Nicht-berufsbedingte allergische Kontaktdermatitis durch Azithromycin-haltige Augentropfen

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729© 2014 Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Published by John Wiley & Sons Ltd. | JDDG | 1610-0379/2014/1208

Nicht-berufsbedingte allergische Kontaktdermatitis durch Azithromycin-haltige Augentropfen

Non-occupational allergic contact dermatitis caused by azithromycin in an eye solution

DOI: 10.1111/ddg.12328English online version on Wiley Online Library

Sehr geehrte Herausgeber,

Azithromycin ist ein Makrolid-Antibiotikum. Charakte-ristisch für Azithromycin ist ein 15-gliedriger Lactonring, im Gegensatz zu den 14 C-Atomen in den Ringen von Cla-rithromycin und Erythromycin [1]. Über berufsbedingte allergische Kontaktdermatitiden im Zusammenhang mit Azithromycin gibt es nur wenige Berichte [2–4]. Über eine Hautallergie nach topischer Anwendung gab es keinen Be-richt bis 2011 und auch bis heute ist nur ein einziger Fall beschrieben [5].

Wir berichten über eine 85-jährige Frau kaukasischer Abstammung mit einer bilateralen Phakoemulsifikation (Katarakt), einer allergischen Rhinokonjunktivitis und ei-ner chronischen Dakryozystitis in der Vorgeschichte, die seit drei Jahren an Ekzemen der Augenlider beider Augen litt. Die Patientin hatte kürzlich zum zweiten Mal Azyter®- Augentropfen (Azithromycin-Dihydrat 15 mg/g, mittelkettige Tri glyceride; Laboratórios Théa®, Portugal) angewendet, konnte sich allerdings an eine Verschlimmerung der Sympto-me nach der ersten Anwendung ein Jahr zuvor nicht erinnern. In letzter Zeit hatte sie ebenfalls mehrere andere Augentrop-fen (Dexafree® und Ronic®, beide Dexamethason; Allergo-dil®, Azelastin), Augensalben (Dexamytrex®, Dexamethason und Gentamicin; Predniocil®, Prednisolon) und ein Nasen-spray (Avamys®, Fluticasonfuroat) verwendet.

Es wurde ein Patch-Test mit Finn Chambers® on Scan-por®-Pflaster durchgeführt. Der Test wurde entsprechend den Kriterien der International Contact Dermatitis Research Group nach 48 und 72 Stunden abgelesen.

Eine positive Testreaktion zeigte sich für Azyter® (++/++), ebenfalls positiv waren Azithromycin 1 % (–/+), Azithromycin 5 % (++/++) und Azithromycin 10 % (++/++). Auf Clarithromycin 10 % und Erythromycin 10 % zeigte sich keine Reaktion (Abbildung 1). Patch-Tests bei 10 Kon-trollprobanden mit 10%igem Azithromycin riefen keine Reaktionen hervor. Alle Testallergene stammten von der Firma Bial® aus Portugal. Weitere positive Testreaktionen

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wurde gesehen auf Neomycin (–/+), Cinchocain (–/+) und Duftstoff-Mix II (Farnesol) (+/++). Die portugiesische Basis- Testreihe, Kosmetik- und Hilfsstoffe, Duftstoff-Mix I, eine Augen-Testreihe und alle persönlichen Pflegeprodukte wur-den ebenfalls getestet.

Gezielt auf Farnesol in Pflegeprodukten angesprochen, gab die Patientin an, in der Vergangenheit ein Farnesol- haltiges Parfüm verwendet zu haben, an Hautreaktion an den Applikationsstellen erinnerte sie sich jedoch nicht. An eine Verwendung Farnsol-haltiger Produkte im Laufe des zurückliegenden Jahres konnte sie sich nicht erinnern. Cin-chocain war Inhaltstoff einer lokal anzuwendenden Zube-reitung gegen Hämorrhoiden, welche die Patientin in der Vergangenheit benutzt hatte. Zwei Wochen, nachdem sie die Azyter®-Augentropfen abgesetzt hatte, verbesserte sich das Augenlidekzem

Nach unserem Kenntnisstand wurde über ein von Azi-thromycin in Augentropfen ausgelöstes Augenlidekzem nur in einem Fall berichtet [5]. Azithromycin-Augentropfen sind für bakterielle Augeninfektionen zugelassen; in Europa

Abbildung 1 Der Patch-Test zeigte am Tag 3 positive Reaktio-nen für Azithromycin in 1%iger, 5%iger und 10%iger Verdün-nung. Clarithromycin 10 % und Erythromycin 10 % blieben negativ.

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sind sie seit 2008 erhältlich. Wie in den meisten der zuvor berichteten Fälle einer allergischen Kontaktdermatitis auf Azithromycin beobachteten auch wir keine Kreuzreaktionen mit Erythromycin oder Clarithromycin [3–5]. Dies könnte durch die strukturellen Unterschiede dieser Substanzen be-dingt sein, allerdings fehlen dafür noch die Beweise. Mit dem breiteren Einsatz von Azithromycin in topischen Formulie-rungen ist auch ein Anstieg der Inzidenz einer allergischen Kontaktdermatitis wahrscheinlich.

Unsere Patientin wurde auf zwei wichtige Substanzen positiv getestet: Azithromycin und Farnesol. Während Azi-thromycin zweifellos für das aktuelle Ekzem verantwortlich war, könnte Farnesol für die Entwicklung des Augenlidek-zems zuvor ursächlich gewesen sein, was die Bedeutung einer Polysensibilisierung bei chronisch geschädigter Haut hervor-hebt. Azithromycin in Augentropfen sollte als ein potenzielles, nicht berufsbedingtes Kontaktallergen betrachtet werden.

InteressenkonfliktKeiner.

Pedro Mendes-Bastos, Susana Brás, Cristina Amaro, Jorge Cardoso

Dermatology and Venereology Department, Hospital de Curry Cabral, Centro Hospitalar de Lisboa Central, Lisboa, Portugal

Korrespondenzanschrift

Pedro Mendes-Bastos, MD Dermatology and Venereology Department, Hospital de Curry Cabral

Rua da Beneficiência, n. 8 1069–166 Lisboa, Portugal

E-Mail: pmendesbastos@gmail.com

Literatur1 Araújo L, Demoly P. Macrolides allergy. Curr Pharm Des 2008;

14(27): 2840–62.2 Mimesh S, Pratt M. Occupational airborne allergic contact

dermatitis from azithromycin. Contact Derm 2004; 51: 151.

3 Milkovic-Kraus S, Macan J, Kanceljak-Macan B. Occupational allergic contact dermatitis from azithromycin in pharmaceutical workers: a case series. Contact Derm 2007; 56(2): 99–102.

4 López-Lerma I, Romaguera C, Vilaplana J. Occupational airborne contact dermatitis from azithromycin. Clin Exp Dermatol 2009; 34(7): e358–9.

5 Flavia Montegudo Paz A, Francisco Silvestre Salvador J, Latorre Martínez N et al. Allergic contact dermatitis caused by azithromycin in an eye drop. Contact Derm. 2011; 64(5): 300–1.

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