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Berufsbildende Schule 6 der Region Hannover
Regionales Kompetenzzentrum für Berufsvorbereitung,
Berufsgrundbildung und Fahrzeugtechnik
Goetheplatz 7 D-30169 Hannover Germany
www.bbs6-hannover.de
Projektbericht
erstellt von: den Schülern der Klasse BFS-Kfz-R
Schulform: Einjährige Berufsfachschule Kraftfahrzeugmechatronik
Zeitraum: Oktober 2009 bis Juni 2010
1
Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Inhalt
1. Geschichte des Porsche-Diesel-Traktors .................................................................................. 3
2. Das Projekt PORSCHE-Junior ................................................................................................. 4
3. Projektteilnehmer....................................................................................................................... 5
4. Unsere Klasse BFS-Kfz-R ......................................................................................................... 6
5. Ziele der Berufsfachschule Kfz-Mechatronik ............................................................................. 7
6. Unsere erste Begegnung mit dem alten Porsche-Traktor.......................................................... 8
7. Technische Daten des alten Traktors........................................................................................11
8. Eine Reise durch das Schuljahr – Etappen der Restauration.................................................. 12
5. Ein historisches Fahrzeug erstrahlt in neuem Glanz ............................................................... 22
6. Fazit ......................................................................................................................................... 25
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
1. Geschichte des Porsche-Diesel-Traktors
Zur Motorisierung der Landwirtschaft wurde Ferdinand Porsche 1937 mit der Entwicklung
eines landwirtschaftlichen Kleinschleppers beauftragt, der der Landwirtschaft als Volkstraktor
dienen sollte. Mit einem luftgekühlten Zweizylindermotor bei einer Leistung von 11 PS war
dieser für den bäuerlichen Mittel- und Kleinbetrieb gedacht und sollte in einem neuen
Traktorenwerk in Großserie produziert werden. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges kam es
aber nur zur Herstellung von Versuchsfahrzeugen.1
Der Porsche Traktor entstand letztendlich aus der Weiterentwicklung des Volkstraktors und
1950 zunächst in Zusammenarbeit mit der Firma Allgaier Werke GmbH, ab 1956 mit dem
Mannesmann-Konzern in einem Montagewerk in Friedrichshafen. 1962 wurde der
Traktorenbau von MAN übernommen. Im selben Jahr jedoch wurde die Traktoren-Sparte von
Porsche an Renault verkauft.
Den von Porsche Diesel gebauten Motoren lagen die Konstruktionserfahrungen von Ferdinand
Porsche zugrunde. Mit der modernen Entwicklungsstätte der Porsche KG in Zuffenhausen
bestand eine enge Zusammenarbeit. Die Porsche Schlepper haben ähnliche
Typenbezeichnungen erhalten wie die Porsche Sportwagen. Namen wie Junior, Standard,
Super und Master waren damals bei den Bauern in aller Munde und standen für fortschrittliche
Konstruktion. Die formschöne rot lackierte Motorverkleidung wirkte elegant und modern.
Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs erreichten die rot lackierten Schlepper in den Jahren 1959
und 1960 den zweiten Platz in der deutschen Zulassungsstatistik. Im Jahre 1961 wurden
ganze 16.000 Stück verkauft. Von 1955 bis 1963 wurden insgesamt rund 120 000 Porsche-
Diesel Schlepper gebaut. Dann kam das Ende - die Porsche-Diesel Motorenbau GmbH stellt
den Schlepperbau im Jahre 1963 ein.2
Heute sind Allgaier- und Porsche-Diesel Schlepper, nachdem sie jahrelang ihren Dienst taten,
gesuchte und begehrte Liebhaberstücke. Diese faszinierenden Schlepper werden mit viel
Sachverstand von ihren Besitzern restauriert. In neuem Glanz strahlen die Schmuckstücke
wieder eine ganz besondere Faszination aus.
Wir, die Schüler der Klasse BFS-Kfz-R der Berufsbildenden Schule 6 der Region Hannover
sind stolz, dass wir im Rahmen der von uns besuchten einjährigen Berufsfachschule für Kfz-
Mechatronik an der Restauration eines solch historischen Fahrzeuges mitarbeiten durften.
1 http://de.wikipedia.org/wiki/Porsche_Traktor
2 http://www.amak.de/Volkstraktor/volkstraktor.html
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
2. Das Projekt PORSCHE-Junior 3
Unter dem Motto „Aus der Lethargie in die Kreativität“ bietet der PROJEKT-PORSCHE-
JUNIOR G.E.V. bundesweit deutschen Schulen und anderen sozialen Einrichtungen die
Teilnahme an seinem Projekt an. Der Verein erzeugt bei den Jugendlichen durch die
Gegenüberstellung vom „Scheunenfund“ mit einem bereits restaurierten Porsche-Diesel
Traktor zum Anfassen einen Motivationsschub, zeigt Möglichkeiten auf, wie das Projekt
durchgeführt und begleitet werden kann, stellt Handbücher zur Verfügung und ist behilflich bei
der Organisation von Ersatzteilen mit Preisnachlässen. Zudem wird die technische
Unterstützung durch einen regionalen technischen Berater sichergestellt.
Nachdem sich die Jugendlichen mit Hilfe der Handbücher mit dem jeweiligen Traktormodell
vertraut gemacht haben, wird im Team ein Projekt- und Durchführungsplan für folgende
praktische Arbeiten erstellt:
Grundreinigung: Traktor von Schmutz, Fett und Öl reinigen.
Demontagearbeiten: Traktor in Teile zerlegen.
Blecharbeiten: alte Farbe von Kotflügel, Motor und Armaturenhaube und Seitenverkleidungen
schleifen; machbare Ausbeularbeiten durchführen.
Felgen und Reifen: vom Traktor abnehmen und reinigen (Reifen werden von Fachfirmen
abgezogen).
Motorblock und Getriebe: Altfarbe entfernen, Grundierung auftragen, lackieren.
Motorarbeiten: ist der Motor nicht mehr leistungsfähig (zu wenig Öldruck, defekter Kolben,
defekte Kolbenringe usw.) und/oder werden Ersatzteile gebraucht, hilft der
technische Wart des Porsche-Diesel Clubs.
Getriebearbeiten: Getriebe überprüfen und ggf. reparieren (techn. Berater).
Elektrik: ggf. defekten Kabelbaum ersetzen.
Abdichtarbeiten: Dichtungen und Dichtungsringe erneuern.
Öle: Altöle ablassen, entsorgen und durch neue Öle ersetzen.
Montagearbeiten: alle überarbeiteten, lackierten Teile wieder zusammensetzen, Beleuchtung und
Armaturen anschließen, abschmieren.
Fremdleistungen: Sandstrahl- und Lackierarbeiten, Reifenmontage sowie Materialkosten tragen
die Traktorbesitzer (Paten).
Für unser Projekt hatten wir acht Monate Zeit. Der alte Porsche-Diesel Traktor sollte bis Juni
2010 fertiggestellt sein. Unsere Aufgabe und unser Ziel war es, den alten Traktor zu restaurie-
ren und von Grund auf zu überholen. Bei der praktischen Durchführung dieses Projektes ha-
ben uns Herr Kißling, Herr Kügler, Herr André, Herr Schönsee, Herr Prekop, Herr Schubert
und Herr Arndt unterstützt.
3 http://www.porsche-diesel-classic.de/index.php?id=449&L=1%27a
4
Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
3. Projektteilnehmer
beteiligte Schüler: (alle Klasse BFM-Kfz-R)
Adamietz, Sven
Bloch, Daniel
Borges, Marcel
Buniewicz, Wojciech
Eichelberg, Lukas
Ferreira-Bongo, Orlando
Fink, David
Garwe, Sascha
Grabowski, Dennis
Kail, Andresas
Krzyzanski, Patryk
Malarski, Marcel
Neubauer, Steven
Servakumaran, Prashanth
Simon, Mario
Stetzkamp, Dustin
Tasgin, Erol
Yildirim, Aykut
Yildirim, Ibrahim
Yürek, Mehmet
beteiligte Lehrer:
Herr Kißling (Lehrer für Fachpraxis der Klasse BFS-Kfz-R)
Herr Kügler (Lehrer für Fachpraxis der Klasse BFS-Kfz-R)
Herr André (Lehrer für Fachpraxis der Klasse BFS-Kfz-R)
Herr Prekop (Lehrer für Fachpraxis Elektro)
Herr Schönsee (Lehrer für Fachpraxis Farbe)
Herr Schubert (Lehrer für Fachpraxis Metall)
Herr Arndt (Lehrer für Fachpraxis Holz)
Herr Schlegel (Klassenlehrer der Klasse BFS-Kfz-R)
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
4. Unsere Klasse BFS-Kfz-R
Wir, die Schüler der Klasse BFS-Kfz-R, besuchten im Schuljahr 2009/2010 die Berufsfach-
schule für Kfz - Mechatronik mit den Schwerpunkt Fahrzeugkommunikationstechnik an der
Berufsbildenden Schule 6 in Hannover.
Schüler der Klasse BFS-Kfz-R bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt
(v.l.n.r.): Aykut Yildirim, Erol Tasgin, Ibrahim Yildirim, Daniel Bloch, Dustin Stetzkamp, Mario Simon, Patryk
Krzyzanski, Prashanth Servakumaran, Mehmet Yürek, Marcel Malarski, Orlando Ferreira-Bongo, Wojciech
Buniewicz, Sven Adamietz, Steven Neubauer,
Alle Schüler unserer Klasse besitzen den Realschulabschluss. Leider haben wir nach dem
Abschluss der allgemeinbildenden Schule keinen Ausbildungsplatz in unserem Wunschberuf
Kraftfahrzeugmechatroniker bekommen. Wie hoffen jedoch, durch den Besuch der einjährigen
Berufsfachschule für Kfz-Mechatronik an der BBS 6 unsere Chancen bei der Ausbildungs-
platzsuche zu erhöhen und somit unseren Wunschberuf erlernen zu können. Zwei Schüler von
uns haben die Klasse aufgrund der Einberufung zum Grundwehrdienst im Verlauf des
Schuljahres bereits verlassen. Ein weiterer Schüler wurde aufgrund seiner guten Leistungen
während des ersten Betriebspraktikums zum 01.02.10 in ein Ausbildungsverhältnis
übernommen. Jeder von uns beteiligte sich mit Freude und großem Engagement bei den
Arbeiten zur Restauration des alten Porsche-Junior-Traktors.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
5. Ziele der Berufsfachschule Kfz-Mechatronik
Das Ausbildungsziel der Berufsfachschule für Kfz-Mechatronik ist es, uns Unterrichtsinhalte zu
vermitteln, die dem 1. Ausbildungsjahr einer Berufsausbildung zum Kraftfahrzeugmecha-
troniker entsprechen. Der erfolgreiche Besuch der Berufsfachschule kann auf die Dauer einer
Berufsausbildung angerechnet werden. Zudem besteht die Möglichkeit, bei entsprechenden
schulischen Leistungen den erweiterten Realschulabschluss zu erwerben. Unser Unterricht
teilte sich in zwei Bereiche auf, in einen theoretischen und in einen praktischen Teil. Von
Montag bis Mittwoch hatten wir Theorieunterricht, Donnerstag und Freitag hatten wir Fach-
praxis in der schuleigenen Werkstatt. Im Fachpraxisunterricht erlernten wir die Grundlagen der
Metallbearbeitung sowie erste berufstypische Tätigkeiten wie Reifen wechseln, Auswuchten,
das Durchführen einer Inspektion oder sogar Schweißen.
Schüler der Klasse BFS-Kfz-R bei der Metallbearbeitung
(v.l.n.r.): Sven Adamietz, Dennis Grabowski, Mario Simon, Patryk Krzyzanski, Marcel Malarski, Marcel Borges
Im Verlauf des Schuljahres absolvierten wir außerdem auch zwei Praktika in Ausbildungs-
betrieben des Kfz-Handwerks, um unsere Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu steigern. Im
Rahmen des Fachpraxisunterrichts haben wir in diesem Schuljahr an dem Porsche-Junior-
Projekt teilgenommen und einen alten Porsche Traktor aus dem Jahre 1958 restauriert.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
6. Unsere erste Begegnung mit dem alten Porsche-Traktor
Das Projekt ,,Porsche Junior“ begann mit der feierlichen Übergabe des alten Traktors am
23.10.2009. An diesem Tag wurde uns von seinem Besitzer Herrn Oelkers der 51 Jahre alte
Porsche-Diesel-Traktor übergeben.
Initiatoren des Projektes Porsche-Junior an der BBS 6 Hannover
(v.l.n.r.) Besitzer Herr Oelkers vor seinem alten Traktor und Herr Sternberg, Schulleiter der BBS 6
Zugleich bekamen wir vom Porsche-Diesel-Club Europa einen bereits restaurierten Traktor
vorgestellt, damit wir sehen konnten, wie das fertige Endprodukt aussehen sollte und wir uns
ein Bild davon machen konnten, was unsere Aufgabe im Verlauf des Schuljahres sein sollte.
Der Zustand „unseres“ Traktors war nicht sehr gut und für uns nicht überraschend, da er nach
der Aussage seines Besitzers bis zuletzt im Weinbau seinen Dienst verrichtete.
Die Farbe des alten Traktors war ein langweiliges Grün und es schimmerte stellenweise die
gelbe Grundierung hervor. Außerdem blätterte der Lack schon an einigen Stellen ab. Die
Motorhaube sowie die Kotflügel wiesen stellenweise Rost auf und waren verbeult.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Die Reifen und Felgen haben schon bessere Tage erlebt, da die Reifen schon porös waren
und die Felgen ziemlich stark verrostet.
Der Sitz des Fahrers und die seiner beidseitigen Begleiter waren ziemlich stark abgenutzt und
somit nicht mehr zu gebrauchen.
Über den Zustand des Motors können wir an dieser Stelle noch keine Aussagen treffen, da wir
diesen mit Unterstützung und Anleitung unserer Fachpraxislehrer im Verlauf des Schuljahres
erst zerlegen und genau untersuchen müssen
Alt und Neu: Porsche-Traktor Bj. 1958 und bereits restaurierter Traktor
im Hintergrund Schüler der Klasse BFS-Kfz-R
(v.l.n.r.): Lukas Eichelberg, Aykut Yildirim, Ibrahim Yildirim, Daniel Bloch
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Porsche-Diesel aus dem Jahre 1959 in der Werkstatt der BBS 6:
verrostete Felge, poröse Reifen, gelbe Grundierung und grüner Lack
Heckansicht des Traktors mit Beifahrersitzbänken und Blick auf die Zugvorrichtung
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
7. Technische Daten des alten Traktors
Bei dem von uns zu restaurierenden Fahrzeug handelt es sich
um einen Porsche-Diesel Standard P 122, einen Traktor mit
rahmenloser Blockbauweise und einem 2-Zylinder-4-Takt-
Reihen-Wirbelkammer-Dieselmotor.
Dieselmotoren, die nach dem Wirbelkammerverfahren (vgl.
nebenstehende Abbildung4) arbeiten, besitzen eine
kugelförmig ausgebildete Wirbelkammer, die über einen
tangential in sie mündenden Kanal (Schusskanal) mit dem
Hauptbrennraum verbunden ist. Der Kraftstoff wird somit
indirekt in den Brennraum eingespritzt.
Basisdaten
Hersteller: Porsche
Modellreihe: P
Modell: 122
Baujahr: 1958
Motor
Hubraum: 1644 cm³
Anzahl Zylinder: 2
Leistung: 16,1 kW / 22 PS
Kühlung: Luftkühlung/Fahrtwindkühlung
Maße und Abmessungen
Länge: 2680 mm
Breite: 1535-2021 mm
Höhe: 1680 mm
Radstand: 1530 mm
Spurweite: 1290-1686 mm /
1263-1749 mm
Eigengewicht: 1485 kg
Höchstgeschwindigkeit: 28,2 km/h
Technische Daten „unseres“ Traktors5
Die Originalfarbe der Porsche Diesel Traktoren war rot (RAL 3002; kaminrot), die Felgen
waren beige (RAL 1014; elfenbein) lackiert. Diese Farbkombination galt es, im Verlauf der
Restauration wieder herzustellen. Der Kaufpreis zur damaligen Zeit betrug 8155,00 DM.
4 http://www.poel-tec.com/img/wirbelkammer.gif 5 http://porschediesel.stereofx.org/pd_daten.html
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
8. Eine Reise durch das Schuljahr – Etappen der Restauration
Nachdem wir uns „unseren“ alten Traktor genau angeschaut haben und uns in den vom
Porsche-Diesel-Club zur Verfügung gestellten Handbüchern über das Fahrzeug informiert
haben, begannen wir damit, den Traktor in seine Komponenten zu zerlegen. Unsere erste
Arbeit bestand darin, die Scheinwerfer und die Motorhabe abzumontieren. Wir lernten, alle
ausgebauten Teile sorgfältig zu beschriften, zu sortieren und zu lagern, damit im Verlauf der
Restaurierungsarbeiten kein noch so kleines Teil verloren geht und am Ende beim
Zusammenbau alle ausgebauten Teile ohne langes Suchen wiedergefunden werden.
Zwei Schüler unserer Klasse bei der Demontage der Motorhaube
(v.l.n.r.): Lukas Eichelberg, Steven Neubauer
Im November 2009 begannen wir damit, uns sowohl im Theorieunterricht als auch in der
Fachpraxis mit dem Motor zu befassen. Im Theorieunterricht haben wir dabei den Aufbau und
die Funktionsweise des Viertakt-Dieselmotors kennengelernt. In der Fachpraxis konnten wir
diese Kenntnisse vertiefen und lernten, wie man die Funktion bzw. den Verschleiß eines
Motors prüfen kann.
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Um Aussagen über den Motor treffen zu können, führten wir eine Kompressionsprüfung durch.
Diese Prüfung zeigt uns, in welchem Zustand der Motor ist, genauer gesagt, ob die Ventile
oder die Kolben schon verschlissen sind oder nicht. Durch diese Art der Prüfung entscheidet
man, ob der Motor ausgetauscht oder von einer Fachwerkstatt überholt werden muss.
Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Die Kompressionsprüfung sollte nur bei Betriebstemperatur des Motors vorgenommen
werden. Danach sind alle Einspritzdüsen herauszuschrauben. Im Anschluss haben wir den
Dieselkraftstoff abgelassen und in einem Tank aufgefangen. Damit Verbrennungsrückstände
aus dem Zylinder entweichen, sollte der Motor mit dem Starter kurz durchdrehen. Nun den
Gummikonus des Kompressionsdruckprüfers in die Öffnung der Einspritzdüse drücken und
den Motor mit dem Starter etwa zehn Umdrehungen durchdrehen. Danach ist der
Kompressionsdruckprüfer zu entlüften, bevor die Messung am Zylinder 2 fortgesetzt wird.
Schüler der Klasse BFS-Kfz-R bei der Kompressionsprüfung
(v.l.n.r.): Marcel Borges, Aykut Yildirim, Orlando Ferreira-Bongo, Dennis Grabowski
Bei abweichenden Kompressionsdrücken in den einzelnen Zylindern kann durch Einspritzen
von etwas Motoröl in den Verbrennungsraum ermittelt werden, wodurch der Druckverlust
verursacht wurde. Erhöht sich bei der nachfolgenden Messung der Kompressionsdruck, so
liegt Verschleiß an der Zylinderwand bzw. an den Kolbenringen vor. Tritt keine Erhöhung des
Kompressionsdruckes ein, so können die Ventile oder die Zylinderkopfdichtung schadhaft
sein. Wird in zwei nebeneinander liegenden Zylindern ein gleich großer Kompressionsdruck
gemessen, der wesentlich kleiner ist als der in den anderen Zylindern, so kann ein Riss im
Zylinderkopf bzw. eine undichte Zylinderkopfdichtung zwischen beiden Zylindern vorliegen.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Die Kompressionsprüfung an dem Motor „unseres“ Traktors ergab, dass dieser für sein Alter in
einem erstaunlich guten Zustand war. In beiden Zylindern wurde ein Kompressionsdruck von
28 bar erreicht. Somit mussten keine größeren Instandsetzungsarbeiten am Motor
durchgeführt werden. Es mussten im weiteren Verlauf der Restauration lediglich Dichtungen
erneuert, der Motor gründlich gereinigt und anschließend zum Lackieren vorbereitet werden.
Der Motor „unseres“ Traktors vor dem Reinigen
Am Ende unseres ersten Arbeitstages wurde das Altöl abgelassen. Dabei mussten wir dieses
in einem Altölbehälter auffangen, damit es später umweltgerecht entsorgt werden kann und
nicht unsere Umwelt schädigt. Nachdem wir das Altöl abgelassen hatten, haben wir die
Batterie zum Laden an ein Ladegerät angeschlossen.
Am zweiten Arbeitstag begannen wir damit, den Auspuff, Abgaskrümmer sowie den
Dachträger abzuschrauben. Als das fertig war, kamen die Anhängerkupplung und der
Feldpflugträger dran. Anschließend haben wir die Gewichte an der Vorderachse
herausgenommen und diese gereinigt.
Da die beiden Sitze auf den hinteren Kotflügeln vom alltäglichen Arbeitseinsatz des Traktors
stark beansprucht und somit nicht mehr zu gebrauchen waren, haben wir diese zunächst von
den Kotflügeln abgeschraubt und anschließend die Sitzbretter vom Metallträger entfernt.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Steven Neubauer und Patryk Krzyzanski beim Demontieren der alten Beifahrer-Sitzbank
Orlando Ferreira-Bongo und Dennis Grabowski bei der Entfernung der Sitzbretter vom Metallrahmen
Nachdem wir die beiden Rückleuchten abgeschraubt hatten, begannen wir damit, die beiden
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
hinteren Kotflügel und die Anhängerkupplung abzumontieren.
Patryk Krzyzanski bei Demontagearbeiten am Heck des Traktors
Schüler der Klasse BFS-Kfz-R bei Demontagearbeiten
(v.l.n.r.): Orlando Ferreira-Bongo, Patryk Krzyzanski, im Hintergrund: Marcel Borges
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
In den darauffolgenden Wochen mussten wir das Spiralgehäuse abschrauben, um das
Lenkgetriebe ausbauen zu können. Später haben wir dann die Gelenkwelle entfernt, die uns
kleine Schwierigkeiten bereitet hat, weil die Verbindungsstücke fest gerostet waren.
Anschließend haben wir die Spurstangen abgeschraubt, die mit jeweils zwei Splinten befestigt
waren. Erneut Probleme bereitete uns, die Spurstangenköpfe abzukriegen. Mit einem Abzieher
haben wir das Problem gelöst.
Anfang Dezember 2009 bekamen wir Unterstützung von Schülern des Berufsvorbereitungs-
jahres Elektrotechnik und ihrem Fachpraxislehrer Herrn Prekop. Von ihnen wurde der
komplette Kabelbaum des alten Traktors entfernt und später auch wieder neu verlegt.
Schüler der Klasse BVJ-Elektro mit ihrem Lehrer Herrn Prekop bei der Entfernung des Kabelbaumes;
im Hintergrund: Orlando Ferreira-Bongo
Unsere wichtigsten Tätigkeiten in den ersten Wochen unseres Projektes bestanden darin, den
alten Traktor in seine Komponenten zu zerlegen, alle Teile sorgfältig zu reinigen, zu
beschriften, zu sortieren und für den Transport zum Sandstrahlen und anschließenden
Lackieren vorzubereiten. Bei den vielen Kleinteilen des Traktors gab es diesbezüglich keine
Probleme; hier bestand unsere Herausforderung darin, alle Teile so abzulegen, dass nichts
verloren geht und am Ende beim Zusammenbau fehlt. Die Vorbereitungen für den Transport
von Motor und Achsgetriebe gestalteten sich dagegen schwerer. Das Verladen von Motor und
Getriebe auf den schuleigenen PKW-Anhänger stellte uns dabei vor besondere Probleme.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Hier mussten wir viel improvisieren und ausprobieren, da es keine festen Transport-
befestigungen gab. Außerdem mussten für den Transport des Motors spezielle Halterungen
angefertigt werden, damit dieser während der Fahrt sicher auf dem Anhänger steht sowie auch
für Montagearbeiten von allen Seiten frei zugänglich ist. Hierzu wurden von uns T-Profile
zurecht gesägt, verschweißt und anschließend Löcher gebohrt und Gewinde geschnitten.
Mehmed Yürek mit dem auf Halterungen befestigten Motorblock
Auch die Verladung des Achsgetriebes auf einen PKW-Anhänger stellte uns zunächst vor
große Probleme. Es gelang uns nicht, das Getriebe nur mithilfe eines Seiles zu befestigen.
Deshalb mussten wir uns Gedanken machen, wie wir das Getriebe auf den Anhänger
verladen, ohne dass dieses beschädigt wird oder aber ein Unfall durch z.B. reißende Seile
passiert. Als Lösung überlegten wir uns eine Öse, welche mit zwei Schrauben in den
vorhandenen Gewinden des Traktors befestigt wird. Auch hier musste von uns ein Stück
Flacheisen bearbeitetet und entgratet werden, damit sich keiner daran verletzen kann.
Außerdem mussten drei Löcher in das Material gebohrt werden. Nachdem alles montiert war,
konnte das Achsgetriebe problemlos an dem Haken eines Werkstattkranes befestigt und
transportiert werden. Die Mühe hat sich hier besonders gelohnt, da diese Transportvorrichtung
später beim Transport des neu lackierten Getriebes sowie der „Hochzeit“, der Montage des
Antriebsstranges benötigt wurde.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Verladung des Achsgetriebes mit einer selbst gebauten Transportvorrichtung
Nachdem alles für den Transport vorbereitet war, konnten der Motor, das Achsgetriebe und
diverse weitere Karosserieteile zum Sandstrahlen bzw. Lackieren gebracht werden.
Das Getriebe wurde sandgestrahlt; ebenso die Kotflügel und die Motorhaube. Die
anschließende Lackierung übernahm eine Lackiererei in Celle. Diverse Kleinteile wurden in
der schuleigenen Lackierkabine von Fachpraxislehrer Herrn Schönsee mit einigen seiner
Schüler durchgeführt.
Der Motorblock konnte nicht sandgestrahlt werden. Hier halfen uns Herr Schönsee und einige
seiner Schüler, indem sie die alte Farbe vom Motor abbeizten. Anschließend konnte auch der
Motorblock in die Lackiererei gebracht werden.
Am Ende erstrahlten alle Teile in neuem Glanz und originalgetreuen Farben und warteten nun
auf den Zusammenbau. Die von uns in mühevoller Arbeit ausgebauten und gereinigten Teile
nun wieder so leuchtend zu sehen, gab uns eine große Motivation für den folgenden
Neuaufbau des Traktors.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Der Schüler Vadim aus der Klasse BEK 3-1 beim Reinigen des Motorblocks
Anlieferung des lackierten Motorblocks
Dennis Grabowski, Herr Kißling, Steven Neubauer, Mehmed Yürek und Daniel Bloch (v.l.n.r.)
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Anfang April 2010 wurde Hochzeit gefeiert. Jedoch handelt es sich hierbei um keine Hochzeit
im geläufigen, sondern im kraftfahrzeugtechnischen Sinne. Unter Hochzeit ist bei
Kraftfahrzeugen der Einbau des Antriebs - also des Motors und des Getriebes - in das
Fahrwerk gemeint.
Bei dem am 23.10.2009 begonnenen Projekt der Restaurierung eines Porsche-Treckers
Standard aus dem Jahr 1958 wurden nun die leuchtendrot lackierten Antriebsaggregate Motor
und Getriebe mit der Hintererachse komplettiert. Bei diesem Modell wie auch bei vielen
anderen Traktoren stellen die Antriebsbaugruppen gleichzeitig Teile des Fahrwerks dar. Darum
ist bei diesem Fahrzeug keine klare Trennung zwischen Antrieb und Fahrwerk möglich.
Hochzeit im weitesten Sinne: Die Komplettierung des gesamten Antriebsstranges
Im Anschluss mussten die vielen neu lackierten Teile für ihren weiteren Zusammenbau
vorbereitet und mit diversen Ersatzteilen komplettiert werden. Beispielsweise sei hier die
Montage der Trommelbremsanlage mit neuen Bremsbelägen und den neu lackierten
Bremstrommeln genannt, wie auf den folgenden Bildern zu sehen ist.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Orlando Ferreira-Bongo beim Instandsetzen der Trommelbremse
22
Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Orlando Ferreira-Bongo und Erol Tasgin beim Aufsetzen der neu lackierten Bremstrommel
5. Ein historisches Fahrzeug erstrahlt in neuem Glanz
Nun war es fast geschafft. Die letzten Bauteile warteten darauf, am Fahrzeug montiert zu
werden.
Unser Ablageregal mit den letzten zu montierenden Bauteilen
Das lackierte Cockpit mit neuen Anzeigeinstrumenten für die Motortemperatur, den
Betriebsstundenzähler sowie diversen Schaltern und Anzeigen für die elektrische Anlage
musste verkabelt werden. Hierbei wie auch bei der abschließenden Installation der
elektrischen Anlage halfen uns Herr Prekop sowie einige seiner Schüler des
Berufsvorbereitungsjahres Elektrotechnik.
Während noch an der elektrischen Anlage gearbeitet wurde, brachten wir die neuen Sitzbänke
für die Beifahrer auf den neu lackierten Kotflügeln an.
Die letzten Tätigkeiten an „unserem“ Traktor bestanden darin, diverse Anbauteile zu
montieren, den Motor sowie die elektrische Anlage auf Funktion zu prüfen sowie das Fahrzeug
für seine Übergabe an den Besitzer vorzubereiten. Dazu wurde die Motorhaube montiert, der
Lack des Traktors noch einmal auf Hochglanz poliert und der Zustand des Fahrzeuges
abschließend kontrolliert.
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
restauriertes Cockpit vor dem Einbau
„unser“ Traktor wenige Tage vor seiner Fertigstellung
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
6. Fazit
Wir, die Schüler der Klasse BFS-Kfz-R konnten durch die Teilnahme am Projekt Porsche-
Junior viel lernen, insbesondere durch die Verknüpfung und gegenseitige Ergänzung von
Theorie- und Fachpraxisunterricht. Der griechische Philosoph Aristoteles sagte bereits vor
langer Zeit:
„Was man lernen muss, um es zu tun, das lernt man, indem man es tut.
What we have to learn to do, we learn by doing.” 6
Durch unsere Teilnahme am Projekt PORSCHE-Junior® konnten wir an einem alten aber
dennoch wertvollen Fahrzeug arbeiten, unsere im Theorieunterricht erworbenen Kenntnisse
anwenden, viel praktische Berufserfahrung am „verrosteten Objekt“ sammeln und über
Jahrzehnte bewährte Technik kennen und verstehen lernen.
Der Vorteil solch relativ „alter“ Technik liegt unserer Meinung nach darin, dass so ein Fahrzeug
ohne viel Elektronik auskommt und somit außer der Beleuchtungsanlage fast alles rein
mechanisch gesteuert wird. Die rein mechanische Funktion vieler Bauteile wurde uns oft von
unseren Fachpraxislehrern erklärt und war für uns somit gut verständlich. Das Arbeiten an
dem Traktor erforderte jedoch auch viel handwerkliches Geschick und Können.
Dank der Zusammenarbeit der BBS 6 mit dem Porsche-Diesel-Club Hannover wurde uns
ermöglicht, viele neue Fahrzeugteile kennenzulernen, die in dieser Art nicht mehr produziert
werden. Dadurch waren wir gezwungen, mit den jeweiligen Bauteilen sehr vorsichtig
umzugehen.
Wir haben mit Unterstützung unserer Lehrer gelernt, ein umfangreiches Projekt Schritt für
Schritt umzusetzen, ein Fahrzeug diszipliniert in seine Einzelteile zu zerlegen und diese gut
organisiert einzulagern und zwar so, dass wir es auch nach der Restaurierung der Einzelteile
wieder zusammenfügen konnten.
Natürlich verläuft so ein großes Projekt nie reibungslos. Es gab im Verlauf der Restauration
Komplikationen und nicht selten waren Improvisationsarbeiten nötig. Beispiele wie der
6 http://www.zitate.de/db/ergebnisse.php?sz=2&stichwort=&kategorie=Lernen&autor
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Eigenbau von Transportvorrichtungen für das Achsgetriebe und den Motor wurden in diesem
Bericht beschrieben.
Rückblickend hat uns die Arbeit am Traktor viel Spaß gemacht, auch wenn es einige
Tätigkeiten wie z.B. Reinigungsarbeiten gab, die die nicht so spannend waren und bei denen
man nicht so viel lernen konnte – aber auch die gehören zu einer Restaurierung dazu und
mussten gemacht werden.
Leider konnte bei so einer großen Klasse nicht jeder immer in alle Arbeiten einbezogen
werden, so dass immer nur einzelne Schüler am Traktor arbeiten konnten. Wir haben uns
jedoch die Vielzahl an Arbeiten gut aufgeteilt und gelernt, dass mit vielen Absprachen ein
abwechselndes Arbeiten an einem Fahrzeug möglich ist. Man muss sich dabei immer auf die
anderen verlassen können, dass diese ihre Arbeiten sorgfältig ausführen. Dies wurde von
unseren Fachpraxislehrern überwacht und Schüler, die Schwierigkeiten hatten wurden immer
von ihnen unterstützt.
Es ist ein schönes Gefühl, das Fahrzeug zu sehen, nachdem es vollständig restauriert wurde.
Das Gefühl, etwas gemeinsam geschafft zu haben, der Gedanke daran, bei der Veränderung
des Fahrzeugs mitgemacht zu haben und den Vorher-Nachher-Effekt zu sehen werden uns
allen noch lange in Erinnerung bleiben.
Fast alle Schüler unserer Klasse hoffen nun, ihre gesammelten Erfahrungen in einer
Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker anwenden zu können
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
Die Schüler der Klasse BFM-Kfz-R um den fast fertiggestellten Porsche-Diesel-Standard
(v.l.n.r.): Lukas Eichelberg, Mehmet Yürek, Ibrahim Yildirim, Wojciech Buniewicz, Patryk Krzyzanski, Aykut Yildirim,
Marcel Malarski, Daniel Bloch Dustin Stetzkamp, David Fink, Orlando Ferreira-Bongo, Prashanth Servakumaran,
Steven Neubauer, Dennis Grabowski, Marcel Borges und Erol Tasgin
Der fertige Traktor auf dem Schulhof
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Projektbericht der Klasse BFS-Kfz-R
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Der fertige Traktor auf dem Schulhof
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