturen in eine „moderne
Landwirtschaft“ umgewandelt werden.
• Zwei Millionen Menschen sollen aus der Armut „gehoben“
werden.
• Kleinbauern sind explizit Zielgruppe von SAGCOT:
besserer Zugang zu Düngemitteln, Saatgut, Beratung.
• Vertragsanbau: Integration der Kleinbauern in die
Wertschöpfungsketten internationaler Firmen.
„It is possible to achieve a return on agricultural
investments that benefits the investor while contributing tor
Africa´s economic growth and boosting incomes and job
opportunities for rural communities accross Africa.“
- WEF, Grow Africa, Partnering to Achieve African Agriculture Transformation
“Africa is being seen as a breadbasket for other continents;
the World Bank, G8, and others are saying we should take
this opportunity, and the government is in agreement...but
is it an opportunity or a curse? In 50 years, will people have
water and land?”
- Jordan Gamma, Tanzania Organic Agriculture Movement (TOAM)
Wie ist Deutschland beteiligt?
• G 7 Kooperationsvereinbarung zur Unterstützung
der Neuen Allianz für Ernährungssicherung in
Tanzania: Zusagen D: 2012 – 2014: 72,5 Millionen
Euro.
• Mitglied im Leitungsgremium der Neuen Allianz.
• GIZ: Wasserprogramm und develoPPP rund um die
Plantage OLAM (Infos zu Olam folgen).
• EU: 87 Million Euro Neue Allianz (36,5 Millionen Euro
SAGCOT).
• EU EDF (2014 – 2020): 626 Millionen Euro für:
Nachhaltige Landwirtschaft, Energie und gute
Regierungsführung.
Landpolitik und Landrechte
• Es gibt drei Kategorien von Land: Regierungsland
(= generelles Land), reserviertes Land für
Naturschutz, Infrastruktur, Militär und Gemeindeland.
• Der Plan des GoT: 17 % des Gemeindelandes in
Regierungsland umzuwidmen.
• Das GoT forciert die Gemeinden, „freies“ Land an
die Landbank zu melden.
Landpolitik und Landrecht
• Das tansanische Landrecht von 1999 ist einerseits
fortschrittlich. Gewohnheitsrechte werden anerkannt,
Gemeinden regeln Landfragen und vergeben Titel.
• Andererseits ist der Präsident der Treuhänder für das
gesamte Land.
• Die Umwidmung von Land vereinfacht Vergabe an
Investoren.
• Die Gemeinden sind nicht gut informiert und werden mit
Versprechungen (Schulen, Gesundheitsversorgung, Infrastruktur)
gewonnen.
• Von 12.000 Gemeinden haben nur 2.000 registriertes
Gemeindeland. Dies ist Voraussetzung für individuelle Landtitel.
Hintergrund
• Studie: „Recht auf Nahrung“
(Teaching EcoFair)
• Thema: Die Neue Allianz für Nahrungssicherheit
und Afrika der G 7 Staaten als neues „Epizentrum“
privater Agrarinvestitionen (in Tansania: SAGCOT)
• Ziel: Rund 2 Millionen Menschen aus der Armut
befreien, Arbeitsplätze schaffen, Nahrung
sichern
• Frage: Wie wirken sich großflächigen
Investitionen tatsächlich auf Kleinbauern aus?
• Untersuchte und besuchte Dörfer:
• Lipokela (Songea)
• Lutukira (Songea)
• Muwimbi (Njombe)
• Magome (Iringa)
Beispiel Lipokela (Olam Aviv)
Luftaufnahme vor
Plantagengründung
(Quelle: Bing)
Luftaufnahme nach
Plantagengründung
(Quelle: google)
Zentrale Annahme der Agrarpolitik Tansanias ist die Verfügbarkeit von
freier landwirtschaftlicher Nutzfläche (abundance of arable land).
Offiziell wurde eine Landbank eingerichtet. Die Informationen beruhen
aber nicht auf einer katasteramtlichen Erfassung aller Flächen,
sondern eher auf groben Schätzungen der Regionen und Distrikte.
Luftaufnahmen hier auf dem Flug kurz vor Songea zeigen die tansanische
Kulturlandschaft im Südlichen Hochland Tansanias. Die staatlichen Stellen lassen bei
ihren Berechnungen zur Verfügbarkeit der potenziell landwirtschaftlichen Nutzfläche
folgende Aspekte außer acht:
• Landbedarf bei Brachesystemen (shifting cultivation)
• Landbedarf für Weide, Holz und Sammelprodukte
• Landbedarf der zukünftigen Generation (Bevölkerungswachstum)
Beispiel Lutukira (Montara Continental)
Beispiel Muwimbi (Green Ressources/Sao Hill)
Aussagen vom Agrarministerium,
Mr. Mibavu
• Es gibt nicht nur Befürworter von SAGCOT im Ministerium.
• GoT gibt zu, dass Landbank nicht existiert.
• Von der Regierung feilgebotenes Farmland (16 sugar cane farms,
9 paddy farms) findet nur schwer Abnehmer.
• Vorgaben der Regierung bei den Produkten, die von Investoren
angebaut werden sollen, bislang schwer durchsetzbar.
• Planungsvorgaben bei Großinvestitionen nur in Hinblick auf
Produktion, nicht in Hinblick auf begünstigte Kleinbauern und-
bäuerinnen!
• Dezentrale Entscheidungen fördern Landraub.
• Verbesserungen seit Veröffentlichung Studie und Film.
1. Die übertragenen Flächen sind größer, als mit den Dörfern
vereinbart.
2. Vereinbarungen über Leistungen der Investoren für die
betroffenen Dörfer bleiben oftmals leere Versprechungen.
3. Der Zugang zum Produktionsmittel Boden und der Zugang zu
Weide-, Holz- und Wasserressourcen sowie Wegerechte gehen
verloren.
4. Statt Ernährung zu sichern, wird prekäre Saisonarbeit geschaffen.
Zentrale Probleme
Schlussfolgerung
Abschließend argumentieren wir, dass SAGCOT
einen ganz anderen Ausgangspunkt wählen
muss, wenn wirklich das Recht auf Nahrung
unterstützt werden soll.
Nötig wäre es, bei der Realität und
Problemen der Kleinbauern anzufangen und
die Lösung dieser Probleme in den
Mittelpunkt zu stellen.
• Vielen Dank für Ihre und Eure
Aufmerksamkeit
Recommended