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Björn Schumbrutzki ist Ge-schäftsführer bei Unicum, einemUnternehmen, das Schulkleidungund Werbeartikel verkauft. Warumdas Thema Schuluniform inDeutschland so umstritten ist, liegtfür Schumbrutzki auch an der Be-nennung: „Wird der Begriff ‚Schul-uniform‘ synonym zum Begriff‚Schulkleidung‘ verwendet, werdenin den Köpfen gängige Klischeesvon Gleichmacherei, Zwang undVerlust von Individualität aktiviert.“Der Begriff „Schulkleidung“ seihingegen positiv konnotiert.

Das verpflichtende Tragen vonSchulkleidung an allen Schulfor-men hierzulande sieht Schumbrutz-ki nicht kommen. Was steige, sei dieNachfrage nach alltagstauglichenArtikeln mit Schullogo, etwa Sport-taschen, Beuteln, Regenschirmen.Auch Professor Dickhäuser zweifeltan einer flächendeckenden Einfüh-rung für Schuluniformen, glaubtaber, dass einzelne Schulen immerhäufiger mit dem ExperimentSchulkleidung spielen werden.

Ob es dann eine Designer-Uni-form sein wird wie in Tokio? Wohlnur an sehr elitären Privatschulen.Über die auserwählte Armani-Uni-form der Taimei-Grundschule in Ja-pan kann Dickhäuser nur den Kopfschütteln. Dass die Schulkleidungdort freiwillig ist, spitzt die Lage fürdie Eltern nur zu. „Mir ist es völligrätselhaft, was man damit Positivesbezwecken will, mal abgesehen da-von, die Schule so ins Gespräch zubringen“, wendet Dickhäuser ein.„Da baue ich natürlich genau die so-zialen Hürden auf, die eigentlichdurch Schulkleidung reduziert wer-den sollten.“

Wenn kleine Erst-klässler künftigin der Taimei-Grundschule inTokio die Bankdrücken, werden

sie das in Schuluniformen von Ar-mani tun. Auch weitere Luxusmar-ken wie Burberry, Chanel oder Her-mès standen zur Auswahl. Aber dieBundfaltenhöschen und Jackettsdes italienischen Modekonzernshaben den Direktor der Schule letzt-lich überzeugt. Während inDeutschland bei der Diskussion umSchuluniformen meist mit der Ver-meidung von Neid und Mobbing ar-gumentiert wird, hatte der Direktorin Japan offenbar exklusivere As-pekte im Sinn – darunter ein ausge-prägtes Stilempfinden. Was ist dasnur mit den Schuluniformen, dasssie gebraucht, geschätzt, gehasstoder als überflüssig erachtet wer-den?

Sonja ist Deutsche, lebt mit ihrerFamilie aber seit vielen Jahren inEngland. Beide Söhne tragen anihren Schulen Uniform, bestehendaus Pullis mit dem Schullogo, Bla-zern, Krawatten und schlichtendunklen Hosen. Wird die Uniformunvollständig getragen, gibt es eineStrafe. Feste Schulkleidung ist imVereinigten Königreich seit Jahr-hunderten Standard. Und Sonja fin-det es klasse, weil es dann kein Ge-zanke darüber gibt, was ihre Jungsin der Früh anziehen. Es ist in ersterLinie eine praktische Erwägung,weniger eine aus Angst vor Sozial-neid.

Natürlich nervt es Sonja, dass beiihren Teenagern Markenklamottenein immer größeres Thema werden.Gerade hatte sie mit ihrem Jüngstenwieder die Diskussion um Turn-schuhe, die gut 200 Euro kosten. Da-für hat Sonja weder das Geld, nochfindet sie solche Schuhe für einen15-Jährigen angemessen. Wenn ersie wirklich haben will, soll er dafürarbeiten. Ob ihrer Meinung nachSchuluniformen die Kinder vorMobbing schützen? Das sei schwerzu sagen. Schließlich träfen sich dieKinder ja auch nach der Schule. Unddann haben sie keinen Einheits-Look mehr.

In Deutschland gibt es an staatli-chen Schulen keinen Kleidungs-zwang. Das würde dem Grundge-setz widersprechen und dem Recht

Von Andrea Mayer-Halm

Aus zweimach einenDer Sommer ist zwar noch nicht vorbei, trotzdem muss man sich gedanklich allmählich von seinen Espadrilles verabschieden, bald ist wieder „festeres“ Schuhwerk ge-fragt. Gut, dass es jetzt einen Zwit-ter aus Sneaker und Espadrilles gibt. Hat man die Kombi aus leich-ter Sommerschlappe und hippem Treter im Haus, fällt der Abschied vom geliebten Strandschuh umso leichter. Egal von welcher Marke – die dicke Bastsohle darf bei der Sneaker-Espadrille nicht fehlen.

Der Lack ist abWeniger ist bekanntlich mehr: Statt schriller Farben und ominö-sen Designs setzen Stars in Sachen Fingernägeln jetzt auf Natürlich-keit (im Bild Model Karolina Kurko-va). Der Nude-Look verzichtet auf jegliche Form von Nagellack – nicht nur brüchige und verfärbte Nägel bekommen damit die Mög-lichkeit, durchzuatmen. Auch sonst zeugt der Nagel-Detox von schlichter Eleganz und Stil. Um den „nackten“ Nägeln trotz allem ein gepflegtes Antlitz zu geben, nutzt man Feilen, Öle und Cremes.

Zurück zu Bundfalte und Pullunder: Schuluniformen sind wieder da – neuerdings auch von Luxusmarken wie Armani, Chanel und Co. Doch entstellt das nicht ihren Sinn?

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Kochenmit Kohle

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Kohle ist längst nicht nur was für den Grill – neuerdings findet sie sich sogar direkt im Essen. Unter Gourmets ist Aktivkohle der letzte Schrei. Ob im Smoothie, Macaron oder Pizzateig – das schwarze Pul-ver gibt jedem Essen ein extrava-gantes Aussehen, ohne dabei wie verkohlt zu schmecken. Das Wich-tigste für Ernährungsjünger ist aber der positive Nebeneffekt: Ak-tivkohle wirkt angeblich entschla-ckend. Wie ein Schwamm sauge sie böse Giftstoffe aus dem Körper.

Schule, schildert der Direktorgegenüber der „Huffington Post“:„Wenn ein neuer Schüler kommt,trägt er vom ersten Tag an die glei-che Kleidung wie alle anderen. Op-tisch macht er damit schon vom ers-ten Tag an klar: Ich gehöre dazu.Und die anderen Schüler akzeptie-ren das und nehmen ihn dadurchbereitwillig in ihre Gemeinschaftauf.“ Natürlich gebe es auch in sei-ner Schule Schüler, die zur Uniformteure Markenschuhe trügen unddamit prahlten. Aber für den Schul-alltag sei das kein Problem.

Oliver Dickhäuser ist Professorfür Pädagogische Psychologie ander Universität Mannheim. Seit Jah-ren warnt er vor der „naiven Vorstel-lung“, man müsse nur alle Schülerin Deutschland in einheitliche Klei-dung stecken, und schon gebe esmehr Rücksichtnahme und bessereLernerfolge. „Vielleicht ist es dieseunmittelbare Veränderung aufeiner sichtbaren Ebene, die dazu

führt, dass bestimmte Personen sofest von positiven Wirkungen

überzeugt sind. Dass sich dieseaber einstellen, ist alles andereals zwingend“, gibt Dickhäu-ser zu bedenken.

In diesem Zusammenhangverweist er auf zwei Studien

von 2004 und 2009, bei denen anverschiedenen Schulen mögli-

che positive Begleiterscheinun-gen von einheitlicher Schulklei-dung untersucht wurden. Die Er-gebnisse waren sehr unterschied-

lich, fasst Dickhäuser zusammen:„Während die eine Studie auf posi-tive Wirkungen hindeutete, wardas Ergebnis der anderen Studie:Schadet nichts, nützt nichts.“

eine umweltfreundliche Al-ternative. Sie sind imGegensatz zu ihren metalle-nen Gegenstücken komplettgeschmacksneutral. Zudemlässt sich auch von außen se-hen, ob sie von innen saubersind. Es gibt Glasstrohhalmeaus gehärtetem bruchfestemGlas. Auch die können natür-lich kaputt gehen, aber das Ri-siko ist bei Trinkgläsern ähn-lich.

Wer vom Einweg- auf denMehrwegstrohhalm umsteigt,muss natürlich immer darandenken, ihn mitzunehmen,wenn es zum Bubble-Coffee-Treffen mit den Freundinnengeht. Oder zum Absackercock-tail nach Feierabend. Aber ler-

nen wir nicht gerade fleißig,auch unseren Mehrwegkaf-feebecher überall dabeizu-haben?

Vielleicht dauert es ja auchnicht mehr lange, und derpersönliche Strohhalm wirdzum Schmuckaccessoire. Mitpersönlicher Note. Schluckmit Schmuck. Es wäre eineRückkehr zu den Anfängender Trinkhalme bei den altenSumerern: Der älteste be-kannte Strohhalm ist rund6000 Jahre alt und stammt ausdem Zweistromland. Es ist einGoldrohr mit einem eingelas-senen Lapislazuli. Luxuriösund – aus heutiger Sicht ent-scheidend – wiederverwend-bar.

MGESCHMACKSSACHEM

Der nächste Strohhalm

D er Trinkhalm gehört zuden Accessoires frühesterKindheitserinnerungen.Freibad, süßer Orangen-

drink, Strohhalm. Kindergeburts-tag, Blubberwasser, Strohhalm.Später kehrt er dann zurück alswichtigstes Bindeglied zwischenCocktailglas und Mund. Ein All-tagsgegenstand, funktional unddoch lässig, irgendwie immer da,wenn man ihn braucht, nichts, wo-rüber man groß nachdenkt.

Das ist nun anders. Der uns be-kannte Strohhalm versteckt hin-terhältig in seinem Namen, dass ergar nicht aus Stroh, sondern ausPlastik besteht. Und Plastik gehörtzu den großen Übeln unserer kli-

makatastrophalen Zeit. Fotos vonStränden, an denen Unmengen anVerpackungen, Folien und Ein-weggeschirr angespült wurden,sind allgegenwärtig. Und die Bil-der plastik- und kunststoffver-klebter Mägen von Meerestie-ren auch.

Und dann die Zah-len: Allein in der EUentstehen nach Anga-ben der EU-Kommis-sion jedes Jahr rund 26Millionen Tonnen Plas-tikmüll. „Jede Sekundelanden etwa 700 Kilo-gramm Plastikmüll inunseren Ozeanen“, sag-te im Mai EU-Kommis-sionsvizepräsident FransTimmermans. Die

Hauptleidenden sind Fische undVögel, aber der ungesunde Abfall

landet auch in der menschlichenNahrungskette.

Experten haben prüfen las-sen, welche zehn Einwegartikel

aus Plastik besonders häufig anStränden angespült wer-

den. Neben Plastikbe-steck und Plastikbechernwaren das Strohhalme.

Deshalb will die Kommis-sion Plastikstrohhalmenun verbieten lassen. Zu-dem kündigten unter ande-rem Unternehmen wieRewe und Lidl, aber auchMcDonald’s (zumindest inEngland) an, keine Plastik-strohhalme mehr anzubie-ten.

Aber was nun? Was, wenn dieTochter den heißen Kakao nun malso gern mit dem Strohhalmschlürft? Was, wenn jede MengeEiswürfel den direkten Zugangzum Russian Mule versperren, undnur der Strohhalm das Trinken desCocktails zum Trinkvergnügenmachen kann? Wenn eine ganzeProduktpalette wie die Tetrapaksohne Strohhalm sinnlos wäre?

Keine Angst! Es gibt genug Al-ternativen: Strohhalme aus Metalloder Edelstahl etwa halten sehr,sehr lange. Sie können in der Spül-maschine gereinigt werden, sindbruchsicher und gut zu transpor-tieren. Wer sie zusätzlich zum Spü-len reinigen möchte, kann Pfeifen-reiniger nehmen.

Auch Glasstrohhalme bilden

Von Kristian Teetz

auf Individualität. Allerdings setzenmehrere Privatschulen hierzulandevoraus, dass bei ihnen die jeweiligeSchuluniform getragen wird. Und esexistiert auch eine staatliche Schulein Hamburg, die sich für Einheits-kleidung ausgesprochen hat: Vorzehn Jahren hat Rainer Busenben-der in seiner Schule nach Abstim-mung mit Lehrern, Schülern und El-tern eine Schuluniform eingeführt.

Busenbenders Schule liegt ineinem sozialen Brennpunktgebiet.Um die neue Kleiderordnung be-hutsam zu integrieren, wurden dieUniformen bei Erstklässlern, dieneu an die Schule kamen, einge-führt. Mittlerweile ist die Uniformbis zur vierten Klasse verpflichtend,danach freiwillig. Busenbenderzieht eine rein positive Bilanz. Mob-bing sei kaum Thema an seiner

Mir ist es völlig

rätselhaft, was man

damit Positives

bezwecken will.

Oliver Dickhäuser,Professor für Pädagogi-sche Psychologie an der Universität Mannheim

Lernen in Uniform: Die italie-nische Luxusmarke Armani kleidet künftig japanische Grundschüler ein. FOTO: TAI-

MEI ELEMENTARY SCHOOL/AP

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Nur kein Neid

MONTAGE: RND, FOTOS: XIXINXING/GETTY IMAGES, TRENDOBJECTS/ISTOCKPHOTO

MDAS KOMMTM

FOTO: REPLAY

STILFRAGEN 7Sonnabend, 25. August 2018

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