Prof. Dr. Sieland Emotionsarbeit eine Aufgabe von Lehrern und Schülern Prof. Dr. Bernhard Sieland

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Prof. Dr. Sieland

Emotionsarbeit eine Aufgabe von Lehrern und Schülern

Prof. Dr. Bernhard Sieland

Prof. Dr. Sieland

1. Emotionale Kompetenz für Lehrer und Schüler

2. Gründe für die Emotionsarbeit in der Schule

– Gratifikationsbilanz und Gratifikationskrise für Lehrer und Schüler

3. Beispiele und Checklisten für Emotionsarbeit

4. Umsetzung und Training in und mit der Klasse

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Entwicklungsarbeit

Für sich selbst

Für Schülerinnen + Schüler

Für Kolleginnen, Kollegen u. Schule

Drei Pflichtaufgaben von Pädagog/innen

Wo lag Ihr Schwerpunkt / Ihr blinder Fleck letzte Woche?

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Norm Green cooperative learning

Schulleistung täglicher Vorsatz für die Lernarbeit: z.B. heute in Mathe 4mal melden

Teamwork täglicher Vorsatz für die sozialen Beziehungen: z.B. X unterstützen

Selbststeuerung täglicher Vorsatz für die Selbstkontrolle: melden, nicht in die Klasse rufen.

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Emotionale Kompetenz nach Saarni

EmotionaleKompetenz

Bewusstheit über den eigenen emotionalen Zustand

Selbst-wahrnehmung

Belastende Emotionen adaptiv bewältigen

Emotionen bei anderen erkennen

Über Gefühle sprechen

Empathisch auf das emotionale Erleben anderer eingehen

Wissen, dass Beziehungen durch die Kommunikation von Gefühlen

in ihnen geprägt werden

Emotionale Selbstwirksamkeit

Motivation

Emotionen handhaben

Empathie

Umgang mit Beziehungen

Emotionen in die Tat umsetzen

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Emotionale Kompetenz

Emotionale

Selbstwirksamkeit

Emotionsarbeit

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Magic circle

Als ich mich mal gefreut habe

Als ich mich mal geärgert habe

Als ich mich mal geschämt habe

Entdecke drei Dinge, in denen wir uns ähnlich sind!

Entdecke drei Dinge, wo wir uns unterscheiden!

WIR SIND GLEICH UND VERSCHIEDEN

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Magic CircleDrei RegelnDrei Regeln

Jeder kommt dran

Dem Sprechenden wird zugehört

Das was jemand sagt ist ok

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Magic CircleMerkmale für die LehrpersonMerkmale für die Lehrperson

Schnell zu erlernen

sofort umsetzbar

Faszinierend und doch

“eigentlich nichts Neues”

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Magic CircleSchüler(innen)stimmenSchüler(innen)stimmen

- „Man kann sagen was man auf dem Herzen hat.”- „Ich finden den Magic Circle gut, weil es so schön leise ist.”- „Es sind wenige. Man kann sich ausdrücken.“- „Man braucht nicht ängstlich zu sein.”- „Man kann aussprechen, ohne dass jemand unterbricht.”

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Magic CircleEinsatzbereichEinsatzbereich

- Schulkindergarten Vorschulgruppe (Kindergarten)

- Grundschule - Klassen 1 - 4

- Weiterführende Schule - Klasse 5

- Auch in höheren Klassen einsetzbar

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1. Emotionale Kompetenz für Lehrer und Schüler

2. Gründe für die Emotionsarbeit in der Schule

– Gratifikationsbilanz und Gratifikationskrise für Lehrer und Schüler

3. Beispiele und Checklisten für Emotionsarbeit

4. Umsetzung und Training in und mit der Klasse

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Bei erträglicher Anstrengung

Lehrer und Schüler haben ein Grundbedürfnis nach

• Wohlbefinden

• Erfolg

• Sinnerfahrung

Die Gratifikationsbilanz

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Inhalt Beziehung

Vermittlungserfolg

Lehrer/in

Distanz verlieren führt zu Selbsttäuschung und Enttäuschung

Professionelle Distanz halten

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Die Gratifikationsbilanz

Bilanzen beziehen sich auf verschiedene Bereiche

• mit einer Person (Schüler, Kollege, Rektor)

• mit einem Schwerpunkt ( Elternarbeit, Hauptschule)

• mit einer Rolle (Beruf, Partnerschaft…)

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Man gibt oder erwartet scheinbar

mehr als man bekommt....

Subjektive Gratifikationskrise

..und neigt zu gewinnbringenderen Aktivitäten .

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Die Gratifikationskrise

Die Hälfte unseres Gehaltes ist Schmerzensgeld.

Die andere Hälfte ist Leistungs- oder Mutzulage.

Vergnügungssteuer zahlen wir nicht, obwohl es auch Freuden gibt!

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+ Kooperation+ Erfolg

Ziel-Kontrolle

Ergebnissebeeinflussen können

+ Kooperation- Erfolg

Prozess-Kontrolle

Abfolgenbeeinflussen können

Arbeits-bedingungen

Kontrollan-spruch

Niveau derSelbstwirksamkeit

- Kooperation- Erfolg

KognitiveKontrolle

Verstehen,vorhersagen können

- Kooperation- Erfolg+ Aggression

Emotionale Kontrolle

Gefühle bewältigen können

Lehrer benötigen flexible Kontrollansprüche

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Lehrer/innen sollen zum eigenen Schutz professionell mit eigenen und fremden Gefühlen umgehen können.

Sie sollen auch ihren Zielgruppen vorleben und beibringen,

• mit eigenen Grenzen zu leben und

• ihre Gefühle zu kontrollieren

Emotionale Kompetenz und Emotionsarbeit

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Optimale Betroffenheit herstellen

Sachlösung

finden + erproben

direkt

Indirekt mit kritischen

Freunden

Indirekt alleine

Lehrer und Schüler: optimale Betroffenheit und Sachlösungen

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Professionelle Distanzierung

– Trennung zwischen Absicht und Wirkung

– Es geschieht in meiner Nähe – nicht für mich

– Wozu braucht x das Verhalten• Aufmerksamkeit – Macht - Rache

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• Stolz auf eigene Nehmerqualitäten

• Aus dem Erwachsenen-Ich kommunizieren

• Emotionale Balance halten

• Eigene Reaktionen verstehen und annehmén

• Welche Personen provozieren Sie – was hat das mit Ihnen zu tun?

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1. Emotionale Kompetenz für Lehrer und Schüler

2. Gründe für die Emotionsarbeit in der Schule

– Gratifikationsbilanz und Gratifikationskrise für Lehrer und Schüler

3. Beispiele und Checklisten für Emotionsarbeit

4. Umsetzung und Training in und mit der Klasse

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• Emotionsarbeit = die Arbeit an und mit den eigenen Gefühlen, diese zu gestalten, zu unterdrücken oder hervorzurufen (Hochschild 1983)

• Management der inneren Gefühle, wenn die spontan empfundenen Gefühle nicht mit den erwünschten bzw. pädagogisch notwendigen übereinstimmen.

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• Emotionsarbeit ist die Voraussetzung für Kooperationsbereitschaft. Der Ausdruck von Emotionen wird zur Beeinflussung der Schüler/innen eingesetzt.

• Der professionelle Pädagoge zeigt Gefühle, um bei seinem Gegenüber Gefühle hervorzurufen und damit auch dessen Einstellungen und Verhaltensweisen zu beeinflussen.

• Gefühlsarbeit verlangt interne Kontrolle: sich gezielt in Stimmungen versetzen zu können und externe Kontrolle: diese glaubhaft zu übermitteln, selbst dann, wenn beides nicht zusammenfällt!

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• In welchen Situationen (gegenüber welchen Personen) regen Sie sich auf, so dass Sie eher unerwünschte Effekte erzielen?

• In welchen Situationen haben Lehrer, Kommilitoninnen oder Mitschüler Emotionen vermittelt, die den eigentlichen Zielen im Wege standen?

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• Im Unterschied zu Flugbegleitern oder Verkäufer/innen geschieht die Emotionsarbeit von Lehrer/innen permanent unter den Augen von ca. 25 Schüler/innen.

• Sie müssen bei Kritik oder Strafe auch negative Stimmungen bei Schüler/innen fördern und darüber hinaus die Schüler/innen zum kompetenten Umgang mit eigenen Gefühlen erziehen.

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• Wenn Lehrer/innen auf einen Schüler reagieren, dann lernen ca. 25 Schüler eine Lektion über emotionale Kompetenz (Coleman, 1996)

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Emotionsarbeit ermöglicht Kooperation

Emotionale Kompetenz Soziale Kompetenz

Soziale Kompetenz Kooperationsbereitschaft

Lehrer zeigen Gefühle, um Gefühle + Verhalten zu beeinflussen

• interne Kontrolle: Gefühle selbst spüren

• externe Kontrolle: Gefühle glaubhaft vermitteln

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Feeling rules = Was soll ich in Situationen fühlen?

Display rules = Wie soll ich in Situationen meine Gefühle ausdrücken?

Deep acting = Gefühle ausleben

Surface-acting = gezeigte Emotion ist anders als die gefühlte Emotion (Goffman 1959)

Emotionale Devianz = Person will die gewünschte Emotion weder fühlen noch zeigen (Zapf 2000)

Gefühlsgestaltung gehört bei Krankenschwestern und Pädagog/innen zum beruflichen Ethos!

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Sieben Formen der Emotionsarbeit• Positive Emotionen zeigen + bewirken: Freundlichkeit

• Neutralität zeigen + bewirken: sachlich + ruhig bleiben

• eigene Gefühle umkehren: trotzdem freundlich sein

• Negative Emotionen zeigen + bewirken: Betroffenheit

• sensibel sein: Gefühle der SS laufend registrieren

• Anteil nehmen: Mitgefühl spüren und glaubhaft zeigen

• Humor zeigen und bewirken: gemeinsam lachen

Emotionale Kompetenz von Lehrer/innen

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Ausmaß der Anstrengung bei Emotionsarbeit

– Häufigkeit angemessene Gefühle zu zeigen (bei Lehrern dauernd)

– Aufmerksamkeit für den geforderten Emotionsausdruck (je länger je anstrengender)

– Vielfalt der zu zeigenden Emotionen (Schimpfen und Trösten kurz hintereinander)

– Stärke der emotionalen Dissonanz

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1. Emotionsarbeit und Emotionale Kompetenz Aufgaben für Lehrer und Schüler!

2. Gründe für die Emotionsarbeit in der Schule

– Gratifikationsbilanz und Gratifikationskrise für Lehrer und Schüler

3. Beispiele und Checklisten für Emotionsarbeit

4. Umsetzung und Training in und mit der Klasse

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Gratifikationsbilanz durch gezielte Wahrnehmung verbessern

Nähe: SS suchen private Kontakte zu mir, teilen meine Sorgen,…

Aktivität/Entwicklung: SS denken selbständig mit,…

Disziplin: SS folgen Anweisungen, sind aufmerksam, …

Positives Klima: gute Klassengemeinschaft, Freude am Lernen,…

Anerkennung: SS loben vor Mitschülern Kollegen, Eltern,…

Emotionsarbeit: Freuden im Unterricht bewusster genießen

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Freuden im Unterricht günstig attribuieren

Mir geschieht Positives, weil…

Rahmenbedingungen: ich nutze gute Hilfen, bereite mich gründlich vor,...

Persönliche Kompetenz: ich bin leistungsfähig, habe Erfahrung,…

Unterrichtsstrategien: ich arbeite schülerzentiert…

Kommunikation: ich führe Fachgespräche mit Kolleg/innen,…

Freizeitausgleich: ich habe Ausgleich in Haus, Garten, Wandern,…

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DionysosWohlbefinden durch kompetenten Umgang mit der

Gratifikationsbilanz

Die Gratifikationsbilanz prüfen und ausgleichen

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Positive Gefühle - Negative Gefühle

heute

In den letzten vier

Wochen

In den kommenden

vier Wochen

Wohlbefinden = pos. Gefühle – neg. Gefühle

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Gefühlsbilanz

Wer vergisst, was schön war, wird böse.Wer vergisst, was schlimm war, wird dumm. E. Kästner

Der Optimist denkt genau so einseitig wie der Pessimist. Aber: Optimisten leben fröhlicher. Charlie Rivel

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+ 100

+75

+50

+25

0

- 25

-50

- 75

- 100

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+ 100

fallend

+75 Gute Diagnose

+50

+25 URLAUB

0

Blechschaden - 25

-50

Scheidung - 75

steigend

- 100

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Genuss ohne Leistung

Freude durch Bitten + Empfangen

Aktive Hobbys

Leistung und Pflichten

In der letzten Woche In der kommenden Woche

Freude durch Schenken

Wohlbefinden durch Aktivitäten fördern

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Zusammenfassung

• Nicht die Emotionen sind das Problem sondern: wer, ab wann, wie damit umgeht.

• Ab wann: von Anfang an individuelle und gemeinsame Emotionsarbeit erproben

• Wer: der Betroffene, seine Mitschüler bzw. Kolleg/innen, das System

• Wie: kollegiale Selbstvorsorge, nicht nur erklären sondern auch handeln, Rahmenbedingungen verbessern!

• Wie: Empfangen – aushalten - gestalten

Prof. Dr. Sieland

Zusammenfassung

Sprechen wir über emotionale Kompetenz

als gemeinsames Problem

mit Kolleg/innen und Schüler/innen

Prof. Dr. Sieland

Leitbild – Entwicklungsziel

für Lehrer und Schüler

Nicht großer Held, sondern

Fröhlicher Sisyphus

Prof. Dr. Sieland

Hinweise

•www.cct-germany.de Laufbahnberatung für angehende LehrerInnen viele Links u.a. zu allen Bildungsservern. Hier sind nützliche Selbsterkundungen möglich

•http://www.lehrerforum.uni-lueneburg.de/ Unter Forum ist der Dialog mit Fachkolleg/innen anonym oder mit echtem Namen möglich. Unter Material finden Sie Aufsätze sowie Fragbogen, die sie alleine oder in kleinen Gruppen bearbeiten und auswerten können.

•http://www.fb1.uni-lueneburg.de/fb1/psych/umfrage/ unter dieser URL können Sie an zwei Testverfahren über ausgewählte Potenziale und Risikofaktoren teilnehmen: Schaarschmidt und Fischer (2001) Arbeitsbezogene Erlebens und Verhaltensmuster AVEM mit Onlineauswertung und persönlichen Rückmeldungen sowie Rauin u.a. (1994) Berufseignungsinventar für Lehrerinnen und Lehrer. Beide Verfahren können auch für Kollegien bzw. Lehrergruppen durchgeführt werden, so dass man zusätzlich die kumulierten Werte über Potenziale und Risikofaktoren in der Gruppe erhält, in Kleingruppen an gemeinsamen Ziele arbeiten und die eigenen Werte besser einordnen kann.

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• http://www.nibis.de/nli1/gesund/gf_schule/nli_drucksache.pdf Evaluation der Arbeit in KESS-Gruppen 1998 - 2000

• Bitte besuchen Sie auch die Seite der Schulpsychologie http://www.schulpsychologie.de/ mit vielen downloads für Schüler/innen, LehrerInnen und Eltern sowie einer Beratungsmöglichkeit! Einen Überblick über alle Downloads, die für Schülerinnen und Schüler gedacht sind, erhalten Sie unter http://www.schulpsychologie.de/schueler/schueler_downloads.htm

• Einen Überblick über alle Downloads, die für Eltern gedacht sind, erhalten Sie unter

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• http://www.learn-line.nrw.de/angebote/greenline/index.html

• Sehr konkrete und anregende Hinweise auf cooperatives Lernen in der Schule Schüler/innen als aktive, selbstgesteuerte und kooperative Lerner gewinnen.

• http://www.schulpsychologie.de/start/eltern.htm• www.kids-hotline.de wird vom Kinderschutzbund als  80%

Selbsthilfe und 20% Expertenhilfe geführt. Die kids-hotline bietet Mädchen und Jungen kostenlose und anonyme Beratung im Internet. Sie bietet Unterstützung und Hilfe zu Themen wie: Freundschaft, Partnerschaft und (Homo)-Sexualität, Pubertät, Schule, Erfahrungen mit Gewalt und bei Problemen mit oder Fragen zu Drogen. Im Fachteam der kids-hotline arbeiten Beraterinnen und Berater aus verschiedenen Fachbereichen: Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrerinnen und Lehrer, Ärztinnen und Ärzte, Juristinnen und Juristen, Kinderpfleger und Theologen.

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