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www.alzheimer-bw.deSusanne Gittus 1
Menschen mit Demenz im Alltag unterstützen
Fachtag Demenz BöblingenSamstag , 14.Oktober 2017
Kommunikation und Umgang
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Wissen zur Erkrankung erzeugt …
… Verstehen
Verstehen schafft …
… Verständnis
Verständnis verändert …
… die Begegnungen
Wie kann eine gute Unterstützung im Alltag gelingen?
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Verstehen – Wie arbeitet unser Gedächtnis?
Neue Erinnerungen werden als „alt“ gespeichert und können jederzeit verwendet werden.
Neue Erinnerungen werden immerseltener gespeichert und können somit nicht wieder verwendet werden. Auch alte Erinnerungen gehen zunehmend verloren.
Quelle: Powell, J. (2009). Hilfen zur Kommunikation bei Demenz. Köln: Kuratorium Deutsche Altershilfe / Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
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Zunehmender Verlust der Orientierung(zeitlich, örtlich, situativ, zu anderen und zur eigenen Person)
Veränderung der Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung
leben in ihrer eigenen Welt
nicht betroffen sind Gefühle!
Verstehen – Erleben und Bedeutung für Betroffene
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… sozial eingebunden
sein
… nützlich und hilfreich
sein
… selbständig und selbst-bestimmt bleiben
… in ihrer vertrauten Umgebung
bleiben
… sich sicher fühlen
„Ich will nicht auf die Demenz und meine Defizite reduziert werden.“
Verstehen – Wünsche von Menschen mit Demenz
…akzeptiert und respektiert werden
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Umgang mit Menschen mit Demenz – Filmbeispiel
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Beispiel „Arztbesuch“
Was ist Ihnen aufgefallen?
Wie geht die Dame mit der Demenz um?
Weiß sie sich zu helfen?
Welche Unterstützung bräuchte sie?
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Wichtig:
Zeit lassen
Eindeutige Aufträge erteilen
Orientierung geben
Nur so viel Hilfestellung geben wie nötig
Nicht über, sondern mit den Erkrankten reden
Beispiel „Arztbesuch“
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Umgang mit Menschen mit Demenz – Filmbeispiel 2
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Grundregeln:
zuwenden und Blickkontakt aufnehmen
langsam sprechen, einfache Sätze (nur eine Botschaft)
aufmerksam zuhören
Zeit lassen zum Antworten
andere Wahrnehmung akzeptieren
keine „Wieso-Weshalb-Warum“-Fragen stellen
Kommunikation mit Menschen mit Demenz
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Aus Haltung wird Verhalten!
Wertschätzende und respektvolle Grundhaltung
Ruhe und Sicherheit vermitteln
Jeder demenziell erkrankte Mensch hat Fähigkeiten, die er nutzen will und nutzen soll
• Selbständigkeit unterstützen
• Stärken betonen – Schwächen ausgleichen
• nicht auf Defizite und Wissenslücken hinweisen
Umgang mit Menschen mit Demenz
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Erkrankte ernst nehmen – ihre „eigene Welt“akzeptieren lernen
Selbständigkeit unterstützen
• Beibehalten von Gewohnheiten/Ritualen• Reduktion von Gefahrenquellen
Sicherheit und Orientierung geben• Gleichbleibender Tagesablauf• Merk- und Notizzettel• Technische Hilfsmittel, Beleuchtung• Kreative Lösungen
Wie kann Unterstützung noch aussehen?
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Umgang mit demenzkranken Menschen
meine Welt
deine Welt
„Das musst du doch noch wissen?!“ Ressourcen- statt Defizitorientierung
„Du sollst nicht lügen?!“Vom Umgang mit der Wahrheit
Fragen stellen
Das Herz wird nicht dement!
Ablenken statt Beharren
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Beschreibt Verhaltensweisen, die…
• sozial unangepasst bzw. der Situation nicht angemessen sind
• herausfordern
• den Alltag belasten
• bei Angehörigen belastende Gefühle auslösen können
Welche belastenden Situationen kennen Sie?
Was ist „herausforderndes“ Verhalten?
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ständiges Umherwandern
Beschuldigungen („Du hast mein Geld gestohlen!“)
Beschimpfungen
Hinlaufen (Weglaufen)
ständiges Nachlaufen und Nachfragen
Suchen, kramen, sammeln
„Ich kann noch gut Auto fahren!“
notwendige Mithilfe verweigern
aggressives Verhalten (z.B. schlagen, treten, schreien)
Tag-/Nacht-Umkehr
Was ist „herausforderndes“ Verhalten?
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Herausfordernde Situationen
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Das Drei-Schritte-Modell
Umgang mit schwierigen Situationen
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Beschuldigung „Du nimmst immer mein Geld!“
Umgang mit schwierigen Situationen
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Umgang mit schwierigen Situationen
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Was haben Sie in dem Film beobachtet?
Umgang mit schwierigen Situationen
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Nehmen Sie das Verhalten nicht persönlich.
Überlegen Sie, welche Auslöser/Ursachen das Verhalten haben könnte.
Leiten Sie daraus mögliche Hilfen ab.
Können Sie an der Situation nichts verändern, sollte Sie sie so annehmen, wie sie ist.
Gewinnen Sie Abstand, indem Sie: tief durchatmen, den Raum verlassen und etwas später einen neuen Versuch unternehmen.
Umgang mit schwierigen Situationen
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Menschen mit Demenz im Alltag unterstützen
Fachtag Demenz BöblingenSamstag , 14.Oktober 2017
Beschäftigung und Aktivierung
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Ein Beschäftigungsangebot, verschiedene Reaktionen
Beschäftigung macht Spaß und tut gut
Das richtige Angebot auswählen
Orientierung zum Umgang für Menschen mit Demenz
Beschäftigungsmöglichkeiten mit vielen Beispielen aus der Praxis
Überblick
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Für die Beschäftigung von Menschen mit Demenz
gibt es keine Rezepte!
Ein Beschäftigungsangebot – verschiedene Reaktionen
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Erfolge vermitteln: „Ich kann noch etwas“
Soziale Erfahrung erleben: „Ich gehöre dazu“, „Ich bin jemand“
Tagesstruktur, Abwechslung und Normalität schaffen
vorhandene Fähigkeiten möglichst lange erhalten
vertraute Tätigkeiten von früher aktivieren
kein Ergebnis erwarten (z.B. Kuchen, gebasteltes Produkt)
kein „Lernen“ (Erwerb oder Wiedererlangen von Fähigkeiten)
„Der Weg ist das Ziel“
Beschäftigung macht Spaß und tut gut
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Menschen mit Demenz sollen sich möglichst positiv erfahren und sich wohlfühlen
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einfach und erfolgversprechend
vertraute Tätigkeiten (biografieorientiert)
jahreszeitlich orientiert
nicht kindisch (auf den Bezug zum Erwachsensein achten!)
Materialauswahl: keine Kleinteile, handlich, ungiftig
keine Angst vor Wiederholungen
auf den eigenen Zugang zu einem Angebot achten
Das richtige Angebot auswählen
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Dauer der Beschäftigung (begrenzte Konzentrationsfähigkeit)
Tätigkeiten einleiten, vormachen
Motivieren, aber niemals zu sehr drängen oder gar zwingen, etwas zu tun
Das „Tempo“ der Betroffenen beachten!
Geduld haben!
Warten können!
Woran sollten Sie denken?
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Menschen mit Demenz beteiligen, z.B.:
• eine Farbe aussuchen
• etwas halten
• etwas verrühren
Ideen von Menschen mit Demenz aufnehmen, bestätigen, damit umgehen
nicht unterfordern, nicht überfordern
Tätigkeiten der Betroffenen anerkennen, angemessen loben
Woran sollten Sie denken!
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Alltagsnahe und lebenspraktische Tätigkeiten
Erinnerungspflege
Bewegung in Haus, Garten und Natur
Musik: „Königsweg“ für Menschen mit Demenz
Spiele (aus der Kindheit vertraut)
Sinneserfahrungen und Berührungen
Vorlesen - Erzählen - Schrift
Kreatives Gestalten, Basteln
Feste, Ausflüge, Neues entdecken
Ideen und Anregungen zur Beschäftigung
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Mahlzeiten gemeinsam planen und einkaufen
Kochen und Backen: Obstsalat, Gemüsesuppe, Nachtisch zubereiten, Teig rühren
Mahlzeiten: Tisch decken, Servietten falten, Essen verteilen
Putzarbeiten: Schuhe putzen, Staubwischen, “Kramen“
Alltagsnahe und lebenspraktische Tätigkeiten
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Wäsche: falten, sortieren, Klammern reichen, bügeln
Arbeiten mit Wolle, Wolle wickeln
Tätigkeiten aus dem Beruf: Papier lochen und ordnen
Alltagsnahe und lebenspraktische Tätigkeiten
Handwerkliche Tätigkeiten: Arbeiten mit Holz (sägen, schmirgeln, sortieren von Nägeln und Schrauben)
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Mit Hilfe von Gegenständen aus früherer Zeit erzählen und erinnern, z.B. Kaffeemühle, Kleidungsstücke, Bücher…
Fotoalben, Ansichtskarten, Bildbände, Lichtbilder und Filme anschauen
Ein Erinnerungsalbum gestalten: Woran erinnert sich der/die Betroffene noch (keine Chronologie)
Eine Erinnerungskiste anlegen
Erinnerungspflege
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Ritual: jeden Morgen die Zeitung aus dem Briefkasten holen
Sitzgymnastik mit verschiedenen Materialien (z.B. Bälle, Luftballon, Tennisringe, Tücher und Bändern)
Tanzen: einfache bekannte Schritte, Rhythmus, in die Hände klatschen
Bewegungsspiele: Ringe werfen, Kegeln
Laub harken, Unkraut jäten, Beeren pflücken
regelmäßige Spaziergänge
Bewegung in Haus, Garten und Natur
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bekannte Lieder singen (evtl. Gitarren- oder Klavierbegleitung)
religiöse Lieder „Lobe den Herren…“
Liederbücher in Großdruck
vertraute Musik hören – gezielt einsetzen
Einsatz von einfachen Musikinstrumenten (z.B. Rassel)
Eigene Instrumente?
Fähigkeiten der Betroffenen nutzen!
Lieder zum Mitmachen
Besuch von kleinen Konzerten
Musik: „Königsweg“ für Menschen mit Demenz
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Gesellschaftsspiele (Spezialanfertigungen)
Mensch ärgere dich nicht
Dame, Mühle, Schach…..
Würfelspiele, Kartenspiele („ Geigeln“, Elfer raus)
Sprichwörter ergänzen
Domino mit Farben, Memory, einfache Puzzle
Aus der Kindheit vertraute Spiele
Regeln und Spielzeiten sollten dem Konzentrationsvermögen angepasst werden. Weniger ist oft mehr!
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Sinneserfahrungen und Berührungen
Bei der Körperpflege, bei alltäglichen Tätigkeiten, beim Spaziergang…..
Greifen und Tasten von Gegenständen und unterschiedlichsten Materialien (Blume, Steine)
Düfte (z.B. Gewürze, frischgebackener Kuchen) besprechen und erinnern
Bilder anschauen: klare Konturen, Größe, nicht zuvieleInformation
Massagen: z.B. Handmassage mit Lieblingscreme, Igelball
Bei Betroffenen welche bettlägerig sind, ein buntes Mobile an der Decke hängen, Fühlketten…..
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Sinneserfahrungen und Berührungen
Berührung – wird vor allem im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz immer wichtiger
Gemeinsames Lachen und Humor sind gut für die Stimmung
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Vorlesen - Erzählen - Schrift
Kurze Artikel aus der Zeitung vorlesen
Kurze Geschichten möglichst frei erzählen (spezielle Bücher)
Vorlesen
Gedichte, Verse, Reime, Sprichwörter, mitsprechen, raten, ergänzen lassen
Bibeltexte, Psalmen und Gebete
Einfache Kreuzworträtsel (Wortgitter), „Seniorenalphabet“, „Stadt, Land, Fluss“
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Kreatives Gestalten, Basteln
Freude haben mit Farben– malen
– tupfen
– wischen
Mandalas ausmalen
Freude haben mit Papier– knüllen
– reißen
– kleben
Collagen kleben
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Neues entdecken
Tablets mit besonderen Programmen für Menschen mit Demenz.
Ideen, Kreativität und die Lust am Ausprobieren fördern
Autonome Beschäftigungen von Menschen mit Demenz als sinnvolles Tun anerkennen
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Und ab und zu:
Einfach mal nichts tun!
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