View
314
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
NIETZSCHES GESAMMELTE WERKEZWEITER BAND
FRIEDRICH NIETZSCHE
GESAMMELTE WERKEMUSARIONASGABE
ZWEITER BAND KLEINERE SCHRIFTEN1
869 1 874
MUSARION VERLAG MNCHEN
FRIEDRICH NIETZSCHE
GESAMMELTE WERKEZWEITER BAND
HOMER UND DIE CLASSISCHE PHILOLOGIE / BEITRGE ZUR QUELLENKUNDE UND KRITIK DES LAERTIUS DIOGENES / DEMOCRITEA / DER FLORENTINISCHE TRAKTAT BER HOMER UND HESIOD, IHR GESCHLECHT UND IHREN WETTKAMPF / RECENSIONEN / EINLEITUNG ZU DEN VORLESUNGEN BER SOPHOKLES DIPUS REX / DREI AUFSTZE BER RHYTHMIK / EINLEITUNG IN DAS STUDIUM DER CLASSISCHEN PHILOLOGIE / HOMERSWETTKAMPF
MUSARION VERLAG MNCHEN
b52.12.
Verlag, MAnchen Copyright tyzo by Musarion
(*
*^4Bfc.
/v soll
nicht nachweisbaren Ausdrucks weise: 6 napals
so viel
municeps noster bezeichnen. Jedenfalls ist zuzugeben, nichts uns zwingt, den Namen Laertius auf die Stadt Laerte zu beziehen, manches sogar davon abrth. Da ichdass
aber das Citat selbst,
d. h. die
Gelehrsamkeit einer solchen41
Citation nur
dem
Diocles, nicht
dem
Laertius zutraue, bin
ich auch geneigt, in
dem
Zusatz
6 Ttap y]|juov
etwas auf Diocles
Die Wachsmuthische Erklrung der Worte ist nun hier ausgeschlossen, weil wir wissen, dass Diocles aus Magnesia, gleichgltig aus welchem, stammte. Auch die Conjectur 6 7cpo tjjav reicht nicht aus, womit
Zurckgehendes zu finden.
unter allen Umstnden etwas Ungengendes ausgesagt wre.
Die Sicherheit der Emendation izpb vorausgesetzt, wrde dann immer noch die Hinzufgung eines oXiyov oder von etwas Aehnlichem nothwendig sein, damit ist aber eben derSicherheit derist
Vermuthung^jjl&v
jede Sttze entzogen.
Vielleicht
jenes
6
izap
nur die Verderbniss eines ursprng-
lichen 6 TTapoifAioyp' (TcapoijiioYpa'fos),
und
nichts
wrde jenemVgl.
ApollonidesStephan. Byz.
mehr geziemen
als
diese
Bezeichnung.
s. v. Tepiva. Wenn brigens Thomas Reinesius jenen Apollonides Nicenus in der jedenfalls corrumpirten Stelle des Plinius NH. XXX, i wiederfinden wollte: Democritus
Apollobechen Coptiten
et
Dardanum
e
Phoenice
illustravit
voluminibus Dardani in sepulcrum eius petitis, so war dies ein arger Fehlgriff. Wahrscheinlich ist Apollinem Coptitenherzustellen,
womit
natrlich
Horus sammt
seiner apokry-
phischen Schriftstellern gemeint sein wrde.
2.
Diocles
als
Hauptquelle des Laertius Diogenes.J
Laert. VII, 48:xecpaAaiu>8>.
v oovxal
xots
Xo^ixot;jjipo;
xauxd xs auxoi? ooxsivxal
xat
iva
xaxa
st7rot[Xv,
xdoe,7rl
arcsp
axwv
et?
tvjv
EiactYwYr/Yjvb
xeivetxyj
xe^vijv,
xalxuiv
aoxd
XsSjsk
tiwtjoi AioxXi];oxa>.
MdfVTn; ev
eTcipojx'fl
cpiXoaocxov X^ytov
Ich hatte von der Betrachtung dieser Stelle den Ausgangs-
punkt42
bei
meinen
Laertianischen
Quellenuntersuchungen
genommenAnsichtFriedrich
(Rhein.
Mus. XXIII,
p. 632)
in
dem Glauben,hat
dass ber die Interpretation jenersich
Wortedrfe.
keine abweichende
geltendin
macheneinerso
Inzwischeninitia,
Bahnsen
betitelten
Dissertation:
Quaestionum de Diogenis Laertii fontibus
ohne jene
Auseinandersetzungen zu kennen, diese Stelle gleichfalls behandelt, doch in einem vllig verschiedenen Sinne. Dass Laertius nicht erst einen Abschnitt epitomirt, den er nachher wrtlich giebt, versteht sich von selbst vgl. Bahnsen Also, sagt Bahnsch, hat Laertius zwei Quellen bep. 43.5
nutzt,
die
eine
zum
allgemeinen Theil der Dialektik, dieIch sage dasselbe, nur dass ich statt
anderedie
zum
speziellen.
Laertius
den Namen Diocles setze. Denn das giebt doch oben angefhrte Stelle deutlich zu verstehen, dass Diocleswiedergegeben wurde, wie schon vorher.Laeitiusalso
wrtlich
hat
weder
die
allgemeine noch die spezielle Dialektik
der Stoiker epitomirt, sondern abgeschrieben. Und dies ist bei ihm, sowie wir ihn kennen, an sich das Begreiflichste.
Dass Diocles aber in zwei Abtheilungen die Dialektik darstellte, erklrt sich wiederum aus seinen Quellen und dann aus einem allgemeinen methodologischen Princip, das wir auchausbei
jetzigen
Darstellungen philosophischer Lehrstze
befolgt finden.
Natrlich hat Diocles jene Abschnitte nicht
ebensowenig hat was er nachher ausfuhrlicher geben wollte, sondern er hat aus zweien seiner Quellen zwei Abschnitte,eigner
Belesenheit zusammengestellt,
er erst epitomirt,
einen gedrngteren und einen ausfuhrlicheren hintereinander Hierbei erklrt sich nun leicht, dass der krzere gestellt.gelegentlich auch einzelne Notizen
mehr
hat
alsz.
der lngere,B.
und
dass sich Differenzen finden, wie einigehat.
Bahnscher ein
angemerkt
Ebenso lagen ihm
bei der Darstellung der
stoischen Ethik
und Physik zwei Quellen
vor,
die
wenig contaminirte, doch so, dass die Spuren der einen und43
der andern Dogmenrecension noch sichtbar sind.bei
Einzelnes
Bahnsch
p. 43.
Ein Autor, dem so ausgedehnte, wrtlich abgeschriebene Stcke verdankt werden, gehrt natrlich zu den directen
Quellen des Laertius, besonders da Laertius ihn auch anderwrts ButoXeei citirt, wie VII, 49. Wie kommt nun Bahnschdazu, dies anzuzweifeln?(Tcepl
Reliquorum, sagt er
p.
49, de
vitis
ttov)
usus
est,
auctorum, quorum quidem libris Laertius ipse nomina silentio pressit. Cur igitur, sl Dioclis quoquebreviaria vitarum (iwv) sine ullo auctoris
ioi inter lihros ab ipso lectos referendi sunt, huius solius nomcnattulit?
An
nomine
ferebantur et quasi doea7to-a de
manu
ad
manum
tradebantur?
Hocnihil
illud
breviarium sine auctoris nomine ferebatur; sed de
omnibus idem quisaffirmo.
Quare de Diocle pro certo Die beiden Thatsachen, von denen Bahnschstatuat?
ausgeht, sind diese.
Erstens hat erdass Laertius
alle
die citirten ioi ge-
prftp.
und gefunden,ff.
sie
nicht direct kennt,
14
wahrgenommen,dieserioi
Zweitens hat er vielfach Differenzen in den ioi die sich nur so lsen lassen, dass ein Stckaus
diesem,
ein
anderes aus jenem breviarium
stammt. Also, schliesst Bahnsch, hat Laertius mehrere Quellen Nun nennt aber benutzt, aber keine namhaft gemacht.Laertius,als
im Widerspruch zur ersten Prmisse, den DioclesDieser selbe Diocles hat aber selbst
seine directe Quelle.
Differenzen, wie ich zeigte, in seinem Geschichtswerk gehabt,in
Folge der Benutzung verschiedenartiger Quellen.
Damit ist bereits die zweite Prmisse durchbrochen. Gegen den Schluss richtet sich meine Grundhypothese, dass der ganze Laertius, von kleineren Zuthaten und Ausschmckungen abgesehen, nichts als der epitomirte Diocles ist: eine HypoUm sie these, gegen welche Bahnsch keine Waffen hat. zu erweisen, ist nach einander dargethan worden, wie dieausserordentlich
umfangreichen Lehrabschnitte
der Stoiker
44
und der EpikureerPJatOj dass eine
aus Diocles stammen, insgleichen die desexistirt, in
Anzahl von Stellen
denen Laertius
den Diocles wrtlich, aber unverstndig abgeschrieben hat: etwas, was nur bei der langen und ermdenden Gewohndes Abschreibens begreiflich wird; dass endlich die ungeheure Masse, die auf das Homonymenwerk des Demetriusheit
von Magnesia zurckgeht,Durchnahe.Sorgfalt
nicht
von
Laertius direct, sondernist.
durch Vermittelung des Diocles entlehntdiese
Sein
Hypothese tritt man dem Diocles nicht zu Buch wird den Eindruck einer viel grsserenals
und Genauigkeit gemacht haben,ausliess
das
Werk
des
Laertius aufzuweisen vermchte, da Letzterer abkrzte, nach
Gutdnkenseines
und vor Allem
die eignen Reflexionen
Dieser Gesammtcharakter Buches verfhrte Tanaquil Faber zu dem Glauben, es sei uns nicht das Originalwerk des Laertius, sondern nur seine Epitome erhalten. Aus einigen zufllig stehen gebliebenen Notizen ersehen wir, dass Diocles sein Buch einer Platoverehrerin widmete; es ist ja bekannt, dass die Frauen im ersten Jahrhundert viel mit Philosophie kokettirten (FriedSodann ergiebt lnder, Sittengeschichte Roms I, p. 2926.). sich, dass er die oiaooyai des Antisthenes (vgl. Rhein. Mus. XXIV, p. 204), die dvaypacpY} tv cpiXoaocpcov des Hippobotus (vgl. Rhein. Mus. XXV, p. 223), die 0jxa)vu|j.oi des Demetrius aus Magnesia (vgl. Rhein. Mus. XXIV, p. 194) als Hauptquellen benutzte, ausserdem aber eine Anzahl zeitgenssischer Autoren, wie Athenodor, Thrasyll, Apollonides Nicenus u. s. w. Die Theoreme der einzelnen Philosophen hat er hufig sowohldes Diocles meistens unterdrckte.c
auseinandergesetzt: man sehe ausser Dogmensammlung der Stoiker noch die der schon berhrten des Leucipp IX, 30 33, Heraclit IX, 7 11. Bei Plato giebt er den Grund an, warum er die specielle Ausfhrung nichtxadoXixw?als xatot
[xepos
fr nthig hlt.
Zur Darstellung der Dogmen benutzte er45
z.
B.
Apollodor aus Athen, den Epikureer und Gesinnungs-
genossen, der VII, 181 wrtlich citirt wird. Aus ihm werden die Lehren des Anaximander referirt II, 2 (an welcher
dem Chronographen Apollodor verschuldet hat, vgl. Rhein. Mus. XXIV, p. 199). Ausserdem steht ihm Hippobotus zu Gebote, dem er die Dogmen der drei hedonischen Secten schuldet. Aber auch im Homonymenwerke des Demetrius scheint sich bei denStelle Laertius
eine Verwechslung mit
einzelnender Lehre
tot
der Philosophen auch ein ganz kurzer Abriss befunden zu haben, zum Theil vielleicht aus22: xa&oc {lejivvjToi xai eocppaatosooyfjiaia.
Theophrast entnommen, IX,ev
xoi?
tpoaixot? Travicov
a^soov exTiejjisvo; xafast
Die Be-
deutung des Theophrast fr
smmtliche sptere
Dogmen-
sammlungenDiefixirt.
will
bei anderer Gelegenheit eingehend unter-
sucht werden.Zeit, in der Diocles gelebt hat, ist
noch nicht genau
Punkt wird dadurch gegeben, dass nach seinem eigenen Zeugniss der Alexandriner Potamon, der Zeitgenosse des Augustus und Tiberius, kurz vor ihm lebte. Andrerseits wissen wir aus dem von Valentin Rose verffentlichten Florentiner index, dass in dem unverstmmelten Werke des Laertius sich noch die loi der Stoiker des ersten Jahrhunderts bis auf Cornutus fanden. Wenn also Diocles noch das Leben des Cornutus erzhlen konnte, so muss er unter oder nach Nero gelebt haben, und zwar, nach dem ersten Zeugniss zu schliessen, keinesfalls lange nach ihm. Zweifelhaft ist mir dagegen geworden, ob der Sotion, welchereinefeste
Der
gegen Diocles die AtoxXetot iXeyx 01 richtete, wirklich der Anhnger der Sextier und der Lehrer des Seneca ist, wogegen mir die eben gegebene Zeitbestimmung zu sprechen scheint. Es wird gerathener sein, an den Peripatetiker Sotion zu denken,
von demrichtet:
Simplicius in
comment. adxal
categor.
fol.
41 e so beeitiaxi/jaavTes
Ol icepl tov 'A^al'xv
Suuuova Taia
46
ouxot xou? TuaAaioix;
x&v xar^yopiAv
kfcrflcqxs
aixi&vxai BotjOov[xtjxs
xal 'Apiaxwva xaleTctaxvjaavxa?
EuSwpov
xal 'Avopovr/ov xal 'AYjvo^wpov
fxr^xe eTuaYjii.Yjvatiivouc
dXXa xxX.
Da
die
genannten
alten" Erklrer smmtlich
dem
ersten vorchristlichen Jahr-
hundert angehren, so
ist
der Schluss wohl erlaubt, dass das
nchste Interpretengeschlecht frhestens aus der Mitte des
nchsten saeculum sein muss,ol
wenn
anders der AusdruckPeripate-
raXaioi seine Kraft behalten soll.
Der genannte
tiker Sotion ist
ein
wohl derselbe, von dem Gellius Noct. Att. I, 4 Sammelwerk unter dem Titel zip; 'AfxaXihia? kennt.
Bahnsch glaubt an eine viel sptere Zeit des Diocles, iner sich folgender Argumentation bedient, p. 54: Hos igitur locos, quos modo commemoravi, ex breviariis illis
dem
petitos esse,
si
recte conieci, sequitur,at
ut ipsa breviaria,
si
minus omnia,statuendumstoiciest.
certesint.
partim
alterum conscripta
non ante saeculum p. Chr. Idem de dogmatis philosophorum
Certe de stoicorum dogmatis id Crinidis
nomen
VII, 62, 68, 76 citatum suadet.
dissert. III, 2 talibus verbis
commemorat, ut
Hunc Epictetus eum non multo
iuniorem ipso Epicteto fuisse credas:Yap esKpiviv.fxevsi
"A7isXt)e vuv xal dvayiYvuiaxs
'Ap^B7]|xov elxa, jx? av xaxotKsaT) xal 6097)37], aTre&avs?- xotouxosftdvaxos,olos
xal
x6v
xiva
Trox*
ezetvov
xv
xal exstvo? \iiya ecppovst,
oxi
evosi
'Ap^7j[xov.
Quamsi
ob rem eum iam commentatores Epicteti recentiores primop.
Chr. saeculo
exeunte vixisse affirmaverunt.
Ceterum
iure
quidem totus ille de logica tractatus, qui VII, 49 84 legitur, ad Dioclem Magnetem refertur, et ipse Diocles non ante saeculum p. Chr. alterum scripsisse videtur. Gerade ausangefhrten Abschnitt ber die stoische Logik, in
demder
dem
Name
Stoicismus,
des Crinis unter zahlreichen Anhngern des doch nur unter Zeitgenossen des ersten Jahrauftritt,
hunderts vor Chr.scheinlichkeit,
ergiebt sich die hchstein
Wahr-
dass
Crinis
den angegebenen Zeitraum47
hineingehrt.
Hiergegen darf die unsorgfltige
Stilistik
des
Epictet nicht geltend gemacht werden.
Der
Satz nmlich:
xotouxo? ydp as jiivsi dvaxoc, olo? xal tv Kpiviv verlangt nicht,
dass
wir
am
Schluss
[xevei
begrifflich
suppliren,
sondern
etwa eXae.
Wenn man
aus
dem Buche
des Laertius hinwegrechnet,
was dem Diocles gebhrt, so bleibt nur wenig brig, einmal die Laertianischen Zuthaten aus der Pammetros, dann eine Anzahl Notizen, die er aus seiner Lektre des Favorinus und dies muss ich erhier und da einschiebt, endlich gnzend zu dem frher Festgestellten hinzufugen ein
Lehrabschnitt
und
eine oiaoopj der Skeptiker.
Hierber nur eine kurze Andeutung. Das Verzeichniss der Skeptiker IX, n kann weder aus Diocles noch aus FavorinusDiocles(oder6
entnommen sein, da es weit ber die Zeiten des und des Favorinus hinaus, bis zu SaTopvtvo? 6 Ku7]vasxafr'
Jjpos?) fortgefhrt
ist.
Desgleichen beweist die
gelehrte Vergleichung der Tporcoi bei Sextus Empiricus
und
Favorin,.
dass
ein.
Skeptiker,
der nach Sextus und Favorin
lebte, hier
den Abschnitt ber die pyrrhonische Skepsis verfasst, sammt den dogmatischen Entgegnungen? Jedenfalls ein Skeptiker, denn er redet in den Entgegnungen immer im Plural und in der ersten Person: Wir" u. s. w. Wahrscheinlich ist der VerLaertius benutzt wurde..
von
Wer
hat
fasser
der
skeptischen
Lehrstze
und
zugleich
auch
des
Namenregisters der IX, 70 genannte Theodosius mit seinen xetpdXaia oxeimxd (der jedenfalls, wie aus Suidas zu lernen ist,nach
Theudas
Skepsis.
Er war ein Gegner der Pyrrhonischen Seine Behauptungen, Pyrrho sei nicht der Urheberlebte).
der Skepsisgelegt
und habe
kein
Dogma, werden
in Laertius dar-
und hintendreinvor sichhat.
ausfhrlich bewiesen.
Dass er nach1, 3,
Sextus lebt, zeigt die deutliche Polemik gegen Hypotyp.dieer
Der Mathematiker Ptolemus kennt
48
Theodosius nicht, wohl aber seine Commentatoren Theo, Pappus, dann auch Proclus. Vielleicht ist der Name des Theodosius an einer lckenhaften und verdorbenen Stelle,
IX, 79, einzuschieben, xouxous os tou?Tidrjatv ei?izp&Toc, 6
1
Ss'xa
xpoTrous,
xafr
ou?
Burbonicus
n. 253
statt eis 7upu>xos 6
Aber der cod. und der Laurentianus 69, 35 berliefern iv uptov 0. Ausserdem vermisst man7rapd
xd?
Siacpopd?
xxL
das Subject zu8e
xiyjoiv.
Ich schlage vor, so zu lesen: xouxousxa!
tou?
oexa
xpoTtou?
0eo86oto?wie
xiOr^aiv
>v
Tcpwxo?
6
orapd xxX.
Man
versteht jetzt,
die
Corruptel
xaO' ous
entstehen konnte.
s
3.
FavorinusVIII,jiivvjv
als
Nebenquelle des Laertius Diogenes.ev xots
53:
Sdxupos 8e
iois
cpyj
alv
5xi ""EjJiTrsSoxXf^ uto?
'EaiveTou, xaxeXnrexov
8e xal auTosfiivitctc)
io^ 'Eaivexov. iizl evevtxirjxevat,
ttj?
auxvjs 'OXu(i.7rid8o(sie
(tou(
om. B. H)Trepl)
jxejjLVYjtai
dau(jidCcov(sie
aoxv
6 u(v'jjjl(
ai)Y7pH-lJ-aTt
Tcdvxaxal
oe
BoxeTv8'
B,
H)
7iapajxt]
B,
H
toutod
XaeTv
auxou
av
dxvjxoevai, ei
ta
Twv
xpo vtov
e^xsto.sagen,
Iner
von Democrit
welchem Sinne konnte Thrasyll habe Alles von Pythagoras beist
kommen?
Allerdings
es leicht,
der Pythagoreischensie
Zahlenlehre eine
Wendung
zu geben, so dass
mit vollen
Segeln in den Hafen der Atomistik einluft,sagen, dass unsere neue Physikdiese
und man knnte(seit
und Chemie
Boyle) ebendie
Wendung
gemacht habe.Bestandtheile
Dann muss man
Formund
des lteren Pythagoreismus aufgeben, nach der die Zahlendie
substantiellenals
der Krper bedeuten
zugleich
ihre Urbilder eine
den platonischen Ideen zu-
kommendeals
Rolle
spielen.
Hlt
manso
sichist
an
die
Urbilder
der Dinge,
an die Zahlen es der Atomistik
dem Pythagoreismus einen Compromiss zu schliessen. Sie betrachtet z. B. die Zahlenverhltnisse in den chemischen Mischungen und lsst sich den mythischenleicht gemacht, mit
Ausdruck gefallen, wonach jene Verhltnisse als vor und ber den Dingen gedacht werden. Es ist nicht zu leugnen, dass zu einer solchen Betrachtungsweise sich Anstze im Alterthum finden: so erklrte Ecphantus die pythagoreische Monade fr etwas Krperliches. Stob. Eclog. I, 308. Niemals aber ist eine derartige Vermischung der Principien von einer grsseren Zahl von Pythagoreern gutgeheissen worden; und je mehr der Pythagoreismus mit theosophischen Elementen versetzt wurde, um so mehr entfernte er sich von der Mglichkeit jener Vermischung. Das also kann Thrasyll nicht meinen, dass Democrit die atomistische Welt aus den Hnden des Pythagoras empfangen habe; und dass66
Democrit nichts mit der Zahlenlehre des Pythagoras zu thun hat, zeigen uns seine Schriften in ihren Ueberresten deutlich genug j insbesondere mag man einmal erandrerseits
wgen, dass er unter den wesentlichenvereinigterhiaiyri,
8ifopai,
aus derenxpoTCYj,
Wirkung die Atomenwelt besteht, puajxo?, dem Zahlbegriff keine Stelle zugedacht hat.
Das Trema
bei Thrasyll darf uns also nicht verleiten, so-
Atomenlehre zu denken. Vorhin haben wir erkannt, dass Thrasyll die Universalitt des Wissens in Democrit hochschtzte, und diese Sphre wirdmitTcavxa
gleich an die Principien der
bezeichneteine
sein.
WasZeit
schon Heraclit mitin
so
bitteren
Worten anhatte
Pythagoras gergt hatte, seine TcoXupa&ia,spteresich
davonvit.
ihrer
phantastisches Bild gemacht, dessen wesentlicheauet. 2 wiedergiebt:t(
Weise ein Zge Lucian
Ik
fxdXioTa olevj (seil. nuay6pas)
api|j.Y]Tix7]v, datpovojAiav,
tspateiav, yecofxsTpiav, pouotxYjv, YoYjteiav.
Dies Verzeichniss pythagoreischer Knste und Wissenschaften ist scheinbar unvollstndig; wir vermissen nmlich die bei
den Pythagoreern in so hohem Ansehen stehende Heilkunde.
Von
Celsus
z.
B. wird Pythagoras unter die grossen Aerzte
des Alcerthumsseiner Schule
gerechnet; viele namhafte Aerzte sind aus hervorgegangen, viele medicinische Schriftenverbreitet worden.die
unter seinemin
Namen
Andrerseits strt
jenem Verzeichnisse Lucian's
lstige
eines Begriffs in zwei
Worten:
xspaxsia
und
yor^eia.
Wiederholung Beidendassich fr
Uebelstnden mchte ichTepaxsia
dadurch
abhelfen,
dspaxeia
schreibe.
Thrasyll erkannte in der Universalitt der demoeritischen Wissenschaft eine Fortsetzung und Fortpflanzung der pytha-
Aber noch ein festeres Band knpfte Pythagoras und Democrit zusammen. Democrit spricht selbst seine Bewunderung vor Pythagoras aus und hat eine ethischegoreischen.Schrift5*
mit
dem
ehrenvollen Titel bezeichnet Uoba^opr^ rt
67
irepl
r/)?
xou
ooc
Er verehrte in Pythagoras
das Urbild eines Weisen, er fand in ihm jenen idealen Gelehrten, der fr seine eigne gengsame Ethik, fr seine wissenschaftliche Begeisterung, fr sein die Welt durch-
schweifendes und durchforschendes Leben historische Persnlichkeit eintreten konnte.
als
eine wirkliche
Die gemeinsame Verehrung und Liebe zu dem ethischen Meister Pythagoras einte Democrit und Thrasyll, so dassLetzterer die Differenzen der Principien unterschtzte
und
nur den Zusammenklang auf praktisch- ethischem Gebiete Mit seinem Pythagoreer" Democrit nahm heraushrte. nun Thrasyll dasselbe Experiment vor, das ihm bei Plato, wie er glaubte, geglckt war: er zerlegte seine Literatur Wren uns nicht die innerlichen Motive in Tetralogieen.
dazu bei Plato bereits bekannt geworden, so wrde uns eine derartige Zergliederung bei Democrit rein unbegreiflich anmuthen. Denn hier erinnert uns ja nichts an das Dramaj
woher
also die Tetralogieen?
Die dreizehn Tetralogieen bei Democrit umfassen52Schriften; rechnet man aber alle Bcher einzeln, so sind es nach der Ueberlieferung $6 (nmlich icepl aapxos in zwei Bchern, xavwvindrei
Bchern,
icepl
d^oycov
Ypoppv01
xal
vootv in zweiauxou YvVjaioi
Bchern).
Damit vergleiche man eine wrtliche AeusserungIII, 57:
des Thrasyll
etat xoivuv, cp^oiv,|av
ttovxs
xoxo>
8avtCtv
xal
e^sve^upidCstv,
waxs
TrdjjnrXeiaxa ^p^jiaxa dpovCeiv.utc'
ioo:
xeXosTv
oe emouXeuevTa Tidvxwv oxepiqdYJvai xaliov
d9u{jtias pox*
|iexaXXdai xal ^[Ais e7raia{isv ei?
aux6v
omxa xo 7evo; dXXd KpYjxtxv xuva^(jLspoSavsiax^volafta
xouxo ~{p eTrexXirjCsxo (eTrexXiCsxo H)
Mevunrov
iato;. a>?
^YjarJ ouxo?xal irdvTI8e voi
SicopuYYj
(B
Siopuvjr))
Ttoxe
drceaXevcpuaiv xuv6?
(irdvia eaXev B, irdvxa? eaXev
H)
auxov (auxov B, H)v
dvexpefxaaev (sie B, H).
Evioi
81
xd
iXia
auxou
ouxoi
auxouxou
elvai
dXXdevxa
Aiovuaiou
xal
Zu)7rupoi>
x&v KoXov,
7uaiCiv
auyYpdfovxs?
eoiSoaavvitttcoijjlcvo?,
aux&
u>?
eu 8uvauivu> 8iafreafrai.
ioi:
TsYovaai 8e Me-
e* Trp&xos 6
Ypd'^a? xd icepl AuSuiv xal Edvdov eicixejxo-
ouxpo? auxs ouxos, xpixo? 2xpaxovixuv
Osv
TrpoatoTcou 7rp6s xous ; xuva xai xo yjy^ 01 Xa&pioiov oato xai
YsX&v a aa eaxve.t
Bis accus.
33. cf.
dialog. mort.
I, 2.
piscat. 26.
Diesem Menipp begegnen wirburtsadel; er hat sich
in zahlreichen Dialogen.
Er
verachtet nach Art der Cyniker Reichthum, Lust
und Ge-
aus Hass gegen das Leben das Leben
genommen. Er wird als glatzkpfiger Greis, mit Lumpen und einem Ranzen umhngt, eingefhrt, wie er sich ber Alles und namentlich ber die Philosophen lustig macht. Sein humoristisches Talent im ridendo dicere verum und dannder Selbstmord sind Zge, die sofort an den Laertianischen
Menipp
erinnern. Nun aber kommen zum Ueberfluss noch Zeitbestimmungen hinzu, die mit unseren Ermittelungen ganz im Einklnge sind. Im Icaromenippus wird eine Scene Er erzhlt einem seiner aus Menippus' Leben geschildert. Freunde, wie er eben fr eine Zeit, mit Hlfe des Empedocles,die
Kraft
besessen
habe, mit
dem AugeundAlles,
der Allin
wissenheit berall hindurchzuschauen78
was
den
fernsten Lndern,Zeit geschehenYouvI?xrjv
in
den Htten und Palsten zu dieserc. 15:
sei,
wie gegenwrtig zu sehen,aacpw? xd? TXeis,uTuaiftpu) jaovov
xaiaxu^a?
y^j v
swpoov
xou; dvt}pu>7tous, ~d01x01 eirpaTXovAuaijj.d^(tt>
YiYv6jj.va xai ouoi6(jlvoi
xd ev
dXXd xal oirdaaxf,
Xav&dvsiv,
FhoXejjLaTov
auvovxa
dosXcpYJ,
os
xdv
ulov
eTCiouXeuovxa,
xov
SeXsuxou
oe
'Aviioyov
SxpaxovixTjutto
Biaveuovxaxyj?
Xddpa
xrj
(x^xpuia,
xov oe ETtaXov 'AXeavopov
yuvatxos dvaipou|isvov xal 'Avxiyovov (xoi/euovxa xou ulou tyjvxal 'AxxdXtp
yuvatxa
x6v
ulov
eyyeovxa x6 &t
au 'Apadx7]v cpovsuovxa xo yuvaiov xal xov euvouyov 'Apdxijv eXxovxaxo ^tcpo?irp?6'fpuvfeiet
xov 'Apadxqv, 2-iraxlvo? 8s 6 MvjBo; ex xou au(ixoaiou
xwv
Bopucp opouvxwv
eiXxexo eEco xou ttooo? axoep co XP^ 13 ^ T
V
xai^Xor^evo?.
Wahrscheinlichbenutztdas Jahr
hat
Lucian hieraus
eine
synchronistische Tabelle
und
der Lebenszeit
des
Menipp geradedas Jahr 281diea.
herausgesucht,
von demist,
die
rgsten Schandthaten verzeichnet waren.sehe,
EsIn
so viel ichFugit.c.11
Chr.
gemeint.
bei
dem
erzhlt
Philosophie,
wie
sie
den
Griechen'Eyp-Tjv4
auf-
genommen worden sei, und wie sie Lust gehabt dem Tode des Socrates das Land zu verlassen.ouvta>;
habe, nach
ph
xoxe
cpuyeiv
eudu? xal|J.e
[Ai)xexi
dve^eaOai xt v auvouaiav
auxdiv, vuv
oe vTtaevr,?
xal AioylvY)? xal fieid txixpov KpdxijseTCipiexpTJaaixtj?[aovyj;.
xal
Mevnrno? ouxo; ereiaav dXqov oaov
Hier wird Crates mit Menipp zusammen genannt, ebenso wie Antisthenes mit Diogenes. Die genannte zweite Gruppe Damit ist die ungefhre lebt (xsid [iixpov nach der ersten. Zeitregion, in die Lucian seinen Menippus setzt, so unzweideutig wie mglich kundgegeben. Wenn Diogenes in Lucian's Piscat. c. 26 den Meviicwo?etatpov -^jxvk
nennt, so darf
man
daraus nicht schliessen,
wie es Fabricius gethan hat vol. III p. 521, ed. Harl. Menippus Diogenis ut suspicor diseipulus nach dem Vorgange des Moses du Soul ad Luc. dial. mort. tom. I, p. 328, ed. Reitz.n
9
Olearius
dagegen
(ad
Philostrat.
Apoll.
IV,
25)
hlt
den
Lucianischen Menipp fr identisch mit dem Zeitgenossen des Augustus, dem Lycier, der Umgang mit einer Empuse
und endlich durch Apollonius von ihren vampyrartigen Trieben befreit wird. Er wurde hierzu durch die sehr unwissenden christlichen Scholiasten des Lucian verrhrt. Das von allen Seiten festgestellte chronologische Ergebnisshat hat fr uns desshalb einen besonderenbeitrgt,
Werth, weil
es
dazu
die Glaubwrdigkeit eines der wichtigsten
fr
die
varronische Satireecl.
zu bekrftigen.IV,31:
Probus sagt ad Verg.
Zeugen Der sogenannte Varro qui sit Menippeus
non
a
magistro
cuius
aetas
longe praecesserat nominatus,
sed a
societate ingenii
quod1.
saturas suas expoliverat.
is quoque omnigeno carmine In diesem Satze liegen also folgende
Varro heisst Menippeus nicht in ob er Schler des Menippus gewesen wre. 2. Menipp nmlich lebte lange vor ihm. 3. Vielmehr heisst er Menippeus aus der societas ingenii. 4. Denn sowohl Varro als Menipp haben ihre Satiren mit Dichtungen aller Art ausgeschmckt. Hierzu bemerke ich, dass das Verhltniss von 3 und 4 nicht klar ist. Denn der Satz quod etc. beweist doch keineswegs eine societas ingenii, sondern nur die Gemeinsamkeit einer usseren Form. Niemand wirdeinzelne Affirmationen:Sinne,als
dem
Nachahmung der Form eines Dichter werkes schon auf Congenialitt (societas ingenii) schliessen. Aber es bestand zwischen Varro und dem Cyniker Menipp eine wahre societas ingenii: wirklich war der Geist des Cynismusaberaus
der
das Verknpfende, wirklich waren beide Naturen, um griechisch zu reden, 07:000075X0101, um deutsch, Humoristen. Probuswill
wohl dies ausdrcken: aus zwei Grnden wird Varro Menippeus genannt, erstens ihrer gemeinsamen Denkform und Weltanschauung wegen, zweitens weil Varro dasselbe literarische Genre cultivirte wie Menipp. Um diesen Ge80
danken herzustellen, gengt es zu schreiben sed a societate et quod is quoque omnigeno carmine saturas suas expoliverat. Gegen jenes Probus-Zeugniss hat nun Roeper drei Behauptungen geltend gemacht; nach seiner Meinung ist jene Stelle durch und durch mit Unwahrheiten angefllt. Menippus lebte vielmehr unmittelbar vor Varro: seine Bcher enthalten gar nichts Poetisches, whrend die varro:
ingenii
Es ist ihm zwei letzten Stze zu erweisen; doch hat man ihm, was den ersten Punkt betrifft, allerdings Recht gegeben und hier mit ihm einen Irrthum des Probus angenommen. Jetzt aber erkennen wir, dass man auch hierin nicht Roeper folgen durfte; gerade in diesem Theile hat sich die Zuverlssigkeit des Probus-Zeugnisses glnzend bewhrt. (Was Bernhardy, Rom. Literaturgesch., p. 599 sagt, ist nun zu berichtigen: Menipp lebte vielleicht noch um ioo a. C. oder als Varro Knabe war")bekanntlichnicht gelungen,die
nischen Saturae gar nichts Prosaisches enthalten.
6
Nietzsche II
8l
Democritea{1867-1870)
Democrit eine schne griechische Natur, wie eine Statue scheinbarkalt,
doch voll verborgener Wrme.
[Hds. P.
XXXII
103.]
Todtenopfer schuldig, um nur einigermaassen wieder gut zu machen, was die Vergangenheit an ihm verschuldet hat. In der That hat selten ein bedeutender Schriftsteller so mannigfache und den verschiedensten Beweggrnden entsprungene Angriffe erleiden mssen wie Democrit: Theologen und Metaphysiker haben auf seinen Namen ihren eingewurzelten Groll gegen den Materialismus gehuft hielt doch der gttliche Plato seine Schriften fr so gefhrlich, dass er sie in einem privaten Autodafe zu vernichten dachte und nur durch die Ueberlegung gehindert wurde, dass es schon zu spt sei, dass das Spter rchten Gift sich zu weit schon verbreitet habe ). sich die Dunkelmnner des Alterthums dadurch an ihm, dass
Wir
sind Democrit
noch
viele
5
1
magische und alchymistische Schriftstellerei unter seiner Firma einschmuggelten und dadurch den Vater allersie
ihre
aufklrenden, rationalistischen
Tendenzen
in
den Ruf eines
hereinbrechenden Christenthum endlich gelang es, den energischen Plan Piatos durchzufhren: und allerdings mussten einem antikosmischen Zeitalter die Schriften Democrits ebenso wie die Epikurs als das incarnirte Heidenthum erscheinen. Unserer Zeit endlichbliebes
grossen Magus brachten.
Dem
aufbehalten,
Mannes zu leugnen undwiederzuerkennen.x
auch die philosophische Grsse des die Natur eines Sophisten an ihmsichalle
Diese Angriffe bewegen
auf
)
[Diog. Laert. IX 40.]
85
einem Boden, der fr uns nicht weiter betretbar mehr haben wir es mit einem Angriff ).x.
ist.
Viel-
.
.
Denwohl
Schriftensie
Democrits
ist
es
schlimm ergangen:Beurtheiler
ob-
von demals
einsichtsvollen2
stilistischer
Schnheiten
Musterschriften in philosophischer Darstellungsind),
Grunde gegangen, weil die Richtung der spteren Jahrhunderte sich mehr und mehr von ihnen fremd berhrt fhlte und insbesondere das Christenthum aus ebenso begreiflichen Grnden Democritbezeichnet wordensind sie doch zuverwarf,als
es Aristoteles
annahm.
Beinahe htte das harte
Schicksal sie schon ein halbes Jahrhundert nachihres Verfassers ereilt,
dem Tode
die die christlichen Gelehrten
zwangen,
ihre
und zwar sind es dieselben Grnde, und mnchischen Abschreiber Hand von Democrit wie von einem Besessenen
abzuziehen, welche Plato zu
dem
Planein's
entflammten, die
gesammte Schriftstellern Democrits [P. XXXII, S. 69.]
Feuer zu werfen.
[Thrasyllos.]Einer der Wenigen, vielleicht der Einzige, denen das ver-
wundete, unheimlich brtende und argwhnische Gemth[Hier bricht das Blatt ab. Vgl. Biographie I, 340 f. Anhang 17. In anderer Form steht der Aphorismus in einem Notizbuch Hds. P. XXXII S. 72: Wenn ich durch Untersuchungen ber die verlorenen Schriften Democrits nichts mehr zu Wege bringe, als dass ich den Appetit nach Speisen wecke und schrfe, die unwiederbringlich fr uns verlorenx
)
etwas
Wir sind sind: so habe ich kaum halb erreicht, was ich beabsichtige. Democrit ein Todtenopfer schuldig, damit endlich sein erzrnter Geist Und an wem wre so viel gesndigt worden, als an uns in Ruhe lasse. Democrit? Ist nicht sein Leben ein Mrtyrerthum fr die Wissenschaft?] 2 Hai. de comp. verb. 24 bei Diels, Fragmente der Vor) [Dionys.sokratiker2
S.
358, 26.]
86
des Kaisers Tiberiuserwies,
rckhaltlos
und andauernd Vertrauen
war der Hofastrolog Thrasyllus, eine jener geheimnissvollen Naturen, wie wir sie gerade in dem Halblicht einer sich auflsenden alten und einer aufdmmernden neuen Welt hufig zu bemerken pflegen. Allerdings hatte Tiberius durch eine ungewhnliche Probe sich von der Zuaber wir verlssigkeit Thrasylls schon frhzeitig berzeugt ) wrden sehr irren, wenn wir dieser Probe allein es zuschreiben wollten, dass Tiberius durch all die Wechsel des Geschicks und die unheilvollen Vernderungen seines Charakters hindurch diesem einen Mann bestndig Treue erzeigte, whrend es doch im Wiesen jener bedenklichen Kunst liegt, dass sie tglich zum Argwohn auffordert. Und wie musste gerade eine Natur wie die des Tiberius zu argwhnischer Beobachtung seines Rathgebers und zu unablssiger Kritik jener so fragwrdigen Wissenschaft disponirt sein! Es muss also nothwendig in dem Wesen des Thrasyllos etwas gewesen sein, was die aufsteigende Beargwhnung im Voraus zurckwies und sich wie eine unbezwingliche Macht gegen jede Verleumdung stellte. Es mssen da persnliche Eigenschaften gewesen sein, etwa eine strenge asketische Haltung, ein Auge voller Treue, eine wrdevolle Gestalt, tiefe Stimme und dergl., was Tiberius in dem Glauben bestrkte, er habe es mit einem ungewhnlich berlegenen Menschenkind zu thun. Wir haben also ein Recht, persnliche Eigenschaften bei Thrasyll vorauszusetzen, die im Voraus alle verdchtigenden Einflsterungen und Beargwhnungen zurckwiesen und ihn sowohl gegen die giftige Hofluft als gegen den bsen Dmon Es ist uns leider in Tiberius eigener Brust sicherstellten. nichts von solchen Zgen berliefert: und wollten wir z. B.1:
Tiberius gewaltigen Respekt vor
dem
ausgebreiteten
Wissen
x
)
[Tac.
Ann. VI, 20
f.]
87
seines Astrologen, vor seinen philosophischen, naturwissenschaftlichen, medicinischen, geographischen,
mathematischen Kenntnissen zutrauen, so wrden wir wahrscheinlich sogar Eher mchte es einen psychologischen Fehler machen.scheinen, dass die Unbefriedigung Thrasylls, der faustische
Ueberdruss an den Wissenschaften, der ihn den geheimnissvollen Knsten der Sterndeuterei und Magie in die Armegeworfen, auf Tiberius Eindruck gemacht und ihn in dem Glauben bestrkt habe, er habe es hier mit einem ungewhnlichen und berlegenen Menschenkind zu thun. Dabei mgen
Anziehung,
vor allem die Krfte der Persnlichkeit, die unerklrliche ja krperliche Eigenschaften ihr wundersamesSpiel getrieben haben.
Wir wissen, dass Thrasyll ein Aegypter war und also wahrscheinlich die mnchische Strenge und den dstern Ernst seines Volkes an sich trug; wir wissen, dass er dem Hange seiner Zeit zu der Lehre des Pythagoras leidenschaftlich folgte: wir vermuthen demnach die asketischeLebensweise jener wunderlichen Heiligen": die peinliche Selbstbeobachtung, das abweisende, ungesellige Schweigen, Hier ist alles Verdie Enthaltsamkeit von Fleischspeisen. muthung, und wir hren gerne auf zu prludiren, wenn man uns nur das Eine mit gutem Gewissen unterschreibenwill,
dass Naturen,
mit denen ein Tiberius bestndig und
rckhaltlos
umging, nicht aus jenem Ton gemacht seien, Natur das Tpferzeichen der Gewhnlichkeit aufzudrcken pflegt.
dem
die
Wenn
sich Supranaturalisten aller Art, Mystiker, Magiker,
Naturen einmal zur Philologie herablassen, so sind wir in unserem Recht, etwas die Augenbrauen in die Hhe zu ziehen und aufmerksam den seltsamen Arbeitern auf die Finger zu sehen. Wie sie es nmlich in philologischen Dingen zu machen pflegen, das Wir erhat im Spiegel seines Faust uns Goethe gezeigt.Gottglubige,sich solche
wenn
88
innern uns der haarstrubenden Methode, mit der Faust den Anfang des Johannesprologs behandelt, und gestehen die
Wagners wrdige Empfindung
ein,
dass
zum
Philologen
wenigstens Faust vollkommen verdorben ist: was auch schon seine auffallende Geringschtzung des Pergaments" verrth.Thrasyll also, den wir uns erlaubtenals faustische
Natur zusie
bezeichnen, hatte philologische Gelste und bethatigteals
Wahl; fr zuerst an Plato. Nichts begreiflicher ihn und seine pythagoreischen Freunde waren eben platonische Dialoge die symbolischen Bcher, an denen ihre ganze Gedankenwelt hing. Aber was machte Thrasyll mit Plato? Er ordnete ihn nach einer neuen Anordnung und schrieb eine Einleitung dazu. Was er geleistet zu haben glaubte, war eben jene neue Anordnung,seinein
der er die ursprnglich von Viatos eigener
wiederlogien.
Hand ausgehende entdeckt zu haben glaubte: eine Anordnung nach TetraEine verwandte Anschauung hatte Aristophanes von
Byzanz geleitet, einige Dialoge zuTrilogien zusammenzustellen. Das Gemeinsame ist offenbar die schlichte Wahrnehmung, dass man in den platonischen Schriften philosophische Dramen zu erkennen habe: das Abweichende, dass Aristophanes von Byzanz fr die platonische Zeit Trilogien, Thrasyll aber Tetralogien als die gebrauchte Kunstform annahm, als welcher Kunstform Plato sich gefgt haben werde, und zwar nach Thrasyll vollstndig, so dass seine Schriften sammt und sonders nach jenem Prinzipe angeordnet seien, nach Aristophanes nur vereinzelt und mit Wahl, also dass er immer noch einen Ueberschuss von separat abgefassten und in sich abschliessenden Dialogen annahm. Dass Thrasyll mit seiner hauptschlichen Voraussetzung gegen Aristophanes Recht Noch ber die Zeit des habe, unterliegt keinem Zweifel. peloponnesischen Krieges hinaus herrscht unumschrnkt dieSitte,
mit Tetralogien in die Schranken zu treten.
Doch89
wir haben gar kein Recht, Aristophanes die Unkenntniss dieser Thatsache vorzuwerfen, die ihm bei seinen eingehenden Studien ber die otaaxaXiai in die Augen springen musste.
Er kannte sie so gut oder besser als Thrasyll; aber er stiess sich eben an jenem vierten Stck jeder Tetralogie, an dem Satyrdrama. Davon vermochte er bei Plato nichts irgendwie Verwandtes vorzufinden und darum nahm er an, Plato habe nur Trilogien abgefasst. Ein ungesuchtes, triftiges Bedenken und ein einfacher gesunder Ausweg, aber nichts fr unsernThrasyll ;er
betrachtet
die
Zahl der
als
echt
geltenden
Das waren nach den Feststellungen der PinakoDialoge. graphen 36. Hier war die Annahme von durchlaufendenTetralogien wie von Trilogien erlaubt,sich
und
er
entschied des
fr
Tetralogien.
Ob
er
jenes
Bedenken
betreffs
Satyrdramas erwog, wissen wir nicht; jedenfalls zeigt. schon seine erste Tetralogie, deren Schlussstck der Phaedo bildet,
den Versuch gemacht hat, solche satyrharte Tendenzen aus dem wrdigen Plato herauszuspintisiren. Und daran that er ganz recht. Immerhin aber fragt man nach einem plausiblen Grunde, mit dem er seine Tetralogien vor den Trilogien des Aristophanes entschuldigt, mit dem er vor allem wahrscheinlich machen musste, dass Plato seine smmtlichen Schriften und nicht nur einen Theil derselbendass er gar nichttetralogisch herausgegeben habe.trgt,
Und
hier,
wenn
nicht
alles
mssen wir eine althergebrachte Marotte der Pytha-
goreer, die angeblich schon aus der Urweisheit des Altvaters
Pythagoras stammte, in Rechnung bringen.Plato galt
Der gestrenge
Leuten wie Thrasyll als einer der Ihrigen, d. h. Also durfte als Pythagoreer von echtem Schrot und Korn. man auch bei ihm nach jenem Freimaurerzeichen suchen,das die Pythagoreer aller Zeiten sich selbst
und
aller
Welt
kenntlich machte, nach jener geheimnissvollen, bedeutungs-
reichen Betrachtung der Zahlen.
Unter diesen aber ragte
90
die
Terpaxtus,als
hervor,
und Wurzel der ewigen Natur" deren Verkndiger Pythagoras selbst gepriesendieQuellees
wurde.die
Wie
nun
bei spteren Pythagoreern Sitte
wurde
Dinge
zu
viergliedriger
Reihe
zu
ordnen:
so
mag
seinerseits Thrasyll
dem
Plato eine solche pythagoreisirende
Hochschtzung der
-expor/xu; zugetraut
haben, dass er schonfr die Richtigkeit
hierin ein nicht unerhebliches
Argument
Dazu kam, wiederum einen geheimen von 9 Wink gab, dass bei Plato alles eine pythagoreische Atmosphre athme, der Inhalt seiner Schriften, deren Anordnung, derenseiner Eintheilung in Tetralogien rinden mochte.Tetralogien
dass die Zahl
Zahl.
Mit seiner Anordnung hatte Thrasyll offenbar den Geschmack seiner Zeit getroffen: sie schlug unbedingt durch, so dass noch die uns berkommenen Handschriften Viatos die Hand und den Stempel Thrasylls an sich tragen. Ein deutlicher Beweis, dass man bei jener Anordnung eben noch mehr empfand als die der tragischen Viergliederung,die fr die Zeitgenossen des Tiberius sicherlich sehr gleichgltig war.
Man muss
sich
nur vergegenwrtigen, in welchen
Kreisen damals die meisten Exemplare Piatos gebraucht wurden,in
welchen Philosophenschulen der Kult des platonischen Genius durch die nchsten Jahrhunderte hindurch blhte: und man wird nicht zweifeln, dass bei der Eintheilung inTetralogien ein kleiner pythagoreischer Nebengedanke mchtig
gewesen
ist.
Dies war nicht
das
einzige
Mal, dass Thrasyll auf dases,
philologische Gebiet herabstieg: er that
soweit wir wissen,
noch einmal, er edirte die Schriften Democrits, seines Lieblingsschriftstellers.
Diesso, als
ist
erstaunlich
und berraschend und berhrt uns
wenn
wir bei einem unserer Glubigen" ausser einer
Vorliebe fr jdische Wundergeschichten noch gefhrliche9i
Sympathien fr Moleschotts Kreislauf des Lebens oder Bch-
Doch nein, unser Gleichniss wrde nur in dem Falle passen, wenn jene Glubigen" in dem unglaublichen Glauben stnden, Moleschott undners Kraft
und
Stoff entdeckten.
Bchner seien Leute ihres Schlages: ein Glaube, der jeden Glauben bersteigt. Denn so steht es mit Thrasyll, dass er eingestandlich in Democrit den Pythagoreer sieht und ihn zum Schler des Altvaters machen wrde, wenn nicht die Hier stehen wir leidige Chronologie ein Veto einlegte.
immer noch vor
einer vollen Unerklrbarkeit.
Versichern wir uns aber zunchst der Aussagen Thrasylls, ehe wir daran gehen, sie zu beurtheilen. Allein was wir ber die philologischen Studien Thrasylls wissen, verdankenwir
dem
bereits
einen Laertius Diogenes, der seinerseits auf einem genau ermittelten Wege von ihm Kunde bekam.es
Fernein
sei
thrasyllischen
denen die gegen frhere vertheidigt wurden.Vielmehr fander
von uns, Laertius direkte Kenntniss jener Plato- und Democrit-Einleitungen zuzutrauen, Methoden der neuen Ausgaben dargelegt undjene
Nachricht in dem werthvollen jngeren Zeitgenossen des Handbuche des Diocles, Thrasyll, vor: und er schrieb sie ab, wie ja berhaupt daseines
Verhltniss des Laertius zu Diocles nicht anders
und
nicht
klger bezeichnet
werden kann, als dass Laertius der epitomirte Diocles ist, in den Einiges aus der bunten Schriftmasse des Favorin eingeschoben und eingeschaltet ist. Aber diesVerhltniss steht uns jetzt fern: vielmehr wollen wir wissen, wie Diocles zu jenem Probestck thrasyllischer Philologie
kam.
nmlich wohl zu beachten, dass Diocles sich vllig ausnahmsweise bei der Aufzhlung der platonischen und democritischen Schriften an Thrasyll anschliesst, whrend er sonst berall, wo er ber pinakographische Dinge zuEsist
berichten hat, unbedingt einem9-
Handbuch
folgt,
dem
Dichter-
Demetrius aus Magnesia. Ihn in jenen beiden Fllen im Stich zu lassen, hatte er gute Grnde: whrend nmlich Demetrius treulich die pinakographischen Studien seiner Vorgnger bis an seine
und Gelehrten-Brevier
fiep!
ofjtwvujjnov
des
Zeit heranreferirt hatte,folgte, zugleich
war Diocles
versichert,
wenn
er
auch immer den neuesten Standpunkt jenem jener auf Echtheit und Unechtheit gerichteten Wissenschaft zu vertreten. Der einzige wesentliche Nachtrag, der inhalben Jahrhundert, das zwischen den pinakographischen Festsetzungen ihm und Diocles lag, zu lterer Zeit hinzugekommen war, betraf eben jene thrasyllischen ictvaxes nXckiovo? xal Ar^oxpiiou: als welche ausgehend von dem Hofastrologen und Freunde des Tiberius gewiss ein ungewhnliches Aufsehen gemacht haben werden. [Es folgen nun Ausfhrungen, die nahezu wrtlich in das Baseler Programm (1870) bergegangen sind vergl. S. 64 ff.].
zwischen,
d.
h.
in
dem
5
[Vorbemerkung zu einer Arbeit berSchriften Democrits.][186768.]
die
unechten
Esnicht
ist
fr einen litterarhistorischen Forscher unserer
Tage
mehr anstndig, im Schatten der Tradition behaglich zu schlummern. Langsam und zum grossen Theil ohneBewusstsein der Alterthumsfreundehatsich
eine kritische
Methodesichtigdarstellt.
gebildet, die
unserem Denken
sich klar
und durch-
als
ein Ergebniss des gesunden Menschenverstandes
Indesseine
ist
es
verstand
eigene
Sache.
mit besagtem gesundem MenschenMan glaubt an ihm etwasZeiten Verharrendes zu haben, so
Consistentes, durch
alle
dass etwa Urtheile aus Perikles
nur
dieser
und Bismarcks Zeit, falls sie gemeinsamen Wurzel entsprossen sind, auch93
nothvvendig zusammenstimmen mssten.
Ein grosser
Irr-
den die Geschichte jeder Wissenschaft widerlegt! Vielmehr ist jener sogenannte gesunde Menschenverstand ein perpetuum mobile, ein unfassbares Ding, eine Art Gradthum,messer der logischen Fhigkeiten einer bestimmten Periode, eines Volkes, einer Wissenschaft, eines Menschen. Der Deutsche und der Franzose, der Fabrikant und der Gelehrte,der Naturforscher
und der
Philolog,
das
Weib und
der
gebrauchen das eine Wort und meinen doch alle etwas Verschiedenes damit. Die litterarhistorischen Forscher vergangener Zeiten, die die Belege fr irgend eine Thatsache zusammensuchten und,siealle
Mann,
wenn
unter diesen sich irgend ein Widerstreit kundgab, sich auf die Seite der zahlreicheren Zeugnisse stellten, glaubten
den Anforderungen des gesunden Menschenverstandes genug gethan zu haben. Nicht anders machte essicherlichja
der ehemalige Textkritiker, der sorgsam die Handschriften zhlte, aber nicht abwog. Im Grunde ist man auf der Bahnlitterarhistorischer
dass
man
sich
Forschungen nur dadurch fortgeschritten, nicht bei einer Antwort beruhigte, sondern
weiter fragte, dassPiett
man
sich entschloss, keine Frage auf
dem
Herzen zu behalten,
dass
man
allmhlich die bertriebene
gegen alte Zeugnisse verlernte. Es war gewisslich etwas Ethisches in jener verstummenden Hingebung an die Urtheile des Alterthums, aber es war die Ethik des Weibes. In der neueren Forschung, die kein Blatt vor den Mund
den Kranz von dem einen Haupte Homers alle Winde zerstreute, die den khnen Titel Aristoteles pseudepigraphus erfand, weht die khne und unerschrockene Sittlichkeit des Mannes. Hier sehen wir, wie Erkennen und Wollen, gesunder Menschenverstand und Moral in der allmhlich heranreifenden Methode einer Wissenschaft gemeinsam ihre Rolle spielen.die
nimmt,
nahm und
ihn in
94
Durchtrauen zu
dies
energische Weiterfragen
ist
das
naive
Zu-
dem Alterthum und
seinen selbsteigenen Aussagen
verschwunden. Mancher verlor sich ohne Steuer in den unruhigen Fluthen der Skepsis, mancher packte, um nicht jeden Halt zu missen, herumschwimmende Trmmer und suchte sich zu berreden, er habe festen Boden gefunden. Grenzenlos wie frher das Vertrauen ist jetzt das Misstrauen,
und
sittlich
erscheint jetzt der Zweifel wie es frher der
Glaube war. Dieser Zustand hat nichts Beunruhigendes: er ist kein Krankheitsymptom unserer Wissenschaft. Vielmehr darf man nicht vergessen, dass die Skepsis vermge ihrer eigenthmlichen Natur ihre eigenen Kinder anbeisst, dass sie eine Grenze zu erreichen pflegt, wo sie sich berschlgt und denselben Pfad zurckluft, den sie eben verlassen hat. Inzwischen sphen wir aus, ob noch nicht ber einigen der Hauptprobleme, z. B. ber den homerischen, den platonischen, den aristotelischen Fragen das Licht zu dmmern beginnt, und begngen uns einstweilen mit dem reichen Nebenertrag dieser skeptischen Studien. Durch dieselben ist nmlich eine grosse Masse latentes Alterthum aufgedeckt worden, so dass es uns, wenn selbst die grossen Fragen ungelst bleiben sollten, doch nicht schlimmer gegangen sein wrde als den Alchymisten, die den Stein der Weisensuchten und sehr viel ntzliche Dinge, Pulver, Porzellan u. s.w.fanden.
Durch die vorangeschickten Bemerkungen wollen wir den Horizont der nachfolgenden Untersuchungen umschreiben. Durch die Skepsis untergraben wir die Tradition, durch dieConsequenzen der Skepsis treiben wir die versteckte Wahrheit aus ihrer Hhle und finden vielleicht, dass die Tradition Recht hatte, obwohl sie auf thnernen Fssen stand. Ein Hegelianer also wrde etwa sagen, dass wir die Wahrheit95
1 durch die Negation der Negation zu ermitteln suchten ).
Weman
aber eine derartige Wahrheit missfllt, der halte sich Denn unden nicht unbetrchtlichen Nebenertrag.
gespeist soll
er nicht einen allzu
niemand von diesem Tische weggehen, wenn verwhnten Gaumen mitbringt 2).
[Unvollendete Arbeit ber dieI.
ttivocxs?
der Democritea.]
Die
Tcivaxee
der Democritea.zuschreiben
Was
den
Sokrates
bestimmte, nicht
und
dadurch die Nachwelt um einen deutlichen Abdruck seines Geistes zu bringen, wissen wir nicht: seine Grnde mssen seltsamer Natur gewesen sein, da es uns durchaus nicht gelingen will, diese Art der aaxYjais zu begreifen, durch die er sich sowohl um ein grosses Vergngen betrog als auch
Vorrecht ausgezeichneter Kpfe ist, auf die fernste Menschheit zu wirken und thtig zu sein nicht nur fr das gegenwrtige Dagegen flchtige Geschlecht, sondern fr alle Zeiten.der Pflicht ausging, die zugleich das*) [Vgl- hierzu folgende Aeusserung in einem Briefe an Freiherrn von 6. Februar 1868: Die ungeheuren Angaben ber dieselbe Gersdorff vom [Democrits Schriftstellerei] hatten mir Misstrauen eingeflsst; ich gieng dem Begriff einer grossartigen litterarischen Falschmnzerei nach und fand auf den verschlungenen Wegen der Combination eine Flle interSchlsse aber, als meine skeptische Betrachtung essanter Punkte. alle Folgerungen bersehen konnte, drehte sich mir allmhlich unter den Hnden das Bild herum; ich gewann ein neues Gesammtbild der bedeutenden Persnlichkeit Democrits, und von dieser hchsten Warte der Beobachtung gewann die Tradition ihre R.echte wieder. Diesen ganzen Prozess, die Rettung der Negation durch die Negation, habe ich mir nun zu schildern vorgenommen, so dass ich bei dem Leser dieselbe Folge von Gedanken zu erwecken suche, die sich mir ungesucht und krftig aufdrangen,"i
dem Wege
Am
Briefe2
V[Vg
S.1-
)
93 f.] Biographie
I,
338
ff.
Anhang
17-]
96
genau unterrichtet, warum Chrysippus sich die entgegengesetzte Art der aaxr^i? auferlegte und mit 705 Bchern sich dem Richterspruche der Nachwelt empfahl:sind wir
ihn trieb
sucht auf Epikur,
zu dieser unglaublichen Vielschreiberei die Eiferden er auch wirklich mit 100 Bchern
noch berholte.Sieger in diesemdieihr
Wenn
er
somit auch der Bndezahl nach
merkwrdigen Wettrennen blieb, so blieben Freunde des Epikur trotzdem bei ihrer Ansicht, dass
Meister smmtliche griechischen Philosophen
und auch
den Chrysipp niedergeschrieben habe, weil er in seiner gesammten Schriftstellerei durchaus original und selbststndig verbleibe und in aristokratischem Selbstgefhl die wohlfeile Weise anderer, durch Citate die Bcher zu fllen, verschmht habe. Unter diesen anderen verstanden sie vor allem den Chrysipp: man mchte nur, meinte ein boshafterEpikureer, aus seinen Schriften die Citate
man wrde
sehen, dass das leere Papier zurckbliebe.
wegnehmen und Aber
auch Zeno und Aristoteles traf dieselbe Rge La. X, 27. In der That sind die endlosen Verzeichnisse der aristotelischen Schriftennicht
vor diesem
Namen
darnach angethan, unsere Ehrfurcht zu erhhen. Mag immerhin das spteredas hchste
Alterthum in seiner ungesunden Geisteswendung ihm mit
demes
Titel
6 iroXo|jiadeaTaTo?
Lob zusprechen,
das
berhaupt ertheilen konnte: wir haben etwas strengere
und missgnstigere Begriffe ber den Werth der 7coXo{Aaia, und wrden wnschen, die Krnze, mit denen wir den fleissigen Sammler und den vielseitigen und unermdlichenLernkopf auszeichnen, nicht auf der Stirne der vornehmsten Philosophen zu sehen. Die Vielschreiberei und der Sammeleifer, Triebe, die in der peripatetischen Schule seuchenartighervorbrechen und von da an das gesammte Alterthum beherrschen, sollen aus dem Haupte des Aristoteles geborensein,
aus
dem Haupte
eines philosophischen
Zeus.
DieseQn
7
Nietzsche II
Thatsache,jene,
falls
sie
eine
ist,
ist
uns ebenso unbequem wiees
von der wir ausgingen: aber doch verzeihen wirSokrates eher,dass er gar nicht schrieb, als
dem
dem
Ari-
stoteles, dass er so unmssig viel
und dazu
in der buntesten
Vielseitigkeit
und
Zerstreutheit der Interessen schrieb.ist
Glcklicherweise
dies
gemacht wie das Erste. sind denen wir den Glauben nicht verweigern drfen? die deutlichen Worte von Zeitgenossen, die uns jedem Zweifel berhben? Man weist uns hier auf jene mvaxsc Sie beweisen, dass zu einer bestimmten der Alexandriner. Zeit die Meinung vom 'AptaToteXY]? 6 TroXuixaeaTaio? Geltung Denn wie fern sind wir jetzt nach hatte, aber nichts mehr.
Wo
Zweite nicht so unbedingt aussind eigentlich die Brgen,
Wo
zahllosen
Erfahrungen von jenem naiven Standpunkt, der eine pinakographische Ansicht eines Peripatetikers so lange als Wahrheit vertritt, bis ein zwingender Gegenbeweis geMan kann jetzt, ohne zu viel zu sagen, als fhrt ist. Kanon aufstellen, dass fr Echtheit oder Unechtheit einer Schrift die erLYpacpyj eines alexandrinischen Pinakographenschlechterdingsgleichgltigist.
Anders
steht
es
allerdings
mit den Aufschriften spterer sorgsamerer Pinakographen: gerade ihre Anstze aber beweisen, wie unglaublich geringdie Autoritt einer alexandrinischen eTrtypacp^ist.
Wenn
z.
B.
Panaetius der Stoiker, wahrscheinlich
im Auftrage der per-
Lehrers Crates, gamenischen Bibliothek und die Schriften der sogenannten Sokratiker auf Echtheit und Unechtheit hin ansieht und schliesslich nur die Dialoge Piatos, Xenophons, Antisthenes', Aeschines', vielleicht auch des Phaedon und Eukleides als unverfnglich anerkennt, dagegen die gesammte andere Litteratur verwirft: so falltspeciell seines
auf die
mungen
Genauigkeit und Sorgfalt alexandrinischer BestimMan vergegenein hchst bedenkliches Licht.
wrtige sich, dass mit diesem Verdammungsurtheil die ganze
98
Schriftstellerei
des3
Aristipphistorische
getroffen
ist,
dem Hermipp
Bcher zugesprochen hatte, des Simon, 9 des 33 Glaucon nebst 32 andern, die schon, wie es scheint, in Alexandria verurtheilt wurden, 23 des Simmias u. s. w. Wir sind leider gnzlich darber im Dunkeln, was man in Pergamum ber den gewaltigen itiva^ der aristotelischen Schriften dachte, den Kallimachus oder Hermipp verfertigte und den wir in zwei Versionen bei Laertius und im Menagianischen Fragment des Hesychius Milesius kennen. Nicht25
Dialoge
und18
insgleichen
Dialoge
des
Kriton,
besserkratesj
steht
es fr die gewaltige Bcherzahl des Xenowie wir auch aus der berlieferten Zahl der axi/oi
der Speusippischen Schriften schliessen drfen, dassrechnete.
man
in
Alexandria auch Speusipp unter die Zahl der Polygraphen
Gegenleider
diese
alexandrinischen
haben
wir
kein
Correctiv
in
der
Anschauungen berkommenen:
Meinung irgend eines spteren Pinakographen aber aus der Analogie hnlicher Erfahrungen wird es uns geboten sein, solchen Annahmen mit dem ussersten Misstrauen zubegegnen.begreifen,
Nach den gemachten Andeutungen wird man
was ich mit den nachfolgenden Untersuchungen ber die tz'vjlxzc, des Democrit beabsichtige: wichtiger als fr Democrit selbst, dessen Bild nur in wenigen Zgen umgezeichnet werden muss, sind sie als Seitenstck zuraristotelischen Frage, die
nun einmal
seit
Val.
Rose
in der
Welt
ist
und aufsie die
die
Dauer nicht unbercksichtigt bleiben
kann, weil ingeschichtein ihr diedie
wesentlichsten Fragen der alten Literatur-
auf naturgemsse
Weise eingeschlossen
sind,
ja
Anfnge einer Bewegung liegen, die allmhlich gesammte ltere griechische Litteratur ergreifen wird.des Laert. rindet sich ein Verzeichniss dernichts,I,
Im ProoemiumPhilosophen,die
die
ein
Buch, und die sehr(xsv
viel
geschrieben haben.;
;
icepl d7cXav&v xal dXXa xivd, darunter Briefe.
I
JO
DasselbeApollonia,
gilt
von Anaximenes,
bei
dem uns
aber
die
l'sst. Desgleichen von Diogenes von von dem Demetrius Magnes nur eine Schrift t& auYYpafXfia kennt, VIII, 57. VI, 81. Dagegen weiss Simpl. Phys. 32 b uns von zwei anderen zu erzhlen. Aehnlich steht es mit dem Eleaten Zeno, von dem Plato auch nur
Tradition im Stich
x ouYYpafijxa kennt,
dem
aber unechte Schriften angedichtet
worden
sind.
xagoras die
einzigen (von
Wirklich sind Parmenides, Melissus und Anadem schlecht bekannten Anaxi-
ist,
menes und Heraclit abgesehen), denen, so viel uns bekannt keine unechte Schrift zugeschoben worden ist. Im allgemeinen aber steht es fest, dass unser Verzeichniss diercivaxe
allervollsten
bercksichtigte,d. h.
somit die ltesten und
zugleich
schlechtesten,die
ausgenommendie als einer8e xivas
Davon ist Bemerkung ber Pythagoras und Ariston, anderen Quelle entnommen schon durch /ataalexandrinischen.
bezeichnet wird.
dass die
Namen
des Aristipp
Dagegen ist nicht zu bersehen, und des Diogenes nicht in der
Liste der Nichtschreibenden stehen: in der wir sie rinden wrden, wenn die spteren Untersuchungen des Sosikrates
und
Panaetius bercksichtigt wren.
Doch
betrachten wir
die Vielschreiber, die in fortwhrender Steigerung aufgefhrt
werden.
Wir haben zwar keine Grenze, wo tcoXXg- beginnt, aber wir wissen, dass die drei letzten Glieder der Kette 400,
600 und 700 sind, und drfen deshalb auch in den ersten Zahlen hohe Zahlen erwarten. Welcher Zeno gemeint ist,unterliegt
keinem Zweifel: der Stoikergenannt wirdals
einer schon angedeuteten StelleAristoteles
auch an zusammen mit Chrysipp undnatrlich, der
einer,
der das bcherfullende
Citat liebt 1 ).
Denn vom
Eleaten
undl
ein
paar unechte.
Zeno giebt es nur ein Buch Er kann somit nicht in Betrachtavrjp
)
Der Zeno, der
Schler des Epikur roX'JYpcpo;
[D. L. X, 25].
IOI
kommenZeno Zwar
1
).
Anderseits aber steht
fest,
dass der index des
imLaertius nicht auf Vollstndigkeit Ansprche macht 2 ).sagt La. VII, 38:iXCaTroXXd,
lau
fjiv
ouv
autou xal xa Tcpoyeypafi.-
und bezieht sich hiermit auf den frher |Ava angegebenen TuvaE. Aber dieser umfasst nur 20 Titel, kannalso
unmglich mitIoti
TroXXd
jenes
\ih
xrX.
bezeichnet werden. Vielmehr ist zu erklren wie so vieles im La. Er
den Diokles, ab, der wirklich gegeben hatte. Laertius dagegen hat sich die Mhe erspart und nur ein ungengendes Excerpt gegeben. Das zeigt auch die ussere Form des index. Er beginnt ganz zufllig: Yeypacpe izpoc, nrj iroXueia xal tgjos. Dann hebt er mittendrin wie von neuem an: lau auiou xal t^vkj xxX. Zudem brgen fr die Unvollstndigkeit die Citate bei La. selbst, Bchern entnommen, die der indexschrieb wrtlich seine Quelle,
den index vollstndig
nicht kennt.
Nehmenin
wir selbst an, dass die xiyy^ idenepamxiq, die 111,34 citirt wird, so
tisch ist mit jener rijyy\
bleibenVII, 34.evxoj
als
besagte Rubrik gehrig
noch brig
oiatpiai
Pyrrh. III, 25. Dann: c. math. p. 469. xw rspl ouaiac. Ein 7r6|i.v7][ia sie tyjv e Hai6Sou soycmav mchte ich nicht mit Fabricius aus Cic. deSext.Ttepl
Emp.
X
Xoyou. ev
nat. deor. I folgern 3 ).TzoXXd
also
dies
ergiebtdie
sich
sind jedenfalls
nicht
2030 Bcher, wennschliesst.
Liste
In
zweitersoll
Linieals
der Polygraphen mit 700 steht Xenophanes, der mehr
geschrieben haben1
Zeno.
Doch
dies
ist
offenbar
Vier Schriften werden von Suidas genannt, von denen eine 'Erj7"r]'EfA-eooxXeoo; aus chronologischen Grnden wegfllt. 2 Ti\i~KzicsTa Ebenso ist der irt'va? des Speusippos unvollstndig. ) [iXia] soll er geschrieben haben [D. L. IV, 4 TrdjJirXeiGTa uirojJLV^jxaTa y.al)XosT(J5v
Av^oxpiioc, Eud. AyjjAoxpiTtos.
Eud. om.exttjs
taiopiav
dein ovxlrjxe.laTopi&v
V.
Ss xal
1.
McvBVjaio? riuaYopsioc. rcepl x&v
dvayvwaeaK
SvajjLspd
ei? 7tiaxaaiv "Jjfisej(si
dyovxwv,
"irspl
aujiaaiwv, cpuaixd,dvTiicadeuov,(rspl)
6e
rcspi
cup/Trasiuiv
xal
Xicov xatd
atotyslov. icepi OY][ieia>v tiovxalipioo?.
e 7)X(ou xal aeXifjvTqs xal
dp/.xou xal X'jjrvouicepi
tv
ouixTcaftsiv xal7rspl iradei&v
om. BE, Eud. om. tv
ex.
AV
dyovtcov.
BE
fr dvciTuaeituv.
*V
atot^siiov.
Es
ist
ausgemacht, dass der Democriteer und der Pytha-
goreer identisch sind.
Columella nmlich spricht VII, 5 von TCCinvvjfiaTa des Bolus Mendesius, die unter dem Namen des Democrit im Umlauf sind. Ebenso wird die Schrift icepl110
,\ifr
Recommended