PARADIGMENWECHSEL LEITBILD & STRATEGIE FÜR DAS...

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Planungsgruppe 504planwerkstatt karlstetter

Integriertes StadtteilentwicklungskonzeptTextilviertel und Herrenbach Augsburg

PARADIGMENWECHSEL LEITBILD & STRATEGIE FÜR DAS NEUE STADTTEILPROFIL

Paradigmenwechsel für ein neues StadtteilprofilMit dem Niedergang der Textilindustrie durch denStrukturwandel einer globalisierten Produktions-weise vor gut 30 Jahren übernimmt das Textilviertelein reiches Erbe, das allerdings den Herausforde-rungen des 21. Jahrhunderts in keiner Weise mehrentspricht. Die fordistische Produktionsweise derTextilindustrie und ihrer Zulieferbetriebe im Textil-viertel hinterlässt einen räumlichen und auchsozio-ökonomischen Fußabdruck, der isoliert undinselartig ausgeprägt ist und sich extrem von dergewachsenen europäischen InnenstadtAugsburgs abhebt.In der Übergangsphase bis heute ist es nichtgelungen, die zweifellos großen Potenziale desTextilviertels für eine zukunftsfähige Stadterneue-rung zu entfalten. Vor dem Hintergrund des tief-greifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichenWandels, den wir derzeit erleben gilt es nun, sichdieser Aufgabe zu stellen und den erforderlichenParadigmenwechsel bei der Stadterneuerung imTextilviertel/Herrenbach einzuleiten.Um einen nachhaltigen Entwicklungsprozess inGang zu setzen ist es zunächst zielführend, einneues Leitbild für das zurückgelasseneStadtviertel sowie differenzierte, in ihren jeweiligenstadtlandschaftlichen Kontext eingebetteteStandortprofile für die einzelnen Teilräume zuentwerfen.Dieses formulierte Stadtteilprofil wird von denLeitgedanken Innovation, Integration undAustausch getragen.

Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandelund mögliche Konsequenzen für die Stadt-erneuerung im Textilviertel

Sozialstruktur: neue Haushalts- und Familien-strukturen, Frauen-Power, Lebensstile differenzie-ren sich, mehr alte Menschen, mehr Ausländer>> könnte für Textilviertel bedeutenVielfalt von Wohnformen und Wohnstandards,gesunde Mischung sozialer Frieden ,

Integration und Stabilität fördern, Service-Wohnenund Selbstversorgung anbieten, funktionierendenöffentlichen Raum sowie integrative und vielseitignutzbare öffentliche Freiräume gestalten

Arbeit und Freizeit: Aufweichung der starrenZeitrhythmen, Work-Life-Balance , mehrere Jobsin unterschiedlichen Sektoren, Rückgang ansicheren/angemessen bezahlten Arbeitsplätzen,

Durchlässigkeit von Ökonomie und Kultur, lokaleNetzwerke>> könnte für Textilviertel bedeutenneuer sozio-ökonomischer Mix, Abschied vonkonventionellen Nutzungskategorien, Flächen,Strukturen, Räume für Projekte zu Bildung, Arbeit,Wirtschaft im Quartier anbieten, Treffpunkte fürZuhause-Arbeitende und wohnungsnahe

Gesundheits-Angebote bereitstellen

Einkommen und Konsum: Schere zwischen armund reich geht weiter auseinander - aktuellverschärft durch Finanz-/und Wirtschaftskrise,wachsende Exklusion und Abhängigkeit vonTransferleistungen, mehrere Einkommen,informelle Ökonomie, weniger ist mehr , neueGenusskultur, Grüne Ökonomie und fairerHandel , Renaissance des Lokalen .>> könnte für Textilviertel bedeutenlokale Dienstleistungs- und Tausch-Ketten,Renaissance des kleinen Spezialitäten-Ladens,neues Handwerk, ethnische Ökonomie ,Eigenarbeit, bürgerschaftliches Engagement,interkulturelle Gärten , Mietergärten, spontan

aneignungsfähige Freiräume, Bachpatenschaften

Bildung: Informations-Kompetenz, Kreativität,kulturelle Werte, Ästhetik, Spiritualität>> könnte für Textilviertel bedeutenvon der Volkshochschule zur Quartiers-Akademie, Kultur als Katalysator für Kreativitätund neue Jobs, überregionale Attraktivität durchaktive Urbanität statt Museum, hohe Ansprüche

künftiger Bewohner an Gestalt, Architektur undFreiraumqualität

Natur, Ökologie: zunehmendes Bewusstseinbegrenzter Ressourcen, Anwendung effizienterEnergietechnik, gesteigerte Natursehnsucht undGesundheits -Bewusstsein>> könnte für Textilviertel bedeutenmoderne ökologische Bauweise Minimierung desökologischen Fußabdrucks , Naturerleben mitten

in der Stadt, grüne Inseln entfalten und vernetzen,Gesundheitsdienstleistungen anbieten

Informationstechnologie: vierte Kulturtechnik ,Raum- und Zeitsouveränität, weniger Information -mehr Netzwerk, kreative Medienkompetenz>> könnte für Textilviertel bedeuteninternational homeshopping und Quartiersladen,

Local-Blog und Local Services, Bereiche für Ruheund Kreativität

Räumliche Mobilität: Ausweitung der Aktions-räume, Mobilitätsmüdigkeit, Down-Speeding ,Grüne Mobilität , neue Konzepte und Techniken

für individuelle Mobilität>> könnte für Textilviertel bedeuteninnovatives Mobilitäts-Konzept, gute Anbindung anInnenstadt und Bahnhof (funktional und optisch),interessante interne Mobilität (Sharing, Leasing,Kooperation), Entschärfung der Durchgangs-straßen, eindeutige Langsam-Fahrzonen

Siedlungsstrukturen: Reurbanisierung undRenaissance der Nähe, Stadtviertel als Heimat ,wachsende Bedeutung von öffentlichem Raum,Ortsbild, Architektur und Freiräumen>> könnte für Textilviertel bedeutenAttraktivität als innenstadtnaher Wohn- undArbeitsort, Landschaft in der Stadt mit Bächen,Kanälen, Lechauen, Urbanität des 21. Jahrhun-derts, Modell für erfolgreiche Konversion

In der Veranstaltung zum Leitbild für ein neuesStadtteilprofil des Textilviertels am 13. Mai 2009diskutierten interessierte Bürger/innen nach einemImpulsreferat vonFrau Prof. Dr. Romeiß-Strackedie, aus dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichenWandel möglicherweise resultierendenKonsequenzen und Anforderungen an dieStadterneuerung im Textilviertel.

Die Veränderungsprozesse auf den verschiedenenEbenen haben große Bedeutung für die Ziele undStrategien der neuen Stadtentwicklungskonzeptionund sind im folgenden schlagwortartigzusammengefasst:

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Planungsgruppe 504planwerkstatt karlstetter

Integriertes StadtteilentwicklungskonzeptTextilviertel und Herrenbach Augsburg

PARADIGMENWECHSEL LEITBILD & STRATEGIE FÜR DAS NEUE STADTTEILPROFIL

Kleinvenedig

Lechhausen

Siebentischwald

Innenstadt

InnovationDie Bemühungen um die städtebauliche Entwick-lung bzw. Neuordnung über Bebauungspläne derletzten 20 Jahre im Textilviertel haben zu unter-schiedlich zukunftsfähigen, zum Teil unzureichen-den Resultaten geführt. Die aktuellen gesellschaftli-chen Entwicklungen und Herausforderungen ma-chen deutlich, dass Innovation ein Schlüsselbegriffsein muss. Dies ist im übrigen auch im ProgrammStadtumbau West/ BauGB inhaltlich durch die For-derung nach Anpassung zur Herstellung nachhal-tiger städtebaulicher Strukturen und Maßnah-men zur Aufhebung städtebaulicher Funktionsver-luste intendiert. Welche der Entwicklungsper-spektiven letztlich auf das Textilviertel/Herrenbachübertragen und umgesetzt werden können, hängtessentiell von den materiellen Potenzialen ab, un-bestritten natürlich wesentlich vom politischen Wil-len, der Investitionsbereitschaft der Wirtschafts-akteure sowie von Faktoren wie Verwertungs-bedingungen und Mitwirkungsbereitschaft der rele-vanten Grundstückseigentümer, von der aktuellenkonjunkturellen Lage, von Bodenpreisen und be-stehenden Baurechten.

IntegrationEine wesentliche Orientierung der zukünftigenStadtteilentwicklung liegt im Ziel der Integration imTextilviertel/Herrenbach und zwar im umfassendenSinne. Integration soll hier sowohl in gesellschaft-licher Hinsicht bezogen auf sozialen Status, Her-kunft, Alter, kulturelle Prägung, Lebensweise alsauch gleichermaßen räumlich und funktional imAugsburger Stadtgefüge verstanden werden. Eineneue Mischstruktur von Arbeiten, Wohnen, Kultur,Versorgung, Freizeit, Erholung, sozialer Infrastruk-tur - das meint der Begriff europäische Stadt - sollan diesem Standort in unmittelbarer Nähe zurInnenstadt ein Entwicklungsziel sein.Mit einer solchen Urbanisierungsstrategie werdenauch die Herausforderungen der Verkehrswendean eine Struktur von Stadt der kurzen Wegeerfüllt.Integration meint auch die Einbindung der Land-schaft in das Stadtviertel als Raum für Erholungund Gesundheit sowie als Grünangebot für dieInnenstadt und die Nachbarquartiere.

Die Natur-Ressourcen der Kanäle, Bäche undLechauen bieten sich zur Wiederbelebung durchnutzbare und erlebbare Gestaltung für breiteBevölkerungsschichten wie selbstverständlich an.

AustauschLagen die Austauschbeziehungen der Textil-industrie als Warenproduzenten im Exporthandel -in dieser Tradition steht auch Osram - und wasden Schlachthof betrifft im WirtschaftsraumAugsburg, so haben sich in den letzten 20 bis 30Jahren die Austauschbeziehungen des Textil-viertels regionalisiert, insbesondere im Fachmarkt-/ und Einzelhandelssektor. In Entwicklung stehtder Kulturbetrieb mit regionalem Einzugsbereich(Glaspalast, AKS, S ensemble Theater).Stark verändert hat sich der Wohnsektor vonIndustrie bezogenen Betriebswohnungen zum frei-en Wohnungsmarkt. Jüngste gravierende Verän-derung markiert die Stadtautobahn Schleifen-straße für den überwiegend überregionalenTransitverkehr.Diese Struktur macht deutlich, welches Umbruch-Szenario das neue Leitbild initiiert, denn es gibtinnerhalb des Textilviertels wenige bis gar keineAustauschbeziehungen und für die AugsburgerStadtgesellschaft ist dieses Quartier weitgehendNiemandsland .

Die Zielsetzung der Integration in Siedlungsraumund Stadtgesellschaft, verbunden mit einer inno-vativen Anpassung an die wirtschaftlichen undgesellschaftlichen Veränderungen müssen zuneuen Austauschbeziehungen führen, die inspezifischer Weise produktiv sind - also auf denEbenen Arbeiten, Wohnen, Bildung, Kunst, Kultur,soziale Orte, Naherholung, Gastronomie, Städte-tourismus, Freizeit, etc.. Ein solcher produktiverAustausch bezieht sich sowohl auf Region, Stadtund die Wohnquartiere, als auch auf das sozial-räumliche Netzwerk im Textilviertel und Herren-bach/Wolframviertel selbst.

Die Entwicklungsstrategie für das neue StadtteilprofilRaum für Experimente und neue Lebensformen, Kreativität, Kultur, nutzbarer Freiraum und Natur, effizienter

Umgang mit Ressourcen, innovative Mobilität, aktive, moderne Urbanität, Modell für gelungene Konversion

Standortentwicklung Leuchttürme / Bestand ECE,Fabrikschloss

Soziokulturelle Kristallisationsorte ausbauen & vernetzenTreffpunktmeile Herrenbachstraße gestalten

Attraktive Freiräume und Grünkorridore entwickeln mitFuß- /Radwegen u. Angeboten für Erholung, Spiel, Sportsowie Biotopverbund stärkenBäche, Kanäle, Lechauen zugänglich und erlebbargestalten & ökologisch aufwertenSchleifenstraße zum attraktiven Stadtraum gestalten

Neue Wohnstandorte: Proviantbachquartier, AKSUmstrukturierungspotenzial für innovative Wohn-/und ArbeitsstandorteMartini-Gewerbepark, Stadtwerke-Betriebshofweiter entwickeln

Langfristperspektive Umstrukturierung zuWissensstandortenWohngebiete und dazugehörige Freiräume sanierenund aufwertenBestand: neuere Wohnstandorte am Glaspalast / ECE

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Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Textilviertel und Herrenbachviertel Augsburg

WERT STEIGERNDE EFFEKTE DIE ERSTEN SCHRITTE

• Aufgemerkt: Grün im Viertel ins Bild setzen: gezeichnet, gemalt, gesprayt, gemeißelt, inszeniert, gefilmt, gedruckt, gesungen;mit historischen Bilder Bewusststein für bereits verlorene Werte schaffen.

• Öffentlichkeitswirksame Aktionen machen auf die verschiedenen Freiraumqualitäten aufmerksam: z.B. „Bach-Regatta“ der Modellboote auf den Blauen Adern; „Pfadfinder“ im Quartier- alte und neue Wege entdecken: Landart-Aktionen; Tag der offenen Gartentür im Martinipark)

• Marktrecherche: Wie sehen Bewohner, Eigentümer, Investoren, Immobilienwirtschaft den Wert von Grün im Textil- und Herrenbachviertel?

Spartanburg, South Carolina (USA),Park + Stadtplatz– durch die Errichtung des Parks sind in demZeitraum von 1983 bis 1993 die Eigentumswertein dem angrenzendenGeschäftsviertel um 325 % gestiegen.– die Wohnungsmieten haben sich seit derRealisierung des Parks verdoppeltUnion Square – New York City (USA), Park– für angrenzende Appartements mit Blick inden Park sind höhere Mieten zu zahlen alsfür Appartements ohne Blick in den Park– Eigentumswohnungen in den angrenzendenGebäuden mit Blick in den Park erzielen20 % mehr beim Verkauf als Wohnungenohne Blick in den ParkBryant Park – New York City (USA), Park– zwei Jahre nachdem der Park eröffnetwurde, sind die Mietaktivitäten in denangrenzenden Straßen um 60 % gestiegen– die Mieten der angrenzenden Büroflächensind seit der Erstellung des Parks um 40 %gestiegenGreen spaces in London (GB)– 1 % Freiraumsteigerung führt zu 0,3 bis0,5 % Steigerung der Hauspreise– je nach Entfernung zu den Grünflächenvariieren die Hauspreise zwischen 1 % und30 %Oregon, Salem (USA), Grüngürtel– unmittelbar am Grüngürtel angrenzendeFlächen sind 1200 Dollar mehr Wert/ha alsFlächen die 300 m entfernt zum GrüngürtelliegenWashington, Seattle (USA), Grüngürtel– die Verkaufpreise für Häuser, die sich inunmittelbarer Nähe des Grüngürtels befinden,liegen 6 % höher als für weiter entfernteHäuserMassachusetts (USA), Park– ein Haus, das 15 m von dem Park entferntliegt ist 3000 Dollar mehr Wert als einHaus was 600 m entfernt vom Park liegt(zit. in: Neumann, K., M. Hüls. „Rettungsanker Freiraum“. Stadt + Grün (55) 2006: 29-32.)

• „Grünes Forum“ ins Leben rufen

Wert-Schätzung erreichen

Allianzen schmieden

Image bilden - Wert-Schöpfung optimieren

• professionelle Imagekampagne mit Baustein „Grünes Stadtviertel“ in Auftrag geben

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29086/1.html

MARKETING „MIT FREIRÄUMEN WERBEN“

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