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Neuordnung der Krankenpflege im 19. Jahrhundert
• Für die Erneuerung der Krankenpflege wurden vier grundsätzliche Organisationsformen entwickelt bzw. neu gestaltet
- die katholische Krankenpflege
- die evangelische Krankenpflege
- die weltlichen Mutterhäuser
- die freiberufliche Krankenpflege
Dr. Karin Hermanns
Problemfelder der Krankenpflege• die Hospitäler/Krankenhäuser sind ständig überbelegt;• Absinken im Niveau des pflegenden Standes,• neue Herausforderungen durch Ärzte im Bereich der
Diagnostik und Therapie,• mangelnde oder gar keine Ausbildung bzw.
Qualifizierung,• fehlende ethische oder religiöse Wertvorstellungen,• Medizinalgesetzung tritt in Kraft ohne die Pflege zu
berücksichtigen,• die Krankenpflege bleibt eine freie, wohltätige
Lohnarbeit bzw. Aufgabe der Pflegeorden.
Dr. Karin Hermanns
Gründe, die zur Neuordnung der Krankenpflege führten:
• die Entwicklung des Hospitals zum Krankenhaus im heutigen Sinn,
• die Entwicklung der Medizin zur Naturwissenschaft,
• die Begleiterscheinungen der Industrialisierung,
• die Kriege des 19.Jahrhunderts mit dem Problem der Verwundetenversorgung.
Dr. Karin Hermanns
Entwicklung der katholischen Krankenpflege in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
• Neugründungen von Pflegegenossenschaften auf Initiative von Einzelpersonen der Erweckungsbewegung
• Motivation: spontane Sympathie für Notleidende, Besinnung auf den christlichen Auftrag
• Erste deutsche Genossenschaft von Barmherzigen Schwestern in Münster, gegründet von Clemens August zu Droste- Vischering
• in den westlichen Provinzen Preußens: Verbreitung von Pflegeorden der Borromäerinnen und Franziskanerinnen
Dr. Karin Hermanns: Geschichte der Krankenpflege
Clemens August Droste zu Vischering und Maria Alberti
Dr. Karin Hermanns
Clemens von Brentano und Anna Katharina Emmerich 1834
Dr. Karin Hermanns
Veränderungen im Krankenhausbau im 19. Jahrhundert
• Bevorzugung des Mehrgeschossbaus• Ausprägung des Korridorsystems• Krankenzimmer nur noch mit 8-12 Betten
ausgestattet• Ära des Pavillonstils endet in den 1870er
Jahren• Aufteilung der Stationen in Innere, Chirurgie,
Kinderabteilung und Isoliertrakt• gesonderte Endbindungshäuser
Dr. Karin Hermanns: Geschichte der Krankenpflege
Entwicklung der evangelischen Krankenpflege in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
• Zusammenschluss bürgerlicher Frauen zu kleineren Frauenvereinen während der Napoleonischen Kriege
• Amalie Sieveking (1794-1859) versucht mit dem „Aufruf an christliche Seelen“ während der Choleraepidemie im Herbst 1831zu helfen
• Johann Gossner ( 1773-1858) gründet einen Krankenpflegeverein zur Eintreibung von Spenden
• Theodor Fliedner (1800-1864) gründet das erste evangelische Krankenhaus in Kaiserswerth
Dr. Karin Hermanns
Initiativen von Theodor Fliedner
• Verein der Gefangenenfürsorge 1826, Betreuung von entlassenen, weiblichen Strafgefangenen
• Verein zur Einrichtung von Kinderschulen 1835• Gründung des ersten deutschen evangelischen
Krankenhauses 1836• Krankenhaus sollte ausschließlich der Lehre dienen• 1861 sind 28 Mutterhäuser mit 1207 Diakonissen in
aller Welt tätig.
Dr. Karin Hermanns
Theodor und Friederike Fliedner
Dr. Karin Hermanns
Verdienste von Friedericke und Theodor Fliedner
• Gründung des ersten evangelischen Krankenhauses zu Ausbildungszwecken;
• Gründung eines Mutterhauses für Diakonissen nach dem Vorbild der Barmherzigen Schwestern;
• Gründung einer ersten organisierten und geschlossenen Pflegegemeinschaft;
• Ausarbeitung eines sorgfältig konzipierten theoretischen und praktischen Unterrichts;
• Aufzeigen einer neuen christlichen Berufsethik.
Dr. Karin Hermanns
Kritische Auseinandersetzung mit dem Wirken Fliedners
• Eine große Anzahl Frauen musste ausschließlich seinen Anweisungen folgen.
• Fliedner legt in seinen Anweisungen eine fünfjährige Probezeit fest.
• Wer schließlich zum inneren Kreis gehörte, musste sich selbst verleugnen.
Dr. Karin Hermanns: Geschichte der Krankenpflege
Ausbildung der Krankenpflegerinnen 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts
• Ausbildung in den konfessionellen Häusern durch Konsiliarärzte und erfahrene Mitschwestern,
• in den Lohnwärterinnenschulen durch fest angestellte Ärzte und Kolleginnen.
• Konfessionelle wie kommunale Häuser nutzten den Leitfaden von Johann Friedrich Diefenbach: „Anleitung zur Krankenpflege“ (erschienen 1832 in Berlin)
Dr. Karin Hermanns
Otto Fürst von Bismarck (1815-1898)
Dr. Karin Hermanns
Pflegerische Tätigkeiten 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts
• Dekubitusprophylaxe• Sammeln von Auswurf und Urin• Umgang mit dem Fieberthermometer• Zubereitung von Krankenkost• Räucherungen• Eingeben von Arzneimitteln• Setzen von Klistieren• Verabreichung von Wannen- und Dampfbädern• Herstellung von Senfpflastern• Einreibungen• Assistenz bei Aderlässen
Dr. Karin Hermanns
Differenzierungen der Krankenanstalten
• die Universitätsklinik: Forschung, Lehre und Krankenversorgung
• das allgemeine, städtische, konfessionelle oder private Krankenhaus: widmete sich ausschließlich der Krankenbehandlung
• die Polikliniken als Bindeglied zwischen medizinischer Fakultät und jeweiliger Stadt: Armensprechstunden durch Professoren und deren Studenten.
Dr. Karin Hermanns
Neuerung innerhalb der Psychiatrie in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
• Systematische, klinisch beschreibende und ordnende Psychopathologie
• Somatisch-biologische, klassische Psychiatrie
• Weichenstellung für Psychiatrie und Psychotherapie durch Sigmund Freud und seinen Schülern Alfred Adler und Gustav Jung
Dr. Karin Hermanns
Pflegerische Tätigkeiten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
• Blutegel setzen• Krankenbeobachtung und Dokumentation• Erste Hilfe in lebensgefährlichen Situationen• Betreuung von Geisteskranken• Zubereitung von Vollkost und speziellen Diäten• Untersuchung des Harns auf Eiweiß (Essigsaurekochprobe,
Messen des spezifischen Gewichts)• Fieber- und Pulsmessung (mit Sanduhr) (Fieberkurve)• Gabe von Arzneimitteln/ Inhalationen• Subkutane Infektionen• Umgang mit Desinfektionsmitteln
Dr. Karin Hermanns: Geschichte der Krankenpflege
Pflegepersonen als technische Assistenten der Ärzte und ihre Aufgaben
• Narkotisierung der Patienten• Instrumentieren während einer Operation• Volkmann und Kramerschiene polstern und anlegen• Herstellen von Gipsbinden• Durchführung von Elektrotherapien• Assistenz beim Röntgen
Dr. Karin Hermanns
Wilhelm Löhe (1808-1872)
Dr. Karin Hermanns
Wilhelm Löhe (1808-1872)
•Sein Motto: „Die Kirche ist der schönste Liebesgedanke des Herrn“•Unterstützung deutscher Auswanderer•1853 Gründung des „Lutherischen Vereins für weibliche Diakonie in Bayern“•Ausbildungskurs für Diakonissen im Gasthaus „Zur Sonne“ in Neuendettelsau•1854 Gründung der Diakonissenanstalt•ab1855 Gründung von Zusatzeinrichtungen wie: die „Blödenanstalt“ als Haus für Behinderte, das Rettungshaus, das Magdalenium, ein Frauen-und Männerhospital
Dr. Karin Hermanns
Florence Nigthingale (1820-1910)
Dr. Karin Hermanns
Florence Nigthingale
• 1853 Oberin im Londoner „Home for sick Governers“• Organisation der Verwundetenpflege im Krimkrieg
von 1854-1856• 1859 Veröffentlichung von „Notes of Hospital“• 1860 Eröffnung des St. Thomas Hospital“• 1860 Veröffentlichung von „Notes of Nursing“• 1870/71 Veröffentlichung von „Life and Death in
India“
Dr. Karin Hermanns: Geschichte der Krankenpflege
Jean Henry Dunant (1828-1910)
Dr. Karin Hermanns
Jean Henry Dunant (1828-1910)
• 24. Juni 1859: Dunant ist als Durchreisender Augenzeuge der Schlacht bei Solferino (Italien)
• 1862 Veröffentlichung seines Buches: „Eine Erinnerung an Solferino“• 1863 erster Kongress in Genf mit Vertretern aus 17
Ländern• Einigung auf ein gemeinsames Zeichen im Feld das
„rotes Kreuz auf weißem Grund“• 1864 erste Genfer Konvention ratifiziert von 15
Staaten• im gleichen Jahr Gründung des IKRK• Erweiterung der Konventionen in den Weltkriegen
Dr. Karin Hermanns
Entwicklung der Rotkreuzgemeinschaften in Deutschland
• 1866: erste Rotkreuzgemeinschaft in Deutschland ist der „Badische Frauenverein vom Roten Kreuz“
• 1866: Eröffnung der Vereinsklinik in Karlsruhe• 1882 entstand der „Verband Deutscher
Krankenpflegeinstitute vom Roten Kreuz“• Ausbildung ausschließlich für Vereinsangehörige,
Dauer 1 Jahr, anschließend eine Prüfung• Oberstes Ziel der Ausbildung : Bereitstellung von
Pflegepersonal für erkrankte und verwundete Soldaten im Felde.
Dr. Karin Hermanns: Geschichte der Krankenpflege
Entwicklung der katholischen Krankenpflege zur Jahrhundertwende
• Hauptsitz der Barmherzigen Schwestern bleibt Münster, von dort 88 Töchterhäuser gegründet mit 1400 Schwestern, Tendenz steigend,
• Ähnlich erweiterten sich die Orden der Franziskanerinnen und Borrmäerinnen
• Neugründungen von Elisabethenvereinen ohne Gelübde für die Armen- und Krankenpflege
• Der 1851 gegründete „Orden der Armen Dienstmägde Jesu Christi zählt 1900 ca. 2000 Schwestern.
Dr. Karin Hermanns
Entwicklung der evangelischen Krankenpflege zur Jahrhundertwende
• das Vandsburger Werk / die Gemeinschafts-mutterhäuser
• der evangelische Diakonieverein von Friedrich Zimmer
• Zimmer gründete 1894 das erste Diakonissenseminar für Krankenpflege in Wuppertal- Elberfeld
• Mutterhausgründung in Hebron bei Marburg 1908• Mutterhausgründung „Hensoltshöhe“ in
Gunzenhausen 1909
Dr. Karin Hermanns: Geschichte der Krankenpflege
Arbeitsbedingungen und Missstände im Kreis der freiberuflichen Schwestern
• Die Schwester konnte zu jeder Tages- und Nachtzeit zum Dienst aufgefordert werden,
• Arbeitszeit: ca. 12-15 Stunden täglich,• Schlechte Besoldung, manchmal willkürlich nach Art
des Betragens,• Straffe Führung im Krankenhaus,• Anfeindungen durch Ordensschwestern,• Einteilung in medizinische Fachbereiche erfolgte
nicht nach Eignung, sondern nach dem Grad der Beliebtheit.
Dr. Karin Hermanns: Geschichte der Krankenpflege
Agnes Karll (1868-1927)
Dr. Karin Hermanns
Agnes Karll (1868-1927)
• Versucht zusammen mit Elisabeth Storp, Marie Cauer, und Helene Mayer die soziale Stellung der freiberuflichen Schwestern zu heben.
• Satzung für eine „Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen in Deutschland“ am 11. Januar 1903 in Berlin
• Organisation erhielt die Rechtsform eines Fachverbandes• Angebote an die Mitglieder: Arbeitsplatzvermittlung Absolute Selbständigkeit im Vertragsabschluss Beratung in Arbeits- und Rechtsfragen Private Versicherungsverträge Freie Verfügung über das Gehalt (kleiner Mitgliedsbeitrag
wurde erhoben)
Dr. Karin Hermanns
Weltbund der Krankenpflegerinnen
• Die englische Oberin Mrs. Bedford- Fenwick schlägt 1899 einen Weltbund vor;
• Ziel: die Selbstverwaltung der Schwestern in ihren Berufsverbänden zu stützen, um Berufsethik, Berufsausbildung und den Wert der Arbeit für das Volkswohl zu vertiefen.
• Erster Kongress im Juli 1904 in Berlin mit englischen, irischen, amerikanischen Gruppen und der Berufsorganisation von Agnes Karll
• Dies war die Geburtsstunde des ICN (International Council of Nurses)
• ICN tagt seither alle vier Jahre und umfasst heute die nationalen Berufsorganisationen aus nahezu allen Kulturstaaten
Dr. Karin Hermanns
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