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SolistenAnna Nesyba, Sopran
Ulrike Schneider, AltRolf Sostmann, TenorThomas Schütz, Bass
Kantorei St. MartinOrchester St. Martin
Caroline Klute, HarfeKMD Eckhard Manz — Leitung
PROGRAMM
SAMUEL BARBER S. 4 / 18AGNUS DEICHOR A CAPPELLA
TOSHIO HOSOKAWA S. 5 / 18DREI ENGEL LIEDERSOPRAN UND HARFE SOLO
WOLFGANG AMADEUS MOZART S. 6 / 15REQUIEM D-MOLL, KV 626CHOR, ORCHESTER UND SOLISTEN
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SAMUEL BARBER AGNUS DEI
Agnus dei
Qui tollis peccata mundi
Miserere nobis
Agnus dei
Qui tollis peccata mundi
Dona nobis pacem
Lamm Gottes,
Der Du die Sünden der
Welt getragen,
Erbarme Dich unser.
Lamm Gottes,
Der Du die Sünden der
Welt getragen,
Gib uns Frieden.
TOSHIO HOSOKAWA DREI ENGEL LIEDER
I GEBET
Ich suche allerlanden eine Stadt,
Die einen Engel vor der Pforte hat.
Ich trage seinen großen Flügel
Gebrochen schwer am Schulterblatt
Und in der Stirne seinen Stern als
Siegel.
Und wandle immer in die Nacht ...
Ich habe Liebe in die Welt gebracht
— Daß blau zu blühen jedes Herz
vermag,
Und hab ein Leben müde mich
gewacht,
In Gott gehüllt den dunklen
Atemschlag.
O Gott, schließ um mich deinen
Mantel fest …
(Else Lasker-Schüler)
II GRUSS VOM ANGELUS
In meinem Herzen steht die Stadt
In die mich Gott geschickt.
Der Engel, der dies Siegel hat
Wird nicht von ihr berückt.
Mein Flügel ist zum Schwung bereit
Ich kehrte gern zurück.
Denn blieb ich auch lebendige Zeit
Ich hätte wenig Glück.
Mein Auge ist ganz schwarz und voll
Mein Blick wird niemals leer.
Ich weiß, was ich verkünden soll
Und weiß noch vieles mehr.
(Gershom Scholem)
III WELTFLUCHT
Ich will in das Grenzenlose
Zu mir zurück,
Schon blüht die Herbstzeitlose
Meiner Seele,
Vielleicht ists schon zu spät zurück.
O, ich sterbe unter euch!
Da ihr mich erstickt mit euch.
Fäden möchte ich um mich ziehen
Wirrwarr elend!
Beirrend, Euch verwirrend,
Zu entfliehn Meinwärts.
(Else Lasker-Schüler)
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2 Tuba mirum
Tuba mirum spargens sonum
Per sepulcra regionum
Coget omnes ante thronum.
Mors stupebit et natura,
Cum resurget creatura,
Judicanti responsura.
Liber scriptus proferetur,
In quo totum continetur,
Unde mundus judicetur.
Judex ergo cum sedebit,
Quidquid latet, apparebit:
Nil inultum remanebit.
Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus,
Cum vix justus sit securus?
3 Rex tremendae
Rex tremendae majestatis,
Qui salvandos salvas gratis,
Salva me, fons pietatis.
4 Recordare
Recordare, Jesu pie,
Quod sum causa tuae viae:
Ne me perdas illa die.
Quaerens me, sedisti lassus,
Redemisti Crucem passus:
Die Posaune wird –– mit wunder-
barem Ton die Gräber überall
durchdringend ––, alle vor dem
Thron zusammenrufen. Der Tod
und die Natur werden erstarren,
wenn die Geschöpfe auferstehen,
um sich vor dem Richter zu verant-
worten.
Ein geschriebenes Buch wird her-
beigetragen werden, in welchem
alles enthalten ist, wonach die Welt
gerichtet werden soll.
Wenn also der Richter sich setzen
wird, wird sichtbar werden, was
auch immer verborgen ist: nichts
wird unvergolten bleiben.
Was soll ich Elender dann sagen?
Wen soll ich als Fürsprecher bitten,
wenn der Gerechte kaum sicher
sein wird?
König von erschreckender Erha-
benheit, der du den zur Rettung
Bestimmten die Gnade des Heils
gibst, rette mich, Quelle der Gnade.
Erinnere dich, gütiger Jesus,
daß ich die Ursache deines
Leidens weges bin, daß du mich
nicht vernichtest an jenem Tage.
I. INTROITUSRequiem
Requiem aeternam dona eis,
Domine: et lux per petua luceat eis.
Te decet hymnus, Deus, in Sion,
et tibi reddetur votum in Jerusalem.
Exaudi orationem meam,
ad te omnis caro veniet.
Requiem aeternam dona eis,
Domine: et lux perpetua luceat eis.
II. KYRIEKyrie, eleison,
Christe, eleison.
Kyrie, eleison.
III. SEQUENZ1 Dies irae
Dies irae, dies illa
Solvet saeclum in favilla:
Teste David cum Sibylla.
Quantus tremor est futurus,
Quando judex est venturus,
Cuncta stricte discussurus!
Ewige Ruhe schenke ihnen, Herr:
und das ewige Licht leuchte ihnen.
Dir, Gott, gebührt das Loblied in
Zion, und dir wird das Gelübde
abgelegt in Jerusalem.
Erhöre mein Gebet, zu dir wird
alles Fleisch kommen.
Ewige Ruhe schenke ihnen, Herr:
und das ewige Licht leuchte ihnen.
Herr, erbarme dich,
Christe, erbarme dich.
Herr, erbarme dich.
Der Tag des Zorns, jener Tag wird
die Welt in Asche auflösen: wie
David und die Sibylle bezeugen.
Was für ein Zittern wird sein, wenn
der Richter kommen wird, um alles
genau zu untersuchen!
WOLFGANG AMADEUS MOZART
REQUIEM D-MOLL
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6 Lacrimosa
Lacrimosa dies illa,
Qua resurget ex favilla
Judicandus homo reus.
Huic ergo parce, Deus:
Pie Jesu Domine,
Dona eis requiem. Amen.
IV. OFFERTORIUM1 Domine Jesu
Domine Jesu Christe, Rex gloriae,
libera animas omnium fidelium
defunctorum de poenis inferni
et de profundo lacu.
Libera eas de ore leonis,
ne absorbeat eas tartarus,
ne cadant in obscurum.
Sed signifer sanctus Michael
repraesentet eas in lucem sanctam,
quam olim Abrahae promisisti
et semini ejus.
2 Hostias
Hostias et preces tibi, Domine,
laudis offerimus. Tu suscipe pro
animabus illis, quarum hodie me-
moriam facimus: fac eas, Domine,
de morte transire ad vitam,
quam olim Abrahae promisisti et
semini ejus.
Tränenreich wird jener Tag sein,
an dem der Mensch angeklagt zum
Gericht aus der Asche auferstehen
wird.
Diesen verschone doch, Gott:
Gütiger Herr Jesus,
schenke ihnen Ruhe. Amen.
Herr Jesus Christus, König der
Ehre, befreie die Seelen aller
verstorbenen Gläubigen von den
Strafen der Hölle und aus der tiefen
See. Befreie sie aus dem Rachen
des Löwen, daß die Hölle sie nicht
verschlinge und sie nicht in die
Finsternis fallen.
Sondern der heilige Bannerträger
Michael führe sie in das heilige
Licht, wie du es einst Abraham
verheißen hast und seiner Nach-
kommenschaft.
Opfer und Lobgebet bringen wir vor
dich, Herr. Nimm du sie an für jene
Seelen, derer wir heute gedenken:
Laß sie, Herr, aus dem Tode hin-
übergehen in das Leben, wie du es
einst Abraham verheißen hast und
seiner Nachkommenschaft.
Tantus labor non sit cassus.
Juste judex ultionis,
Donum fac remissionis
Ante diem rationis.
Ingemisco, tamquam reus,
Culpa rubet vultus meus:
Supplicanti parce, Deus.
Qui Mariam absolvisti,
Et latronem exaudisti,
Mihi quoque spem dedisti.
Preces meae non sunt dignae,
Sed tu bonus fac benigne,
Ne perenni cremer igne.
Inter oves locum praesta,
Et ab haedis me sequestra,
Statuens in parte dextra.
5 Confutatis
Confutatis maledictis,
Flammis acribus addictis,
Voca me cum benedictis.
Oro supplex et acclinis,
Cor contritum quasi cinis:
Gere curam mei finis.
Auf der Suche nach mir setztest du
dich müde nieder, du hast mich er-
löst, weil du am Kreuz gelitten hast:
so große Pein darf nicht vergeb-
lich sein. Richter, der du gerecht
vergiltst, gib mir das Geschenk
der Vergebung vor dem Tag der
Rechenschaft. Ich seufze auf wie
ein Angeklagter, die Schuld errötet
mein Gesicht: Verschone, Gott,
den, der dich anfleht.
Der du Maria freigesprochen
und den Schächer erhört hast,
du hast auch mir Hoffnung gegeben.
Meine Bitten sind nicht würdig, aber
du, Gütiger, laß Gnade walten, daß
ich nicht im ewigen Feuer verbrenne.
Gewähre mir einen Platz bei den
Schafen, sondere mich ab von
den Böcken indem du mich auf die
rechte Seite stellst.
Wenn die Verdammten überführt
und den peinigenden Flammen
übergeben sind, dann rufe mich mit
den Gesegneten.
Ich bitte flehentlich und demütig
–– mein Herz ist zerknirscht gleich
wie Asche: Trage du die Sorge um
mein Ende.
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VITENANNA
NESYBASOPRAN
Die Sopranistin Anna Nesyba
studierte an der Hochschule für
Musik Würzburg neben Gesang
auch Schulmusik, Vio line und
Barock violine. Im Sommer 2011
hatte sie ihr Debut als Fiordiligi in
Mozarts „Cosi fan tutte“ und stand
2012 bei der Zomeropera Alden
Biesen in Belgien als Valencienne
in Lehars „Lustiger Witwe“ auf der
Bühne.
Als Ensemblemitglied im Rahmen
des Opernstudios sang Anna
Nesyba in den Spielzeiten 13 / 14
und 14 / 15 am Staats theater
Kassel. Im Frühjahr 2017 hat sie
in Hannover mit dem En semble
Alta Rita und namhaften Solisten
an einer konzertanten Produk tion
von Agostino Steffanis Oper
„Orlando generoso“ mitgewirkt.
Ein besonderer Schwerpunkt ist
für Anna Nesyba die Historische
Auf führungspraxis Alter Musik;
so war sie regelmäßiger Gast bei
renommierten Festivals wie dem
Kissinger Sommer, den Händel-
festspielen Göttingen und Halle
oder dem Mozartfest Würzburg.
Seit dem Sommersemester 2014
unter richtet sie als festangestellte
Dozentin für Gesang am Institut für
Musik der Universität Kassel.
Anna Nesyba ist 1. Preisträgerin
des Armin-Knab-Wettbewerbs
2010 für Gesang, 2. Preisträgerin
des Joseph-Suder-Wettbewerbs
2010 und des Wettbewerbs der
Musikalischen Akademie Würz-
burg 2011, 3. Preis trägerin des
internationalen Lions-Gesangswett-
bewerbs und ist Stipendiatin des
Richard-Wagner-Verbands und des
Deutschen Bühnenvereins.
V. SANCTUSSanctus, Sanctus, Sanctus
Dominus, Deus Sabaoth!
Pleni sunt caeli et terra gloria tua.
Osanna in excelsis.
VI. BENEDICTUSBenedictus, qui venit
in nomine Domini.
Osanna in excelsis.
VII. AGNUS DEIAgnus Dei, qui tollis peccata mundi:
dona eis requiem.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi:
dona eis requiem.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi:
dona eis requiem sempiternam.
VIII. COMMUNIO Lux aeterna
Lux aeterna luceat eis, Domine:
cum Sanctis tuis in aeternum,
quia pius es.
Requiem aeternam dona eis,
Domine, et lux perpetua luceat eis:
cum Sanctis tuis in aeternum,
quia pius es.
Heilig, heilig, heilig
ist der Herr Gott Zebaoth!
Voll sind Himmel und Erde seiner
Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe.
Gelobt sei der, der da kommt
im Namen des Herrn.
Hosanna in der Höhe.
Lamm Gottes, das du trägst die
Sünde der Welt:
schenke ihnen Ruhe.
Lamm Gottes, das du trägst die
Sünde der Welt: schenke ihnen
immerwährende Ruhe.
Das ewige Licht leuchte ihnen,
Herr: mit deinen Heiligen in Ewig-
keit, denn du bist gnädig.
Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und
das immerwährende Licht leuchte
ihnen: mit deinen Heiligen in Ewig-
keit, denn du bist gnädig.
11
von Bach, Händel, Haydn oder
Beethoven, des Weiteren Lieder
von Schubert, Schumann, Brahms,
Strauß und Wolf. Seit 1999 ist
er regelmäßig als Gast an ver-
schiedenen Häusern wie Zürich,
Münchner Staatsoper, Monte Carlo,
Dortmund, Toulouse, etc. zu er-
leben. Zahlreiche Konzertreisen
führten Rolf Sostmann u. a. nach
Frankreich, Ungarn, Polen, Estland,
Russland und nach Israel. Mehrere
Rundfunk und CD-Aufnahmen
runden die künstler ische Arbeit ab.
THOMAS SCHÜTZ
BASS Der junge deutsche Bariton
Thomas Schütz ist als Opern-,
Konzert-, und Liedsänger in
Deutschland, Spanien, Frankreich,
Belgien, Österreich, England und
der Schweiz zu Gast. In der Saison
2014 / 2015 war er u.a. im Bijloke
in Gent, im Minard Gent, im Flagey
Brüssel, mit Lunchtime Konzerten
an den Opernhäusern Gent und
Antwerpen sowie als Moritz in
Bernoit Merniers Oper Frühlings-
erwachen zu erleben. 2013 bis
2015 war der Sänger Ensemblemit-
glied im Opernstudio der Interna-
tional Opera Academy in Gent und
ist seitdem regelmäßig Gast
an den großen Bühnen Europas.
Der Sänger wurde in London mit
dem Paul-Hamburger-Preis in
Graham Johnson‘s Schumann-
Konzertreihe ausgezeichnet. Er
war Finalist des Internatio nalen
Lions Gesangswettbewerbs,
wurde in London in die Young
Songmakers´Almanac aufge-
nommen und war darüber hinaus
Stipendiat von Yehudi Menuhins
LiveMusicNow. An der Guildhall
School of Music and Drama London
hatte er zwischen 2012 und 2014
im Rahmen eines Fellow ship einen
Lehrauftrag inne. Im Jahr 2017
gründete er NIGHTINGALE natur
I kultur – eine Konzertreihe, die im
Chiemgau beheimatet ist und die
Verbindung von Natur und Musik
unterstreicht.
ULRIKE SCHNEIDER
ALTUlrike Schneider studierte in Basel
und Berlin und nahm an zahl-
reichen Meisterkursen teil. Nach
zwei Jahren im Opernstudio an
der Bayerischen Staatsoper ging
sie 1996 nach Luzern. 1999 debü-
tierte sie an der Hambur gischen
Staatsoper. Von 2000 bis 2005 war
Ulrike Schneider in Halle / Saale
enga giert. In Kassel sang
sie Hänsel in Hänsel und Gretel,
Roberto in Scarlattis Griselda,
Aristea in Vivaldis L’Olimpiade und
Venus in Wagners Tannhäuser.
In der letzten Spielzeit brillierte sie
in den Titelpartien Dalila in Samson
et Dalila von Saint-Saëns sowie
Judith in Bártoks Herzog Blaubarts
Burg. Grandios gestaltete sie die
Rolle der Amme in Richard Strauss’
Die Frau ohne Schatten. Ulrike
Schneider ist neben ihrer Bühnen-tätigkeit auch regelmäßig auf den
Konzertpodien zu erleben.
Für ihre herausragenden Leis-
tungen erhielt Ulrike Schneider den
Volks bühnenpreis 2014:
HNA-Leser und Kulturpunkt-Mit-
glieder wählten sie zur beliebtesten
Sängerin der Spielzeit.
2016 / 17 stellte sich die gefeierte
Mezzo sopranistin ihrem Kasseler
Publikum als Klytämnestra in
Richard Straussʼ Elektra und als
Federica di Ostheim in Verdis
Luisa Miller vor. Für diese Leis-
tungen wurde sie mit dem Kasseler
Irma-Jansa-Gesangspreis aus-
gezeichnet.
ROLF SOSTMANN
TENOR Rolf Sostmann war Mitglied
mehrerer Profichöre wie der Rhei-
nischen Kanto rei, dem Arnold
Schoenberg Chor oder dem
Stuttgarter Kammerchor. Seine
solistischen Tätigkeiten umfas-
sen die großen geistlichen Werke
12 13
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CAROLINE KLUTEHARFE
Caroline Klute wurde in Amersfoort/
Niederlanden geboren und bekam
den ersten Harfenunterricht von
Frau H. Landa-Slegt.
Es erfolgte ein Studium am
“Utrechts Conservatorium” bei Frau
E. Boedijn-Heyens (Orchester) und
Frau Erika Waardenburg.
Während ihrer Studienzeit war sie
als Solo-Harfenistin am “Noord
Hollands Philharmonisch Orkest”
in Haarlem (Niederlande) tätig.
Seit 1984 ist Caroline Klute
Solo-Harfenistin des Staats-
theaters Kassel. Neben Kammer-
musikalischen Kon zerten gastiert
sie regelmäßig als Harfenistin
an verschiedenen Opernhäusern
und Rundfunkorchestern.
MOZARTS REQUIEM
Auf der Liste legendenumwobener Meisterwerke der Musik verdient
Mozarts Requiem ohne Zweifel einen Spitzenplatz. Kaum je waren die
Umstände der Entstehung einer Komposition so sehr dazu geeignet,
zum Gegenstand von Mythenbildung, biographischer Spekulation und
poetisch nachschaffender Phantasie zu werden. Die Mozart-Rezeption hat
sich denn auch mit üppig wuchernder Legendenbildung nicht zurückge-
halten. Bald nach dem Tod des Komponisten begannen Gerüchte und
Anekdoten zu kursieren, die schließlich, zu einem faszinierenden Gespinst
aus histo rischer Wahrheit und frei erfundenen Märchen verwoben, ihren
Weg bis in die Kinosäle fanden. Bedeutenden Anteil an der Mythenbildung
hatte übrigens die Witwe des Komponisten, Konstanze Mozart. Auf ihren
Bericht geht die Überlieferung zurück, wonach das Requiem durch einen
ano nymen Boten bestellt worden sei, der „wie ein Geist“ erschienen sei,
um die Fertigstellung des Werks anzumahnen.
ÜBER DIE
STÜCKE
14
1716
Wer sich heute mit Mozarts letztem großem kirchenmusikalischem
Opus befasst, hat es schwer, bei alledem nur das Werk auf sich wirken zu
lassen. Übermächtig erscheint die Strahlkraft der Erzählungen, die sich
darum ranken. Dabei ist es gar nicht nötig, diesen Kon-text zum Noten-text
auszublenden: Das Requiem ist ein besonderes Beispiel für das Faktum,
dass Musik von vielen nicht als ‚absolute Kunst‘ aufgenommen wird,
sondern dass es oft ‚äußere‘ Zusammenhänge sind, die für uns Fas zi-
nation und Attraktivität eines musikalischen Kunstwerks ausmachen.
Es muss nur deutlich werden, dass das Werk selbst nicht nur aufgrund der
Entstehungsumstände zum klassischen Kernrepertoire geworden ist,
sondern vor allem deshalb, weil es großartige Musik ist, und weil es faszi-
nierende Fragen und Antworten zum Sinn des Lebens und zur Bedeutung
des Todes in einem über zweitausend Jahre währenden Glaubenszu-
sammenhang bereit hält.
Das Requiem oder die Missa pro defunctis (Totenmesse) gehört zu
den ältesten Elementen der Liturgie; sein Ort im Kirchenjahr ist der
2. November, also der Feiertag Allerseelen, an dem der Verstorbenen
überhaupt gedacht wird.
Anders als man meinen könnte, verleiht das Requiem als religiöse Zere-
monie nicht in erster Linie der Trauer der Hinterbliebenen um die Toten
Ausdruck. Die Botschaft der Totenmesse gilt vielmehr der Überwindung
des Todes durch den Glauben. Der Titel Requiem verdankt sich der
ersten Textzeile: Requiem aeternam dona eis, Domine –– „Die ewige Ruhe
gib ihnen [den Verstorbenen], o Herr.“ Am Ende der Communio, mit der
Mozarts Requiem der Tradition entsprechend schließt, kehrt diese Bitte
um ewigen Seelenfrieden wieder, wie schon zu Beginn verbunden mit
der Aussicht auf ein Leben nach dem Tod im ewigen Licht Gottes: Et lux
perpetua luceat eis –– „Und das ewige Licht leuchte ihnen.“ Das Requiem
beginnt und schließt also mit positiven Visionen vom Leben nach dem
Tod. Dazwischen freilich berücksichtigt der Text den Tod durchaus auch in
seinen düsteren Aspekten.
Mozart und Süßmayr übernahmen für ihr Requiem den Text der
Toten messe in der Form, die zu ihrer Zeit im Wiener Raum üblicherweise
praktiziert wurde.
Es ergibt sich ein im Prinzip übersichtlicher fünfteiliger Aufbau:
Introitus + Kyrie / Sequenz / Offertorium / Sanctus + Benedictus sowie
Agnus Dei + Communio.
Zusammengefasst ergibt sich folgende inhaltliche Ausrichtung der
einzelnen Teile:
Introitus + Kyrie: Bitte um ewige Ruhe für die Toten und die Bitte an
Gott/Vater und Gott/Sohn um Erbarmen. Die Sequenz schildert das
Jüngste Gericht, das Offertorium formuliert in den verschiedenen
Abschnitten immer wieder die Bitte darum, die Toten ins ewige Licht zu
führen. Sanctus + Benedictus sind Gesänge zum Lobpreis der Herrlichkeit
Gottes; das Agnuse Dei und die Communio bitten um Vergebung der
Sünden und ewige Ruhe für die Toten.
Der Aufbau des Mozart’schen Requiems hat also eine inhaltlich logische
Form: Den Rahmen bildet die Bitte der Gäubigen um den ewigen Seelen-
frieden für die Verstorbenen. Dazwischen steht die Schilderung des
Jüngsten Tags mit all seinen Schrecken, die Hoffnung auf den Eingang
ins Paradies sowie der Preis der göttlichen Herrlichkeit. (aus: Kilian Sprau
Gebet um ewige Seelenruhe)
18
BARBERS AGNUS DEI
Samuel Barber veränderte bei seiner Bearbeitung des Agnus Dei die
Noten seines berühmten Adagios für Streicher kaum, aber der Text des
Agnus Dei gab dem Werk eine neue Dimension. Zu tiefer Trauer, Liebe
und Leidenschaft der Urfassung kam eine spirituelle Dimension, die
die Musik in deutlich erweiterten Horizont stellt und das Stück geradezu
befreit. Die Musik mit dem Text erscheint uns heute so, als hätte es immer
genau so sein sollen. Mit der Bitte um Erbarmen, mit der Bitte um Frieden
erhält die Musik eine Eindringlichkeit, die die Klangwelt Samuel Barbers
über die klanglichen Höhepunkte hinaus zu einem transzendenten Kunst-
werk erhebt. (Eckhard Manz)
HOSOKAWAS DREI ENGEL LIEDER
Engel sind unsichtbare Wesen einer Zwischenwelt. Sie sind Boten, die
uns einen flüchtigen Blick in diese andere Welt geben. Seit einigen Jahren
interessiere ich mich zunehmend für Schamanismus. Ich komponierte
Musik, in der der Musiker die Rolle eines Schamanen übernimmt und uns
diese Zwischenwelt durch die Musik näher bringt. In den Drei Engel-Lieder
ist der Sopran gleichzeitig Engel und Schamane (miko). Die vertonten
Texte stammen von der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler
und dem jüdischen Philosophen und Religionskritiker Gershom Scholem.
(Toshio Hosokawa)
VORAN- KÜNDIGUNG OKT. — DEZ.
2018
Auf unserer Webseite können Sie
sich für den NEWSLETTER an
St. Martin eintragen. Sie erhalten
damit regelmäßig Infos zu allen
Konzerten, den Veranstaltungen
der Kulturplattform und den Orgel-
führungen an St. Martin.
Weitere Informationen unter
www.musik-martinskirche.de
19
Die KinderKantorei probt für die Konzerte mit
Bachs Weihnachtsoratorium immer dienstags
von 17 — 18 Uhr. Kinder zwischen 9 und 15
Jahren sind herzlich willkommen. Anmeldung
und weitere Informa tionen im Musikbüro St.
Martin.
Johann Sebastian Bachs Kantate actus
tragicus, BWV 106, gehört zu den bekann-
testen Kantaten des Komponisten überhaupt.
Die Musik ist durch ihre ungewöhnliche
Orchester besetzung mit zwei Gamben und
zwei Blockflöten außergewöhnlich schwe-
bend. Gleichzeitig deutet die Musik, gleich
einer Predigt, die Texte intensiv aus. Die
biblischen Texte um das Ende des Lebens
und die Liedtexte Martin Luthers vermitteln
Hoffnung und Trost im Bewusstsein eigener
Endlichkeit.
Solisten, Kantorei und Orchester St. Martin,
KMD Eckhard Manz
Der Dresdner Komponist und Zeitgenosse
Bachs, Jan Dismas Zelenka, vertont den
Lobgesang der Maria, das Magnificat, mit
allen festlichen Mitteln der Zeit. Solisten im
Wechsel mit der Kantorei, Pauken und Trom-
peten, ariose Abschnitte und festliche Chöre
wechseln sich ab. In dem 1725 komponierten
Werk nutzt Zelenka, der immer „ad majorem
AB 30.10. DIENSTAGS
VON 17 — 18 UHR KINDERKANTOREI
25.11. UM 10 UHR
MUSIK IM GOTTESDIENST
ZUM TOTEN-SONNTAG
02.12. UM 10 UHR
MUSIK IM GOTTESDIENST
ZUM ERSTEN ADVENT
Dei gloriam“ komponierte, die Farbigkeit der
Instrumente und der verschiedenen Stimmen
zur plastischen Darstellung des Textinhaltes.
Eine festliche Eröffnung der Adventszeit!
Solisten, Kleine Kantorei und Orchester
St. Martin, KMD Eckhard Manz
Vom 2. bis 23. Dezember laden wir Sie
täglich zur Orgelmusik zum Weihnachts markt
ein. Von 18 — 18.30 Uhr spielen verschiedene
Orga nisten klassische Musik der Advents-
und Weihnachtszeit. In der mit Kerzen
er leuchteten Martinskirche hören Sie die
faszinierenden Klänge der neuen Orgel
— ein Ruhepunkt im Trubel der Adventszeit.
Eintritt frei.
Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium
für Kinder
Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium
Kantaten I — III
02.12. — 23.12. TÄGLICH VON
18 — 18.30 UHRORGELMUSIK
ZUM WEIH-NACHTSMARKT
15.12. VON 17 — 18 UHR
WEIHNACHTS-ORATORIUM FÜR
KINDER
16.12. UM 16 & 19 UHR
WEIHNACHTS-ORATORIUM
2120
Eckhard Manz spielt von Olivier Messiaen
den Orgelzyklus zu Weihnachten La Nativité
du Seigneur. Die wichtigste Musik zu Weih-
nachten, neben dem Weihnachtsoratorium
von Johann Sebastian Bach, schließt die
Festtage ab und wir laden zum diesem Orgel-
konzert bei Kerzenschein sehr herzlich ein.
Eintritt frei, Spende erbeten
Am 31.12. werden im traditionellen Silvester-
konzert um 19 Uhr zwei Spät werke der
Wiener Klassik aufgeführt: Mozarts
Klarinetten konzert und Schuberts Es-Dur
Messe. Das Silvesterkonzert in der Martins-
kirche ist für viele Menschen der traditionelle
Jahresschluss mit festlicher geistlicher Musik
geworden.
Solisten, Kantorei und Orchester St. Martin,
KMD Eckhard Manz
26.12. UM 18 UHR
LA NATIVITÉ DU SEIGNEUR
31.12. UM 19 UHR
SILVESTER-KONZERT
Musik an St. Martin
Martinsplatz 5a
Musikbüro
34117 Kassel
Manuela Pöltl
0561 920 00 919
info@musik-martinskirche.de
www.musik-martinskirche.de
Gestaltung: brittakawa
UND KONTAKT
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