Luzerner Brief zwölf Millionen...Widerstand der SBB, offenbar aber auch an ge-wissen technischen...

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Mittwoch, 13. Januar 1965 3leue c3ilrrf|crc3eitttng Morgenausgabe Blatt 3 Nr. 121

Luzerner Brief2ß Lnzern, 10. Januar

Ein großer Schrittzu wirksamem Gewässerschutz

Das Jahresende 1964 hat die Region Luzern umeinen entscheidenden Schritt vorwärts zu einemwirksamen Gewässerschutz gebracht. Die beidenZweckverbände zur Erstellung einer zentralenAbwasserreinigungsanlage im Schiltwald beiEmmen und zum Bau einer Kehrichtverbrennungs-anlage im Zbach im Norden der Stadt Luzern sindvom Souverän der beteiligten Gemeinden mit über-wältigendem Mehr gutgeheißen worden. Ange-sichts der sehr großen Kredite, die zugleich fürden Bau dieser Anlagen von den Gemeinwesen zubewilligen waren, konnte man eine so einmütigeZustimmung nicht ohne weiteres erwarten. DieResultate der Gemeindeabstimmungen zeigen aber,daß der Bürger honte überall von der Dringlich-keit eines aktiven Gewässerschutzes überzeugt istund dafür auch die nötigen Opfer bringen will.

Die Gesamtkosten der Abwasserreinigungsanlage

Schiltwald an der Rcnß betragen nach den heuti-gen Voranschlägen 36,87 Mill. Fr., wozu 27,55Mill. Fr. zum Bau des Vcrbandskanalnetzes kom-men, so daß also die Erstellungskostcn rund 65MilL Fr. betragen werden. Nach Abzug der zu er-wartenden Bundessubventionen verbleiben zu Lastendes Zweckverbandes «Abwasserreinigung Luzernund Umgebung» immer noch übnr 50 Mill. Fr.,woran der Kanton Luzern einen Staatsbeitrag von35 Prozent gewährt. Damit reduzieren sich die vomVerband zu tragenden Kosten auf etwa 32,64Mill. Fr., die nach Bevölkerungszahl und Kanali-sationslänge von den einzelnen Gemeinden zu über-nehmen sind. Für die Stadt Luzern ergibt sichallein ein Betrag von 17,25 Mill. Fr., wozu nochetwa 2 Mill. Fr. für den Anschluß der StadtteileWesemlin-Maihof (die heute eine eigene kleine,aber ungenügende AnInge besitzen) an die zentraleAbwasserreinigungsanlage (ÄRA) Schiltwald kom-men. Damit hat die Gemeinde Luzern also im Laufeder nächsten sieben Jahre auf diesen Zeitraumwird die Bauzeit geschätzt rund 20 Mill. Fr.für den Gewässerschutz aufzubringen. Dazu kom-men dann erst noch die wiederkehrenden Beiträgean die ÄRA, nämlich Annuitäten und Betriebs-kosten, die im Mittel der nächsten 25 Jahre auf336 000 Fr. veranschlagt werden.

Außer der Stadt Luzern sind an diesem Zweck-verband für die Abwasserreinigung noch weitereacht Gemeinden beteiligt, nämlich Horw, Kriens,Malters, Littau, Emmen, Rothenburg, Adligenswilund Meggen. Von den zur Agglomeration Luzerngerechneten Gemeinwesen fehlt nur Ebikon, dassich seiner geographischen Lage im Rontal wegenan einer dort geplanten Anlage zusammen mit derGemeinde Root beteiligen will.

Gleichzeitig mit der Abstimmung über dieAbwasserreinigungsanlage Schiltwald haben dieStimmbürger auch über den Beitritt zum Zweck-verband für Kehrichtbeseitigung Luzern und Um-gebung entschieden. An diesem zweiten Zweck-verband sind insgesamt ein Dutzend Gemeindenbeteiligt, da zu den oben genannten noch Ebikon,Buchrain und Dierikon kommen, die im Einzugs-gebiet der vorgesehenen Kläranlage Rontal liegen.

Auch hier ist die Zustimmung des Souveräns über-zeugend ausgefallen. In der Stadt Luzern zum Bei-spiel haben am 6. Dezember 1964 b ei einer Stinnn-beteiligung von 46 Prozent 7862 Bürger für denBeitritt zu diesem Zweckverband gestimmt, undnur 564 legten ein Nein in die Urne, während dieZahlen für den Beitritt zum Zweckverband Ab-wasserreinigung lauteten: 7889 Ja gegen 509 Nein.

Auch mit dieser Vorlage sind ganz beträchtlichefinanzielle Aufwendungen verknüpft, werden doch^die Baukosten für eine moderne Kehrichtverbren-nungsanlage, wie sie zum Beispiel gegenwärtig dieStadt Winterthur baut, in der Region Luzern mit15,54 Mill. Fr. veranschlagt. Die Kapazität der imIbach (in der Nähe des Zusammenflusses von Reußund Kleiner Emme) zu errichtenden Anlage wirdfür etwa 200 000 Einwohner ausreichen, währenddie Region Luzern heute etwa 130 000 Bewohnerhat. Auch hier gewährt der Kanton an die Bau-kosten eine Subvention von 35 Prozent, so daßdie von den Gemeinden zu berappenden Kostennoch rund 10 Mill. Fr. betragen werden. Im Gegen-

satz zur Abwasserreinigungsanlage sind hier imBetrieb auch Einnahmen einzusetzen, weil die an-fallende Wärme zur Gewinnung von Elektrizitätverwendet werden kann. Bei einem Kchrichtanfallvon 45 000 Tonnen pro Jahr (einschließlieh Klär-schlamm) wird mit einem Erlös aus dem Verkaufvon elektrischer Energie im Betrag von einer halbenMill. Fr. gerechnet. Damit können die aus Betriebs-kosten und Kapitaldienst resultierenden Ausgaben

von 1,3 Mill. Fr. auf etwa 760 000 Fr. reduziertwerden. Pro Tonne Kehricht rechnet man heutemit rund 17 Fr. Kosten, was bei einem Anfall von250 kg pro Einwohner und Jahr einen Betrag von4 Fr. 25 je Einwohner ergibt.

Angesichts der Dringlichkeit der beiden An-lagen sollte es möglich sein, noch dieses Jahr mitdem Bau zu beginnen. Sofort kann dies mit demAbwässer-Zuleitungsnetz geschehen, soweit diesnicht schon erstellt wurde, wie es auf dem rechtenUfer der Stadt Luzern von Seeburg bis Lochhof1(unterhalb der St. Karli-Brücke) der Fall ist.

Straßen- und Parkplatzsorgen

Wir haben hier bereits im Juli des letzten Jah-res festgestellt, daß die Stadt Luzern bereit sei,

reit dem Bau der N 2 auf ihrem Gebiet zu begin-

nen, nachdem die Detailprojekte im Frühlingöffentlich auflagen und die eingegangenen Einspra-chen nun auch größtenteils erledigt werden konn-ten. Die bedauerlichen Finanzierungsschwierig-

keiten im Nationalstraßenbau, verbunden mit denBemühungen zur Dämpfung der Ueberkonjunkturim Baugewerbe, haben leider auch im Räume

Luzern zu einer Verzögerung des Baubeginns ge-

führt. Erfreulicherweise erhielt im Herbst eineDelegation des Luzerncr Regierungsrates in Bernvon Bundesrat Tschudi wenigstens die Zusiche-rung, daß der Bau des NationalstraßcnabschnittcsRifTig (bei Rothenburg) -Luzern-Stans als Einheitbetrachtet werden soll und damit die Erstellungder zur Entlastung der Innenstadt Luzerns so wich-tigen Westtangente durch den Sonnenberg nichtauf Jahre hinausgeschoben wird. Im vergangenenSommer sind in einem Sondierstollen im Hügelzugdes Renßports erste Erfahrungen für den Ausbruchdes Nationalstraßentunnels zwischen Lochhof undSt. Karli-Straße bzw. Senti-Autobahnbrücke ge-sammelt worden, und gegenwärtig ist man daran,Vorbereitungen zum Nationalstraßcnbau bei derkünftigen Einmündung der N 2 in den Sonnenberg-

tunnel b ei Scntimatt zu treffen. Es muß dort einWohnhaus abgebrochen werden, wie auch die Ein-mündung der Dammstraße in die Baselstraße, diedurch eine Unterführung im Bahndamm erfolgt,etwas talabwärts verschoben wird. Das sind dieersten bescheidenen Anzeichen des in Luzern mitUngeduld erwarteten Autobahnbaues, der hoffent-lich keine unerwünschte «Streckung» aus Kon-junkturdämpfungsgründen erfährt.

Um dem etwas ins Stocken geratenen Ausbauder innerstädtischen Verbindungen neuen Auftriebzu geben, hat die Liberale Partei der Stadt Luzernim vergangenen Herbst eine Volksinitiative lan-ciert, welche den Ausbau der Verkehrsachse Paulus-platz-PUatnsjilalz-Bahnhofplatz bis «Luzernerhof»verlangt. Die Initiative ist mit guter Unterschriften-zahl zustande gekommen, und bereits liegen heutePläne des städtischen Tiefbauamtes vor, die einegründliche Sanierung des neuralgischen AbschnittesSch\vanenplatz-«Luzernerhof» (mit Fußgänger-untorführungen), ferner Lichtsignalanlagen bei denwichtigen Fußgängerübergängen im Obergrund(Pilatusplatz, Moosegg, Paulusplatz, Eiehhof) vor-sehen. Unserer Meinung nach wird man auch amPilatusplatz die in Erwägung gezogene Fußgän-gcruntert'ülirung erstellen müssen, nachdem dieursprünglichen großzügigen Umbauplänc mit einerFahrzeugunterführung offenbar endgültig fallen-gelassen worden sind. Allen Unterführungsplänenan diesem stark benützten Platz stehen großeSchwierigkeiten wegen des hier durchführenden ein-gedolten Krienbachs entgegen.

Wie überall bereitet die Parkplatzfrage denLuzernern besondere Sorgen. Im Herbst des letztenJahres sind die Ergebnisse einer eingehendenParkplatzanalyse und der Bericht der vom Stadt-rat eingesetzten Parkplatzkommission bekannt-gegeben worden. Wie nicht anders zu erwartenwar, lautet die Analyse alarmierend. Allein in derInnenstadt besteht heute ein Manko von 850 Park-plätzen, wobei der Anspruch des sommerlichenTouristenverkehrs nicht einmal mitgerechnet ist.Und die Vorschläge der Kommission ergeben auchhier was man schon lange weiß , daß nureine Koordination verschiedenster Maßnahmen,nämlich polizeilicher, baulicher, verkehrspolitischerund planerischer, zur Behebung der Parkplatznotführen kann. Lnzern denkt nun ebenfalls daran,die Blaue Zone in einem beschränkten Gebiet aufdem linken Ufer einzuführen, nachdem der Stadt-rat lange Zeit einer solchen Lösung ablehnendgegenüberstand und jetzt noch die Erfahrungenvon Basel abwarten will. Die von den Verkehrs-fachleuten schon lange als wirksamste Maßnahmeerkannte Forcierung des öffentlichen Verkehrswas den Verzicht des einzelnen Automobilisten aufBenützung seines Fahrzeuges voraussetzt wirdauch im Bericht der genannten Kommission alswesentlichste Maßnahme empfohlen. Man wird ge-rade in Luzern mit seinen enormen topographischbedingten Schwierigkeiten nicht darum herum-kommen, den Einzelnen im Interesse der Allge-meinheit dazu zu zwingen, auf die Bequemlichkeitzu verzichten, mit dem eigenen Wagen bis vorsBureau fahren zu wollen. Wir kennen heute schoneinzelne Automobilisten, die in Vororten wohnenund die den eigenen Wagen am Stadtrand par-kieren wo zum Teil jetzt schon reichlich Park-raum vorhanden ist, wie etwa bei Seeburg oderauf der Allmend , um dann mit dem Trolleybusin die Innenstadt zu fahren. Diese vernünftige Ein-stellung muß mehr und mehr zur allgemeinenUcberzeugung werden. Denn Luzern wird es sichnie leisten können, genügend Parkhäuser und-Stollen zu bauen, obwohl natürlich einige solche inden nächsten Jahrzehnten verwirklicht werdenmüssen. Nach Vorschlag der Parkplatzkommissionsollen in einer ersten und zweiten Dringlichkeits-stufe Parkbauten mit rund 3000 Abstellplätzengeschaffen werden. Als realisierbar gelten folgendeProjekte: Parkhaus Kasernenplatz (mit 550 Plät-zen), Parkkeller Schweizerhofquai (300), ParkhausFalkenplatz (mit 360 Parkplätzen bei oberirdischer,450 Plätzen b ei unterirdischer Zufahrt), ParkhausNational (250), Parkstollen Baselstraße (240),Parkhaus Alter Viehmarkt (an der Bruchstraße,400 Plätze), ein Parkkeller Sälischulhaus (270),Parkkeller Theater (80), Parkkeller Maihof (300),dann der große Parkstollen Musegg für 1000Plätze, ein Parkstollen Gütsch (248) und ein Park-keller Bahnhof (380). Die Ueberdachung des Bahn-hofes, wofür bereits ein privates Projekt vorlag,wird von der Kommission nicht mehr in Erwä-gung gezogen. Diese Möglichkeit scheitert amWiderstand der SBB, offenbar aber auch an ge-wissen technischen Schwierigkeiten.

Allein für die in erster und zweiter Dringlich-keit vorgeschlagenen Bauten rechnet die Kommis-sion mit Aufwendungen von 70 Mill. Fr. Ange-sichts solcher Beträge wird man unsere Behauptungverstehen, Luzern werde nie genügend Parkhäuserund Parkstollen bauen können, da solche Summenneben den vielen andern großen Aufgaben deröffentlichen Hand einfach nicht aufzubringen sind.Und daß von der Privatinitiative in dieser Hinsichtnicht zu viel erwartet werden darf, zeigen die bis-her nicht sehr ermutigenden Geschäftsergebnisse

von Parkhäusern in andern Städten. Die Kom-mission schlägt nun allerdings ein gemischtwirt-

schaftliches Gemeinschaftsunternehmen vor, das amehesten die bedeutende Mittel erheischende Aufgabeangehen könnte. So zeigt der umfangreiche Berichtdieser Spezialkommission zahlreiche Möglichkeitenzur Behebung der Parkplatznot auf, die aber größ-tenteils nur mit sehr kostspieligen Mitteln verwirk-licht werden können. Eine Frage also, welche dieStadt Luzern in den nächsten Jahrzehnten noch o ftbeschäftigen wird.

Der Ausbau des ZivilschutzesBern, 12. Jan. ag Mit der Inkraftsetzung derVerordnung zum Zivilschutz sowie des Bundes-

gesetzes über die baulichen Maßnahmen im Zivil-schutz und seinen Ausführungsbestimmungen inder ersten Hälfte des Jahres 1964 wurde der Aus-bau der Grundlagen abgeschlossen, die heute inallen Landesteilen die Organisation eines kriegs-genügenden Zivilschutzes ermöglichen. Auch diebeiden Bücher sind erschienen, welche die Grund-lage für die Ausarbeitung der Weisungen undNormen für den baulichen Zivilschutz gestatten.Auf 515 Seiten sind die Erkenntnisse des Sym-posiums über wissenschaftliche Grundlagen desSchutzbaues an der ETH zusammengefaßt, andem sich auch ausländische Fachleute von inter-nationalem Ruf beteiligen. Erwähnenswert ist auchdas durch Pläne ergänzte Handbuch der Waffen-wirkungen für die Bemessung von Schutzbauten,welches die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Schind-ler zusammenfaßt. Dieses Werk der Arbeits-gruppe für den baulichen Ziyilschutz darf heuteals grundlegende Arbeit für die Lösung aller bau-lichen Probleme des Zivilschutzes betrachtetwerden.

Auf dem Gebiet der Ausbildung wurden 1964die Grundlagen erarbeitet, welche für die Instruk-tion in den verschiedenen Dienstzweigen und ihrenStufen vordringlich waren. Mit der Ausbildungvon Kantonsinstruktoren der Kriegsfeuerwehrenund der Sanität konnte 1964 bereits auf Bundes-ebene begonnen werden. Dazu ist festzustellen, daßdas Bundesamt für Zivilschutz im EidgenössischenJustiz- und Polizeidepartement diese Arbeiten miteinem relativ kleinen Team zu bewältigen hatte.Gegenwärtig ist man daran, die dringend not-wendigen 30 Instruktoren für die Kaderausbildungauf Bundesebene zu beschaffen. Auf dem Gebietdes baulichen Zivilschutzes haben sich die Maß-nahmen der Konjunkturdämpfung dahin aus-gewirkt, daß das Bauvolumen im Jahr 1965 auf25 Millionen Franken angesetzt wurde, anstatt dervorgesehenen 30 Millionen.

Gut angelassen hat sich auch die Zusammen-arbeit mit dem Schweizerischen Bund für Zivil-schutz, indem für die Koordination der Auf-klärungsarbeit ein gemeinsamer Arbeitsausschußgesch äffen wurde. Vorgesehen ist unter anderemdie Herausgabe einer Aufklärungsschrift für dieFrauen, um ihnen zu zeigen, wo sie sich überallim Dienste der Landesverteidigung einsetzen kön-nen, wie groß die Belastung ist, welche Pflichtenund Rechte sie erwarten. In Vorbereitung ist aucheine Schrift, die sich an die aus der Dienstpflichtentlassenen Wehrmänner wendet. Für einen neuenAufklärungsfilm, der das «Helfen» in den Mittel-punkt stellt, liegt bereits ein Drehbuchentwurf vor.

Für die Materialbeschaffung hat das Bundesamtfür Zivilschutz einen Zehnjahrplan aufgestellt,dessen erste Tranche 1965 dazu führen wird, daßdie Kantone den Gemeinden bereits mehr Materialabgeben können als früher. Die Aufwendungen desBundesamtes für Ausbildung, Material und Bautensind für das Jahr 1965 mit total 72 MillionenFranken ausgewiesen.

Am 1. Januar 1965 traten auch die Bestimmun-gen über die Funktionsentschädigung, den Er-werbsersatz und die Unterstellung unter dieMilitärversichcriaig für den Dienst im Zivilschutzin Kraft. Dazu kommen besondere Bestimmungenüber den Militärpflichtersatz, der b ei 12 und mehrTagen Dienst im Zivilschutz (Kurse und Uebnn-gen) teilweise erlassen wird.

In seiner Eigenschaft als Beauftragter desEidgenössischen Militärdepartements hat der frü-here Generalstabsehef, OberstkorpskommandantAnnasohn, in besonderen Studien zu prüfen, inwelcher Weise eine wirksame Koordination allerTeile der totalen Landesverteidigung herbeigeführtworden kann und welche Neuerungen institutio-neller Art allenfalls nötig sind, um dieses Ziel zuerreichen. Diese Aufgabe wird auch von Seiten desZivilschutzes sehr begrüßt, und es darf angenom-men werden, daß sie für den weiteren Ausbau derSchutzmaßnahmen für die Zivilbevölkerung: inKriegs- und Katastrophenfällen nicht ohne Einflußbleiben wird.

Der Wiederaufbau der KircheSt. Ulrich in Kreuzungen

ag Als1 im Juli 1963 die Stiftskirche in Kreuz-ungen kurz vor der Vollendung einer umfassendenRenovation einem Großbrand zum Opfer fiel,schien es zunächst fraglich, ob sie in gleicher Ge-stalt und gleicher Form wieder aufgebaut werdenkönnte. Dem glücklichen Umstand, daß gute Bild-unterlagen vorhanden waren, sowie der opfer-freudige Einsatz der Bevölkerung, der Behördenund der kantonalen Denkmnlpflege ist es zu ver-danken, daß der Wiederaufbau trotz vielen Schwie-rigkeiten verwirklicht werden konnte.

Heute, 18 Monate nach der Katastrophe, istman damit bereits ein gutes Stück weit voran-gekommen. Die Fassaden sind frisch verputzt, dorGlockenturm präsentiert sich in der vertrautenForm, und die Glocken läuten wieder. Im Innernwird eifrig an der Ausstattung gearbeitet. Unterden Händen einer Augsburger Mannschaft er-stehen die Stukkaturen an Decke und Wänden,die Restaurierung des ausgeglühten Altargittersgeht in einer St. Galler Werkstatt der Vollendungentgegen, und jetzt sind die Holzschnitzereien ander Reihe, zunächst jene der Beichtstühle und derfeingegliederten Emporenbrüstung eine heikleAufgabe, welche gute Stilkenntnisse und großesEinfühlungsvermögen erfordert. Für sie konnteim Zürcher Holzbildhauer Johann Pacholsky eindurch zahlreiche Restaurationen bekannter Schwei-zer Künstler gewonnen worden.

Als weitexe Aufgaben des Innenausbaues stehennoch bevor die Wiederherstellung der drei Altäre,der zierlich gestalteten Kanzel und der imposantenOrgelanlage. Die Arbeiten werden vom St. GallerArchitekten Hans Burkard geleitet, dem als Be-rater in künstlerischen Fragen Dr. Arnold Knb'pfli,kantonaler Denkmalpfleger in Frauenfeld, zurSeite steht

Ueber zwölf Millionen . .

s. o. Ucber zwölf Millionen Menschen auf dorErde sind von der Lepra befallen. Wie rasch istdas dahingesagt. Es bedeutet aber nichts anderes,als daß heute, im zwanzigsten Jahrhundert,über zwölf Millionen Mal ein Mensch von einerKrankheit heimgesucht ist, die eine Krankheitist wie eine andere, heute sogar in hohem Maßeheilbar und weniger ansteckend als die Tuber-kulose zum Beispiel, und die trotzdem sein Lebenzerstört, weil sie den entsetzlichen Namen trägt,der sie seit unergründbaren Zeiten zu einer Geißelder Menschheit gemacht hat.

Nicht die Krankheit an sich ist das Furcht-barste. Das Entsetzliche ist dies: daß bisher und

Aussätzige Frau mit den von der Krankheit voll-kommen verstümmelten Händen.

auch honte noch in finsteren Gebieten die erstenweißen Flecken, die ersten Noppen auf der Haut,die nicht mehr verborgen werden können, dasSchicksal eines Menschen ausmachen, der, ausge-stoßen aus der Familie, aus der Sippe, aus dermenschlichen Gemeinschaft, gefürchtet, gehaßt, ge-mieden wird anders nicht als ein räudigerHund. Wer einmal einem Aussätzigen begeg-nete, wer die verstümmelten Hände sah, von denendie Finger, die eingebundenen Füße, von denendie Zehen wortwörtlich abgefault sind, wer diebei fortgeschrittener Krankheit zerfressenen Ge-sichter sah, in denen Augen liegen klar, wis-send, leidvoll , der denkt dankbar an jene, dievor zwölf und mehr Jahren aufgerufen haben zumzähen, erbitterton Kampf gegen die Lepra und esimmer weiter tun. Der Welttag der Lepröstn istihr Fanal.

Der mächtigste Bundesgenosse in diesem Kampfist die Wissenschaft, die heute Mittel bereit hat,tun im Anfangsstadium der Krankheit die Befal-lenen zu heilen, um fortgeschrittenen Stadien Lin-derung und Stabilisierung zu bringen. Es handeltsich dabei weder um eine kostbare noch kompli-zierte Therapie mit relativ bescheidenen Mit-teln kann Tausenden und aber Tausenden geholfenwerden.

Unter den vielen Ländern, die den zwingenden,unausweichlichen und unerbittlichen Ruf zumKampf gegen die Lepra wirklich gehört haben,ist gottlob auch die Schweiz. Auch bei uns gibtes Menschen, die gerade von diesem Problem derMenschheit, von der Not der Leprösen, bis insInnerste gepackt und nicht mehr losgelassen wur-den. Aorzte und Krankenschwestern, Physiothera-peuten und freiwillige Helfer sind hinausgegangenund arbeiten in Indien, Nepal, Kamerun, Guayanaund der Türkei. Es ist die Schweizerische Emmaus-Vereinigung mit ihrer Hilfsaktion für die Aus-sätzigen, die sie hinausschickt. Schweizer Aerztearbeiten in Vellore in Südindien, ein SchweizerLepraspezialist in einem Lcprösonspital im indi-schen Mangalorc, wo er neben seiner ärztlichenTätigkeit paramedizinisches Personal unter denEingeborenen ausbildet, das dann der indischenLepraorganisation zur Verfügung gestellt wird.Eine Schweizer Acrztin hat jahrelang in denSchmutzigen Hütten eines Camps in der Hafen-stadt Karachi operiert, das in der Regenzeit knie-tief von den Abwässern dor Stadt überflutet war,und hat Sprechstunde an den Straßenecken ge-halten, ganz allein, ohne Wagen, ohne Haus, ohneBett für einen Sterbenden. Heute hat ihr LeperCentre in Karachi 25 Räume für Schwerkrankeund einen richtigen Operationssaal. Aus demZürcher Stadtspital Waid sind zwei Kranken-schwestern im Sommer 1963 nach Indien aufge-brochen, um sieh dort in der Aussätzigenhilfe aus-zubilden, und im vergangenen Februar haben sieihr «nepalesisches Wagnis» unternommen, den introstlosen Verhältnissen lebenden Insassen dosstaatlichen Leprosariums Khokana Pflege undHilfe zu bringen.

Die Schweizerische Emmaus-Vereinigung istaußerordentlich tätig. Seit 1960 sind ihr nahezu6 Millionen Franken gespendet worden, über 1,6Millionen allein dnnk ihrer Kampagne im Jahre3964. Sie hat damit, als interkonfessionelles Komi-tee, evangelische und katholische, jüdische undmohammedanische und hindustanisehe Leprastatio-nen unterstützt. Man sollte in ihrem Mitteilungs-blatt «Mehr Freude» die erschütternden und be-glückenden Berichte lesen! Was sie nunbraucht, sind weitere Mittel. Die Aufgabe ist un-geheuerlich groß. An dor Wurzel des Aussatzessind Hunger, Elend und Not zu bekämpfenaber auch jene panische und geradezu verbreche-rische Angst der Gesunden, die den Leprösen aus-stößt, ihn dadurch hindert, sich behandeln zu las-sen und in vielen Fällen geheilt zu werden, umals Mensch, wie die anderen, sein Leben zu ver-dienen.

Sammlung der Emmaus-Vcreinigung SchweizHilfsaktion für die Aussätzigen

Postcheckkonto 30-136 Bern

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