Reduziert Akupunktur das Schlaganfallrisiko nach Schädel-Hirn-Trauma?

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AKTUELLE MEDIZIN_KRITISCH GELESEN

Keimschleuder Stethoskop

Nicht nur die Hände des Arztes, auch sein Statussymbol, das Stetho-skop, ist nach einem einzigen Pa-tientenkontakt kontaminiert und kann so Erreger übertragen.

−Nach der körperlichen Untersuchung von 83 stationären Patienten der Genfer Universitätklinik wurden von vier Regi-onen der behandschuhten und bloßen dominanten Hand des jeweiligen Arztes sowie von zwei Arealen des Stethoskops Abklatschpräparate angefertigt. An ins-gesamt 489 Präparaten bestimmte man die Gesamtzahl aerober Kolonien und die kolonieformenden Einheiten von Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA).

Die mittlere Anzahl von Kolonien an den Fingerspitzen, dem � enar und Hy-pothenar, am Handrücken, an der Ste-thoskop-Membran und am Schlauch des Stethoskop betrugen 467, 37, 34, 8, 89 und 18. Der Kontaminationsgrad der Membran des Stethoskops war nach ei-ner einzigen Untersuchung mit Patien-

tenkontakt somit zwar niedriger als der im Bereich der Fingerspitzen, lag jedoch signi� kant höher als der Kontamina-tionsgrad im Bereich des � enar.

■ Y. Longtin et al.Contamination of Stethoscopes and Physicians’ Hands After a Physical Examination. Mayo Clin Proc 2014;89(3):291–299

Kommentar

Eigene Erfahrungen im Lauf vieler Jahre ärzt-licher Tätigkeit am Krankenhaus belegen, dass nur die wenigsten Kollegen ihrem Ste-thoskop eine Wischdesinfektion zukommen lassen. Während sich die Händedesinfektion weitgehend durchgesetzt hat, denkt kaum jemand daran, dass ausgerechnet das oft verwendete Symbol-Instrument des Arztes hier nicht vernachlässigt werden sollte. Viel-leicht traut man dem aus Metall und Kunst-sto� bestehenden Instrument nicht zu, dass es von Keimen besiedelt sein könnte. Die vor-liegende Studie kann hier vielleicht Überzeu-gungsarbeit leisten.

H. S. Füeßl ■ ©Fr

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Reduziert Akupunktur das Schlaganfallrisiko nach Schädel-Hirn-Trauma?

Werden Patienten nach einem Schä-del-Hirn-Trauma mit Akupunktur behandelt, treten in der Folgezeit signi� kant weniger Schlaganfälle auf, ergab eine Studie aus Taiwan.

−Die taiwanesischen Forscher führten eine retrospektive Kohorten-Studie mit über 37 000 Patienten durch, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatten. 7409 Patienten dieser Population hatten nach dem Trauma eine Akupunktur er-halten. Alle Patienten wurden etwa zwei Jahre lang nachbeobachtet, und sodann wurde die Schlaganfall-Inzidenz der Pa-tienten, die mit Akupunktur behandelt

worden waren, mit der Inzidenz in der Kontrollpopulation verglichen.

Es zeigte sich, dass in der Akupunktur-Gruppe die Inzidenz deutlich niedriger aus-� el. Sie lag bei 4,9 Schlaganfällen pro 1000 Patienten-Jahren, während diese Zahl sich in der Kontrollgruppe auf 7,5 belief. Die Autoren folgern daraus, dass Patienten, die nach einem Schädel-Hirn-Trauma mit Akupunktur behandelt werden, ein redu-ziertes Schlaganfall-Risiko haben.

■ C. C. Shih et al.Decreased risk of stroke in patients with traumatic brain injury receiving acupuncture treatment: a popu-lation-based retrospective cohort study. PLoS One 2014;9(2):e89208.doi: 10.1371/journal.pone.0089208.eCollection 2014

Kommentar

Meines Erachtens liegt die Interpretation der Resultate auf der Hand: Patienten, die Aku-punktur erhalten hatten, waren nicht in allen relevanten Faktoren vergleichbar mit dem Kon-trollkollektiv. Sie erhielten weniger Antikoagu-lanzien und waren vielleicht im Mittel weniger schwer erkrankt. Trotz meiner Skepsis möchte ich jedoch die hier berichteten Phänomene nicht völlig negieren. Sie sind interessant ge-nug, ihnen in weiteren Untersuchungen nach-zugehen – vorausgesetzt, dass die Studien gut angelegt sind und kausale Rückschlüsse zwi-schen der Therapie und dem klinischen End-punkt erlauben.

E. Ernst ■

MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (6) 27

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