Margrit Kennedy - Geld und Geist

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Neue Prioritäten im Kommen? Vortrag beim Kongress „Wirtschaften mit Geist und Seele“ der Akademie Heiligenfeld, Bad Kissingen am 31.05.2008

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Prof. Dr. Margrit Kennedy

Geld und Geist

Neue Prioritäten im Kommen?

Vortrag beim Kongress „Wirtschaften mit Geist und Seele“

der Akademie Heiligenfeld, Bad Kissingenam 31.05.2008

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Monetary crisesBanking crises

169 Währungs- und 96 Bankkrisen 1970-1998 (Statistik des IMF)

Vom Wunschdenken zur Wahrheit... (Wilhelm Hankel)Die Überflutung mit US-Dollar-Liquidität hat die nun geplatzte Spekulationsblase geschaffenNach dem Notverkauf der New Yorker Investmentbank Bear Stearns an... JP Morgan Chase wächst weltweit die Sorge vor weiteren Zusammenbrüchen...Goldman Sachs verkündete Milliardenabschreibungen...seit Nov.07 verloren ihre Aktien fast die Hälfte ihres Wertes...Lehman Brothers verkündete einen Gewinneinbruch von 57 Prozent. ...Steinbrück warnt vor "der größten Finanzkrise in den letzten Jahrzehnten"...Josef Ackermann verlangt ...eine "konzertierte Aktion von Banken, Regierungen und Notenbanken". Er glaube "hier nicht allein an die Selbstheilungskräfte der Märkte".

Missverständnis 1:Geld und Zins können auf

Dauer kontinuierlich wachsen

Quelle: H Creutz

Richtig ist, es gibt verschiedene Wachstums-Muster im materiellen Bereich:

natürliches Wachstum allein ist nachhaltig

lineares Wachstum ist über längere Zeit nicht möglich

exponentielles Wachstum (Krebswachstum) ist auf Dauer tödlich

Geldvermögen mit Anspruch auf Zins -

und damit auch auf Zinseszins -

können unbegrenzt wachsen

Missverständnis 1:

Quelle: H Creutz

Richtig ist:Je höher der Zins,

umso schneller das Wachstum

und... der Zusammenbruch

Der Unterschied zwischen Zins und Zinseszins:

1 Cent im Jahr 0 angelegt zu 5% Zins und Zinseszins hätte im Jahr 2006 über 342 Milliarden Kugeln aus Gold vom Gewicht dieser Erde zum Goldpreis in diesem Jahr ergeben

Ohne den Zins auf Zins (oder „Zinseszins“) wäre1 Cent dagegen nur auf € 1,01 angewachsen

Missverständnis 2: Durchschaubarkeit:

Zinsen zahlen wir nur, wenn wir uns

Geld leihen

1. Müllabfuhrgebühren

Kapitalverzinsung 12%

2. TrinkwasserpreisKapitalverzinsung 38%

Quelle: H Creutz

3. Kostenmiete im sozialen Wohnungsbau Kapitalverzinsung 77%

Richtig ist: In jedem Preis

sind Zinsenenthalten

Richtig ist:80% der Menschen in

Deutschland zahlen mehr als doppelt soviel an Zinsen wie

sie einnehmen

Und 10% bekommen dies als Einkommen aus Zinsen ohne

dafür arbeiten zu müssen

Missverständnis 3:Jede/r wird in diesem

System gleich behandelt

Quelle: H Creutz

Quelle: H Creutz

Die Guthaben - und damit auch die Schulden - sind überproportional gewachsen

Das Brutto-Sozial-Produkt wächst wesentlich langsamer

Realeinkommen sinken seit 1980

Folge 2: Unaufhaltsame Geldentwertung

Durch Inflation war die D-Mark nach 50 Jahren nur noch 20Pfennig wert

Quelle: H Creutz

... und dies war die stabilste Währung der Welt.

Folge 3: Wachsende monetäre

Anstieg spekulativer Transaktionen

Source: Lietaer Of Human Wealth 2008

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RealSpeculative

Source: Lietaer Of Human Wealth 2008

Lösung 1: Anstelle von Zinsen - Bereitstellungsgebühren

3% für kurzfristige Anlagen

6% für langfristige Anlagen

0% für Bargeld oder Girokonten

- 6% für Bargeld oder Girokonten

- 3% für kurzfristige Anlagen

0% für langfristige Anlagen

Zinsen Bereitstellungsgebühren

zu Lösung1: Das Beispiel von Wörgl, Tirol 1932-33

• Bereitstellungsgebühr von 1% pro Monat

• Arbeitbestätigungen im Wert von 5.490 Schillingen zirkulierten in 13,5 Monaten 416 mal

• Güter und Dienstleistungen im Wert von 2.283.840 Schillingen

• Stadt erhielt 12% von 5.490 =

658 Schillinge

• Arbeitslosigkeit um 25% reduziert

• Gemeindeeinnahmen stiegen um 35%

• öffentliche Auftragsvergabe um 220%

Kosten für Hypotheken und Kredite

zinstragender Euro

Arbeit der Bank 1.7%Risikoprämie 0.8%

Liquiditätsprämie (Zins) 4.0%Inflationsausgleich 1.5%

Insgesamt 8.0%

verteilungs-neutrale Währung 1.2% 0.8% 0.0% 0.0%

2.0%

im Zins-System 40% € 12.000 / Haushalt / JahrBereitstellungsgebühr € 3.000 / Haushalt /Jahr

Vergleich der Kredit-Kosten für einen Haushalt

mit € 30.000 Jahres-Einkommen

Mein Wechsel der Perspektive zwischen

1987 und 2004

aktualisierte Neuauflage 2006

Komplementärwährungen = neue Geldentwürfe, die

thematisch begrenzt auf Sektoren oder geographisch begrenzt auf

bestimmte Gebiete

diesemit neuer finanzieller Liquidität

Komplementärwährungen gibt es auf allen Ebenen

wirtschaftlichen Handelnslokal

regional national

international global

Drei Beispiele für sektorale, nationale

Komplementärwährungen:

Fureai-Kippu System, Japan WIR Wirtschaftsring, Schweiz

Saber Bildungswährung, Brasilien

Das Fureai-Kippu = Pflege-Ticket System

seit 1995 in Japan versorgt ältere Menschen

mit Hilfeleistungen von Jüngeren die als Stundengutschriften zu einem späteren Zeitpunkt

in einem anderen Teil des Landes oder von anderen Personen

abrufbar sind

WIR-WirtschaftsRing seit 1934

bargeldloses Verrechnungssystemfür kleine und mittlere Unternehmen

15 regionale schweizer WIR-Gruppen 60.000 Mitglieder

Jahresumsatz 2005: 1.7 Mia WIR

wirkt anti-zyklischunterstützt Politik der Zentralbank

SABER = WissenBildungswährung für Brasilien:

40% der Bevölkerung ist unter 15 Jahren

1% Abgabe für Bildung auf Mobilfunkrechnungen -> 1 Mia US$

Bildungs-Gutscheine für Schüler/innen nur Universitäten können sie umtauschen

begrenzte Gültigkeit = -20%/aAus 1 Milliarde Dollar wird ein NUTZEN

von 10 Milliarden Dollar für Bildung

...dazukommt:

Verviel-fachung

des Lerneffekts

durch selber

UNTERSCHIEDE (1)

nutzen- statt profit-stiftend

begrenzt statt überall verwendbar

gebühren-gesichert statt zins-bringend

transparent statt undurchsichtig erschaffen

demokratisch statt von Wenigen kontrolliert

SABER - DOLLAR

UNTERSCHIEDE (2)

gemeinschaft-fördernd statt -verhindernd

inflations-dämpfend statt inflations-fördernd

eher leistungs-gedeckt als besitz-gedeckt

ein Gewinn für alle statt nur 10%

Beispiele für regionale

Komplementärwährungen:

in Deutschland:

Beispiel für eine Regionalwährung:

Beispiel für eine Regionalwährung:

Regios bieten 8 Vorteile:

1. die Stärkung der regionalen Identität

2. die Schaffung neuer finanzieller Liquidität

3. den Verbleib von Wertschöpfung und Überschüssen in der Region

4. eine Verringerung der Arbeitslosigkeit

5. die engere Verbindung zwischen Konsument und Produzent

6. eine Reduktion der Transportwege und damit des Energieverbrauchs

7. den Erhalt öffentlicher Infrastruktur-Einrichtungen in öffentlicher Hand

8. eine teilweise Entkoppelung der Region von der globalisierten Wirtschaft

Banken (Delitzsch) Banklizenz

Geschäfte (Magdeburg) Waren/Umsätze

Genossenschaft (B.Land) Zeit/Ressourcen

Verein (Prien) Nationalwährung

Vertrauen in die Währung entsteht durch solide Trägerschaften (Beispiele) und Sicherheiten

Was können Regionalwährungen nicht?

- Sofort-Lösungen bieten

- auf Dauer exponentiell wachsende Geld-Gewinne erzielen

- internationale, spekulative Geldtransaktionen fördern

Was können Regionalwährungen?

- menschliche Nähe beleben

- soziale Fallhöhe vermindern

- Versorgungsstrukturen absichern

- Wachstumszwänge vermindern

d.h. qualitatives Wachstum fördern

seit dem 5. Februar 2006 gibt es den

Regiogeld Verband

mit 60 Initiativen von denen 28 inzwischen

eine eigene Währung herausgegeben

haben .

Informationen unter www.regiogeld.de

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